Liste von Bildhauerinnen

Diese Liste v​on Bildhauerinnen enthält Bildhauerinnen verschiedener Epochen u​nd Länder.

In Deutschland öffneten s​ich Kunstakademien, i​m Gegensatz z​u Kunstgewerbeschulen o​der privaten Kunstschulen, e​rst 1919 für Frauen – Bildhauerinnen hatten l​ange Zeit n​ur in Ausnahmefällen Zugang z​u Akademien, eigenen Ateliers, Ausstellungen o​der Preisausschreibungen w​ie etwa d​em Rom-Preis („Prix d​e Rome“).[1][2] So durften e​twa unverheiratete Frauen keinen männlichen Akt studieren,[3] d​ie Bildhauerei g​alt außerdem a​ls körperlich anstrengende, männliche Arbeit. „Bezeichnend hierfür i​st der antike Mythos v​on Pygmalion, d​er sich i​n eine selbst geschaffene Skulptur verliebt: Die weibliche Plastik erwacht v​or seinen Augen z​um Leben u​nd ist bereit, Pygmalions Wünsche z​u erfüllen. Die Rollenverteilung i​st eindeutig: Der Schöpfer i​st männlich, weiblich s​eine Inspirationsquelle.“[4] Obwohl s​eit der Renaissance u​nd besonders a​b Mitte d​es 18. Jahrhunderts zahlreiche Bildhauerinnen existierten, finden i​hre Namen, darunter Käthe Kollwitz u​nd Camille Claudel a​ls die w​ohl bekanntesten, e​rst allmählich s​eit den 1980er Jahre Eingang i​n den Kanon d​er Kunstgeschichte.[5]

Marjan Sterckx[6] schreibt 2019 i​n dem Sammelband Bildhauerinnen i​n Deutschland:

„Bildhauerinnen h​aben genauso w​ie Männer i​n allen möglichen Materialien gearbeitet, m​it einer anfänglichen Bevorzugung v​on Wachs. Dass s​ie auch selbst i​n Stein meißelten, w​urde lange Zeit m​it Verwunderung u​nd Unglauben betrachtet. Ihre Autorschaft w​urde daher ebenfalls öfters diskutiert, während i​hre Arbeitsweise n​icht von d​er ihrer männlichen Kollegen abwich. Alle ikonografischen Genres wurden v​on Bildhauerinnen bedient, d​as Porträt w​ohl am meisten, u​nd sie wurden o​ft für Grabskulpturen angefragt. Obwohl i​hnen das Aktstudium l​ange Zeit verweigert wurde, schufen Bildhauerinnen s​chon früh Aktfiguren. Sie h​aben auch öffentliche Denkmäler geschaffen s​owie Statuetten, e​ine lukrative Mode d​er Belle Époque. Selten b​ekam ihr Werk e​ine genderneutrale Beurteilung. Viel Forschung z​u Bildhauerinnen i​st noch notwendig, u​m ihre Werke bekannt z​u machen u​nd ihren Wert abschätzen z​u können.“[7]

Liste

Hélène Bertaux (1825–1909) (Fotograf: Étienne Carjat, BNF Gallica, 1864)

A

  • Rosalie Asimon (* um 1800), Deutschland

B

C

  • Hanna Cauer (1902–1989), Deutschland
  • Julie Marguerite Charpentier (1770–1845), Frankreich
  • Maria Helena Chartuni (* 1942), Brasilien
  • Anna Chromy (1940–2021), Tschechische Republik
  • Lygia Clark (1920–1988), Brasilien
  • Camille Claudel (1864–1943), Frankreich
  • Marie-Anne Collot (1748–1821), Frankreich
  • Laure Coutan-Montorgeuil, geb. Martin (1855–1915), Frankreich

D

E

  • Sonia Ebling (1918–2006), Brasilien
  • Franziska (Fanny) Elser (1819–1881), Deutschland

F

G

H

I

  • Jeanne Itasse (1829–1893), Frankreich

J

  • Frederika Jeltsema (1879–1971), Niederlande

K

L

  • Silvie Lampe von Benningsen (1892–1984), Deutschland
  • Marie-Louise Lefèvre-Deumier (1812–1877), Frankreich
  • Nanette Lehmann (1920–1999), Deutschland
  • Felícia Leirner (1904–1996), Brasilien
  • Bertina Lopes (1924–2012), Mosambik/Italien
  • Elena Luksch-Makowsky (1878–1967), Russland
  • Hildegard Lutze-Froese (1937–1992), Deutschland

M

N

O

P

Q

  • Thérèse Quinquaud-Cailleux (1859–1928), Frankreich
  • Helene Quitmann, Deutschland

R

S

T

  • Mary Thornycroft-Francis (1809–1895), England
  • Catherine Toberentz (Lebensdaten unbek.), England
  • Amelia Toledo (1926–2017), Brasilien
  • Marie Tussaud (1761–1850), Frankreich/England

V

W

Siehe auch

PortalFrauen: Listen von Frauen in einzelnen Bereichen – Übersicht

Literatur

  • Magdalena Bushart: „Der Formsinn des Weibes. Bildhauerinnen in den zwanziger und dreißiger Jahren“. In: Carola Muysers (Hrsg.): Profession ohne Tradition: 125 Jahre Verein der Berliner Künstlerinnen. Berlin 1992, S. 135–150 (online).
  • Whitney Chadwick: Frauen, Kunst und Gesellschaft. Berlin/München: Dt. Kunstverlag, 2013, ISBN 978-3-422-07180-3.
  • Anja Cherdron-Modig: "Prometheus war nicht ihr Ahne". Berliner Bildhauerinnen der Weimarer Republik. (Diss. Universität Oldenburg) Marburg: Jonas-Verl., 2001.
  • Marc Gundel, Arie Hartog, Frank Schmidt (Hrsg.): Bildhauerinnen in Deutschland. Wienand, Köln 2019, ISBN 978-3-86832-520-1. (deutsch mit englischer Übersetzung). Darin die Aufsätze:
    • Marjan Sterckx: „Sisyphus‘ Töchter. Bildhauerinnen in Westeuropa von ca. 1750–1920“, S. 154–161.
    • Arie Hartog: „Leere Sockel: Eine vorläufige Geschichte der Bildhauerinnen in Deutschland“, S. 168–176.
    • Yvette Deseyve: „,Mit den Herren zusammen kann ich leider nicht arbeiten, aus tausend Gründen‘. Zur Ausbildungssituation von Bildhauerinnen in Berlin, München und Paris“, S. 184–189.
    • Anja Cherdron-Modig: „Nicht in Stein gemeißelt. Geschlechterkonstruktionen in der Rezeption der Arbeiten von Bildhauerinnen der 1920er-Jahre am Beispiel von Ilse Fehling“, S. 196–201.
    • Geneviève Debien: „Förderung im Femininum. Fallbeispiele zur Unterstützung von Marg Moll und anderen Bildhauerinnen“, S. 206–214.
    • Marc Gundel: „Gleichberechtigt, gleichrangig – gleichbedeutend? Bildhauerinnen nach 1945“, S. 222–228.
    • Rita E. Täuber: „Aufbruch in den Raum. Konflikte – Strategien – Erfolge“, S. 234–242.
  • Christina Haberlik und Ira D. Mazzoni unter Mitarb. von Ulrike Braun: Künstlerinnen: Malerinnen, Bildhauerinnen und Photographinnen. 4., überarb. Aufl., Hildesheim : Gerstenberg Verlag, 2008, ISBN 978-3-8369-2532-7.
  • Anne-Kathrin Herber: Frauen an deutschen Kunstakademien im 20. Jahrhundert: Ausbildungsmöglichkeiten für Künstlerinnen ab 1919 unter besonderer Berücksichtigung der süddeutschen Kunstakademien. (Diss. Universität Heidelberg) Heidelberg, 2010 (online).
  • Brigitte Hüfler: Zwölf Bildhauerinnen des 19. Jahrhunderts - ein Nachtrag zur Berliner Bildhauerschule. Berlin, 1989.
  • Künstlerwerkstatt im Bahnhof Westend Berlin: 6 Bildhauerinnen: Ana, Christl Falbeson, Gabriele Fulterer, Anne Hille, Konstanze Prieß, Beate Maria Wörz (Ausstellungskatalog). Berlin: Eppler & Buntdruck, 1999.
  • Anne Rivières (Hrsg.): Dictionnaire des sculptrices en France, Mare et Martin Arts, 2018, ISBN 979-10-92054-57-6. (Das Lexikon umfasst 3500 frz. Bildhauerinnen zw. 1550 und 2000.)
  • Eva Scheid: Drei Bildhauerinnen: Emy Roeder - Louise Stomps - Wanda Pratschke; 5.11.2000 – 11.2.2001 / Stadtmuseum Hofheim am Taunus (Ausstellungskatalog), Hofheim am Taunus: Stadtmuseum, 2000, ISBN 3-933735-20-3.
  • Julia Wallner, Günther Ladwig: Die erste Generation. Bildhauerinnen der Berliner Moderne. Berlin: Georg Kolbe Museum, 2018, ISBN 978-3-9819776-0-8.
  • Angela Ziesche: Das Schwere und das Leichte. Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts. Skulpturen, Objekte, Installationen. Köln: DuMont, 1995, ISBN 3-7701-3383-8.

Dokumentarfilme

  • Bildhauerinnen – Schöpferinnen von Kunst in Stein. Dokumentation Frankreich 2017, arte, Regie: Emilie Valentin

Einzelnachweise

  1. Als erste Frau in Europa gewann die Amsterdamer Bildhauerin Julie Mijnssen (1873–1936) den Rom-Preis im Jahr 1899, mit einer Allegorie des Frühlings als Halbakt. So Marjan Sterckx: Sisyphus’ Töchter: Bildhauerinnen in Westeuropa von ca. 1750–1920. In: Marc Gundel, Arie Hartog, Frank Schmidt (Hrsg.): Bildhauerinnen in Deutschland. Wienand, Köln 2019, S. 154–161, hier S. 159.
  2. Arie Hartog: Leere Sockel: vorläufige Geschichte der Bildhauerinnen in Deutschland. In: Marc Gundel, Arie Hartog, Frank Schmidt (Hrsg.): Bildhauerinnen in Deutschland. Wienand, Köln 2019, S. 168–176.
    Yvette Deseyve: „Mit den Herren zusammen kann ich leider nicht arbeiten, aus tausend Gründen“: Zur Ausbildungssituation von Bildhauerinnen in Berlin, München und Paris. In: Marc Gundel, Arie Hartog, Frank Schmidt (Hrsg.): Bildhauerinnen in Deutschland. Wienand, Köln 2019, S. 184–189.
  3. An der Royal Academy wurden Frauen 1893 zum Aktstudium zugelassen, wobei die Lenden des Models verdeckt blieben, an der Pariser École des Beaux-Arts erst 1900. So Marjan Sterckx: Sisyphus’ Töchter: Bildhauerinnen in Westeuropa von ca. 1750–1920. In: Marc Gundel, Arie Hartog, Frank Schmidt (Hrsg.): Bildhauerinnen in Deutschland. Wienand, Köln 2019, S. 154–161, hier S. 159.
  4. Programm-Beschreibung ARD für die Doku Bildhauerinnen - Schöpferinnen von Kunst in Stein Dokumentation Frankreich 2017 | arte, Stand: 2020 (Link zur Programm-Beschreibung).
  5. Marjan Sterckx: Sisyphus’ Töchter: Bildhauerinnen in Westeuropa von ca. 1750–1920. In: Marc Gundel, Arie Hartog, Frank Schmidt (Hrsg.): Bildhauerinnen in Deutschland. Wienand, Köln 2019, S. 154–161, hier S. 155 und 160.
  6. Marjan Sterckx ist eine belgische Kunsthistorikerin und Associate Professor für Kunstgeschichte an der Universität Ghent; vgl. Prof. Dr. Marjan Sterckx. Website der Ghent University (Stand: 2022).
  7. Marjan Sterckx: Sisyphus’ Töchter: Bildhauerinnen in Westeuropa von ca. 1750–1920. In: Marc Gundel, Arie Hartog, Frank Schmidt (Hrsg.): Bildhauerinnen in Deutschland. Wienand, Köln 2019, S. 154–161, hier S. 161.
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