Liste liturgischer Bücher
Liturgische Bücher sind Bücher, die im christlichen Gottesdienst verwendet werden oder wurden.
Textbücher
- Agende: Verzeichnis des Ablaufs des evangelischen Gottesdienstes mit den verwendeten Texten
- Apostolar (byzantinisch: ἀπόστολος, »Apostolos«), in den Ostkirchen mit den in der Liturgie zu lesenden Texten aus der Apostelgeschichte und den neutestamentlichen Briefen
- Archieratikon mit den Texten für einen Bischof des byzantinischen Ritus
- Benediktionale mit Segensformeln und -texten
- Das Book of Common Prayer findet in der anglikanischen Kirche Verwendung.
- Das Breviarium beziehungsweise Brevier oder Stundenbuch enthält die Texte des Stundengebetes.
- Diakonikon mit den Texten, insbesondere Litaneien, eines ostkirchlichen Diakons
- Diurnale, ein Auszug aus dem Brevier für die Horen am Tage
- Epistolar mit den während des Gottesdienstes zu verlesenden Texten aus dem Alten Testament und dem Neuen Testament außerhalb der Evangelien (zusammengefasst: „nichtevangelische Perikopen“)
- Evangeliar als Sammlung der Volltexte der vier Evangelien, in der heutigen römisch-katholischen Liturgie Name des so genannten Evangelistars.
- Evangelistar mit der Sammlung der im Rahmen der Messfeier verlesenen Evangelienperikopen
- Euchologion mit den Gebeten für ostkirchliche Priester und Bischöfe
- Homiliar: Sammlung von Homilien
- Lektionar: Zusammenstellung der in der Heiligen Messe und im Stundengebet beziehungsweise im evangelischen Gottesdienst verlesenen Perikopen aus dem Alten und dem Neuen Testament (Epistolar und Evangelistar)
- Missale (Messbuch): enthält vor allem die priesterlichen Gebete der Heiligen Messe und beschreibt die liturgischen Handlungen
- Ordines: enthalten Anweisungen für den Gottesdienst
- Perikopenbuch enthält Texte aus dem Alten Testament, den Evangelien und den Briefen der Bibel, die der Predigt zur Grundlage dienen
- Pontifikale: enthält die Texte und Beschreibungen der Liturgien, denen ein Bischof vorsteht
- Psalterium: Psalmenbuch, Psalter
- Rituale Romanum: enthält alle kirchlichen Feiern, Segnungen und priesterlichen Amtshandlungen, die nicht im Messbuch, dem Pontifikale oder dem Brevier verzeichnet sind
- Sakramentar: Sammlung priesterlicher Gebete bis zum Erscheinen von Missalien
- Serbulien: liturgische Bücher der serbisch-orthodoxen Kirche des 15. bis 17. Jahrhunderts
- Stundenbuch: enthält die Texte des Stundengebets
- Triodion: enthält die liturgischen Texte der griechisch-orthodoxen Kirche von Septuagesimae bis kurz vor Ostern
- Vesperbuch: ein Auszug aus dem Stundenbuch, der nur die Vesper enthält (auch als Fassung mit Noten, Vesperale genannt)
- Zeremoniale: ein Verzeichnis der Riten beim Gottesdienst, als Caeremoniale episcoporum
Bücher mit Gesängen
- Antiphonale mit Gesängen und Noten für das Stundengebet
- Cantatorium, mittelalterliches Vorsängerbuch
- Gesangbuch
- Gotteslob
- Graduale: Gesangbuch für die Messgesänge des Propriums
- Graduale Romanum: Gesangbuch für gregorianische Messgesänge
- Graduale Simplex: Gesangbuch mit einfacheren Messgesängen für kleinere Kirchen
- Graduale Triplex: Gesangbuch für die Messgesänge mit Neumenhandschriften
- Graduale Novum: kritische Ausgabe gemäß der Liturgiekonstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils (2011)
- Hymnar, Liber Hymnarius: enthält Hymnen für die verschiedenen Tagzeiten des Stundengebets
- Kantorale: Gesangbuch für den Vortragenden des Antwortpsalmes und des Rufes vor dem Evangelium
- Kyriale: ein Auszug aus dem Graduale, der nur die Gesänge des Ordinariums enthält
- Liber Usualis: älteres Gesangbuch für den gregorianischen Gesang der Messe und des Stundengebets
- Nocturnale: Gesangbuch für das Nachtoffizium
- Offertoriale Triplex: die kunstvollen Verse der Offertorien mit Neumen nach den Prinzipien des Graduale Triplex[1]
- Prozessionale: Zusammenstellung der Gebete und Gesänge bei Prozessionen
- Psalter, Psalterium: Buch mit den Psalmen des Stundengebets
- Sequentiar: eine Sammlung von Sequenzen
- Tropar: Sammlung von Tropen bzw. Chor- und Solostücken
- Versicularium[2]
- Vesperale oder Vesperbuch: ein Auszug aus dem Stundenbuch, der nur die Gesänge und Gebete für das kirchliche Abendlob, die Vesper, enthält
Geschichte
Die Constitutiones des Abts Wilhelm von Hirsau (um 1090) nennen als liturgische Buchtypen Missale, Offiziale, Evangeliar, Lektionar, Nokturnenlektionar, Antiphonar und Graduale, sodann die Regel (des heiligen Benedikt), ferner Hymnar und Psalter, anschließend das Buch der Propheten, die Paulusbriefe und das Buch Hiob, ferner Glossar, Homeliar, Kollationes und Litaneien, nicht zu vergessen Brevier und Gebräuche, und verlassen den liturgischen Bereich mit der Erwähnung von Pergament, Rolle und Zettel, des Martyrologiums sowie weltlicher Bücher.[3]
Literatur
- Neuheuser, Hanns Peter (Hrsg.): Liturgische Bücher in der Kulturgeschichte Europas (Bibliothek und Wissenschaft 51). Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2018.
- Kranemann, Benedikt: Liturgische Bücher als schriftliche Zeugnisse der Liturgiegeschichte: Entstehung, Typologie, Funktion. In: Rainer Brandl (Hrsg.): Imagination des Unsichtbaren. Münster 1993, Band 1, S. 147–166.
- Neuheuser, Hanns Peter: Internationale Bibliographie "Liturgische Bücher": eine Auswahl kunsthistorischer und liturgiewissenschaftlicher Literatur zu liturgischen Handschriften und Drucken. München u. a.: Saur 1991.
Anmerkungen
- Rupert Fischer (Hrsg.): Offertoriale Triplex. Cum Versiculis. Nouvelle édition du livre publié sous le titre „Offertoires neumés“. Abbaye Saint-Pierre de Solesmes, Sablé-sur-Sarthe 1985, ISBN 2-85274-042-7.
- Michael Hermes OSB: Das Versicularium des Codex 381 der Stiftsbibliothek St. Gallen. Verse zu den Introitus- und den Communioantiphonen. EOS Verlag, St. Ottilien 2010, ISBN 978-3-8306-7040-7.
- Willehelmi Abbatis Constitutiones Hirsaugienses, edd. Candida Elvert/Pius Engelbert (Corpus Consuetudinum Monasticarum 15/1), Siegburg 2010, S. 238–242.
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