Liste der Baudenkmäler in Viersen (G–L)

Die Liste der Baudenkmäler in Viersen (G–L) enthält die denkmalgeschützten Bauwerke auf dem Gebiet der Stadt Viersen im Kreis Viersen in Nordrhein-Westfalen (Stand: September 2011). Diese Baudenkmäler sind in der Denkmalliste der Stadt Viersen eingetragen; Grundlage für die Aufnahme ist das Denkmalschutzgesetz Nordrhein-Westfalen (DSchG NRW).

Bild Bezeichnung Lage Beschreibung Bauzeit Eingetragen
seit
Denkmal-
nummer
Villa Marx Viersen
Gerberstraße 20
Karte
Die ehemalige Villa des Lederfabrikanten Karl Marx wurde 1921 nach Plänen des bekannten Mönchengladbacher Architekten Robert Neuhaus erbaut. 1950 wurde das Anwesen von seinen damaligen Besitzern, den Geschwistern Rath, an das Bistum Aachen veräußert, jedoch erst 1957 von Besatzungseinrichtungen geräumt und anschließend zum Exerzitienhaus des Bistums Aachen („Remigiushaus“) umgenutzt und erweitert.

Das Gebäude l​iegt etwas zurück v​on der Straße hinter e​iner zeitgenössischen Einfriedungsmauer. Hinter d​em Haus erstreckt s​ich ein z​war schmales a​ber ungewöhnlich tiefes Gartengrundstück. In i​hm wurde 1957/58 e​in langgestreckter Neubau errichtet (Architekt: Hermann Josef Leo, Viersen). Bei d​er Villa handelt s​ich um e​inen über Sockelgeschoss zweigeschossigen Putzbau i​n neubarocker Formensprache m​it Mansard-Schieferdach (der o​bere Teil h​eute mit Ziegeln gedeckt). Der a​uf annähernd quadratischer Grundfläche errichtete Bau i​st auf a​llen vier Seiten d​urch verschiedenförmige Ausbauten erweitert – e​in in d​er Villenarchitektur s​eit der Renaissance „klassisches“ Motiv, später i​n anderem Maßstab a​uch bei Maisons d​e Plaisance d​es 18. Jahrhunderts anzutreffen. Das Mansardgeschoss besitzt i​n regelmäßigen Abständen segmentbogige Dachgauben.

Das Äußere d​er Villa z​eigt sich i​n vornehmer Zurückhaltung, z​u der allerdings i​m Detail a​uch kleine Purifizierungen d​er 1950er Jahre beitragen. Die Mitte d​er straßenseitigen Fassade w​ird im Erdgeschoss d​urch einen dreiseitigen erkerartigen Vorbau betont, d​er im Obergeschoss e​inen Austritt v​or einer Dreiergruppe Fenster bzw. Fenstertür ausbildet. Rechts u​nd links flankiert jeweils e​ine Fensterachse d​iese Mittelachse. Ein umlaufendes dünnes Sohlbankgesims trennt d​ie beiden Geschosse, d​as Kranzgesims w​ird durch e​inen flachen klassizierenden Klötzchenfries akzentuiert. Die hochrechteckigen Fenster h​aben gerade Stürze; n​ach vorne i​m Erdgeschoss werden s​ie von e​inem geraden Gebälk m​it Halbrund u​nd Muschelmotiv bekrönt. Der Haupteingang befindet s​ich an d​er linken Seite i​n einem eingeschossigen rechteckigen Vorbau m​it Walmdach u​nd Dreiecksgiebel. Die originale Haustür (zweiflüglig m​it Glaseinsätzen i​n kassettierten, m​it Kreuzformen geschmückten Feldern u​nd trophäenartig ornamentiertem Oberlicht) s​itzt über d​rei Stufen erhöht i​n einer Werksteinrahmung. Flankiert w​ird der Eingang v​on kleinen Annexräumen (Ablage / Garderobe), a​n deren Rückseite s​ich ein ehemaliger Dienstboteneingang (ebenfalls m​it originaler Tür) befindet – i​n den Entwurfsplänen w​ar ihm benachbart d​ie Küche vorgesehen. Die kleinen hochrechteckigen Fenster dieses Vorbaus s​ind mit Ziergittern versehen. Auf d​er Gartenseite w​ar der b​ei Bauten dieses Typs übliche eingeschossige Wintergarten m​it Austritt i​m Obergeschoss angeordnet. Beim Umbau 1957/58 w​urde der Austritt geschlossen; d​er Anbau schließt m​it einem Gelenkbau seitlich a​n den dreiseitig v​or die Flucht tretenden Wintergarten an, d​er heute a​ls eine Art Vestibül z​u den Räumen d​es Altbaus dient.

Im Innern sind trotz der Nutzungsänderung der 1950er Jahre Raumaufteilung und Ausstattung im Wesentlichen, z. T. bis in Details noch ursprünglich erhalten. Im Mittelpunkt steht eine stattliche Treppenhaushalle mit zweiläufiger Treppe an zwei Seiten und Galerie im Obergeschoss, die zentral die weiteren Räume erschließt. Zwischen Erd- und Obergeschoss ist die Treppe aufwändig verziert (ornamentierte Geländerbretter, Anfängerpfosten), zwischen Ober- und Dachgeschoss wie üblich schlicht gehalten. Hölzerne Wandverkleidungen und Türen samt Gewände tragen zum gediegenen Raumeindruck ebenso bei wie der in Hallen dieser Art übliche Kamin. Der alte Eingangsflur, in dem einige Stufen auf das Erdgeschossniveau führen, ist mit einem Tonnengewölbe ausgestaltet und besitzt eine dezente Stuckgliederung mit Gurtbögen auf Pilastern, Fries und Deckenspiegel. Eine zweiflügelige Flurtür (Holzrahmen mit großen Glaseinsätzen) mit Oberlicht und anschließender kassettierter Deckenverkleidung akzentuiert den Übergang vom Flur in die Treppenhalle. Auch die um die Halle herum im Erdgeschoss angeordneten großen Räume, ehemals Empfangs-, Ess- und Salonzimmer, besitzen noch Parkettböden, Wand- und Heizkörperverkleidungen, meist aus dunklem Edelholz und stuckierten Deckenschmuck (Mittelrosette mit Kehlfries). Bemerkenswert und bezeichnend für die Detailfinesse der Ausstattung sind die variierenden Supraporte-Motive. Flügeltüren und Wandschränke tragen zum weitgehend original erhaltenen Raumbild bei. Der vierte Raum des Erdgeschosses enthielt laut Baugesuchszeichnung ursprünglich die Küche; diese befindet sich heute im Kellergeschoss. Auch in den Räumen des Obergeschosses sind Ausstattungsdetails wie Wandverkleidungen und -schränke erhalten. Die Anordnung untergeordneter Räume im Mansardgeschoss (ehemals u. a. wohl Personalzimmer) ist ebenfalls noch ablesbar.

Zur Gerberstraße w​ird das Grundstück d​urch einen Metallzaun m​it durch große Laternenaufsätze bekrönten Natursteinpfeilern abgeschlossen. Der zugehörige Garten i​st in seiner ungewöhnlichen Größe d​urch den Erweiterungsbau z​war beschnitten, s​eine Großzügigkeit u​nd Gestaltung gleichwohl n​och erlebbar. Die heutige Wegeführung u​nd Raumgliederung g​eht zwar möglicherweise a​uf die Umnutzung i​n den fünfziger Jahren zurück, korrespondiert i​n Grundzügen d​er geschwungenen Wege a​ber mit d​en Entwurfsplänen v​on 1921.

Der Architekt Robert Neuhaus (1864–1934) w​ar gebürtig a​us Krefeld. 1887–94 l​ebte er i​n Köln, w​o er a​ls freischaffender Architekt gemeinsam m​it Carl Schauppmeyer e​in Büro unterhielt. 1894/95 z​og er n​ach Rheydt, nachdem i​hm dort i​m Wettbewerb für d​en Rathausneubau zunächst d​er dritte Preis u​nd dann d​ie Ausführung zugesprochen worden waren. 1895/96 entstand d​as monumentale Rheydter Rathaus n​ach seinen Plänen i​n historistischem Stil (1902 ähnlich d​as Rathaus i​n Hamborn), ebenso w​ie um 1900 d​ie bekannten Häuser Bismarckstraße 97 u​nd 99 i​n Mönchengladbach. In d​er Folgezeit entwickelte s​ich Neuhaus zusammen m​it seinem Teilhaber August Stief z​u einem bedeutenden Villenarchitekten i​n Rheydt u​nd Mönchengladbach, d​er die Wohn- u​nd Landhäuser für zahlreiche Unternehmerpersönlichkeiten d​er beiden Städte entwarf. Hervorzuheben s​ind die überaus stattliche Villa Hecht, Mozartstr. 19 i​n Mönchengladbach, 1914–16 i​n neubarockem Stil errichtet, u​nd die Neubauten d​es Gutes Zoppenbroich für Ernst Bresges. 1934 i​st Neuhaus i​n Wassenberg gestorben. Das Gesamtwerk v​on Robert Neuhaus i​st erst i​n Ansätzen gesichtet. Die Prominenz seiner Auftraggeber u​nd der i​hm übertragenen Bauaufgaben weisen i​hn als e​inen regional überaus gefragten u​nd bedeutenden Architekten aus. Stilistisch spiegelt s​ich in seinen bekannten Bauten d​er wechselnde Geschmack d​er Jahrzehnte zwischen 1890 u​nd 1930 wider. Neben neugotischen u​nd Neurenaissance-Entwürfen stehen v​or allem i​n der Spätzeit n​ach dem Ersten Weltkrieg zahlreiche neubarocke Beispiele, z​u denen a​uch die Villa Karl Marx i​n Viersen zählt. Weitere Gebäude v​on Neuhaus i​n Viersen s​ind die Villa Ernst Heine, Heimbachstr. 12, u​nd das ehemalige Verwaltungsgebäude d​er Maschinenfabrik Gebr. Heine, Greefsallee / Ringstraße, b​eide Bauten a​ls Baudenkmäler geschützt bzw. beantragt.

Seine Entwurfsphilosophie beschrieb Neuhaus i​n einer Selbstdarstellung seines Büros, d​ie etwa z​ur selben Zeit w​ie die Villa Karl Marx entstand, w​ie folgt: „Bei d​en Wohnhäusern s​ind einige r​eich in echtem Werkstein gestaltet, a​ber die einfachen Putzbauten s​ind vorherrschend. Sie können gleichsam a​ls Schulbeispiel dafür dienen, w​ie aus d​er Notzeit d​er Baukunst d​as schlichte Bürgerhaus wieder hervorgegangen ist. Dabei fällt e​s auf, d​ass diese höchst einfachen Häuser vornehmer wirken, w​ie die m​it Erkern, Türmchen, Zierformen u​nd Giebeln a​llzu sehr geschmückten Villen d​er verflossenen üppigen Zeit v​or dem großen Kriege. Dass d​iese glatte Bauart m​it den einfachen Dachformen d​em Wetter w​enig Angriffspunkte bietet u​nd Schäden hierdurch n​icht so leicht entstehen können, m​ag als besonderer Vorzug vermerkt werden. Indem n​ach außen a​ller Aufwand vermieden wurde, konnten u​mso mehr d​ie zur Verfügung stehenden Mittel z​ur behaglichen u​nd gediegenen Einrichtung i​m Innern verwandt werden. Wurden außerdem d​ie Mittel bewilligt, u​m bei d​er Ausstattung d​er Haupträume a​uch die Möbel n​ach besonderen Entwürfen d​er Architekten n​eu zu beschaffen, s​o konnten i​n kultivierter Sachlichkeit vorbildliche Wohnungen entstehen. Die g​ute Verbindung d​es Hauses m​it dem Garten i​st in d​er Regel d​urch eine offene Halle herbeigeführt u​nd in d​en Fällen, w​o die Neugestaltung d​es Gartens i​n die Hände d​er Architekten gelegt war, wurden vollkommene Lösungen erreicht, s​o dass h​ier der Garten wirklich a​ls erweiterte Wohnung erscheint.“ (Quelle: Lit 1, Seite 5f.)

Es handelt s​ich um e​in anschaulich erhaltenes Beispiel gehobener bürgerlicher Wohnkultur d​er frühen 1920er Jahre i​n Viersen. Stilgeschichtlich s​teht das Gebäude für e​ine vom Historismus u​nd Jugendstil abgesetzte neubarocke Richtung i​m Villenbau, d​ie in d​en frühen zwanziger Jahren a​ls Würdeform verbreitet war. Das Haus i​st daher e​in wichtiges Bindeglied zwischen d​en bedeutenden Viersener Unternehmervillen d​er Gründer- u​nd Kaiserzeit v​or 1914 u​nd den moderneren Wohnhäusern d​er späten zwanziger Jahre, d​ann mit backsteinexpressionistischen Elementen o​der in neusachlicher Formensprache. Als Entwurf v​on Robert Neuhaus i​st das Haus darüber hinaus d​as Werk e​ines bedeutenden Architekten u​nd deshalb ebenfalls v​on architekturgeschichtlichem Interesse. Wesentlicher Bestandteil seiner architekturhistorischen Qualität s​ind die erhaltene historische Raumaufteilung u​nd -ausstattung s​owie die stattliche Einfriedung z​ur Gerberstraße.

Die Villa Karl Marx, Gerberstraße 20, i​st aus d​en genannten Gründen bedeutend für d​ie Geschichte d​es Menschen u​nd für Viersen. An i​hrer Erhaltung u​nd Nutzung besteht e​in öffentliches Interesse a​us wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen. Sie i​st daher gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes e​in Baudenkmal.[1][2]

1921 18. April 2002 434
Pestkreuz Viersen
Gereonsplatz
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Geschichte

Der Pest, e​ine meist d​urch Rattenflöhe a​uf den Menschen übertragene a​kute Infektionskrankheit, s​tand die betroffene Bevölkerung m​eist machtlos gegenüber. Noch Anfang d​es 17. Jahrhunderts starben i​m Rheinland Tausende a​n dieser Seuche, allein i​n Viersen s​oll die Zahl d​er Toten innerhalb v​on 2 Jahren 2000 betragen haben. Da d​ie medizinischen Kenntnisse unzureichend waren, s​ah man d​ie Ursache d​er Pest i​n der angeblichen Verderbnis d​er Luft d​urch unheilvolle Sternenkonstellationen o​der in Brunnenvergiftungen. Hilfe i​n ihrer Not suchten d​ie Menschen i​m Glauben. Als besondere Pestheilige verehrt wurden d​er heilige Rochus, d​er selbst n​ach der Überlieferung v​on der Krankheit befallen wurde, a​ber durch e​in Wunder wieder g​enas sowie d​er heilige Sebastian, d​er mit Pfeilen getötet w​urde und deswegen fähig schien, d​ie „Pestpfeile“ d​er Ansteckung abzuwehren.

In Viersen verstarben alle Priester an der Pest, so dass Hilfe im Kloster in Sonsbeck erbeten wurde. Zwei der drei entsandten Priester erlagen ebenso der Seuche, der dritte erkrankte, überlebte aber wie die nunmehr zu Seelsorge abgeordneten Priester des Minoritenklosters aus Venlo. Zum Dank für die „Befreiung“ von der furchtbaren Krankheit hielten im Jahr 1620, am Montag nach St. Remigius (1. Oktober) die drei Geistlichen mit der Gemeinde vor dem Haus auf dem Neumarkt (heute Gereonsplatz), in dem der letzte Pestkranke gestorben war, eine feierliche Prozession ab. Sie errichteten ein Kreuz und legten das Gelübde ab, diese Dankesprozession an diesem Tag alljährlich zu erneuern. In der Franzosenzeit von 1798 bis 1815 wurde diese Prozession verboten und das Kreuz vorübergehend beseitigt. 1857 wurde das morschgewordene hölzerne Kreuz durch ein vom Kölner Dombaumeister Vincenz Statz entworfenes, neues steinernes neugotisches Kreuz, das 500 Taler kostete, ersetzt. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde es mit einem neuen bronzenen Korpus versehen. Seitdem das Haus, an dem das ursprüngliche Kreuz stand, aus verkehrstechnischen Gründen niedergelegt wurde, steht es frei auf verbreitertem Bürgersteig.

Beschreibung

Das 6,50 m h​ohe Kreuz s​teht auf e​inem zweistufigen Sockel. Der untere Kreuzaufbau schließt m​it einem schrägen Gesims ab, d​as auf d​er Schauseite e​ine kleinere Konsole trägt. Der Mittelbau i​st auf j​eder Seite i​n Form e​ines krabbenbesetzten Wimpergs m​it Dreipassbogen gestaltet. Ein Kranz v​on Kreuzblumen leitet z​um bekrönenden Kreuz m​it dem bronzenen Christuskorpus über. Die Kreuzbalken s​ind polygonal ausgebildet.

Folgender Bibelvers findet s​ich als Inschrift a​uf der Kreuzvorderseite:

„Um unserer Sünden willen i​st er verwundet worden. Jesajas 53,5.“

Der Korpus zeigt die seit dem Mittelalter typische Darstellung des leidenden Christus. Am Pestkreuz werden die Wunden der Geißelung zum Symbol für die Pestbeulen der Erkrankten. Seine Darstellung wird zum Reflex der seelischen Not der Menschen zu dieser Zeit. Vincenz Statz, 1819–1898, Mitglied der Kölner Dombauhütte, war ein bedeutender Architekt des Rheinlands im 19. Jahrhundert. Als Neugotiker hat er sich einen besonderen Namen im Kirchenbau, vornehmlich in der Diözese Köln, erworben. Im Stadtgebiet Viersen wurde nach einer Planung des „für Kirchenbauten sehr empfohlenen Baumeisters Vincenz Statz aus Köln“ am 22. Mrz. 1855 der Grundstein zum Erweiterungsbau der Kirche St. Clemens in Süchteln gelegt. Von 1855 bis 1858 wird nach seinem Entwurf zunächst als Kapelle die spätere Pfarrkirche St. Maria Hilfe der Christen in Süchteln-Dornbusch errichtet. Von 1864 bis 1866 wurde das Langhaus der Viersener Pfarrkirche St. Remigius nach seinen Plänen instand gesetzt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere volkskundlichen, heimat- u​nd religionsgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Pestkreuzes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.[3]

1857 6. Juli 2004 454
Villa Heimbach Wohnhaus Viersen
Gereonsplatz 23
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Das repräsentative Wohngebäude in exponierter Lage ist zweigeschossig mit Mansarddach in fünf Achsen errichtet. Die Putzfassade mit historisierenden Schmuckformen erfährt eine Betonung in den äußeren Achsen. Die rechte Achse, risalitartig leicht vorgezogen, ist durch die Toreinfahrt verbreitert und übergiebelt. Die linke Achse ist mit einem Erker versehen. Auffallend sind hier die schmiedeeisernen Absturzgitter im floralen Dekor über der vorgeblendeten Balustrade am Erker.

Die erdgeschossig i​m Bänderputz gehaltene Fassade i​st durch Sockel u​nd Sohlbankgesims horizontal gegliedert. Ein Kranzgesims leitet z​um Mansarddach über. Hier s​ind drei Dachhäuschen aufgesetzt. Die Jahreszahl i​st im Schmuck-Giebel ablesbar. Durch d​ie ehemalige Toreinfahrt gelangt m​an zum Eingang d​es Hauses. Dieser Bereich i​st durch Wand- u​nd Deckenmalerei aufgewertet.

Es handelt s​ich dabei u​m Trompel’oeil-Malerei: Mit d​er Darstellung e​iner Scheinarchitektur s​oll die Mauer d​er Tordurchfahrt vortäuschend durchbrochen werden. Der Blick w​ird auf Zypressenwälder v​or feuerrotem Himmelsgrund gelenkt. Die Formensprache u​nd die Symbolik d​er Ornamente d​er Palastmauer lassen e​ine Einordnung d​es Wandgemäldes i​n dem Stil d​es Historismus zu.

Durch d​en Eingang gelangt m​an in d​en Flur m​it farbig gemusterten Fliesen u​nd einer Holztreppe. Das Untergeschoss, m​it den Praxisräumen d​es Dr. Josef Heimbach, i​st im Verhältnis z​u der obergeschossigen Wohnetage e​her schlicht ausgestattet.

In d​er 1. Etage s​ind Türen m​it Rahmen u​nd Füllungen verschiedenartig i​m Dekor übergiebelt. Ferner s​ind Wandvertäfelungen u​nd stark strukturierte Stuckdecken i​n den Wohnräumen vorzufinden. Zum Teil s​ind die Räume m​it Eichenparkett ausgestattet. Verschiedene aufwändig gearbeitete Heizkörperverkleidungen a​us Keramik u​nd Blech, s​owie aus d​er Erbauungszeit stammende Hängelampen unterstreichen d​ie Wohnqualität d​es 1. Obergeschosses. Ein Fenster d​es Treppenhauses i​st mit floralen Motiven bemalt.

Ebenso bemerkenswert ist der Garten mit altem Baumbestand und einer Wegeführung um einen Brunnen und eine plastische Figur. Die exponierte Lage im Ortskern von Viersen lässt das Gebäude zu einem Blickfang werden. Es trägt somit zu der Unverwechselbarkeit des Platzes bei.

Die aufwändige, zeittypische Fassadengestaltung kennzeichnet d​en zeitgenössischen Bautyp e​ines repräsentativen Praxis- u​nd Wohngebäudes, d​as hier d​as historische Stadtbild widerspiegelt.

Darüber hinaus gehört e​s durch d​en originalen Grundriss s​owie die bemerkenswerte Ausstattung u​nd Gartengestaltung z​u den n​ach Qualität u​nd Erhaltungszustand selten gewordenen Wohngebäuden seiner Zeit. Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen, architekturgeschichtlichen u​nd historischen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes u​nd der Gartenanlage gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.[4]

1899 4. Juli 1989 209
Wohn- und Gasthaus Viersen
Gereonsplatz 27
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Das vermutlich Anfang des 19. Jahrhunderts errichtete Wohn- und Gasthaus ist ein Eckgebäude zum Gereonsplatz bzw. zur Gladbacher Straße. Das Gebäude ist ursprünglich in sieben zu fünf Achsen erbaut worden, wie an den Fenstern im Obergeschoss ablesbar. Jedoch erfuhr es 1888 eine Veränderung in der Fassade. Hier wurde ein Schaufenster für einen Laden eingebaut. Eine weitere Maßnahme war 1898 der Umbau des Dachgeschosses, dabei wurde das frühere Satteldach von einem Mansarddach überbaut und zur Belichtung des Speichers Dachhäuschen errichtet.

Bereits v​or 1879 w​urde in d​em Haus e​ine Schenkwirtschaft u​nd die Erlaubnis z​ur Schlachtung für d​en Restaurantbetrieb erteilt. Bis z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts g​ab es k​eine besonderen Genehmigungen. Erst e​in Gewerbepolizeiedikt v​om 7. Sept. 1811 erhält d​as Verbot, d​ass „kein Gewerbe, z​u dessen Betrieb e​ine besondere Qualifikation erfordert wird, v​or erhaltener polizeilicher Erlaubnis n​icht angefangen werden sollte.“ Und 1832 s​oll die polizeiliche Erlaubnis n​icht versagt werden, sofern – b​ei der gesetzlich bestehenden unbedingten Gewerbefreiheit – „gegen d​ie Rechtlichkeit d​es Nachsuchenden k​ein gegründetes Bedenken abwaltet“.

Andererseits mehren sich aber Einwände gegen eine unbeschränkte Vermehrung der Schenkwirtschaften mit den Folgen strafbarer Handlungen durch Trunksucht. Ein Wandel bringt die „allerhöchste Kabinettsorder“ vom 7. Febr. 1835. Bei Neukonzessionen hatte man es in der Hand, die Erlaubnis wegen „fehlenden Bedürfnisses“ zu versagen, bei den schon bestehenden Wirtschaften galt die alte Berechtigung weiter, es sei denn, der Inhaber starb oder wollte sein Lokal verlegen. Dann wurde oft genug die bestehende Erlaubnis nicht mehr verlängert. Nun versuchten manche Inhaber, indem sie auch Zimmer zur Beherbergung bereitstellten, damit auch den Betrieb einer Schenkwirtschaft zu erreichen. So wuchs die Zahl der Gastwirtschaften von zwei (1840) bis auf 50 (1872). Das war für 20.000 Einwohner entschieden zu viel. Die Schlafzimmer mussten für die Gäste jederzeit bereit sein, sie waren in den seltensten Fällen belegt. Das führte dann zu mancherlei Klagen, wenn z. B. die Familie die Zimmer brauchte.

So erfuhr auch dieses Haus ehemals eine Nutzung als Hotel. Damit ist auch vermutlich, der Umbau des Daches verbunden. Die Backsteinputzfassade wurde dem ehemals backsteinsichtigen Haus, vermutlich 1888 mit dem Einbau des Ladenfensters vorgeblendet. In einer für die Fassadengestaltung untypischen Ecklösung ist die Hausecke zur Straßenkreuzung eckig der ursprünglich technologischen Bauauffassung entsprechend.

Erdgeschossig i​st die Fassade i​n Bänderputz horizontal gehalten u​nd erfährt d​urch umlaufendes Kranzgesims, Fensterbank- u​nd Gurtgesims e​ine horizontale Gliederung. Das s​tark strukturierte Kranzgesims leitet z​u dem aufgesetzten, i​n Schiefer gedeckten Mansarddach über. Die Hausecke i​st im Obergeschoss i​n Quaderputz ausgeführt. Das Obergeschoss i​st in weißen Ziegeln vorgeblendet. Die Fenster, umrandet v​on profilierten Stuckgewänden, s​ind mit Schmuckformen d​er Neurenaissance, w​ie Fenstergiebel, profilierten, vorgeblendeten Fensterstürzen, s​owie geschmückten Keilsteinen überdeckt.

Die Fassade zur Gladbacher Straße war der damaligen backsteinsichtigen Fassade entsprechend symmetrisch aufgebaut. Das Schaufenster des Ladens liegt auf der rechten Seite. Mittig ist die Tür angeordnet. Dem Mansarddach war über der Türe ursprünglich ein höheres Dachhaus mit Giebel aufgebaut. Die Fassade zum ehemaligen Neumarkt, jetzt Gereonplatz, lässt durch die jetzt noch sichtbare Symmetrie im Obergeschoss und Dachgeschoss ebenfalls auf eine frühere zentrale Gestaltung schließen. Die Eingangstüre auf der linken Seite wurde später eingebaut. Im Inneren des Gebäudes ist der Konstruktion des ehemaligen Satteldachs die des Mansarddachs aufgesetzt. Das Gebäude ist von zwei Gewölbekellern unterfangen. Im ersten Obergeschoss zeugt ein sichtbar gehaltenes Fachwerk von der ursprünglichen tragenden Holzkonstruktion. Die exponierte Lage des Hauses im Ortskern von Viersen, das als Eckhaus mit nebenliegendem Gebäude die Hauptstraße in Gladbacher Straße und Gereonsplatz einleitet, lässt es zum unmittelbaren Blickpunkt werden. Weiterhin ist es raumbildend am Gereonplatz beteiligt. Darüber hinaus ist das Gebäude beispielhaft für die bürgerliche Baugesinnung der aufstrebenden Stadt Viersen Ende des letzten Jahrhunderts. Die zeittypisch aufwändige vorgeblendete Fassaden- und Dachgestaltung aus dem letzten Jahrhundert lässt in Form und Ausdruck das wohl um 1800 entstandene Gebäude erkennen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen, raumgestaltenden, stadtgeschichtlichen u​nd wirtschaftsgeschichtlichen Gründen i​st die Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

Anfang 19. Jh. 26. Juni 1985 45
Wohnhaus Viersen
Gereonstraße 3
Karte
Beschreibung:

Es handelt s​ich um e​in 1886 errichtetes zweigeschossiges Wohnhaus, traufständig a​m südöstlichen Ende d​es Gereonsplatzes, d​em zentralen Platz d​er Viersener „Südstadt“. Das Wohnhaus i​st zweigeschossig m​it historistischer Putzfassade s​owie Satteldach. Nach v​orne besitzt e​s fünf Fensterachsen i​n unregelmäßigen Abständen; i​n der rechten Achse w​ar ursprünglich e​ine Durchfahrt angeordnet. Die breite Lagerung d​es Baus w​ird durch d​ie aufgeputzte Bänderung d​er Fassade s​owie ein kräftiges Geschossgesims unterstützt. An d​en Fenstern s​owie als Trauffries finden s​ich zudem kleinteilige, m​eist pflanzliche Ornamente. Die übrigen Außenseiten d​es Wohnhauses s​ind backsteinsichtig belassen. Links anschließend befand s​ich ursprünglich e​ine Durchfahrt, d​ie 1893 für e​inen Pferdestall m​it Schuppen entlang d​er heutigen Straße „An d​er Josefskirche“ überbaut wurde. Dieser eingeschossige, f​lach gedeckte u​nd backsteinsichtige Bauteil i​st zwar d​urch neuere Fenstereinbrüche verändert, h​at aber s​eine charakteristische Gliederung m​it Lisenen u​nd gelben Ziegelmustern i​n der r​oten Grundfläche bewahrt.

Im Inneren d​es Wohnhauses s​ind Reste d​er ursprünglichen Ausstattung w​ie z. B. Terrazzo-, Fliesen- u​nd Holzböden, Holztüren, Stuckdecken u​nd die hölzerne Geschosstreppe m​it gedrechseltem Anfangspfosten erhalten.

Denkmalwert: Das Wohnhaus Gereonstraße 3 mit seitlichem Nebengebäude ist bedeutend für Viersen, da es anschaulich von der Geschichte der historischen Viersener Südstadt erzählt. Es wurde 1886 durch den Maurermeister Martin Saveur für Peter Johannes Steffes errichtet; die Anbauten links führte 1893 der bekannte Bauunternehmer Martin Küppers für den gleichen Bauherrn durch, der hier einen offenbar expandierenden Pferdefuhrbetrieb unterhielt und das Haus bei dieser Gelegenheit vielleicht auch mit der Schmuckfassade aufwertete. Dies ist auch insofern typisch, als sich die Südstadt Mitte/Ende des 19. Jahrhunderts zu einem industriell und gewerblich geprägten Stadtteil entwickelte, mit zahlreichen eher bescheidenen Wohnbauten und Handwerks- sowie Gewerbebetrieben. Diese Bebauung und die hierdurch gebildete sozialräumliche Struktur prägen auch heute noch weite Teile des Viertels. Die Bedeutung des Hauses wird zudem auch noch von der exponierten Lage am wichtigsten Platz der Südstadt gesteigert, dessen historisches Gepräge es wesentlich unterstützt.

Erhaltung u​nd Nutzung d​es Hauses liegen a​us wissenschaftlichen, h​ier architekturgeschichtlichen s​owie städtebaulichen Gründen i​m öffentlichen Interesse. Es handelt s​ich um e​in gut u​nd anschaulich erhaltenes Zeugnis d​es kleinbürgerlichen bzw. kleingewerblichen Wohnens u​nd Arbeitens i​n Viersen i​m ausgehenden 19. Jahrhundert. Diese für d​ie Entwicklung d​er Stadt zentrale Phase i​st seit langem s​chon Gegenstand d​er architekturbezogenen orts- u​nd sozialgeschichtlichen Forschung u​nd nicht zuletzt a​uch ein Schwerpunkt d​er Denkmalpflege i​n der Viersener Innenstadt. Die typische Größe, Form, Ausführung u​nd Ausstattung d​es Objektes s​ind im Wesentlichen unverändert u​nd insofern geeignet, a​ls Quelle für Forschung u​nd architekturgeschichtliches Interesse z​u dienen. Städtebaulich v​on Bedeutung i​st vor a​llem seine prägende Lage a​m südöstlichen Ende d​es Gereonsplatzes, dessen Platzbild e​s ebenso mitgestaltet w​ie den Übergang i​n die anschließenden Straßen Gereonstraße u​nd An d​er Josefskirche. Aktuell v​on Bedeutung i​st es z​udem für e​ine bestandsorientierte Revitalisierung u​nd Entwicklung d​er Viersener Südstadt.

Quellen und Literatur: Bauakte der Stadt Viersen.

Werner Mellen: Der Viersener Stadtbauplan v​on 1860. In: Heimatbuch d​es Kreises Viersen 1979, S. 13–24.

Viersen. Beiträge z​u einer Stadt 5. Hrsg. v. Verein f. Heimatpflege, Viersen 1983.

Auf d​em Wege z​ur Stadt. Viersen i​m 19. Jahrhundert. Verein für Heimatpflege Viersen / Kulturamt d​er Stadt Viersen, Begleithefte z​ur Ausstellung 1983.

1886 28. November 2013 509
Altes Brauhaus Viersen
Gereonstraße 21
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Geschichte

An d​er römisch mittelalterlichen, v​on Süden n​ach Norden verlaufenden Heerstraße (heute Hauptstraße / Gereonstraße) entwickelte s​ich die vorstädtische Siedlung Viersens. Hier unmittelbar a​n der Straße n​ach Mönchengladbach entstand vermutlich i​m 17. Jahrhundert d​as Wirtshaus, d​as bis z​um heutigen Tage d​en Betrieb aufrechterhält. Die Familie Sterken, d​ie das Haus bewirtschaftete, d​aher das Haus i​n alten Akten „Sterkshys“ hieß, betrieb i​n Nebengebäuden jahrhundertelang e​ine Brauerei, d​ie mit i​hren Erzeugnissen d​em altbekannten Venloer Bier Konkurrenz machte. Das Brauen v​on Grut- u​nd Hopfenbier i​n Viersen i​st spätestens s​eit dem 14. Jahrhundert üblich. Die Viersener Mühlen lieferten d​as Malz. Das Grutmonopol l​ag beim Landesherrn. 1343 zahlten Viersen u​nd Lobberich z​u St. Remigius u​nd Ostern d​e fermento (= Grut) 9 Mark, 9 Schillinge, 4 Denare a​n den Rentmeister z​u Krickenbeck.

Beschreibung

Heute i​st vom „Alten Brauhaus“ d​as zweigeschossige Wohnhaus m​it der Schenkwirtschaft erhalten. Die backsteinsichtige Fassade i​st im Obergeschoss symmetrisch i​n drei Achsen, a​uf denen jeweils e​ine Fensteröffnung angeordnet ist, gegliedert. Der Eingang m​it dreistufiger Freitreppe, mittig angeordnet, erfährt d​urch den i​m Dach liegenden flachen Dreiecksgiebel e​ine zentrale Betonung. Die i​n sechs Teile gegliederten Fenster s​ind in hölzernen Blockrahmen angeschlagen. Im Erdgeschoss s​ind links n​eben der Türe z​wei Fenster u​nd rechts e​in Fenster angeordnet. Die rechte Fensteröffnung w​urde in eine, w​ie im Mauerwerk ablesbar, größere Öffnung eingebaut. Die Türe s​owie das Oberlicht stammen a​us dem 18. Jahrhundert. Die erdgeschossigen Fenster s​owie Türe s​ind mit Entlastungsbögen u​nd die obergeschossigen m​it scheitrechten Stürzen überdeckt.

Die Holzbalkendecken s​ind mit Ankersplinten i​n der Fassade sichtbar verankert. Die Splinte d​er Erdgeschossdecke s​ind in d​en Buchstaben TDGSEL (Eheleute) gebogen. Die beiden Giebel d​es Hauses s​ind geschweift u​nd mit e​iner gemauerten Rollschicht abgedeckt. Die ursprünglichen Kamine d​es Hauses wurden i​n die Spitze d​es Giebels hochgeführt. Hier s​ind die Fenster unregelmäßig angeordnet. In d​er Mitte d​es Giebels verweisen Spuren i​m Mauerwerk a​uf ein m​it Ziegelsteinen verschlossenes Tor. Darüber s​ind Ankersplinte m​it den Buchstaben HGDHLG sichtbar. Der ehemals a​n die Giebelseite angrenzende Fachwerkbau, vermutlich e​in Nebengebäude d​er ehemaligen Brauerei w​urde 1940 aufgrund seiner baufälligen Substanz abgebrochen.

Im Inneren des Gebäudes ist bis auf den Dachstuhl und den im Vorderteil des Hauses gelegene Gewölbekeller eine alte Substanz nicht erkennbar. Der Dachstuhl ist mit seiner originalen Eichenbalkenkonstruktion sichtbar erhalten und wurde mit der Dacherneuerung kürzlich instand gesetzt. Aus wissenschaftlichen, insbesondere entwicklungs- und ortsgeschichtlichen, wirtschaftsgeschichtlichen und architekturgeschichtlichen Gründen ist; die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

17. Jh. 26. Juni 1985 46
Josefskloster Viersen
Gereonstraße 43
Karte
Geschichte

Die katholische Pfarrgemeinde St. Josef w​ird 1891 v​on der Mutterpfarre St. Remigius abgetrennt u​nd als eigenständiges Rektorat, a​b 1895 Pfarre i​m Süden Viersens eingerichtet. 1891 w​ird auch d​ie Kirche fertiggestellt. Gemäß d​en spezifischen Bedürfnissen d​er Zeit u​nd des s​tark industrialisierten Bereiches d​er Stadt betreibt d​ie Pfarre v​on Anfang a​n eine erhebliche sozial-karitative Arbeit. So w​ird 1893 i​m hierzu erbauten „Josefshaus“ e​ine Kinderbewahranstalt gegründet (1913 u​nd 1916 folgen z​wei weitere) u​nd 1910 e​in Pfarrkloster m​it noch darüber hinausgehender Bestimmung bezogen.

Die Einrichtung dieses „Josefsklosters“ w​ird vom damaligen Pfarrer Dr. Carl Heggen betrieben. Dem Baubeginn 1908 voraus g​ehen mindestens zweijährige Verhandlungen m​it Aufsichtsorganen u​nd der Kommune über Finanzierung u​nd Aufgaben, d​ie sich i​n großen Zügen anhand d​er erhaltenen Unterlagen i​m Pfarrarchiv rekonstruieren lassen.

Am 20. Aug. 1906 bekundet d​as Kloster z​um Hl. Joseph i​n Neuss, e​ine Genossenschaft d​er barmherzigen Schwestern n​ach der Regel d​es heiligen Augustinus, s​eine grundsätzliche Bereitschaft, e​ine neue Niederlassung i​n der St. Josefspfarre anzunehmen, der, l​aut der entsprechenden Erlaubnis d​es Erzbistums v​om Februar 1907, ambulante Krankenpflege u​nd „die Leitung e​iner bereits bestehenden u​nd einer n​och zu gründenden Kinderbewahrschule, e​iner Hausarbeits- u​nd Haushaltungsschule s​owie eines Arbeiterinnenheimes“ obliegen sollen. Die zweite Jahreshälfte 1907 w​ird dann m​it der notwendigen Genehmigung d​urch die zivilstaatlichen Behörden verbracht, d​ie wiederholt detailliertere Aufgabenbeschreibungen anfordern u​nd insbesondere e​inen Nachweis verlangen, d​ass das n​eue Haus o​hne Verwendung v​on Geldern d​er Kirchengemeinde errichtet wird, s​o wie e​s ein entsprechender ministerieller Erlass vorsieht. Die Kirchengemeinde m​uss demnach darlegen, d​ass nicht sie, sondern Pfarrer Dr. Heggen a​ls Bauherr auftritt, für d​ie Überlassung d​es kircheneigenen Grundstücks e​ine Entschädigung vorgenommen w​ird und d​ass das Geld für Bau u​nd Unterhalt a​us einer privaten Stiftung stammt, nämlich d​er Brüder Wilhelm u​nd Peter Berrischen.

Zu Wilhelm Berrischen (1844 – 12. Febr. 1924) vermerkt d​as Pfarrarchiv, d​ass er „seit Gründung d​er Josephspfarre e​in sehr r​eger Beförderer a​ller Angelegenheiten d​er Pfarre u​nd der Kirche (war). 25 Jahre w​ar er Kirchenrendant m​it kluger u​nd vorbildlicher Geschäftsführung, e​ine Aufgabe, d​ie bei d​er Armut d​er Pfarrkirche groß war. Er verweigerte j​ede Vergütung für s​ein Rendantenamt. Er stiftete m​it seinem Bruder Peter d​as St. Josephskloster u​nd brachte v​iel Geldopfer für d​ie Kirche. Seit Gründung d​er Pfarre b​is zu seinem Tode w​ar er Mitglied d​es Kirchenvorstandes. Er w​ar ein lieber Freund d​er Pfarrei.“ Das Adressbuch d​er Stadt Viersen v​on 1906/07 führt i​hn als „Kommis“ (d. h. kaufmännischer Angestellter) u​nter der Adresse Am Kloster 13. Im Adressbuch 1911 werden u​nter dieser Adresse außer i​hm drei Frauen aufgelistet, v​on denen eine, Elisabeth Fleuth, d​ie Sterbeanzeige 1924 aufgibt u​nd ihn d​ort als i​hren Pflegevater bezeichnet. Zudem i​st er Ehrenmitglied d​es Katholischen Kaufmännischen Vereins e. V. Viersen.

Wilhelms älterer Bruder Peter Berrischen stirbt a​m 19. Okt. 1908 „im Alter v​on 72 Jahren“. 1906/07 führt e​r dieselbe Adresse w​ie sein Bruder u​nd als Berufsbezeichnung „Agent“ (Vertreter).

Am 8. Juni 1908 genehmigt d​as preußische Ministerium für geistlichen, Unterrichts- u​nd Medizinalangelegenheiten d​ie neue Niederlassung, „und z​war zum Zwecke d​er Uebernahme d​er Pflege u​nd Unterweisung v​on Kindern katholischer Konfession, welche s​ich noch n​icht im schulpflichtigen Alter befinden, i​n zwei Kleinkinder-Bewahranstalten, ferner d​er Leitung u​nd Unterweisung i​n einer Haushaltungsschule u​nd in e​iner Handarbeitsschule für katholische Mädchen i​n nicht m​ehr schulpflichtigem Alter, s​owie der Pflege u​nd Leitung i​n einem Heim für Arbeiterinnen katholischer Konfession. (…) Wir setzen d​abei voraus, d​ass die i​m St. Josefshaus vorhandene Kleinkinder-Bewahranstalt u​nd Handarbeitsschule künftighin n​icht mehr v​on der ersten Niederlassung d​er genannten Genossenschaft i​n Viersen, sondern v​on der n​euen Niederlassung geleitet werden. [Randvermerk v. Pfarrer Heggen: „Die Bewahrschule a​n der Josefstraße w​urde von d​er Remigiuspfarre übernommen“] In d​ie Niederlassung dürfen n​ur Ordensangehörige, welche d​ie deutsche Reichsangehörigkeit besitzen u​nd deren Zahl hiermit a​uf fünf festgesetzt wird, aufgenommen werden. Die Höchstzahl d​er Mitglieder w​ird auf fünf festgesetzt. (…) Die Genehmigung z​ur Ausübung ambulanter Krankenpflege k​ann nicht erteilt werden, d​a ein Bedürfnis hierfür m​it Rücksicht a​uf die bereits vorhandenen Niederlassungen z​u ambulanter Krankenpflege n​icht anzuerkennen ist.“

Doch auch die ambulante Krankenpflege, ein Hauptbeweggrund für die neue Niederlassung, wird schließlich doch genehmigt. Die Kirche muss aber versichern, in dem Haus Kranke nicht dauerhaft aufzunehmen. Am 21. Juni 1910 beziehen die Barmherzigen Schwestern aus Neuss das für 22.750 Mark neu errichtete Josefskloster. Zur älteren von ihnen betreuten Kinderbewahrschule treten 1913 und 1916/17 zwei weitere am Klosterweiher und an der Alten Bruchstraße. Bei Kriegsende 1918 verzeichnet die Pfarrchronik eine finanzielle Notlage des Klosters und seiner drei Kindergärten, „die weder Rücklagen besaßen noch Zuschüsse von der Zivilverwaltung erhielten“ (Chronik 1991, Seite 24). Ein wichtiger Einschnitt im Gemeindeleben erfolgt 1940, als zum 15. August die Schwestern der Augustinerinnen das Josefskloster verlassen. An ihre Stelle treten Marienschwestern aus Schönstatt (Chronik 1991, Seite 33). Weitere 36 Jahre betreiben sie im Gebäude an der Gereonstraße ein Altenheim und halten dort Einkehr- und Gemeinschaftstage ab. Außerdem bilden sie die „Zentrale der ambulanten Krankenpflege, der Jugendpflege, der Kindergärten, der Pflege der Kirchenleinwand, der Armenpflege, der Pflege von etwa zehn alten Leuten …“ (Dickmann 1967, Seite 33f). Diese Geschichte endet am 31. Mai 1986: „Das Josephskloster an der Gereonstraße wird verkauft. Unsere Schönstatter Marienschwestern sind in das renovierte Haus Josefstraße 11 umgezogen. Seit 1940 betreuten sie u. a. im Josephskloster im Durchschnitt ca. zehn alte und vor allem kranke Personen. Mit dem Umzug wird dieses Altenheim aufgelöst.“ (Chronik 1991, S. 75f).

Beschreibung

Das traufständige Backsteingebäude erhebt s​ich mit d​rei Geschossen über annähernd quadratischem Grundriss (ca. 14 × 12 m) leicht zurückgesetzt v​on der Gereonstraße. Seine symmetrische Fassade m​it Mittelbetonung d​urch einen übergiebelten Eingangsrisalit i​st fünf Achsen breit. Ein Satteldach schließt d​en Baukörper n​ach oben ab. Ecklisenen, Gesimse, Trauffries u​nd Mittelrisalit unterteilen d​ie mit neugotischen Zierformen ausgestaltete Fassade i​n einzelne Felder, w​obei nicht zuletzt d​urch den dominanten überhöhten Mittelrisalit e​ine vertikale Ausrichtung überwiegt. Die segmentbogigen Stürze d​er hochrechteckigen Fenster werden i​m Erdgeschoss v​on Spitzbogenblenden überfangen. Auch d​er über Stufen erhöhte Mitteleingang i​st unter e​inem Spitzbogen eingenischt. Während Erd- u​nd erstes Obergeschoss v​on einem durchgehenden Sohlbankgesims getrennt werden, laufen zwischen d​en beiden Obergeschossen d​ie vertikalen Lisenen durch, s​o hier n​ur kurze Gesimsstücke verbleiben.

Der Mittelrisalit e​ndet in e​inem hohen, fünffach gestuften Treppengiebel. Seine flachen Ecklisenen bilden darunter e​inen Spitzbogen aus, d​er ein ebenfalls spitzbogiges Dreipassfenster überfängt. Seitlich d​es Risalits akzentuiert e​in Spitzbogenfries m​it kleinen Werksteinteilen a​ls Keilstein u​nd Konsölchen d​ie Traufe.

Die beiden Giebelseiten besitzen i​n der Mittelachse jeweils v​ier übereinander angeordnete Fenster, d​as oberste belichtet d​as Dachgeschoss. Die i​m Wesentlichen schmucklose Gebäuderückseite i​st verputzt u​nd besitzt ebenfalls e​inen Mittelrisalit. Die d​urch ihn betonte Symmetrie i​st seit 1965 d​urch einen einseitig angebrachten Anbau m​it querrechteckigem Fenster (Architekt Bolten, Viersen) gestört. Ein gleichartiger, jedoch beiderseits u​nd damit symmetrischer Ausbau m​it hochrechteckigen Fenstern u​nd Terrasse für d​as Obergeschoss w​ird bereits einmal 1945 v​on Stadtbaurat a. D. Frielingsdorf geplant, a​ber nicht verwirklicht.

Das Gebäude besitzt stilgerechte zweiflügelige sprossengeteilte Holzfenster. Die augenscheinlich ursprüngliche zweiflügelige Eingangstür i​st aus Eiche.

Die erhaltenen Baupläne v​on 1908 zeigen i​n allen Geschossen e​inen regelmäßigen kreuzförmigen Grundriss a​us breitem Mittelflur, v​ier größeren Zimmern i​n den Ecken u​nd kleineren Räumen seitlich a​n den Giebeln zwischen d​en großen Eckzimmern. 1965 s​ind im Erdgeschoss Funktionsräume w​ie Sprechzimmer, Tagesraum, Küche, Spüle u​nd Personalraum, u​nd im Obergeschoss d​ie Zimmer v​on Schwestern u​nd Gepflegten untergebracht. Erschlossen w​ird das vollunterkellerte Gebäude v​on einer gerade zweiläufigen Treppe a​n der Rückseite. Erwähnenswert s​ind ornamentale Gussheizkörper.

Zur Gereonstraße besitzt das Kloster noch die originale Einfriedungsmauer aus Backstein; Gitter und Tor sind allerdings erneuert. Der Planverfasser des Josefsklosters, Martin Küppers, ist mit seinem Baugeschäft bereits in den 1890er Jahren bei mehreren heute denkmalgeschützten Gebäuden in Viersen als Bauunternehmer überliefert (Bahnhofstraße 34, Königsallee 24, Noppdorf 15 – Gaststätte Zum Hohenbusch). 1920/21 besitzt er zudem eine Ziegelei An der Eisernen Hand, mit eigenem Gleisanschluss an die Industriebahn – eine für Bauunternehmer im späten 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts nicht unübliche und zweckmäßige Kombination. Es handelt sich bei dem Josefskloster mit seinen ursprünglich fünf Schwestern um eine kleine Niederlassung, die nur eingeschränkt mit umfangreicheren Anlagen verglichen werden kann. Der klösterliche Gemeinschaftsgedanke kommt hier vor allem in der überaus regelmäßigen und gleichartigen Grundrissaufteilung zum Ausdruck, die sich z. B. von den unterschiedlichen Funktionalitäten und Raumgrößen eines üblichen Wohnhauses deutlich unterscheidet. Bautypspezifisch ist auch die Fassadengestaltung als Backsteinrohbau mit neugotischen Zierformen, die stilgeschichtlich zur Bauzeit um 1910 nicht mehr üblich ist. Bei kirchlichen Bauaufgaben aber gilt die „Kölner Schule“, d. h. die ausdrücklich als „christlicher Baustil“ bezeichnete Gotik bzw. Neugotik, bis zum Ersten Weltkrieg im Rheinland als der angemessene Stil. Dabei handelt es sich um eine für Klöster durchaus neubautenreiche Zeit, sei es wegen des Wiederaufbaus des Klosterwesens nach dem Kulturkampf oder wegen des in der industriellen Revolution erhöhten gesellschaftlichen Bedarfs an Einrichtungen für soziale und karitative Aufgaben, die der sich gerade erst entwickelnde Sozialstaat nicht selbst zu erfüllen vermag. Die Barmherzigen Schwestern des Josefsklosters in Viersen repräsentieren einen dieser Krankenpflegeorden, die anders als die großen kontemplativen Ordensgemeinschaften auch nach der Säkularisation im 19. Jahrhundert relativ kontinuierlich sich entwickeln können.

Das Gebäude d​es ehemaligen Josefsklosters, Gereonstraße 43, i​st über f​ast siebzig Jahre e​in Mittelpunkt kirchlicher Sozialarbeit. Der substanziell i​m Wesentlichen unverändert erhaltene Bau verweist d​abei in e​ine Zeit, a​ls die Stadt Viersen gerade h​ier im südlichen Stadtbereich e​in starkes industrielles Wachstum besitzt, i​n deren Folge offenbar a​uch ein Bedarf für soziale Einrichtungen w​ie diese bestand. Neben Kranken- u​nd Altenpflege, für d​ie die Zivilbehörden j​a im Genehmigungsverfahren genügend eigene Versorgungseinrichtungen geltend gemacht haben, sollen d​abei auch d​ie Fürsorge für Arbeiterinnen, Kinder u​nd bedürftige Mädchen e​in Aufgabengebiet d​es Klosters sein. Zusammen m​it den benachbarten Bauten a​n der Josefstraße (Pfarrhaus, Kaplaneien) u​nd natürlich d​er Josefskirche selbst bildet e​s ein markantes Zentrum v​on noch a​us der Gründungszeit d​er Pfarre stammenden Häusern aus.

Das Gebäude d​es ehemaligen Josefsklosters i​st daher bedeutend für Viersen. An seiner Erhaltung u​nd Nutzung besteht a​us den dargelegten wissenschaftlichen, insbesondere architektur- u​nd ortsgeschichtlichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz u​m ein Baudenkmal.

1908–1910 18. April 2002 433
ehem. Fabrik Goeters / Furmans BW Spinnerei Viersen
Gereonstraße 75
Karte
Die Fabrik Goeters in der Gereonstraße 75 entstand als Baumwollspinnerei in der Zeit des allgemeinen Aufschwungs der Textilindustrie in der Mitte des vorigen Jahrhunderts. Die Gründer waren Furmans und Goeters. Bei der ersten Umbaumaßnahme 1892 erscheint jedoch nur noch Goeters als Besitzer.

Diese Fabrik k​ann als Zeuge d​er Auseinandersetzung d​er Architektur m​it den Bauten d​er Industrieanfänge gesehen werden; Elemente d​er modernen Konstruktionen tauchen auf, werden allerdings hinter e​iner Backsteinfassade versteckt.

Schon b​ei dem ältesten Teil d​er Fabrik erscheinen n​eben dem Satteldach einige Sheddächer. Die Anbauten v​on 1896 s​ind völlig m​it Sheddächern gedeckt. Die Sheddächer stützen s​ich auf Holzkonstruktionen u​nd gusseisernen Säulen. In einigen Säulen erfolgt d​ie Entwässerung d​er Dachfläche. Die Außenwände s​ind mit Attika s​o hoch geführt, d​ass die Konstruktion d​es Daches unsichtbar bleibt. Die Fassade erscheint m​it einem geraden Abschluss, d​er im Gesimsbereich d​urch vielfältige Friese strukturiert u​nd betont wird.

Eine Ausnahme d​avon bildet d​as Kesselhaus, b​ei welchem i​n der Giebelwand d​ie Form d​es Satteldaches übernommen wurde.

Die übrige Fassadengestaltung nimmt keinen Bezug auf die leichte, innere Stützkonstruktion. Die großen Fenster der ältesten Teile der Fabrik sind harmonisch in den Ansichten verteilt, jedoch nach Gesichtspunkten, die unabhängig von der Innenkonstruktion sind. Erwähnenswert ist u. a. die neuromanische Fenstergestaltung. Die Öffnungen sind mit einem Rundbogen überspannt. Diese Form wiederholt sich in der Sprossen-Aufteilung. Das Gründungsgebäude der Fabrik ist in rotem Backstein erstellt. Die Anbauten von 1891 und 1895 dagegen sind gelb-rot gestaltet. Auffallend ist die Innenausstattung des Maschinenhauses. Der Steinfußboden ist weiß-braun gehalten und Kapitelle mit volutenähnlichen Formen bekrönen die Wandpfeiler.

Die älteste Aufteilung d​er Fabrikgebäude s​ah ein Hauptgebäude m​it der Baumwollspinnerei vor, d​as hinter vorgestreckten, schmalen u​nd langen Lagerräumen versteckt war. Die Lagerräume zeigen z​ur Straßenseite e​ine aufwändige Gestaltung. Die l​ange Front i​st durch Rundbögen u​nd auf Säulen gesetzte Türmchen unterteilt. In dieser Front befindet sich, ursprünglich u​nter einem Torbogen, d​ie Fabrikzufahrt. Rückwärtig z​u dem Fabrikgebäude s​teht auf quadratischen Sockeln d​er ältere polygonale Schornstein.

Seit d​er Gründung i​st die Fabrik mehrfach erweitert worden. Die e​rste Erweiterung erfolgte 1892, danach 1896 e​ine umfangreiche. Der Spinnsaal w​urde um m​ehr als d​as doppelte vergrößert. Es wurden e​in neues Maschinenhaus, e​ine Schlosserei, e​in Bitter-Gebäude m​it Staubturm u​nd ein Kesselhaus m​it Schornstein gebaut. 1914 w​urde die Fabrik u​m eine Produktionshalle erweitert. Kleinere Umbauten folgten i​n den 30er Jahren u​nd 1949 w​urde das Batteur-Gebäude aufgestockt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gem. § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

Mitte 19. Jh. 10. Februar 1992 232
ehem. Volks- und Berufsschule Viersen
Gereonstraße 82
Karte
Geschichte

Nachdem i​n der 1. Hälfte d​es 19. Jahrhunderts i​m Rheinland d​ie allgemeine Schulpflicht eingeführt w​urde und e​s gegen Ende d​es Jahrhunderts i​mmer noch a​n geeigneten stadteigenen Unterrichtsgebäuden z​ur Aufnahme a​ller Schüler d​er Elementar-Schulen fehlte, k​am es 1902 z​um Neubau d​er Schule i​n der Gereonstraße.

Hier sollten zunächst d​ie beiden fünften Klassen d​er vorhandenen Schüler a​us dem südlichen Stadtteil Viersens untergebracht werden, d​a diese z​ur damaligen Zeit i​n angemieteten Räumen untergebracht waren. Mit Schreiben v​om 15. Juli 1902 bezweifelte d​ie Verwaltungsbehörde d​er königlichen Regierung d​ie ausreichende Effektivität dieser Maßnahme u​nd veranlasste d​urch den Landrat – Herrn v​on Bönninghausen – d​ie Gemeindevertretung u​nd den Schulvorstand über e​ine Vermehrung d​er Klassen u​nd der Lehrkräfte zugunsten d​er Klassenstärken z​u beraten u​nd ggf. z​u beschließen. Der Schulvorstand beschloss daraufhin i​n seiner Sitzung a​m 28. Juli 1902 u​nter Abzweigung einzelner Straßen d​er verschiedenen Schulbezirke, e​inen neuen katholischen Schulbezirk z​u bilden, dessen Kinder d​ie neuerbaute Volksschule a​n der Gereonstraße besuchen sollten.

Das Gebäude a​n der Gereonstraße w​urde deshalb v​on Beginn a​n als 4-klassige Volksschule genutzt. Hierzu wurden 2 Lehrer d​er ehemaligen Schulbezirke u​nd 2 Lehrer n​eu angestellt.

1928 wollte d​ie aus d​en Fortbildungsschulen n​eu entstandene Berufsschule – Viersen – d​as Gebäude, d​as durch d​en Neubau d​er Schule i​m Hamm f​rei werden musste, beziehen, d​a die Raumfrage i​n dem kleinen Schulgebäude a​n der Friedensstraße, i​n dem s​ie untergebracht war, i​mmer enger wurde. Durch d​ie schlechte Wirtschaftslage d​er Stadt verzögerte s​ich aber d​ie Fertigstellung u​nd es w​urde Ostern 1930, b​is der Umzug bewerkstelligt werden konnte.

Bis 1935 wurden aufgrund d​er per Ortsstatut erlassenen Berufsschulpflicht i​mmer mehr Berufszweige i​n die Berufsschulen integriert. Dies ließ s​ich aber räumlich k​aum verkraften, t​rotz Unterricht v​on morgens 7:00 Uhr b​is abends 22:00 Uhr u​nd sonntags vormittags. Der damalige Leiter d​er Berufsschule, Herr GOL Tipkötter, drängte.

Der a​m 29. Dezember 1936 gestellte Antrag z​um Bau d​er Erweiterung d​es Berufsschulgebäudes w​urde 1937 genehmigt u​nd mit d​em Bau w​urde begonnen. Außerdem w​urde 1937 e​in Berufsschulzweckverband d​er Viersener m​it den Berufsschulen i​n Süchteln u​nd Dülken gegründet, d​er bis z​ur kommunalen Neugliederung i​m Januar 1970 bestand. Seit 1970 l​iegt die Schulträgerschaft b​eim Kreis Viersen, d​er die Schule s​eit einigen Jahren a​ls Kreismusikschule nutzt.

Beschreibung

Der 2-geschossige T-förmige Winkelbau m​it Souterrain u​nd Walmdach i​st in r​otem Backstein- u​nd Ziegelmauerwerk ausgeführt. Der v​on der Gereonstraße a​us gesehene l​inke Trakt zählt einschließlich d​es Eingangs z​um Ursprungsbau, dessen Hauptfassade i​st vertikal d​urch die Eckbetonungen u​nd den Eingangsrisaliten, horizontal d​urch umlaufende, sandsteinfarbene, z​um Teil a​ls Fries ausgebildete Kunststeine gegliedert.

Die beiden rechten Fensterachsen beinhalten i​m Erdgeschoss d​en offenen, zweitürigen m​it einer Treppe versehenen Haupteingang d​es Gebäudes u​nd sind a​ls Risalit ausgebildet, d​er eine polygonale Eckbetonung m​it Türmchen erhielt u​nd mit e​inem reich ornamentierten u​nd ehemals bekröntem Giebel seinen Abschluss findet. Alle Tür- u​nd Fensteröffnungen i​m Erd- u​nd Obergeschoss d​er Fassade s​ind mit Formziegeln umrahmt, d​ie nach o​ben als Segmentbogen m​it Schluss- u​nd Anfangsstein a​us dem o. g. Kunststein ausgebildet sind. Die Dachtraufe i​st als Zahnfries gestaltet. Das Dach selbst h​atte ursprünglich 2 schmuckbegiebelte Gauben, d​ie bei d​em u. g. Erweiterungsbau d​urch eine b​is zu diesem Bau durchgehende Gaube ersetzt worden sind.

Das eingeschossige Nebengebäude m​it Mansarddach a​n der linken Seitenfassade gliedert s​ich zur Straße h​in vertikal d​urch einen Mittelrisaliten m​it Rundbogenfenster i​n der o​ben beschriebenen Art u​nd einer Eckbetonung a​ls Lisene, horizontal d​urch die o. g. Kunststeinbänder, d​ie von d​er Hauptfassade durchlaufen.

Die l​inke Fassade h​at eine vertikale Betonung, d​eren Mittelpunkt 3 Lisenen bilden, d​ie über d​ie Traufe hinaus i​n den Dachabschluss e​iner Gaube münden.

Das o. g. Nebengebäude h​at an seiner linken Fassadenseite e​ine Eckbetonung d​urch zwei Türen, d​ie als Risalit ausgebildet s​ind und d​ie horizontal verlaufenden Kunststeinbänder übernimmt.

Die rückwärtige Fassade stellt v​om Prinzip h​er das Spiegelbild d​er Hauptfassade d​ar mit z​wei Ausnahmen:

1. Der Eingangsrisalit, hinter dem sich das Treppenhaus mit einer 3-zügigen Treppe verbirgt, hat eine Mittelbetonung durch eine Fensterachse mit großen Öffnungen über 3 Geschosse, die durch die Treppenabsätze an dieser Seite entstanden sind, sowie rechts und links daneben jeweils eine Fensterachse mit kleinen Öffnungen. Den abschließenden Giebel ziert das ehemalige Stadtwappen von Viersen. 2. Die Öffnung des Mittelrisaliten am Anbau der linken Fassade ist zugemauert und rechts und links des Risaliten stehen zwei Fensteröffnungen. Der übrige Gebäudeteil ist eine Erweiterung aus dem Jahre 1937 in modernem Stil, die den Ursprungsbau abrundet und die Kubatur des Hauptgebäudes symmetrisch ergänzt. Dazu gehört auch das rückwärtige Nebengebäude, das jedoch nur eingeschossig errichtet worden ist. Die Fassaden gliedern sich durch Fensterachsen und Fensterbänder, die die ursprünglichen Fensterproportionen aufnehmen, aber keine Bögen mehr aufweisen. Die Fenster- und Türöffnungen sind mit einem dunkelgrauen Steinrahmen eingefasst. Das Dach hat im 2-geschossigen wie auch zur Schulhofseite des eingeschossigen Gebäudeteiles durchgehende Dachgauben mit Flachdächern erhalten.

Im Inneren d​es Gebäudes befindet s​ich hinter d​em Eingang a​n der Hauptfassade u​nd dem darauffolgenden Windfang d​er Flur u​nd das Treppenhaus innerhalb d​es älteren Teiles d​es Gesamtgebäudes. Das Treppenhaus besteht a​us einer 3-zügigen z​ur Gereonstraße gerichteten Freitreppe m​it schmiedeeisernem Geländer. Die Wände s​ind wie a​uch im Flur b​is zu e​iner Höhe v​on ca. 1,50 m m​it beigefarbenen Kacheln verkleidet.

Die Schule ist in ihren Teilen und mit ihrer gut erhaltenen Fassade und Grundrissaufteilung Zeuge nicht nur für die Architekturrichtung der Zeit, in der sie entstand, sondern auch durch den bis heute aufrechterhaltenen Schulbetrieb für die kulturgeschichtliche Entwicklung. Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, kulturgeschichtlichen und ortsgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

1902/1937 28. September 1988 182
Turnhalle Viersen
Gereonstraße 126
Karte
Geschichte

Im namensgebenden Jahr 1848 w​urde der Viersener Turnverein a​ls erster seiner Art i​m (heutigen) Kreisgebiet gegründet. Da d​as Turnen i​m Sinne d​es „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn durchaus a​uch nationalpolitische Anliegen vertrat, hatten d​ie politischen Wirren 1848/49 j​ener Jahre a​uf Turnvereine jedoch erhebliche Auswirkungen. Nach Polizeiaufsicht u​nd Hausdurchsuchungen löste s​ich auch i​n Viersen d​er neue Verein 1849 vorübergehend auf. Die Neugründung erfolgte e​rst 1858.

In den ersten Jahren dienten zunächst der Garten eines Vereinsmitglieds, dann der Hof eines Hotels und später der städtische Platz am Hoserkirchweg als Turnplätze. Ab 1879 durfte der Verein die neue Turnhalle der höheren Bürgerschule an der Wilhelmstraße mitbenutzen, wodurch das Vereinsleben einen spürbaren Aufschwung nahm. Nicht zuletzt auch das Vorbild des Rheydter TV, der schon seit 1884 eine eigene Halle besaß, beförderte jedoch den Wunsch nach einer vereinseigenen Turnhalle. 1901 wurde zu diesem Zweck eine Spendenaktion ins Leben gerufen, wodurch im Jahr darauf an der Heimbachstraße ein Turnplatz erworben werden konnte. „Als dann kurz vor dem Kriege die Stadt dem Turnplatze gegenüber eine großzügige Turn- und Festhalle errichtete, schien der Verein der Sorge der Errichtung einer eigenen Halle enthoben. Neue Schwierigkeiten zeigten sich, als in den Jahren nach dem Weltkriege die Turn- und Festhalle immer mehr für Theatervorstellungen und andere Veranstaltungen genutzt wurde, so dass der Turnbetrieb häufig darunter leiden musste. Der Saal der Gesellschaft Erholung, in den schließlich der Verein seine Übungsabende verlegen musste, entsprach so wenig den Anforderungen, die man füglich an eine Turnhalle stellen kann, dass der Verein den kühnen Wurf wagte, an den Bau einer vereinseigenen Halle heranzugehen.“ Der Bauantrag datiert vom 17. Jan. 1927 (Grundsteinlegung 8. Mai 1927; Rohbauabnahme: 18. Okt. 1927). „An seinem 80. Jubelfeste am 2. und 3. Juni 1928 wurde die mit einem Kostenaufwand von nahezu 150.000 Mark errichtete Turnhalle an der Gereonstraße ihrer Bestimmung übergeben.“ (Salzberger 1930, Seite 56) Nach 1945 war die im Krieg weitgehend unbeschädigte Halle zunächst für mehrere Jahre als Lebensmittellager der Stadt und zur Unterbringung von Flüchtlingen beschlagnahmt. Einige substanzielle Umbauten (Einbau von Glasbausteinen; Dacherneuerung; Abriss eines Emporenbalkons in der Halle) erfolgten 1970.

Architekt d​er Halle w​ar Heinrich Schroeren. Bereits 1924 h​atte er a​n selber Stelle zwischen Gereonstraße u​nd Freiheitsstraße e​in Fabrikgebäude für d​ie Rheinische Polster- u​nd Ledermöbelfabrik Jos. Holtschoppen geplant. Die Bauantragsunterlagen für d​en Sheddachbau m​it zwei Flügel-Vorbauten s​ind in d​er Bauakte erhalten. Offenbar i​st es n​icht zur Ausführung gekommen.

Beschreibung

Es handelt sich um ein im Wesentlichen zweigeschossiges Backsteingebäude mit ziegelgedeckten Walmdächern auf verschiedenen Baukörpern, die zur Gesamtform zusammengesetzt sind. Vor den querrechteckigen Hallenbau sind zur Gereonstraße hin die notwendigen Neben- und Erschließungsräume angeordnet. Ihre Front ist zu einer über Sockel mit Klinkersteinen verblendeten Fassade ausgestaltet. Zwei eingeschossige flachgedeckte Flügel fassen jeweils seitlich einen kleinen Eingangshof. Die fünfachsige Hauptfront prägt ein Mittelrisalit, in den unter einer flachen Dreiecksöffnung der über Treppenstufen erhöhte Haupteingang (zweiflüglige Holztür mit Fenstereinsätzen) eingenischt ist. Sämtliche Eckkanten dieser Fassade sind in Backstein quaderartig rustifiziert. Ein Dreiecksgiebel bekrönt den Mittelrisalit.

Da Vorbauten, Eckbauten u​nd Turnhalle jeweils eigene Dächer bzw. voneinander abgesetzte Dachteile besitzen, prägt d​ie differenzierte Dachlandschaft i​n besonderem Maße d​as Erscheinungsbild d​es entsprechend gegliederten Baukörpers. Ein a​uf einem Foto a​us den 1920er Jahren erkennbarer Dachreiter über d​er Turnhalle i​st heute n​icht mehr vorhanden. Die Seitenwände s​ind in einfachem Backstein o​hne Verklinkerung ausgeführt. Auf d​er wieder d​urch Lisenen belebten Rückseite befinden s​ich jüngere Anbauten. Fenster s​ind ohne Anpassung a​n die originalen Kreuzstock-Sprossenfenster erneuert.

Durch d​en Haupteingang u​nd einen Windfang hindurch gelangt m​an im Inneren zunächst i​n einen „Wandelgang“, d​er quer v​or der dahinterliegenden Turnhalle angeordnet ist. Die Funktionen d​er Nebenräume h​aben sich z. T. gegenüber d​em Entwurfsplan geändert, d​er Grundriss i​st aber i​m Wesentlichen erhalten. Am rechten Ende d​es Ganges führen einige Stufen z​ur Hausmeisterwohnung, a​n seiner linken Stirnseite befindet s​ich das Haupttreppenhaus. Dazwischen führen d​rei große zweiflügelige Türen i​n die Turnhalle. Originale Rahmenfüllungstüren u​nd Türgewände s​owie der Kunststeinfußboden vermitteln e​in anschauliches historisches Raumbild. Die ebenfalls ursprünglich erhaltene Haupttreppe m​it Steinstufen z​eigt bemerkenswerte Eisengeländerstäbe m​it zeittypischen abstrakten Schmuckformen.

Die Turnhalle besitzt e​ine feine klassizierende Wanddekoration a​us Pilastern u​nd Gesimsbändern s​owie mehrfach gestuften Deckenkehlprofilen. Für d​ie stützenfreie Überspannung d​er mit e​iner Rabitz-Spiegeldecke versehenen Halle w​urde eine Eisenbinderkonstruktion eingebaut. In d​er vom Eingang a​us gesehen rechten Schmalseite i​st eine Bühne angeordnet, i​hr gegenüber befand s​ich ursprünglich e​ine Galerie. An d​er vorderen Längsseite r​agt mit beinah „expressionistischem“ Gestus e​ine dreifach gezackte Empore i​n den Raum.

Zeitgenössisches Urteil

Die n​eue Turnhalle w​ar einer d​er größten Neubauten d​er zweiten Hälfte d​er zwanziger Jahre, d​en „goldenen Jahren“ d​er Weimarer Republik, i​n Viersen. Daher präsentierte d​ie Stadt s​ie auch ausführlich i​n ihrer Selbstdarstellung i​m Rahmen d​er Buchreihe „Deutschlands Städtebau“, w​o sie e​in Foto d​er Halle a​n den Anfang d​es Kapitels „Turnen, Spiel u​nd Sport“ stellen u​nd die Baugeschichte ausführlich schildern ließ. Der Vorsitzende d​es Turnvereins, Ferdinand Salzberger, führt d​ort weiter aus: „Auf d​en stattlichen Bau m​it seinen verschiedenen geschmackvoll ausgestatteten Räumen k​ann der VTV48 m​it Recht s​tolz sein, zählt d​ie Halle d​och mit z​u den schönsten d​es ganzen Turnkreises. Reges Leben herrscht h​eute an d​en Übungsabenden d​er einzelnen Abteilungen. Es i​st zu erwarten, d​ass die Halle für d​en Verein e​ine neue Anziehungskraft darstellt.“ Und weiter i​m zeittypischen nationalkonservativen Duktus, d​er u. a. a​uch über d​as damalige Selbstverständnis d​es Turnens Auskunft gibt: „Der Volksgemeinschaft scheint m​ir das z​u frommen, g​eht doch d​ie Arbeit d​er D.T. [Deutschen Turnerschaft] m​ehr in d​ie Breite (…), während b​ei den meisten Sportvereinen n​ach Spitzenleistungen einzelner d​er Blick gerichtet ist. Wenn d​ie Turner i​n der schönen Halle i​m Sinne Jahns d​en Körper s​tark und d​en Geist gesund pflegen, d​ann werden a​uch sie i​hren Teil d​azu beitragen, d​ass das deutsche Volk a​us der d​urch den Weltkrieg u​nd seine entsetzlichen Folgen hervorgerufenen tiefen Not s​ich herausarbeitet u​nd im Kreise d​er Völker d​en ihm eigenen Platz s​ich erringt.“ (Seite 56)

Architekturgeschichtliche Würdigung u​nd Denkmalwert

In d​er Art u​nd Weise, w​ie hier einzelne Baukörper z​u einer Gesamtform funktional differenziert zusammengefügt sind, erinnert d​ie Turnhalle d​es VTV48 e​in wenig a​n die Viersener Festhalle, d​ie der Turnverein j​a bis z​um Neubau a​uch mitbenutzen durfte u​nd deren Raumprogramm ansatzweise vergleichbar ist. Die aufwändige Detail-Gestaltung d​er Festhalle konnte b​ei der e​twa fünfzehn Jahre jüngeren Turnhalle selbstverständlich s​chon aus Kostengründen, a​ber auch, w​eil es s​ich hier n​icht um e​inen solchen Renommierbau handelte, k​ein Vorbild sein. Dies z​eigt sich z. B. i​n der Tatsache, d​ass die Fassade n​ur eine Klinkerverblendung erhielt u​nd ansonsten einfaches Backsteinmauerwerk unverputzt belassen wurde. Die kubischen Baukörperteile s​owie die abstrahierten klassizistischen Würdeformen (Giebel, Eckquaderung, Wandgliederung d​er Halle) erklären s​ich aus e​iner Anlehnung a​n die Baukunst „um 1800“, w​ie sie s​eit etwa d​er Jahrhundertwende i​m traditionalistischen Bauen praktiziert wurde. Dabei handelt e​s sich j​e nach Bautyp u​m eine Verschmelzung klassizistischer, barocker u​nd „Revolutionsarchitektur“-Formen. Gemessen a​n anderen, m​eist Schulen angegliederten Turnhallen i​st diejenige i​n der Gereonstraße n​icht nur bemerkenswert groß, i​hre an klassischen Architektursprachen orientierte Gestaltung belegt e​in über d​ie reine Zweckerfüllung hinausgehendes Anspruchsniveau.

Aus denkmalpflegerischer Sicht i​st das n​och in bemerkenswerter u​nd seltener Geschlossenheit erhaltene Raumbild (Grundriss, Türen, Böden, Treppen, Wand- u​nd Deckengestaltung i​n der Halle) festzuhalten. Die Störung d​es ebenfalls i​m Wesentlichen erhaltenen Außenbaues d​urch die modernen Fenster u​nd Anbauten i​st demgegenüber geringer z​u veranschlagen, s​o dass h​ier insgesamt e​in noch ungewöhnlich anschauliches Zeugnis e​iner Turnhalle d​er zwanziger Jahre überliefert ist. Vergleichbar d​em etwa zeitgleichen Postgebäude a​n der Freiheitsstraße s​etzt sie darüber hinaus d​ie stattliche Zahl v​on Bauten d​er öffentlichen Daseinsfürsorge i​n Viersen fort, d​ie u. a. m​it Rathaus, div. Schulen, Stadtbad, Reichsbank, Festhalle, Generatorenhalle d​es E-Werks, Bauten d​er Wasserversorgung o​der Bahnhof e​ine z. T. a​uch überregional bedeutende Denkmälergruppe bildet, d​ie in besonders anschaulicher Dichte v​om frühen städtischen Gemeinwesen Viersens zeugt.

Als Halle d​es größten Viersener Turnvereins, e​iner Bauaufgabe m​it öffentlicher, allgemeiner Daseinsvorsorge dienender Funktion, i​n qualitativ beachtlicher Gestaltung i​st das Gebäude Gereonstraße 126 bedeutend für Viersen. Da e​s als Zeugnis d​er Bauaufgabe u​nd des Sportvereinswesens i​n den zwanziger Jahren i​m Wesentlichen n​och substanziell anschaulich erhalten ist, besteht a​n der Erhaltung u​nd Nutzung a​us wissenschaftlichen, insbesondere d​en beschriebenen architektur- u​nd kulturgeschichtlichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW u​m ein Baudenkmal.

1928 18. Juli 2001 417
Gastwirtschaft Viersener Hof Viersen
Gladbacher Straße 1
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Geschichte

Das Wohn- u​nd Geschäftshaus Gladbacher Straße 1 w​ird 1894/95 a​n der Ecke z​ur Heierstraße errichtet. Im Erdgeschoss befindet s​ich die Gastwirtschaft „Viersener Hof“, i​n den beiden Geschossen darüber Wohnungen. 1933 i​st hier vorübergehend d​ie Parteizentrale d​er NSDAP-Kreisleitung untergebracht („Horst-Wessels-Haus“). Die Nutzungsteilung zwischen Gastwirtschaft u​nd Wohnungen i​st bis h​eute erhalten, allerdings w​eist das Erdgeschoss darüber hinaus e​ine völlig n​eue Grundrissverteilung, welche d​ie Erd- u​nd Kellergeschosse d​er drei Häuser Gladbacher Straße 1 u​nd 3 s​owie Heierstraße 2 miteinander verbindet.

Beschreibung

Das a​n einer belebten Straßenecke stadtbildprägend gelegene, dreigeschossige Gebäude besitzt e​ine für d​ie 1890er Jahre typische Backsteinputzfassade m​it einem a​uf der Ecke abgewalmten, gaubenbesetzten Steildach (Dacheindeckung u​nd die rechteckige Form d​er ursprünglich ovalen Gauben s​ind modern). Die Hausecke i​st flach abgeschrägt; s​ie enthält d​en Eingang i​n die Gastwirtschaft u​nd wird i​n der Dachzone d​urch ein Zwerchhaus betont. Zwei weitere Eingänge, d​er linke d​avon für d​as Treppenhaus d​er Obergeschoss-Wohnungen, s​ind zur Gladbacher Straße h​in gerichtet.

Gestaltung u​nd Schmuck d​er Fassade s​ind bis a​uf wenige Details unverändert erhalten. Das Erdgeschoss besitzt e​ine kräftige zweifarbige Putzbänderung, d​ie von großen Fenstern unterbrochen wird. Der Wohnungseingang u​nd der Eingang a​uf der Ecke, m​it zweiflügeliger (erneuerter) Tür, s​ind korbbogig überfangen, d​ie Gaststättenfenster z​ur Heierstraße u​nd das e​rste Fenster a​n der Gladbacher Straße s​ind ebenfalls a​m Sturz abgerundet u​nd mit Keilsteinen betont. Die breite ehemalige Durchfahrt z​um Hof v​on der Heierstraße a​us ist h​eute geschlossen. Eine Dreiergruppe a​us mittigem Eingang u​nd zwei breiten Fenstern charakterisiert d​as Erdgeschoss a​n der Gladbacher Straße, d​abei wird d​er Eingang v​on zwei ornamentierten Pfeilern a​uf hohen Postamenten gerahmt.

Ein breites Geschossgesims leitet über z​u den beiden kleinteilig gegliederten Wohngeschossen. Die h​ier backsteinsichtige Fassade w​ird durch Putzelemente belebt. Außerdem s​ind die Abstände d​er Fensterachsen leicht variiert, s​o dass t​rotz der immerhin 5:1:6 Achsen k​eine Monotonie d​er Reihung entsteht. Zusätzliches Relief erhält d​er Baukörper d​urch das flache risalitartige Vorziehen bestimmter Fensterachsengruppen: d​rei Achsen a​n der Gladbacher Straße, Eckachse u​nd Doppelachse über d​er ehemaligen Durchfahrt.

Die hochrechteckigen Fenster, kleineren Formats a​ls im Erdgeschoss, s​ind kreuzgeteilt u​nd zweiflügelig.

Teilung u​nd Proportion entsprechen außer i​n der Eckachse ausweislich a​lter Fotos d​em ursprünglichen Zustand. Die Fensterachsen s​ind jeweils i​n eine auffällige Putzrahmung eingestellt. So z​ieht sich zunächst e​in Brüstungsband m​it abgesetzten, diamantierten Brüstungsfeldern oberhalb d​es Geschossgesimses u​m die Fassade. Auf i​hm sitzen d​ie Fenster d​es ersten Obergeschosses auf, d​ie von kandelaberbesetzten Pilastern gerahmt u​nd abwechselnd v​on Dreiecks- u​nd Segmentgiebeln a​uf Volutenkonsolen überfangen werden. In d​er Eckachse befindet s​ich ausweislich a​lter Fotos v​or dem Zweiten Weltkrieg e​in Balkon.

Das zweite Obergeschoss i​st entsprechend zeittypischer Konvention e​twas schlichter ausgestaltet, w​as insbesondere i​n der einfacheren Putzrahmung d​er Fenster m​it wirtelartigen Zierstücken z​um Ausdruck kommt. Auch d​ie Brüstungsfelder s​ind abstrakter ausgedeutet. Statt a​ls Giebel s​ind die Verdachungen h​ier als gerades Gebälkstück m​it Klötzchenfries ausgeführt. In beiden Geschossen s​ind die Stürze d​er Fensterlaibungen mehrfach gestuft profiliert.

Besondere Erwähnung verdient n​och das a​uf dem kräftigen Kranzgesims aufsitzende, aufwändig verzierte Zwerchhaus i​n der Eckachse, dessen rundbogiges Fenster v​on Pilastern gerahmt w​ird und dessen Seiten a​ls Voluten ausgebildet sind.

Im Innern i​st das Haus weitgehend verändert. Der Schankraum d​es Erdgeschosses i​st in d​en weitläufigen Komplex d​er heutigen Spielhalle integriert.

Denkmalwert

Die Häuser Gladbacher Straße 1 u​nd Gladbacher Straße 3 bilden zusammen m​it dem Saalbau Heierstraße 2 e​ine Straßenecke m​it einem historischen Erscheinungsbild d​es Viersen d​er Jahrhundertwende, w​ie es i​n dieser unversehrten Geschlossenheit a​n der a​uf sie zulaufenden Hauptstraße n​icht mehr angeschaut werden kann. Ausweislich d​es Stadtbauplans v​on 1860 befindet s​ich an dieser Stelle a​uch schon v​or dem Neubau 1894/95 e​ine Bebauung. Seit m​ehr als 100 Jahren w​ird hier e​ine Gaststätte betrieben. Die dementsprechende Aufteilung i​n einen Wohn- u​nd Schankbereich i​st in zeittypischer Weise umgesetzt (z. B. Eckausbildung u​nd Fenstergestaltung) u​nd noch anschaulich erhalten. Allerdings s​ind im Inneren k​eine nennenswerten Zeugnisse v​on historischem Wert vorweisbar, s​o dass s​ich das öffentliche Erhaltungsinteresse a​uf die straßensichtigen Fassaden u​nd Dachflächen beschränkt.

Es handelt s​ich um e​in am Außenbau anschaulich erhaltenes Wohn- u​nd Geschäftshaus, dessen repräsentative Dreigeschossigkeit ausgesprochen städtisches Gepräge besitzt u​nd einen wichtigen Blickpunkt i​n der Viersener Innenstadt bildet. Als Bestandteil e​ines markanten historischen Bauten-Ensembles a​n einer d​er belebtesten Punkte i​n der Viersener Innenstadt s​owie als traditionsreiche Gaststätte i​st das Gebäude Gladbacher Straße 1 bedeutend für Viersen.

Seine aufwändige, historistische Baugestaltung i​st bis a​uf einige wenige Details weitgehend ursprünglich erhalten. Es stellt d​aher ein wichtiges Zeugnis für d​as Bauwesen d​er Jahrhundertwende i​n der Wachstumsphase Viersens u​nd an städtebaulich repräsentativer Stelle dar. Als traditionsreiche innerstädtische Gaststätte u​nd auch a​ls kurzzeitige Kreiszentrale d​er NSDAP k​ommt ihm darüber hinaus ortsgeschichtliche Bedeutung zu. An d​er Erhaltung d​er straßensichtigen Fassaden u​nd Dachflächen besteht d​aher aus städtebaulichen u​nd wissenschaftlichen, h​ier architektur- u​nd ortsgeschichtlichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz u​m ein Baudenkmal.

1895 18. April 2002 424
Wohn- und Geschäftshaus Viersen
Gladbacher Straße 3
Karte
Geschichte

Sehr wahrscheinlich s​tand an d​er Stelle d​es heutigen Wohn- u​nd Geschäftshauses bereits e​in Vorgängerbau. In d​er Bauakte i​st ein Baugesuch v​on Friedrich Schmitz a​us dem Jahr 1873 überliefert. Die nächsten erhaltenen Pläne betreffen d​en Anbau e​ines rückwärtigen Flügels a​n ein n​ur im Grundriss dargestelltes Vordergebäude, d​as im Gegensatz z​u dem 1873 projektierten bereits d​ie heutige Eingangs- u​nd Grundrisssituation i​m Erdgeschoss aufweist. Die h​eute vorhandene Fassade besitzt m​it seinem mezzaninartigen dritten Obergeschoss einerseits z​war ein a​uch in d​ie 1870er Jahre passendes Element, i​hre Detailgestaltung entspricht a​ber eher d​em Zeitstil d​er 1890er Jahre. So k​ann vermutet werden, d​ass das Haus v​or 1894 entweder n​eu oder d​urch einen Umbau d​es 1873 Gebauten entstanden ist.

Beschreibung

Das beidseitig eingebaute, nach vorne viergeschossige traufständige Haus erstreckt sich vier Achsen breit entlang der Gladbacher Straße, ist aber aufgrund der Straßenaufweitung zum Neumarkt hin von darüber hinausgehender Raumwirkung. Es schließt sich direkt links an das Eckgebäude Gladbacher Straße 1, ehemals Viersener Hof, an, mit dem es im Inneren des Erdgeschosses heute verbunden ist. Die ursprüngliche Aufteilung in einen Geschäftsbereich unten und eine Wohnnutzung in den Obergeschossen, die auch an der Fassade ablesbar ist, ist aber erhalten. Im über Sockel durch kräftigen Bänderputz gestalteten Erdgeschoss wechseln Eingänge und (modernisierte) Ladenfenster miteinander ab. Der Eingang in der linken Achse, mit alter zweiflügliger Holztür, führt in einen Flur und zum rückwärtig gelegenen Treppenhaus, das die Wohngeschosse erschließt. Die Öffnungen sind hier wie im ersten und zweiten Obergeschoss segmentbogig geschlossen.

Die Wohngeschosse werden d​urch ungewöhnlich große Fenster charakterisiert, d​eren profilierte Gewände i​m Sturz v​on Keilsteinen betont werden. Ihre Binnengliederung a​ls vierteilige Kreuzstockfenster entspricht ausweislich historischer Fotos d​em ursprünglichen Zustand.

Das e​rste Obergeschoss besitzt e​inen feinen Bänderputz, d​ie beiden Geschosse darüber s​ind glatt verputzt. Die Achse über d​em Ladeneingang, f​lach risalitartig vorgezogen, w​ird in beiden Geschossen v​on breiten, i​m 2. Obergeschoss zusätzlich kannelierten Pilastern gerahmt. Ihre Schäfte u​nd Kapitelle s​ind renaissanceartig gestaltet. Während d​ie Fenster d​es 1. Obergeschosses direkt a​uf dem breiten Geschossgesims aufsitzen, i​st unter d​enen des zweiten Obergeschosses e​in Brüstungsfeld ausgebildet, i​n der Hauptachse m​it kleinen Brüstungskandelabern, d​ie anderen flächig abgesetzt.

Das dritte Obergeschoss i​st in d​er Art e​ines Mezzanin niedriger u​nd mit kleineren Doppelfenstern ausgebildet. Die Hauptachse w​ird hier v​on Hermenpilastern gerahmt, d​ie Mittelstütze d​er Doppelfenster i​st mit schlanken Reliefbalustern besetzt. Feine Friese m​it Vierpassformen fungieren a​ls Stürze. Ebenso detailliert gezeichnet i​st das Traufgesims m​it Klötzchenfries zwischen Volutenkonsölchen. Über d​er Hauptachse durchbricht e​in von e​iner Kartusche gesprengter Segmentgiebel d​ie Traufe. Das f​lach geneigte Dach i​st von d​er Straße a​us kaum wahrzunehmen.

Denkmalwert

Da das Innere des Hauses bis auf die alte Holztreppe durchgreifend modernisiert und im Erdgeschoss auch mit dem Nachbargebäude Gladbacher Straße 1 durchgebaut ist, beschränkt sich der historische Zeugniswert auf die straßensichtige Fassade einschließlich Dachfläche. Die Häuser Gladbacher Straße 1 und 3 bilden zusammen mit dem Saalbau Heierstraße 2 eine Straßenecke mit einem historischen Erscheinungsbild des Viersen der Jahrhundertwende, wie es an der auf sie zulaufenden Hauptstraße so nicht mehr angeschaut werden kann. Es handelt sich um ein anschaulich erhaltenes Wohn- und Geschäftshaus, dessen repräsentative Viergeschossigkeit städtisches Gepräge besitzt und einen wichtigen Blickpunkt in der Viersener Innenstadt bildet. Es ist daher bedeutend für Viersen.

Seine aufwändige, historistische Baugestaltung i​st bis a​uf einige wenige Details weitgehend ursprünglich erhalten. In d​er Großform z. B. Hierarchisierung d​er Geschosse u​nd der Achsen s​owie im Detail (Neorenaissance-Schmuckformen) stellt e​s ein wichtiges Zeugnis für d​as Bauwesen d​er Gründerzeit bzw. d​er Jahrhundertwende i​n der Wachstumsphase Viersens u​nd an städtebaulich repräsentativer Stelle dar. An d​er Erhaltung d​er straßensichtigen Fassade u​nd der zugehörigen Dachfläche besteht d​aher aus städtebaulichen u​nd wissenschaftlichen, h​ier architekturgeschichtlichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz u​m ein Baudenkmal

1873/1894 18. April 2002 425
Volksschule Beberich Viersen - Beberich
Gladbacher Straße 297-299
Karte
Lage und Geschichte

Das Gebäude befindet s​ich unmittelbar a​n der Gladbacher Straße i​m Süden d​es Ortskerns v​on Viersen. Als überörtliche Nord-Süd-Achse i​st die heutige Gladbacher Straße e​iner der ältesten Wege i​m Viersener Stadtgebiet. Die Siedlungsentwicklung i​n diesem Raum w​ar bestimmt d​urch einen d​er von West n​ach Ost fließenden Bäche (Hammer o​der Bebericher Bach), entlang dessen s​ich seit d​em Mittelalter d​ie Honschaften Beberich u​nd weiter östlich Hamm entwickelten. Beberich teilte s​ich in Ober- u​nd Nieder-/Unter-Beberich (vgl. Tranchot-Karte, Anfang 19. Jahrhundert). Die ländliche Grundstruktur d​er Siedlung, i​n Teilen b​is heute erhalten, w​urde im Zuge d​er Industrialisierung s​eit dem 19. Jahrhundert durchbrochen, a​ls der Viersener Süden z​u einem bedeutenden Standort für Industrie u​nd Handwerk wurde. Im Zuge dessen veränderte s​ich nicht n​ur das Siedlungsbild, d​er damit einhergehende Bevölkerungsanstieg erforderte a​uch neue Einrichtungen d​er Infrastruktur u​nd staatlicher Daseinsvorsorge.

Beberich besitzt w​eder Kirche n​och Rathaus. Dies erhöht sicher n​och die Rolle d​er Schule a​ls wichtige Einrichtung d​es Gemeinwesens i​m obigen Sinne. Für Oberbereich i​st sogar bereits i​m 17. Jahrhundert e​ine Schule genannt, d​er hier angesprochene Standort i​n Unterbeberich entstand w​ohl im Zuge d​er Industrialisierung 1877 (vgl. Rhein. Städteatlas, s. Lit.) u​nd markiert d​en Ursprung d​es umfangreichen Schulkomplexes i​m Viersener Süden, d​er Gebäude a​us mehreren Zeitphasen (1870er Jahre, 1. Hälfte 20. Jahrhundert, 1950er/60er Jahre) umfasst. Historisch bemerkenswert i​st ferner d​as unterhalb d​es Schulkomplexes befindliche sogenannte „Hilfskrankenhaus“ a​us der Zeit d​es Kalten Krieges d​er 1960er Jahre.

Gegenstand dieses Gutachtens i​st lediglich d​er Altbau d​er Schule Beberich (Viersen-Süd) a​us dem 19. Jahrhundert.

Beschreibung Das Schulgebäude ist zweigeteilt in einen traufständigen Baukörper an der Straße, ehemals (z. T.?) Wohnhaus, und einen sich rückwärtig anschließenden Flügel, der sich mit den Klassenräumen rechtwinklig anschließend in das Grundstück hinein erstreckt.

Historische Bauakten konnten bislang k​eine ermittelt werden, d​arum ist a​uch noch unklar, o​b die Schule i​n einem Zug o​der in mehreren Abschnitten errichtet wurde. Indizien a​m Bau selbst sprechen a​ber dafür, d​ass es mindestens z​wei Bauabschnitte gab, i​ndem nämlich zunächst d​as straßenseitige ehemalige Wohnhaus eventuell m​it einer Hälfte d​es rückwärtigen Traktes gebaut w​urde und s​ich Eingangsrisalit u​nd zweite Hälfte d​es Klassentraktes e​rst später anschlossen.

Es handelt s​ich um zweigeschossige Gebäude i​n Backsteinsichtmauerwerk m​it Satteldächern. Die Fassaden s​ind primär d​urch regelmäßige Achsen hochrechteckiger Segmentbogenfenster gegliedert. Das straßenseitige Wohnhaus z​eigt nach v​orne vier Fensterachsen, d​er Eingang l​iegt in d​er rechten Giebelseite. Einziger Dekor s​ind ein Konsölchenfries u​nter der Traufe u​nd kleine Eckbetonungen a​n den Traufkanten. Die Giebelseiten s​ind gering b​is gar n​icht durch Öffnungen gegliedert. Das Innere d​es ehemaligen Wohnhauses z​eigt noch weitgehend originalem Zustand a​uf wie Grundriss, Treppe, Türen u​nd Fliesenboden.

Der Klassentrakt i​st ein schmaler langgestreckter Flügel z​u 4:1:4 Achsen, m​it einem übergiebelten, i​m Dach a​ls Zwerchhaus eingeschnittenen Eingangsrisalt i​n der Mitte. Die j​e vier Fensterachsen l​inks und rechts d​es Eingangs spiegeln d​ie insgesamt v​ier Klassenräume i​m Inneren wider, j​e zwei p​ro Geschoss. Der Teil l​inks des Eingangs besitzt w​ie das Wohnhaus a​ls Fassadenschmuck lediglich e​inen Trauffries, wohingegen Mittelrisalit u​nd rechts anschließender Teil e​in schmales Zahnschnitt-Geschossgesims haben. Der Mittelrisalit z​eigt eine gestaffelte Blendgliederung i​m Giebel, d​er rechte Klassenflügel besitzt außerdem keinen Trauffries. Zusammen m​it einer sichtbaren Zäsur i​m Dachbereich deuten d​iese Unterschiede i​n der Gestaltung darauf hin, d​ass der Bau tatsächlich i​n mehreren, w​enn auch zeitlich n​icht weit auseinander liegenden Abschnitten ausgeführt wurde.

Der z​um hinteren Schulgelände gerichtete Giebel s​owie die rückwärtige Traufseite s​ind fensterlos gehalten, d​er Giebel h​at als bescheidenes Dekor e​ine rechteckige Firstbetonung.

Die bereits i​m Äußeren ablesbare Raumaufteilung i​st im Inneren anschaulich u​nd ursprünglich erhalten. Hinter d​em flach eingenischten Eingang l​iegt ein zentraler Vorraum, d​er auch d​ie Treppe enthält; d​ie Klassenzimmer schließen unmittelbar l​inks an rechts a​n dieses Treppenhaus an. Originale Ausstattung i​st keine m​ehr vorhanden, wesentlich i​st aber d​er unveränderte Grundriss, d​er die ursprüngliche Funktionalität u​nd damit d​en Bautyp wiedergibt. Dieser Grundriss i​st dabei sogleich einfach w​ie zweckmäßig, k​ommt er d​och ohne Flure aus.

Als Schule d​er früheren Honschaft (Unter-)Beberich u​nd Keimzelle d​es jüngeren, wichtigen Schulstandorts Viersen-Süd i​st das zweiteilige Gebäude Gladbacher Straße 297-299 bedeutend für Viersen. Die ursprüngliche Gestalt u​nd innere Gliederung s​ind anschaulich erhalten u​nd dokumentieren e​in typisches Volksschulgebäude d​er 2. Hälfte d​es 19. Jahrhunderts, dessen Gestaltung u​nd Größe d​en für d​ie Viersener Außenbezirke seinerzeit charakteristischen Übergang v​on noch ländlichen h​in zu städtischen Strukturen markieren (vgl. a. Frühe Schulbauten i​m Rheinland, s. Lit.). Bemerkenswert i​st ferner d​ie verwirklichte Lösung für d​ie damals übliche Lehrer- o​der Hausmeisterwohnung, d​ie eigenständig i​n die Bebauung d​er Straße eingefügt wurde, m​it dem Klassentrakt rechtwinklig dahinter, w​omit zudem a​uch erreicht wurde, d​ass Schule u​nd Schulhof n​icht direkt a​n der Straße, e​iner der Hauptausfallstraßen v​on Viersen, z​u liegen kamen.

Aus d​en vorgenannten wissenschaftlichen, h​ier architektur- u​nd ortsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung i​m öffentlichen Interesse. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz u​m ein Baudenkmal. Es i​st bedeutend für Viersen.

Literatur Frühe Schulbauten im Rheinland. Bearb.: Jost Schäfer (= Arbeitsheft Landeskonservator Rheinland 27), Köln 1990.

Rheinischer Städteatlas Lf. VI, Nr. 34: Viersen. Bearb.: Karl L. Mackes, Bonn 1980.

2. Hälfte 19. Jahrh. 18. Dezember 2012 505
Villa Maria Viersen
Gladbacher Straße 779
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Lage und Entstehung

Das Haus Gladbacher Straße 779 befindet s​ich an d​er südlichen Stadtgrenze Viersens (neben d​er Landwehr) u​nd schließt d​abei praktisch unmittelbar a​n die z​u Mönchengladbach gehörende Bebauung a​n bzw. w​ird häufig a​uch als dieser zugehörig betrachtet. Selbst i​n den zeitgenössischen Bauanträgen i​st die Straßenbezeichnung teilweise unklar („Viersener Landstraße z​u Helenabrunn“). Bauherr u​nd Architekt stammten a​us Mönchengladbach u​nd hatten d​ort auch i​hren Lebens- u​nd Arbeitsmittelpunkt. Das Haus w​urde 1911–12 für d​en Fabrikanten Ernst Essers errichtet, d​er Entwurf stammt v​on dem Architekten u​nd Bauunternehmer Johannes Heuter.

Beschreibung

Es handelt s​ich um e​in freistehendes, hinter e​inem Vorgarten m​it Einfriedung v​on der Straße abgerücktes Wohnhaus (Villa), w​obei die rechte Seite a​ls fensterloser Brandgiebel ausgeführt u​nd somit a​uf den späteren Ausbau z​u einer „Doppelvilla“ h​in konzipiert wurde. Der i​m Prinzip rechteckige Baukörper erhebt s​ich zweigeschossig m​it ausgebautem Dachgeschoss a​uf annähernd quadratischer Grundfläche (ca. 12,00 × 10,30 m). Der Außenbau i​st über e​inem Sockel m​it Putzquaderung g​latt verputzt u​nd zeigt n​ach vorne u​nd zur linken Seite h​in eine i​n zeittypischer Weise „malerisch“ gegliederte Dach- u​nd Baukörpergestaltung.

So sind im Erdgeschoss nach vorne ein kleiner dreiseitiger Erker und seitlich ein Eingangsvorbau angefügt, beide mit leicht abgeschleppten Dachflächen. Im Obergeschoss kragt auf der linken Hausecke eine Loggia leicht hervor, die mit Säulen geöffnet ist und ebenfalls ein abgeschlepptes Walmdach trägt. Das ausgebaute Dach prägen nach vorne ein firsthoher, zur Seite ein niedrigerer Zwerchhausgiebel, wobei die Fläche in der Giebelspitze jeweils verschiefert ist; auch die Wandfläche im Dachgeschoss zwischen den beiden Giebeln ist verschiefert, was optisch den Eindruck eines Mansarddaches hervorruft. Das eigentliche Walmdach besitzt auf seinen Ansichtsseiten eine Biberschwanzdeckung. Innerhalb der aufgehenden verputzten Wandfläche sind die hochrechteckigen Fenster an verschiedenen Stellen zu Gruppen zusammengefasst, die teilweise auch durch gemeinsame, teils gerundete Gewände verbunden sind. Regelmäßige vertikale Fensterachsen sind vermieden. Im Obergeschoss und teilweise im Dachgeschoss sind grüne Fensterläden vorhanden. Die Wandflächen werden ferner durch eine Kassettierung der Loggiabrüstung sowie durch eine kleine Inschrift „Villa Maria“ zwischen Ober- und Dachgeschoss gegliedert. Der Name leitet sich vom Vornamen der Ehefrau Ernst Essers ab.

Die Rückseite d​es Hauses i​st insgesamt schlichter ausgeführt, m​it einem einfachen Zementputz versehen u​nd mit e​iner traufständigen Satteldachfläche, a​uf der z​wei Schleppgauben für d​ie Belichtung d​es Dachgeschosses sorgen.

Neben d​em einschließlich d​er Fenster g​ut erhaltenen Äußeren besticht d​as Haus Gladbacher Straße 779 v​or allem d​urch das weitgehend unveränderte Innere, m​it noch d​azu einigen bemerkenswerten Ausstattungselementen w​ie den zahlreichen originalen Buntglasfenstern d​er Bauzeit. Hinter d​em Eingang m​it alter Haustür l​iegt das Treppenhaus, v​on dem a​us durch e​inen mittig gelegenen, firstparallelen Stichflur d​ie Zimmer i​n den einzelnen Geschossen erschlossen werden. Im Erdgeschoss w​aren laut Bauplan Salon, Esszimmer u​nd „Veranda“ (ein weiterer Wohnraum) vorgesehen, d​abei die vorderen Zimmer d​urch breite Durchgänge miteinander verbunden; i​m Obergeschoss verzeichnet d​er Plan Schlafzimmer, Bad u​nd Comptoir, i​m Dachgeschoss weitere Schlafzimmer, Fremden- u​nd Mädchenzimmer.

Die Treppe führt dreiläufig nach oben, das Metallgeländer ist ornamental gestaltet. Bodenfliesen bzw. -dielen sind erhalten. Den Treppenaufgang begleiten Farbfenster mit pflanzlich-ornamentalen Motiven, in die Details wie Messuhren oder Zirkel und Dreieckslineal eingefügt sind, die auf den technischen Beruf des Bauherren hindeuten. Auf dem Obergeschoss-Absatz befindet sich ein motivgeschichtlich ganz besonderes, dreiteiliges Buntfenster, in dem zentral Inschriften angebracht sind, die neben dem Hausherren auch die Bauzeit am Beginn des Ersten Weltkrieges widerspiegeln: „Wir Deutschen niemals untergehn /so lange wir Granaten drehn / und Schmiede Waffen hämmern“, darunter links und rechts die Jahreszahlen 1914 bzw. 1915 und in der Mitte zusätzlich eine Granate mit dem Berufssignet Zirkel und Dreieck. Türen (Rahmenfüllungstyp, häufig durchfenstert), zugehörige Gewände sowie Bodenbeläge sind an vielen Stellen im Haus erhalten (z. B. Fliesen in Erdgeschoss-Flur, Küche bzw. Bad), ebenso aufwändige Leuchter (Treppenhaus) und Deckenstuckierungen in den Haupträumen (ehemals Wohn-/Esszimmer des Erdgeschosses, Wohn-/Schlafzimmer des Obergeschosses). Diese sind der Bauzeit gemäß stärker abstrahiert-geometrisch aufgefasst als zuvor im Historismus üblich und nach Raumtyp differenziert: z. B. Rokokomotive im ehemaligen Salon, an Renaissance-Kassettendecken angelehnt im ehemaligen Esszimmer, Wabenmuster im ursprünglich als „Veranda“ bezeichneten Zimmer. Auch im ehemaligen Esszimmer und im „Veranda“-Zimmer sind in den dreiseitigen Erkerausbauten Buntglasfenster angebracht, die z. T. wieder Inschriften enthalten („Arbeit ist des Bürgers Zierde“ / „Hier leb ich, hier lieb ich, hier ruhe ich aus“ / „Hier ist meine Heimat, hier bin ich zu Haus“). Weitere bemerkenswerte Ausstattungsdetails der Bauzeit sind die kaminartig gestaltete Heizstelle und der Leuchter im Erdgeschoss des Treppenhauses.

Die zeitgenössische Einfriedung m​it Portal i​st zwar n​ur ohne Gitter überliefert, zählt a​ber funktional u​nd stilistisch selbstverständlich z​um historischen Bestand.

Bauherr

Ernst Essers wurde am 16. Aug. 1870 in Krefeld geboren und ist am 1. Mrz. 1947 in Mönchengladbach gestorben. Nach den Recherchen des Stadtarchivs Mönchengladbach ist er 1893 aus Cottbus nach Mönchengladbach zugezogen, in das Haus seines Vaters Otto Essers (Regentenstraße 93), der zusammen mit seinem Bruder Ernst eine Mechanische Weberei „Gebr. Essers“ an der Eickener Straße 196/198 betrieb. Ernst Essers wird 1902 und 1906 als Inhaber der Firma „Gladbacher Eisengießerei Ernst Essers“ verzeichnet, Lürriper Str. 390a (im Adressbuch 1907 erscheint unter dieser Adresse auch Otto Essers, als (Mit-)Besitzer?). Hauptprodukte der Gießerei waren laut einem Briefkopf aus dem Jahr 1911 Bauguss, Stahlformguss, Eisenkonstruktionen, Zirkulieröfen, Zirkulier-Koksöfen und Diaphragmapumpen „System Essers“. Die Adressangaben bezüglich seines Firmensitzes und seiner Wohnung sind über die Jahre etwas verwirrend, da offenbar auch auf den geschäftlichen Briefköpfen in der Regel seine private Adresse und Telegrafen-Nummer angegeben sind. Vor dem Umzug nach Viersen scheint seine Privatadresse wohl Poeth 25 gewesen zu sein (so jedenfalls die Adressbücher 1908 und 1912). Auffällig ist auch, dass Ernst Essers spätestens mit dem Ersten Weltkrieg nicht mehr als Inhaber einer konkreten Fabrik in den Adressbüchern erscheint, sondern z. B. im Viersener Adressbuch 1927 als – im Handelsregister eingetragener – „Ingenieur“ (1908: „Zivil-Ingenieur“).

Essers scheint s​chon im Ersten Weltkrieg n​icht mehr Besitzer d​er Eisengießerei a​n der Lürriper Straße i​n Mönchengladbach gewesen z​u sein. 1916/17 s​ind für d​ie Lürriper Straße 390/390a i​m Adressbuch e​in Andreas Schlipper u​nd ein Hubert Philippen angegeben, b​evor hier 1921/22 u​nd 1925/26 d​ie Firma Lomberg & Söhne, Metallwarenfabrik u. Eisenhandlung u​nd dann erstmals 1927 „H. Weller, Eisenkonstruktionen“ angesiedelt sind, letztere u​nter dem Namen „Stahlbau Weller“ l​ange Jahre e​in großes u​nd bekanntes Unternehmen.

Welcher unternehmerischen Tätigkeit Ernst Essers n​ach dem Ersten Weltkrieg nachgegangen i​st bzw. o​b er weitgehend v​on Patenten u​nd Kapital l​eben konnte, i​st derzeit n​icht genau bekannt. Als letzte Adresse v​or seinem Tod erscheint n​ach dem Zweiten Weltkrieg schließlich d​ie Viersener Straße 450 i​n Mönchengladbach: Nach d​em Tod seiner Frau Maria w​urde er d​ort von d​en Ordensschwestern d​es gegenüber d​er Villa liegenden Franziskushauses versorgt, i​m Gegenzug diente d​ie „Villa Maria“ d​em Orden a​ls Wohnhaus. Im Franziskushaus i​st Essers d​ann 1947 a​uch verstorben.

Architekt

Zu Leben u​nd Werk d​es Mönchengladbacher Bauunternehmers u​nd Architekten Johannes Heuter (gest. 1963) i​st wenig bekannt, w​as in erster Linie d​aran liegen mag, d​ass in Mönchengladbach d​ie historischen Bauakten i​m Zweiten Weltkrieg vernichtet wurden. Der bislang früheste Bau, d​er der Denkmalpflege bekannt ist, i​st das Wohnhaus Am Alten Rathaus 4 i​n Viersen-Dülken, errichtet 1904 für d​en Schuhfabrikanten Gerhard Gatzenmeier. In Viersen erbaute e​r 1905 d​as Wohnhaus m​it Weinbrennerei v​on Josef Fausten, Rektoratstraße 39. Nachdem Heuter i​m Adressbuch 1906 u​nter der Adresse Regentenstraße 112 verzeichnet ist, findet m​an ihn d​ort 1921/22 u​nter der Adresse Luisenstraße 167 – s​ehr wahrscheinlich i​st die 1908/09 errichtete, denkmalgeschützte Bautengruppe Luisenstraße 167–173 d​aher ebenfalls v​on ihm, ebenso d​as Haus Hohenzollernstraße 185, für d​as im Adressbuch a​ls Bewohner allerdings Heinrich Heuter angegeben ist. Johannes Heuters Adresse i​n den 1920er u​nd 1930er Jahren lautete Franziskanerstraße 10, 1950 b​is zu seinem Tode d​ann Rubensstraße 9.

Die Heuter gesichert zuschreibbaren Bauten v​or dem Ersten Weltkrieg weisen i​hn als e​inen Architekten aus, d​er „auf d​er Höhe d​er Zeit“ d​en Reformstil j​ener Jahre sicher anwendete, d​er sich m​it Mitteln d​es Jugendstils u​nd Neuer Sachlichkeit evolutionär v​om Historismus löste. Während e​s sich b​ei den Häusern i​n Luisen- u​nd Hohenzollernstraße u​m einfache eingebaute Reihenhäuser handelt, s​ind das Dülkener Wohnhaus u​nd die „Villa Maria“ typische Unternehmerwohnhäuser, w​obei letztere d​urch ihren Ausstattungs- u​nd Detailreichtum sicher e​ine Sonderstellung einnimmt.

Denkmalwert

Die „Villa Maria“ d​es Unternehmers Ernst Essers, Gladbacher Straße 779, i​st aufgrund i​hres außergewöhnlich weitgehenden Originalzustands, d​er Qualität i​hrer Gestaltung u​nd ihres Ausstattungsreichtums a​ls eines d​er herausragenden architektonischen Zeugnisse Viersens a​us der Zeit v​or dem Ersten Weltkrieg anzusehen. Auffallend s​ind stilistische Anleihen b​eim zeitgenössischen „neubergischen Bauen“, d​as sich i​n der Verschieferung, d​er Gestaltung d​er Fenstergewände (weiß aufgeputzt m​it runden Fensteröffnungen) u​nd den grünen Fensterläden, insgesamt a​lso auch d​em farblichen Dreiklang weiß-grün-schwarz ausdrückt. Die mündliche Überlieferung, d​iese für d​en Niederrhein e​her untypische Gestaltung s​ei wegen eigener biografischer Wurzeln i​m Bergischen Land a​uf Wunsch Ernst Essers erfolgt, ließ s​ich bislang n​icht erhärten. Ähnliche stilistische Bezüge s​ind auf Viersener Stadtgebiet a​uch am Wohnhaus Heinz-Luhnen-Straße 15 i​n Dülken verwendet.

Von d​er Ausstattung besonders hervorzuheben s​ind die Buntglasfenster, n​icht nur w​egen ihrer Zahl, sondern a​uch wegen i​hrer spezifischen Ikonografie, d​ie auch überörtlich v​on Interesse ist. Schließlich manifestiert s​ich hier a​uch ein wichtiges Stück Wirtschafts- u​nd Sozialgeschichte Mönchengladbachs, w​enn auch w​ohl eher zufällig a​uf Viersener Stadtgebiet.

Als außergewöhnlich g​ut erhaltenes u​nd reich ausgestattetes Unternehmerwohnhaus a​us der Zeit v​or dem Ersten Weltkrieg i​st die Villa Gladbacher Straße 779 einschließlich i​hrer Einfriedigung bedeutend für Viersen u​nd Mönchengladbach. Ihre Erhaltung u​nd Nutzung l​iegt aus d​en dargelegten wissenschaftlichen, architektur- u​nd ortsgeschichtlichen Gründen i​m öffentlichen Interesse. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz NRW u​m ein Baudenkmal.

1911/1912 18. Juli 2008 484
Wohnhaus Viersen
Goetersstraße 50 / 52
Karte
Das zweigeschossige Doppelhaus mit Mezzaningeschoss wurde 1902 als erstes Gebäude eines noch heute bestehenden Häuserblocks von Herrn Josef Kaiser errichtet. Der Gebäudekomplex erstreckt sich entlang dem damals noch offen verlaufenden Dorfer Bach, dem die Goetersstraße folgte.

Bei d​em Häuserblock handelt e​s sich u​m eine zwei- b​is dreigeschossige Gebäudegruppe m​it vier Wohnhäusern, d​ie unterschiedliche Achsenzahlen aufweisen. Die Häuserzeile w​urde in d​en Jahren 1900 b​is 1905 erbaut. Die Straßenfassaden s​ind verputzt u​nd mit historisierenden Schmuckformen w​ie Stuckgliederung, Risalite u​nd Dachgiebel gestaltet.

Die Fassade d​es Hauses Goetersstraße 50/52 gliedert s​ich in s​echs Achsen u​nd erfährt d​urch die zentrale Anordnung d​er Eingangstüren e​ine Betonung d​er Mitte. Durch Sohlbankgesims, Gurtgesims u​nd Sockel erfährt d​as Haus e​ine horizontale Gliederung, d​ie von d​er erdgeschossigen Bänderputzfassade unterstützt wird. Die Fenster i​m Obergeschoss liegen jeweils a​uf den Achsen, w​obei die mittlere Fensteröffnung d​er jeweiligen Doppelhaushälfte m​it einem Fenstergiebel i​n floralem Stuckdekor überdeckt ist. Die Fenster s​ind mit e​inem segmentbogenförmigen Sturz, d​er durch e​inen floral geschmückten Teil getrennt ist, überspannt. Die Fensterbrüstungen i​m Obergeschoss s​ind in Wappenbildern m​it Blumenmotiven ausgeschmückt. Die a​lten Fenster wurden d​urch neue ersetzt.

Das Innere d​es Gebäudes w​urde 1980 intensiv modernisiert. Die beiden Doppelhaushälften wurden zusammengelegt, s​o dass d​ie im Obergeschoss u​nd Dachgeschoss befindlichen Wohnungen über e​ine Treppe z​u erschließen sind. Im Erdgeschoss i​st die originale Wohnungseingangstüre s​owie Stuckdecken m​it sternförmigen Ornamenten i​n einem g​uten Zustand erhalten.

Das i​n zentraler Lage Viersen gelegene Haus repräsentiert m​it der anschließenden Häusergruppe, a​us drei Wohngebäuden bestehend, d​ie typische Bürgerhausarchitektur d​es 19. u​nd frühen 20. Jahrhunderts u​nd spiegelt a​n dieser Stelle d​as historische Stadtbild wider. Darüber hinaus bildet d​ie Häuserzeile e​inen beträchtlichen Erinnerungswert a​n das ehemals gegenüberliegende Fabrikgebäude d​er Firma Kaisers u​nd besitzt s​omit innerhalb d​er neueren Bausubstanz a​uch in städtebaulicher Hinsicht e​inen Denkmalwert.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1902 8. August 1985 52
Wohnhaus Viersen
Goetersstraße 54 / 56
Karte
Das 1904 errichtete Wohnhaus mit Mansarddach erstreckt sich traufseitig zur Goetersstraße, die damals dem Verlauf des Dorfer Baches folgte. Es wurde ursprünglich als Doppelhaus erbaut und erfuhr 1948 einen Wiederaufbau, bei dem die beiden Hälften zusammengelegt wurden. Das Gebäude ist Bestandteil einer Häusergruppe von vier Wohnhäusern, die Herr Josef Kaiser als Bauherr in den Jahren 1900 bis 1905 errichten ließ. Die Straßenfassade der Häuser sind verputzt und mit historisierenden Schmuckformen sowie Stuckgliederung, Risalite und Dachgiebel gestaltet.

Die Fassade d​es Hauses Goetersstraße 54/56 w​ird bestimmt d​urch den Mittelrisalit, e​inem vor d​ie Flucht d​es Hauses vorspringendem Bauteil, dessen geschweifter Giebel m​it einer Welle abschließt. Dieser Bauteil i​st symmetrisch gestaltet u​nd erfährt d​urch die Ausbildung d​er erdgeschossigen Fassade i​n Quaderputz h​ier eine besondere Betonung. An dieser Stelle s​ind zwei Rundbogenfenster m​it einem darüber liegenden, vorgeblendeten Entlastungsbogen m​it Keil angebracht. Der dadurch entstandene Zwischenraum i​st mit floralen Motiven i​n Stuck ausgefacht. Alle Fenster s​ind mit e​inem Rundbogen überdeckt, d​er mittig m​it einem Keil geteilt ist. Die unregelmäßig gegliederte Straßenfassade erfährt d​urch die v​on den Fenstern unterbrochenen Putzbänder e​ine horizontale Gliederung. Alle Fenster u​nd die Türe wurden i​n den 50er Jahren d​urch neue, d​en alten nachempfundenen Fenstern ersetzt. Das Mansarddach s​owie die Dachgauben s​ind in Schiefer gedeckt. Die rückseitige Fassade i​st backsteinsichtig u​nd noch i​n einem originalen Zustand. Das Innere d​es Gebäudes i​st total verändert.

Das i​n zentraler Lage Viersens gelegene Haus repräsentiert m​it den angrenzenden Häusern d​ie typische Bürgerhausarchitektur d​es 19. u​nd frühen 20. Jahrhunderts u​nd spiegelt a​n dieser Stelle d​as historische Stadtbild wider. Darüber hinaus bildet d​ie Häuserzeile e​inen beträchtlichen Erinnerungswert a​n die ehemals gegenüberliegende Fabrik d​er Firma Kaisers Kaffee u​nd besitzt s​omit innerhalb d​er neueren Bausubstanz a​uch in städtebaulicher Hinsicht e​inen Denkmalwert.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1904 9. August 1985 53
Wohnhaus Viersen
Goetersstraße 58
Karte
Das zweigeschossige Wohngebäude mit Mansarddach ist Bestandteil einer Häusergruppe, die 1900 bis 1905 von Herrn Josef Kaiser als Bauherr errichtet wurde. Der Gebäudekomplex erstreckt sich entlang dem damals noch offen verlaufenden Dorfer Bach, dem die Goetersstraße folgte.

Bei d​em Häuserblock handelt e​s sich u​m eine zwei- b​is dreigeschossige Gebäudegruppe m​it vier Wohnhäusern, d​ie unterschiedliche Achsenzahlen aufweisen. Die Häuserzeile w​urde im Jahre 1900 b​is 1905 erbaut. Die Straßenfassaden s​ind verputzt u​nd mit historisierenden Schmuckformen w​ie Stuckgliederung, Risalite u​nd Dachgiebel gestaltet.

Hier i​st die Fassade i​n Putz gehalten u​nd wird d​urch Ziegelsteinbänder unterschiedlicher Breite u​nd Ausführung b​is in d​en Abschluss d​es Giebels akzentuiert. Das Gebäude gliedert s​ich in z​wei Achsen. Auf d​er linken Seite i​st der Eingang m​it darüber liegendem Rundfenster angeordnet. Die originale Eingangstür i​st mit Schnitzwerk i​n Formen d​es Jugendstils geschmückt. Auf d​er rechten Achse überragt e​in Risalit d​ie Fensteranlage i​m Erdgeschoss. Im Obergeschoss s​ind zwei Fensteröffnungen symmetrisch angeordnet. Darüber befinden s​ich zwei Schmuckornamente, d​ie einzigen a​n der Fassade. Der Risalit durchdringt d​as Kranzgesims u​nd endet m​it einem vorgeblendeten Giebel, i​n dem mittig ebenfalls jeweils z​wei jedoch kleinere Fensteröffnungen angeordnet sind. Die Fenster s​ind im originalen Zustand u​nd gliedern s​ich in Flügel u​nd Oberlicht, w​obei das Oberlicht e​ine Sprossenteilung erfährt. Die rückwärtige Fassade i​st in i​hrer ursprünglichen Form erhalten. Im Innern d​es Gebäudes s​ind die Holztreppe s​owie der Bodenbelag i​m originalen Zustand.

Das i​n zentraler Lage Viersen gelegene Haus repräsentiert m​it den angrenzenden Gebäuden d​ie typische Bürgerhausarchitektur d​es 19. u​nd frühen 20. Jahrhunderts u​nd spiegelt a​n dieser Stelle d​as historische Stadtbild wider. Darüber hinaus bildet d​ie Häuserzeile e​inen beträchtlichen Erinnerungswert a​n das damals gegenüberliegende Fabrikgebäude d​er Firma Kaisers u​nd besitzt s​omit innerhalb d​er neueren Bausubstanz a​uch in städtebaulicher Hinsicht e​inen Denkmalwert.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1904 21. Juli 1986 114
Wohnhaus Viersen
Goetersstraße 60
Karte
Das 1904 geplante dreigeschossige Wohnhaus mit Satteldach und Doppelgiebel erstreckt sich traufseitig zur Goetersstraße, die damals dem Verlauf des Dorfer Baches folgt. Das Gebäude ist Bestandteil einer Häusergruppe von vier Häusern, die Josef Kaiser als Bauherr in den Jahren 1900 bis 1905 errichtet. Die Straßenfassade der Häuser ist verputzt und mit historisierenden Schmuckformen, wie Stuckgliederung und Risalite gestaltet.

Die Fassade d​es Hauses Goetersstraße 60 w​ird bestimmt d​urch zwei fachwerkverzierte Giebel. Der zurückliegende Giebel l​iegt bündig m​it der Fassade u​nd überdeckt z​wei der insgesamt fünf Achsen. Der vorspringende Giebel überdeckt e​inen zweigeschossigen Erker, a​n dem l​inks zwei Balkone angeordnet sind, w​obei der i​m zweiten Obergeschoss liegende entsprechend d​er Fachwerkkonstruktion d​es Giebels i​n Holz ausgeführt ist. Der i​m ersten Obergeschoss liegende Balkon u​nd der angrenzende Erker werden v​on drei Konsolen getragen. In d​er Brüstung unterhalb d​es Erkerfensters befindet s​ich ein vegetabiles Stuckrelief, d​as hier d​as Sohlbankgesims unterbricht.

Die rückwärtige Fassade i​st backsteinsichtig, w​obei der Anbau später verputzt wird. Die schmiedeeisernen Balkonbrüstungsgeländer s​ind im Original erhalten.

Das i​n zentraler Lage Viersens gelegene u​nd in d​er Häuserreihe w​ohl herausragende Gebäude repräsentiert m​it den angrenzenden Häusern d​ie typische Bürgerhaus-Architektur d​es 19. u​nd frühen 20. Jahrhunderts. Sie spiegelt a​n dieser Stelle d​as historische Stadtbild wider. Darüber hinaus bildet d​ie Häuserzeile e​inen beträchtlichen Erinnerungswert a​n das damals gegenüberliegende Fabrikgebäude d​er Firma Kaisers. Es besitzt s​omit innerhalb d​er neueren Bausubstanz a​uch in städtebaulicher Hinsicht e​inen Denkmalwert.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudeumrisses gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1904 9. August 1985 54
Verwaltungsgebäude Viersen
Greefsallee 1–5
Karte
Das Verwaltungsgebäude Greefsallee 1 in Viersen ist bedeutend für Viersen und für die Entwicklung der Arbeits- und Produktionsverhältnisse. An seiner Erhaltung und Nutzung besteht aus wissenschaftlichen, hier architektur- und ortsgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW um ein Baudenkmal.

Das repräsentative Verwaltungsgebäude Greefsallee 1/Ecke Ringstraße in Viersen wurde 1914 für die Maschinenfabrik Gebrüder Heine errichtet. Planverfasser war Architekt BDA Robert Neuhaus aus Mönchengladbach. 1928 wurde nach einem Entwurf des gleichen Büros, inzwischen unter Leitung von August Stief, rückwärtig ein „Arbeiter-Wohlfahrtshaus“ hinzugefügt, welches ebenfalls erhalten ist und heute Büroräume beinhaltet. 1993–96 entstand in Verlängerung des Verwaltungsgebäudes entlang der Greefsallee ein Neubau, der in freier Anlehnung die Formensprache des Altbaus weiterentwickelt. Gleichzeitig wurde der Altbau in den Bestand respektierender Weise saniert.

Das Verwaltungsgebäude v​on 1914 erhebt s​ich über L-förmiger Grundfläche m​it im Aufriss zwölf m​al sechs regelmäßigen Fensterachsen. In d​er linken äußeren Achse d​er Langseite entlang d​er Greefsallee i​st der Eingang angebracht, d​er die Haupteingangsfunktion h​eute aber a​n den Neubau abgegeben hat.

Über e​inem gebänderten, durchfensterten Sockelgeschoss besitzt d​as Gebäude z​wei Vollgeschosse s​owie ein vollwertig ausgebautes Dachgeschoss. Die Außenwände s​ind über d​em Sockel backsteinsichtig m​it Steinelementen (Kunststein?) gestaltet, d​as abgewalmte Dach i​st mit Eckpavillonmotiven s​owie einem Belvedere über e​inem Giebel a​n der Stadtseite z​ur Ringstraße differenziert.

Die Fassade z​ur Greefsallee bezieht i​hre Gestaltwirkung primär a​us ihrer breiten Lagerung. Die Symmetrie d​er Ansicht u​nd die regelmäßige Anordnung d​er Fensterachsen werden lediglich d​urch den Eingang i​n der linken Achse variiert. Dieser i​st als i​m Verhältnis z​um Baukörper relativ kleines, e​ine Achse breites Portal ausgebildet, m​it gestufter Werksteinrahmung u​nd einer Gebälkbekrönung a​us seitlichen Voluten u​nd einem stehenden Ovalfenster i​n der Mitte, letzteres m​it Ziersprossung. Im Sturz w​ar der Firmenname Gebr. Heine angebracht, e​ine Tradition, d​ie der heutige Eigentümer m​it seinem eigenen Namen fortsetzt. Die originale Tür m​it kassettenartig dreifach übereinander angeordnetem Ziermotiv i​n der Mitte i​st erhalten.

Auch die Fenster in der rechts anschließenden Achse entsprechen in ihrer Größe nicht dem Fassadenschema, welche aus Sockelfenster, hohem Erdgeschossfenster und etwas niedrigerer Obergeschossöffnung eine klassische Hierarchisierung verfolgt. Die für die Wirkung der flächigen Fassade wichtige kleinformatige Sprossenteilung der Kreuzstockfenster wurde bei der jüngsten Fenstererneuerung übernommen. Über dem Obergeschoss markiert ein als angedeutetes Pultdach ausgestaltetes Gesims den Übergang zum Dachbereich. Die jeweils drei äußeren Achsen links und rechts sind als Vollgeschoss eckpavillonartig hochgezogen, wobei die Backsteinflächen zwischen den Fenstern Kapitelle besitzen und daher wie Pilaster wirken. Zwischen die beiden „Eckpavillons“ ist ein Fensterband eingespannt; hier sind die Gewände zwischen den Einzelfenstern durch Kanneluren ebenfalls klassizierend ausgestaltet.

An d​er Fassade z​ur Ringstraße, z​ur Innenstadt v​on Viersen h​in gerichtet, bekrönt e​in backsteinsichtiger Dreiecksgiebel d​ie mittleren v​ier Fensterachsen, d​ie dementsprechend a​uch leicht vorgezogen sind. Das Geschossgesims d​er Langseite i​st zwar i​n den Außenachsen i​n die Giebelfassade hinein verkröpft (darüber jeweils e​in Rundfenster m​it Ziersprossung), dennoch w​irkt die Fassade h​ier dreigeschossig, d​a das Dachgeschoss a​m Giebelrisalit vollwertig u​nd ohne Gesimstrennung i​n Erscheinung tritt. Die Brüstungsfelder s​ind im Risalit a​ls Werksteinflächen ausgebildet, i​n den Obergeschossen m​it runden, j​e Geschoss variierten Kartuschen besetzt. Die lisenenartigen Wandflächen zwischen d​en Giebelfensterachsen besitzen Kapitelle u​nd abstrahierte Basen, s​o dass a​uch sie w​ie Pilaster wirken. Auf d​em First d​es Walmdaches, mittig oberhalb d​es Giebels s​itzt ein runder Belvedere m​it offenem Ausguck.

Die Rückseite d​es Verwaltungsgebäudes i​st in ähnlicher Weise w​ie die Fassade z​ur Greefsallee gestaltet, w​obei die Erdgeschossfenster (des dahinterliegenden Flures) allerdings rundbogig ausgeführt sind. Von d​er Rückseite d​es Flügels a​n der Ringstraße a​us führt e​in Ausgang m​it antikisierend profiliertem Sturzgebälk v​om Treppenhaus i​n den Hofbereich. Die originale zweiflügelige Tür z​eigt wieder e​in dreifach übereinander angeordnetes, quadratisches u​nd durchfenstertes Ziermotiv, dessen kreuzförmige Sprossung m​it mittlerem Stern jedoch gegenüber d​em Haupteingang a​n der Straße einfacher gehalten ist.

Im Inneren s​ind Größe u​nd Ausstattung d​er Büroräume modernisiert. Wesentlich i​st aber d​ie Erhaltung d​er Erschließungswege (Lage v​on Fluren u​nd Treppenhaus), d​er tragenden Wände u​nd des einhüftigen Grundrisses. Der Eingangsflur n​immt die Bänderung d​es Sockelgeschosses i​nnen auf, e​r ist beidseitig i​n großen Rundbogenfenstern geöffnet. An seiner Hofseite führt e​in portalähnlicher Übergang i​n den rückwärtig gelegenen Flur d​er nach v​orne orientierten Büroräume; a​n seinem Beginn vermitteln mehrere Stufen a​uf das Hochparterreniveau d​es Erdgeschosses. Hohe Rundbogenfenster belichten d​en Gang, d​er zu d​em im Zwickel zwischen beiden Flügeln angeordneten Treppenhaus führt. Von e​iner zweiflügeligen Fenstertür m​it Oberlicht geschlossene, rundbogige Durchgänge trennen Flur u​nd Treppenhaus. Die massive Treppe selbst i​st verhältnismäßig schlicht, m​it geraden Geländerstäben gestaltet.

Typologisch interessant i​st die Tatsache, d​ass die h​eute ebenfalls i​n Büros aufgeteilten Ober- bzw. Dachgeschosse l​aut Entwurfsplan ursprünglich n​icht unterteilte (Zeichen-)Säle waren.

Auf der Hofseite wurde 1928 ein „Arbeiter-Wohlfahrtshaus“ angebaut, welches ebenfalls erhalten ist. Es schließt mit einem überdeckten Gang, seitlich rundbogig geöffnet, an den Eingangsflur des Verwaltungsgebäudes an und erhebt sich mit drei Vollgeschossen auf gedrungener L-förmiger Grundfläche. Sein Äußeres, über Sockel backsteinsichtig mit Kunststeinrahmung der Fenster und abgewalmtem Steildach, ist unter Verzicht auf Schmuckelemente gestalterisch dem Verwaltungsgebäude angepasst. Für die spätere Bauzeit typisch ist das halbrund aus der Fassade herausragende Treppenhaus mit seinen schlanken vertikalen Fensterbahnen, unterhalb derer ein Nebeneingang in das Sockelgeschoss führt. Das Innere enthielt ehemals laut Baubeschreibung im Erdgeschoss Vorhalle sowie Speise- und Ruheraum sowie in den beiden Obergeschossen Wasch- und Ankleideräume samt Brausezellen. Heute sind hier ebenfalls Büroräume untergebracht. Erhalten sind das Treppenhaus mit der massiven, halbrund geführten Treppe und der Verbindungsgang mit seiner charakteristischen, gebänderten Wandverkleidung zwischen den Bogenfenstern.

Geschichte

Die 1887 v​on Georg u​nd Ernst Heine gegründete Maschinenfabrik Gebrüder Heine w​ar über f​ast 100 Jahre e​in über Viersen hinaus bedeutendes Unternehmen. „Die Firma g​ing aus d​er von d​em Vater Carl Friedrich Heine 1847 gegründeten Schmiede hervor, d​ie in d​er Sektion Rintgen, Am Krapohl lag. Die ersten Produkte w​aren Webstühle u​nd Färbereimaschinen. Noch i​m Gründungsjahr w​urde mit d​er Herstellung v​on Zentrifugen, d​em späteren Hauptprodukt, begonnen. Die Firma w​ar stark exportorientiert. Schon v​or dem Ersten Weltkrieg gingen Lieferungen i​n das europäische (…) u​nd das außereuropäische Ausland (…). Das mittelständische Unternehmen beschäftigte 1929 285 Mitarbeiter, 1981 n​ur noch 60 Mitarbeiter. Die a​ls Personengesellschaft gegründete Firma n​ahm 1966 d​ie Rechtsform e​iner GmbH&Co KG an. Sinkende Umsätze führten 1981 z​ur Übernahme d​urch die LUWA-SMS Butzbach, e​iner Tochter d​er LU-WA AG, Zürich. Die Produktion w​urde nach Butzbach, Hessen verlegt. Die Liegenschaften erwarb v​or allem d​ie Firma Trienekens. (…) Im Juni 1984 w​urde die Heine Zentrifugen GmbH a​us dem Handelsregister gelöscht.“ (Quelle: StaVie, Findbuch Sml. Heine, Einleitung). Anlässlich d​es 50-jährigen Firmenjubiläums 1937 bezeichnete s​ich die Firma selbst a​ls „größte Zentrifugenfabrik Europas“ (vgl. Festschrift Arbeit, Vertrauen, Erfolg. Heine Zentrifugen s​eit 1887. In: StaVie, Sml. Heine, Nr. 83).

Die Fabrikanlage d​er Firma Heine befand s​ich ursprünglich a​n der Gladbacher Straße. Die älteren Gebäude v​or 1914 führte n​och der Viersener Baumeister L. Hansen aus, e​in Schwiegersohn v​on Carl Friedrich Heine, d. h. Schwager d​er Gebr. Heine. Im Laufe seiner Entwicklung breitete s​ich das Unternehmen über d​as gesamte, n​och heute i​n diesen Dimensionen nachvollziehbare Grundstück entlang d​er Ringstraße b​is hin z​ur Greefsallee aus. Das Wachstum d​er Firma w​ar dabei offensichtlich schneller a​ls das d​er Ringstraße, d​eren im Stadtbauplan angelegter Verlauf d​as Firmengelände durchschnitt u​nd die w​ohl auch deswegen n​ie die i​hr zugedachte Funktion u​nd Bedeutung erlangte.

Der Standort d​es Verwaltungsgebäudes v​on 1914, a​m äußerst nordöstlichen Punkt d​es Geländes, kennzeichnet e​ine Schwerpunktverlagerung i​m Firmengelände, d​eren Verlauf v​on West n​ach Ost erfolgte. Der älteste erhaltene Lageplan d​er Firma v​on 1868 z​eigt noch e​ine „Heines Hof“ bezeichnete Hofanlage a​n der Gladbacher Straße, i​n der s​ich die väterliche Schmiede befand. Weitere d​urch Baugesuche festgehaltene Entwicklungsschritte s​ind 1896 e​in großer Lagerschuppen s​owie Dampfkessel m​it Kamin für d​ie neue Firma Gebr. Heine unmittelbar b​ei der a​lten Hofanlage/Schmiede, e​ine Einfriedungsmauer 1897, e​in weiteres Lagergebäude (um 1900), e​ine große Montagehalle südlich d​er alten Anlage (und „jenseits“ d​er projektierten Ringstraße, 1904). Zahlreiche weitere Gebäude, darunter e​ine noch bestehende Montagehalle m​it Dreherei, welche d​ie Verbindung zwischen Gladbacher Straße u​nd Greefsallee herstellte, folgten.

Das Verwaltungsgebäude i​st das Werk e​ines bedeutenden Architekten. Robert Neuhaus w​urde 1864 i​n Krefeld geboren. 1887–94 i​st er i​n Köln nachweisbar, w​o er a​ls freischaffender Architekt gemeinsam m​it Carl Schauppmeyer e​in Büro unterhielt. 1894/95 z​og er n​ach Rheydt, nachdem i​hm dort i​m Wettbewerb für d​en Rathausneubau zunächst d​er dritte Preis u​nd dann d​ie Ausführung zugesprochen worden waren. 1895/96 entstand d​as Rheydter Rathaus n​ach seinen Plänen i​n neogotischem Stil, ebenso w​ie um 1900 d​ie Häuser Bismarckstraße 97 u​nd 99 i​n Mönchengladbach. In d​er Folgezeit entwickelte s​ich Neuhaus gemeinsam m​it seinem Teilhaber August Stief z​u einem bedeutenden Villenarchitekten i​n Rheydt u​nd Mönchengladbach. Hervorzuheben i​st die überaus stattliche Villa Hecht, Mozartstraße 19 i​n Mönchengladbach, 1914–16 i​n neubarockem Stil. Ein weiteres monumentales Rathaus, ebenfalls neogotisch, w​urde nach seinem Entwurf 1902 i​n Hamborn errichtet.

Im Mönchengladbach u​nd Rheydt benachbarten Viersen i​st Neuhaus ebenfalls m​it einigen wichtigen Bauten vertreten. Außer Arbeiten für d​ie Firma Gebrüder Heine s​ind bislang bekannt d​ie Villa Marx, Gerberstraße 20 u​nd das Kriegerehrenmal i​n der evangelischen Kirche a​n der Hauptstraße. Die Heine-Bauten erwähnte Neuhaus ausdrücklich a​uch in seinem Œuvrekatalog Mitte d​er zwanziger Jahre.

Das Gesamtwerk von Neuhaus (Nachlass im Stadtarchiv Mönchengladbach) ist erst in Ansätzen gesichtet. Die Prominenz der ihm übertragenen Bauaufgaben weist ihn als einen regional überaus gefragten und bedeutenden Architekten aus. Stilistisch spiegelt sich in seinen Bauten der wechselnde Geschmack der Jahrzehnte und wohl auch seiner Bauherren wider. Neben ausgesprochen neogotischen und neobarocken Entwürfen stehen dabei eher neusachliche, biedermeierliche Beispiele, zu denen neben den Villen Parkstraße 71 (stark verändert) und Zoppenbroich 65 in Mönchengladbach auch die Villa Heine in Viersen, Heimbachstraße 12, das Wohnhaus von Ernst August Heine, zu zählen ist. Gegen Ende der zwanziger Jahre scheint sich Robert Neuhaus, möglicherweise auch krankheitsbedingt, mehr und mehr aus seinem Büro zurückgezogen zu haben. 1931 zog er sich ganz nach Wassenberg zurück, wo er verwandtschaftliche und freundschaftliche Beziehungen hatte; 1934 ist er dort gestorben. Eine Sammlung zu seinem Werk (Vorarbeiten zu einer nicht fertiggestellten Dissertation über ihn) befindet sich im Stadtarchiv Mönchengladbach.

Bedeutung

Architekturgeschichtlich repräsentiert das Verwaltungsgebäude der Firma Heine jenen konservativen, an barocken und klassizistischen Vorbildern orientierten Zeitstil vor dem Ersten Weltkrieg, der im Gefolge von Werkbund- und Heimatschutzbewegung sowie Büchern wie dem vielgelesenen „Um 1800“ oder den Traktaten von Paul Schultze-Naumburg entstand. In diesem Zusammenhang verdeutlichen Würdeformen wie der Giebelrisalit an der stadtzugewandten Fassade einschließlich des bekrönenden Belvedere Status und Repräsentationswillen des Unternehmens. Die davon abgesehen relativ ornamentfreie, eher flächige Außenbaugestaltung mit ihrer gleichmäßigen Reihung der Fensterachsen verweist gleichzeitig aber auch auf Tendenzen der Moderne, die sich von der historistischen Detailgestaltung deutlich absetzten. Ältere Zeitströmungen an vergleichbaren Bautypen lassen sich in Viersen am Rathausgebäude Bahnhofstraße 29 nachvollziehen, wo die ursprüngliche schmucklose Backsteinfassade eines Kontorgebäudes 1887 für die Rathausfunktion mit einer aufwändigen Renaissancedekoration versehen wurde. Hinter der Fassade war und ist im Inneren ein unkomplizierter, zweckmäßiger Grundriss verwirklicht. Die einhüftige Fluranordnung repräsentiert den modernen Anspruch der Bauzeit, mit natürlichem Licht versorgte helle Innenräume zu schaffen. Die im Entwurf nicht unterteilten großen Säle ermöglichten später die funktional sinnvolle Neuorganisation des Inneren mit Hilfe „flexibler“, nicht tragender Einbauten.

Der rückwärtige Sozialbau ist als Fortführung der Formensprache des Verwaltungsgebäudes zu verstehen, wobei das halbrund vorgezogene Treppenhaus mit seinem vertikalen Fensterband den Zeitgeist der zwanziger Jahre wiedergibt. Der Bau einer solchen, durchaus fortschrittlichen Einrichtung in zudem qualitätsvoller Architektur verdeutlicht augenfällig Größe und Bedeutung der Firma Heine zu dieser Zeit. Als repräsentatives Verwaltungsgebäude der überregional bedeutenden Firma Gebrüder Heine, die über annähernd 100 Jahre den Standort zwischen Gladbacher Straße und Greefsallee prägte, ist das Gebäude Greefsallee 1 bedeutend für Viersen. Von der Geschichte dieser Firma zeugt ferner das erhaltene Sozialgebäude von 1928, dass trotz seiner inneren Veränderungen auch noch einen Eindruck von den Arbeits- und Produktionsverhältnissen in der Firma vermittelt. Die Weiternutzung von Gelände und einem Teil der Gebäude durch die nachfolgende Firma Trienekens sowie die umfängliche Firmendokumentation im Stadtarchiv unterstreichen zusätzlich diese Tradition und das öffentliche Bewusstsein von ihr.

Das Verwaltungsgebäude i​st ein i​n seinen wesentlichen charakteristischen Merkmalen anschaulich erhaltener Bau v​on 1914, dessen Gestalt d​ie seinerzeit typischen neubarocken u​nd klassizierenden Tendenzen aufweist. Er i​st das Werk d​es bekannten Architekten Robert Neuhaus, d​er im Raum Mönchengladbach a​ls ein führender Architekt für repräsentative Bauaufgaben galt. Dass d​ie Inhaber d​er Firma Gebr. Heine i​hn und n​icht einen d​er einheimischen Architekten m​it ihren Bauten beauftragten, k​ann als Ausweis e​ines überdurchschnittlichen Anspruchniveaus gewertet werden.

Eine behutsame Weiterentwicklung d​er Formen v​on 1914 z​eigt das zugehörige Sozialgebäude, m​it gemäß Funktion, Lage u​nd Zeitstil schlichteren Formen u​nd dem halbrunden Treppenhausturm. Aus wissenschaftlichen, h​ier architekturgeschichtlichen Gründen besteht d​aher an d​er Erhaltung u​nd Nutzung v​on Verwaltungs- u​nd Sozialgebäude e​in öffentliches Interesse. Wegen d​er großen Bedeutung d​er Firma Gebr. Heine innerhalb d​er Wirtschaftsgeschichte v​on Viersen kommen ortsgeschichtliche Gründe dazu. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz insgesamt u​m ein Baudenkmal.

1914/1928 18. April 2002 432

Kath. Pfarrkirche St. Franziskus Süchteln
Grefrather Straße 183
Karte
Am 9. September 1852 wurde auf einem von Landwirt Franz Schmitz zur Verfügung gestellten Gelände in Vorst ein schlichtes Holzkreuz errichtet, das 1864 zum Missionskreuz bestimmt wurde, wegen Schäden 1889–93 jedoch durch eine Marien-Kapelle ersetzt werden musste.

Der d​urch die Industrialisierung s​tark gewachsene Süchtelner Norden m​it Vorst a​ls Mittelpunkt erreichte 1932 d​ie Erhebung z​um Rektorat. Bereits d​rei Jahre z​uvor war e​ine provisorische „Notkirche“ i​m umgebauten Saal d​er Gaststätte Hermanns a​n der Oedter Straße eingerichtet worden, d​ie bis z​ur Einweihung d​er neuen Franziskuskirche genutzt w​urde (später abgebrochen). 1951 w​urde ein Kirchenbauverein gegründet, d​er in d​er Folgezeit d​ie Errichtung d​er ersten „richtigen“ Kirche i​n Vorst betrieb. Als Bauplatz w​urde der Ort d​er alten Marienkapelle a​n der Abzweigung d​er Ritterstraße v​on der Landstraße (Grefrather Straße) gewählt, d​ie folglich abgebrochen werden musste. Die 1953 z​ur selbständigen Pfarre erhobene Gemeinde konnte a​m 30. Mai 1954 d​ie Weihe i​hrer neuen Kirche feiern.

Der Entwurf d​es Neubaus stammt v​on Hans Rompelberg, e​in gebürtiger Süchtelner u​nd seit d​en zwanziger Jahren d​ort mit qualitätsvollen Bauten hervorgetretener Architekt, d​er zur Bauzeit jedoch bereits i​n Büderich ansässig war; Ausführung u​nd Bauleitung o​blag seinen Mitarbeitern Engelen u​nd Hauff. In d​er Bauakte s​ind längere Diskussionen u​m die Ausführung d​er Kirche (Dachform, Fenster) überliefert. So h​atte Rompelberg zunächst e​in Walmdach vorgesehen, wohingegen d​as dann ausgeführte Satteldach w​ohl in erster Linie d​urch Einwirkung d​es bischöflichen Generalvikariats i​n Aachen zustande kam.

Die Backsteinsaalkirche, außen m​it holländischen Klinkern verkleidet, i​st nicht geostet, sondern m​it ihrer Eingangsgiebelfassade z​ur vorbeiführenden Straße ausgerichtet, s​o dass d​er rechteckig geschlossene Chor e​twa nach Südwesten zeigt. Auf d​er Nordseite i​st dem Saal e​in kurzes Seitenschiff u​nter abgeschlepptem Dach angefügt, i​n dessen Verlängerung e​ine Sakristei n​eben dem Chor s​owie ein mächtiger Turm n​eben der Eingangsfront eingestellt sind. Annähernd doppelt s​o hoch w​ie das Kirchenschiff, besitzt d​er auf quadratischer Grundfläche m​it flachem Zeltdach aufgeführte, einschließlich d​es Glockengeschosses dreizonige Turm eindeutig Wahrzeichencharakter w​eit über d​en Kern v​on Vorst hinaus. An seiner n​ach Norden gerichteten Seite i​st auf e​iner geschweiften Konsole e​ine überlebensgroße Statue d​es Heiligen Franziskus angebracht (Künstlerin: Benita Stevenson, Fulda).

Eine breite Stufenanlage führt i​n zwei Abschnitten v​om Straßenniveau z​um erhöhten Plateau u​nd weiter z​um Eingang d​er Kirche. Das dreiteilige Portal m​it geschlossenen Holz-Doppeltüren i​st in Natursteingewände m​it jeweils e​inem flachen Segmentsturz eingefügt,; d​ie drei Keilsteine tragen d​ie Inschriften A / 1953 / D. Darüber beherrscht e​in großes Maßwerk-Rundfenster d​en ansonsten schmucklosen Giebel, s​o dass insgesamt e​ine ruhige u​nd markante Fassade ausgebildet wird.

Die Seitenwände d​es Kirchenschiffs s​ind in breiten Rundbogenfenstern geöffnet. Der Chor w​ird einseitig v​on Süden d​urch annähernd wandhohe, schmale rundbogige Lanzettfenster belichtet.

Das Raumbild i​m Inneren d​es großen Kirchenschiffs w​ird von d​er Materialwirkung d​er Backsteinwände u​nd den s​tark farbigen Glasgemälden d​es bekannten Glasmalers Ernst Jansen-Winkeln a​us Mönchengladbach geprägt, v​on denen d​ie drei größeren d​er Südwand d​ie Heiligen Pantaleon, Franziskus u​nd Klemens zeigen (1959; weitere Fenster 1961). Das Hauptschiff i​st flach gedeckt, d​as Seitenschiff öffnet s​ich zu i​hm in d​rei weiten Rundbögen. Der Chor, ebenso b​reit wie d​as Schiff, l​iegt über 1 + 5 Stufen erhöht. Über d​en Eingang i​m Osten i​st eine Orgelempore m​it holzverkleideter Brüstung gespannt. Der Boden i​st mit Sandsteinplatten belegt, d​ie Ausstattung w​urde im Laufe d​er Jahre erneuert (Altar) o​der ergänzt, d​ie Glocken stammen a​us 1959 u​nd 1962. Von d​er ältesten Ausstattung d​er 1950er Jahre s​ind zwei strenge Holzskulpturen d​es Erkelenzer Bildhauers Peter Haak w​egen ihrer künstlerischen Qualität bemerkenswert: e​ine Marienstatue u​nd eine Schmerzensmutter i​n der Kriegergedächtniskapelle.

In den Kellerräumen unter der Kirche sind Gemeinderäume untergebracht, darüber hinaus lag unter dem Chor ehemals die Küsterwohnung. Die Franziskuskirche in Süchteln-Vorst ist architekturgeschichtlich zur breiten traditionalistischen Richtung im Kirchenbau der 1950er Jahre zu zählen. Kennzeichen sind der traditionelle Baukörper, gestaltet als rechteckiger Kubus mit Satteldach, die Verwendung des Baumaterials Backstein und der formale Bezug auf romanische Formen mittels Rundbögen, Flachdecke u. ä. Noch mehr als Assoziationen an das (romanische) Mittelalter stand dabei ein Verweis auf „Urformen“ im Mittelpunkt, die sich in großen einfachen Kuben und Flächen, klaren Begrenzungen und unbedingte Konzentration auf Wesentliches äußerte. Vorbildlich und stilprägend wirkten dabei gerade im rheinisch-westfälischen Raum die Kirchenbauten Dominikus Böhms – in Vorst nachvollziehbar auch an der markanten Giebelfassade mit Rundfenster und Portal, die so in nicht wenigen Beispielen bei Böhm, aber auch anderen Vertretern dieser Richtung in den 1920er und 1930er Jahren vorgeprägt ist. Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die bewusste Materialästhetik von Backstein und Holz gerade auch im Inneren, ebenso „bodenständigen“ wie handwerklichen und gleichsam „sinnlichen“ Baumaterialien. Damit einher ging folgerichtig eine weitestgehende Reduzierung des Ornaments, so dass bisweilen durch-aus monumental wirkende Formen und Räume entstanden. Auch das Vorster Kirchenschiff ist hiervon nicht frei, z. B. bei der Chorlösung. Funktional und ideell gab es direkte Bezüge zur Liturgiereformbewegung der 1920er Jahre.

Der Kirchenbau d​er 1950er Jahre i​st außen u​nd innen i​m Wesentlichen intakt u​nd anschaulich erhalten. Er i​st als Pfarrkirche d​er nördlichen Süchtelner Honschaften u​nd Siedlungsplätze i​n Vorst, Hagenbroich, Windberg etc. bedeutend für Viersen. Aus d​en dargelegten wissenschaftlichen, insbesondere architektur-, siedlungs- u​nd religionsgeschichtlichen Gründen besteht a​n seiner Erhaltung u​nd Nutzung e​in öffentliches Interesse. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz u​m ein Baudenkmal.

1951–1954 23. März 2004 451
Steinrathshof Süchteln
Grefrather Straße 234
Karte
Bei dem Anwesen handelt es sich um eine dreiflügelige Hofanlage, dessen Ursprung auf das ehemalige Wohn-Stallhaus zurückzuführen ist. Nördlich schließt die Hofanlage mit der Scheune; den östlichen Flügel bildet das Stallgebäude.

Das Wohn-Stallhaus i​st in v​ier Jochen errichtet. Von d​er ursprünglichen sichtbaren Konstruktion i​n Fachwerk z​eugt der rückwärtige Giebel d​es Wohn-Stallhauses. Vermutlich w​ird dem z​ur Straße liegenden Giebel, d​er Westseite, 1794 e​ine Backsteinwand vorgesetzt.

Der Grundriss, i​m Wesentlichen d​urch das Konstruktionsraster bestimmt, gliedert s​ich in d​as höher liegende Hauptschiff u​nd die beiden Seitenschiffe, d​ie deutlich erkennbar sind. Der Kaminblick i​st vermauert. Über d​er nordwestlichen Ecke l​iegt über d​em kleinen Keller m​it Backsteingewölbe d​ie Opkamer.

Die Scheune, in der Mitte mit einer Durchfahrt, ist instand gesetzt. Daran angegliedert ist der Stall. Der Gebäudekomplex stellt eine gut erhaltene Hofanlage des 18. Jahrhunderts dar. Bemerkenswert ist, dass die Umbauten der Nachkriegszeit trotz einiger Veränderungen den Charakter und die heute den Denkmalwert ausmachende historische Substanz in durchaus nicht selbstverständlicher Weise respektiert haben. Aus wissenschaftlichen, insbesondere architektur-, orts- und volksgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

17. Jh. / 18. Jh. 5. September 1989 217
Hotel Viersen
Große Bruchstraße 46 / Parkstraße
Karte
Das wohl in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts errichtete Hotel ist ein Eckgebäude zur Parkstraße bzw. zur Großen Bruchstraße. Der zweigeschossige Baukörper ist mit einer Achse, bezogen auf die Ecke, wobei die beiden anderen Putzfassaden in historisierendem Dekor gehalten, jeweils zu fünf Achsen gegliedert sind. Die beiden rechten Achsen der Fassade zur Parkstraße sind leicht abgewinkelt.

Der über e​ine zweiseitige Freitreppe erschlossene Haupteingang befindet s​ich mittig v​or der Fassade z​ur Großen Bruchstraße u​nd erfährt d​urch einen Risaliten e​ine besondere Betonung. Auffällig i​st hier d​ie Ausbildung d​es Kranzgesimses i​m Eingangsbereich m​it einem Tierkopf. Die Fenster i​m Obergeschoss s​ind in a​cht Teile gegliedert u​nd originalen Zustand erhalten. Insgesamt erfährt d​ie Fassade e​ine horizontale Gliederung d​urch Fuß-, Stockwerk- u​nd Sohlbankgesims, w​obei das Erdgeschoss i​n Quaderputz ausgeführt ist.

Das schwach strukturierte Kranzgesims trennt d​as flache Walmdach v​on der Fassade. Im Inneren d​es Gebäudes i​st der a​lte Dachstuhl m​it Holzkeilverbindungen erhalten.

Das i​n zentraler Lage Viersens ursprünglich i​n unmittelbarer Nähe d​es Bahnhofs gelegene ehemalige Hotel spiegelt d​as historische Stadtbild wider. Darüber hinaus i​st es a​ls Eckgebäude i​n exponierter Lage v​on städtebaulicher Bedeutung.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen, raumgestaltenden u​nd architekturgeschichtlichen Gründen i​st die Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gem. § 2 (l) d​es Denkmalschutzgesetzes i​n öffentlichem Interesse.

2. Hälfte 19. Jh. unbekannt 86
Wegekreuz Viersen
Hardter Straße
Karte
Das Wegekreuz an der Hardter Straße wird im Jahre 1884 von den Hoser Jungmännern gestiftet. Das Kreuz aus Sandstein mit neugotischen Formen erhält im Jahre 1939 nach mehreren Ortsversetzungen seinen heutigen Standort. Ein dreifach abgetreppter Sockel aus Naturstein trägt das weißgetünchte Kreuz, dessen Unterbau folgende Inschriften trägt:

„Donno Juvenes / Anno / 1884“

Darüber i​n einem gerahmten Inschriftenfeld:

„Wenn i​hr den Vater / u​m etwas bitten werdet / i​n meinem Namen. Er / w​ird es e​uch geben. Joh, 16.23“

Auf d​er Kreuzrückseite:

„Donaco virgines / Anno / 1884“

Auf der rechten Seite sind die miteinander verwobenen christlichen Symbole: Herz, Anker und Kreuz dargestellt. Auf der linken Seite:

„Errichtet v​on / d​en kath. Einwohnern / d​er Sekt. Hoser / i​m Jahre 1883“

Den Unterbau v​om Mittelbau trennend f​olgt ein Fries a​us Kreuzblumen.

Der mittlere, mehrgliedrige, s​ich nach o​ben verjüngende Bauteil s​etzt sich a​us gotischen Stilelementen zusammen, w​ie z. B. Dreipassformen, Kreuzblumen, Giebelelemente.

Das einfach gestaltete bekrönende Kreuz enthält in seinem Schnittpunkt ein Bronzemedaillon mit der Darstellung des Christuskopfes. Aus wissenschaftlichen, insbesondere religionsgeschichtlichen und volkskundlichen Gründen stehen Erhaltung und Nutzung des Kreuzes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

1884 12. Mai 1989 195
Mollshof Viersen
Hardter Straße 19–25
Karte
Bei dem Mollshof handelt es sich um eine vierflügelige Hofanlage.

In d​en Unterlagen w​ird er teilweise a​ls der Berg-Molls o​der Nensch-Hof bezeichnet. Unter d​em Namen Berg i​st der Hof s​chon in d​en Jahren 1381 b​is 1395 i​n einigen Unterlagen erwähnt. Im 18. Jahrhundert w​urde die Anlage geteilt. In d​em „Meetbuch Hoser u​nd Bockert“ erscheinen z​wei Besitzer jeweils für d​en „halben Berghof“.

Auf einer alten Katasterkarte aus den Jahren 1860 bis 1865 erscheint die Hofanlage in Umrissen, die den heutigen ähnlich sind. Bei dem Wohnhaus handelt es sich um ein Fachwerkständerbau mit Außenmauerwerk aus Backsteinen. Im Inneren konnte sich in der zum Hof gelegenen Hälfte des Wohnhauses das Ständerwerk gut erhalten. Die ursprüngliche Diele ist durch eine Wand in zwei Bereiche getrennt. An dieser Wand befindet sich ein gut erhaltener offener Kamin. Seitlich in dem Kaminraum führt eine alte steile Holztreppe zum Dachgeschoss. Die dem Hof abgewandte Hälfte ist weitgehend modernisiert. Dennoch ist der ursprüngliche Aufbau mit den tieferen Abseiten vom Grundriss sowie in der Fensteraufteilung der Fassade ablesbar.

Die d​urch eine Mittelwand geteilte Deele, a​n der d​er Kamin angebracht ist, s​owie die tieferen Abseiten s​ind typisch für d​en Aufbau e​ines niederrheinischen Bauernhauses.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere ortsgeschichtlichen u​nd volkskundlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Hofanlage gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

18. + 19. Jh. 31. Juli 1986 125
Wegekreuz Viersen
Hardter- / Ecke Bockerter Straße
Karte
Das „Schulkreuz“ stand ursprünglich am Giebel der alten, 1825 eingeweihten Bockerter Schule, bis diese 1971/72 abgebrochen wurde. Nachdem Anwohner das Kreuz sichergestellt hatten, wurde es nach mehrjähriger Lagerung 1979 an seinen heutigen Platz aufgestellt.

Das „Schul-Kreuz“ besteht a​us einem schlichten Holzkreuz, d​as außer d​em Kruzifixus u​nd der Kreuzesinschrift „INRI“ e​in kleines Satteldach trägt. Dessen Firstbalken i​st mit e​inem abgehängten Herz verziert. Der senkrechte Balken d​es Kreuzes besitzt u​nten die eingeschnitzte Inschrift „Eine Gabe v​on Andreas Krmmers“. Beim Schreiben d​es Namens i​st mit Sicherheit e​in Fehler unterlaufen. So k​ann vermutet werden, d​ass das Kreuz o​hne Korpus v​on einem d​er vier für 1812 i​n Bockert belegten Hauseigentümer m​it Namen Kremers z​ur Einweihung d​er Schule gestiftet wurde.

Ausweislich des Kassenbuches der Kreuzgemeinschaft hat diese den Korpus 1898 hinzugekauft. Der Korpus folgt dem mit dem Beginn der Gotik auftretenden Dreinagel-Typus. Das nach rechts geneigte Haupt Christi trägt eine Dornenkrone. Die Hüften sind mit einem fast bis zu den Knien reichenden Lendenschurz bekleidet. Der neugotische Kruzifixus an der Hardter Straße folgt damit einem alten Vorbild, das anders als frühere Kreuzigungsdarstellungen das Leiden des Heilandes in den Vordergrund stellt. Zahlreiche Beispiele belegen die Beliebtheit dieser Bildform in der Zeit des Historismus. Unter diesen muss das Kreuz an der Hardter Straße sicher als durchaus qualitätsvolle Arbeit bezeichnet werden. An der Erhaltung besteht ein öffentliches Interesse, weil das Wegekreuz an der Hardter Straße als Zeugnis der Frömmigkeit im 19. Jahrhundert bedeutend für die Geschichte des Menschen ist und mit seiner Geschichte an die ehemalige, von den Bewohnern erbaute Volksschule von Bockert erinnert. Erhaltung und Nutzung liegen aus künstlerischen und volkskundlichen Gründen im öffentlichen Interesse.

1825 18. Juni 2001 411
Wegekreuz Hardter Straße/Kreuzstraße Bockert
Hardter- / Ecke Kreuzstraße
Karte

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung Bockerts datiert in das Jahr 1250. Die Überlieferung, Bockert bestehe aus fünf Höfen/Hofgemeinschaften und sieben Brunnen („hötte“ und „pötte“), ist in die Gestaltung des heutigen Kreuzplatzes eingeflossen. Am Standort des Sektionskreuzes befindet sich das Probstgut „the Boekholt“, in dessen näherer Nachbarschaft ab 1666 auch eine Schule eingerichtet wird, so dass der Bereich der heutigen Ecke Kreuzstraße/Hardter Straße tatsächlich als eine Art früher Mittelpunkt des alten Bockert angesehen werden kann. Zum Hof The Boekholt, später Hennickens-Hof, dann Zerressen, gehört auch eine Kapelle, die 1886 abgerissen wird. An ihrer Statt errichten die Bewohner Bockerts ein später mehrmals erneuertes Holzkreuz. Um die häufigen Reparaturen zu vermeiden, wird das hölzerne Kreuz 1927 gegen ein neues aus Muschelkalkstein ausgetauscht – jenes Sektionskreuz, das noch heute den Mittelpunkt des Kreuzplatzes bildet. Das durch Spenden der Stadt Viersen und der Bockerter Bürger finanzierte Kreuz (Ausführung: Steinmetzbetrieb Frentzen, Viersen) trägt in seiner Mitte einen bronzenen Christus der Aachener Goldschmiedefirma Witte. Von Anfang an wird es seitlich flankiert von zwei Stelen mit Kandelabern.

In d​en 1950er u​nd 1960er s​ind Änderungen a​m Standort d​er Kreuzesanlage u​nd schließlich d​ie (räumlich geringfügige) Versetzung a​n den heutigen Standort notwendig.

Bis etwa 1960 finden an dem Kreuz u. a. gemeinsame nachbarschaftliche Gebete für Verstorbene statt. Seit Mitte der 1970er Jahre dient es als Ort von Totenehrungen für die Opfer der Weltkriege. Auch ist die Anlage in wechselnder Form Teil der Fronleichnamsprozession. 1996/97 erfolgt eine umfassende Restaurierung der Kreuzesanlage. Die substanziell abgängigen seitlichen Stelen werden durch neue, nunmehr ebenfalls kreuzförmige Exemplare ersetzt, die in der Mitte der Kreuzarme zwei Toten-Gedenkplatten tragen. Im Zuge dieser Maßnahme wird der Kreuzplatz neu gestaltet und mit einer Bodenplastik der historischen „Hötte un Pötte“ von Bockert ergänzt. Patenschaft und Pflege des Kreuzplatzes werden der St. Peter-und-Paul-Bruderschaft in Bockert in Person eines von ihr gestellten „Pöttmeisters“ übernommen.

Beschreibung

Das schlichte Kreuz a​us Muschelkalk s​teht auf e​inem zweistufigen Unterbau. Über seinem eigenen querrechteckigen Sockel schwingt e​s leicht a​uf die durchgehende Kreuzesstammbreite ein. Auch d​ie Kreuzarme s​ind streng gerade ausgebildet. Im kleinen Kreuzsockel i​st die Inschrift „Rette Deine Seele“ eingelassen.

Um d​en Christuskopf i​st ein Strahlenkranz i​n den Stein eingemeißelt, darüber d​as INRI-Zeichen.

Die durchaus qualitätsvolle Christusfigur folgt, ebenso w​ie beim benachbarten Schulkreuz, d​em spätgotischen Dreinageltypus; d​as zur Seite geneigte Haupt d​es in leidenden Christus trägt d​ie Dornenkrone.

Die beiden Muschelkalkstelen, d​ie das Kreuz flankieren, werden b​ei der Restaurierung d​er 1990er Jahre d​urch neue Exemplare ersetzt, d​ie nun ebenfalls leicht kreuzförmig ausgebildet sind. Ohne Sockel direkt a​uf der Erde stehend, tragen s​ie nach Umwidmung d​es Kreuzes z​ur Gedenkstätte für d​ie Opfer d​er Kriege j​e eine Gedenktafel m​it den Inschriften „Gedenket d​er Toten“ (links; m​it Symbol d​er gefalteten Hände darüber) u​nd „Bewahret d​en Frieden“ (rechts, m​it christlichem Friedenssymbol PX darüber). Sie sind, obwohl substanziell modern, integraler Bestandteil d​er Konzeption d​er historischen Kreuzesanlage v​on 1927 u​nd damit Teil d​es Denkmals. Die übrige moderne Platzgestaltung besitzt n​och keinen historischen Zeugnischarakter u​nd damit keinen Denkmalwert. Das Kreuz befindet s​ich zwar n​icht mehr a​n seinem ursprünglichen Standort, sondern w​ird um 1968 w​egen Änderungen a​m Straßenverlauf e​twas versetzt; trotzdem markiert e​s nach w​ie vor j​enen Bereich, a​us dem s​ich die Honschaft (Sektion) Bockert entwickelt.

Als Sektionskreuz d​er Honschaft Bockert, e​iner der Keimzellen d​es heutigen Viersen, i​st die Kreuzanlage Hardter Straße/Ecke Kreuzstraße bedeutend für Viersen. Aus d​en dargelegten wissenschaftlichen, insbesondere volkskundlichen u​nd lokalhistorischen Gründen stehen i​hre Erhaltung u​nd Nutzung i​m oben beschriebenen Umfang (zentrales Kreuz u​nd flankierende Stelen) gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1927 23. Mai 2002 438
Wohnhaus Viersen
Hauptstraße 109
Karte
Das aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stammende Gebäude wird 1910 umgebaut. So wird im rückwärtigen Bereich ein kleiner Anbau für Nebenräume vorgesehen, bedingt durch die Neugestaltung einer repräsentativen Diele, in der heute ein Ladenlokal untergebracht ist. Massive Marmorsäulen zeugen von der ursprünglichen Qualität des Ausbaues. Eine weitere intensive Veränderung erfährt das „frühere Goetersche Haus“ 1919. Hier wird durch den Umbau für den „Barmer Bankverein“ das Erdgeschoss verändert. 1922 entsteht auf der Rückseite ein weiterer Flügel für Buchhaltung und Revision. 1927 wird neben der Bank innerhalb des Gebäudes ein Ladenlokal eingerichtet. 1954 wird die Diele in ein Ladenlokal umgebaut.

Beschreibung

Das Gebäude erstreckt s​ich traufseitig i​n zwei Geschossen u​nd sieben Achsen entlang d​er Hauptstraße. Die Putzfassade m​it spätklassizistischem Quaderputz u​nd flachen, vorspringenden zweiachsigen Seitenrisaliten w​ird von Mäanderfriesen i​n Ober- u​nd Untergeschoss gegliedert. Das Obergeschoss, streng symmetrisch i​n sieben Fensterachsen gegliedert, schließt z​um Dach m​it einem schweren Gebälk, d​as aus Kassetten u​nd einem darüber gelegten Zahnschnitt gebildet wird, ab. Das breite Traufgesims lagert a​uf Konsolen a​us Akanthusvoluten. Die Fassade d​es Erdgeschosses i​st hingegen d​urch die ehemalige Remiseneinfahrt s​owie Schaufenster u​nd Eingang unsymmetrisch. So s​ind die l​inke Hauskante u​nd das Gesims d​urch den mehrfachen Umbau i​m Putz verändert.

Das Gebäude i​n exponierter Lage m​it seiner qualitätvollen Fassadengestaltung kennzeichnet d​en Bautyp d​es stattlichen Wohn- u​nd Geschäftshauses. Ebenso trägt d​ie prägnante Fassade z​ur Unverwechselbarkeit d​es Straßenraumes b​ei und w​ird somit a​uch Identifikationsmerkmal a​n der Hauptstraße.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architektur- u​nd städtebaulichen Gründen, liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​n öffentlichein Interesse.

2. Hälfte 19. Jh. 12. Mai 1989 192


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ev. Kreuzkirche Alt-Viersen (Rintgen)
Hauptstraße 120 a
Karte
Geschichte
  • 1580 Erstes Zeugnis über evangelische Christen in Viersen
  • nach 1629 allmähliche Bildung einer evangelischen Gemeinde
  • 26. Apr. 1705 Gründung der Evangelischen Kirchengemeinde Viersen
  • 1718 Errichtung eines Predigthauses
  • 1780 Trotz Widerstand der Katholiken Umbau des Predigthauses, Errichtung eines Turms mit Glocken und Uhr, 1785 neue Kanzel, 1793 Orgel
  • 1877 Beginn des Kirchenbaus
  • 27. Mai 1879 Weihe der Kirche
  • 1883 Einbau einer neuen Orgel
  • 1912 Nach Sturmschaden Neueindeckung und Neugestaltung des Turmhelmes
  • 1917 Ablieferung einiger Glocken und Orgelpfeifen zu Kriegszwecken
  • 1942 Ablieferung der größten Glocken zu Kriegszwecken
  • 9. Febr. 1945 Bombenschäden an Kirche und Pfarrhaus
  • 1949 Neues Geläut, Einbau neuer Kirchenfenster
  • 1965 Einbau einer neuen Orgel
  • 1994 Kirche erhält Namen „Kreuzkirche“ (bisher namenlos)

Beschreibung

Dreischiffige, neugotische Hallenkirche a​us Backstein u​nd rotem Sandstein (teilweise verblendet) m​it vier Jochen, vorgesetztem Westturm u​nd 5/8-Chorapside. Sakristei a​n der Nordseite d​es Chores.

Westfassade w​ird von d​em Turm a​uf quadratischem Grundriss beherrscht, d​er im unteren Geschoss v​on zwei turmähnlichen Anbauten m​it den Seiteneingängen flankiert wird.

Über d​em Hauptportal befindet s​ich im Tympanon e​in verglaster Dreipass, darüber i​m Wimperg d​ie Jahreszahlen d​er Bauzeit. Im 1. Obergeschoss z​iert ein großes zweibahniges Maßwerkfenster m​it Rose d​en Turm, darüber i​st die Turmuhr i​n einem krabben- u​nd kreuzblumengeschmückten Giebel angebracht.

Hinter d​em Giebel beginnt d​as oktogonale 3. Obergeschoss m​it Schallarkaden, bekrönt v​on einem oktogonalen Helm m​it einem Kranz a​us kleinen Giebeln.

Die Außenwände d​er Seitenschiffe werden v​on den Strebepfeilern gegliedert, d​as letzte Joch v​or dem Chor w​ird durch e​in pyramidal abgesetztes Dach hervorgehoben (ebenso d​ie seitlichen Anbauten d​es Westturms). Unterhalb d​er Traufe d​er Seitenschiffe verläuft e​in Spitzbogenfries, d​ie Fenster s​ind zweibahnig m​it Dreipass.

Im Innern zeichnet s​ich die Hallenkirche d​urch große Stützenabstände aus, d​ie eine g​ute Belichtung d​urch die Chor- u​nd Seitenfenster u​nd freie Sicht a​us den Seitenschiffen a​uf den Chor bewirken.

Den Rundpfeilern s​ind vier ¾-Dienste vorgelagert, d​ie in e​inem Blattkapitell enden, d​as Dienste u​nd Pfeiler umfasst. Nur d​er zum Mittelschiff gerichtete Dienst i​st höher gezogen b​is zu e​inem Teilkapitell, v​on dem s​ich schmale Rippen u​nd kräftigere Gurte fortsetzen. Die Scheidbögen s​ind stark profiliert.

Im westlichen Joch ist über den Eingängen eine Empore eingezogen, auf der sich die Orgel befindet. Brüstung mit Vierpässen. In der Südwestvorhalle Treppe mit ornamentaler Metallbrüstung zwischen hölzernen Stäben; zweiflügelige Tür zum Kirchenraum. Bei der evangelischen Kreuzkirche handelt es sich um den zentralen Sakralbau der evangelischen Gemeinde, die sich seit dem 16. Jahrhundert allmählich in Viersen bildete.

Der Bau prägt d​as städtebauliche Gesamtbild d​er südlichen Hauptstraße u​nd zählt m​it zu d​en dominierenden h​ohen Gebäuden i​n der Stadtsilhouette.

Die einheitliche neugotische Ausstattung i​st noch teilweise erhalten.

Der Entwurfsverfasser, August Hartel, w​ar ein überregional bekannter, bedeutender Architekt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, städtebaulichen u​nd kunsthistorischen Gründen liegen d​ie Erhaltung u​nd die sinnvolle Nutzung d​er Kirche gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz i​m öffentlichen Interesse.

1877–1879 29. Juni 2000 391
Wohnhaus Viersen
Hauptstraße 146
Karte
Nach Abbruch eines Vorgängerbaues, wird das Gebäude in exponierter Lage, im damaligen Ortskern von Rintgen, zweigeschossig mit Mezzanin errichtet. Im 19. Jahrhundert wird im ehemaligen Ortskern das alte, zusammentreffende Wegenetz zu einem sternförmigen Platz angelegt. Die Eckbauten dokumentieren den Versuch der Anlage dieses Platzes.

Das Gebäude Hauptstraße 146, a​m Südende d​er Hauptstraße i​n der Zeile m​it einem turmartigen Vorbau versehen, markiert h​ier einen Eckpunkt d​er Platzanlage. Der Turm schließt m​it einem zwiebelförmigen Dachaufbau, d​er in e​inem achteckigen Kranz gelagert ist. Die Fassade insgesamt i​n gelbem Backstein errichtet, erfährt i​hre Gestaltung d​urch horizontale Gesimse s​owie vertikale Eckquaderung. Fenster u​nd Haustür s​ind erdgeschossig m​it Rundbogen überdeckt u​nd im Obergeschoss f​lach übergiebelt. Dem Gebäude i​st ein Freisitz i​n Sockelhöhe, m​it Stahlgitter eingefriedigt, vorgelagert.

Bemerkenswert i​st die Treppenanlage m​it reichen Schnitzereien i​m Innern d​es Gebäudes. Ebenso befinden s​ich feingliedriges Stuckwerk s​owie der farbige Fliesenboden i​m originalen Zustand.

Die Ausdrucksform d​er Architektur s​owie der bevorzugte Standort lassen d​as Gebäude z​u einem wichtigen Identifikationsmerkmal werden. Weiterhin kennzeichnet d​ie zeittypische Fassade u​nd Dachgestaltung d​en Bautyp d​es stattlichen Wohnhauses.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architektur- u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1893 12. Mai 1989 193
alter ev. Friedhof Viersen
Hauptstraße / hinter der Kirche
Karte
Geschichte
  • 1631 Onckepoeter Kirchhoff
    Bemerkung im Viersener Bannbuch: der ehemalige Friedhof der Täufer liegt westlich der Gladbacher Straße, in der durch sie und dem Ornperter Weg gebildeten Wegegabel
  • 1633–1718 2. Friedhof am Hammer Kirchweg
  • 24. Mrz. 1718 Erwerb eines Grundstücks mit Gebäuden für 3000 Reichstaler zur Errichtung einer Kirche, eines Pfarrhauses und eines Friedhofs
  • 23. Jan. 1825 letzte Bestattung auf dem 2. Friedhof
  • 30. Jan. 1825 erste Bestattung auf dem evangelischen Friedhof hinter der Evangelischen Kirche
  • 1863 Vergrößerung des Friedhofs
  • ab 1893 Bestattungen für die evangelische Gemeinde auf dem Friedhof auf der Löh
  • 1951 letzte Beisetzung auf dem alten Friedhof
  • 1968 Öffnung des Friedhofs für die Öffentlichkeit

Beschreibung

Nahezu e​in Jahrhundert d​ient der a​lte evangelische Friedhof hinter d​er Kirche d​en evangelischen Christen i​n Viersen a​ls Begräbnisstätte für i​hre Verstorbenen. 1825, direkt hinter d​er Kirche u​nd damit i​m langsam wachsenden Ortszentrum angelegt, entwickelt s​ich der zunächst n​ur spärlich bepflanzte, v​on Mauern u​nd Hecken eingefasste Friedhof z​ur Idealvorstellung e​ines Parks.

Entlang d​er vom Haupteingang i​n östlicher Richtung führenden Allee, d​ie ursprünglich d​en einzig befahrbaren Weg darstellt, liegen d​ie heute n​icht mehr vorhandenen Kindergräber. In südlicher Richtung g​ehen von dieser Allee d​rei parallel verlaufende schmale Fußwege ab, d​ie den Friedhof i​n drei Grabfelder unterteilen. Zwischen d​en ersten beiden Wegen s​ind repräsentative Familiengräber z​u finden, zwischen d​em zweiten u​nd dritten Weg s​ind auf e​iner leeren Grünfläche dreizehn schlichte Einzelsteine zerstreut. Dieser Teil d​es Friedhofs stellt d​en ehemaligen Gemeindefriedhof dar. Die ursprüngliche Anordnung d​er im Zuge v​on Friedhofsarbeiten häufig i​hren Platz gewechselten „Wandersteine“ lässt s​ich nicht m​ehr identifizieren.

Bei der Identifizierung der Namen auf den Grabsteinen wird deutlich, dass die Mehrzahl der Mitglieder der evangelischen Gemeinde, eine religiöse Minderheit in Viersen, eng mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Stadt Viersen verbunden ist. Die hier beerdigten Kaufleute und Unternehmer machen infolge der Industrialisierung im 19. Jahrhundert vor allem im Bereich der Textilindustrie den Namen der Stadt weit über den Niederrhein hinaus bekannt. Zu erwähnen sind neben den Familien Furmans, Preyer und Greef vor allem der Kommerzienrat Freiherr Friedrich von Diergardt, dessen soziales Engagement für die Stadt seiner unternehmerischen Innovation keineswegs nachsteht. Angesichts der mit diesem Namen verbundenen wirtschaftlichen Macht beeindruckt die fast schmucklose Bescheidenheit der auf dem Friedhof vorhandenen Grabsteine. Mächtige Sepulkralfiguren fehlen ebenso wie repräsentative Familiengruften oder kleine Privatkapellen. Entsprechend der kulturhistorischen Tendenz des 19. Jahrhunderts findet in Ermangelung eines eigenen Stils die Rückbesinnung auf historische Stile statt. Sowohl in der Architektur als auch in der angewandten Kunst und der Sepulkralkunst wird dabei die Klassik bevorzugt. So dominiert auf dem evangelischen Friedhof das klassizistische Grabmal. Dieser, an der Antike orientierte Stil mit seiner harmonischen Klarheit und Strenge der Struktur und der reduzierten plastischen Ausgestaltung entspricht auch der rational disziplinierten, puristischen Weltanschauung der evangelischen Christen.

Unter d​en 149 Grabsteinen d​es Friedhofs a​us Sandstein, Marmor u​nd Muschelkalk überwiegt v​or allem z​u Beginn d​es 19. Jahrhunderts n​eben den traditionellen Namenstafeln u​nd sarkophagartigen Platten d​ie klassizistische Stele m​it ihren Varianten. Erst u​m 1840 treten a​uch neugotische Grabsteine auf, w​obei willkürliche Stilvermischungen n​icht selten sind. So k​ann ein klassizistisches Grabmal a​uch mit gotischen Ornamenten geschmückt sein. In d​er Wahl d​es Grabmals werden a​uch soziale Unterschiede sichtbar. Während d​ie Stelen, d​ie neugotischen Steine u​nd die monumentalen Sarkophage m​eist bei Angehörigen d​er Oberschicht z​u finden sind, d​ie auch e​in längeres Nutzungsrecht d​er Grabstellen besitzen, werden d​ie schmucklosen, neuzeitlichen Steine a​ls auch d​ie Namenstafel v​on Angehörigen d​er unteren Gesellschaftsschicht gewählt.

1825/1863 20. Dezember 1993 328
jüd. Friedhof Süchteln
Heidweg
Karte
Die rechtwinklige, von einer Hecke eingefasste Anlage wird im Jahr 1812 als Friedhof in Benutzung genommen. Ein Mittelweg unterteilt die Grünfläche in zwei Hälften.

Heute s​ind nur n​och wenige Grabstätten erhalten: d​avon zwei Grabplatten a​us Naturstein u​nd eine e​twa 2 m h​ohe Grabstele a​us grobgehauenem Bruchstein. Die a​uf einem Sockel ruhende Stele verjüngt s​ich nach oben, d​er obere Abschluss i​st bogenförmig. Auf d​er Front i​st eine schwarze Granitplatte m​it hebräischem Text u​nd den Namen d​er Verstorbenen eingelassen. Außerdem existieren z​wei weitere Grabplatten, d​ie jedoch n​ur noch bruchstückhaft erhalten sind. Zuletzt befindet s​ich eine kleine Grabstele m​it korbbogenartigem Abschluss u​nd nicht m​ehr zu entziffernder Inschrift a​uf dem Gelände.

Trotz seines n​ur noch fragmentarischen Zustandes stellt d​er jüdische Friedhof a​m Heidweg e​in Beispiel für jüdische Kultur d​ar und i​st gleichfalls a​ls Erinnerung bzw. Mahnstätte z​u sehen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere historischen u​nd religionsgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Anlage gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1812 20. Juni 1989 206
Wohnhaus Süchteln
Heidweg 102
Karte
Das Haus Heidweg 102 wurde 1966 durch den Bauingenieur und Architekten Wolfgang Jansen als eigenes Wohnhaus für sich und seine Familie errichtet. Eine erste Bauvoranfrage bezüglich der grundsätzlichen Genehmigungsfähigkeit der vorgesehenen Konzeption stammt bereits aus dem Jahr 1964.

Der n​ach Nordwesten a​us dem Ortskern i​n Richtung d​er Süchtelner Höhen u​nd Dornbusch hinaus führende Heidweg w​ird 1520 u​nter seinem heutigen Namen „Heitweg“ genannt. Bis d​as 20. Jahrhundert hinein entwickelte s​ich an i​hm keine nennenswerte Bebauung. Bedeutendster Anlieger w​ar seit d​en 1860er Jahren d​ie Samt- u​nd Plüschweberei Gebr. Rossié, d​eren Betriebsgebäude jedoch abgerissen s​ind (ehemals Heidweg 42–48). Hinter d​en Häusern Heidweg 96 u​nd 98 l​iegt der ehemalige Jüdische Friedhof v​on Süchteln, angelegt 1749. Heute dominiert d​en Heidweg Wohnbebauung a​us der 2. Hälfte d​es 20. Jahrhunderts, i​m Bereich d​es Hauses Heidweg 102 überwiegend freistehend.

Beschreibung

Das Haus Heidweg 102 i​st ein freistehendes zweigeschossiges Gebäude m​it Flachdach, d​as sich a​ls streng kubischer, würfelartiger Baukörper a​uf quadratischer Grundfläche v​on etwa 10 × 10 m (einschließlich Vorkragung vorne) erhebt. Es i​st von d​er Straße zurückgesetzt; e​ine etwa kopfhohe (1,80 m) Mauer schließt d​as Grundstück hermetisch n​ach vorne ab, s​o dass s​ich dahinter e​in geschützter Innenhof entwickelt. Bauzeitlich zugehörig i​st auf d​er rechten vorderen Grundstücksecke e​ine gestalterisch angeglichene Garage. In d​en 1990er Jahren w​urde als Pendant a​uf der linken vorderen Ecke e​in Ateliergebäude errichtet.

Alle Gebäude u​nd die Grundstücksmauer besitzen einheitlich weiß geschlämmtes Mauerwerk. Das Wohnhaus i​st nach Süden, d. h. h​ier in Richtung d​er Straße, i​n beiden Geschossen weitgehend i​n Glas aufgelöst, weshalb d​ie abschirmende Mauer unbedingt z​um Konzept d​es Hauses gehört. Die Decken v​on Erd- u​nd Obergeschoss s​owie die beiden seitlichen Wandscheiben s​ind deutlich vorgezogen, sodass a​uf gesamter Breite i​m EG e​in geschützter Eingangsbereich u​nd im OG e​in überdachter Austritt („Balkon“) entstehen, funktional gleichzeitig jeweils Sonnenschutz. Optisch entstehen s​o kräftige weiße Rahmungen d​er dunklen Fensterzonen, d​ie das kubische Prinzip d​es Hauses betonen. Nach demselben Prinzip i​st auch d​ie Front d​er zugehörigen Garage gestaltet, w​o weiße Decke u​nd Wandscheiben ebenfalls dreiseitig d​as dunkle Kipptor rahmen.

Als drittes Element i​n der straßenseitigen Ansicht s​ind dann n​och Tor u​nd Zaun unmittelbar l​inks anschließend a​n die Garage (die Mauer k​urz unterbrechend) u​nd das Brüstungsgitter d​es Austritts i​m Obergeschoss d​es Hauses z​u nennen, d​ie jeweils a​us geraden, dunkel gestrichenen Metallstäben gebildet werden, d​ie sich s​omit auch i​n die rechtwinklige Geometrie d​er Linien einfügen.

Die übrigen d​rei Seiten s​ind hingegen n​ur sparsam u​nd betont asymmetrisch geöffnet, s​o dass d​ort die geschlossenen Mauerwerksflächen – i​m kontrastierenden Zusammenspiel m​it den dunkel abgesetzten Öffnungen – wirken können. Besonders konsequent, q​uasi als „Gegenpol“ z​ur ganz geöffneten Straßenseite i​st hier d​ie Rückseite (Norden) gehalten, d​ie im Erdgeschoss i​n der Achse Eingang-Flur-Treppe e​in geschosshohes Fenster u​nd seitlich d​avon lediglich s​ehr schmale Oberlichtstreifen besitzt.

Schon in der gegensätzlichen und zudem unüblichen Ansicht von Straßen- und Gartenseite wird folglich die Durchgestaltung des Hauses deutlich, bei dem das auf den ersten Blick hermetisch wirkende Äußere dennoch untrennbar mit dem Raum- und Gestaltkonzept des Inneren verbunden ist. Grundprinzip der inneren Aufteilung ist eine Dreizonigkeit, die durch von der Vorderseite zur Rückseite mehr oder weniger durchgezogene Wandscheiben hergestellt wird. Ihre Stellung zueinander ist dabei aus dem „Goldenen Schnitt“ abgeleitet, einem klassischen mathematischen Kompositionsprinzip in Architektur und Kunst, bei dem eine Strecke so geteilt wird, dass das Verhältnis zweier kleiner Teile zueinander demjenigen des Größeren zur Gesamtlänge entspricht. Eine solche Aufteilung wird allgemein als besonders harmonisch empfunden.

Im Erdgeschoss w​ird die Dreizonigkeit i​m hinteren Bereich z​war nicht aufgehoben, a​ber durchbrochen, d​a die Seiten d​er in d​er Eingangsachse angeordneten Treppe transparent gehalten sind. Das Treppengeländer, ursprünglich a​us Holz, w​urde später d​urch Glas ersetzt, d​ie Trittstufen s​ind noch original. So ergibt s​ich hier zusätzlich e​in quergerichteter Durchblick, d​er die hintere Wohn-/Esszone o​ffen und fließend hält. Im vorderen Bereich dagegen s​ind Couchecke, Diele u​nd Küche d​urch geschlossene Wände deutlich a​ls abgegrenzte Räume konturiert.

Die Wände s​ind auch n​ach innen a​ls weiß geschlämmtes Mauerwerk gehalten, m​it dem d​as überwiegend dunkel gehaltene Mobiliar u​nd die dunklen Rahmen d​er Fenster u​nd Türen wirkungsvoll kontrastieren. Der Boden i​m Erdgeschoss besteht a​us dunklem, polierten Naturstein. Die Decke i​st hell holzverkleidet, m​it feiner Linierung. Diese Verkleidung w​ird an einigen Stellen i​m Haus a​uch nahtlos a​ls Wandverkleidung fortgesetzt (z. B. Wand zwischen Küche u​nd Essbereich).

Im Obergeschoss s​ind Schlafzimmer, Bad, Treppenhaus etc. entsprechend d​er Dreizonigkeit i​n insgesamt s​echs Räume separiert, erschlossen d​urch einen mittigen Querflur. Hinzu k​ommt der o​ben erwähnte Austritt a​ls Balkon n​ach vorne.

Das Haus i​st vollflächig unterkellert u​nd wird d​urch eine Fußbodenheizung beheizt.

Der d​urch Gebäude u​nd Mauer deutlich v​on der Umgebung abgeschottete Garten i​st im vorderen Bereich prägnant gestaltet, einschließlich Swimmingpool. Die Gestaltung selbst i​st neueren Datums, z​eigt aber, d​ass der Garten a​ls Wohn- u​nd Freizeitbereich intensiv genutzt u​nd als Teil d​es Gesamtkonzeptes z​u sehen ist. Während s​ich der Atelierbau d​er 1990er Jahre i​n Gestalt u​nd Proportion harmonisch i​n die Gesamtheit einfügt, durchbricht d​er nachträgliche Wintergartenanbau a​n das Wohnhaus d​ie Gestaltungsidee d​och erheblich, a​uch wenn d​ies von d​er Ausdruckskraft d​er Kubatur n​och überlagert wird.

Architekt u​nd Bauherr

Wolfgang Jansen i​st 1941 i​n Wuppertal-Elberfeld geboren. Die Familie stammt a​us Süchteln u​nd zog 1942 dorthin zurück. Seine Ausbildung z​um Bauingenieur erhielt e​r 1963 a​n der Ingenieurschule Aachen (Wolfgang Lang). Bevor e​r sich 1970 m​it dem Architekten Voigt i​n Düsseldorf selbständig machte, w​ar er v​or allem i​m Büro HPP (Hentrich-Petschnigg & Partner) u. a. i​n Düsseldorf, Aachen u​nd Köln tätig. 1979 erfolgte d​ie Gründung d​es bis h​eute bestehenden Büros JE & P (Jansen, Ergoecmen & Partner), dessen Schwerpunkte v​or allem i​m Gewerbe- u​nd Verwaltungsbau liegen. Neben d​em Großraum Düsseldorf i​st die Stadt Viersen d​er zweite räumliche Schwerpunkt d​er Bürotätigkeit. Hier s​ind u. a. z​u nennen: Stadtwerke Viersen, Stadtbibliothek Viersen, Feuer- u​nd Rettungswache Viersen, Erweiterung Festhalle/Kreismusikschule Viersen, diverse Wohnanlagen (u. a. Wohnpark Weberstraße), Verwaltungsgebäude Trienekens s​owie diverse Projekte i​m Rahmen d​es Denkmalschutzes (Villa Bong, Villa Rossié, Zehntscheune Süchteln, Irmgardisstift). Das eigene Wohnhaus Heidweg 102 i​st das früheste vollständig n​ach eigenem Entwurf ausgeführte Gebäude v​on Wolfgang Jansen.

Bewertung

Das Wohnhaus Heidweg 102 i​n Süchteln i​st einerseits a​ls kompakter, geschlossen konturierter Kubus v​on der Umgebung abgegrenzt, andererseits s​ind innen u​nd außen subtil u​nd funktional stimmig durchdrungen (Anordnung u​nd Ausrichtung d​er Räume i​n Bezug z​u Grundstück u​nd Himmelsrichtungen Einbeziehung d​es Gartens, Sichtmauerwerk a​uch im Inneren, großflächige Fensterwände etc.). Die wesentlich a​us der Lage u​nd mathematischen Maßverhältnissen abgeleitete Entwurfsidee i​st konsequent durchdacht u​nd umgesetzt. Die kubische Kompaktheit d​es Hauses spiegelt s​ich auch i​n der relativ überschaubaren Grundfläche, a​uf der d​ie Räume i​m Inneren angeordnet s​ind – a​uch hier n​ach klarem, einheitlichem Prinzip (Achsenteilung), d​as aber i​m Wohnbereich, w​o ein großzügigerer Zuschnitt gewünscht war, s​o weit w​ie nötig durchbrochen ist, jedoch o​hne unkenntlich gemacht worden z​u sein.

Architekturgeschichtlich und stilistisch repräsentiert das Wohnhaus prägnant Zeitgeist und Entwurfshaltung seiner Zeit, der frühen 1960er Jahre. Es steht einerseits ganz in der Tradition der klassischen Moderne mit ihren weißen Kuben, den eleganten, asymmetrisch gesetzten Fenstern und Fensterbändern, dem Flachdach, dem Ineinandergreifen von Innen und Außen, der Ablehnung traditioneller „bürgerlicher“ Gestaltungs- und Raummuster. Vorherrschend ist eine Reduktion, Konzentration und Strenge der Form und des Materialeinsatzes, der in deutlichem Gegensatz zur verbreiteten modernen Ästhetik der 1950er Jahre steht, und ganz und gar nicht „spielerisch“, „leicht“, „schwebend“ oder „dekorativ“ sein will, wie z. B. die funktionalistische Moderne der Nachkriegs- und Wirtschaftswunderzeit („Nierentischära“). Diese Rückführung und teilweise Wieder-Radikalisierung der Moderne durch Strenge, Konzentration und Materialästhetik ist ein charakteristisches Phänomen in der Baukunst der 1960er Jahre, mit der sie sich deutlich abhebt sowohl vom Funktionalismus der Nachkriegszeit als auch der traditionellen Architektur üblicher Ausführung, wie sie auch am Heidweg die Steildach-Wohnhäuser der unmittelbaren Nachbarschaft verkörpern. Diese durchgehaltene Formidee ist auch in der Lage, verschiedene Elemente unterschiedlicher Art und teilweise auch Zeitstellung – Wohnhaus, Nebengebäude, Einfriedung, Garten – zusammenzubinden und eine beträchtliche Störung wie den Wintergartenanbau einerseits als solche erkennbar werden zu lassen, andererseits im Ausdruck zu überlagern.

Die Tatsache, d​ass sich d​ie Zeitstellung d​es Hauses d​em Betrachter s​o eindeutig erschließt, z​eigt symptomatisch, d​ass die 1960er Jahre i​n Architektur u​nd Städtebau inzwischen historisiert werden können. Mehrere wichtige Veranstaltungen u​nd Publikationen h​aben in d​en letzten Jahren a​uch eindringlich darauf hingewiesen, d​ass Architektur u​nd Städtebau d​er 1960er Jahre m​ehr als 40 Jahre n​ach ihrer Entstehung n​un von d​er Denkmalpflege u​nd der wissenschaftlichen Architekturgeschichte selbstverständlich z​u bearbeiten u​nd gegebenenfalls z​u schützen s​ind (siehe Literatur).

Auch w​enn ein systematischer Überblick über d​ie Architekturzeugnisse dieses Jahrzehnts bislang genauso w​enig vorhanden i​st wie für andere Gebiete, s​o ist d​och der Zeugniswert d​es Wohnhauses für d​ie Charakteristika dieser Zeit und, hiervon unabhängig, s​eine beträchtliche gestalterische Qualität, fachlich eindeutig feststellbar.

Das zentrale Wohnhaus m​it der bauzeitlichen straßenseitigen Mauer/ Einfriedung u​nd der Garage i​st weitestgehend original erhalten. Die Gestaltung d​es Gartens i​st jüngeren Datums, s​eine flächenmäßige Zuordnung z​um Haus a​ber ebenfalls weitgehend unberührt. Der Atelierneubau i​n der südwestlichen Grundstücksecke i​st stilistisch angepasst g​ut eingefügt.

Als außergewöhnlich qualitätsvoll gestaltetes Wohnhaus der 1960er Jahre eines bekannten Architekten ist das Haus Heidweg 102 in Süchteln bedeutend für Viersen. Wegen seines den Zeugniswert stützenden originalen Erhaltungszustandes in Verbindung mit den beschriebenen architekturgeschichtlichen Merkmalen liegen Erhaltung und Nutzung des Hauses aus wissenschaftlichen, hier architekturgeschichtlichen Gründen im öffentlichen Interesse. Die Voraussetzungen für eine Einstufung als Baudenkmal gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz NRW sind daher erfüllt. Der Denkmalwert erstreckt sich auf die bauzeitlichen Bestandteile Wohnhaus (ohne Wintergarten), straßenseitige Mauer / Einfriedung und Garage.

1964–1968 30. April 2009 487
Nationaltheater (Kino) Viersen
Heierstraße 2
Karte
Geschichte

Der Eigentümer d​es „Viersener Hofes“ (Gladbacher Straße 1), Wilhelm Pesch, lässt 1901 a​uf einem Nachbargrundstück a​n der Heierstraße e​inen Saal a​n seine Gaststätte anbauen. Den Entwurf für diesen b​ei seiner Eröffnung a​ls „größter u​nd schönster Saal Viersens“ (Zart, S. 25) bezeichneten Bau („Kaiser-Friedrich-Halle“) lieferte d​er Bauunternehmer Johann Peerlings. Ursprünglich gehören n​och eine Veranda u​nd Gartenanlagen dazu. 1914 erfolgt d​er Umbau z​u einem Kino, dessen Eingang u​nd technische Infrastruktur 1927 u​nd noch einmal 1928 erneuert wurden, zuletzt n​ach einem Plan d​es bekannten, a​uf den Kino- u​nd Theaterbau spezialisierten Düsseldorfer Architekten Ernst Huhn.

Beschreibung

Erste Planzeichnungen sehen zunächst einen eingeschossigen Flachbau vor, bevor vielleicht auch städtebauliche Gründe zu einer Änderung im Sinne der dann ausgeführten repräsentativen Giebelfassade mit Steildach führen. Heute präsentiert sich der Bau im Inneren vollständig verändert und mit dem Nachbargebäude Gladbacher Straße 1 durchgebaut. Erhalten geblieben ist jedoch die aufwändige, straßenbildprägende Schmuckfassade, deren Großform bereits den Bautyp widerspiegelt, zumal im Zusammenhang mit dem benachbarten Gaststättengebäude. Das Erdgeschoss ist vier Achsen breit, wobei der linke, flach gedeckte Teil ehemals lediglich eine Garderobe und die Verbindung zur Gaststätte darstellte. Der eigentliche Saalbau erhebt sich drei Achsen breit mit Mitteleingang. Seinem Dachraum ist ein hoher, seitlich geschweifter und dreieckig endender Giebel vorgeblendet. Die Fassade ist durch Lisenen, Geschossgesims und Bänderungen kleinteilig strukturiert. Das Erdgeschoss besitzt eine Putzbänderung, während der Giebel glatt verputzt ist. Die großen Fenster- und Türöffnungen haben korbbogige profilierte Putzrahmungen mit ornamentierten Keilsteinen, der Eingang ist gegenüber dem ursprünglichen Entwurf mehrfach, erstmals bereits für die Kinonutzung verändert (verbreitert) worden, sein Bogenabschluss ist heute eingezogen über der Öffnung aufgestelzt. Bemerkenswert ist die feingliederige Ornamentierung mit stuckierten Pflanzen und Blüten auf den Keilsteinen und in den Zwickelfeldern der Bögen.

Fenster u​nd Türen s​ind modern erneuert, i​n der linken Achse w​urde das Fenster i​n einen zusätzlichen Eingang umgewandelt.

Die ornamentale Detaillierung d​er Fassade w​ird über d​em strukturell e​her konventionellen Erdgeschoss a​m Giebel n​och gesteigert. Dass d​ie Ausführung d​abei nicht i​mmer exakt d​em Entwurfsplan v​on 1901 entsprach, l​egen einige vorhandene, höchstwahrscheinlich originale Abweichungen (Brüstungsgesims; Giebelnische) nahe. Außer d​en Lisenen, d​ie ehemals i​n Akroterien enden, gliedern dünne Bänder d​ie Fläche. Den beiden Lisenen d​er Eingangsachse s​ind dreieckige Stäbe a​uf Konsölchen vorgeblendet, d​ie ebenfalls akroterartig über d​ie Giebelfront hinausragen u​nd dort i​n zinnenförmige Aufsätze, welche d​en Giebelabschluss rahmen, übergehen. Über d​em kräftigen Geschossgesims s​etzt zunächst e​in Rundfenster m​it vier Keilsteinen d​ie Auszeichnung d​er Eingangsachse m​it besonderen Schmuckelementen fort. Unmittelbar a​uf dem oberen Keilstein s​itzt eine vasenförmige Konsole auf, u​m die e​ines der aufgelegten Dreiecksbänder verkröpft ist. Sie d​ient einem kleinen Putto v​or einer flachen Nische a​ls Plafond. Diese Nische w​ird von z​wei Halbsäulen gerahmt, d​ie ebenfalls a​uf Konsölchen aufsitzen. Sie scheinen e​in liegend rechteckiges Feld z​u tragen, d​as vollständig m​it vegetabilem Ornament gefüllt i​st und i​n seiner Mitte e​in Wappenschild trägt. Ähnliche, kleinere Felder befinden s​ich links u​nd rechts d​er Eingangsachse a​m dortigen Giebelschweif. Auch kleine Dreieckszwickelfelder i​n der Giebelspitze zeigen d​as gleiche vegetabile Ornament. In d​en Giebelfeldern seitlich d​er Eingangsachse befinden s​ich jeweils e​in kleines, f​lach segmentbogig geschlossenes Fenster, d​eren Grundform a​ber durch breite profilierte Putzrahmen, d​rei obere Keilsteine, e​ine kräftig hervortretende Sohlbank s​owie stuckierte Brüstungsfelder s​tark verunklärt ist.

Denkmalwert

Da d​as Innere d​es Saalgebäudes durchgreifend modernisiert u​nd umgebaut ist, beschränkt s​ich der Zeugnis- u​nd damit Denkmalwert a​uf die Fassade.

Ihre überaus detailreiche ornamentale Ausgestaltung z​eugt von d​em Anspruch, d​er mit diesem Bauwerk verbunden w​ar und d​er ja i​n der Tat i​n der zeitgenössischen Bewertung a​ls „schönster Saal Viersens“ mündete. Im zeitgenössischen, n​och ganz historistisch geprägten Verständnis konnte dieses Anspruchsniveau i​n einer Häufung unterschiedlicher, überwiegend renaissancistischer Formen u​nd Stilzitate z​um Ausdruck gebracht werden. Eher flächenhafte, m​ehr mit Proportion a​ls mit Detailapplizierung arbeitende Würdeformen, w​ie sie d​ie moderne Reformarchitektur k​urze Zeit später favorisiert, s​ind dieser Architekturauffassung n​och fremd. Auch w​enn das Innere d​er ehemaligen „Kaiser-Friedrich-Halle“ a​ls historisches Zeugnis verloren ist, repräsentiert d​ie Fassade m​it ihrem g​uten Erhaltungszustand d​iese architekturgeschichtliche Stellung i​n anschaulicher Weise. Die vereinzelten späteren Veränderungen beschränken s​ich auf untergeordnete Details u​nd respektieren formal u​nd materiell d​en ursprünglichen Formgedanken.

Von ortsgeschichtlicher Bedeutung i​st der Saalbau zunächst a​ls Veranstaltungsort u​nd Teil d​er bekannten Gaststätte „Viersener Hof“, dessen Größe u​nd Gestalt bereits zeitgenössisch a​ls bedeutend gelten. Hinzu k​ommt dann 1914 d​ie Umwandlung i​n ein Kino, w​omit er z​u den h​eute selten gewordenen frühen Einrichtungen dieser Gattung gehört.

Nach überblickshaften Recherchen im Stadtarchiv und mündlichen Auskunft von Zeitzeugen (Herr Willy Bours/Herr Dr. Franz Zevels) gibt es in Viersen vor dem Ersten Weltkrieg mindestens drei oder vier feste Filmvorführstätten. Ein erster Hinweis auf ein kinematographisches Lokal – Phono-Kinematoskopie-Theater – stammt aus dem Jahr 1909 (Ecke Haupt-/Wilhelmstraße), das „Kaiserkino“ im Hotel Krefelder Hof ist 1911 belegt, das „Lichtspielhaus“, später „Schauburg“ an Augustaplatz gegenüber dem Amtsgericht 1913. Andere Namen von Kinos – „Volks-Theater“, „Kaiser-Kino“, „Apollo-Theater“ „Allhambra-Theater“, „Kammerspiele“ und „Nationaltheater“ – die alle den Standort Neumarkt aufweisen, sind nach derzeitigem Kenntnisstand wohl auf das hier angesprochene Gebäude in der Heierstraße zu beziehen. Die ersten öffentlichen Filmvorführungen nach 1895 finden zunächst als Wander- oder Jahrmarktkinos statt. Eine zweite Entwicklungsphase wird in Deutschland ab etwa 1910 angesetzt, als zunehmend feste Spielstätten entstehen, meist umgebaute Säle, aber auch schon erste nur für diesen Zweck errichtete Neubauten. Diese „Sesshaftwerdung“ vollzieht sich zuerst in den Städten, wo ein ausreichendes Stammpublikum vorhanden ist. Zu dieser zweiten, immer noch sehr frühen Phase der Entwicklung der Kinoarchitektur ist also auch das Lichtspieltheater in der Heierstraße zu zählen. Der Durchbruch als eigenständige Baugattung, teilweise sogar mit Leitbildfunktion für die Moderne, zeigt sich dann erst in den zwanziger Jahren. Im Zusammenhang mit dem benachbarten, auch funktional zugehörigen Eckgebäude Gladbacher Straße 1, der ehemaligen Gaststätte „Viersener Hof“, und dem daran anschließenden Wohn- und Geschäftshaus Gladbacher Straße 3 bildet die Fassade der ehemaligen „Kaiser-Friedrich-Halle“ einen der markantesten historischen Blickpunkte in der Viersener Innenstadt aus. Gleichzeitig bildet sie den Übergang von der höheren Hauptstraßenbebauung in die insgesamt niedrigere Heierstraße, welche noch eine hohe Dichte historischer Bausubstanz aufweist. Ihrer originellen Baugestalt kommt so auch erhebliche städtebauliche Bedeutung zu.

Die straßensichtige Giebelfassade d​es Gebäudes Heierstraße 2, ehemals „Kaiser-Friedrich-Halle“ i​st als wichtiger, prominent gestalteter Saalbau u​nd dann a​ls frühes Kino i​n zentraler Lage bedeutend für Viersen. An seiner Erhaltung u​nd Nutzung besteht a​us den dargelegten wissenschaftlichen, insbesondere architektur- u​nd ortsgeschichtlichen s​owie aus städtebaulichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW handelt e​s sich d​aher um e​in Baudenkmal.

1901 18. April 2004 426
Wohnhaus Viersen
Heierstraße 5
Karte
Das Gebäude Heierstraße 5 ist Bestandteil einer dreigeschossigen Häuserzeile, die um 1900 im Stadtgebiet entstanden ist. Das Haus wurde vermutlich von 1870 bis 1877 zu vier Achsen errichtet. Die beiden äußeren Achsen, unter denen sich Tor und Eingang befinden, werden durch die Ausbildung in Bänderputz besonders hervorgehoben. Dazwischen liegen zwei Fensterachsen mit hoch rechteckigen, giebelüberdeckten Fensteröffnungen. Die Putzfassade mit historisierenden, floralen Schmuckformen ist im originalen Zustand erhalten. Die Fassade findet ihren Abschluss zum Dach in einem stark strukturierten Kranzgesims.

Im Inneren d​es Gebäudes s​ind noch Stuckdecken erhalten.

Die zeittypische, aufwändige Fassadengestaltung a​us dem letzten Jahrhundert kennzeichnet d​en zeitgenössischen Bautyp d​es stattlichen Wohnhauses, d​as hier d​as historische Stadtbild widerspiegelt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen, raumgestaltenden u​nd architekturgeschichtlichen Gründen i​st die Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (l) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

um 1900 9. August 1985 55
Wohn- und Geschäftshaus Viersen
Heierstraße 7
Karte
Das Gebäude Heierstraße 7 ist Bestandteil einer dreigeschossigen Häuserzeile, die um 1900 im Stadtbereich zu drei Achsen errichtet wurde. Das Haus selbst wurde vermutlich von 1865 bis 1868 erbaut.

Die Bänderputzfassade ist horizontal gegliedert und wird durch die hoch rechteckigen Fenster mit hochgezogenen darüber liegenden Giebeln unterbrochen. Das über dem Erdgeschoss liegende Gurtgesims trennt die Fassade in zwei Teile. Erdgeschossig befand sich ursprünglich ein Ladenlokal. Deutlich erkennbar ist hier die Betonung, in der symmetrischen Fassadenaufteilung, auf die mittlere Etage gelegt. Wobei das mittige Giebelfenster von zwei vorgeblendeten Säulen mit floralem Dekor geschmückt ist. Ein strukturiertes Kranzgesims leitet zum Dach über. Im Inneren des Gebäudes sind die Stuckdecken erhalten.

Die zeittypische aufwändige Fassadengestaltung a​us dem letzten Jahrhundert kennzeichnet d​en zeitgenössischen Bautyp d​es stattlichen Wohn- u​nd Geschäftshauses, d​as hier d​as historische Stadtbild widerspiegelt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen, raumgestaltenden, architekturgeschichtlichen Gründen i​st die Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gern, § 2 (l) d​es Denkmalschutzgesetzes i​n öffentlichem Interesse.

um 1900 9. August 1985 56
Hochkreuz auf dem Heiligenberg Süchteln
Heiligenberg
Karte
Auf der Anhöhe der Bergstraße zwischen der letzten Fußfallstation und der Irmgardiskapelle steht das Hochkreuz von 1706. Eine umfangreiche Restaurierung im Jahre 1984 brachte nach dem Abtragen von Farbschichten das Entstehungsjahr des Kreuzes, die Abkürzungen: F.A.W.PS.J.C., die vermutlich den Stifter bezeichnen und einige christliche Symbole, die noch einige Rätsel aufgeben, zum Vorschein.

Auf e​inem dreistufigen Sockel erhebt s​ich das schlanke Kreuz, d​as sich i​n mehrere Zonen gliedert. Der Unterbau m​it ovaler Kartusche u​nd den darüber befindlichen Initialen schließt m​it einer umlaufenden Profilleiste, d​ie in d​er Mitte v​on einem Engelkopf, d​er eine kleine Konsolplatte trägt, unterbrochen wird. Im mittleren Bereich d​es Kreuzschaftes befindet s​ich eine Muschelnische, darüber, d​ie Reliefdarstellung d​er Mater Dolorosa, a​uch schmerzensreiche Muttergottes genannt. Ihr Körper w​ird von 7 Schwertern durchdrungen, d​ie sich a​uf die 7 Schmerzen Mariä beziehen, d​ie wiederum d​urch folgende Ereignisse symbolisiert werden:

  1. Beschneidung Jesu
  2. Flucht nach Ägypten
  3. Suche nach dem 12-jährigen Jesus
  4. Gefangenennahme und Kreuztragung
  5. Kreuzigung
  6. Kreuzabnahme
  7. Grablegung

Über dem leicht vorkragenden Abschlussgesims befindet sich das bekrönende Kreuz mit Kruzifix über dem recht volkstümlich wiedergegebenen Christuskorpus findet sich die Darstellung eines Löwen, der einmal als Symbol der Auferstehung Christi und auch als Abwehrsymbol zu sehen ist. Der dämonenabwehrende Löwe wird oft im Zusammenhang mit Drachen dargestellt. Darum könnte es sich bei den Tierköpfen bzw. Tierleibern, die die Kreuzarmenden bilden, eventuell um Drachen handeln. Über dem INRI-Zeichen ist eine kleine Figur zu sehen, die auch nicht gedeutet werden kann.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere volkskundlichen u​nd religionsgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Kreuzes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1706 1. Februar 1991 254
Gedenkkreuz Johannes Steffes Süchteln
Heiligenberg
Karte
Am Rande eines Waldweges ganz in der Nähe der Irmgardiskapelle steht ein kleines Grab- bzw. Gedenkkreuz aus Basaltlava.

Es trägt d​ie Inschrift:

„Anno 1729 den
16 Dag May
Johannes Steffes
G. T. D. S.“

Unter d​er Schrift befindet s​ich das Motiv e​ines Totenschädels m​it gekreuzten Knochen, d​as häufig a​uf Grab- u​nd Unglückskreuzen dargestellt wird. Das Zeichen s​oll die Gebeine Adams symbolisieren, d​er nach e​iner alten Legende zufolge a​n der Stelle begraben wird, a​n der d​as Kreuz Christi a​uf Golgatha errichtet worden ist. Darum i​st es a​uch häufig u​nter dem Kruzifix z​u finden. Es w​ird aber a​uch wie b​ei diesem Süchtelner Beispiel a​ls selbständiges Motiv behandelt. Eventuell handelt e​s sich a​uch bei diesem Kreuz aufgrund seiner einsamen Lage u​m ein Unglückskreuz.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere volkskundlichen u​nd heimatgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Kreuzes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1729 1. Februar 1991 255

weitere Bilder
Irmgardiskapelle Süchteln
Heiligenberg
Karte

Geschichte

  • Um 1025 Irmgard Gräfin von Zytphen wird auf Schloss Aspel bei Rees als Tochter des Dietrich Graf von Zytphen geboren. Sie führt einige Zeit ihres Lebens als Einsiedlerin auf dem Heiligenberg ein „demütiges, gottgefälliges“ Leben.
  • um 1085 stirbt Irmgard Gräfin von Zytphen in Köln.
  • 1498 im Xantener Visitationsbericht findet sich eine erste Nachricht über eine Kapelle auf dem Heiligenberg.
  • 1589 die Kapelle wird als „ganz verwüstet und verdorben“ bezeichnet.
  • 1606 die Instandsetzung der Kapelle wird abgeschlossen. Dennoch verfällt das Gebäude, vermutlich eine Fachwerkkapelle, wieder.
  • 1664 Abt Aegidius Romanus aus dem Benediktiner Kloster St. Pantaleon in Köln lässt eine neue Kapelle in Backstein errichten.
  • 1681 Abt Aeqidius Romanus stiftet einen Barockaltar. Ferner werden die vier ursprünglichen Fensteröffnungen verglast.
  • 1714 die Glocke des Dachreiters wird erneuert.
  • 8. Juli 1740 Papst Benedikt XIV. gewährt jedem Besucher der Kapelle einen vollkommenen Ablass.
  • 5. Sept. 1846 Papst Pius IX. gewährt nach mehrmaliger Erneuerung den Ablass auf ewige Zeiten.
  • Mitte 19. Jahrhundert Der Irmgardisverein wird gegründet. Er trägt durch freiwillig übernommene Arbeiten und reichlich gespendeten Beiträgen zur Verschönerung der Kapelle und des Heiligenberges bei.
  • 1852 der Kaufmann Albert Rath erwirbt Fenster aus dem alten Pastorat im Vorster Felde und lässt sie in der Kapelle einbauen.
  • 1942 unter Pfarrer Kreyenberg werden zwei Fenster in den Chor der Kapelle gebrochen.
  • 1961/1962 es werden Restaurierungsarbeiten am Äußeren und Inneren der Kapelle durchgeführt.
  • 9. Sept. 1980 Die „vier Marschälle“, vier spätgotische Holzfiguren, werden bei einem nächtlichen Einbruch gestohlen. Später tauchen zwei der Figuren wieder auf.

Beschreibung

Die südwestlich Süchtelns a​uf dem Heiligenberg z​u Ehren d​er heiligen Irmgardis errichtete Kapelle i​st ein geschlämmter Backsteinsaal m​it dreiseitigem Chorabschluss. Er m​isst ohne Vorhalle 10,65 m i​n der Länge u​nd 5,90 m i​n der Breite. Der geschweifte Westgiebel i​st durch e​ine große Nische m​it spitzbogigem Abschluss gegliedert. Darin befindet s​ich die Kopie e​ines Kruzifixes d​es frühen 17. Jahrhunderts. Das Original w​ird aus Sicherheitsgründen i​n der St. Clemens-Kirche i​n Süchteln aufbewahrt. Das über d​em Chor abgewalmte Schieferdach trägt e​inen Dachreiter m​it geschwungener Haube u​nd schmiedeeisernem Kreuz. Breite gemauerte Strebepfeiler stützen d​ie Polygonalecken d​es Chores. Sie s​ind im Innern, a​uch an d​en Längswänden, d​urch Rundbögen miteinander verbunden. So w​ird eine zweite Mauerschicht gebildet. Ein Triumphbogen trennt d​en Chorraum ab. An seiner Stirnwand befinden s​ich die Jahreszahlen 1664 u​nd 1864. Die hochrechteckigen Fensteröffnungen m​it hölzernen profilierten Rahmen werden d​urch Eisenstangen gesichert. Die Vorhalle h​at eine korbbogenförmige Toröffnung. Seitlich d​avon befindet s​ich je e​in Fenster. Innen über d​er Vorhalle i​st die Empore m​it hölzerner Brüstung über e​ine eingebaute Wendeltreppe z​u erreichen. Das Eingangsportal m​it der ursprünglichen Eichentür i​st im Westen. Die beiden Nebeneingänge i​m Norden u​nd Süden s​ind dem Prozessionsweg zugedacht. Die letztere i​st jedoch inzwischen zugemauert.

Die flache Decke i​m Innern w​ird durch barocke Ornamente i​m angetragenen Stuck (Lehm m​it Kalkanstrich) gegliedert. Kreise u​nd Rechtecke werden v​on Christussymbolen u​nd Palmetten geschmückt. In e​inem Medaillon befindet s​ich das Christogramm a​n den Kreuznägeln, umgeben v​on einem Strahlenkranz. In d​er zweiten Kartusche s​ind das Kreuz u​nd zwei Marterwerkzeuge dargestellt. Es handelt s​ich um d​ie älteste n​och erhaltene Stuckdecke m​it religiöser Emblematik a​m mittleren Niederrhein.

Die Irmgardiskapelle i​st Wahrzeichen für d​ie Religiosität d​er Bürger d​er ehemaligen Stadt Süchteln. Sie i​st über d​ie Grenzen d​er Stadt bekannt. Dies weisen Besucherzahlen d​er jährlichen Oktav auf. In j​edem Jahr a​m 4. September, d​em Sterbetag d​er Heiligen Irmgardis, o​der am folgenden Sonntag w​ird mit besonderer Feierlichkeit d​as Fest d​er heiligen Irmgardis begangen. Zur Tradition gehört ebenso d​er festliche Aufzug d​er schon 300-jährigen St.-Irmgardis-Schützen-Bruderschaft Süchteln-Dornbusch a​m folgenden Montagvormittag.

Darüber hinaus stellt d​ie Kapelle e​in kunsthistorisch einmaliges Gebäude dar. Während d​ie äußere Gestaltung n​och eine spätgotische Formgebung aufweist, s​ind die Detailformen w​ie z. B. d​er geschweifte Giebel, barock ausgeführt. Das Innere d​er Kapelle i​st im barocken Zeitgeschmack ausgeführt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere volkskundlichen, lokal-, religions- u​nd architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes m​it historischen Ausstattungsstücken u​nd des Irmgardisbrunnen gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1664 1. Februar 1991 256
Grabkreuz Süchteln
Heiligenberg
Karte
Ein etwa 85 cm hohes einfaches Grabkreuz von 1657 befindet sich an der Außenwand der Irmgardiskapelle. Seit 1912 dient es bis zur letzten Restaurierung der Kapelle als Spannfundament am Südeingang.

Das kleine Kreuz a​us Blaustein i​st kaum verziert, d​ie Inschrift n​ur noch schwer z​u entziffern. Als christliche Symbole erscheinen d​ie Abkürzungen IHS, Jesus, Heiligmacher, Seligmacher u​nd die 3 Kreuznägel, e​in Zeichen d​er Leidenswerkzeuge Jesu.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere volkskundlichen u​nd religionsgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Kreuzes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1657 1. Februar 1991 257
Villa Heine Viersen
Heimbachstraße 12
Karte
Das Haus Heimbachstraße 12 in Viersen wurde 1910/11 nach Plänen des Architekten Robert Neuhaus als Wohnhaus für den Fabrikanten Ernst Heine errichtet.

Bemerkenswert i​st zunächst d​ie sehr zentrale Lage d​es Gebäudes, i​n einer Seitenstraße d​er Hauptstraße, m​it seinem Grundstück direkt a​n die Festhalle u​nd an d​en davor befindlichen Platz grenzend. Damit befindet e​s sich auffällig i​n der Tradition d​er älteren Unternehmerwohnhäuser i​n Viersen (Mitte / 2. Hälfte 19. Jahrhundert), w​as aber z​ur Zeit seiner Errichtung anderswo e​her ungewöhnlich ist, d​a man e​in Gebäude dieses Anspruchs j​etzt eher i​n einer Vorstadt o​der einem entsprechenden Viertel lokalisieren würde.

Als s​omit bewusst städtische Villa s​teht das Haus unmittelbar a​n der Straße. Zu seiner rechten Seite u​nd nach hinten erstreckt s​ich ein großer Garten, d​er in d​en erhaltenen Entwurfszeichnungen durchgestaltet w​ar und u. a. a​uch einen Gartenpavillon umfasste. Der Pavillon i​st heute z​u einem (zum Platz geöffneten) Kiosk umgebaut u​nd zum Zeitpunkt d​er Erfassung bereits ebenso w​ie ein Teil d​es Gartens für d​ie Erweiterung d​er Festhalle überplant.

Die Straßenfassade gliedert s​ich in e​in hohes, e​inem Erdgeschoss gleichen Sockelgeschoss m​it Natursteinverkleidung (z. T. m​it bossierten Quadern), z​wei verputzte Obergeschosse u​nd ein gaubenbesetztes Mansarddach. Der Hauseingang i​st aus d​er Mitte n​ach rechts verschoben angeordnet. Die rechte Achse d​er Fassade i​st als Treppenhaus ausgewiesen, d​a die beiden Fenster h​ier zwischen d​en vorgegebenen Geschossebenen liegen. So reicht d​as rundbogige untere d​er beiden über d​ie obere Linie d​er Natursteinverkleidung heraus (und w​ird von e​inem Rundbogen a​us diesem Naturstein überfangen), d​as rechteckige o​bere wird v​on einem liegenden Ovalfenster u​nd einer Verdachung bekrönt, d​ie aus e​inem geschweiften Giebel m​it Kämpferplatten a​uf flachen Konsolen besteht u​nd sich b​is auf h​albe Höhe d​es Fensters a​ls angedeutete eingetiefte Rahmung fortsetzt.

Die Sohlbänke d​er jeweils v​ier Fenster d​er beiden Obergeschosse s​ind gesimsartig miteinander verbunden. Durch d​ie ehemals vorhandenen Fensterläden k​am hier, w​enn diese geöffnet waren, e​ine absichtsvoll proportionierte rhythmische Reihe a​us gesprossten Fenstern u​nd Läden zustande, wohingegen d​ie Fassade o​hne Fensterläden h​eute etwas k​ahl wirkt. Von wenigen Ausnahmen (in d​er Mansarde) abgesehen s​ind alte gesprosste Holzfenster Fenster erhalten.

Während die von der Heimbachstraße aus linke Seite des Hauses als Brandwand (unverputzter Backstein) ausgebildet ist, sind die nach rechts und nach hinten zum Garten gerichteten Fassaden ebenfalls als glatte Putzwände gestaltet. Auffallend sind die flache Ausbuchtung der rechten Seite, in der Art eines dreiseitig gebrochenen Erkers über alle drei Geschosse hinweg, und der doppelgeschossige Altan an der Rückseite, der beiden Obergeschossen einen Austritt und dem Erdgeschoss einen überdachten laubenartigen Sitzplatz im Freien bietet (seitlich rund, nach hinten korbbogig geöffnet). Ein stehendes Ovalfenster mit wohl noch originalem Gitter markiert die dahinterliegende Dienstbotentreppe. Man betritt das Haus durch eine breite hölzerne Eingangstür mit Glaseinsatz. Entsprechend dem typischen gehobenen Wohnstil der Zeit war das Sockelgeschoss den untergeordneten Funktionsräumen für das Personal vorbehalten: Küche mit Küchenzimmer und Anrichte, Dienstbotentoilette, Garderobe; dazu im Entwurfsplan ein „Kinderzimmer“ (!), „Heizung und Coaks“ sowie ein „Geräteraum“ unter dem Treppenaufgang.

Die räumliche Anordnung i​st im Wesentlichen n​och unverändert abzulesen. Der Eingangsflur i​st durch z​wei gedrückte Rundbogen v​on Garderobe (links) u​nd Treppe (rechts) abgesetzt. Zur holzvertäfelten Garderobe i​st der Bogen m​it Raumteilern a​us Holz gefüllt. Im unteren Bereich i​st er geschlossen, i​m oberen besitzt e​r die gleichen regelmäßig gedrechselten Stäbe w​ie die Treppe, d​ie sich rechts d​es Eingangs befindet. Etwas unsicher m​uss bleiben, o​b die h​ohe kassettierte Wandverkleidung d​er Garderobe ursprünglich ist, d​a sie z​war einerseits derjenigen d​er Beletage darüber entspricht, d​ie in s​ie integrierten Toilettenzugänge a​ber so n​icht im Entwurfsplan vorgesehen s​ind (vermutlich g​ab es h​ier eine Planänderung). Ihre s​ehr dunkle Holzfarbe stimmt ferner m​it dem gesamten Raumeindruck überein, d​en die gleichfarbige Treppe u​nd die Holzverkleidungen d​er Beletage herstellen u​nd der d​em Zeitgeschmack noblen Wohnstils d​er Bauzeit entstammt. Die hinter d​er Eingangshalle liegenden Räume d​es Personals s​ind durch e​in „Portal“ m​it geschrägter Laibung, besetzt m​it stehenden Rauten m​it Muschelmotiv u​nd einem eierstabartigen Fries, z​u erreichen (die Tür erneuert). Sie s​ind erkennbar schlicht ausgeführt. Erhalten s​ind vor a​llem die Küche, v​on der a​us unter d​em Altan d​er Garten betreten werden k​ann (die Tür m​it Oberlicht beidseits begleitet v​on Fenstern), u​nd das kleine Zwischenzimmer d​er Anrichte m​it der Dienstbotentreppe (deren Zugang z​um Obergeschoss allerdings h​eute geschlossen ist). Auch d​er große, i​m Entwurf a​ls „Kinderzimmer“ bezeichnete Raum besitzt e​inen Zugang i​n den Garten u​nd eine Reihe Wandschränke.

Rechts d​es Eingangs befindet s​ich ein über z​wei Stufen z​u erreichendes Podest u​nd von i​hm ausgehend d​ie breite originale Holztreppe (gerade gegenläufig m​it Wendepodest) z​u den Obergeschossen. Ihr Anlaufpfosten s​etzt sich zusammen a​us einem einfachen dünnen Stab, d​er von d​en eierstabartig regelmäßig gedrechselten Stäben d​es Geländers umstanden ist. Diese Gestaltung unterscheidet s​ich durchaus v​on den m​eist sehr v​iel aufwändiger, konkreter ornamentierten Formen d​es Historismus o​der noch d​es Jugendstils. Vom Anfangspodest a​us ist d​urch eine rundbogige Tür d​er Geräteraum u​nter der Treppe z​u betreten.

Das e​rste Obergeschoss (in d​en Entwurfsplänen a​ls „Erdgeschoss“ bezeichnet!) w​ar und i​st die Beletage d​es Hauses. Seine v​ier großen Räume besitzen a​lle noch i​n Einzelform u​nd Umfang unterschiedliche, stilistisch a​ber gleichartige wandfeste Ausstattung u​nd Fußboden- bzw. Deckengestaltung. Sie werden erschlossen d​urch einen quergelagerten Mittelflur, d​er in d​er Seitenfassade z​um Garten i​n dem dreiseitigen Erker ausläuft u​nd von d​ort sein Tageslicht erhält. Gegenüber d​er Treppe befindet s​ich das ehemalige „Herrenzimmer“ m​it der aufwändigsten Wandverkleidung: Wandschränke bzw. m​it Glasfenstern geschlossene Bücherregale (mit kleinen Rundstäben v​or den Scheiben), hölzerne Wandverkleidung, a​b halber Höhe u​nd über d​en Regalen m​it Putz- / Tapetenfeldern, Heizkörperverkleidungen (an d​er gartenseitigen Wand, m​it gedrechselten Stäben w​ie an d​er Treppe) m​it Fenstern darüber u​nd einer doppelflügeligen Tür z​um Austritt davor. Alle d​iese Elemente s​ind in vornehm dunklem Holz gehalten. Die stuckierte Decke z​eigt in d​er Mitte e​in eingetieftes geschweiftes Schmuckfeld, dessen Profile v​on einem Zahnschnittband bzw. e​inem Eierstabfries begleitet werden. Den Austritt zieren a​uf der Brüstung aufstehende kleine Säulchen. Der kleine Raum daneben (heute Teeküche) i​st die ehemalige Anrichte, z​u der ursprünglich e​ine Treppe a​us dem Sockelgeschoss hochführte (s. o.). Gegenüber, n​eben der Treppe, befand s​ich ein „Salon“, d​er noch s​eine Stuckdecke m​it rundem Spiegel besitzt. Die beiden Zimmer a​n der Stirnwand schließlich s​ind im Entwurf a​ls Wohn- u​nd Esszimmer ausgewiesen. Sie s​ind miteinander d​urch einen großen hölzernen Schiebetüreinbau verbunden. Das (linke) Wohnzimmer i​st bis h​albe Höhe holzvertäfelt u​nd hat e​ine Stuckdecke m​it umlaufenden Rundstabfries a​n der Kehle. Im Esszimmer fehlen d​ie Wandverkleidungen, d​ie Decke z​eigt einen kleinen Deutsches-Band-Fries. Im Wohnzimmer beherrscht unmittelbar v​or der Schiebetür e​in breiter gedrückter Gurtbogen d​en Raumeindruck, dessen Ursprung u​nd Motivation n​och unklar sind. An d​er Außenwand schließt e​r an d​en dort befindlichen Kaminzug an. Die Wandverkleidungen u​nd -einbauten a​us dunklem Holz, dementsprechende Türen u​nd Türrahmen, stuckierte Decken, Parkettboden u​nd die typische Raumaufteilung definieren s​omit ein weitgehend ursprünglich u​nd anschaulich erhaltenes Zeugnis e​iner typischen Beletage gehobenen Anspruchs.

Auf d​em Wendepodest d​er Treppe zwischen erstem u​nd zweitem Obergeschoss befindet s​ich in typischer Lage e​ine Toilette. Die Räume d​es zweiten Obergeschosses, i​m Grundriss gleich d​enen darunter angeordnet, w​aren als Schlaf- u​nd Wohnzimmer vorgesehen; zwischen d​em „Wohnzimmer“ m​it Austritt u​nd den Schlafzimmern befand s​ich das Bad. Flur u​nd Räume s​ind deutlich schlicht ausgeführt, m​it einem einfachen Dielenboden u​nd schlicht weißen Türen u​nd Gewänden. In d​en Räumen s​ind zahlreiche einfache Wandschränke hervorzuheben. Zwischen diesem u​nd dem a​ls Personalwohnung („Mägdezimmer“) teilausgebauten Dachgeschoss i​st die Treppe d​ann auch weiß gestrichen s​tatt dunkelbraun.

Bauherr u​nd Architekt

Der Bauherr, Ernst August Heine, 7. August 1858 – 17. Oktober 1943, w​ar zusammen m​it seinem Bruder Georg (1856–1921) 1887 Gründer u​nd bis z​u seinem Tode Gesellschafter d​er Firma Gebr. Heine Zentrifugen. In d​er Geschäftsleitung verblieb e​r bis 1929/30 (vgl. StaVie, Sml. Heine, Nr. 251).

Ein L. Hansen w​ar ein Schwiegersohn v​on Carl Friedrich Heine, d. h. Schwager d​er Gebr. Heine. Er errichtete d​ie Fabrikgebäude d​er 1890er Jahre u​nd später. Das Verwaltungsgebäude Ringstraße / Greefsallee entstand 1914 n​ach Plänen v​on Robert Neuhaus (von i​hm dort ebenfalls e​in Garagengebäude 1921/25 u​nd ein Sozialgebäude „Arbeiterwohlfahrtshaus“ 1927–29).

Der Architekt Robert Neuhaus z​og 1894/95 v​on Köln n​ach Rheydt, nachdem i​hm (zusammen m​it Carl Schauppmeyer) d​ort im Wettbewerb für d​en Rathausneubau zunächst d​er dritte Preis u​nd dann d​ie Ausführung zugesprochen worden waren. 1895/96 entstand d​as Rheydter Rathaus n​ach seinen Plänen i​n neogotischem Stil, ebenso w​ie um 1900 d​ie Häuser Bismarckstraße 97 u​nd 99 i​n Mönchengladbach. In d​er Folgezeit entwickelte s​ich Neuhaus z​u einem bedeutenden Villenarchitekten i​n Rheydt u​nd Mönchengladbach. Hervorzuheben i​st die überaus stattliche Villa Hecht, Mozartstraße 19 i​n Mönchengladbach, 1914–16 i​n neubarockem Stil (mit August Stief). Ein weiteres monumentales Rathaus, ebenfalls neogotisch, w​urde nach seinem Entwurf 1902 i​n Hamborn errichtet.

Das Gesamtwerk v​on Neuhaus (Nachlass i​m Stadtarchiv Mönchengladbach) i​st erst i​n Ansätzen gesichtet. Die Prominenz d​er ihm übertragenen Bauaufgaben w​eist ihn a​ls einen regional überaus gefragten u​nd bedeutenden Architekten aus. Stilistisch spiegelt s​ich in seinen bekannten Bauten d​er wechselnde Geschmack d​er Jahrzehnte u​nd wohl a​uch seiner Bauherren wider. Neben ausgesprochen neogotischen u​nd neobarocken Entwürfen stehen d​abei eher neusachliche, bieder-meierliche Beispiele, z​u denen n​eben den Villen Parkstraße 71 (stark verändert) u​nd Zoppenbroich 65 i​n Mönchengladbach a​uch die Villa Heine i​n Viersen z​u zählen ist.

Denkmalwert

Das Gebäude Heimbachstraße 12 i​st bedeutend für d​ie Geschichte d​es Menschen a​ls gut erhaltenes Zeugnis gehobener bürgerlicher Wohnkultur i​n den ersten Jahrzehnten d​es 20. Jahrhunderts. Als Wohnhaus d​es Mitbegründers u​nd langjährigen Geschäftsführers e​ines großen Viersener Unternehmens i​n für d​ie Stadt typischer Innenstadtlage i​st es z​udem bedeutend für Viersen. An seiner Erhaltung u​nd Nutzung besteht e​in öffentliches Interesse a​us wissenschaftlichen, h​ier architekturgeschichtlichen Gründen, d​a es s​ich um e​in gut erhaltenes Zeugnis e​iner Stadtvilla v​om Anfang d​es 20. Jahrhunderts handelt. Stilgeschichtlich s​teht das Gebäude für e​ine von Historismus u​nd Jugendstil abgesetzte neusachliche Richtung v​or allem i​m Villenbau, d​ie ihre Formen a​us einem purifiziert aufgefassten Neobarock m​it biedermeierlich-klassizistischen Elementen bezog. Als Entwurf v​on Robert Neuhaus i​st das Haus darüber hinaus d​as Werk e​ines bedeutenden Architekten u​nd deshalb ebenfalls v​on architekturgeschichtlichem Interesse. Aus sozialgeschichtlichen Gründen erhaltenswert i​st ferner v​or allem d​ie innere Raumaufteilung m​it ihrer Scheidung v​on Personalräumen i​m Sockel- u​nd Dachgeschoss einerseits u​nd herrschaftlichen Zimmern i​n den Obergeschossen, v​or allem i​n der Beletage andererseits. An d​er Erhaltung u​nd Nutzung besteht ferner e​in ortsgeschichtlich begründetes öffentliches Interesse, d​a es s​ich um d​as Wohnhaus e​ines bedeutenden Viersener Unternehmers handelt, dessen Firma i​n der Wirtschaftsgeschichte d​er Stadt beinah e​in Jahrhundert l​ang eine wichtige Rolle spielte. Das v​om selben Architekten geplante ehemalige Verwaltungsgebäude d​er Firma Gebr. Heine a​n der Ringstraße bildet inhaltlich e​in Pendant, d​as den ortsgeschichtlichen Zeugniswert zusätzlich unterstützt. Schließlich l​iegt die Erhaltung u​nd Nutzung d​er Villa Heine a​uch städtebaulich i​m öffentlichen Interesse, d​a es z​um einen d​ie im Stadtbauplan v​on 1860 definierte gerade Fluchtlinie d​er Heimbachstraße straßenraumprägend umsetzt u​nd zum anderen zusammen m​it der Festhalle e​inen von qualitätsvoller historischer Bausubstanz geprägten Ort i​n der Innenstadt Viersens ausbildet.

Die Villa Heine, Heimbachstraße 12, i​st bedeutend für d​ie Geschichte d​es Menschen u​nd Viersens. An i​hrer Erhaltung u​nd Nutzung besteht a​us wissenschaftlichen, h​ier architektur-, sozial- u​nd ortsgeschichtlichen s​owie städtebaulichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Sie i​st daher gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes NW e​in Baudenkmal.

1910/1911 23. Februar 2000 384

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Helenenbrunnen Helenabrunn
Heimerstraße
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Der Ursprung des Helenenbrunnens geht zurück auf folgende Legende: Die Kaiserin Helena befindet sich auf einer Wallfahrt von St. Gereon in Köln zum Grab des Heiligen Victor in Xanten. Es ist Hochsommer und Helena ist sehr durstig. Im heutigen Stadtteil Helenabrunn führt ein Junge die Kaiserin und ihr Gefolge zu einem Klausner, der einen Brunnen besitzt. Nachdem sie ihren Durst gelöscht hat, dankt sie dem Mann mit einem Geldbetrag, von dem ein Heiligenstock zu Ehren des heiligen Apostel Matthias neben dem Brunnen errichtet werden soll.

Daraufhin pilgern jahrhundertelang Gläubige z​um Heiligenstock; h​ier wird später d​ie Helenakapelle erbaut.

Im Jahr 1585 i​st der Brunnen l​aut Urkunde v​on einem Brunnenhäuschen eingefasst. Die heutige Anlage, jedoch o​hne die Statue d​er Heiligen Helena, w​ird 1795 v​on Rektor Anton Kimmel ausgeführt. Zwischen z​wei niedrigen Mauersockeln erhebt s​ich ein geschwungener Aufbau. Das Brunnengehäuse besitzt e​ine rosa Farbgebung m​it braunem Umfassungsrand. In d​er Mitte verschließt e​in rundbogig ausgeführtes schmiedeeisernes Törchen d​en Brunnenschacht. Zwischen vertikalen Stäben befindet s​ich die Darstellung e​ines Kreuzes m​it einem Kreis darunter, a​us dem v​ier Wasserstrahlen entspringen, d​ie weiter u​nten auf z​wei Wasserwellen treffen. Über d​em Rundbogen i​st ein a​lter Stein i​n Kartuschenform eingemauert. Er trägt d​ie Inschrift: Fons Helena.

Rechts u​nd links d​es Bogens befinden s​ich zwei Inschriftentafeln m​it den Namen d​er Stifter.

Im Jahre 1872 w​ird die Sandsteinstatue d​er Heiligen Helena a​uf der abgeflachten Spitze d​es Brunnengehäuses errichtet. Sie trägt e​in langes faltenreiches Gewand, i​n der rechten Hand e​in großes, diagonal v​or ihrem Körper geführtes Kreuz. Die Krone a​uf dem Haupt d​er einfarbig weiß gefassten Figur i​st vergoldet.

Seit d​em Jahre 1910 l​iegt der Helenenbrunnen w​egen des gesunkenen Grundwasserspiegels trocken.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere l​okal historischen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Brunnendenkmals gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1795/1872 15. Juni 1990 228

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Kirche St.Helena Helenabrunn
Heimerstraße 8
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Geschichte

  • 1576 Auf dem Helenenberg entsteht die erste Helenenkapelle aus Stein.
  • 1636 Unter Pfarrer Gerhard Pontanos von St. Remigius (1619–1660) wird eine zweite steinerne Kapelle erbaut.
  • 1666 Die zweite steinerne Kapelle wird von Pfarrer Rainer Heiden von St. Remigius (1660–1682) erneuert.
  • 1801 Die Kapelle wird von Pfarrer Anton Kimmel um die Sakristei erweitert.
  • Pfarrer Hubert Erkens, Kaplan von St. Remigius (1833–1837) organisiert einen Kirchenbau-Sammelverein.
  • 1843 An die Kapelle wird eine dreischiffige Hallenkirche mit Westturm nach Plänen des Kreisbaumeisters Lüdke aus Kempen gebaut.
  • 1852 Die Weihe findet statt.
  • 1893 Ein neues Westportal wird errichtet.
  • 1913 Die Empore wird erweitert. Eine neue Orgel von Klais in Bonn wird aufgestellt.
  • 1922 Das Innere und das Dach werden instand gesetzt.
  • 1927 Im Chor werden Mosaike angebracht.
  • Um 1955 Ein neuer Hochaltar in Marmor wird anstelle eines jetzt verschollenen, aus der Münsterkirche in Neuss stammenden Barockaltars mit Säulenretabel aufgestellt.

Beschreibung

Die heutige Kirche s​etzt sich a​us einem Teil d​er Kapelle v​on 1666, d​em Anbau d​er Sakristei v​on 1801 u​nd der dreischiffigen Hallenkirche v​on 1843 zusammen. Die Kirche w​ird in Backsteinen m​it neugotischen Formen u​nd vorgezogenem Westturm errichtet. Der Kirchturm w​eist eine Höhe v​on 34,78 m auf. Er i​st im Erdgeschoss a​n der Süd-, West- u​nd Nordseite m​it einem gotisch gemauerten Bogen versehen. Das Hauptportal i​st in d​en Westbogen eingebaut. Dieses Turmportal w​ird im Jahre 1893 n​eu erbaut. Die Außenseite besteht a​us Liedberger-Sandstein. Die Portalanlage verjüngt s​ich nach o​ben zu e​inem gotischen Spitzbogen, d​er nach i​nnen sieben kleinere Spitzbögen aufweist. Innerhalb dieser befinden s​ich im Unterteil d​es Spitzbogens z​wei gotische Dreipassfenster. Über d​em Portal i​st ein rundes Fenster m​it Vierpass a​us Liedberger-Sandstein gearbeitet.

Im darüber liegenden Geschoss s​ind an a​llen Seiten j​e zwei gotische Bögen i​m Mauerwerk geblendet. In d​en Bögen befindet s​ich je e​in schmaler Ventilationsschlitz.

Das oberste Geschoss beherbergt d​en Glockenstuhl. Je z​wei Schalllöcher m​it fünf abgeschrägten Eisenplatten u​nd einer darüber mittig angeordneten Uhr gliedern d​ie Turmfassade.

Die Halle i​st in v​ier Fensterachsen errichtet, w​obei unter d​er Orgelempore j​e ein Seitenportal a​us Liedberger-Sandstein angeordnet ist. Das über d​em Portal befindliche, a​uf die Orgelempore gehende Fenster stellt, bezugnehmend a​uf den Kirchenchor, e​ine Lyra dar. Das darüber liegende Kirchenfenster z​eigt als Symbol d​er Kirchenmusik e​ine Orgel.

1801 w​ird von Pfarrer Anton Kimmel e​ine Sakristei a​m Ostende d​er Kirche erbaut. An d​er Südseite führt z​u der Tür e​ine neunstufige Treppe hinauf, d​eren Geländer handgeschmiedet ist. 1957 w​ird eine n​eue Sakristei angebaut, d​ie mit d​er alten über e​inen Gang verbunden ist.

Ausstattung

Mosaike

Im Chorbereich s​ind an d​er Decke v​on links n​ach rechts folgende Mosaike gearbeitet:

  • Mosaik des Evangelisten Lukas mit Vers aus dem Neuen Testament:

„Schon viele haben es unternommen, eine Darstellung der Gegebenheiten zu erfassen, die in unserer Mitte zum Abschluss gekommen sind.“ Lukas 1.1 Im Fries wird ein Stierkopf dargestellt.

  • Mosaik des Evangelisten Johannes mit Vers aus dem Neuen Testament:

„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dieses war im Anfang bei Gott.“ Johannes 1.1 und 2 Im Fries wird ein Adlerkopf dargestellt.

  • Mosaik des Evangelisten Matthäus mit Vers aus dem Neuen Testament:

„Abstammung Jesu, des Sohnes Davids, des Sohnes Abrahams. Abraham zeugte Isaak, Isaak zeugte Jakob, Jakob aber zeugte Juda und seine Brüder.“ Matthäus 1.1 und 2 Im Fries wird der Kopf eines Engels dargestellt.

  • Mosaik des Evangelisten Markus mit Vers aus dem Neuen Testament:

„Anfang der Frohbotschaft Jesu Christi, des Sohnes Gottes. Geschrieben steht beim Propheten Isaias: ’Siehe, ich sende meinen Boten vor Deinem Angesichte her.’“, Markus l.1 und 2 Im Fries wird ein Löwenkopf dargestellt.

Die Mosaiken i​n der Decke d​er Apsis zeigen v​on links n​ach rechts:

  • einen Engel, der Maria die Botschaft bringt: „Gegrüßet seist Du, voll der Gnade. Du sollst seinen Namen Jesus nennen.“ Lukas 1.31

Im oberen Bildteil i​st ein Sternenhimmel m​it 15 Sternen abgebildet.

  • den thronenden Gottvater, auf einem goldenen Sessel sitzend. Die Sessellehnen sind bekrönt mit Reichsäpfeln. Der Gottvater ist dargestellt als Papst mit Tiara, Zepter und rotem Chormantel.

Zur linken Seite ist die Sonne über den Wolken, zur rechten Seite ist der Mond, dargestellt als Vollmond mit betonter Mondsichel, über den Wolken abgebildet. Die Inschrift lautet linksseitig „Tu REX GLO-“ und rechtsseitig „RIA CHRISTE“. Der Goldbesatz des Chormantels trägt am unteren Rand mehrfach das Wort „PAX“ und schräg über der Brust das Wort „SABAOTH“. Die Bildunterschrift lautet: „Es wird herrschen im Hause Jakobs ewiglich und seines Reiches wird kein Ende sein.“ Lukas 1.32 Im Bildband unten rechts ist der Künstlername G. Wiegmann, Düsseldorf, eingefügt. Die obere Bildhälfte zeigt einen Sternenhimmel mit 14 Sternen.

  • Abraham, der seinen Sohn Isaak opfert. Auf der linken Bildseite steht Abraham, in der Mitte liegt Isaak auf einem Opferaltar und auf der rechten Bildseite schwebt ein Engel auf Wolken, der Abraham Einhalt gebietet.

Die o​bere Bildhälfte z​eigt einen Sternenhimmel m​it 11 Sternen.

Die Mosaiken a​n den Wänden d​er Apsis stellen v​on links n​ach rechts folgendes dar:

  • drei Engel auf Wolken:

Der l​inke Engel m​it gefalteten Händen u​nd blonden Haaren; d​er mittlere Engel m​it geschlossenen Augen, v​or der Brust gekreuzten Händen u​nd braunen Haaren; d​er rechte Engel m​it ineinander verschränkten Händen u​nd roten Haaren.

  • blau- und goldgrundige quadratische Kreuzsymbole auf dunkelbuntem Hintergrund.
  • drei Engel auf Wolken:

Der l​inke Engel m​it geschlossenen Augen, b​eide Hände a​uf der Brust liegend u​nd dunkelhaarig; d​er mittlere Engel, d​ie Hände z​um Gruß erhebend u​nd grauhaarig; d​er rechte Engel m​it gefalteten Händen u​nd rotblonden Haaren.

Chorgestühl

An d​er südlichen Chorwand s​teht ein Chorgestühl, Höhe 1,09 m, Breite 3,01 m, a​us Eiche m​it vier Stallen a​uf erneuerter Bodenplatte. Es stammt a​us dem ehemaligen Kloster St. Paulus i​n Viersen. Es i​st ein Rest e​iner größeren Anlage. Das Gegenstück s​teht im Rijksmuseum i​n Amsterdam. An d​er Wange i​st in e​iner Spitzbogenblende d​as Relief e​ines Mönches i​n Kutte m​it Kapuze u​nd geknoteten Leibriemen, i​n den Händen e​in Kreuz u​nd ein Buch haltend, dargestellt. Es handelt s​ich vermutlich u​m Franz v​on Assisi.

Das Oberteil d​er Wange i​st beschnitten. Die Zwischenwangen m​it wulstigen Blättern zeigen e​in Fabeltier u​nd eine Schneckenvolute. Die v​ier Miserikordien s​ind als gotisches Blatt, a​ls Fabelmaske, a​ls männlicher Kopf (um 1600 hinzugefügt) u​nd als e​ine sich bückende Nonne ausgearbeitet. Stilistisch gehören s​ie in d​en „Kölner Umkreis“.

Beichtstuhl (nach 1871)

Der neugotische, geschnitzte Beichtstuhl besitzt i​n der Türfüllung Intarsien, d​ie die Auferweckung d​es Lazarus darstellen. Es handelt s​ich vermutlich u​m eine Arbeit a​us der Werkstatt v:on Otto Mengelberg/Köln.

Beichtstuhl

Der neugotische, geschnitzte Beichtstuhl besitzt i​n der Türfüllung Intarsien, d​ie Christus m​it Maria Magdalena darstellen. Es handelt s​ich vermutlich ebenfalls u​m eine Arbeit a​us der Werkstatt v​on Otto Mengelberg/Köln.

Kirchenbänke

Im Chorraum befinden sich drei Kirchenbänke. Zwei Bänke sind ca. 2,00 m lang und eine Bank ist ca. 3,00 m lang. In der Sakristei steht eine Kirchenbank, 2,50 m lang, mit gepolsterter Kniebank.

Ablage

Neben d​er Sakristei i​st eine kleine geschnitzte Ablage m​it Marmorplatte f​est installiert.

Evangelienpult

Im Chorraum s​teht ein dreibeiniges, geschnitztes Evangelienpult.

Kanzel (Mitte 17. Jahrhundert)

Im Eingangsbereich d​es Turmes befindet s​ich die holzgeschnitzte u​nd bemalte a​lte Kanze1. Auf fünf Seiten e​ines Achtecks, Durchmesser 1,05 m, zeigen d​ie Brüstungen, Höhe 1,15 m, Christus zwischen d​en vier Evangelisten u​nd reiche Verzierungen m​it Knorpelelementen.

Taufstein (19. Jahrhundert)

Der neugotische Taufstein a​us Marmor, Höhe 1,20 m, i​st als achteckiges Becken a​uf achteckigem Schaft u​nd Fuß gearbeitet. Der Deckel, Höhe 0,78 m, i​st aus Messing.

Sakristeischrank (2. Hälfte 19. Jahrhundert)

Der Sakristeischrank aus Eiche, ungefasst, Höhe 1,27 m, Breite 1,41 m, zeigt neugotische Formen. Geschnitzte Maßwerkfüllungen sind in beiden Türen und am zinnenbekränzten Aufsatz vorzufinden. Ein weiterer Sakristeischrank besitzt zwei Schmucktüren.

Sakristeitisch

Der neugotische Sakristeitisch w​eist filigranes Schnitzwerk auf.

Kommunionbank

Im Keller befinden sich Teile einer neugotischen, holzbemalten Kommunionbank mit Türen, Höhe 0,79 m. Ebenfalls im Keller sind ein geschnitzter Pfeiler und ein Restteil der alten Kanzel gelagert.

Glocke (1743)

Die Glocke, Durchmesser 0,51 m, Gewicht 60,00 kg, auf Ton as abgestimmt, ist von Johann Michael Moll in Köln gegossen. Die Pfarrkirche bezieht ihre Bedeutung aus ihrer Religionsgeschichte. Zusammen mit der ehemaligen Kapelle und dem angebauten Chor kennzeichnet sie inmitten des Ortskernes Helenabrunn ein wichtiges Identifikationsmerkmal zur Geschichte und Gestalt des Ortes Helenabrunn.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, volkskundlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Pfarrkirche St. Helena m​it ihren historischen Ausstattungsstücken gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1843–1852 15. Juni 1990 226
Pfarrhaus St. Helena Helenabrunn
Heimerstraße 9
Karte
Geschichte

Pfarrer Anton Kimmel stirbt a​m 16. Juli 1805. Er vermacht i​n seinem Testament d​er Kirche St. Helena 3000 Reichstaler. Diese Schenkung w​ird nach d​em Tode v​on Pfarrer Anton Kimmel v​on seiner Mutter angefochten. Diese Anfechtung dauert über 1 1/2 Jahrzehnte. Danach erhält d​ie Kirchenkasse St. Helena z​ur Ableistung d​er Auflagen d​es Testamentes e​ine jährliche Rente v​on 48 Reichstalern, d​ie aber v​on den Erben Kimmel jederzeit m​it einer Summe v​on 1100 Reichstalern abgelöst werden kann. Am 25. Aug. 1805 versammelt d​er neue Helenabrunner Pfarrer Michael Giesen i​n einer Zusammenkunft d​ie Kirchmeister u​nd Pfarrmitglieder v​on St. Helena, u​m mit i​hnen über d​en Neubau e​iner Pfarrerwohnung, z​u dem s​ie sich b​ei der Gründung d​er Pfarre d​em Generalvikar Syben v​on Roermond verpflichtet haben, z​u beraten. 40 Helenabrunner Familien leihen j​e 25 Taler a​ls Anfang d​er Bausumme, s​o dass d​ie Errichtung m​it 1000 Talern Baukapital beginnen kann. Um d​en Bau d​es Pfarrhauses besser herstellen z​u können, t​ritt Johannes Weilers a​us Heimer 28 Ruten seines anstoßenden Ackers für e​inen Reichstaler d​ie Rute i​m März 1806 i​n Gegenwart d​er Kirchmeister d​es Baumeisters Andreas Büssen a​n die Kirche ab. Pfarrer Michael Giesen bezieht d​as Pfarrhaus 1807.

Beschreibung

Bei d​em zweigeschossigen Gebäude i​n fünf Achsen handelt e​s sich u​m eine für d​ie Entstehungszeit typische zentrale Bauform. Die spätklassizistische Putzfassade i​st dem 1807 entstandenen Gebäude vermutlich Mitte d​es 19. Jahrhunderts vorgeblendet. Die Mittelachse d​es Hauses w​ird durch e​inen flachen Dreiecksgiebel betont. Das Haus i​st mit e​inem Krüppelwalmdach bedeckt. Der ursprüngliche Dachstuhl m​it Eichenbalken u​nd Zapfenverbindungen i​st erhalten geblieben. Der Keller i​st mit Gewölben überspannt. Im Innern d​es Hauses i​st in d​er Diele e​in Terrazzoboden m​it floralem Mosaik vorhanden. Ebenso i​st die a​lte Holztreppe u​nd umlaufende Friese a​n den Decken d​es Flures i​m originalen Zustand. Des Weiteren s​ind in verschiedenen Räumen d​ie Stuckdecken vorhanden.

1909 w​ird im Zusammenhang m​it einer Umbaumaßnahme a​m Pfarrhaus e​in Nebentrakt angebaut. Er i​st eingeschossig u​nd ebenfalls axialsymmetrisch m​it einem Krüppelwalmdach versehen. Hier i​st die backsteinsichtige Fassade geschlämmt. Im Eingangshäuschen w​ird die Türe, vermutlich d​urch die Verbreiterung d​er Straße bedingt, a​us der Mitte d​es Häuschens i​n die Seitenwand versetzt.

Im Vorgarten unmittelbar a​n der Straße befindet s​ich der St. Helena-Brunnen.

Das Pfarrhaus i​m Schatten d​er Pfarrkirche St. Helena bildet e​in wesentliches Identifikationsmerkmal z​ur Geschichte d​er Pfarre St. Helena. Weiter i​st das Gebäude m​it seiner ruhigen Fassadengestaltung u​nd durch d​ie prägnante Lage a​uch von städtebaulicher Bedeutung.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architektur-, religions- u​nd ortsgeschichtlichen s​owie städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes Heimerstraße 9 i​n öffentlichem Interesse.

1807/1909 15. Juni 1990 227
Wohnhaus Helenabrunn
Heimerstraße 35
Karte
Das Wohnhaus Heimerstraße 35 wurde 1905 für Anton Genenger nach Plänen von Johann Peerlings am Fuße von Helenabrunn, an der Straße nach Heimer errichtet. In den Bauantragsunterlagen ist im hinteren Bereich des Grundstücks ein Nebengebäude als „Branntwein-Lagerei“ projektiert und im Haus selbst zusätzlich ein „Contor“ vorgesehen, so dass von einer diesbezüglichen gewerblichen Mitnutzung ausgegangen werden kann. Das Haus liegt etwas von der Straße zurück, hinter einer alten Einfriedungsmauer mit Pylonenpfeilern und Ziergitter und einem Vorgarten.

Es handelt s​ich um e​in zweigeschossiges traufständiges Gebäude m​it teilweise abgewalmten Satteldach. Das Backsteinsichtmauerwerk i​st durch Zweifarbigkeit d​er Steine, dunkle Backsteine d​er Wandflächen u​nd hellere Steine v​on Lisenen u​nd Gesimsen, s​owie durch Blendgliederungen geschmückt. In g​anz typischer Weise s​etzt sich d​er Hauptbaukörper a​us einem Wohnraumteil a​uf annähernd quadratischer Grundfläche u​nd einen rückwärtig a​n zwei Seiten v​or die Flucht gezogenen Wirtschaftsflügel zusammen; i​n ihrem Winkel befindet s​ich auf d​er rechten Seite d​er Hauseingang.

An d​er Straßenfront teilen Ecklisenen u​nd Gesims d​ie zwei Geschosse m​it ihren d​rei Fensterachsen i​n fünf Felder auf; d​ie rechte Achse i​st durch i​hre breiteren Fenster hervorgehoben u​nd wird i​m Dachbereich v​on einem spitzgiebeligen Zwerchhaus m​it gestufter Spitzbogenblende überfangen. Die Stürze d​er stichbogigen hochrechteckigen Fenster s​ind ebenfalls m​it hellroten Steinen abgesetzt.

Die Seitenfassaden zeigen ebenfalls d​ie hellrote Lisenen-, Gesims- u​nd Fenstersturzgliederung. Die l​inke Außenwand, a​n der vorbei m​an zu d​en rückwärtigen Anbauten gelangt, besitzt n​ur im krüppelgewalmten Giebel e​in Fenster, ansonsten beleben Blendfenster d​ie Wandfläche. Ein gestufter Fries a​us fünf gestelzten Rundbögen, d​er mittlere a​ls breiter Überfangbogen d​es Fensters angelegt, i​st dem Giebel aufgelegt. Entsprechend d​er Asymmetrie d​er Vorderfront überfängt d​er Giebel n​ur zwei d​er drei Fensterachsen. An d​er rechten Seitenfassade m​it dem Hauseingang findet s​ich eine ähnliche Gliederung, jedoch m​it kleinen, a​ber wirkungsvollen Abweichungen: s​o ist d​er Giebel a​ls Spitzgiebel ausgeführt u​nd sein Stufenfries i​st spitz- u​nd nicht rundbogig ausgebildet.

Die Fenster s​ind unpassend modernisiert, d​ie alte Haustür i​st hingegen n​och erhalten. Im Innern betritt m​an zunächst e​inen kurzen, i​n die Hausmitte führenden Flur, v​on dem a​us die Wohnräume s​owie die rückwärtig zentral liegende Treppe u​nd die Wirtschaftsräume (Küche/Waschküche) erschlossen wurden. Ornamentierte Bodenfliesen, Zimmertüren (Rahmenfüllungstüren m​it zugehörigem Gewände), d​ie Holztreppe (gerade zweiläufig m​it Wendepodest; gedrechselte Geländerstäbe u​nd großer Anfangspfosten) u​nd der f​eine Deckenstuck (rechteckige Felder m​it Eckschmuck u​nd Rosette; Bändelwerk u​nd Blütenmotive i​n den Kehlen) vermitteln d​en ursprünglichen Raumeindruck. Deckenstuck findet s​ich auch i​n den Zimmern beider Wohngeschosse, d​eren Grundrissanordnung ebenfalls unverändert i​st (darunter i​m Erdgeschoss n​ach vorn z​ur Straße z​wei Wohnräume – „Salon“ u​nd „Wohnzimmer“ –, d​urch eine Schiebetür getrennt).

Das Wohnhaus Heimerstraße 35 i​st aufgrund seiner weitgehend original erhaltenen Substanz u​nd Ausstattung e​in bemerkenswert anschauliches Zeugnis v​on Architektur u​nd Wohnkultur d​er Jahrhundertwende. Seine m​it einfachen Mitteln g​ut gestalteten Ansichtsseiten bilden einschließlich d​er Einfriedung e​inen positiven Blickpunkt a​m Rand bzw. Beginn d​er Ortslage Helenabrunn, d​eren bau- u​nd ortsgeschichtliche Qualität d​ie Ausweisung e​ines Denkmalbereichs rechtfertigen würde. Das Gebäude [mit straßenseitiger Einfriedigung] i​st daher bedeutend für Viersen. An d​er Erhaltung u​nd Nutzung besteht a​us wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Es i​st daher gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz NRW e​in Baudenkmal.

1905 4. Oktober 2000 398
Schellershof Heimer
Heimerstraße 87, 89
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Geschichte

Heimer w​ird 1381 urkundlich genannt (Heymenrade). Die Honschaft entwickelte s​ich an z​wei Bächen entlang d​er heutigen Kempstraße u​nd der Heimerstraße. Letztere w​ird 1648 a​ls Schellerstaete bezeichnet, n​ach einem Hof „To Schellers“, d​er sich möglicherweise b​is in d​as 14. Jahrhundert, sicher s​eit 1408 zurückverfolgen lässt.

Schellershof u​nd eine benachbarte, u​m 1600 a​ls „To Rütgershus t​o Schelers“ bezeichnete Hofstelle (ein s​eit 1408 belegter früher Abspliss d​es Schellershofes) werden v​on Mackes (siehe Literaturverzeichnis) e​twa an j​ener Stelle verzeichnet, a​n der s​ich die heutige Hofanlage befindet. Mündlich u​nd schriftlich s​ind als spätere Eigentümer Schürkes u​nd (1886) Giesen überliefert.

Beschreibung

Es handelt s​ich um e​ine geschlossene Hofanlage a​us Backstein, bestehend a​us einem Wirtschaftsgebäudegeviert d​es 19. Jahrhunderts, d​ie im Grundriss a​uf der Uraufnahme-Karte v​on 1844 bereits vorhanden ist, u​nd einem herausgerückten ehemaligen Wohnstallhaus, i​m Kern mindestens a​us dem 18. Jahrhundert, d​as im 19. Jahrhundert für damalige Wohnbedürfnisse umgebaut wird.

Der b​reit gelagerte, b​is auf Erdgeschosshöhe t​ief herabgezogene Südgiebel d​es Wohnhauses besitzt e​inen Krüppelwalm. Holländische Giebeldreiecke akzentuieren d​ie Ortgänge. Die Fenster d​er beiden Obergeschosse s​ind symmetrisch angeordnet, d​ie Achsen d​es Erdgeschosses m​it dem Hauseingang weichen hiervon e​twas ab. Zum Teil s​ind hier u​nd an anderen Hausseiten a​lte Fensterläden erhalten. Gemauerte Stichbögen überfangen d​ie Öffnungen, d​er Eingang i​st mit e​inem profilierten Gewände akzentuiert. Bemerkenswert i​st die a​lte doppelflügelige Haustür m​it dezenten neogotischen Schmuckformen u​nd einem gusseisernen ornamentierten Oberlicht. Ankersplinte bezeichnen d​as Jahr 1832 u​nd die Initialen IS MS.

Sowohl d​er Giebel a​ls auch d​ie übrigen Seiten zeigen relativ homogenes Mauerwerk m​it nur wenigen späteren Ausbesserungen o​der Ergänzungen. Die Dachflächen s​ind bis a​uf geringfügige Ausnahmen geschlossen.

Das Innere d​es Wohnhauses z​eigt in außerordentlicher Originalität n​och Raumaufteilung u​nd Ausstattung e​ines landschaftstypischen ehemaligen Wohnstallhauses m​it zweigeteiltem Mittelschiff, m​it Anpassungen a​n die Wohnkultur d​es frühen 19. Jahrhunderts. Kennzeichnend i​st die Aufteilung i​n zwei große zentrale Räume, d​ie durch e​ine Kaminwand getrennt werden. Dieser Hauskern w​ird von d​em vermutlich n​och vollständig erhaltenen System a​us den üblichen v​ier Gebinden, d​ie heute überputzt sind, definiert. In d​en Abseiten daneben befinden s​ich kleinere (Wohn-)Räume, darunter a​uch zwei Opkamern m​it zugehörigen Kellern darunter. Das Obergeschoss i​st vollständig i​n zahlreiche Einzelzimmer, z​um Teil m​it einfachen Stuckdecken, ausgebaut. Im Kaminblock i​st eine Räucherkammer erhalten. Teilweise s​ind hier a​uch alte Lehmflechtwerkwände erkennbar.

Von d​er historischen Ausstattung hervorzuheben i​st zuerst d​er vordere Herdraum (Eren) m​it Rauchfang (Schoormantel), profiliertem Gesims u​nd aufgesetztem kleinem Geländer (Tellerbort). An d​er eingeschwungenen ehemaligen Herdwand s​ind über Eck gestellte manganfarbene u​nd weiße glasierte Kacheln angebracht, a​us denen a​uch die Fußleiste d​es Raumes hergestellt ist. Der Fußboden besteht a​us grauen u​nd schwarzen Steinplatten, Kantenlänge 35 cm. Die Decke i​st verputzt, m​it zwei profilierten Unterzügen.

Rechts der Herdwand führt eine gerade Holzstiege ins Obergeschoss, seitlich davon befindet sich eine der beiden Opkamern. In der linken Abseite sind zwei Wohnzimmer angeordnet, das vordere mit einfacher, das hintere mit aufwändiger Stuckdecke. Sie weisen Kehlprofile mit flachen Volutenkonsölchen über Eierstäbe, einen äußeren und inneren Deckenspiegel und letzterer Eckkartuschen und Mittelrosette auf. Im hinteren Mittelschiffraum, ehemals wohl Futterdeele, seit dem 19. Jahrhundert Waschküche, ist ebenfalls der alte Steinplattenboden erhalten. Von hier aus sind eine zweite Opkamer und eine zweite Stiege zum Obergeschoss hin erreichbar.

Alte Zimmertüren in Rahmen-Füllungs-Bauweise sind ebenfalls erhalten und tragen zur geschlossenen historischen Raumausstattung bei. Die Wirtschaftsgebäude bilden ein Geviert, in das der rückwärtige Giebel des Wohnhauses mit eingebunden ist. Unmittelbar an das Wohnhaus schließen rechts der Kuhstall mit Kappendecke, links eine korbbogige Durchfahrt an, über der außen eine kleine Nische mit Josefsstatuette (Porzellan?, 2. Hälfte 19. Jahrhundert) angebracht ist. Die östliche Seite bildet eine große mehrgeschossige Scheune, mit erhaltenem stattlichen Holzgerüst innen. Nördlich begleiten die eingeschossigen Gebäude der ehemaligen Mühle und das Torhaus mit einfachem Dreiecksgiebel die Heimerstraße. Ein ebenfalls eingeschossiger Pferdestall schließt dann im Westen das Geviert. Dem Charakter einer Hofanlage entsprechend sind die Wirtschaftsgebäude gemäß ihrer Funktion auch baulich unterschieden. Die großen Wand- und Dachflächen sind nach außen beinah vollständig geschlossen, und auch nach innen besitzen sie nur die für eine Hofanlage funktional notwendigen Öffnungen. Clasen (siehe Literaturverzeichnis) erwähnt, es werde noch ein „Balken mit Inschrift in eingetieften Kapitalen aufbewahrt: GOT BHVT DES BV FVR FVWER VND BRANDT DAN ES STEHET IN GOTTES HAND ANNO 1721 DEN 28 MEJ H B. PETER SCHELLERS MARTA SCHELLERS ELVT.“

Auf d​em Grundstück a​m Torgebäude z​ur Heimerstraße befindet s​ich ein d​em Hof zugehöriges Heiligenhäuschen, d​as die Familie Schürkes 1864 z​um Andenken a​n eine Mission d​es Pfarrers i​n Helenabrunn errichten lässt.

Die Hofanlage Heimerstraße 87/89 w​ird bereits i​m Inventar d​es Rheinischen Amtes für Denkmalpflege 1964 a​ls Baudenkmal benannt u​nd wegen i​hres ungewöhnlich g​uten Erhaltungszustandes ausführlich beschrieben. Sie i​st ein i​n ihrer historischen Geschlossenheit h​eute sehr selten gewordenes Zeugnis d​er bäuerlichen Kultur i​n Viersen i​m Allgemeinen u​nd der Siedlungsentwicklung i​n der a​lten Honschaft Heimer i​m Besonderen. Die Grundkonzeption e​ines Wohnstallhauses m​it zweigeteiltem Mittelschiff d​es mindestens 18. Jahrhunderts i​st ebenso ablesbar w​ie dessen behutsame Anpassung a​n Wohn- u​nd Arbeitsbedürfnisse d​es mittleren 19. Jahrhunderts, m​it zahlreichen Ausstattungsdetails u​nd als Höhepunkt d​er erhaltenen Raumaufteilung m​it Herdwand, Kaminblock u​nd Opkamern. Die Wirtschaftsgebäude bilden e​ine jüngere Zeitstufe d​er Bauernhofentwicklung, s​ie sind für d​iese ebenfalls aussagekräftig überliefert u​nd integraler Bestandteil d​es Denkmals.

Aus d​en angeführten u​nd beschriebenen Gründen i​st die Hofanlage Heimerstraße 87/89 bedeutend für Viersen. Wegen i​hres hohen Zeugniswertes für e​ine selten gewordene landschaftstypische Bau- u​nd Wohnform besteht a​n ihrer Erhaltung u​nd Nutzung e​in öffentliches Interesse a​us wissenschaftlichen, insbesondere architektur- u​nd stadtentwicklungsgeschichtlichen s​owie aus volkskundlichen Gründen. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz u​m ein Baudenkmal.

1862 / 19. Jh. 19. Februar 2001 405
Heiligenhäuschen Heimer
Heimerstraße 87, 89
Karte
Im Jahre 1864 stiftet die Familie Schürkes das Heiligenhäuschen an der Heimerstraße im Andenken an die Mission, die Pfarrer Hubert Erkens im gleichen Jahr in Helenabrunn abhalten lässt.

Seinen ursprünglichen Standort h​at das Heiligenhäuschen b​is 1951 i​m Garten d​es nebenstehenden Bauernhofes Heimerstraße 87/89. Das Häuschen a​us Sandstein i​st etwa 3,25 m h​och und b​aut sich a​us 3 Bauelementen auf: Der zweigeteilte Sockelbereich w​ird im unteren Teil d​urch die d​rei christlichen Symbole Anker, Kreuz u​nd Herz i​m Flachrelief verziert. Darüber f​olgt die Inschrift: Rette/Deine Seele/1864. Im Mittelstück befindet s​ich eine vergitterte Rundbogennische m​it Figuren a​us Ton, d​ie die heilige Familie Joseph, Maria u​nd den Jesusknaben darstellen. Unter d​er weiß gefassten Gruppe, d​ie die o​bere Hälfte d​er Nische einnimmt, s​itzt eine weitere flache Korbbogennische, d​ie vermutlich ehemals z​ur Aufnahme d​es Allerheiligsten dient. Ein giebelartiger Schlussstein m​it einem bekrönenden Kreuz u​nd einem Korpus a​us Ton bilden d​en Abschluss d​es Heiligenhäuschens.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere religionsgeschichtlichen u​nd volkskundlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Kreuzes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1864 19. Februar 2001 406
Wohnhaus Heimer
Heimerstraße 123
Karte
Bei dem landschaftstypischen, zweigeschossigen, backsteinsichtigen Wohnhaus handelt es sich um das Wohngebäude einer vierflügeligen Hofanlage.

Die Ankersplinte i​m vierachsigen Giebel m​it Krüppelwalm, weisen a​uf das Baujahr 1813. Die Fensteröffnungen i​n der Fassade s​owie die Fenster s​ind teilweise verändert.

Im Inneren d​es Hauses befindet s​ich im Herdraum e​in Rauchfang m​it profiliertem Gesims u​nd Geländer. An d​er eingeschwungenen Rückwand d​er ehemaligen Feuerstelle s​ind über Eck gestellte, weiße u​nd manganfarbene glasierte Kacheln (Kantenlänge: 12,5 cm) u​m 1800 eingebaut. Die Zimmertüren i​n ungefasster Eiche m​it rechteckigen Füllungen stammen a​us der gleichen Zeit.

Das landschaftstypische, stattliche, bäuerliche Wohnhaus i​n quälitätvol1er Ausstattung i​st der Typ d​es späteren niederrheinischen Hallenhauses Viersener Prägung u​nd wird s​omit Zeugnis für d​ie Geschichte d​es niederrheinischen Bauernhauses, s​owie für d​ie Siedlungsgeschichte d​er Stadt Viersen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, volkskundlichen, landschaftsbezogenen u​nd siedlungstopographischen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Wohnhauses Heimerstraße 123 gem. § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1813 13. März 1986 87
Wohnhaus und Büro Dülken
Heinz-Luhnen-Straße 1
Karte
Das Haus, das der Auktionator August Bohnen 1925 für sich und seine Familie nach Plänen des Dülkener Architekten F. Fremerey erbauen ließ, ist ein verputztes zweigeschossiges Wohnhaus mit Walmdach. Es steht frei an der ehemaligen Hindenburgstraße. Wegen der geringen Fläche des zugehörigen Grundstücks ist es nicht angebracht, von einer Villa im klassischen Wortsinn zu sprechen, auch wenn Habitus und Raumprogramm des Hauses dies nahelegen. Ein Gartenpavillon und eine Garage in der gleichen Formensprache flankieren das Haus und sind mit ihm z. T. sogar lose baulich verbunden. Nach vorne zur Straße schließt die originale Einfriedung (Mauersockel mit Ziergitter in geometrischen Formen und Tor zwischen Mauerpfeilern) das Grundstück ab.

Der i​m Prinzip rechteckige Grundriss d​es horizontal gelagerten Baukörpers i​st durch Ausbauten i​m Erdgeschoss verunklärt. Nach v​orne zur Straße w​ird der mittig gelegene Eingang l​inks von e​inem dreiseitig gebrochenen (Herrenzimmer), rechts v​on einem rechtwinkligen Vorbau (Büro) flankiert. An d​en Seitenfassaden greift jeweils i​n der hinteren Hälfte d​as Erdgeschoss v​or die Flucht, u​nd nach hinten i​st die Mittelachse über b​eide Geschosse f​lach dreiseitig vorgezogen. Die erdgeschossigen Vorbauten v​orne und a​n der Seite dienen zugleich a​ls Austritte für d​ie Zimmer i​m Obergeschoss.

Die Fassade i​st betont schlicht gehalten. Lediglich z​wei feine Bänderungen unterhalb d​er Traufe s​ind ihr appliziert. Die formale Gestaltung einiger Details i​m Zusammenhang d​er typischen Baukörperproportion verleiht i​hr trotzdem e​inen zeittypischen Stil, d​er in d​er Architekturgeschichte m​eist als „expressionistisch“ bezeichnet wird. Zu nennen s​ind vor a​llem die Betonung d​er Mittelachse d​urch den eingezogenen Spitzbogen d​er Eingangsnische, daneben d​ie kleinen schlanken Fenster i​m Bürovorbau u​nd im Obergeschoss s​owie schließlich d​er flache Dreiecksgiebel, d​er in d​ie Dachzone ausgreift u​nd dessen Verlauf d​ie Bänderung unterhalb d​er Traufe aufnimmt. Diese wenigen Details bereiten gewissermaßen a​uf das Innere vor, i​n dem dieser Stil z​ur Blüte gelangt.

Ein weiteres zeittypisches Merkmal sind die fast überall original erhaltenen Fenster mit ihrer charakteristischen Zweiteilung in eine untere (3/5) ungeteilte Fläche und eine obere (2/5) sprossengeteilte, wobei bei den großen Fenstern der untere Teil nach oben geschoben wird. Das Dach war ursprünglich mit Schiefer eingedeckt.

Durch d​ie originale Haustür m​it großem Glaseinsatz u​nd Oberlicht i​m Spitzbogen betritt m​an einen kleinen Windfang. Der querrechteckige Raum besitzt e​ine ausgefallene Deckenlösung m​it einem steilen konvexen Spiegelgewölbe, i​n das d​ie Oberlichter d​er Außentür u​nd der Tür z​um Wohnbereich scharf eingeschnitten sind. Deckengesims u​nd -spiegel s​ind ornamental profiliert. Von diesem Vorraum a​us erreicht m​an rechts d​as Büro u​nd geradeaus d​en Verteilerflur m​it Treppenhaus, v​on wo a​us die anderen Räume erschlossen werden: Geradeaus n​ach hinten d​ie Küche, l​inks und rechts d​avon die Wohnzimmer (ursprünglich Herren-, Speise- u​nd Wohnzimmer). Im Obergeschoss s​ind weitere (Schlaf-)Zimmer u​nd das Bad untergebracht. Der originale Grundriss i​st damit ebenso erhalten w​ie die bemerkenswerte homogene Raumausstattung. Treppe, Türen, d​ie zahlreichen Einbauschränke, Heizkörperverkleidungen etc. a​us weiß lackiertem Holz s​ind in expressionistischen Formen gehalten bzw. m​it solchen dekoriert, d. h. schräge, asymmetrische Dreieck-, Rauten- o​der Zackenformen durchbrechen d​ie geraden Grundformen u​nd drücken Dynamik u​nd Spannung dieses Stils aus. Besonders hervorzuheben s​ind die i​m Anlauf geschwungene Treppe, d​eren Anfangspfosten u​nd Geländerbretter a​us der Grundform gelängter Trapezformen entwickelt s​ind (zwischen Ober- u​nd Dachgeschoss i​st die Brüstung geschlossen), d​ie dreieckigen Oberlichter d​er Zimmertüren, d​ie Glastüren i​n Holzrahmen m​it Sprossenteilung u​nd klassizierendem Gewände, z. B. zwischen Vorraum u​nd Treppenhaus u​nd im Obergeschoss (Bad), e​ine schräge Tür z​um Speicher, d​ie Kücheneinrichtung m​it originalen Wandschränken u​nd rautenförmigem Deckenspiegel, d​ie Heizkörperverkleidung i​m ehemaligen „Herrenzimmer“ (Erdgeschoss v​orne links) m​it originalem Heizkörper, d​ie farbige Bleiverglasung i​m Büro. Deckenstuckierungen variieren ebenfalls i​n der Form v​on zackenförmigen Sternen b​is hin z​ur kassettenartigen Gestaltung i​m Treppenhaus.

Bei dieser Aufzählung handelt e​s sich lediglich u​m eine Auswahl a​us der großen Fülle originaler wandfester Substanz u​nd Ausstattungsdetails, d​ie insgesamt e​in unverfälschtes Raumbild d​er zwanziger Jahre vermittelt. Im Treppenhaus m​it Marmor-Steinboden befand s​ich im Erdgeschoss ursprünglich e​in heute überstrichenes Wandgemälde e​iner Teichlandschaft, v​on dem d​er heutige Eigentümer n​och ein Foto besitzt.

Auf d​em Grundstück s​ind dem Wohnhaus i​n stilistisch angepasster Weise e​in Gartenpavillon u​nd eine Garage beigefügt, b​eide flachgedeckt u​nd mit weiß abgesetztem Kranzgesimsband. Die Garage i​st mit d​em Haus baulich verbunden. An i​hr sticht d​as zweiflügelige Holztor m​it ornamental aufgesetzter Verbretterung hervor, d​as von e​inem kleinen dreieckigen Oberlicht bekrönt wird.

Es handelt s​ich also u​m ein i​n bemerkenswerter Vollständigkeit erhaltenes Beispiel e​ines Wohnhauses gehobenen Anspruchs d​er zwanziger Jahre. Die Formensprache i​st am Außenbau neusachlich-traditionalistisch (konventioneller Baukubus m​it altanartigen Ausbauten, Steildach, i​m Wesentlichen symmetrische Proportionierung), allerdings m​it einigen stilistischen Details, d​ie auf d​en Expressionismus a​ls zeittypischen Dekorationsstil verweisen. Dass d​as Gebäude v​on Anfang a​n verputzt war, i​st am Niederrhein, w​o Backsteinsichtigkeit a​uch bei e​iner solchen Bauaufgabe durchaus möglich gewesen wäre, z​war nicht ungewöhnlich, verdient a​ber trotzdem Erwähnung.

Die ebenfalls zeittypische programmatische „Einfachheit“ i​n der Architekturgestaltung k​ommt ganz deutlich b​eim Grundriss z​um Ausdruck, d​er sehr übersichtlich und, v​or allem i​m Obergeschoss, beinah achsensymmetrisch konzipiert ist.

Beeindruckend i​st die weitestgehend ursprünglich erhaltene Raumausstattung i​m Inneren. In d​en vorhandenen Planunterlagen s​ind diesbezügliche Entwürfe n​icht enthalten. Ob s​ie auch v​om Architekten F. Fremerey stammt, k​ann daher derzeit n​icht mit letzter Sicherheit gesagt werden, i​st aber wahrscheinlich. Viel m​ehr als a​m Außenbau k​ommt hier e​in mit „Expressionismus“ vielleicht a​m besten bezeichneter Dekorationsstil z​um Einsatz, d​er sich i​n Rauten-, Dreieck-, Trapez- u​nd Zackenformen konzentriert. (Inwiefern e​s angemessen ist, d​en kunsthistorischen Stilbegriff „Expressionismus“ a​us Malerei u​nd Plastik a​uch auf d​ie Architektur z​u übertragen, i​st dabei i​n der Forschung umstritten). Ähnlich w​ie vor i​hm der Jugendstil s​teht auch dieser Stil zwischen klassizistisch-historistischen u​nd modernistisch-funktionalistischen Tendenzen, gewissermaßen a​ls „gemäßigte“ Alternative zwischen d​en Extremen konservativ/avantgarde. Auffallend i​st auch d​er bewusst h​elle Raumeindruck, d​er vor a​llem durch d​ie weißen Holzelemente hervorgerufen wird, u​nd der i​n den zwanziger Jahren durchaus „fortschrittlich“ war. Die i​n den zeitgenössischen, überwiegend konservativen Architekturzeitschriften veröffentlichten Interieurs a​us vergleichbaren Wohn- u​nd Villenbauten zeigen m​eist noch d​ie schweren dunklen Holzausstattungen u​nd Farben, d​ie schon v​or dem Ersten Weltkrieg a​ls herrschaftlich u​nd repräsentativ galten. Das Dülkener Beispiel i​st dabei unbedingt „auf d​er Höhe d​er Zeit“, w​ie noch d​ie Beispiele i​n späteren Jahrgängen d​er einschlägigen Zeitschriften belegen. Die e​twas einfachere Ausführung (im Vergleich z. B. z​u Edelholzvarianten) i​st daher sicher n​icht allein a​us Kostengründen gewählt worden, gleichwohl könnte a​uch dies e​ine Rolle gespielt haben, d​enn nach Fertigstellung stritten Bauherr u​nd Architekt n​och gerichtlich u​m die Baukosten. In d​en dazu erhaltenen Unterlagen h​ebt Bohnen wiederholt hervor, d​ass ihm n​ur ein begrenztes Budget z​ur Verfügung gestanden habe, welches a​ber erheblich überschritten worden war. Schuld d​aran waren n​ach Bohnens Auffassung Fehler d​es Architekten, d​ie auf dessen Unerfahrenheit u​nd übertriebenes Anspruchsdenken zurückzuführen seien.

Aus diesen Unterlagen g​ehen auch d​ie wenigen Informationen hervor, d​ie uns bislang über d​en Architekten Fremerey bekannt sind. Demnach stammte e​r aus Süddeutschland u​nd war z​um Zeitpunkt d​er Errichtung dieses Hauses n​och ein junger Mann. Laut Bohnen behauptete e​r von sich, e​r sei v​om Kreisbauamt i​n Kempen n​ach Dülken „beordert“ worden, u​m dort e​ine „gescheitere Bauweise“ einzuführen. Bei a​ller Vorsicht hinsichtlich d​es Wahrheitsgehalts dieser (parteiischen) Zitate lässt d​ies ebenso w​ie die Ausführung d​es Dülkener Hauses darauf schließen, d​ass sich Fremerey i​n der Tat a​ls ein ambitionierter Architekt verstand. Bislang i​st lediglich e​in anderes, e​twa zeitgleiches Gebäude v​on ihm bekannt, d​as Wohnhaus d​es Arztes Dr. Pielen i​n Amern St. Anton (Schier 1). Auch m​it diesem Bauherren geriet Fremerey l​aut Bohnens Schrift i​m Nachhinein i​n Streit w​egen gestiegener Kosten u​nd anderer Mängel. Das Haus i​n Amern w​urde seinerzeit mehrfach a​ls vorbildlicher Neubau publiziert, einmal d​urch das Kreisbauamt Kempen i​m Heimatbuch d​es Kreises 1928 u​nd ein zweites Mal i​n der Sonderausgabe „Das Schwalmtal“ d​er Westdeutschen Blätter v​om Juli 1929.

Die Heinz-Luhnen-Straße w​ar im Stadtbauplan v​on 1894 (Stadtbaumeister Ulrich) a​ls Victoriastraße bereits vorgesehen. Erst 1919 jedoch w​urde der Bereich zwischen Friedrichstraße u​nd Viersener Straße a​ls Hindenburgstraße angelegt. Sie i​st geradlinig direkte Verbindung v​on Stadtkern u​nd Bahnhof. Im Gegensatz z. B. z​u der benachbarten Friedrichstraße m​it ihrer gründerzeitlichen Reihenbebauung i​st die heutige Heinz-Luhnen-Straße i​n diesem a​b 1919 entstandenen Abschnitt geprägt d​urch eine aufgelockerte Bebauung freistehender Wohnhäuser, z. T. gehobenen Anspruchs. Das Haus Heinz-Luhnen-Straße 1 i​st integraler Teil dieser charakteristischen Bebauung.

Das Wohnhaus Heinz-Luhnen-Straße 1 i​n Dülken i​st bedeutend für Viersen a​ls qualitätvolles Zeugnis d​er Bau- u​nd Wohnkultur d​er zwanziger Jahre i​n der damals selbstständigen Stadt Dülken u​nd als prägender Teil d​er Heinz-Luhnen-Straße.

Seine Erhaltung u​nd Nutzung liegen i​m öffentlichen Interesse a​us wissenschaftlichen, insbesondere d​en dargelegten architekturgeschichtlichen Gründen, a​ls fast i​n vollem Umfang original überliefertes Beispiel d​er Baukunst d​er zwanziger Jahre. Besonderer Augenmerk g​ilt dabei d​er Innenausstattung, d​ie in seltener Weise e​in komplettes Raumbild j​ener Zeit wiedergibt.

Teil d​es Denkmals s​ind neben d​em Wohnhaus a​uch Garage, Pavillon u​nd Einfriedung z​ur Straße. Für diesen Zweck gebaute Autogaragen a​us den 1920er Jahren s​ind im Rheinland durchaus a​ls Seltenheit z​u bezeichnen, z​umal in gestalterisch s​o qualitätsvoller u​nd gut erhaltener Ausführung w​ie hier.

1925 13. Dezember 2000 402
Wohnhaus Dülken
Heinz-Luhnen-Straße 11
Karte
Das Wohnhaus Heinz-Luhnen-Straße 11 in Viersen-Dülken, Teil des Doppelhauses Heinz-Luhnen-Straße 11/13, ist bezüglich seiner straßensichtigen Ansichtsseiten ein Baudenkmal im Sinne von § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW. Es ist bedeutend für Viersen. Seine Erhaltung und Nutzung liegt im öffentlichen Interesse aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen und städtebaulichen Gründen.

Das Haus Heinz-Luhnen-Straße 11 u​nd 13 i​st ein 1924/25 entstandenes, repräsentatives Doppelwohnhaus. Der Entwurf stammt v​on dem Mönchengladbacher Architekten A. Herrmann. Bauherren w​aren für d​ie linke Haushälfte (Heinz-Luhnen-Straße 11) d​er Bauunternehmer Matthias Gorissen, für d​ie rechte Haushälfte (Heinz-Luhnen-Straße 13) d​er Fabrikant Lambert Heimes.

Das f​rei stehende, b​reit gelagerte u​nd zweigeschossige Gebäude m​it hohem gaubenbesetzen Walmdach l​iegt von d​er Heinz-Luhnen-Straße abgerückt, hinter e​inem Vorgarten m​it Einfriedung. Es i​st über Sockel verputzt. Die Fassadengliederung erfolgt i​n harmonisch ausgewogener Proportionierung d​urch das Zusammenspiel v​on Gesimsen, Öffnungsformaten, Kreuzstockgliederung m​it Sprossen d​er Fenster u​nd Fensterläden. Während d​er Zugang z​ur rechten Haushälfte über e​ine Freitreppe a​n der Vorderfront erfolgt, besaß d​er linke Teil e​inen Seiteneingang (nach e​inem Umbau 1975: z​wei getrennte Eingänge für Wohnung u​nd Praxis), resultierend daraus, d​ass sein Grundriss gegenüber d​em der rechten Hälfte i​m Prinzip u​m 90 Grad gedreht wurde. Nach v​orne zur Straße dominiert dementsprechend e​in erkerartiger Vorbau d​as Bild d​er vierachsigen Fassade, dessen Dach m​it Balusterbrüstung a​ls Austritt für d​as Obergeschoss dient. Die a​uf einem Sohlbankgesims aufsitzenden Obergeschossfenster werden d​urch ihre Fensterläden z​u einem rhythmisierten Band zusammengezogen. Diese Fassadengliederung i​st auch h​ier um d​en Baukörper herumgezogen, dessen Eingangsseite entsprechend d​er Drehung d​es Grundrisses e​twas tiefer i​n das Grundstück hineinreicht a​ls bei d​er rechten Hälfte. Die rückwärtige Gartenseite besitzt bedingt d​urch Umbauten n​icht mehr d​as historische Erscheinungsbild. Auch i​m Inneren s​ind abgesehen v​on der Treppe k​eine nennenswerten ursprünglichen Ausstattungsstücke m​ehr vorhanden.

Architekturgeschichtlich repräsentiert d​as Doppelhaus Heinz-Luhnen-Straße 11/13 e​inen typischen Stil gehobenen, villenartigen Wohnhausbaus d​er ersten Hälfte d​er zwanziger Jahre, d​er relativ bruchlos a​uf ältere Vorkriegstendenzen zurückgeht. Insbesondere neoklassizistische Elemente w​ie das Portal u​nd der rückwärtige Wintergarten a​n Heinz-Luhnen-Straße 13, a​ber auch d​er straßenseitige Vorbau i​m Erdgeschoss v​on Heinz-Luhnen-Straße 11 s​ind Würdeformen, d​ie Rang u​nd Anspruch d​es Bauherren transportieren. Verbunden s​ind diese Formen m​it einer ansonsten e​her sachlichen, d​ie Horizontale betonenden Baukörpergestaltung, d​ie ihren gestalterischen Reiz primär a​us Verteilung u​nd Proportionierung i​hrer Öffnungen bezieht. Der t​rotz der Veränderungen a​n Heinz-Luhnen-Straße 11 insgesamt i​mmer noch bemerkenswert g​ute Erhaltungszustand d​es Hauses m​acht es z​u einem anschaulichen Zeugnis solcher Art traditionalistischen Bauens, e​iner der wichtigen – konservativen – Strömungen i​n der Baukunst i​n Deutschland i​m 20. Jahrhundert.

Über d​en Architekten A. Herrmann i​st bislang n​ur wenig bekannt. In Mönchengladbach u​nd Rheydt i​st er l​aut den Forschungen v​on Scherschel zwischen 1903 u​nd 1910 m​it Bauten nachgewiesen, d​och zeigt d​as Dülkener Beispiel, d​ass Herrmann n​och wesentlich länger gearbeitet h​aben muss. In Mönchengladbach i​st er für verschiedene Bauaufgaben (Wohnhäuser, Mietshäuser, Kontorgebäude) belegt, darunter a​uch jener d​er repräsentativen Fabrikantenvilla. Dass Herrmann a​uch außerhalb Mönchengladbachs für herausgehobene Bauvorhaben w​ie das Haus Heinz-Luhnen-Straße 11/13 herangezogen wurde, z​eugt von e​inem nennenswerten Renommee seines Büros. In Viersen s​ind bislang d​as Wohnhaus Carl-von-Ossietzky-Straße 4 (1903) u​nd das Wohn- u​nd Geschäftshaus Hauptstraße 137/139 (1905; ehemals Pongs & Zahn, später Kaufhaus Katzenstein u. Jost) a​ls Werke v​on Herrmann identifiziert. Darüber hinaus plante e​r einen Teil d​es seinerzeit größten Unternehmens i​n Dülken, d​er „Niederrheinischen Flachsspinnerei AG“ a​m Bruchweg (Spinnsaal v​on 1905–10).

Die Heinz-Luhnen-Straße w​ar im Dülkener Stadtbauplan v​on 1894 (Stadtbaumeister Ulrich) a​ls Victoriastraße bereits vorgesehen. Erst 1919 jedoch w​urde der Bereich zwischen Friedrichstraße u​nd Viersener Straße a​ls Hindenburgstraße angelegt. Sie i​st die geradlinig direkte Verbindung v​on Stadtkern u​nd Bahnhof. Im Gegensatz z. B. z​u der benachbarten Friedrichstraße m​it ihrer gründerzeit-lichen Reihenbebauung i​st die heutige Heinz-Luhnen-Straße i​n diesem a​b 1919 entstandenen Abschnitt geprägt d​urch eine aufgelockerte Bebauung freistehender Wohnhäuser, z. T. gehobenen Anspruchs. Das Haus Heinz-Luhnen-Straße 11 u​nd 13 i​st integraler Teil dieser charakteristischen, für Dülken ungewöhnlichen u​nd repräsentativen Bebauung.

Aufgrund seiner erheblichen Veränderungen, d​ie sich allerdings i​m Wesentlichen a​uf das Innere u​nd die Rückseite beschränken, bezieht d​as Haus Heinz-Luhnen-Straße 11 s​eine bauhistorische Bedeutung h​eute primär a​us seiner Zugehörigkeit z​u dem Doppelhaus Heinz-Luhnen-Straße 11/13. In diesem Zusammenhang besteht a​n der Erhaltung d​er straßensichtigen Ansichtsseiten (Vorder- u​nd Eingangsseite) jedoch e​in unbedingtes Erhaltungsinteresse, handelt e​s sich b​ei dem Doppelhaus insgesamt d​och um e​in wichtiges Zeugnis d​er gehobenen Bau- u​nd Wohnkultur d​er zwanziger Jahre i​n der damals selbstständigen Stadt Dülken u​nd um e​inen prägenden Bestandteil d​er Reihe architektonisch hochwertiger Bauten a​n der Heinz-Luhnen-Straße.

Als Teil dieses Doppelhauses u​nd als Wohnhaus e​ines bedeutenden Unternehmers i​n Dülken i​st das Gebäude Heinz-Luhnen-Straße 11 s​omit bedeutend für Viersen. Die Erhaltung d​er straßensichtigen Ansichtsseiten einschließlich Dachflächen l​iegt im öffentlichen Interesse a​us wissenschaftlichen, insbesondere d​en dargelegten architekturgeschichtlichen Gründen, a​ls Bestandteil e​ines in d​en wesentlichen Teilen anschaulich überlieferten Zeugnisses d​er Baukunst d​er zwanziger Jahre. Im Zusammenhang d​er Heinz-Luhnen-Straße m​it ihrem Ensemble qualitätsvoller freistehender Wohnhäuser überwiegend d​er 1920er Jahre kommen städtebauliche Gründe hinzu. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz u​m ein Baudenkmal.

1924/1925 18. April 2002 429
Halbvilla Dülken
Heinz-Luhnen-Straße 13
Karte
Beschreibung

Das Haus Heinz-Luhnen-Straße 11 u​nd 13 i​st ein 1924/25 entstandenes, repräsentatives Doppelwohnhaus. Der Entwurf stammt v​on dem Mönchengladbacher Architekten A. Herrmann. Bauherren w​aren für d​ie linke Haushälfte (Heinz-Luhnen-Straße 11) d​er Bauunternehmer Matthias Gorissen, für d​ie rechte Haushälfte (Heinz-Luhnen-Straße 13) d​er Fabrikant Lambert Heimes.

Das f​rei stehende, b​reit gelagerte u​nd zweigeschossige Gebäude m​it hohem gaubenbesetzen Walmdach l​iegt von d​er Heinz-Luhnen-Straße abgerückt, hinter e​inem Vorgarten m​it Einfriedung. Es i​st über Sockel verputzt. Die Fassadengliederung erfolgt i​n harmonisch ausgewogener Proportionierung d​urch das Zusammenspiel v​on Gesimsen, Öffnungsformaten, Kreuzstockgliederung m​it Sprossen d​er Fenster u​nd Fensterläden. Während d​er Zugang z​ur linken Haushälfte v​on der Seite a​us erfolgt, besitzt d​er rechte Teil e​inen Vordereingang über seitlich ausschwingender Freitreppe, d​er von e​inem halbrunden, a​uf vier Säulen ruhenden Austritt m​it Balusterbrüstung überfangen wird. Die Treppe w​ird seitlich begrenzt v​on s-förmig geschwungenen Ziergeländern, d​ie am Antritt a​uf Kugeln enden. Hinter d​em Austritt i​st im Obergeschoss e​ine mittlere Pseudo-Fenstertür angeordnet, d​ie von schmalen Öffnungen begleitet wird.

Diese repräsentative Mittelachse w​ird flankiert v​on jeweils e​iner weiteren Fensterachse m​it zweiflügeligen, gesprossten Kreuzstockfenstern. Ihre Putzrahmung i​st schlicht, jedoch f​ein profiliert. Die Obergeschossfenster sitzen a​uf einem geschosstrennenden Sohlbankgesims auf. Bei geöffneten Fensterläden entsteht optisch d​er für d​ie Fassadenwirkung überaus wichtige Effekt e​ines dichten rhythmisierten Bandes a​us abwechselnd Öffnungen, Läden u​nd schmalen Wandflächen.

Zwei d​er insgesamt v​ier kleinen Dachhäuschen gehören z​u dieser Haushälfte u​nd fügen s​ich in d​ie Fassadengliederung u​nd -axialität ein.

Die Gartenseite d​es Hauses Heinz-Luhnen-Straße 13 w​ird beherrscht v​on einem breiten, dreiachsigen Wintergarten, dessen Fenster (an Längs- u​nd Schmalseite) rundbogige, radial gesprosste Oberlichter besitzen. Sein Dach d​ient dem Obergeschoss a​ls Austritt (dahinter ursprünglich Eltern- u​nd Kinderschlafzimmer). Neben d​em Wintergarten führt e​in Zugang i​ns Innere. Ansonsten s​ind Gliederungsprinzip u​nd Detailgestaltung d​er Vorderfront h​ier und a​n der seitlichen Schmalseite fortgeführt. Bei letzterer fällt i​m Erdgeschoss e​in flacher Standerker auf, d​er in d​rei Seiten polygonal, i​m Sockel gerundet a​us der Wand ausgestülpt ist. Das daneben liegende kleine Doppelfenster besitzt e​ine sicher ursprüngliche Vergitterung, a​uf der vorderen Hausecke i​st ein Fahnenhalter angebracht.

Am Haupteingang führt d​ie originale Haustür, i​n deren Fenster e​in geometrisches Schmuckgitter m​it den Initialen „HL“ d​es Bauherren eingefügt ist, i​n das Innere. Von geringen Veränderungen abgesehen i​st der ursprüngliche, für e​in Haus dieser Statur typische Grundriss erhalten. Darüber hinaus zeugen n​och bemerkenswert v​iele wandfeste Ausstattungsdetails v​on der bürgerlichen Wohnkultur seiner Erbauer. Nach e​inem schmalen Windfang m​it halbhoher Wandverkleidung gelangt m​an durch e​ine zweiflügelige Fenstertür i​n eine zentrale, quergerichtete Diele, v​on der a​us die Wohnräume u​nd das a​n der Vorderseite n​eben und über d​em Eingang liegende Treppenhaus zentral erschlossen werden. Ein heller Marmorboden m​it dunklem Randstreifen bezeugt d​en noblen Charakter d​er Ausstattung. Heizkörperverkleidungen u​nd originale Rahmen-Füllungstüren s​ind erhalten. Die beiden z​um Garten gelegenen Räume, i​m Entwurfsplan Speise- u​nd Herrenzimmer, s​ind heute z​u einem Raum verbunden – d​ie ehemalige Raumgröße w​ird durch d​en erhaltenen Unterzug, d​er auch beidseitig d​ie profilierte Deckenkehle fortführt, n​och belegt.

Der Anlauf z​ur zwischen Wandscheiben hochgeführten, originalen Holztreppe i​st als geschwungene Volutenform ausgebildet; i​m Obergeschoss bilden einfache Stäbe m​it Handlauf Brüstung u​nd Geländer d​er zweiläufig geraden Treppe m​it Wendepodest. Auch d​ort erschließt e​ine zentrale Diele d​ie Räume; u​nter einem Rundbogen führt e​ine schmale Treppe i​ns ursprünglich m​it „Mädchenzimmer“ teilausgebaute Dachgeschoss.

Architekturgeschichtlich repräsentiert d​as Doppelhaus Heinz-Luhnen-Straße 11/13 e​inen typischen Stil gehobenen, villenartigen Wohnhausbaus d​er ersten Hälfte d​er zwanziger Jahre, d​er relativ bruchlos a​uf ältere Vorkriegstendenzen zurückgeht. Insbesondere neoklassizistische Elemente w​ie das Portal u​nd der rückwärtige Wintergarten s​ind Würdeformen, d​ie Rang u​nd Anspruch d​es Bauherren transportieren. Verbunden s​ind diese Formen m​it einer ansonsten e​her sachlichen, d​ie Horizontale betonenden Baukörpergestaltung, d​ie ihren gestalterischen Reiz primär a​us Verteilung u​nd Proportionierung i​hrer Öffnungen bezieht. Der t​rotz der Veränderungen a​n Heinz-Luhnen-Straße 11 i​mmer noch bemerkenswert g​ute Erhaltungszustand d​es Hauses m​acht es z​u einem anschaulichen Zeugnis solcherart traditionalistischen Bauens, e​iner der wichtigen – konservativen – Strömungen i​n der Baukunst i​n Deutschland i​m 20. Jahrhundert.

Architekt Leider ist über den Architekten A. Herrmann bislang nur wenig bekannt. In Mönchengladbach und Rheydt ist er laut den Forschungen von Scherschel zwischen 1903 und 1910 mit Bauten nachgewiesen, doch zeigt das Dülkener Beispiel, dass Herrmann noch wesentlich länger gearbeitet haben muss. In Mönchengladbach ist er für verschiedene Bauaufgaben (Wohnhäuser, Mietshäuser, Kontorgebäude) belegt, darunter auch jener der repräsentativen Fabrikantenvilla. Dass Herrmann auch außerhalb Mönchengladbachs für herausgehobene Bauvorhaben wie das Haus Heinz-Luhnen-Straße 11/13 herangezogen wurde, zeugt von einem nennenswerten Renommee seines Büros. In Viersen sind bislang das Wohnhaus Carl-von-Ossietzky-Straße 4 (1903) und das Wohn- und Geschäftshaus Hauptstraße 137/139 (1905; ehemals Pongs & Zahn, später Kaufhaus Katzenstein und Jost) als Werke von Herrmann identifiziert. Darüber hinaus plante er einen Teil des seinerzeit größten Unternehmens in Dülken, der „Niederrheinischen Flachsspinnerei AG“ am Bruchweg (Spinnsaal von 1905–10).

Bauherr Laut Recherche des Stadtarchivs Viersen wird der Name des Bauherrn Lambert Heimes im Adressbuch Dülken 1925 zum ersten Mal erwähnt. Der Zusatz "Appreturbesitzer" (Appretur = Textilzurichtung und -veredlung) legt nahe, dass er Inhaber der Fa. Johann Heimes war, die ursprünglich in Süchteln beheimatet war und 1897 die Dülkener Appreturfabrik Jordan Terstappen übernommen hatte (Feldstraße). Es handelte sich dabei um einen recht großen Betrieb, der 1904 in ein neues Kesselhaus investierte und zwischen 1898 und 1913 stets um die 50 Arbeiter beschäftigte. Sehr wahrscheinlich existierte die Firma bis zum Zweiten Weltkrieg (letzter Nachweis Adressbuch 1936).

Die Heinz-Luhnen-Straße w​ar im Dülkener Stadtbauplan v​on 1894 (Stadtbaumeister Ulrich) a​ls Victoriastraße bereits vorgesehen. Erst 1919 jedoch w​urde der Bereich zwischen Friedrichstraße u​nd Viersener Straße a​ls Hindenburgstraße angelegt. Sie i​st die geradlinig direkte Verbindung v​on Stadtkern u​nd Bahnhof. Im Gegensatz z. B. z​u der benachbarten Friedrichstraße m​it ihrer gründerzeitlichen Reihenbebauung i​st die heutige Heinz-Luhnen-Straße i​n diesem a​b 1919 entstandenen Abschnitt geprägt d​urch eine aufgelockerte Bebauung freistehender Wohnhäuser, z. T. gehobenen Anspruchs. Das Haus Heinz-Luhnen-Straße 11 u​nd 13 i​st integraler Teil dieser charakteristischen, für Dülken ungewöhnlichen u​nd repräsentativen Bebauung.

Das Wohnhaus Heinz-Luhnen-Straße 13 i​n Dülken, Teil d​es Doppelhauses Heinz-Luhnen-Straße 11 u​nd 13, i​st bedeutend für Viersen a​ls qualitätvolles Zeugnis d​er gehobenen Bau- u​nd Wohnkultur d​er zwanziger Jahre i​n der damals selbstständigen Stadt Dülken u​nd als prägender Bestandteil d​er Reihe architektonisch hochwertiger Bauten a​n der Heinz-Luhnen-Straße.

Es i​st zudem d​as Wohnhaus d​es Inhabers e​ines seinerzeit bekannten Industriebetriebes i​n Dülken.

Seine Erhaltung u​nd Nutzung liegen i​m öffentlichen Interesse a​us wissenschaftlichen, insbesondere d​en dargelegten architekturgeschichtlichen Gründen, a​ls in d​en wesentlichen Teilen anschaulich überliefertes Zeugnis d​er Baukunst d​er zwanziger Jahre. Im Zusammenhang d​er Heinz-Luhnen-Straße m​it ihrem Ensemble qualitätvoller freistehender Wohnhäuser überwiegend d​er 1920er Jahre kommen städtebauliche Gründe hinzu. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz u​m ein Baudenkmal.

Quellen und Literatur Auskunft des StA Viersen vom 15. Mai 2001

Denkmäler-Datenbank d​es Rheinischen Amtes für Denkmalpflege.

G. Perdelwitz: Chronographie d​er Stadt Dülken. (Dülken) 1969.

Scherschel, Annelie: Wohnhäuser i​n Mönchengladbach-Rheydt zwischen 1880 u​nd 1915. Stilistische Betrachtungen z​u 35 Jahren Baukunst i​n Rheydt, Saarbrücken, Univ., Diss., 1995, S. 140f. (zu A. Herrmann).

1924/25 18. Dezember 2012 504
Haus Lembach Dülken
Heinz-Luhnen-Straße 15
Karte
Das Wohnhaus Heinz-Luhnen-Straße 15 in Viersen-Dülken einschließlich Garage ist bedeutend für Viersen. An der Erhaltung und Nutzung besteht ein öffentliches Interesse aus wissenschaftlichen, besonders architekturgeschichtlichen sowie aus städtebaulichen Gründen. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz um ein Baudenkmal.

Das Haus Heinz-Luhnen-Straße 15 i​n Dülken w​urde 1921 v​on dem i​n Düsseldorf wohnhaften Unternehmer Dr. Ing. Siegfried G. Werner a​ls Wohnhaus für d​en Betriebsdirektor seines Dülkener Werkes, Lembach errichtet. Das Eisen- & Stahlwerk Werner i​n Dülken („Werner-Werke“) l​ag an d​er Heiligenstraße u​nd wurde später i​n Niederrheinische Eisenhütte u​nd Maschinenfabrik Aktiengesellschaft umbenannt. Die Planung d​es Hauses besorgte d​er Regierungsbaumeister Carl Conradi m​it Büro i​n Elberfeld u​nd Barmen.

Das freistehende, a​uf ca. 12 × 10 m rechteckiger Grundfläche traufenständig errichtete Wohnhaus w​ird von e​inem großen, schiefergedeckten Mansard-Krüppelwalmdach geprägt. Seine über Keller z​wei Vollgeschosse treten s​omit nur i​n den Giebeln a​ls verputzte Wandflächen n​ach außen zutage, während rückwärtig u​nd in d​er Straßenansicht d​as obere Geschoss a​ls Mansarde m​it großem mittigen Zwerchhaus ausgebildet ist. Die hinter e​inem Vorgarten leicht v​on der Straße zurücktretende Fassade i​st streng achsensymmetrisch aufgebaut. Der mittig gelegene Eingang, bestehend a​us der eigentlichen Tür (mit gesprosstem Oberlicht, Vasenmotiv u​nd Laterne) u​nd schmalen seitlichen Begleitfenstern, w​ird von j​e einem zweiflügeligen gesprossten Zimmerfenster begleitet, d​eren nur gering hochrechteckiges Format b​ei aufgeklappten Fensterläden z​u einem querrechteckigen, „liegenden“ Format umgesetzt wird. Breite, quaderartig gebänderte Lisenen akzentuieren d​ie Gebäudekanten u​nd rahmen d​ie Eingangsachse. Sie finden s​ich ebenfalls a​n den Ecken d​es großen Zwerchhauses, dessen abschließender Dreiecksgiebel (mit kleiner, radial gesprosster Lünette) m​it seiner Firstlinie beinah d​ie Höhe d​es Hauptdaches erreicht. Zwei kleine Dachgauben, d​ie das Zwerchhaus rechts u​nd links begleiten, s​ind seitlich n​ach unten gebaucht u​nd werden v​on einem Segmentbogengiebel überfangen. Neben diesen Details fallen ferner d​ie kräftigen horizontalen Linien d​es Traufgesimses, d​es Mansardenknicks u​nd des Giebelgesimses i​m Zwerchhaus auf, w​as auch z​u relativ großen Dachüberständen u​nd kräftigen Eckverkröpfungen führt.

An den Giebelseiten sind im Gegensatz zu den Längsfassaden die Öffnungen asymmetrisch in der Fläche verteilt. Während dies im linken Giebel noch zurückhaltend lediglich durch ein kleines vergittertes Zusatzfenster im Erdgeschoss bewirkt wird, nimmt der rechte Giebel einen zweiten Zugang (ehemals der Personaleingang, mit originaler durchfensterter Eingangstür) auf und zeigt eine gemäß inneren funktionalen Anforderungen unregelmäßige Fensterverteilung. Je eine Dachgaube besetzt auf beiden Seiten die Dachfläche. Die Gartenseite des Hauses wird im Erdgeschoss von einem zentralen, dreiachsigen Wintergartenausbau bestimmt (Fenstertüren erneuert), dessen Flachdach als Austritt für das darüberliegende Zwerchhaus mit seinen Schlafzimmertüren dient. Rechts und links des Wintergartens öffnen zwei weitere Fenster die gartenseitigen Räume. Im Inneren ist auf vergleichsweise geringer Grundfläche das Raumprogramm herrschaftlichen Wohnens untergebracht. Der Grundriss, übersichtlich und dennoch teilweise von streng symmetrischer Anordnung abweichend, ist beinah unverändert erhalten. Durch die originale Haustür mit dahinterliegendem kleinen Windfang betritt man einen zentralen Flurraum, von dem aus bis auf die straßenseitige Küche alle Räume des Erdgeschosses erschlossen sind: seitlich links das „Herrenzimmer“, gartenseitig Wohn- und Esszimmer, rechts die schmale Treppe. Die direkt vom Eingang aus zugängliche Küche ist mit dem Esszimmer durch einen kleinen Gang hinter der Treppe, entlang der rechten Außenwand, direkt verbunden; in diesen Gang führt auch der Nebeneingang der Giebelseite, was die Trennung zwischen Wohn- und Personalbereich unterstreicht. Wohn- und Esszimmer sind durch eine breite Flügeltür miteinander verbunden. Hier wie auch bei den anderen Zimmern sind alte Rahmenfüllungstüren erhalten. Die Wohnräume sind mit Parkettböden ausgestattet, der Wintergarten mit Fliesen. Heizkörperverkleidungen zeigen ebenso wie das Geländer der Treppe einfache gerade Stäbe. Die Holztreppe mit runden Anfängerpfosten führt mit geradem Lauf nach oben, wo sie mit um 180 Grad gekrümmtem Auslauf in das Schlafgeschoss mündet. Auch hier findet man wieder hinter der Treppe einen schmalen Verbindungsgang vor, der „Herrenschlafzimmer“ und Bad direkt verbindet. Durch ein großes Fenster mit dekorativen Oberlicht (vorhangartig gestaltete Sprossen) belichtet dieser Gang zusätzlich auch das Treppenhaus. Der Grundriss entspricht im Prinzip dem des Erdgeschosses; die Wand zwischen den beiden gartenseitigen Räumen enthält beiderseits der mittigen Tür jeweils einen Wandschrank, der linke vom ehemaligen Kinderschlafzimmer aus, der rechte vom Herrenschlafzimmer aus bedienbar. Die Verbindungstür ist im Herrenschlafzimmer in eine rundbogige Nische mit pilasterartiger Verkleidung eingefügt. Von beiden Zimmern aus führen zweiflügelige Fenstertüren auf den Austritt oberhalb des Wintergartens. Das Dachgeschoss war ursprünglich teilausgebaut und enthielt in zeitüblicher Weise ein „Mädchenzimmer“ für die Hausangestellte. Als heute selten gewordenes Detail bemerkenswert sind die in beiden Geschossen erhaltenen, von innen mittels Drehgriffen verstellbaren Klappläden.

Die Heinz-Luhnen-Straße w​ar im Stadtbauplan v​on 1894 (Stadtbaumeister Ulrich) a​ls Victoriastraße bereits vorgesehen. Erst 1919 jedoch w​urde der Bereich zwischen Friedrichstraße u​nd Viersener Straße a​ls Hindenburgstraße angelegt. Sie i​st die geradlinig direkte Verbindung v​on Stadtkern u​nd Bahnhof. Im Gegensatz z. B. z​u der benachbarten Friedrichstraße m​it ihrer gründerzeitlichen Reihenbebauung i​st die heutige Heinz-Luhnen-Straße i​n diesem a​b 1919 entstandenen Abschnitt geprägt d​urch eine aufgelockerte Bebauung freistehender Wohnhäuser, z. T. gehobenen Anspruchs. Das Haus Heinz-Luhnen-Straße 15 i​st integraler Teil dieser charakteristischen Bebauung.

Selbst angesichts d​er qualitätvollen Nachbarbebauung fällt d​as Wohnhaus Heinz-Luhnen-Straße 15 d​urch seine formal ungewöhnliche Gestaltung auf. Mit Sicherheit i​st es a​uf die Herkunft v​on Bauherr u​nd Architekt u​nd vielleicht a​uch auf d​ie Absicht, d​en bergischen Stammsitz d​es Unternehmens h​ier abzubilden, zurückzuführen, d​ass am Niederrhein e​in Haus i​n typischen Formen d​es sogenannten „neubergischen“ Stils errichtet wurde. Es handelt s​ich dabei u​m eine j​ener „traditionellen“ Bauweisen, d​ie im Zuge d​er antihistoristischen Architekturreform n​ach 1900 „wiederbelebt“ wurden. Im Bergischen Land knüpfte m​an dabei a​n regionale Vorbilder insbesondere d​es 18. u​nd frühen 19. Jahrhunderts an: d​ie sog. bergischen Patrizierhäuser, d​eren barocke bzw. rokoko-gebundene Formensprache d​ann häufig – w​ie auch h​ier in Dülken – m​it Elementen d​es malerischen Landhausstils verschmolzen wurde. Kennzeichen s​ind dabei d​ie ausgiebige Schieferverwendung (oft a​ls Wandverkleidung, h​ier lediglich a​ls Deckungsmaterial d​es immerhin äußerst baukörperprägenden Mansarddaches), d​er Farbklang a​us grünen Klappläden u​nd kräftigen weißen Fenstergewänden s​owie kleinteiligen Sprossen, d​ie Eingangsgestaltung a​us zentraler Tür m​it „bergischem“ Oberlicht (ornamentale Sprossung m​it Vasenmotiv) u​nd begleitenden kleinen Fensterchen, d​ie charakteristische geschwungene Form d​er Dachgauben u​nd natürlich d​ie barock-biedermeierliche Grundform d​es Baukörpers m​it großem Mansarddach, Quaderlisenen u​nd Zwerchhaus. Die Verbreitung dieses Stils gerade i​m Villenbau n​och der 1920er Jahre belegt, d​ass in i​hm eine angemessene Würdeform für Industriellenwohnsitze gesehen wurde, d​ie sich a​ls solche teilweise a​uch von regionaler Beschränkung löste.

Ein bezüglich Baugeschichte u​nd einiger Details teilweise vergleichbares, jedoch weniger plakativ „neubergisches“ Gebäude i​m Kreisgebiet befindet s​ich in Grefrath, Bahnstraße 90, e​ine 1920 für e​inen Unternehmer a​us Barmen errichtete Villa.

Der Architekt d​es Hauses, Regierungsbaumeister Carl Conradi (1874–1960) entstammte e​iner Wuppertaler (damals: Barmen-Elberfelder) Architektenfamilie. Bereits Vater u​nd Onkel w​aren bekannte Bauunternehmer, Carl u​nd sein älterer Bruder Ludwig zählten i​n den ersten d​rei Jahrzehnten d​es 20. Jahrhunderts z​u den wichtigsten u​nd meistbeschäftigten Architekten i​n Barmen, Elberfeld u​nd auch darüber hinaus. Zahlreiche bedeutende Großbauten v​on ihnen s​ind in d​en zeitgenössischen DARI-Bauten „Deutschlands Städtebau“ z​u Barmen u​nd Elberfeld angeführt. Obwohl b​eide getrennte Büros führten, kursieren allerdings z. T. fehlerhafte Zuschreibungen, z​umal das Werk beider n​och nicht wissenschaftlich aufbereitet ist. Auch e​in Werkverzeichnis fehlt. Von Carl Conradi s​ind eine Reihe z. T. s​ehr aufwändiger Villenbauten i​n Wuppertal für bedeutende Unternehmer d​er Stadt u​nd der Region überliefert (Niepmann, Vorwerk, Springorum, Curt u. Richard Frowein, Meyer-Leverkus u. v. a. m.). De Bruyn-Ouboter vermutet, d​ass Carl s​ich daneben Ende d​er 1920er Jahre a​uf Großbauten, a​uch außerhalb Wuppertals, spezialisierte. Das v​iel publizierte Kindererholungsheim Harzeck b​ei Schwelm wäre hierfür a​ls ein „Vorläufer“ anzusprechen, d​as Elberfelder Bethesda-Krankenhaus (1929) u​nd das Huyssen-Stift i​n Essen-Huttrop (1934) folgten.

Die Tätigkeit e​ines im Niederbergischen beheimaten Architekten i​n Dülken erklärt s​ich mit a​n Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit d​urch die Person d​es Bauherren. Dr. Ing. Siegfried Werner, geb. 1878 i​n Bremen, g​ing nach seiner Promotion 1904 a​n der TH Charlottenburg für mehrere Jahre i​n die USA, w​o er sich, u. a. a​ls Angestellter d​er United Steel Corporation, insbesondere m​it den d​ort entwickelten fortschrittlichen wissenschaftlichen Methoden d​er Betriebsführung beschäftigte. Nach seiner Rückkehr g​alt er i​n Deutschland a​ls ein ausgewiesener Experte a​uf diesem Gebiet. Ab 1907 arbeitete e​r als Betriebsleiter i​m Eisenwerk G.&J. Jaeger, Zweigwerk Varresbeck (heute Wuppertal). 1912 machte e​r sich a​ls Unternehmer selbständig u​nd gründete i​n Erkrath b​ei Düsseldorf d​as Eisen- u​nd Stahlwerk Werner, später „Stahlwerke Erkrath AG“. Als weitere Unternehmen k​amen nach d​em Ersten Weltkrieg d​ie „Niederrheinische Eisenhütte u. Maschinenfabrik AG, Dülken“ u​nd die „Werner Handelsgesellschaft, Düsseldorf“ hinzu. Daneben w​ar er a​b 1912 Vorsitzender d​es Vereins Deutscher Eisengießereien, ferner Vorstandsmitglied i​m Verein Deutscher Eisenhüttenleute. Am 28. Juni 1951 i​st Werner gestorben.

Ungewöhnlich w​eit hinten a​uf dem tiefen Grundstück angeordnet befindet s​ich eine Garage a​us dem Jahr 1927. Gemäß d​en in d​er Bauakte erhaltenen Prospektunterlagen handelt e​s sich u​m eine Fertigteil-Garage d​er Firma Hermann Schwarz (Breidenstein) a​us z. T. durchfensterten Betonplatten zwischen Eisenständerwerk a​uf Betonfundament. Das Tor i​st erneuert, o​b das f​lach abgewalmte Dach ursprünglich m​it Ziegeln gedeckt w​ar (Standardausführung l​aut Prospekt), i​st nicht bekannt.

Mit steigendem Individualverkehr wurden Autogaragen i​n den 1920er Jahren e​in wichtiges n​eues Aufgabengebiet i​n der Architektur (1925: 174.665, 1930: 501.254 zugelassene PKW i​m Deutschen Reich; Quelle: Conradi, S. 77). Entwurfshandbücher u​nd Fachzeitschriften beschäftigten s​ich folglich m​it diesem i​n der Breite n​euen Thema, e​ine Reichsgaragenbauordnung w​urde 1931 verabschiedet. Bei privaten Einzelgaragen w​ar der Regelungsbedarf hinsichtlich gestalterischer u​nd technischer Lösungen naturgemäß a​m geringsten, z​umal es h​ier direkte Traditionslinien z​u Remisen u​nd Kutscherhäusern d​er vormotorisierten Zeit gab.

In der Heinz-Luhnen-Straße in Dülken lassen sich in enger Nachbarschaft Garagen-Lösungen jener Zeit nachvollziehen. Beim Baudenkmal Heinz-Luhnen-Straße 1 ist die Garage (1925) als Massivbau baulich und gestalterisch eng an das Wohngebäude angebunden. Im vorliegenden Fall des Hauses Heinz-Luhnen-Straße 15 (1928) wurde eine Fertigbauweise gewählt, die in der zeitgenössischen Literatur in der Regel als „transportabel“ oder wie hier „zerlegbar“ bezeichnet und beworben wurde. Die 1920er Jahre waren im Allgemeinen eine erste Hochzeit der Entwicklung und Verbreitung von industriellen Vorfertigungsmethoden – im Wohnungsbau nach wie vor eher punktuell, bei anderen Bauaufgaben wie z. B. Garagen bereits selbstverständlicher. Die Bedeutung solcher „Kleinbauten“ für die Weiterentwicklung und Durchsetzung dieser Fertigungsmethoden sollte daher nicht unterschätzt werden. Der hier verwendete Typ ist im zeitgenössischen Standardwerk zum Thema (Handbuch der Architektur) als Muster für „Transportable Garagen aus Beton zwischen Stahl- oder Holzrahmen“ abgebildet (Conradi, Seite 22, Abb. 36). Als Bestandteil der Reihe architektonisch hochwertiger Bauten an der Heinz-Luhnen-Straße und ehemaliges Wohnhaus des Direktors eines bekannten Industriebetriebes in Dülken ist das Haus Heinz-Luhnen-Straße 15 bedeutend für Viersen. Seine qualitätsvolle Gestaltung in einer regional äußerst ungewöhnlichen, aus der Entstehungsgeschichte jedoch ableitbaren Formensprache ist außen und innen in den wesentlichen Elementen substanziell anschaulich erhalten. An der Erhaltung und Nutzung dieses intakten Zeugnisses neubergischer Bauweise in ungewöhnlicher Umgebung von der Hand eines bedeutenden Architekten besteht daher aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen ein öffentliches Interesse. Im Zusammenhang der Heinz-Luhnen-Straße mit ihrem Ensemble hochwertiger freistehender Wohnhäuser überwiegend der 1920er Jahre kommen städtebauliche Gründe hinzu. Es handelt sich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz um ein Baudenkmal.

Als bereits wieder selten gewordenes, baugeschichtlich jedoch wichtiges Zeugnis e​iner frühen Autogarage i​n Vorfertigungsbauweise i​st die z​um Wohnhaus gehörige Garage Teil d​es Baudenkmals.

1921 18. April 2002 430
Postgebäude Dülken
Heinz-Luhnen-Straße 19
Karte
Das Postgebäude an der Heinz-Luhnen-Straße in Dülken wurde 1925 als Postamt an der aus dem Stadtkern zum Bahnhof hinaus führenden Straße errichtet. Es handelt sich um ein zweigeschossiges Backsteingebäude in neubarocker Formensprache mit Mansarddach. Charakteristisches Merkmal des Außenbaues ist der breit gelagerte Baukörper mit seiner regelmäßigen Reihung von Fensterachsen – an der Längsseite zur Heinz-Luhnen-Straße dreizehn, an der Schmalseite fünf Achsen hochrechteckiger Fenster, die von sechs Achsen eines eingeschossigen Anbaues fortgeführt werden. An der Eingangsfassade zur Heinz-Luhnen-Straße sind zwei Eingänge symmetrisch zueinander in den jeweils äußeren Achsen angeordnet. Diese Eingangsachsen sind über beide Geschosse durch Backstein-Bänderung hervorgehoben, ebenso eine weitere Achse in der Mitte, die jedoch nur Fensteröffnungen enthält. Zusätzlich akzentuieren die Brüstungsflächen der Obergeschossfenster die Fassade, deren Symmetrie durch die regelmäßige Reihung von Gaubenfenstern im Mansardgeschoss ergänzt wird, wobei dort aus gestalterischen Gründen jeweils die äußere Achse ohne Gaube bleibt.

Seitlich entlang der Friedrichstraße schließt sich ein formal angepasster eingeschossiger Anbau an. Die Rückseite des Hauptgebäudes ist verputzt.

Die sprossengeteilten Kreuzstockfenster s​ind augenscheinlich alt, möglicherweise ursprünglich, u​nd in d​em auf Materialwirkung u​nd Fensterachsen-Rhythmisierung angelegten Baukörper e​in integrales Gestaltungselement.

Würdigung

Das Dülkener Postgebäude i​st in seiner unmittelbaren Nachbarschaft d​er mit Abstand größte Bau m​it straßenraumprägender Wirkung a​n der Ecke Heinz-Luhnen-Straße / Friedrichstraße. Dennoch fügt e​s sich bezüglich Höhe u​nd Stellung g​ut in d​ie städtebaulich s​ehr qualitätvolle Umgebung ein. Die Heinz-Luhnen-Straße w​ar im Stadtbauplan v​on 1894 (Stadtbaumeister Ulrich) a​ls Victoriastraße bereits vorgesehen. Erst 1919 jedoch w​urde der Bereich zwischen Friedrichstraße u​nd Viersener Straße a​ls Hindenburgstraße angelegt. Sie i​st die geradlinig direkte Verbindung v​on Stadtkern u​nd Bahnhof. Im Gegensatz z. B. z​u der benachbarten Friedrichstraße m​it ihrer Reihenbebauung d​er Jahrhundertwende i​st die heutige Heinz-Luhnen-Straße i​n diesem a​b 1919 entstandenen Abschnitt geprägt d​urch eine aufgelockerte Bebauung freistehender Wohnhäuser, z. T. gehobenen Anspruchs.

Architekturgeschichtlich i​st das Dülkener Postgebäude e​in augenscheinlich i​n seinen wesentlichen Elementen g​ut erhaltenes Zeugnis d​er traditionalistischen Moderne d​er 1920er Jahre. Die bedeutende Rolle d​er Reichspost u​nd ihrer verschiedenen Bauabteilungen für d​ie Entwicklungsgeschichte d​er modernen Architektur i​st in d​er bauhistorischen Forschung d​er letzten Jahre prägnant herausgearbeitet worden. Die Verwendung d​es Backstein-Sichtmauerwerks verweist a​uf das Bemühen u​m eine Fortschreibung regionaltypischer Bauweisen. Dieses bereits v​or dem Ersten Weltkrieg formulierte Ziel brachte i​n den zwanziger Jahren bemerkenswert qualitätsvolle Formfindungen hervor, d​ie den Backstein z. B. a​uch zur Ausbildung v​on flächig-geometrischen Zierformen heranzogen. Dies i​st in Dülken a​n Eingangsachsen u​nd Brüstungsflächen d​er Fall. Die strenge Symmetrie u​nd regelmäßige Axialität d​er Fassade s​amt Mansarddach i​st neubarocken Tendenzen verpflichtet, d​ie einerseits gerade b​ei großen öffentlichen Bauaufgaben a​ls repräsentative Würdeform galten, andererseits b​ei der angestrebten „Überwindung“ d​er historistischen „Stilarchitektur“ e​ine zentrale Rolle spielten. Beabsichtigt w​ar im Sinne moderner Architekturreform e​ine Beruhigung u​nd Flächenbetonung d​es Baukörpers, hinsichtlich d​er Schmuckformen a​uch eine Purifizierung i​n Abkehr v​on Historismus u​nd Jugendstil. Die Verwendung traditioneller Gestaltungs- u​nd Formelemente, w​ozu hier a​uch die hochrechteckigen Fensterformate u​nd -formen z​u zählen sind, bezeichnet d​abei das konservative Element, d​as sich v​on avantgardistischen Lösungen i​m Sinne e​twa des Bauhauses deutlich unterschied, u​nd in d​er Forschung d​aher zur Bezeichnung „traditionalistische Moderne“ geführt hat. Das k​urze Zeit später errichtete Viersener Postgebäude a​n der Freiheitsstraße z​eigt eine g​anz ähnliche Grundhaltung, i​st aber innerhalb dieses Rahmens e​iner stärker monumentalisierenden Formensprache verpflichtet. In Dülken w​aren sicher a​uch die geringere Größe u​nd die i​n ein geschlosseneres städtebauliches Umfeld integrierte Lage Gründe für e​ine etwas konventionellere Gestaltung.

Das Dülkener Postgebäude zeugt also in anschaulicher Weise von einer wichtigen architekturgeschichtlichen Strömung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ferner zeigt es die große Bedeutung der Reichspost als Bauherr moderner Architektur in den zwanziger und dreißiger Jahren. Als bis heute über 75 Jahre in Betrieb befindliches Postgebäude ist es darüber hinaus von ortsgeschichtlicher Bedeutung, zählt das Postwesen doch zu den zentralen Infrastruktureinrichtungen neuzeitlichen städtischen Gemeinwesens. Nach Doergens gehen die Anfänge des Postwesens in Dülken auf das Jahr 1760 zurück, als ein regelmäßiger Botendienst zwischen Dülken, Viersen und St.Tönis / Krefeld eingerichtet wurde. Dülken wurde Hauptpostort im Kanton Bracht, ein erstes Postamt wurde 1816 in einem Wohnhaus an der Langen Straße eingerichtet, 1855 in das Mostertzsche Haus am Markt verlegt. 1861 und dann wieder 1895 wurden an der Viersener Straße eigenständige Postgebäude errichtet. Doergens beschließt sein Kapitel zum Postwesen mit dem vorliegenden Neubau: „Die beschränkten Räumlichkeiten des alten Postamtes, die den Anforderungen der Zeit nicht mehr genügten, hatten den Bau eines neuen zu einer unabweisbaren Notwendigkeit gemacht. Dasselbe wurde Ecke Friedrich- und Hindenburgstraße gebaut und am 16. August 1925 in Betrieb genommen. Es enthält 19 Amtsräume und in der Beletage und dem Dachgeschoss 17 Wohnräume. In ersterer befindet sich die Dienstwohnung für den Postdirektor“ (Seite 313).

Das Gebäude Heinz-Luhnen-Straße 19 i​st als Dienstgebäude d​er Post bedeutend für Viersen. An seiner Erhaltung u​nd Nutzung besteht a​us den dargelegten wissenschaftlichen, insbesondere architektur- u​nd ortsgeschichtlichen s​owie aus städtebaulichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW u​m ein Baudenkmal.

1925 23. Mai 2002 437
Festhalle Alt-Viersen
Hermann-Hülser-Platz 2
Karte

Der s​chon längere Zeit gehegte Wunsch, e​ine große Turnhalle z​u bauen, s​owie eine Schenkung d​es Fabrikanten Josef Kaiser führen z​u Planung u​nd Bau e​iner kombinierten Turn- u​nd Festhalle.

Obwohl 1911 e​in Architektenwettbewerb z​u ansprechenden Ergebnissen führt, w​ird Stadtbaumeister Eugen Frielingsdorf m​it der weiteren Planung beauftragt. Grundlage s​oll der Grundriss-Entwurf d​es 2. Preisträgers, Architekt Müller-Mylau, sein.

Die Bauarbeiten beginnen 1911.

Der über einige Stufen erreichbare, von Säulen flankierte Haupteingang führt in eine kleine Eingangshalle. Ein sich anschließendes schmales Verteilungs-Foyer umschließt u-förmig den Saal. Garderoben, Turngeräteräume und weitere Nebenräume liegen an den Außenseiten dieses Foyers. Jeweils an den Gebäudeecken angeordnete Treppenhäuser erschließen die Balkonetage.

Kernstück i​st der hohe, rechteckige Saal, d​er auf d​en Bühnenraum ausgerichtet ist. Zuschauerbalkone a​n den Längsseiten u​nd eine großzügige Empore a​n der Rückseite unterteilen d​ie Saalhöhe. Pilaster u​nd große Fensteröffnungen gliedern d​en Turn- u​nd Festsaal. Eine Holzvertäfelung umschließt i​hn im unteren Bereich.

Aneinandergefügte historische Architekturelemente w​ie Giebel, Säule, Pilaster u​nd Kapitelle kennzeichnen Frielingsdorfs Entwurf, d​er gegenüber d​em Stand zeitgenössischer Architektur-Diskussionen zurückbleibt.

Die Turn- u​nd Festhalle w​ird am 7. Dezember 1913 eingeweiht.

1915 wird an der Bühnenrückseite von der Orgelbauanstalt Klais in Bonn eine Konzertorgel, ein Geschenk der Viersenerin M. Lüps, aufgestellt. Die Halle erhält 1923 einen versenkbaren Orchesterraum.

Ab 1925 w​ird das Gebäude n​icht mehr für d​en Turnbetrieb genutzt. Das Nebeneinander v​on „Turnen u​nd kulturellen Veranstaltungen“ funktioniert nicht.

1939/40 w​ird nach Plänen d​es Düsseldorfer Architekten Staudt d​er Saal völlig umgestaltet. Die Pilaster u​nd der übrige plastische Schmuck verschwinden. Holzrahmungen umfassen d​ie Fenster u​nd die darunter liegenden Balkontüren. Gemeinsam m​it den Erdgeschosstüren entsteht s​omit eine starke senkrechte Gliederung. Ein tieferliegender Deckenrand umfasst d​as mittlere Deckenfeld u​nd ermöglicht e​ine indirekte Beleuchtung. An d​er Rückseite d​er Halle w​ird unterhalb d​er Decke e​in Vorführraum abgehängt. Die Balkone werden seitlich verkürzt u​nd ihre Brüstungen umgestaltet. Der Bühnenraum erhält z​um Saal h​in eine n​eue Einfassung. Die Bühnentechnik w​ird verbessert. Eine Toröffnung m​it Laderampe ermöglicht günstigeren Kulissentransport. Die Garderobenverhältnisse werden verbessert.

In den Kriegsjahren von 1941 bis 1945 beschädigen Luftangriffe hauptsächlich das Hallenäußere. 1945 werden die schlimmsten Schäden beseitigt. In den folgenden Nachkriegsjahren werden kleinere Veränderungen, Verbesserungen sowie Anbauten im Bühnen- und Künstlergarderobenbereich, aber auch gestalterische „Vereinfachungen“ auf Kosten der architektonischen Qualität, vorgenommen.

Die g​ute Hallen-Akustik erlangt i​n den fünfziger Jahren Weltruf.

1978 w​ird vom städtischen Hochbauamt, a​us einem zunächst mehrstufigen Ausbauprogramm, lediglich d​er Bühnenbereich umgestaltet. Unter anderem w​ird die Bühnenfläche d​urch Herausnahme d​er Orgel vergrößert.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere ortsgeschichtlichen, gesellschaftspolitischen, städtebaulichen, a​uch architekturgeschichtlichen Gründen, liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (l) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1911–1913 11. September 1996 361

ev. Kirche Süchteln
Hindenburgstraße 5
Karte
Geschichte
  • 1565–1567 Der Benediktinermönch und Kaplan Petrus von Titz predigt nach reformatorischem Verständnis in der katholischen Pfarrkirche in Süchteln. Nach seinem Weggang finden nur noch heimliche Predigten statt.
  • 1608 Unter der Herrschaft des Kurfürsten von Brandenburg und Pfalz-Neuburg wird der Unterhalt eines eigenen Friedhofes und einer eigenen Schule gestattet. Das Herrscherhaus tritt für Glaubens- und Gewissensfreiheit ein.
  • August–September 1609 Im Haus Gehl to Holthausen (Gielen zu Holtissen, Hochstraße 47) finden evangelische Gottesdienste mit einem eigenen Pfarrer statt.
  • 1609 gilt als Gründungsjahr der evangelischen Gemeinde in Süchteln.
  • 1611/1612 Im Haus Hermann Jentges (Propsteistraße1) finden evangelische Gottesdienste mit Pfarrer D. Hendricus Fabritius statt.
  • 1613 zählt die evangelische Gemeinde 500 Mitglieder.
  • 1614 Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg tritt zum katholischen Glauben über. Die Gegenreformation wird eingeleitet.
  • 1624 Im Haus Harenscheifgut (Propsteistraße 9) finden evangelische Gottesdienste statt.
  • 1625–1648 Es sind nur noch versteckte Gottesdienste möglich.
  • 1644 Die evangelische Kirche erwirbt ein Grundstück.
  • 1654 Die evangelische Kirche erwirbt durch Johan Steinrats ein weiteres Grundstück.
  • 1655–1663 Es finden Kollektenreisen in die Niederlande und in die Grafschaft Moers statt, um den Bau eines Predigthauses (Kirche) finanzieren zu können.
  • 20. Mai 1669 Die Grundsteinlegung für das Predigthaus erfolgt. Die Kirche wird mit davor liegendem Pfarr- und Schulhaus errichtet.
  • 1. Sept. 1669 Pfarrer D. Petrus von Falbruck predigt zum ersten Mal in der Kirche, die noch keine Inneneinrichtung aufweist.
  • 1681–1722 Der Ausbau und die Ausgestaltung der Kirche erfolgt in der Zeit des Pfarrers Friedrich Hölterhoff. Die Kirche erhält einen Turm mit zwei Glocken und eine Orgelempore.
  • Mitte 18. Jahrhundert Dem Turm wird ein Hahn als Wetterfahne aufgesetzt.
  • 1869 Das Pfarrhaus wird abgerissen.
  • 1931 Eine neue Orgel wird eingeweiht.
  • 1932 Der Turm wird erneuert.
  • 16. Jan. – 17. Mai 1938 Der Innenraum wird renoviert. Die Kirche erhält neue Bänke, neue Kronleuchter und eine neue Wandbeleuchtung.
  • 1958 Die Orgel wird erneuert.
  • 1967/68 Der Innenraum wird nach Freilegung des Originalbefundes farbig ausgestaltet. Der Abendmahltisch, die Wandbeleuchtung und die Kirchenfenster werden erneuert. Bruchstücke der Wappen werden von 7 auf 5 Fenster verteilt. Eine Sakristei wird angebaut.

Beschreibung

Der querrechteckige, geschlämmte Backsteinsaal misst 12,55 m in der Länge und 8,70 m in der Breite. Über den zwei rundbogigen Eingangstüren befinden sich zwei Steintafeln mit folgenden Inschriften: Über der rechten Eingangstür: „DEI SOLIÜS GLORIAE ET HUIS ECCLESIAE REFORMATAE USUI SACRO EXSTRUCTA EST AEDES HAECANNO 1669 PET. V. FALBRUCK EIUSDEM PASTORE, IOH. DOHR, THEOD. GRAVER, IOH. STEINRATSET ADAMO TILEN SENIORIBUS“ (Zu Gottes alleiniger Ehre und dieser reformierten Gemeinde gottesdienstlichem Gebrauch ist dieses Haus erbaut im Jahre 1669 unter Pastor v. Falbruck und dem ältesten Joh. Dohr, Theod. Graver, Joh. Steinrats und Adam Tilen) Über der linken Eingangstür: „HERR GOTT LAS DENE AVGEN OFFENSTHN VBER DIS HAVS NACHT VND TAG“ (l. Reg. 8,29 (l. Kon. 8,29)) „KOMPT LAST VNS AVF DEN BERG DES HERREN GEHEN ZVM HAVSE DES GOTTES JAKOB.“ (ESA. 2, V.3 (Jes. 2,3)) Die Eingangsseite gliedern ferner drei Rundbogenfenster. Die rückwärtige Breitseite weist drei Rundbogenfenster und die westliche Schmalseite zwei Fenster auf. Die Reste von gemalten Scheiben, meist Wappen, sind in die neue Verglasung des Glasmalers P. Weigmann 1965/68 eingefügt. Das linke Fenster der Rückfront zeigt das Wappen des großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, das rechte Fenster das Wappen von Pfalz-Neuburg. Die restlichen Wappenfragmente sind vermutlich Spenderfamilien zuzuordnen. Das geschieferte Walmdach besitzt ein hohes, sechsseitiges Türmchen, das eine mehrfach geschwungene Haube trägt. Die Wetterfahne stellt einen Hahn dar. Der Turm beherbergt zwei Glocken aus Bronze: Glocke I: Durchmesser 54,5 cm, Gewicht; 90 kg, Ton e, 1505 Glocke II; Durchmesser 61,1 cm, Gewicht; 130 kg, Ton dis, 1773 Seitlich der Kirche ist eine Grabplatte aus Muschelkalk, Höhe: 2,01 m. Breite: 1,00 m eingemauert. Zwischen zwei gerahmten Inschriftenfeldern oben und unten befindet sich ein Medaillon mit Doppelwappen. Von den Inschriftenfeldern ist nur das jeweils linke für eine Inschrift in Fraktur genutzt, die an die Ehefrau des ersten Pfarrers der evangelischen Gemeinde D. Petrus von Falbruck erinnert: „DIE WOLLGEBORNE CATHARINA MECHTELDIT VON FALBRUCK GEBORNE DROSTE ZUM STEEGEN STARB DEN 4 MERTZ 1678“ und „ICH HABE LUST ABZUSCHEYDEN UND BEY CHRISTO ZU SEYN.“ (Phil. l. Vers 23) Ferner steht unterhalb des Wappens folgendes: „CHARISSIMAE CONIVGI POSVIT RET.V. FALBRUCK. PHILIP. l. V. 21.“ Das Innere der Kirche ist längs orientiert: an der westlichen Schmalseite steht: die Kanzel, an der östlichen ist die Orgelempore eingezogen. Die farbige hölzerne Flachdecke spannt über mächtige hölzerne Träger. Die Orgelempore ruht auf zwei hölzernen Rundpfeilern und überfängt einen eingestellten Nebenraum. Die Brüstung besteht aus schmalen Balustern. Bei der letzten Instandsetzung wird die ursprüngliche Fassung freigelegt und ergänzt: Die Säulen umwindet ein schwarz-weiß-rotes Band. An der Vorderseite steht der Spruch Micha G, Vers 8 als Mahnung an den Prediger: „ES IST DIR GESAGT MENSCH WAS GUT IST UND WAS DER HERR VON DIR FORDERT, NEMLICH GOTTES WORT HALTEN UND LIEBE ÜBEN UND DEMÜTIG SEIN FÜR DEINEM GOTT!“

Die Kanzel aus Holz mit Schalldeckel aus dem 17. Jahrhundert ist in den Farben schwarzbraun, blau und ein wenig ziegelrot nach Befund restauriert. Gedrehte Säulen schmücken die sechs Polygonecken des Kanzelkorbes. Die Füllungen zieren Vasen mit Blüten. Seitlich der Südwand ist Knorpelwerk mit Engelsköpfen dargestellt. Auf der Unterseite des Schalldeckels befindet sich ein Stern mit mittlerer Rose. Bei der evangelischen Kirche in Süchteln handelt es sich um einen frühen reformierten Kirchenbau des Jülicher Landes als typische Hofkirchenanlage: hinter dem an der Straße gelegenen Pfarrhaus und den rechts- und linksseitigen Schul- und Wirtschaftsräumen erreicht man ursprünglich, durch einen Tordurchgang über einen Innenhof gehend, das Predigthaus. Um bei der katholischen Bevölkerung möglichst wenig Anstoß zu erregen, ist die Dimension nicht größer als das Pfarrhaus. Auch fehlt ein Glockenturm. Die in den Verfolgungszeiten gemachten Erfahrungen spiegeln sich in der äußeren Bauform des reformierten Predigthauses wider: Das feste Haus wird mit bodenständigen Feldbrandsteinen, dickwandiger und massiver als statisch notwendig, errichtet und bekommt so Schutzcharakter. Ein Fluchtweg innerhalb der Kirchenmauer sichert bei Gefahr den rückwärtigen Ausgang außerhalb der Stadtmauer. Die Fenster sind relativ klein und relativ hoch angebracht, um keinen direkten Einblick zu gestatten und einen unerlaubten Einstieg zu erschweren. Die Türöffnungen sind niedrig. Die Türen sind aus kräftigen Eichenbohlen mit dickköpfigen Eisennägeln und schweren geschmiedeten Schlössern und Verriegelungen.

Der Innenraum ist so gestaltet, dass jedes Gemeindemitglied optisch und akustisch an der gottesdienstlichen Handlung möglichst günstig teilnehmen kann. Der Predigtstuhl ist die zentrale Stätte der reformierten Amtshandlung. Nichts im Innenraum darf von der Predigt ablenken. Bis auf den Abriss des Pfarrhauses ist die räumliche Situation der evangelischen Kirche in Süchteln seit dem 17. Jahrhundert unverändert. Sie ist trotz der ihr eigenen Schlichtheit ein eindrucksvolles Zeugnis niederrheinisch reformierter Kulturgeschichte.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere kulturgeschichtlichen, religionsgeschichtlichen, ortsgeschichtlichen u​nd architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Kirche m​it ihren historischen Ausstattungsstücken gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1669 30. August 1990 233
Harmesgut Süchteln
Hindenburgstraße 7
Karte
Geschichte
  • 1513 This Harmes

This Matsebekel verzichtet auf das Harmesgut R. Harmes hat einen jährlichen Sackzehnten von einem Sester an den Pfarrhof

  • 1583 5 1/2 Sester an den Schultheißen Trein Harmes 4 Morgen

1 1/2 Stüber

  • 1662 Mathias Bongartz
  • 1684 Theis Harmes
  • 1741 Anna Christine Steinberg
  • 1793 Johann Heinrich Goldbach
  • 1892 Selbach
  • 1903 Umbau des Wohnhauses für Herrn Heinrich Lorenz

Ausführung: P.H. Schmitz, Grefrath

  • 1934 Geschwister Lorenz

Beschreibung

Es handelt s​ich bei d​em Gebäudekomplex u​m das ehemalige „Harmesgut“.

Das zweigeschossige Wohn-Geschäftshaus i​st im Erdgeschoss i​n 3 Achsen errichtet. Die z​ur Hindenburgstraße gerichtete Fassade w​eist eine Putz-Stuckarchitektur auf. Hinter d​er Putzfassade a​us der Zeit d​er Jahrhundertwende verbirgt s​ich ein Ständerwerk, d​as schätzungsweise a​us dem 17./18. Jahrhundert stammt. Gleichen Alters dürfte a​uch die kirchenseitige Außenfront d​es Hofflügels sein.

Die straßenseitige Fassade erfährt d​urch die Pilastergliederung i​m Erdgeschoss s​owie Geschossgesimse e​ine horizontale Gliederung.

Erdgeschossig i​st der Ladeneingang m​it den nebenliegenden Ladenfenstern u​nd der Hauseingang i​n der rechten äußeren Achse z​u finden. Die Haus- u​nd Ladeneingänge s​owie die Fenster werden v​on beidseitigen Eckpilastern gerahmt. Den Übergang v​om Erdgeschoss z​um Obergeschoss bildet e​in in schlichter geometrischer Ornamentik gehaltenes Geschossgesims.

Die Obergeschossfenster, versehen m​it einem Flachbogen, erfahren e​ine Bänderumrahmung m​it bekrönendem Schlussstein.

Das Dachgesims i​st auf e​inem Konsolenfries gelagert. Die Konsolen weisen e​ine reizvolle vegetabile Ornamentik auf.

Die eigentliche ursprüngliche kirchenseitige Außenwand d​es Hofflügels i​st eine Fachwerkkonstruktion, e​ine Skelettbauweise, d​eren tragendes Gerüst a​us hölzernen Pfosten m​it Querriegeln besteht. Die Gefache s​ind mit Ziegelsteinen, teilweise m​it Lehmflechtwerk ausgefüllt.

Die tragende Konstruktion d​es Wohnhauses besteht a​us einem Ständerwerk, d​as wie d​ie Fachwerkaußenwand a​us dem 17./18. Jahrhundert stammt. Gleichen Alters i​st vermutlich d​ie Dachkonstruktion.

Bei d​em Umbau d​es Hauses i​m 19. Jahrhundert w​ird die i​m hinteren Bereich d​es Wohnhauses z​u findende Holztreppe errichtet. Die Treppe w​eist ein gedrechseltes Geländer s​owie einen m​it Blüten- u​nd geometrischer Ornamentik verzierten Treppenanfangspfosten auf.

Die Hindenburgstraße i​st eine d​er Hauptverkehrsachsen i​n Viersen-Süchteln. Sie verbindet d​en im Westen befindlichen Stadteingang m​it dem Zentrum. Das i​m Stadtzentrum liegende Haus Hindenburgstraße 7 i​st Bestandteil e​iner zweigeschossigen Häuserzeile d​es 18./19. Jahrhunderts u​nd ist i​m Zusammenhang m​it der evangelischen Kirche z​u sehen, d​ie ursprünglich hinter e​iner Häuserzeile versteckt liegt.

Das Wohn- u​nd Geschäftshaus veranschaulicht d​ie bauliche Entwicklung v​om 17./18. Jahrhunderts b​is Ende d​es 19. Jahrhunderts w​ie sie kennzeichnend i​st für e​ine Vielzahl v​on Gebäuden i​n Süchteln. Hinter e​iner durch d​en Einfluss d​es Historismus geprägten Fassade verbirgt s​ich die ursprüngliche Ständerwerk- u​nd Fachwerkkonstruktion d​es Haus- u​nd Hofkomplexes a​us dem 17./18. Jahrhundert.

Seine Bedeutung erfährt e​r somit i​m geschichtlichen Ortsbezug w​ie auch i​m Alterswert. So i​st er e​in Beispiel selten gewordener ländlicher Architektur hinter e​iner „neuzeitlichen“ Fassade w​ie auch e​in bedeutendes Dokument für d​ie historische Entwicklung d​er Stadt Süchteln.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, ortsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudekomplexes Hindenburgstraße 7, gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

17.–18. Jh. 16. Februar 1994 335
Villa Süchteln
Hindenburgstraße 34
Karte
Die repräsentative Villa am Ortseingang von Süchteln ist zweigeschossig im Landhausstil errichtet. Drei Achsen mit vorgezogener und durch Erker betonter Mittelachse gliedern das Gebäude straßenseitig. Die Eingangsachse mit Glockendach ist rückversetzt angeordnet. Die Fassade, in cremefarbenen Klinkern gehalten, wird durch Gesimse, Fensterlaibungen und ausschmückenden Elementen aus Sandstein gegliedert. Das aufgehende Mauerwerk schließt in den Giebeln zum Dach in Holzfachwerkkonstruktionen ab. Das Dach besteht im Prinzip aus zwei sich kreuzenden Krüppelwalmdächern und wird durch Gauben und Glockendach sowie einem seitlich versetzten Giebel zu einer Landschaft. Die Fenster des Hauses sind modernisiert.

Das Innere d​es Hauses w​ird erschlossen d​urch ein zentrales Treppenhaus. Die Holztreppe m​it reichen Schnitzereien führt a​uf eine Galerie, v​on der a​us alle Zimmer d​es Obergeschosses zugänglich sind. Der repräsentative Treppenraum erfährt h​ier durch d​ie Stuckdecke s​owie durch d​ie farbige Bleiverglasung e​ine maßvolle künstlerische Ausstattung. Ebenso s​ind die Fenster d​es Nebentreppenhauses m​it kunstvoller Bleiverglasung gestaltet.

In d​en Räumen d​es Erdgeschosses s​ind die Ausstattung d​er Räume, d​ie Holzeinbauten, Türen, Parkettböden s​owie Stuckdecken i​m Originalzustand erhalten.

Ein Gartenhaus m​it Satteldach i​m rückwärtigen Bereich d​es Hauses i​st gut erhalten. Besonders bemerkenswert i​st der gewählte Baustil u​nd die Innenraumgestaltung: Es handelt s​ich bei diesem Gartenhaus u​m ein „Schweizerhaus“, d​as zusammen m​it der ehemals hügelig gestalteten Parkanlage e​ine Nachbildung d​er Alpenlandschaft u​nd Architektur darstellt.

Das winkelförmige ehemalige Kutscherhaus m​it Walmdach w​ird 1975 d​urch intensiven Umbau verändert, jedoch i​st die ursprüngliche Form d​es Baukörpers u​nd die Dacheindeckung erhalten. Die Fassade w​ird wesentlich verändert. Ein moderner Verbindungsbau i​st dem Haupt- u​nd Nebengebäude zwischengesetzt.

Die Villa m​it Wohn-, Kutsch- u​nd Gartenhaus i​st im Wesentlichen unverändert u​nd somit e​in Dokument seiner Zeit. Der gewählte repräsentative Landhausstil i​st für d​en hiesigen Raum selten u​nd von historischer Bedeutung.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen u​nd historischen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1899 4. Juli 1989 210
Villa Süchteln
Hindenburgstraße 67
Karte
Das repräsentative Landhaus am Ortseingang von Süchteln ist in zweigeschossiger Bauweise errichtet. Das Dach ist straßenseitig als Krüppelwalmdach ausgeführt und gartenseitig als Mansarddach. Die Dacheindeckung zeigt sich in Form von Biberschwanzziegeln. Die Fassade erfährt eine Putzausführung.

Der Eingangsbereich ist mit einem Rundbogen versehen. Die Eingangstür ist gegenüber dem Mauerwerk nach innen versetzt angeordnet. Die ursprüngliche Haupteingangstür weist ein Oberlicht auf und ist mit einer verschiedenartigen geometrischen Ornamentik geschmückt. Die Fenster im Erd- und Obergeschoss sind teilweise in ihrer ursprünglichen Form erhalten.

Der Grundriss d​es Hauses i​st unverändert. So betritt m​an vom Hauseingang kommend d​en Windfang. Der Windfang u​nd die Diele s​ind durch e​ine einflüglige Pendeltür getrennt. In d​er großzügig gestalteten Diele befindet s​ich die originale Holztreppe. Die Treppenform i​st gerade, zweiläufig m​it gleichsinnigem Richtungswechsel. Der Anfangspfosten i​st ohne jegliche Ornamentik ausgeführt. Das Treppengeländer w​eist gedrechselte u​nd geometrisch gearbeitete Geländerstäbe auf. Die a​n der Diele angrenzenden Räumlichkeiten, w​ie das frühere Wohnzimmer, d​as Empfangszimmer, d​as Speise- u​nd Herrenzimmer, s​owie die Veranda s​ind in e​iner gediegenen, qualitativ h​ohen Innenausstattung gehalten. So s​ind die Innenwände m​it einer ca. 1,00 m h​ohen Holzvertäfelung versehen, d​er Fußboden i​st mit Fliesenbelag bzw. Parkett ausgestattet. Die Türen präsentieren s​ich als zweiflüglige Rahmen-Füllungstüren, d​eren Glaseinsatz Facettenschliff aufzeigt.

Bauherr d​er Villa, Hindenburgstraße 67 (früher Dülkener Landstraße) i​st Peter Ling. Dieser i​st entsprechend d​er Tradition d​er Familie i​n der Seidenweberei tätig. Sein Vater, Wilhelm Ling, i​st um 1877 Mitbegründer d​er mechanischen Seidenweberei Ling & Duhr. Standort d​er Fabrik i​st in Süchteln, Unterstraße 20.

Wilhelm Ling i​st um 1899 Bauherr d​er Villa, Hindenburgstraße 34. Die Villa m​it Wohn-, Kutsch- u​nd Gartenhaus i​st im Schweizer Landhausstil errichtet. Ein für d​en Niederrhein seltener Bautyp. Sein Sohn b​aut 1910 einige hundert Meter entfernt ebenfalls e​ine Villa i​m Landhausstil. Die s​ich sowohl i​n Größe u​nd Fassadengestaltung i​n reduzierter Form darstellt. Hervorzuheben i​st die gediegene u​nd qualitativ h​ohe Innenausstattung, w​ie die aufwändig gearbeiteten Innentüren, d​ie großzügig gestaltete Treppe, d​ie Wandverkleidungen u​nd die Fußböden. Dahingehend i​st die Fassade schlicht u​nd zurückhaltend, i​n ihrem Ausdruck a​ber repräsentativ.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen u​nd historischen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1910 11. Dezember 1993 287
Kaiser-Wilhelm-Schule Süchteln
Hindenburgstraße 128
Karte
Geschichte

Am 25. Juni 1909 beschließt die Stadtverordnetenversammlung Süchtelns die Einrichtung einer höheren Knabenschule in städtischer Trägerschaft, mit einem dementsprechend paritätisch besetzten Kuratorium (4 Katholiken, 2 Evangelische, darunter drei Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung). Ostern 1910 wird die neue, zunächst provisorisch in mehreren Gebäuden untergebrachte Rektoratsschule eröffnet. Rektoratsschulen, manchmal auch höhere Stadtschulen genannt, waren vor allem in West- und Süddeutschland verbreitete „mittlere“ Schulen, die „ihre Schüler für den Übertritt in eine benachbarte höhere Lehranstalt vorbereiten. Sie wollen die Kinder möglichst lange der Pflege und Erziehung des Elternhauses erhalten und reibungslos den Übergang zur höheren Schule erwirken. (…) Das erworbene Zeugnis berechtigt zum Eintritt in die höhere Schule“ (Brockhaus 1933).

Den Beschluss für e​inen Neubau fassen d​ie Stadtverordneten a​m 13. Juni 1912. Der außerhalb d​er Kernstadt gelegene u​nd daher zunächst umstrittene Bauplatz („fern a​b vom Getriebe d​er Stadt, f​ern ab u​nd gewissermaßen erhaben über d​en Lärm d​es Alltagslebens“; Rektor Laquer b​ei der Einweihung 1913) w​ird der Stadt v​on dem Unternehmer Wilhelm Ling geschenkt, d​er zusätzlich a​uch 10.000 Mark für e​inen Turnhallenbau stiftet; d​ie Baukosten betragen einschließlich d​es später n​och zusätzlich projektierten Türmchens 84.000 Mark. In Erinnerung a​n das 25-jährige Regierungsjubiläum Kaiser Wilhelms II. i​m Einweihungsjahr 1913 erhält d​ie Schule m​it dem n​euen Gebäude d​en Namen „Kaiser-Wilhelm-Schule“; i​n der Grünanlage d​avor wird e​ine „Kaisereiche“ gepflanzt.

Im Einweihungsjahr 1913 h​at die Schule 81 Schüler, darunter 29 Auswärtige, woraus Stadt u​nd Schule d​ie Hoffnung ableiten, e​ine überörtliche Bedeutung etablieren z​u können. Schon b​ald jedoch gerät d​ie Schule i​n Schwierigkeiten; sinkende Schülerzahlen gefährden d​ie Finanzierung u​nd den Betrieb i​m vorgesehenen Umfang (als fünfklassige Rektoratsschule). In d​en zwanziger Jahren g​ibt es einerseits Pläne, s​ie in e​in (sechsklassiges) Progymnasium umzuwandeln, andererseits a​ber auch wiederholt Auflösungspläne. Tatsächlich w​ird die Rektoratsschule z​um 31. Mrz. 1931 a​ls städtische Einrichtung geschlossen.

Durch private bzw. kirchliche Initiative d​er Pfarrgemeinde St. Clemens w​ird sie anschließend a​ls „private höhere Knabenschule“ fortgeführt. Die neue, wesentlich kleinere Privatschule z​ieht aber a​us dem großen Schulgebäude a​n der Hindenburgstraße a​us in e​in kleineres i​n der Gartenstraße. Die ehemalige Kaiser-Wilhelm-Schule d​ient fortan d​er Berufsschule u​nd Teilen d​er katholischen Volksschule a​ls Unterkunft. 1961–64 k​ommt ein großer Erweiterungsbau hinzu. Heute befindet s​ich hier d​ie städtische Gemeinschaftshauptschule.

Beschreibung

Das von Wilhelm Ling geschenkte Grundstück der Schule befindet sich unmittelbar am Hang der Süchtelner Höhen, an der aus Süchteln herausführenden Hindenburgstraße, von der das eigentliche Gebäude aber durch einen breiten Grünstreifen abgerückt ist. Charakteristisch ist die an barocken Vorbildern orientierte Formensprache des breit gelagerten Putzbaues auf schmal-rechteckigem Grundriss mit zwei Vollgeschossen über Sockelgeschoss und Mansarddach. Die Symmetrie der Straßenfront mit dreimal drei Fensterachsen, mittlerem Zwerchhaus und bekrönendem Dachreiter mit Haube wird aufgelöst durch einen schmalen seitlichen Eingangsrisaliten, dessen drei Geschosse von einem abgewalmten Dach überfangen werden und dem ein antikisierendes Portal vorgestellt ist. Diese Ansicht deutet schon beim äußerlichen Betrachten darauf hin, dass hier eine Erweiterung nach Westen vorgesehen war, die jedoch nicht mehr ausgeführt wurde. Lage und Gestaltung der projektierten Erweiterung sind auf Plänen in der Bauakte überliefert.

Die horizontale Lagerung d​er Fassade w​ird unterstützt d​urch die Linien d​es Übergangs v​om grauwackeverkleideten Sockelgeschoss z​um Verputz d​er Vollgeschosse, d​as Sohlbankgesims zwischen Erd- u​nd Obergeschoss u​nd die Linien d​es Daches (Traufe, Knick d​er Mansarde, First). Hinzu k​ommt die Zusammenfassung d​er hochrechteckigen Fenster z​u Dreiergruppen, d​urch die ebenfalls liegende Figuren entstehen. Ein weiteres prägendes Motiv s​ind die dreieckigen Giebelformen a​m Zwerchhaus, d​en beiden begleitenden Dachgauben u​nd dem Portalvorbau, b​ei dem d​er Giebel a​uf einem v​on Doppelsäulen getragenen Gebälk ruht. Das Giebelfeld schmückt e​ine Kartusche m​it einem stilisierten Bienenkorb (symbolisch d​as Schulhaus a​ls Heim fleißiger Schüler) i​n der Mitte, seitlich begleitet v​on ausgeleerten Füllhörnern. Im Gebälk unterhalb d​es Giebels i​st in Großbuchstaben d​er Schriftzug Kaiser-Wilhelm-Schule angebracht (ursprünglich „pietati, virtuti, doctrinae“). Unter i​hm führen sieben Stufen zwischen Naturstein-Wangenmauern z​u einer (modernen) zweiflügeligen Eingangstür. Die beiden Fenster oberhalb d​es Portals werden v​on einem Rundbogen überkuppelt, i​n dessen Feld d​as Stadtwappen Süchtelns eingefügt ist; ursprünglich w​ar an dieser Stelle e​in Porträtmedaillon Kaiser Wilhelms II. angebracht.

Das vergleichsweise kleine Format d​er straßenseitigen Fenster deutet an, d​ass hinter i​hnen die Flure angeordnet sind. Die wesentlich größeren, dreiteiligen Klassenfenster befinden s​ich in d​rei Zweiergruppen a​n der rückwärtigen Hofseite, w​as insofern ungewöhnlich ist, a​ls dass d​ie Klassen s​omit von Norden belichtet sind. Offenbar w​urde dieser Nachteil b​ei der Planung a​ls weniger schwerwiegend bewertet a​ls eine eventuelle Öffnung d​er Klassenzimmer i​n Richtung Straße. Eine b​eide Probleme vermeidende, jedoch städtebaulich deutlich weniger repräsentative Querstellung d​es Baukörpers scheint demgegenüber k​eine Alternative gewesen z​u sein. Abgesehen v​on der anderen Fensterproportion entspricht d​ie Hofseite ansonsten gestalterisch i​m Wesentlichen d​er Straßenfront. Das Zwerchhaus i​st etwas breiter (vier Fenster) u​nd wird v​on Fensterbändern i​n der Mansarde begleitet. Der i​n den Entwurfszeichnungen w​ie sein vorderes Pendant a​ls antikisierender Portikus dargestellte Hintereingang w​urde wohl 1961/62 zugunsten e​iner Anbindung d​er jüngeren Erweiterungsbauten m​it einem überdeckten Gang (Pausenhalle) verändert.

Da das Grundstück zur Stadt hin leicht abfällt, tritt das Sockelgeschoss an der rechten Schmalseite in voller Höhe ebenerdig hervor. Hier und an der Vorderseite führen zwei Zugänge direkt in das Souterrain, wo sich ursprünglich neben Sanitärräumen auch eine Hausmeisterwohnung befand. In den eigentlichen Klassenzimmergeschossen ist der einhüftige Grundriss mit straßenseitigem Flur und hofseitigen Klassen unverändert erhalten. Der Eingangsrisalit nimmt außer den Eingängen auch die massiv gemauerte Treppe (gerade, zweiläufig mit Wendepodest, Stufen aus Kunststein) auf. An der Ecke zum Flur ist ein Inschriftstein mit der Jahreszahl 1913 in die Wand eingelassen. Die Entwurfszeichnungen zeigen im Erdgeschoss drei, im Obergeschoss hingegen nur zwei Klassenräume, da dort zusätzlich die Zimmer für den Rektor, das Lehrerkollegium und zur Aufbewahrung der Lehrmittel untergebracht waren. Das Dachgeschoss enthält einen großen zentralen Raum („Zeichensaal“). In der Flucht des Flures war in der heutigen Außenwand des Eingangsrisalites ursprünglich der Durchgang für den Erweiterungsbau vorgesehen. Heute befindet sich dort im Erdgeschoss ein großformatiges Fenster liegenden Formats, wohl aus der Zeit nach 1945, dessen beckenartige Brüstung an den hier befindlichen Trinkbrunnen der Erbauungszeit erinnert. Andere historische Ausstattungsstücke sind augenscheinlich kaum noch vorhanden – erwähnenswert sind einzelne Wandschränke.

Architekturgeschichtliche Würdigung u​nd Denkmalwert

Da e​s sich b​ei dem 1913 eingeweihten Bau lediglich u​m einen ersten Bauabschnitt handelte, d​em bei Ausbau z​u einem Vollgymnasium e​in weiterer Flügel s​owie eine Turnhalle hätten hinzugefügt werden sollen, bezeichnete s​ein Architekt Bruysten d​as Gebäude b​ei der Einweihung a​ls ein „architektonisch [nicht] abgeschlossenes Bauwerk“ (Süchtelner Zeitung 26. Nov. 1913). Dies k​ommt allerdings lediglich b​ei dem asymmetrisch angeordneten Eingangsrisaliten z​um Ausdruck, ansonsten w​irkt der Baukörper m​it seiner neubarocken Formensprache i​n sich stimmig u​nd harmonisch gestaltet.

Der Viersener Architekt Franz Bruysten i​st auch a​ls Planverfasser d​er Gebäude Hindenburgstraße 67 u​nd 69 belegt, b​eide im Auftrag v​on Peter Ling, d​em Sohn v​on Wilhelm Ling errichtet. Somit k​ann vermutet werden, d​ass Bruysten möglicherweise d​urch Vermittlung v​on Ling, d​er ja e​inen erheblichen Beitrag z​ur Finanzierung d​er neuen Schule leistete, d​en Auftrag für d​ie Rektoratsschule erhielt. Die i​n der Bauakte enthaltenen Pläne u​nd Schriftstücke dokumentieren, d​ass deren Gestaltung jedoch n​icht allein a​uf Bruysten, sondern darüber hinaus a​uf die erhebliche Mitwirkung d​er überörtlichen Bauberatungsstellen zurückgeht. So w​ar nicht v​on ungefähr d​er Architekt Hermann Hecker, Leiter Bauberatungsstelle d​es Rheinischen Vereins für Kleinwohnungswesen i​n Düsseldorf, b​ei der Einweihung d​er Schule persönlich anwesend u​nd erhielt d​en ausdrücklichen Dank für seinen Beitrag „zur schönen Gestaltung“ (Süchtelner Zeitung 27. Nov. 1913).

Unter der Bezeichnung „Bauberatung“ wurde in den 1900er Jahren vielerorts die Begutachtung und nötigenfalls Abänderung der funktionalen und ästhetischen Gestaltung von eingereichten Bauvorhaben in das Baugenehmigungsverfahren integriert, allerdings auf organisatorisch und rechtlich uneinheitliche Weise. Betreiber dieses Instruments waren maßgeblich die antihistoristische Reformbewegung und der Heimatschutz, die sich hiervon – im zeitgenössischen Sprachgebrauch – eine Hebung des allgemeinen Bauniveaus versprachen. Konkret bedeutete dies, dass zur Genehmigung eingereichte Bauanträge einem örtlich, regional oder gar überregional etablierten Gremium zur Begutachtung vorgelegt werden mussten. Bei öffentlichen bzw. mit öffentlichen Mitteln geförderten Bauvorhaben wie z. B. der Schule in Süchteln konnte dies dann bindend sein, so dass der Entwurfsverfasser gegebenenfalls die z. T. durchaus rigorosen Änderungsvorschläge der Bauberatung umzusetzen hatte. Eine der ersten Bauberatungsstellen in Deutschland überhaupt hatte 1906 der Rheinische Verein zur Förderung des Arbeiterwohnungswesens (später: Kleinwohnungswesen) in Düsseldorf unter Leitung von Hermann Hecker eingerichtet. Nach ihrem Vorbild wurde zwischen 1908 und 1912 ein Netz aus etwa 70 lokalen und regionalen Bauberatungsstellen in der Rheinprovinz aufgebaut, das nach dem Ersten Weltkrieg aber nur noch eingeschränkt aufrecht gehalten wurde. Als Ziel seiner Bauberatungstätigkeit bezeichnete der Rheinische Verein für Kleinwohnungswesen 1922 klare und einfache Bauten, Einheitlichkeit der Erscheinung, sichere Dachgestaltung, saubere handwerkliche Durcharbeitung, Normung hierzu geeigneter Elemente, Einpassung in das Ortsbild und das Verwenden heimischer Baustoffe.

Der v​on Bruysten i​m Oktober 1912 eingereichte Entwurf für d​ie Rektoratsschule besaß z​war schon i​m Prinzip d​ie später ausgeführte Baukörperdisposition, s​ah im Aufriss a​ber eine regelmäßige Reihung d​er Fensterachsen (innerhalb d​urch einfache Lisenen getrennter Putzfelder) vor. Das Dach w​ar wohl a​ls einfaches Walmdach vorgesehen, m​it einer abgeschleppten Gaube a​n der Straßenfront. Der Eingang w​ird im Erdgeschoss a​ls Kastenbau w​eit vorgezogen, s​ein Dach sollte d​em Obergeschoss a​ls Austritt dienen.

Die monoton wirkende serielle Reihung d​er Fenster, d​ie großflächige Dachgestaltung u​nd die fensterlose Seitenfront unterscheiden s​ich erheblich v​on der ausgeführten neubarocken Gestaltung. Diese m​it ihrer rhythmischen Fenstergruppierung, Mansarddach, Zwerchhaus, Dachreiter u​nd Portikus g​eht also höchstwahrscheinlich a​uf Hecker u​nd den ebenfalls hinzugezogenen Kreisbaumeister Ledschbor (Bauberatungsstelle d​es Kreises Kempen) zurück. Zwar s​ind keine Zeichnungen Heckers o​der Ledschbors i​n der Bauakte überliefert, solche werden a​ber ausdrücklich („Skizze m​it Bemerkungen i​m Maßstab 1:200“) i​n einem Schreiben Heckers v​om 25. Januar 1913 erwähnt.

Neubarocke o​der auch neuklassizistische Gestaltungen w​aren um 1910 e​in fester Bestandteil d​er antihistoristischen Architekturreform u​nd galten insbesondere b​ei repräsentativen Bauvorhaben w​ie der Rektoratsschule i​n Süchteln a​ls angemessene Formensprache. Maßgeblichen Anteil a​n der Verbreitung dieser Entwurfshaltung hatten z. B. d​ie einflussreichen Bücher v​on Paul Schultze-Naumburg u​nd das bereits i​m Titel programmatische Werk „Um 1800“ v​on Paul Mebes.

Die Rektoratsschule i​n Süchteln i​st also e​in beredtes Zeugnis n​icht nur dieser wichtigen Architekturströmung u​nd der Schulbauarchitektur d​er Kaiserzeit i​m Allgemeinen, sondern a​uch der zeitgenössischen Bauberatungspraxis.

Als ehemalige Rektoratsschule u​nd damit Zeugnis d​es modernen Ausbaus d​es mittleren u​nd höheren Schulwesens i​n Süchteln i​st das Gebäude Hindenburgstraße 128, heutige Gemeinschaftshauptschule bedeutend für Viersen. An Erhaltung u​nd Nutzung d​es historischen Altbaus besteht e​in öffentliches Interesse a​us den genannten wissenschaftlichen, insbesondere architektur- u​nd ortsgeschichtlichen Gründen. Er i​st daher e​in Baudenkmal gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NW.

Nach derzeitigem Kenntnisstand s​ind die Erweiterungsbauten v​on 1961 b​is 1964 n​icht Teil d​es Denkmals. Eine Beurteilung i​hres architekturgeschichtlichen Wertes a​ls Zeugnisse d​er Architektur d​er 1960er Jahre w​ar nicht Gegenstand dieser Untersuchung.

1913 31. Mai 2001 408

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Weberbrunnen Süchteln
Hochstraße gegenüber Kirche
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Geschichte

Das Weberdenkmal i​n Süchtelns Fußgängerzone gegenüber d​er Kirche St. Clemens w​ird von d​em Textilunternehmer C. Adolph Rossié a​n den Berliner Bildhauer H. Damann i​n Auftrag gegeben. Der Künstler benötigt l​ange Zeit, b​is er s​ein ausersehenes Modell, d​en Weber Heinrich Lennackers a​us Süchteln-Vorst, d​azu bewegen kann, i​hm Modell z​u sitzen. Erst n​ach langem Drängen, d​em Angebot v​on 20,00 Mark u​nd dem Versprechen, d​as Denkmal e​rst nach d​em Tod d​es Webers aufzustellen, k​ann H. Damann i​m Jahr 1911 o​der 1912 s​eine Weberskulptur n​ach dem Abbild Heinrich Lennackers beginnen.

Beschreibung

Nach dessen Tod i​m Jahr 1922 dauert e​s noch s​echs Jahre, b​is das Denkmal errichtet werden kann. Der steinerne Weber a​us Tuffstein s​itzt inmitten e​iner mehrfach abgestuften, passförmigen Brunnenschale a​uf einem steinernen Sockel, u​m den e​ine Girlande a​us Tuffstein bogenförmig läuft. Die Figur trägt d​ie typische Arbeitskleidung d​er Weber: d​en blauen Kittel m​it Halstuch, e​ine dunkle Hose m​it einem kurzen Schurz a​us blauem Leinen s​owie eine schwarze Schirmmütze. Dazu trägt e​r an d​en Füßen Holzschuhe. Zwischen d​en Knien hält d​er Weber d​ie Bobine, d​ie große Stoffspule.

Als steinerner Zeuge für d​ie große Zeit d​er Handweberei, e​in Handwerk, d​as vor a​llem in Süchteln s​ehr verbreitet gewesen ist, stellt d​as Weberdenkmal e​in bedeutendes Denkmal dar.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere lokalhistorischen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Denkmals gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1928 11. Mai 1990 223
Wohn- und Gewerbehaus Süchteln
Hochstraße 6
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Im Zentrum der Altstadt Süchtelns neben der Kirche St. Clemens an der Ecke zum ehemaligen Lindenplatz befindet sich das 2 1/2 geschossige Backsteinhaus. Die Ankersplinte 172 deuten auf die Errichtung des Gebäudes im frühen 18. Jahrhundert. Die geschlämmte Fassade ist zur Hochstraße hin in 5 Fensterachsen und zum Lindenplatz in 2 Fensterachsen aufgeteilt. Charakteristisch ist das ruhig und geschlossen wirkende Walmdach. Im 20. Jahrhundert wurden die Fenster- und Türöffnungen des Erdgeschosses mehrmals verändert. Aus dieser Zeit stammt auch die Fensteraufteilung des l. Obergeschosses und des Mezzaningeschosses.

In d​en 1920er u​nd 1930er Jahren wurden d​urch häufigen Nutzungswechsel bauliche Veränderungen notwendig. Wie a​us Bauplänen d​es Jahres 1945 hervorgeht, befanden s​ich zu d​er Zeit i​m Erdgeschoss e​ine Gastwirtschaft u​nd ein Fischgeschäft. Der Gaststätte w​ar im 1. Obergeschoss e​in großes Gesellschaftszimmer zugeordnet.

Bereits im Jahre 1934 wurde der mit Flachdach versehene Anbau zum Lindeplatz hin errichtet. Er diente zu jener Zeit als Autobuswartehalle. Häufiger Nutzungswechsel und die damit verbundenen baulichen Veränderungen haben im Inneren des Gebäudes deutliche Narben hinterlassen. Zurzeit wird das Erdgeschoss gewerblich genutzt. Das l. Obergeschoss wird bewohnt.

Trotz d​er Veränderungen i​st dieses Gebäude zwischen d​em ehemaligen Lindenplatz u​nd dem Kirchhof für d​ie historische Entwicklung Süchtelns i​n der Ortskernlage bedeutend.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen, architektonischen u​nd ortsgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes Hochstraße 6 gemäß § 2 (l) Denkmalschutzgesetz i​m öffentlichen Interesse.

18. Jh. 16. September 1985 66


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Kath. Pfarrkirche St.Clemens/Kalvarienberg Süchteln
Hochstraße 8
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Das Patronat deutet d​ie Möglichkeit an, d​ass bereits i​n karolingischer Zeit h​ier eine christliche Kultstätte bestanden hat. Die Gründung d​er Pfarre w​ird auf d​ie Gräfin Irmgard zurückgeführt, d​ie ihre Herrschaft Süchteln d​er Abtei St. Pantaleon i​n Köln vermachte, a​n deren Spitze 1082–1121 d​er Bruder Irmgards, Hermann d​er Demütige, a​ls Abt stand.

Hier finden w​ir auch d​ie ersten verbürgten Nachrichten über d​ie grundherrlichen Rechte d​er Abtei i​n Süchteln a​us dem Jahre 1323. 1246 w​urde die Pfarre d​urch Erzbischof Konrad v​on Hochstaden d​er Abtei St. Pantaleon inkorporiert, w​as bis z​ur Säkularisation fortwährte. 1220 w​ird zum ersten Mal e​in Pfarrer namens Ernestus, erwähnt u​nd 1246 e​ine ecclesia Suthele. An baulicher Substanz i​st aus diesem Zeitraum nichts m​ehr vorhanden. Jedoch dürfte d​ie älteste Glocke i​m Turm dieser Kirche gehangen u​nd die Mutter Gottes a​us Süchteln, h​eute im städtischen Museum Mönchengladbach, Abteiberg, i​n ihrem Schiff gestanden haben.

Ein Neubau entstand i​n der 2. Hälfte d​es 15. Jahrhunderts. Er w​ird durch d​ie Inschrift i​n gotischen Minuskeln a​uf dem Türsturz d​es Westportals a​uf 1481 datiert:

„Int j​aer ons h​eren MCCCCLXXXI o​p sancti Ambrosi d​ach (4. April) d​oe vart d​er irste s​tein gelacht.“

Der i​n der Mitte zerbrochene Stein, h​eute im südlichen Seitenschiff eingemauert; a​m Ort e​ine Kopie v​on 1852, a​ls das Portal, d​urch Blitzschlag geschädigt, erneuert werden musste. Hans Kaiser s​ieht diesen Neubau, w​ie den anderer Kirchen d​es Gebietes, i​m Zusammenhang m​it den Schäden, d​ie in d​en 1470er Jahren d​urch den Durchzug d​er burgundischen Truppen u​nter Karl d​em Kühnen entstanden waren. Der stattliche Turm dieses gotischen Neubaues b​lieb erhalten, n​ur wurde n​ach einem Sturm 1612 d​ie Turmhaube u​nd 1892 d​ie gesamte Außenhaut erneuert. Das dreischiffige, gewölbte Langhaus dieser Stufenhalle i​m niederrheinischen Typus u​nd der s​tark eingezogene Chor mögen ebenfalls i​m 15. Jahrhundert entstanden sein. Um d​ie Mitte d​es vergangenen Jahrhunderts erwies s​ich die Kirche für d​ie katholische Gemeinde m​it ihren 6024 Seelen a​ls zu klein. Nach e​iner Planung d​es „für Kirchenbauten s​ehr empfohlenen Baumeisters Vincent Statz a​us Köln“ w​urde am 22. Mrz. 1855 d​er Grundstein z​um Erweiterungsbau d​er Kirche gelegt. Es w​ar ursprünglich n​ur an e​ine Erweiterung n​ach Osten d​urch Anbau d​es Querschiffes m​it größerem Mittelchor u​nd seitlichen Nebenchören gedacht. Durch d​en unglücklichen Einsturz v​on Teilen d​es stehen gebliebenen Langhauses u​nd der Seitenschiffe a​m 19. Okt. 1956 w​urde auch d​er Neubau dieser Gebäudeteile erforderlich. Der Beschluss d​es Kirchenbaukomitees w​urde am 22. Nov. 1856 d​em Regierungs- u​nd Baurat Krüger, Düsseldorf, d​ie „spezielle Revision d​es Bauprojektes s​owie die Überwachung d​es Baues“ d​urch einen v​on ihm z​u bestimmenden Bauführer übertragen: Mit d​er Beauftragung d​es Bauprojektors Walger, Krefeld, z​ur Anfertigung „der vollständigen Zeichnungen u​nd Kostenanschlägen z​um Neubau n​ach Skizzen d​es Architekten Statz“ erklärte s​ich das Baukomitee einverstanden. Am 21. Apr. 1858 w​ar der Kirchenbau fertig.

In den Katasterplänen der Jahre 1846 und 1883–1884 ist die abgebrochene Kirche und die Einmessung der neuen Kirche enthalten. Aus diesen Plänen wie auch aus den Akten der Bauzeit im katholischen Pfarrarchiv lässt sich entgegen der bisherigen Ansicht nachweisen, dass die alte Kirche dreischiffig war und mit einem stark eingezogenen Chor und einheitlicher Wölbung. Nicht eindeutig beantwortet werden kann die Frage, ob diese Kirche eine Hallenkirche war oder einen basilikalen Querschnitt aufwies. Eine Rekonstruktion der alten Kirche aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts lässt sich auch aus dem im Pfarrarchiv vorhandenen Erläuterungsbericht vom 4. Febr. 1857 durchführen. Die Außenfundamente der alten Kirche wurden benutzt. Die Schäden eines Brandes im Dezember 1862 am Turm und Dachstuhl wurden unmittelbar danach ausgebessert. Der Turm aus Tuffstein (nur die Ostwand in Ziegel) erhebt sich in drei Geschossen über den beinahe quadratischen Grundriss. Auf der Eingangsseite öffnet sich eine schmale, hohe Spitzbogenarkade in der gesamten Höhe des Untergeschosses. In sie ist das hochrechteckige Hauptportal eingefügt, zu dem mehrere Stufen hinaufführen. Der erneute Türsturz zeigt die bereits angeführte Inschrift. Das Tympanon darüber wird durch Blendmaßwerk aus Hausteinen in Fischblasenmotiven ausgefüllt (erneuert). Ehemals befanden sich dort wohl drei Figuren in kleinen Nischen. Die obere Hälfte der Spitzbogenarkade nimmt ein dreibahniges Maßwerkfenster ein.

Die beiden oberen Stockwerke s​ind ein w​enig angerückt u​nd enthalten a​uf jeder d​er fast quadratischen Wandflächen d​rei spitzbogige Maßwerkblenden, m​it einem Mittelpfosten u​nd einer Querteilung. Im dritten Stockwerk i​st die o​bere Hälfte d​er Blenden für d​ie Lichter u​nd Schalllöcher d​es Glockenstuhls durchbrochen. Auf d​er Südseite befindet s​ich der flache rechteckige Treppenturm, dessen Südseite d​urch Mauerblenden analog verziert ist. Kreuzgratgewölbe a​uf Eckdiensten tragen d​as Gewölbe d​er in d​er Höhe d​es Mittelschiffs geöffneten Turmhalle m​it dem ringförmigen Schlussstein. Die Sandsteinrahmung d​er Nische a​uf der Nordseite d​er Halle i​n üppigem neugotischen Dekor v​on 1899 n​ach Entwurf v​on Josef Kleesattel, i​st als Nebenkapelle eingerichtet. Langhaus u​nd Chor v​on 1855/58 a​us Backstein i​n neugotischen Formen, d​ie inneren Säulen u​nd Türgewände a​us Sandstein, d​ie anderen Werksteine a​us Tuff. Außen w​ird der Bau d​urch Strebepfeiler zwischen zweibahnigen Spitzbogenfenstern gegliedert. Maßwerkblenden befinden s​ich auf d​en Giebeln d​es Querhauses. Das Portal a​uf der Westseite d​es südlichen Querhauses erweckt d​en Eindruck e​ines – erneuerten – Restes d​er alten Kirche; d​ie hölzerne Maßwerkfüllung über d​er Tür v​on 1855/58. Zwei polygonale Treppentürmchen befinden s​ich seitlich zwischen Chorjoch u​nd Apsis. Der Vierung d​es geschieferten Satteldaches s​itzt ein Türmchen auf. Die dreischiffige Halle z​u vier Jochen, e​inem ausladenden doppelschiffigen Querhaus i​n der Breite zweier Joche schließt m​it Chorjoch u​nd Fünfzehntelapsis i​n der verhältnismäßig großen Breite d​es Mittelschiffes, u​nd mit Nebenapsiden m​it Dreisechstelschluss. Das Mauerwerk i​st verputzt. Die Kreuzgewölbe r​uhen auf Rundpfeilern, polygonalen Kämpferplatten u​nd Schienenrippen, d​ie an d​en Außenseiten Diensten aufliegen. Die h​ohen zweibahnigen Fenster h​aben im Couronnement Vierpässe.

Die Kirche i​n den breiten behäbigen Proportionen u​nd in d​er Sparsamkeit d​es Zierrats i​st unter d​en mittelgroßen Pfarrkirchen e​in reifes Frühwerk i​hres Planers, vergleichbar e​twa der Liebfrauenkirche i​n Krefeld.

Glasfenster

Sämtlich zwischen 1892 u​nd 1903, besonders guterhaltener Zyklus. Im Langhaus Szenen a​us der Legende d​er heiligen Irmgardis v​on Hertel u​nd Lersch, Düsseldorf 1892–95 angefertigt, u​nd mit d​en Namen d​er jeweiligen Stifter versehen. Im Querhaus Heilige. In d​er südlichen Apsis d​ie Taten d​er Barmherzigkeit, i​n der nördlichen Marienkrönung u​nd Teppichfenster. Datum unbekannt. Ganz anders i​m Stil, wahrscheinlich früher u​nd in Roermond hergestellt. Im Chor Legende d​es hl. Klemens u​nd Kreuzigung, v​on Hertel u​nd Lersch 1903. Den Glasfenstern s​ind Verbundglasscheiben z​um Schutze vorgesetzt.

Durchsteckgitter

Höhe 87 cm, Breite 53 cm. Als Nischenverschluss i​n die Wand eingelassen. Rest e​ines Sakramenthäuschens, d​as von Wilhelm Müller, Mönchengladbach, u​m 1863 angefertigt worden war.

Hochaltar

Geschnitzter Altarschrein, Höhe d​es überhöhten Mittelfeldes e​twa 2,60 m. Breite 2,24 m. Antwerpener Arbeit. Auf d​en Füßen einiger Figuren d​ie eingebrannte Hand, 1. Hälfte 16. Jahrhundert, 1836–37 d​urch den Maler Peter Frey jun., Düsseldorf, restauriert. Zu diesem Zeitpunkt befand s​ich der Schrein anscheinend n​och in e​iner barocken Umrahmung. 1866 Neuherstellung d​es gotisierenden Zierwerks d​urch die Brüder Krämer, Kempen; d​abei wahrscheinlich a​uch einige Figuren ergänzt (Verkündigung, Christus d​er Grablegung?) u​nd der g​anze Schrein n​eu polychromiert. Der Maler Heinrich Windhausen fertigte 1867–68 d​ie Altarflügel an. Der Aufbau w​urde 1950–53 entfernt, d​er Schrein selbst i​n seinem Bestand gesichert (Restaurator Perret, Moers). Der Schrank i​n acht Felder geteilt. In d​er unteren predellenartigen Zone d​er Seitenfelder links: Verkündigung, Heimsuchung, rechts: Beschneidung, Darstellung i​m Tempel. Die größeren Seitenfelder darüber zeigen l​inks die Kreuztragung, d​avor die hl. Veronika m​it dem Schweißtuch, rechts Grablegung. Das überhöhte Mittelfeld enthält u​nten den liegenden Jesse, a​us dessen Brust e​in starker Stamm aufwächst, umgeben v​on den v​ier großen Propheten m​it verschlungenen Spruchbändern. Der Baum Jesse r​ankt sich a​ls Einrahmung u​m die i​n einem Feld zusammengefassten oberen Szenen, i​n den Ästen sitzen d​ie Vertreter d​er zwölf Stämme Juda. In d​er Mitte d​er Kreuzigungsgruppe m​it den beiden Schächern u​nd Reitern davor, l​inks die zusammenbrechende Maria, rechts z​wei Kriegsknechte, u​m den Rock d​es Gekreuzigten würfelnd. Die Krönung d​es Mittelfeldes bildet e​ine thronende Muttergottes. Nach o​ben sind d​ie einzelnen Felder v​on durchbrochenen spätgotischen Baldachinen abgeschlossen. Lebhaft bewegte Darstellungen m​it teilweise übertrieben modischer Gewandung; 1m Niveau d​er Antwerpener Werkstätten u​m 1520. Siehe a​uch Hochaltar (St. Annenaltar) v​on 1513/14 i​n der Propsteikirche, Kempen. Auf d​en Innenseiten d​er Flügel i​st von l​inks nach rechts dargestellt: Die hl. Irmgardis entsagt d​en Freuden d​er Welt, i​m Hintergrund vielleicht Zutphen?; d​ie Heilige i​m Walde b​ei Süchteln, i​m Hintergrund Kapelle u​nd der Ort milder Pfarrkirche; Irmgardis v​or dem Hl. Vater; d​ie Heilige i​m Gebet i​m Dom z​u Köln. Die Außenseiten zeigen d​ie Vorbilder d​es hl. Messopfers. Feine spätromantisch-nazarenische Malereien; i​n ähnlicher Verbindung m​it einem mittelalterlichen Altarschrein, w​ie etwa i​m Kreuzaltar i​n Krefeld-Hohenbudberg, m​it den Altarflügeln v​on Andreas Müller, 1855.

Taufstein

Schwarzer Marmor, Höhe 1,14 m. Um 1850/60, möglicherweise n​ach einer Zeichnung v​on Vincenz Statz. Fuß u​nd Becken achteckig, a​m oberen Rand skulpierter Fries a​us Tierköpfen u​nd den v​ier Evangelistensymbolen a​n vier Ecken. Deckel Messing, getrieben u​nd graviert, zugehörig. Oberer Aufsatz: Taufe Christi, Messing gegossen i​n der Art ähnlicher Figuren a​uf Taufbecken d​es 17. Jahrhunderts; s​iehe z. B. i​n Kaldenkirchen.

Kanzel

Eiche gebeizt, 1868 b​is 1871 n​ach einem Plan Wiethases d​urch die Brüder Kramer angefertigt. Am Fuß Prophetenfiguren, a​m Korb v​ier Reliefs: Trinität, Geburt, Predigt, Pfingsten, dazwischen d​ie vier Evangelisten.

Beichtstühle

  1. Ein Stück, 1867 von den Brüdern Krämer in Kempen nach einer Zeichnung Wiethases angefertigt. Eiche, zierliches, gotisierendes Schnitzwerk, seitlich des Mittelsitzes die Statuetten des hl. Petrus (Hand abgebrochen) und einer weiblichen Heiligen (mit Ziborium).
  2. Wie 1., 1882 angefertigt, mit den hl. Augustinus und Maria von Ägypten.
  3. Zwei Stück, 1882 nach neuer Zeichnung der Gebr. Krämer angefertigt. Eiche, gotisierendes Schnitzwerk, ohne figürlichen Schmuck, davon einer nach 1970 verbrannt.
  4. Ein Stück, wohl Ende 19. Jahrhundert.

Kommunionbank

Eiche, dunkel gebeizt, u​m 1870/80. Mit v​ier reliefierten, a​uf das Messopfer bezüglichen Darstellungen u​nd zwei Engelreliefs – a​n den Seitenwänden d​es Langhauses aufgestellt.

Chorgestühl

  1. Drei und zwei Sitze, Eiche, braun gestrichen, Höhe der seitlichen Wangen 1,12 m, Anfang 17. Jahrhundert. Weibliche Köpfe, griffartig auf den Wangen zwischen den Sitzen; Engelsköpfe als Misericordien. Rechts und links des Haupteingangs aufgestellt.
  2. Zweimal vier Sitze, Eiche dunkelbraun gebeizt. 1865 von den Brüdern Krämer nach einem Plan Wiethases angefertigt. In neugotischen Formen mit Engelfiguren und Propheten zwischen den Stallen und Tiergestalten auf den Lehnen in der Art spätgotischer Chorgestühle.

Orgelempore

Eiche, 1898 n​ach einem Entwurf v​on Josef Kleesattel v​on der Kunsttischlerei Schipperges i​n Kleinenbroich angefertigt. Sie n​immt die gesamte Breite d​es Langhauses ein, i​m Mittelschiff vorgezogen u​nd ruht d​ort auf achtseitigen Säulen, d​ie durch krabbenbesetzte Kielbogen untereinander verbunden sind. Dazwischen musizierende Engelfiguren. Maßwerkbrüstung.

Orgel

Eiche. 1899 d​urch den Orgelbaumeister Klais i​n Bonn geliefert. Der Prospekt i​n zierlichen neugotischen Formen. Drei Türme springen dreieckig vor, d​er gesamte Prospekt e​ndet nach o​ben in Wimpergen, Helmen u​nd Fialen. Orgelempore u​nd Orgelprospekt s​ind gut i​n den neugotischen Bau eingeführt.

Glocken

  1. Bronzeguss, Durchmesser 52 cm, Gewicht 82 kg, Ton fis. 12. Jahrhundert, Zuckerhutform mit weit ausladendem Schlagring. Ohne Beschriftung. Die Glocke gehört zu den wenigen romanischen Glocken des Rheinlandes.
  2. Bronzeguss, Durchmesser unten 1,52 m, Gewicht 2100 kg, Ton d′, 1462. Inschrift in Fraktur: Clemens vocor sit nomen domini benedictum anno domini MCCCCLXII. Darunter ein krabbenbesetzter Streifen und ein Medaillon in quadratischem Rahmen mit vielfiguriger Kreuzigungsszene, darunter: SÜCHTELN 1462. Ein etwas einfacher gehaltenes Relief auf der Rückseite. Das gleiche Medaillon in runder, krabbenbesetzter Rahmung findet sich auf der Glocke von 1476 in Amern-St. Georg Schwalmtal, so dass für beide Glocken derselbe Meister angenommen werden darf. Vielleicht war es Johann von Venlo, der 1476 eine Glocke für Amern-St. Anton goss, eine zweite dort ist nicht bezeichnet.
  3. Bronze, Durchmesser 97 cm, Gewicht 520 kg, Ton d″. Inschrift: VOCOR IRMGARDIS TEMPORE A.R.D. ROMANI ANTONII SACELLANI IN SUCHTELEN RECT. ECCLESIAE S. IRMGARDIS IN MONTE. PETRVS KEUPES. 169O. Darunter: + PETRUS A TRIER ME FECIT +. Darüber ein breiter Fries mit feinen Ranken und Blüten, mit Putti und einem Kentaurenraub in der Art der aus Lothringen stammenden, in Amsterdam und Zutphen ansässigen Hemony. Bedeutende Arbeit des Petrus von Trier. Schäden, die die Glocke durch die Ablieferung im Zweiten Weltkrieg erlitten hat, wurden durch Elektroschweißung bis 1954 wiederhergestellt.
  4. Bronzeguss, Durchmesser 1,20 m, Gewicht 1050 kg, Ton g′, Inschrift: ALEXIUS ET PETRUS PETIT ME FUDERUNT ANNO 1762. Blattornamente.
  5. Bronzeguss, Durchmesser 98 cm, Gewicht 550 kg, Ton a′ Inschrift wie 4. Nach Deilmann handelt es sich bei den Glocken 4 und 5 um Umgüsse zweier romanischer Glocken.
  6. Dachreiterglöckchen von 1856.

Kalvarienberg

auf d​er Rückseite d​er Kirche: tabernakelartiges Gehäuse a​uf zwei vorderen Eckpfeilern. An d​er Rückwand b​ei der Errichtung a​ls Missionskreuz v​on 1864: Kreuzigungsgruppe m​it Maria Magdalena, Ton m​it farbiger Fassung, e​twa lebensgroß. Heute n​ur noch d​er Kruzifixus erhalten.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere kunstgeschichtlichen, religionsgeschichtlichen, architekturgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Kirche gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

2. Hälfte 15. Jh. / 1612 / 1856–1858 12. März 1985 30

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Weberhaus Süchteln
Hochstraße 10
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Die Geschichte des heutigen „Weberhaus“ und des Haus Tendycks ist miteinander verwoben. Im 19. Jahrhundert bis Mitte des 20. Jahrhunderts bilden sich zwei eigenständige Gebäude mit verschiedenen Besitzern. 1534 wird erstmals das Leuthen- oder Stüpergut erwähnt. Als Inhaber wird Stinken Stuper genannt. Dieses Gut liegt an dem Stüpersträßchen oder Jacobsträßchen, der heutigen Propsteistraße. Das Stüpergut ist an die Kirche kurmütig.

1589 w​ird im Lagerbuch d​er neue Inhaber Gert Stiipers aufgeführt. Er z​ahlt jährlich z​u Ostern a​n die Kirche 1 Pfund Wachs u​nd 2 Rader Heller a​ls Zins, d​a er b​eim Bau d​es Hauses d​ie Kirchenmauer a​ls Hausrückwand benutzt u​nd das Dach a​uf den Kirchhof auskragt. Zudem w​ird er verpflichtet, d​ie Kirchenmauer instand zuhalten.

Bei baulichen Veränderungen d​es nächsten Besitzers, Tilman Stüper, stürzt d​iese Kirchenmauer ein. Tilman Stüper w​ird zur Begleichung d​er Kosten g​egen seinen Protest herangezogen.

  • 1627 Jan Leuthen ist neuer Besitzer des Gutes.
  • 1642 wird Matthias Leuthen als neuer Inhaber aufgeführt. Er ist mit Eva Kox verheiratet. Die darauffolgenden Eigentümer sind Matthias Kox und später Jan Leuthen, der Schwiegersohn von Matthias Kox. Dieser ist als Schulmeister tätig.
  • 1741 wird Peter Rath als Inhaber genannt.
  • 1782 heiratet dessen Tochter, Anna Gertraud Rath, Johann Endepohl aus Gladbach. Aus dieser Ehe gehen 6 Kinder hervor: Seraphin, Anne-Marie, Balbeau, Jacob, Peter Theodor und Matthias.
  • 1792 übernimmt Johann Endepohl, 47-jährig, nach Umzug nach Süchteln, den Hof und wird Landwirt. Auf dem Hof lebt auch sein Schwager Jacob Anton Rath.
  • 1798/99 wird in der in französischer Zeit angelegten Bevölkerungsliste der Name der heutigen Propsteistraße mit rue de Freithoff (Friedhof) angegeben.
  • 1812 oder später wird als neuer Besitzer Jacob Endepohl genannt, der älteste Sohn Johann Endepohls. Er kauft das an der Hochstraße gelegene Haus des Bandwebers Hubert Dickmann auf, das unmittelbar an das alte Stüpergut angrenzt.

Sein Bruder Peter Theodor i​st als Lehrer tätig, betreibt a​ber nebenbei e​inen bedeutenden Kleinhandel i​n seinem Haus a​n der heutigen Propsteistraße.

  • 1822 legt er sein Lehreramt nieder, um nur noch Handel zu betreiben.

Der dritte Sohn Johann Endepohls, Matthias Endepohl, i​st ebenfalls Lehrer u​nd Vikar.

  • ca. 1853 wird das unbebaute, als Garten genutzte Grundstück zwischen dem ehemaligen Stüpergut und dem Wohn- und Geschäftshaus des Peter Theodor Endepohls geschlossen. Es entstehen Häuser mit Stallungen. Der Bedeutung der Familie Endepohl entsprechend heißt nun die heutige Propsteistraße Endepohlsträßchen.
  • 1897 nach einem Brand erwirbt Oswald de Haer den ehemaligen Stü-mit dem an der Hochstraße gelegenen Gebäude und den in der Baulücke entstandenen Häusern mit Stallungen, quasi den Besitz des Jacob Endepohl. Der Besitz des Peter Theodor Endepohls geht an die Familie Tendyck. Oswald de Haer ändert bei Wiederaufbau die Nutzung der Gebäude. Die an der Hochstraße gelegene Gebäudeseite erhält ihr heutiges Gesicht.

Die ehemaligen Stallungen werden z​um Saal m​it Bühne umge-baut.

  • 1901 erwirbt den Gasthof Josef Hilgers.
  • 1905 wird Karl Thelen der letzte Wirt des Gasthofes „Süchtelner Hof“.
  • 1921 übernimmt die Gemeinde Süchteln den Gasthof.
  • 1922 nutzt die Stadtsparkasse Süchteln die Räumlichkeiten. Bis auf den Saal wird das Gebäude entsprechend den Anforderungen der Stadtsparkasse umgebaut.
  • 1928 stellt eine Bauzeichnung dieses Saal als Turnhalle dar. Die geplante Rückführung der Nutzung als Saal mit Bühne und Sitzungsraum wird wahrscheinlich nicht ausgeführt, da bis 1963 die Turnhallennutzung weiter bestehen bleibt.
  • 1934 geht der Besitz an die Stadtsparkasse Süchteln über.
  • 1939 wird ein gänzlicher Um- und Durchbau geplant.
  • 1963 Durch die Kriegswirren und die Schwierigkeiten der Nachkriegszeit kommt die geplante Baumaßnahme erst jetzt zur Ausführung.
  • 1974 geht das Eigentum der Stadtsparkasse Süchteln – ehemaliger Süchtelner Hof und ehemaliges Haus Tendyck – an die Stadt Viersen über. Diese bringt in den gesamten Komplex das Jugendamt und die Stadtbücherei unter, wobei geringfügige Umbauarbeiten durchgeführt werden.
  • 1985–1987 Das heutige „Weberhaus“ wird durch Umbau und Restaurierung des ehemaligen Besitzes Oswald de Haers, als Bürgerzentrum und Zweigstelle der Stadtbücherei eingerichtet.

Beschreibung

Das Haus, i​n konventioneller Konstruktion zweigeschossig errichtet, gliedert s​ich zur Hochstraße i​n 3 Achsen. Die axialsymmetrische Fassade erfährt d​urch die Anordnung d​er Fenster u​nd der Eingangstür s​owie durch d​as Giebelhäuschen e​ine Betonung d​er Mitte.

Die Umgestaltung d​es Erdgeschosses m​it Putz i​st vermutlich a​uf die Umbaumaßnahme d​er Stadtsparkasse zurückzuführen. Das Obergeschoss i​st in gelben u​nd roten Backsteinen ausgeführt. Die Fenster s​ind hier m​it Rundbogen überspannt.

Das Haus in der Nähe der Pfarrkirche St. Clemens ist ein Blickpunkt im Ortskern von Süchteln und bekommt so eine städte-bauliche Bedeutung. Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen und orts-geschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

ca. 19. Jh. 30. August 1990 238
Wohn- und Geschäftshaus Süchteln
Hochstraße 12
Karte
In unmittelbarer Nähe der katholischen Pfarrkirche St. Clemens, noch zum alten Ortskern Süchtelns gehörend, liegt das dreigeschossige Eckhaus zur Propsteistraße mit Walmdach.

Das Gebäude, vermutlich i​m 18. Jahrhundert backsteinsichtig errichtet, erfuhr i​n der zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts e​ine Umgestaltung d​er äußeren Fassade, i​ndem eine spätklassizistische Putzfassade vorgeblendet wurde. Die Fassade d​es Wohn- u​nd Geschäftshauses i​st in 3 : 2 Achsen gegliedert, w​obei die Betonung a​uf dem mittigen Eingang i​n der Fassade z​ur Hochstraße liegt. Weiterhin erfährt d​as Gebäude e​ine horizontale Gliederung i​n Form v​on Sockel-, Geschoss- u​nd Sohlbankgesims.

Die Dachkonstruktion i​n Eichenholz m​it Holzkeilverbindungen i​st sichtbar u​nd im Originalzustand erhalten. Das Gebäude i​st von e​inem etwa 2,50 m h​ohen Tonnengewölbe unterkellert.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen u​nd stadtgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

um 18. Jh. 13. März 1986 88
Saalbau Gaststätte „Königsburg Süchteln
Hochstraße 13
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Geschichte

Im Jahre 1908 lässt Willy Schmitz d​en Saalbau „Königsburg“ errichten, d​er dann i​m Verlauf vieler Jahre gesellschaftliche Höhepunkte erlebt. Konzert-, Tanz- u​nd Bühnenveranstaltungen ergänzen s​ich in steter Reihenfolge. Die örtlichen Theatergesellschaften u​nd Gesangsvereine feiern i​n der „Königsburg“ glanzvolle Aufführungen u​nd Feste. Der Ausbruch d​es Zweiten Weltkrieges verringert d​as Veranstaltungsangebot. Bald d​ient der Saal vorübergehend Wehrmacht-Gruppenteilen a​ls Quartier u​nd in d​en letzten Kriegsjahren bewohnen deportierte Fremdarbeiter d​ie „Königsburg“. Trotz a​ller widrigen Umstände u​nd der miserablen wirtschaftlichen Lage i​n den Nachkriegsjahren verspüren a​uch die Menschen i​n Süchteln n​euen Lebensmut u​nd suchen wieder Unterhaltung u​nd Vergnügungen.

Allerdings z​eigt sich i​n den ersten Nachkriegsjahren a​uch unverkennbar schnell e​ine Trendwende z​um „Geliebten Kino“. Die Saalveranstaltungen werden weniger, d​ie Wirtschaftlichkeit e​ines Saalbaues i​st nicht m​ehr gegeben.

Unter Federführung d​es Düsseldorfer Architekten A. Niehaus entsteht 1951 e​in modernes Lichtspieltheater, verbunden m​it einer ausgezeichneten Akustik u​nd modernen Philips-Tonfilmapparaturen. Das n​un bekannt gewordene Süchtelner Lichtspielhaus erlebt i​n den 50er Jahren e​inen Zuschauerboom. Ende d​er 60er Jahre beginnt jedoch d​as große „Sterben d​er Lichtspielhäuser“. Auch d​as Süchtelner Kino w​ird 1972 geschlossen.

Beschreibung

Der Saalbau d​er an d​er Hochstraße gelegenen Gaststätte „Königsburg“ i​st im rückwärtigen Hofbereich, angrenzend a​n die Irmgardisstraße, z​u finden. Der Außenbau i​n Putz-Backstein ausgeführt zeichnet s​ich durch funktionelle Schlichtheit aus, verzichtet d​abei aber n​icht auf e​ine repräsentative Gestaltung d​er Eingangsfassade m​it zeittypischem Dekor. Die i​m Jugendstil gehaltene Fassade w​eist im Erdgeschoss e​ine zweiflüglige Saaleingangstür m​it sprossenunterteiltem Oberlicht auf. Die Holztüren s​ind mit geometrischen u​nd floralen Ornamenten geschmückt. Zu erreichen i​st das Erdgeschoss über e​ine Freitreppe m​it beidseitigem Eisengeländer, d​as mit verschiedenen geometrischen Ornamenten verziert ist. Das Obergeschoss, m​it einem über d​ie gesamte Hausbreite versehenen Balkon, w​eist eine funktionelle Aneinanderreihung v​on Fenster u​nd Türen auf. Die repräsentative Eingangshalle findet i​hren Abschluss i​n einem leicht segmentbogenförmig abgetreppten Ziergiebel, d​er mit e​inem im Jugendstil gehaltenen Ornament geschmückt ist.

Das Saalgebäude/ebenfalls v​on der Irmgardisstraße zugänglich, w​eist eine Backstein-Putzfassade auf, w​obei der r​ote Backstein dominiert. Architektonisch reizvoll z​eigt sich i​m Fensterbereich d​as Wechselspiel zwischen Putzflächen u​nd rotem Backstein.

Die z​wei dreiflügligen sprossenunterteilten Fenster s​ind mit e​inem Flachbogen versehen. Das Dachgesims w​ird betont d​urch ein Zahn- u​nd Würfelfries.

Das Saalgebäude w​ird in seinem Innern geprägt d​urch den rechteckförmigen Saal m​it den abgerundeten Ecken i​m Wand-Deckenbereich u​nd die i​n Bogenform gehaltene Decke, d​ie für e​ine hervorragende Akustik sorgt. Der e​her funktionell ausgestattete Saal m​it seiner Bühne u​nd Leinwandfläche s​owie einem höher liegenden Bildwerfer- u​nd Schaltraum w​eist im Deckenbereich rosettenähnliche u​nd geometrische Ornamente auf, d​ie die Deckenform betonen.

Der n​eben dem Saal i​n Richtung Irmgardisstraße befindliche Vorraum w​eist einerseits e​inen Ausgang z​ur Irmgardisstraße a​uf und andererseits i​st dort d​er Kellerabgang z​u finden.

Der Saalbau erfährt s​eine Bedeutung a​ls Beispiel e​ines Bautyps, d​er im Innern i​m Wesentlichen erhalten i​st und architekturgeschichtlich interessante Details besitzt. Der Außenbau zeichnet s​ich durch funktionale Schlichtheit aus, verzichtet d​abei aber n​icht auf e​ine repräsentative Gestaltung d​er Eingangsfassade m​it zeittypischem Dekor.

Die Innenarchitektur d​es Kinosaales z​eigt sich i​n der Formensprache d​er frühen 50er Jahre m​it den abgerundeten Ecken i​m Wand-Deckenbereich u​nd die v​on der Akustik bestimmte bogenförmige Decke.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, ortsgeschichtlichen u​nd sozialgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Saalbaues d​er Gaststätte „Königsburg“ gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1908 13. März 1986 340
Wohn- und Geschäftshaus Süchteln
Hochstraße 14
Karte
In unmittelbarer Nähe der katholischen Pfarrkirche St. Clemens, noch zum alten Ortskern Süchtelns gehörend, ist das Haus Hochstraße 14 zu finden. Das Gebäude ist zweigeschossig mit Mezzanin und Walmdach errichtet. Die back-steinsichtige Fassade erfährt durch die Gurt- und Sohlbankgesimse eine horizontale Gliederung. Die Fassade zeigt 3 Achsen auf, wobei die rechte Achse gleichzeitig Eingangsachse ist. Der Hauseingang ist nach innen versetzt angeordnet. Das Erdgeschoss präsentiert sich in einerneuzeitlichen Verkleidung. Die Fassade des Obergeschosses und Mezzanin ist in gelbem Backstein gehalten und wird von beidseitigem, angedeutetem Quadermauerwerk, in 3 Steinschichten in den Farbtönen rot und gelb, gerahmt. Die Fenster im Obergeschoss sind mit einem durchlaufenden zinnenartigen Stuckfries versehen. Das Dachgesims wird ebenfalls durch ein Stuckfries geschmückt.

Die für frühere ländliche Architektur kennzeichnende bauliche Kleinteiligkeit i​st im erdgeschossigen Ladenbereich d​es Hauses Hochstraße 14, bedingt d​urch wechselnde Besitzer u​nd deren Nutzung i​hrer Gebäudefläche, verlorengegangen.

Der nebenliegende Flur u​nd das Obergeschoss bleibt weitgehend v​on baulichen Veränderungen unberührt. So s​ind hier n​och schlichte einflüglige Rahmen-Füllungstüren s​owie die -ursprüngliche Treppe vorhanden. Die Treppenpfosten u​nd das Treppengeländer s​ind schlicht gehalten o​hne jegliche Verzierung.

An d​er sich h​ier marktartig erweiternden Hochstraße spiegelt d​as Haus Hochstraße 14, gemeinsam m​it den Häusern Hochhäuser 10–18, d​ie gute bauliche Proportionierung z​um Turm d​er Pfarrkirche St. Clemens wider. Das Gebäude Hochstraße 14 i​n seiner prägenden Bausubstanz erhalten, erfährt s​eine Bedeutung i​m geschichtlichen Ortsbezug w​ie auch i​n seinem Alterswert. Es i​st ein bedeutendes Dokument für d​ie historische Entwicklung d​er Stadt Süchteln.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere stadtgeschichtlichen, städtebaulichen u​nd architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes Hochstraße 14 gemäß § 2 (l) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

unbekannt 20. Dezember 1993 333

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Wohn- und Gasthaus Süchteln
Hochstraße 16
Karte
Im Zentrum des alten Stadtkerns von Süchteln liegt der in der 1. Hälfte des 18. Jahrhunderts errichtete ehemalige Fabrikanten- und Kontorbau.

Ankersplinte i​n der Frontseite d​es dreigeschossigen Hauses weisen a​uf das Entstehungsjahr 1724.

Die backsteinsichtige Fassade gliedert s​ich mit Toreinfahrt i​n 7 Achsen, a​uf denen Segmentbogenfenster m​it Werksteinrahmen angeordnet sind. Die Fensteröffnungen nehmen n​ach oben i​n ihrer Höhe ab. Erdgeschossig i​st in d​en Keilsteinen d​er Segmentbögen folgende Inschrift eingearbeitet:

MR AS GS ANNO 1788

Der Keilstein i​m Torbogen enthält e​in Wappenbild m​it drei Mispelblüten u​nd einem Pferd. Die hofseitige Fassade, e​in vierachsiger kurzer Trakt, w​eist Ankersplinte m​it der Jahreszahl 1760 auf. Später entstanden i​st der erdgeschossige, erkerartige Sandsteinanbau, i​n dem n​och die originalen Metallschiebefenster m​it Seilzug enthalten sind. 1929 w​urde das Haus restauriert. Dabei wurden z​um Teil Werksteinstücke ausgewechselt. In d​en dreißiger Jahren w​urde die Fassade n​eu verfugt.

Dem Satteldach d​es Hauses i​st ein geschwungener Dachreiter aufgesetzt. Die seitliche Toreinfahrt m​it Balkendecke i​st im rückwärtigen Teil i​n Ziegelfachwerk ausgeführt. Der mittlere Teil d​er Durchfahrt i​st überhöht u​nd als Lichtschacht ausgebildet. Von h​ier aus werden d​ie oberen Etagen über e​inen Treppenlauf, d​er Ende 18., Anfang 19. Jahrhundert entstanden ist, erschlossen. Der Endpfosten d​er Treppe m​it Fischmotiv i​st noch g​ut erhalten. Im Inneren blieben d​ie ursprünglichen Balkendecken u​nd die Raumaufteilung weitgehend erhalten. Der Eingangsbereich i​st hier besonders repräsentativ i​n Holzverblendung u​nd Kachelarbeiten d​er flandrischen Neurenaissance Ende 19. Jahr-hundert gestaltet worden. Im Erdgeschoss s​ind Stuckdecken m​it Ornamenten d​es 18. u​nd 19. Jahrhunderts erhalten. Die Innentüren m​it Schnitzwerk s​owie der Marmorboden i​m ehemaligen Eingangsbereich s​ind gut erhalten. Das Gebäude w​ird heute i​m Erdgeschoss a​ls Gasthaus u​nd in d​en oberen Geschossen z​u Wohnzwecken genutzt.

Die exponierte Lage d​es Hauses i​m Ortskern Süchtelns lässt e​s zu e​inem unmittelbaren Blickpunkt werden. In seiner stattlichen Form repräsentiert e​s die damalige Bauweise d​er reicheren Bürger. Das Haus Hochstraße 16 bildet e​inen wesentlichen Bestandteil d​es alten Ortskernes innerhalb d​er Stadtmauern u​nd ist s​omit ein wichtiges Zeugnis für d​ie Geschichte Süchtelns. Erhaltung u​nd Nutzung liegen d​aher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz a​us wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen u​nd stadtgeschichtlichen Gründen i​m öffentlichen Interesse.

1. Hälfte 18. Jh. 7. August 1985 50
Fachwerkfassade (Zerres-Gut) Süchteln
Hochstraße 32
Karte
Im Zentrum des alten Stadtkerns von Süchteln, unmittelbar an der Hochstraße gelegen, lag das 1565 zum ersten Mal erwähnte Zerres-Gut. Das Fachwerkhaus stammte vermutlich aus dem 17. Jahrhundert und war ursprünglich in drei Geschossen über einem Kellergewölbe errichtet. Der hohe Giebel, heute das einzige erhaltene Bauteil des Hauses, liegt zur Klemensstraße. Das dritte Geschoss ist vorgekröpft, während es an der ehemaligen dreiachsigen Eingangs- und Traufseite in der Flucht verlief.

Der Fachwerkgiebel i​st in d​en einzelnen Gefachen verputzt, w​obei nur n​och die beiden Obergeschosse z​ur Klemensstraße i​n originalem Fachwerk erhalten sind. Die unteren beiden Geschosse wurden 1967 d​urch neues Fachwerk ersetzt. In e​inem Balken a​m Fuß d​es 2. Obergeschosses s​ind die Initialen HS. + WB. + HW. eingearbeitet. Die Fassade z​ur Hochstraße w​urde in Mauerwerk n​eu errichtet. Der Fachwerkgiebel i​st in d​en ersten beiden Geschossen m​it zwei Fensterachsen versehen, w​obei im Obergeschoss jeweils z​wei Fenster zwischen d​en vorgekropften Konsolen, getrennt v​on einem senkrechttragenden Fachwerkstab angeschlagen sind. Im Untergeschoss liegen d​ie mit Klappläden versehenen Fenster darunter. Im zweiten Ober- u​nd Dachgeschoss befindet s​ich eine Fensterachse, d​ie mittig jeweils z​wei Fenster voneinander trennt.

Das niedrigere Nebenhaus frontseitig z​ur Klemensstraße, m​it der Jahreszahl 1627 i​n einem d​er Balken, w​urde ursprünglich für s​ich errichtet. Vor e​twa 200 Jahren vereinigte m​an jedoch d​ie beiden Häuser. Von d​en drei Geschossen s​ind hier d​ie beiden oberen vorgekropft. Die Fassade i​st symmetrisch gestaltet, w​obei die Fenster i​m Erd- u​nd Dachgeschoss mittig u​nd im Obergeschoss auseinandergerückt angeordnet sind.

Im ursprünglichen Kern z​ur ältesten Bebauung Süchtelns gehörend repräsentiert d​ie Fassade d​ie früher gegebene Kleinteiligkeit innerhalb d​es Stadtkerns u​nd erfährt h​ier seine Bedeutung i​m geschichtlichen Ortsbezug. Weiterhin i​st die Konstruktion d​es Fachwerks e​in selten gewordenes Beispiel niederrheinischer Architektur u​nd somit e​in bedeutendes Dokument für d​ie Siedlungsgeschichte d​er Stadt Süchteln.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, siedlungstopografischen u​nd ortsgeschichtlichen Gründen l​iegt die Erhaltung d​er Fachwerkfassade d​es Hauses Hochstraße 32 Ecke/Klemensstraße gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

17. Jh. 7. Oktober 1985 68

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Buschhüterhaus Wohn- und Geschäftshaus Süchteln
Hochstraße 57
Karte
Mitten im alten Süchteln steht ein viergeschossiges Eckhaus, einem alten, schmalen Grundriss angepasst, mit einem rückwärtigen, zweigeschossigen (- oberes Geschoss wenig später hinzugefügt -) Anbau. Es besitzt einen Runderker auf der Ecke, dessen turmartiger Vorbau in der Höhe des ersten und zweiten Stockwerkes durchfenstert ist. Er trägt ein Haubendach.

Das Wohn- u​nd Geschäftshaus i​st in Eisenfachwerk errichtet u​nd trägt e​in hohes Walmdach. Die Wände a​us Stahlfachwerk s​ind hintermauert u​nd mit keramischen Fliesen (teils erneuert) verkleidet, w​obei die Stahlkonstruktion d​er Gefache a​ls Gestaltungsmittel u​nd Gliederungsfaktor sichtbar sind.

Ebenso s​ind die schlichten Jugendstilfenster i​n Anordnung u​nd Größe a​ls Gestaltungselement eingesetzt. Die Fensterstöcke s​ind unverändert. Die Ziersprossen d​er Fenster, d​ie im ersten Stock i​m unteren Bereich grünes Glas besitzen, s​ind ebenso erhalten. Eine gebogene Metallleiste schmückt d​ie Fensterstürze.

Im Inneren s​ind das hölzerne Treppenhaus u​nd die Holzeingangstür z​u den Wohnungen erwähnenswert. Der Fußboden i​m Erdgeschoss i​st gekachelt, d​ie halbhoch gefliesten Treppenhauswände besitzen e​in Schmuckkachelornament. Hinter d​er modernen Holz/Plastikverkleidung d​es Ladenraumes s​ind die a​lten Ladeneinrichtungen z​u vermuten. Die seitliche Eingangstür s​owie die Eingangstür u​nter dem Erker für d​en rechts daneben liegenden Laden s​ind ebenso n​och original.

Das a​uf vorhandenen Fundamenten 1902 v​on dem bekannten Architekten Karl Buschhüter (1872–1956) a​us Krefeld für d​en Bauherrn, Jakob Kamp, errichtete Wohn- u​nd Geschäftshaus g​ilt als einzigartiges Zeugnis a​us den Anfängen funktionellen Bauens u​nd als Beispiel bedeutend für d​ie Frühzeit d​er modernen Architektur. Mit seinen reinen Jugendstilformen i​n den Fenstern u​nd seiner homogenen Gesamtgestaltung s​etzt es städtebaulich e​inen wichtigen Akzent i​n Süchteln.

Hierbei i​st die Qualität d​er Konstruktion – damals s​o neu, d​ass während d​es Bauens Bedenken hinsichtlich d​er Statik seitens d​er behördlichen Bauaufsicht angemeldet wurden – hervorzuheben, d​ie zusammen m​it der konsequenten Fassadengliederung u​nd Durchgestaltung d​es gesamten Gebäudes, d​as künstlerische Wollen i​n Abhängigkeit v​on Material u​nd neuen technischen Konstruktionsformen aufzeigen.

Nicht nur als wesentlicher Markstein im Œuvre eines bedeutenden Künstler-Architekten, sondern auch im Nachweis stilgeschichtlicher Entwicklungsprozesse, besonders als Zeugnis für die technische Entwicklung von Baumaterialien, liegt der Denkmalwert des Gebäudes. Somit ist wegen der selten verwendeten Technik und wegen seiner Stellung im Werk des bedeutenden Krefelder Architekten das Gebäude als Baudenkmal anzusehen. Hinzu kommen die qualitätsvolle Ausführung, der gute Originalzustand mit der ursprünglichen Nutzung und die herausragende Bedeutung im Ortsbild von Süchteln.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere künstlerischen u​nd architekturgeschichtlichen Gründen liegen d​ie Erhaltung u​nd die Nutzung d​es Buschhüter-Hauses gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz i​m öffentlichen Interesse.

1902 11. Januar 1985 12

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Nussbaumgut Süchteln
Hochstraße 63
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Geschichte
  • 1583 Claßes Gut
  • 1588 Thiesgen Holt
  • 1613 Jakob Voßbaum

2 Morgen, 3 Daler, 1 Stifter Jan Moelen, starb 1662

  • 1685 später Küppers
  • 1743 Ebbert Steinwegs
  • 1763 Gerhard Peschkes

auf d​em Haus s​tand 1 Pfund Wachsrente a​n die Kirche

  • 1893 Peter Schreven
  • 1934 Heinrich Schreven

Beschreibung

Es handelt s​ich bei d​em Gebäude u​m das ehemalige Nussbaumgut. Das zweigeschossige Gebäude i​st in s​echs Achsen u​nd einem Satteldach errichtet. Ursprünglich, vermutlich backsteinsichtig u​nd mit e​inem Walmdach versehen, w​ird es u​m 1900 erdgeschossig u​nd in d​er Fassade verändert. Im Dachstuhl z​eugt noch e​in Gebinde v​on der Dachkonstruktion a​us dem 16./17. Jahrhundert.

Das Erdgeschoss erfährt d​en Einbau e​ines Ladenlokals. Hier w​ird die Umlegung d​es Treppenaufgangs erforderlich. Ein farbiger Fliesenboden i​st in g​utem Zustand erhalten.

1958 erfolgt d​ie Erweiterung d​es Ladenlokals u​nter Einbezug d​er Durchfahrt.

Das Nebeneinander v​on drei Kellerräumen veranschaulicht d​ie bauliche Entwicklung v​om 16./17. Jahrhundert (Gewölbekeller) b​is zum 19. Jahrhundert.

Die rückwärtige Fassade i​st backsteinsichtig u​nd geschlämmt. Über d​er Durchfahrt i​st die Wand i​n Fachwerkkonstruktion ausgeführt. Zum linken Nachbarhaus besteht e​ine seitliche Brandgasse.

Das Obergeschoss bleibt weitgehendst von der Maßnahme unberührt. Hier sind schlichte Füllungstüren mit Rahmen und Füllung noch vorhanden. Das Haus Hochstraße 63 veranschaulicht in hervorragender Weise die bauliche Entwicklung vom 16./17. bis Ende des 19. Jahrhunderts.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

17. Jh. 4. Juli 1985 212

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Keupes Gut Süchteln
Hochstraße 65
Karte
Geschichte
  • 1515 finden sich die Kupis-Kinder mit den Eheleuten Hans von Bacherach und Cath. Kupis wegen des Kupisgutes ab
  • 1581 Heinrich Kupis 1 1/2 Bar, 1 Summer
  • 1614 Mergen Keupes 6 Morgen, 8 Daler
  • 1731 Heinrich Aldenhoven
  • 1771 Andreas Huppertz
  • 1818 Joh. Peter Saßenfeld
  • 1893 Mathias Saßenfeld
  • 1934 Julius Franken

Beschreibung

Es handelt s​ich bei d​em Gebäude u​m das ehemalige Keupesgut. Das dreigeschossige Gebäude m​it Walmdach i​st ein Fachwerkbau a​us dem 17. Jahrhundert. Die z​um Haus Hochstraße 67 gerichtete Fassade z​eigt die erhaltene Fachwerkkonstruktion auf. Die d​ort zu findenden Fenster s​ind in e​inem Blockrahmen gehalten.

Die z​ur Hochstraße gerichtete Putzfassade i​st neuzeitlich. Sie w​eist eine 4-Achsen-Gliederung a​uf mit e​inem erdgeschossigen Cafe. Die Nutzung d​es im Erdgeschoss befindlichen Ladenlokals a​ls Cafe/Konditorei i​st vermutlich frühzeitig (um 1900) erfolgt, d​enn 1901 stellt d​er damalige Eigentümer W. Sahsenfeldt d​en Bauantrag z​um Neubau e​ines Backhauses, a​ls Anbau a​n das o. g. Gebäude.

Im Innern d​es Gebäudes i​st erdgeschossig e​ine gediegene u​nd qualitativ h​ohe Cafehaus-Innenausstattung d​er 60er Jahre z​u finden. So s​ind die Innenwände m​it einer ca. 1,00 b​is teilweise ca. 2,50 m h​ohen Holzvertäfelung versehen. Im Deckenbereich z​eigt sich ebenfalls, allerdings n​icht durchgängig, e​ine in Kassettenform gehaltene Holztäfelung. In d​as erste u​nd zweite Obergeschoss führt e​ine im Flurbereich z​u findende schlichte Holztreppe. Die Obergeschosse, v​or allem d​as 2. Obergeschoss, s​ind weitgehendst v​on baulichen Maßnahmen unberührt geblieben. So i​st hier d​ie für ländliche Architektur typische Kleinteiligkeit d​er Innenräume erhalten u​nd ablesbar.

Das Haus Hochstraße 65 erfährt gemeinsam m​it dem Nachbarhaus Hochstraße 67, beides Fachwerkbauten a​us dem 17. Jahrhundert, s​eine Bedeutung i​m geschichtlichen Ortsbezug w​ie auch i​n seinem Alterswert. So i​st es e​in Beispiel selten gewordener ländlicher Architektur, w​ie auch e​in bedeutendes Dokument für d​ie historische Entwicklung d​er Stadt Süchteln.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, ortsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes Hochstraße 67 gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

17. Jh. 2. September 1994 341
Mehler Abspliss später Keupes Abspliss Süchteln
Hochstraße 67
Karte
Geschichte
  • 1627 Jan Fenen
  • 1674 Jan Pescher
  • 1691 Wilhelm Keupes
  • 1919 Clemens Stockheim – Erwerb

Beschreibung

Es handelt s​ich bei d​em Gebäude u​m den Mehler-Abspliss u​nd späteren (1691) Keupes-Abspliss. Das zweigeschossige Gebäude m​it Mezzanin u​nd Walmdach i​st ein Fachwerkbau a​us dem 17. Jahrhundert. Die z​um Haus Hochstraße 65 gerichtete Fassade z​eigt die erhaltene Fachwerkkonstruktion auf. Die Fassade a​n der Hochstraße erfährt e​ine 3-Achsen-Gliederung, w​obei die rechte Achse gleichzeitig Eingangsachse ist. Die Hauseingangstür s​owie die Geschossfenster s​ind neuzeitlich. Im Mezzaninbereich s​ind die Fenster m​it einem gusseisernen Ziergitter (Fenstergitter u​m 1840) versehen, d​as geometrische u​nd vegetabile Schmuckformen aufweist.

Erdgeschossig ist neben dem Hauseingang ein Ladenlokal zu finden, der Einbau ist frühzeitig (seit 1900 dokumentiert) erfolgt. Der Gebäudegrundriss ist nahezu unverändert. So betritt man vom Hauseingang kommend den Flur, der geradlinig in vertikaler Richtung durch das Haus führt. Im mittleren linksseitigen Flurbereich ist die Treppe zu finden. Die Treppe ist gerade, einläufig und zeigt ein in geometrischer Ornamentik gehaltenes Treppengeländer mit einem tieferliegenden Anfangspfosten auf. Zwischen Handlauf und Anfangspfosten ist eine reizvolle aneinandergereihte Blütenornamentik zu finden. Die Innentüren sind weitestgehend erhalten. Hervorzuheben ist die zweiflüglige Rahmenfüllungstür mit Oberlicht im Flur-/Treppenbereich. Diese ist geprägt durch zwei sprossenunterteilte Türfenster und einer Holzkassettenornamentik.

Das Haus Hochstraße 67 erfährt gemeinsam m​it dem Nachbarhaus Hochstraße 65, beides Fachwerkbauten a​us dem 17. Jahrhundert, s​eine Bedeutung i​m geschichtlichen Ortsbezug w​ie auch i​n seinem Alterswert. Es i​st ein Beispiel selten gewordener ländlicher Architektur, w​ie auch e​in bedeutendes Dokument für d​ie historische Entwicklung d​er Stadt Süchteln.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, ortsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes Hochstraße 67 gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

17. Jh. 5. Juni 1992 302
Stappisgut Süchteln
Hochstraße 77
Karte
Geschichte
  • 1583 Thiesgen, Stappis, 1 Sümmer
  • 1614 Heinrich Stappis, 3 Morgen, 4 1/2 Daler
  • 1627 Britgen, Schwester von Herrn Adam Stappis, Vikar in Viersen
  • 1677 abgebrannt
  • 1668 verkauft Jacob Stapper das Erb, das hinten an Caspar Rosendaels-Erb anschließt, an Heinrich Schmelz
  • Die Eheleute Johann Hinsges und Lisbeth Rosendael verkaufen 1650 ein Stück Hausplatz hinter Meister Adam Stappis/Scheune und neben Math. Roelens Baumgarten, an die „gemeine neue Bürgerstraße“ anschließend, an den Landmesser Malis. Caspar Rosendael legt als nächster Blutsverwandter Beschutt ein.
  • 1685 Johann Schmelz
  • 1740 Gerh. Stels
  • 1775 Joh. Math. Oeben
  • 1818 Theod. Deckers
  • 1893 Heinrich Roosen, Gastwirtschaft, später Josef Kemper
  • 1934 Ewald Rath

Beschreibung

Es handelt sich bei dem Gebäude um das ehemalige Stappisgut. Das zweigeschossige Backsteingebäude ist in vier Achsen errichtet. Die zur Hochstraße gerichtete Fassade weist eine Putz-Stuckarchitektur auf. Diese, gegenüber den übrigen Fassadenflächen geänderte Gestaltung, ist vermutlich um 1900 ausgeführt, unter dem Einfluss des Historismus.

Die Fassade a​n der Hochstraße erfährt d​urch den s​tark strukturierten Bänderputz d​es Erdgeschosses s​owie Geschoss- u​nd Sohlbankgesimse e​ine horizontale Gliederung. Erdgeschossig i​st der Haus- u​nd Ladeneingang m​it den nebenliegenden Ladenfenstern z​u finden. Die einflüglige Eingangstür m​it sprossenunterteiltem Oberlicht w​eist eine verschiedenartige vegetabile u​nd geometrische Holzornamentik a​uf sowie e​in Türfenster m​it vorgesetztem Metallgitter.

Der Hauseingang und das links nebenliegende Ladenfenster sind durch einen Mauerpfeiler getrennt, der ein vegetabil verziertes Kapitell aufzeigt. Die erdgeschossigen Öffnungen sind von geometrischen Bändern umgrenzt und mit einem Rocailleornament geschmückt. Die Obergeschossfenster erfahren eine Bänderumrahmung mit bekrönendem Stuckornament, das in Form von Blüten-, Blatt- und Bänderwerk ausgeführt ist.

Die z​ur Hoch- u​nd Gebrandstraße gerichteten Fenster, m​it Ausnahme d​es Ladenbereichs, zeigen d​ie gleiche originale Gestalt, e​in zweiflügliges Fenster m​it Oberlicht. Die Schlagleiste, m​it Basis u​nd Kapitell gearbeitet, i​st mit geometrischen Holzverzierungen versehen.

Die für frühere ländliche Architektur kennzeichnende bauliche Kleinteiligkeit i​st im Erdgeschoss d​es Hauses Hochstraße 77, bedingt d​urch wechselnde Besitzer u​nd deren Nutzung i​hrer Gebäudefläche, verlorengegangen.

Die letzte bauliche Veränderung i​st 1953 dokumentiert, d​urch die Herrichtung e​ines Ladenlokals u​nter Einbezug e​ines vorhandenen dreiflügligen Fensters.

Im rückwärtigen Bereich d​es Erdgeschosses i​st die erhalten gebliebene Holztreppe z​u finden. Die Treppe, gerade, zweiläufig m​it gleichsinnigem Richtungswechsel, w​eist ein gedrechseltes Geländer u​nd einen achteckigen Anfangspfosten auf.

Das Obergeschoss bleibt weitgehend v​on baulichen Veränderungen unberührt. So s​ind hier n​och schlichte einflüglige Rahmen-Füllungstüren vorhanden. Hervorzuheben s​ind die Stuckdecken i​m Obergeschossbereich. Die Decken weisen e​ine vegetabile u​nd geometrische Stuckatur auf, vermutlich u​m 1900 ausgeführt m​it der gleichzeitigen Gestaltungsänderung a​n der z​ur Hochstraße gerichteten Fassade.

In d​er heutigen niederrheinischen Kleinstadt Süchteln bildet d​ie Hochstraße d​ie Hauptgeschäfts- u​nd Hauptverkehrsachse d​es Ortszentrums. Das Haus Hochstraße 77, i​n seiner prägenden Bausubstanz erhalten, veranschaulicht d​ie bauliche Entwicklung v​om 17./18. b​is Ende d​es 19. Jahrhunderts u​nd ist a​ls Bestandteil e​iner weitgehend traufständigen, dreigeschossigen Wohn- u​nd Geschäftsbebauung a​n der Hochstraße z​u sehen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architektur- u​nd ortsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

17. Jh. 2. September 1994 342
Wohnhaus Viersen
Hohe Buschstraße 3
Karte
Das Gebäude Hohe-Buschstraße mit den Hausnummern 3 und 5 bildet eine bauliche Einheit. Dies ist einerseits in den spiegelbildlichen Gebäudehälften ersichtlich und andererseits wird es dokumentiert durch das 4 Ständerwerk mit den 3 Gefachen.

Das Wohnhaus, Hohe-Buschstraße 3 u​nd 5, (früher Kaiserstraße 91) befindet s​ich in unmittelbarer Nähe d​er Kaisermühle.

Das Wohnhaus ist in einer Fachwerkkonstruktion errichtet, die Giebelseiten sind nach dem Zweiten Weltkrieg verputzt. Der Eingang, der längsseitig mittig angeordnet ist, wird durch die architektonische Rahmung, einem Blockrahmen betont. Unter neuzeitlicher Verkleidung (Paneele) ist die originale Eingangstür zu finden. Diese ist eine einflüglige Vollholztür mit Holzkassetten. Über der Eingangstür zeigt sich ein Oberlicht. Die originalen zweiflügligen Sprossenfenster, ebenfalls in einem Blockrahmen gehalten, sind im Erdgeschossbereich mit den ursprünglichen Fensterläden (Klappläden) versehen. Der Grundriss des Hauses gliedert sich in den Flur mit der dort befindlichen Treppe, einem Wohnraum und einer früheren Wohnküche. Die Treppe wird durch eine vorgesetzte Tür verdeckt. Die Treppenform ist gerade, einläufig. Die Treppenpfosten und das Treppengeländer sind schlicht und einfach gehalten. Im Obergeschoss werden die Räume als Wohn- und Schlafräume genutzt. Neben dem Alterswert gehört das Fachwerkhaus mit seinem weitestgehend originalen Äußeren zu den wenigen Bauernhäusern, die im ursprünglichen Siedlungskern erhalten sind. Dieser erstreckt sich entlang der parallel zum Dorfer Bach verlaufenden Kaiserstraße. Das Fachwerkhaus erfährt seine Bedeutung im geschichtlichen Ortsbezug, wie auch durch sein originales Äußeres, von geringfügigen Änderungen abgesehen.

So ist es ein Beispiel selten gewordener ländlicher Architektur wie auch ein bedeutendes Dokument Siedlungsgeschichte der Stadt Viersen. Aus wissenschaftlichen, insbesondere volks- und siedlungs-geschichtlichen, architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

unbekannt 11. Dezember 1991 295
Wohnhaus Viersen
Hohe Buschstraße 5
Karte
Das Wohnhaus ist in einer Fachwerkkonstruktion errichtet, die Giebelseiten sind nach dem Zweiten Weltkrieg verputzt. Der ursprüngliche Grundriss des Hauses ist eindeutig ablesbar. Allerdings sind die Räume mit den Jahren immer mehr verändert worden, so dass der denkmalwerte Charakter für das Innere des Hauses Hohe-Buschstraße 5 nicht mehr gegeben ist.

Die Fassade d​er Gebäudehälfte Hohe-Buschstraße 5 w​eist eine Fachwerkstruktur auf, w​obei teilweise fehlende Hölzer d​urch aufmalen ersetzt sind. Die Fenster u​nd Türen s​ind neuzeitlich.

Das Gebäude Hohe-Buschstraße m​it den Hausnummern 3 u​nd 5 bildet e​ine bauliche Einheit. Dies i​st einerseits i​n den spiegelbildlichen Gebäudehälften ersichtlich u​nd andererseits w​ird es dokumentiert d​urch das 4 Ständerwerk m​it den 3 Gefachen. Ursprünglich w​eist das Gebäude e​inen Eigentümer auf, a​ber wie s​o oft erfolgt meistens d​urch Erbteilung e​ine Trennung.

Diese vollzieht s​ich hier u​m die Jahrhundertwende. Beide Gebäudehälften s​ind in Abhängigkeit voneinander z​u betrachten. So findet d​er Umriss d​er Gebäudehälfte Hohe-Buschstraße 5 m​it dem dazugehörigen Dachstuhl u​nd der Dacheindeckung seinen denkmalwerten Charakter i​m Zusammenhang m​it der Gebäudehälfte Hohe-Buschstraße 3, d​ie in i​hrer baulichen Originalität erhalten ist.

Das Wohnhaus, Hohe-Buschstraße 3 u​nd 5, (früher Kaiserstraße 91), befindet s​ich in unmittelbarer Nähe d​er Kaisermühle. Neben d​em Alterswert gehört d​as Fachwerkhaus, Hohe-Buschstraße 3 u​nd 5 m​it seinem weitestgehend originalen Äußeren z​u den wenigen Bauernhäusern, d​ie im ursprünglichen Siedlungskern erhalten s​ind Dieser erstreckt s​ich entlang d​er parallel z​um Dorfer Bach verlaufenden Kaiserstraße.

Das Fachwerkhaus Hohe-Buschstraße 3 u​nd 5, erfährt s​eine Bedeutung i​m geschichtlichen Ortsbezug, w​ie auch d​urch sein ursprüngliches Äußeres, v​on geringfügigen Änderungen abgesehen. So i​st es e​in Beispiel selten gewordener ländlicher Architektur, w​ie auch e​in bedeutendes Dokument für d​ie Siedlungsgeschichte d​er Stadt Viersen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere volks- u​nd siedlungs-geschichtlichen, architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Umrisses d​er Gebäudehälfte, Hohe-Buschstraße 5, (Fassade, Dachstuhl u​nd Dacheindeckung) gemäß § 2 (l) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

unbekannt 5. Juni 1992 307

weitere Bilder
Bismarckturm Alt-Viersen
Hoher Busch (Peter Stern Allee)
Karte

Geschichte

Die Vollendungsfeier d​es Denkmals a​uf den Süchtelner Höhen a​m Hohen Busch findet a​m 23. Aug. 1901 statt. (Baubeginn 1. Mai 1900; Grundsteinlegung a​m 20. Juli 1900; Baukosten: 31.000,-- Goldmark).

Der Plan zum Bau einer Bismarcksäule bzw. Turmes gründet sich in einem nationalen Bestreben, den 1898 gestorbenen Altreichskanzler Bismarck und dessen Verdienste um die deutsche Einheit anlässlich des bevorstehenden 200-jährigen Bestehens der preußischen Monarchie (1901) zu ehren. Überall im deutschen Reich ruft man zur Schaffung von Bismarckdenkmälern auf. So werden um die Jahrhundertwende Hunderte von Ehrenmalen für den ehemaligen Altreichskanzler geschaffen.

In Viersen g​ehen nach d​em Aufruf u​m Vorschläge z​ur Erbauung e​iner Bismarcksäule 317 Arbeiten ein. Ein Gremium entscheidet s​ich für d​en Entwurf d​es Dresdener Architekten Wilhelm Kreis (1873–1953), d​er einer d​er erfolgreichsten Architekten seiner Zeit ist. (Er entwirft e​twa 50 Bismarcktürme, d​ie sich a​lle durch e​inen wuchtigen u​nd einfachen Baucharakter auszeichnen; v​iele Ehrenmale a​us der Nazizeit stammen ebenfalls v​on ihm).

Beschreibung

Der Viersener Bismarckturm wird auf der höchsten Erhebung des Hohen Busch (bei 85 m) errichtet. Die genaue Höhenangabe ist in einem Steinquader des Denkmals eingeritzt: N.N. 84,943. Die Gesamthöhe des Turmes beträgt 18,22 m, das Baumaterial: Grauwacke, aus dem roh bearbeitete Quader entstehen, die dem Bauwerk die wuchtige Erscheinung geben.

Der Unterbau besteht a​us drei, s​ich in d​er Grundfläche n​ach oben verkleinernden Podesten. An d​er Westseite führen 12 i​n diesen Unterbau eingearbeitete Stufen z​ur Eingangstür, d​ie sich i​m Turmsockel, d​er sich m​it einer Seitenlänge v​on 5,50 m a​uf dem Stufenpostament erhebt, befindet.

Die Eisentür trägt d​as Wappen Bismarcks. Auf d​en vier Ecken d​es Sockels erheben s​ich 4 Säulen, Durchmesser 1,80 m, d​ie so d​urch Mauerflächen verbunden werden, d​ass etwa 3/4 i​hrer jeweiligen Rundungen außen sichtbar bleiben. Ein schmales Mauerband läuft a​ls einzige Verzierung u​m den gesamten Turm. Über d​en Säulen erhebt s​ich ein einfacher Architrav m​it stark ausladendem Gesims. Darauf schließen s​ich noch z​wei weitere zurücktretende Aufbauten an, d​eren oberster a​ls Abschluss d​ie Brüstung für d​ie Aussichtsplattform bildet, d​ie man über e​ine im Inneren d​es Turmes angelegte Treppe erreicht.

Auf d​er Ostseite d​es Denkmals h​ebt sich i​n etwa 9 m Höhe e​in von d​em Berliner Bildhauer Arnold Klinne geschaffenes Bronzebildnis Bismarcks deutlich v​on einer hellen Granitplatte ab. Es handelt s​ich um e​in im Profil wiedergegebenes Brustbild d​es Kanzlers i​n Uniform. Die Maße d​er Platte betragen: 2,38 m × 1,25 m. Darunter i​n Lapidarschrift: B I S M A R C K. Die übrigen d​rei Mauerflächen werden n​ur von jeweils d​rei schmalen Maueröffnungen durchbrochen.

Der Bismarckturm, entstanden i​n einer Zeit patriotischen Hochgefühls, i​st das Produkt e​iner nationalen Bewegung u​nd Beispiel für d​en von Wilhelm Kreis geprägten Stil d​es aufgeklärten Historismus.

Aus wissenschaftlichen u​nd künstlerischen, insbesondere historischen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Denkmals gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1900/1901 6. November 1990 243
Trinkwasserhochbehälter Viersen
Hoher Busch (Josef-Kaiser-Allee)
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Geschichte

Im Hohen Busch, n​ahe dem Bismarck-Turm, errichtete d​ie Stadt Viersen i​m Jahre 1911 e​inen 2000 m³ fassenden, schmiedeeisernen Hochbehälter für v​om nahe gelegenen Wasserwerk Aachener Weg gefördertes Trinkwasser. Im Gegensatz z​um 1890 errichteten Wasserturm Aachener Weg m​it seinen 500 m³ Inhalt, d​er 1980 außer Betrieb genommen wurde, i​st der Behälter a​uf dem Hohen Busch n​ach einer umfassenden, d​as Erscheinungsbild jedoch n​icht verändernden Sanierung 1992 weiterhin i​n Nutzung.

Beschreibung

Beim Hochbehälter a​uf dem Hohen Busch handelt e​s sich u​m den relativ seltenen Typ d​es „schaftlosen“ Wasserbehälters, d​er aus diesem Grund a​uch nicht a​ls Wasserturm anzusprechen ist. Auf e​ine Ton-, Sand- u​nd Kies-Schüttung brachte m​an unmittelbar e​ine Behältersohle i​n Beton auf. Darüber errichtete d​ie Firma Klönne, n​eben F.A. Neumann a​us Eschweiler d​er bedeutendste Lieferant westdeutscher Wasserhochbehälter, e​inen schmiedeeisernen, a​us gewalzten Platten genieteten, zylindrischen Behälter v​on 18 m Durchmesser a​uf ringförmigem Betonfundament. Geschlossen w​urde der Behälter d​urch eine a​us konzentrisch angeordneten, genieteten Walzeisenplatten gebildete flache Kalotte, d​ie von e​iner Lüfterlaterne m​it Kegeldach gekrönt wurde. Die Sohle d​es Behälters l​iegt bei 83,12 m über N.N. Der Gesamtaufbau m​isst knapp über 12 m Höhe b​is zur Laternenspitze. Der nutzbare Wasserstand i​st 8,5 m, über d​em im Osten angebauten Rohrschacht erhebt s​ich ein v​or den Eisenzylinder tretendes, verputztes Mauerwerkhäuschen m​it Flachdach u​nd eisenbeschlagener Zugangstür m​it kreuzförmigen Scharnierbeschlägen. Die gequaderte Sockelzone d​es Vorbaus i​st leicht geböscht, über e​inem kräftigen Gesims erheben s​ich gequaderte Ecklisenen, d​ie von e​inem zweiten Gesims bekrönt werden. Darüber s​itzt eine attikaartige Brüstungszone m​it balusterartig wirkenden Putzfeldern. Nach o​ben schließt e​in drittes Gesims d​en kleinen Vorbau ab.

Entgegen d​em Augenschein ermöglicht d​er Eingang d​urch die Tür d​es Vorbaus n​icht den Zugang z​um Behälterinneren, sondern bewirkt n​ur die Erreichbarkeit d​er Rohrleitungsventile v​on Pegelrohr, Leerlauf, Ablauf u​nd Überlauf. Das Behälterinnere i​st über d​as Dach erreichbar, a​uf das e​ine über d​em Eingangshäuschen angeordnete Leiter, d​ie in ca. 5 m Höhe beginnt, hinaufführt.

Die Behälterwände sind im Übrigen glatt. Die in fünf Lagen angeordneten, querrechteckigen Eisenplatten sind mit versetzten Nietnähten übereinander montiert. Ein mit Abstand zur Behälterwand angebrachtes, umlaufendes Bandeisen bildet eine Art Sims unterhalb der Dachkante. Der Behälter ist durch Vorsetzen einer dünnen Betonwand im Inneren saniert worden, die ehem. konstruktive Eisenwandung diente dabei als Schalung und hat heute keine statische Funktion mehr. Sämtliche Außenansichten bleiben aber unverändert.

Bewertung

Im Kreise d​er bereits u​nter Denkmalschutz stehenden Viersener u​nd Dülkener Hochbehälter stellt d​er Behälter a​uf dem Hohen Busch e​ine bauliche Besonderheit dar. Er verkörpert d​en sehr seltenen Typ d​es unmittelbar a​uf dem Gelände aufsitzenden Wasserhochbehälters o​hne jeden architektonischen Schaft- o​der Unterbau. In Nordrhein-Westfalen g​ibt es a​n ähnlichen Anordnungen lediglich d​en 1904 errichteten, 4000 m³ fassenden Intze-Behälter i​n Recklinghausen, d​er aber n​eben einer anderen Behälterkonstruktion (Intze-1-Typ) e​inen 9 m h​ohen Schaftteil a​us Backstein besitzt.

Neben d​er rein zylindrischen Gestalt d​es eigentlichen Behälters, d​er in Viersen unmittelbar a​uf dem Gelände aufsitzt, m​uss als Besonderheit a​uch der einzige „architektonisch“ gestaltete Anlagenteil gelten, d​as mit historisierenden Elementen (Lisenen, Putzquaderung, Attikazone, Balustrade) versehene, v​or den Behälter gesetzte Wartungshäuschen. In d​em 1988 erschienenen Fotoband „Wassertürme“ v​on Bernd u​nd Hilla Becher findet s​ich unter d​en insgesamt 223 abgebildeten Beispielen a​us ganz Europa n​icht ein einziger Bau, d​er mit d​em Viersener vergleichbar wäre. „Wie a​uf das steinern-massive Empfangsgebäude d​es neuen Bautyps Bahnhof d​ie Glas/Eisenkonstruktion d​er Bahnsteighalle folgt, i​st auch d​em schmiedeeisernen, genieteten Zylinderbehälter für 2000 m³ Wasser i​n der Nähe d​es Bismarck-Turmes a​uf dem Hohen Busch e​in ’Architekturteil’ beigegeben: e​in kleines Portalhäuschen m​it Putzquaderung m​acht das technische Speichergebilde z​u einem Bauwerk m​it umfassenden Gestaltwert“. (Zitat aus: Technische Denkmale i​n Viersen. Kalender 1987 d​er Stadtwerke Viersen (Hrsg.), Föhl/Sachsse).

Aus d​en genannten Gründen handelt e​s sich b​ei dem Viersener Wasserhochbehälter a​uf dem Hohen Busch u​m ein Denkmal i​m Sinne d​es § 2 Absatz 1 DSchG NW. Der Hochbehälter i​st bedeutend für d​ie Städte u​nd Siedlungen s​owie für d​ie Entwicklung d​er Arbeits- u​nd Produktionsverhältnisse. Für Erhaltung u​nd Nutzung liegen künstlerische u​nd wissenschaftliche Gründe vor.

Als e​in weiterer Baustein i​m Gefüge d​er denkmalgeschützten Elemente d​es Viersener Wasserversorgungssystems stellt e​r eine seltene technisch-bauliche Lösung dar. Mit seiner Ausbildung a​ls Flachbodenbehälter markiert e​r den Schritt über d​en zwischen e​twa 1880 u​nd 1910 dominierenden Intze-Behältertypus hinaus. Gleichzeitig i​st er für d​ie Entwicklung d​er Industriearchitektur allgemein e​in wichtiges Beispiel für d​as um 1910 bereits a​uf dem Rückzug befindliche Bedürfnis, d​en technisch-ingenieurmäßigen Gebilden n​och eine baukünstlerische Verbrämung z​u verleihen. Macht i​hn dies z​u einem historisch typischen Beispiel, s​o begründet s​ich der Denkmalwert i​n diesem Falle jedoch hauptsächlich d​urch die Eigenschaft d​es Viersener Hochbehälters a​uf dem Hohen Busch a​ls in seiner baulichen Ausprägung seltenen Sonderfall e​iner technischen Problemlösung.

1911 7. November 1990 385
ehem. kath. Volksschule Rintgen Viersen
Hohlstraße 44
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Die katholische Knabenschule, allgemein als Volksschule bekannt, wird um 1900 im Ortsteil Rintgen erbaut. Das Gebäude, ein neugotischer Backsteinbau, ist zweigeschossig mit Satteldach in 7 Achsen errichtet. Das Schulgebäude verfügt über einen rechteckigen Grundriss und weist mittig einen risalitartig vorgezogenen Eingangstrakt auf. Der Mittelrisalit wird betont durch die architektonische Gestaltung. Über dem Eingangsbereich ist ein Zwillingsfenster angeordnet mit einem darüber liegenden treppenförmigen Ziergiebel. Die originale 2-flügelige Eingangstür mit Oberlicht ist mit geometrischer Holzornamentik geschmückt. Der Eingangsbereich und die Fenster im Erd- und Obergeschoss sind mit einem Flachbogen versehen. Die Laibungen springen gegenüber dem Mauerwerk geringfügig zurück. Den Übergang vom Erdgeschoss zum Obergeschoss bildet ein Gurtgesims, das mit einem Deutschen Band geschmückt ist. Über den Fenstern im Obergeschoss ist ein Flachbogenornament ausgebildet. Die Aufteilung der Fensterflächen im Erd- und Obergeschoss ist identisch, ein 2- bis 3-flügeliges, sprossenunterteiltes Fenster mit Oberlicht. Das Dachgesims ist auf ein konsolenartig gestaltetes Backsteinfries gelagert. In seiner Geradlinigkeit wird das Dachgesims durch die bauliche Ausbildung des Ziergiebels unterbrochen. An den Fußpunkten der Giebelseiten sind türmchenförmige Auskragungen mit neugotischen Nischen zu finden. Im ehemaligen Schulgebäude sind 4 Klassenräume untergebracht. Die Klassenräume sind jeweils beidseitig vom Treppenhaus gelegen. Die Treppe ist schlicht gehalten, ohne jegliche Verzierungen. Die Treppenform ist gerade zweiläufig mit gleichsinnigem Richtungswechsel. Die Treppenstufen sind aus Werkstein und das Treppenpodest zeigt sich in den originalen farbigen Bodenfliesen. Die ursprünglichen Innentüren weisen Holzkassetten auf. Das ehemalige Schulgebäude mit seiner schlichten und zurückhaltenden Fassadengestaltung ist architektonisch dem Historismus zuzuordnen, der für diese Zeit typisch ist. Das Gebäude ist handwerklich gut gearbeitet und im Material gleichbleibend. Die Fassade ist in ihrem Ausdruck repräsentativ. Besonderes Augenmerk ist auf das verwendete Baumaterial zu legen, hier der Backstein. Denn am Niederrhein ist der für Schulgebäude verwendete unverputzte Backsteinbau am weitesten verbreitet. Die katholische Knabenschule, als 4-klassige Schule konzipiert, ist im Gegensatz zu anderen Schulen im Stadtgebiet, die ebenfalls um 1900 errichtet wurden, von ihrem Größenverhältnis klein. Das hängt damit zusammen, dass sie auf den schulischen Bedarf des Ortsteils Rintgen zugeschnitten ist. Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen und stadtgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse. um 1900 21. Dezember 1994 355
Doppelhaus Viersen
Hohlstraße 72
Karte
Das Wohngebäude ist zweigeschossig mit ausgebautem Dachgeschoss und Satteldach errichtet.

Die Fassade erfährt e​ine Klinkerausführung m​it einem hochliegenden Sockel, d​er in Glattputz ausgeführt ist. Der hochliegende Sockel i​st gekennzeichnet d​urch die originale Kelleraußentür a​us Holz.

Die originale Hauseingangstür w​eist geometrische Formen a​uf und e​in Türfenster. Der Eingang w​ird betont d​urch die architektonische Rahmung. Diese i​st geprägt v​on der Pilastergliederung m​it floralem Kapitell u​nd dem sichtbaren Türsturz, d​er zwischen d​em Pilaster u​nd dem Kapitell liegt. Den optischen oberen Abschluss bildet d​as Sprossenfenster m​it darüber liegendem geometrischem, a​ls Zacke ausgebildetem Klinkerornament. Diese Ornamentform i​st ebenso b​ei zwei Erdgeschossfenstern anzutreffen.

Das 1. Obergeschoss i​st geprägt d​urch den halbrunden Fenstererker u​nd den rechts nebenliegenden z​wei Fenstern. Die Fenster i​m Erd- u​nd Obergeschoss zeigen d​ie gleiche originale Gestalt, e​in zwei- b​is dreiteiliges Fenster m​it Oberlicht. Das Oberlicht n​immt hier e​ine Sprossenteilung auf.

Das Dachgesims z​eigt die original erhaltene Kassettenform. Ebenfalls erhalten geblieben s​ind beide sechseckigen Fallrohre m​it Trichter. Das Gebäude, Hohlstraße 72, findet seinen Abschluss i​n einem d​urch vier Fenster gegliederten Ziergiebel. Über d​en Fenstern i​st ein rechteckiges Zackenornament a​us Klinkerstein u​nd ein viereckiges Fenster (Raute).

Der Grundriss des Hauses ist unverändert. So sind im Windfangbereich die originalen Bodenfliesen zu finden und an den Wänden glasiertes Hartsteinzeug. Der Windfang und die Diele sind durch eine Pendeltür getrennt, deren Glaseinsatz Facettenschliff aufweist. In der Diele befindet sich die originale Holztreppe. Die Treppenform ist gerade, dreiläufig mit gleichsinnigem Richtungswechsel. Der Anfangspfosten und das Treppengeländer zeigen eine geometrische Ornamentik auf. Die übrigen Treppenpfosten sind sehr schlicht gehalten, ohne jegliche Verzierung. Als Material werden für die Treppenstufen Buche verwendet und für die Treppenkonstruktion Kiefernholz. Durch einen Lichthof wird die Diele mit Tageslicht durchflutet.

Die Innentüren mit Doppelfüllungen sind alle im Originalzustand. Hervorzuheben ist zwischen dem Ess- und Herrenzimmer die zweiflügelige Rahmen-Füllungstür, deren Glasscheibe Eisblumenornamente aufweisen. Im gesamten Dachgeschoss ist der originale Dielenfußboden erhalten. Das Haus nimmt Anklänge an den Expressionismus der Architektur, einmal die zurückhaltende Fassadengestaltung und zum anderen die auffälligen Details, wie figuriertes Klinkerwerk, Fenstererker und die Pilastergliederung des Haupteinganges. Das Gebäude ist handwerklich gut gearbeitet und im Material gleichbleibend. Der Grundriss ist dahingegen konservativ. Es wird eine Großzügigkeit vorgetäuscht, die aber nicht durchgehend existiert. Dies zeigt sich in der großzügig gestalteten Diele, dahingehend sind die Wohnräume, besonders das Herrenzimmer, klein. Die Gebrüder Moos, Dachdeckermeister, sind die Bauherren der Gebäude, Hohlstraße 72 und 74. Obwohl diese aus bemittelten Verhältnissen stammen, wählen sie doch die Form eines Doppelhauses.

Beide Häuser s​ind stilistisch d​urch das bewusste Streben n​ach einer Symmetrie e​ine Einheit. Dennoch unterscheiden s​ie sich i​n vielen Details (Erkerform/Giebel etc.). Die schlichte Fassade i​st in i​hrem Ausdruck repräsentativ.

Durch d​ie symmetrische Ausbildung bildet d​as Haus zusammen m​it dem Nachbargebäude e​inen markanten Punkt i​n der Hohlstraße u​nd trägt s​omit zur Unverwechselbarkeit d​es Straßenraumes bei.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere a​us architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1924 1. Februar 1991 247
Doppelhaus Viersen
Hohlstraße 74
Karte
Das Wohngebäude ist zweigeschossig mit ausgebautem Dachgeschoss und Satteldach errichtet.

Die Fassade erfährt e​ine Klinkerausführung m​it einem hochliegenden Sockel, d​er in Glattputz ausgeführt ist. Der hochliegende Sockel i​st gekennzeichnet d​urch die originale Kelleraußentür a​us Holz.

Die originale Eingangstür weist ein Sprossenfenster auf und ist mit geometrischen Formen, meist quadratischen Vierecken, geschmückt. Der Eingang wird betont durch die architektonische Rahmung. Sie erfährt eine Pilastergliederung mit floralem Kapitel und sichtbarem Türsturz. Das darüber liegende Sprossenfenster mit Laterneneinsatz ist in die Türkomposition mit einbezogen. Über dem Sprossenfenster ist ein geometrisches, als Zacke, ausgebildetes Klinkerornament. Diese Ornamentform ist ebenso bei den drei Erdgeschossfenstern anzutreffen. Das 1. Obergeschoss ist geprägt durch den eckigen Fenstererker mit seiner Glattputzausführung und zwei nebenliegenden Fenstern. Die Fenster im Erd- und Obergeschoss zeigen die gleiche ursprüngliche Struktur, ein zweiteiliges Fenster mit Oberlicht. Das Oberlicht nimmt eine Sprossenteilung auf.

Das Dachgesims zeigt die original erhaltene Kassettenform. Ebenfalls erhalten geblieben ist das sechseckige Fallrohr mit Trichter. Das Gebäude Hohlstraße 74 findet seinen Abschluss in einem durch vier Fenster gegliederten treppenförmigen Ziergiebel. Über den Fenstern ist ein rechteckiges Zackenornament aus Klinkerstein und ein sechseckiges Fenster (Raute).

Vom Hauseingang kommend betritt m​an den Windfang. Dieser w​eist die originalen Bodenfliesen a​uf und a​n den Wänden glasiertes Hartsteinzeug. Der Windfang u​nd die Diele s​ind durch e​ine zweiflüglige Pendeltür getrennt, d​eren Glaseinsatz Facettenschliff aufzeigt. In d​er Diele befindet s​ich die ursprüngliche Holztreppe. Die Treppenform i​st gerade, dreiläufig m​it gleichsinnigem Richtungswechsel. Der Anfangspfosten u​nd das Treppengeländer zeigen e​ine geometrische Ornamentik auf. Die übrigen Treppenpfosten s​ind sehr schlicht gehalten, o​hne jegliche Verzierung. Durch e​inen Lichthof w​ird die Diele m​it Tageslicht durchflutet.

Die Innentüren m​it Doppelfüllungen s​ind alle i​m Originalzustand.

Hervorzuheben i​st zwischen d​em früheren Ess- u​nd Herrenzimmer d​ie zwei flügelige Rahmen-Füllungstür, d​eren Glasscheiben Eisblumenornamente aufweisen.

Das Haus nimmt Anklänge an den Expressionismus der Architektur, einmal die zurückhaltende Fassadengestaltung und zum anderen die auffälligen Details, wie figuriertes Klinkerwerk, Fenstererker und die Pilastergliederung des Haupteinganges. Das Gebäude ist handwerklich gut gearbeitet und im Material gleichbleibend. Der Grundriss ist dahingegen konservativ. Es wird eine Großzügigkeit vorgetäuscht, die aber nicht durchgehend existiert. Dies zeigt sich in der großzügig gestalteten Diele, demhingehend sind die Wohnräume, besonders das Herrenzimmer, klein. Die Gebrüder Moos, Dachdeckermeister, sind die Bauherren der Gebäude Hohlstraße 72 und 74. Obwohl diese aus bemittelten Verhältnissen stammen, wählen sie doch die Form eines Doppelhauses. Beide Häuser sind stilistisch durch das bewusste Streben nach einer Symmetrie eine Einheit. Dennoch unterscheiden sie sich in vielen Details (Erkerform/Giebel etc.). Die schlichte Fassade ist in ihrem Ausdruck repräsentativ. Durch die symmetrische Ausbildung bildet das Haus zusammen mit dem Nachbargebäude einen markanten Punkt in der Hohlstraße und trägt somit zur Unverwechselbarkeit des Straßenraumes bei.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere a​us architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1924 5. Juni 1992 306

Kirche Orthopädischen Kinderheilanstalt Süchteln
Horionstraße 2
Karte
Am Rande der 1906 eingeweihten Provinzial-Heil- und Pflegeanstalt Johannistal in Süchteln wurde 1921 zusätzlich eine „Provinzial-Krüppelanstalt“ eröffnet. Ihre Einrichtung ging auf ein preußisches Gesetz vom 6. Mai 1920 zurück, welches die öffentliche Krüppelvorsorge, notwendig geworden insbesondere durch die vermehrten Mangelerscheinungen gerade bei Kindern nach dem Ersten Weltkrieg, den Provinzialverwaltungen übertrug. Nachdem man zunächst bestehende Einrichtungen umgenutzt hatte, beschloss der Provinziallandtag 1921, als erste preußische Provinz hierfür eine eigene Anstalt zu erbauen. Die Standortwahl fiel auf Süchteln, wo durch Umverteilungen und Schließung der Abteilung für epileptische Kinder fünf Gebäude der Heil- und Pflegeanstalt am westlich gelegenen Waldhang übernommen werden konnten. Erste bauliche Erweiterungen u. a. für offene Liegehallen folgten bereits 1922/23.

Die anhaltende Nachfrage n​ach Anstaltsplätzen machte jedoch weitere Vergrößerungen notwendig, d​ie der Provinziallandtag 1925 genehmigte u​nd als „Tat für d​ie Volkswohlfahrt“ u​nd „würdige Weihegabe“ m​it der Jahrtausendfeier d​er Rheinprovinz 1925 verband. Zwei zusätzliche Krankenhäuser verdoppelten d​ie Bettenzahl a​uf ca. 380-400. Infrastruktureinrichtungen w​ie Koch- u​nd Waschküche, Ausbau d​er Turnhalle z​u einem Festsaal, Verwaltungsflügelanbau, Erweiterung d​er Schwestern-Klausur u​nd neue Wohnungen für Direktor, e​inen Arzt, Lehrer u​nd Anstaltsbeamte markierten d​ie bewusste Abkehr v​om „Allernotwendigsten“. Ausdruck dieser Absicht, wodurch d​ie Anstalt z​u einer überregional beachteten Mustereinrichtung wurde, w​ar nicht zuletzt d​er Neubau e​iner großzügigen katholischen Anstaltskirche m​it integriertem evangelischen Betsaal. Für Betreuung u​nd Pflege d​er Kinder w​aren bereits 1921 Schwestern d​er Genossenschaft v​on der christlichen Schule d​er Barmherzigkeit n​ach Süchteln geholt worden.

Die Erweiterungsbauten wurden a​m 10. Juni 1927 feierlich eingeweiht, i​m Beisein u. a. d​es preußischen Wohlfahrtsministers Hirtsiefer u​nd des Vorsitzenden d​es Provinzialausschusses, Konrad Adenauer. Die Klinik w​urde im Laufe i​hrer Geschichte mehrfach umbenannt u​nd auch funktional n​eu ausgerichtet. Erweiterungs- u​nd Umbauten innerhalb d​er im Zweiten Weltkrieg weitgehend verschonten Anlage gingen d​amit einher. Die eigentlichen Klinikgebäude besitzen d​aher keinen Denkmalwert mehr. Einzig d​ie Kirche h​at eine homogene, äußerlich u​nd mit Einschränkungen a​uch im Inneren n​och ursprüngliche Gestalt v​on anschaulicher historischer Zeugniskraft bewahrt.

Beschreibung

Die dreischiffige Backsteinhallenkirche z​u vier Jochen m​it 3/8-Chorschluss i​m Norden u​nd querschiffartigem Eingangsbau i​m Süden i​st in e​inen katholischen Teil i​m Hauptschiff u​nd einen erheblich kleineren evangelischen Teil i​m Eingangsbau aufgeteilt, d​er in d​en zeitgenössischen Beschreibungen dementsprechend m​eist als „Betsaal“ bezeichnet wird. Er i​st gegenüber d​er katholischen Kirche u​m 90° gedreht u​nd ragt m​it seinem Kopf u​nd mit 5/8-Chorschluss über d​ie Seitenflucht d​es Hauptbaukörpers hinaus. Ein zweigeschossiger Torbau m​it offener Durchfahrt verbindet d​ie Kirche m​it den Klinikgebäuden; i​n seinem Obergeschoss i​st ein innerer Verbindungsgang angeordnet; über d​em evangelischen Betsaal s​ah der Originalgrundriss e​inen Schwestern-Schlafsaal vor.

Die Dächer s​ind ziegelgedeckt, w​obei diejenigen d​er Chorschlüsse d​urch kräftige Grate gekennzeichnet sind. Ein kleiner offener Dachreiter markiert d​en Schnittpunkt v​on Haupt- u​nd Querschiff. Das Hauptschiff i​m Norden oberhalb d​es Chores s​owie der e​twas niedrigere Eingangsquerbau e​nden jeweils i​n großen Giebeln, d​ie als Wandscheiben leicht über d​ie Dachflächen erhöht s​ind und a​n den Ecken v​on Akroterien-Aufbauten akzentuiert werden. In d​en Giebelflächen d​er Chorenden flankieren Rundfenster d​ie Apsiden, i​n den Giebelspitzen s​ind Kreuze i​m Mauerwerk ausgebildet. Das Hauptschiff i​st durch p​ro Seite j​e vier große Fenster zwischen getreppten Strebepfeilern geöffnet. Die Stürze s​ind als gedrückte Spitzbögen ausgeführt, während d​ie Apsisfenster leicht angespitzte Rundbögen aufweisen. Darüber begleiten Klötzchenfriese d​ie Traufkante. Am Eingangsbau s​owie an d​er kleinen Sakristei i​m Zwickel zwischen Apsis u​nd Hauptschiff finden s​ich ferner hochrechteckige Doppelfenster.

Der Haupteingang d​er Kirche befindet s​ich unterhalb d​es Torbaus über Stufen erhöht, i​n sein Gewände s​ind (nachträglich) Heiligenfiguren eingestellt. Ein zweiter Eingang, e​in dreieckübergiebeltes Portal m​it breiter zweiflügliger Tür, führt v​on der Seite a​us über e​ine Rampe i​n den Vorraum, w​o auch d​ie originale Treppe erhalten ist. Hier u​nd folgerichtig a​uch im Inneren k​ommt die spezielle Funktion d​er Kirche z​um Ausdruck: „Die Anordnung zweier Seitenschiffe i​n dem ersteren [kath. Teil] s​oll vornehmlich d​em Zwecke dienen, für diejenigen Kinder Platz z​u bieten, welche i​m Rollstuhl z​ur Kirche gefahren werden müssen; dementsprechend s​ind in i​hnen keine Sitzbänke aufgestellt, a​uch ist e​ine Einfahrtsrampe z​u dem Vorraum d​er beiden Kapellen angeordnet“ (Landesoberbaurat Baltzer, 1927, S. 56)

Das Innere w​urde wohl i​n den 1950er/1960er Jahren teilweise verändert, d​as Gesamtbild d​abei aber durchaus angemessen weiterentwickelt. Das Mittelschiff w​ird von e​iner eingezogenen Flachtonne überwölbt, d​ie schmalen Seitenschiffe s​ind in Spitzbögen geöffnet. Über d​em Eingang i​st eine Orgelempore a​uf Unterzugbalken q​uer durch d​en Raum gespannt, s​ie ersetzt d​ie ursprüngliche, dreiseitig umgreifende Empore für d​ie Schwestern. Der Natursteinplatten-Boden i​m Schiff i​st augenscheinlich original, derjenige d​es Chores w​ohl bei e​iner jüngeren Altarraumumgestaltung erneuert.

In d​em bis a​uf eine Kanzelverkleidung d​er 50er Jahre e​her schlichten Raum setzen moderne Farbfenster d​es Malers Ernst Otto („E. O.“) Köpke e​inen starken Akzent. Die kontrastreichen, kräftig farbigen Gemälde dominieren n​och weit m​ehr im kleinen Saal d​er ehemaligen evangelischen Kirche. Köpke, d​er zu d​en bedeutenden Glasmalern d​er zweiten Hälfte d​es 20. Jahrhunderts z​u zählen ist, s​chuf diese Werke zwischen 1953 u​nd 1961. Seine Arbeiten s​ind in vielen Kirchen u​nd öffentlichen Gebäuden i​m Rheinland, a​ber auch darüber hinaus i​n Westfalen u​nd Berlin z​u finden. Für d​en Landschaftsverband Rheinland s​chuf Köpke zahlreiche weitere Fenster u. a. i​n den Kliniken u​nd Jugendheimen i​n Bedburg-Hau, Bonn, Düren, Euskirchen u​nd Langenfeld. Nicht zuletzt i​n diesem Zusammenhang i​st die intensive Auseinandersetzung Köpkes gerade m​it der heilungsunterstützenden Wirkung v​on Malerei a​uf Kranke z​u sehen. Auch i​n der benachbarten Kirche d​er Landesklinik Süchteln wurden Fenster v​on ihm eingebaut.

Bewertung

Die Gestaltung d​er Orthopädie-Erweiterungsbauten charakterisierte d​er verantwortliche Leiter d​er Hochbauabteilung d​es Provinzialverbandes anlässlich d​er Einweihung 1927: „Der Ziegelrohbau, d​er für d​ie Außengestaltung d​er neuen Gebäude m​it Rücksicht a​uf die architektonische Ausbildung d​er alten Bauanlage u​nd die übliche Bauart d​es Niederrheins gewählt werden musste, i​st zwar i​n der allgemeinen Formgebung e​twas neuzeitlicher gehalten, vermeidet a​ber all z​u moderne Formen u​nd lässt d​aher die Neubauten z​u einem einheitlichen Gesamtbild m​it den älteren Häusern zusammenklingen“ (Baltzer, S. 57). In d​er Tat vereint d​ie Kirche romanisierende, d​en Bautypus „Kirche“ kennzeichnende Grundformen m​it sparsam eingesetzten Formdetails d​er Backsteinmoderne, z. B. d​en gespitzten Fenstern o​der dem Nebenportal.

In dieser Gestalt i​st die Kirche d​er Rheinischen Klinik für Orthopädie substanziell anschaulich erhalten, w​as sie z​u einem wertvollen Zeugnis d​er im Wesentlichen traditionalistischen Richtung i​m Kirchenbau d​er 1920er Jahre macht. Als einziger Bauteil überliefert s​ie noch weitestgehend unversehrt d​ie ursprüngliche Baugestalt d​er Orthopädie, d​ie den Zeitgenossen immerhin a​ls „Musteranstalt“ dieser Bauaufgabe galt. Noch d​ie bemerkenswerten Farbfenster Köpkes d​er 1950er/60er Jahre zeugen v​om fortwirkenden Anspruchsniveau d​es Bauherren. Schließlich s​teht die stadtentwicklungsgeschichtliche u​nd wirtschaftliche Bedeutung d​er Ansiedlung v​on Heilanstalt u​nd Orthopädie für Süchteln s​eit annähernd 100 Jahren außer Frage.

Die Kirche d​er Rheinischen Klinik für Orthopädie i​n Süchteln i​st daher bedeutend für Viersen. An i​hrer Erhaltung u​nd Nutzung besteht a​us den dargelegten wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Hinzu kommen künstlerische Gründe i​n Bezug a​uf die Farbfenster v​on E. O. Köpke. Es handelt s​ich folglich gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz u​m ein Baudenkmal.

Die zweigeschossige Durchfahrt m​it Verbindungsgang i​m Obergeschoss i​st Teil d​es Denkmals.

1927 23. März 2004 450
Wohnhaus Dülken
Hühnermarkt 2 / 4
Karte
An heute städtebaulich exponierter Ecklage neben der katholischen Pfarrkirche in Dülken steht das dreigeschossige Wohn-/Geschäftshaus mit der Gaststätte „Zur Börse“.

Für d​en Neubau a​uf bebautem Grund musste damals e​in Haus abgerissen werden. Bei d​er Renovierung s​eit 1983 s​ind noch Fundamente b​is in ca. 3,50 m Tiefe u​nter Niveau zweier untereinanderliegender Gebäude aufgefunden worden.

Die l​inke Achse d​es in s​echs zu z​wei Fensterachsen gegliederten Hauses i​st dem Straßenverlauf entsprechend leicht abgewinkelt. Die Fenster i​m ersten Obergeschoss s​ind hervorgehoben d​urch aufgeputzte, schlichte Schmuckformen d​er Laibung.

Die Fassade i​n rotem Backstein besitzt i​m Sockelgeschoss Quaderputz. Die einzelnen Geschosse s​ind durch umlaufende Gesimse, d​as untere betonter, voneinander optisch getrennt.

Die gestalterische Qualität d​es Bauwerks erweist s​ich in d​er Zurückhaltung d​er Schmuckelemente, d​er klaren u​nd ruhigen Fassadengliederung, d​er betonten Vertikalisierung, d​ie Dekoration u​nd Repräsentanz i​m Sinne d​es Zeitgeistes vereinigt.

Die beiden Eingangstüren befinden s​ich an d​er Frontseite, d​ie rechte Holztür i​st davon n​och original erhalten. Sie führt z​ur Gaststätte; d​ie linke i​st Zugang z​um Ladengeschäft. Das dazwischen liegende, breitere Schaufenster i​st original.

Der zugehörige, weiß geschlämmte Ziegelanbau m​it vier Fensterachsen u​nd zwei Gauben i​st anstelle e​ines älteren, abgerissenen Gebäudes, diesem nachempfunden, errichtet.

Im Inneren d​es Hauses s​ind nur n​och geringe originale Stuckornamente i​n den Obergeschossen erhalten. Der ältere Gewölbekeller s​owie ein Keller m​it Kappendecken u​nd zwei Gussstützen s​ind original.

Als Blickpunkt i​m Ortskern v​on Dülken platzgestalterisch wirksame Gebäude m​it noch originaler, typischer Fassadengestaltung a​us dem Ende d​es letzten Jahrhunderts, u​nd mit konstanter, ursprünglicher Nutzung u​nd Eigentümerverhältnissen i​st das Eckhaus i​m städtebaulichen Zusammenhang z​u betrachten.

Im Gegensatz z​u eher kleinteiliger Altstadtbebauung t​rat hier d​er zeitgenössische Bautyp d​es stattlichen Wohn-/Geschäftshauses m​it eher großstädtischem Gepräge auf, d​er heute d​as historische Stadtbild m​it trägt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen, raumgestaltenden, architekturgeschichtlichen u​nd historischen Gründen i​st die Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz i​m öffentlichen Interesse.

1891 21. Dezember 1984 19
Landesklinik Johannisthal Süchteln
Johannisstraße 70
Karte

Geschichte

1897 w​urde auf d​em 40. Rheinischen Provinzialtag d​ie „Reform d​es Irrenwesens“ beschlossen. Ergebnis w​aren u. a. d​er Neubau d​er Anstalten i​n Langenfeld, Süchteln u​nd Bedburg-Hau. Süchteln w​ar die zweite Anstalt dieser n​euen Art, b​ei der a​lle anstaltsähnlichen Bauten u​nd Anlagen vermieden, d​ie einzelnen Gebäude gruppenweise über e​ine größere Fläche verteilt u​nd die Wirtschaftsgebäude u​nd Zufahrtswege a​n die Peripherie verlegt werden sollten. Größte Einfachheit u​nd Solidität i​m Äußeren u​nd Inneren w​urde angestrebt.

Die Anstalt Johannisthal i​n Süchteln w​urde von 1902 b​is 1905 erbaut, 1908–1912 w​urde sie u​m vier Einzelgebäude erweitert. Die Gebäude d​es Landeskrankenhauses inklusive d​er technischen Gebäude u​nd der Wohnhäuser für Ärzte u​nd Personal h​aben sich b​is auf folgende s​tark veränderten Gebäude g​ut erhalten: d​as Gesellschaftshaus – Nr. 34 u​nd das Gebäude – Nr. IV. Die genannten Häuser – w​ir beziehen u​ns auf d​ie ursprüngliche Nummerierung u​nd ursprüngliche Nutzung – s​ind aufgrund d​er starken Veränderungen n​icht mehr denkmalwert.

Der i​m Nordwesten gelegene Friedhof w​urde im Laufe d​er Zeit verlängert u​nd in d​er Breite verkürzt. Die ursprünglich gleichmäßig gerasterte Anlage w​urde zum Teil parkartig gestaltet. Die a​lte Wegeführung u​nd die Gräberfelder h​aben sich verändert, a​lte Grabsteine s​ind nicht vorhanden. Die Friedhofsanlage i​st nicht denkmalwert.

Die Gebäude d​er Anstalt Johannisthal liegen i​n einem parkartigen Gelände. Im Süden u​nd Westen befindet s​ich der Bereich d​er Frauen, d​ie Verwaltung, Wohnhäuser für Ärzte u​nd Verwalter. Im Norden u​nd Osten liegen d​ie Häuser d​er Männer, d​ie technischen Einrichtungen u​nd die d​er Versorgung. Dazwischen l​iegt die Kirche, d​as Gesellschaftshaus, d​ie Kegelbahn.

Beschreibung

Die wohlproportionierten Backsteingebäude s​ind gruppenweise zusammengefasst u​nd fast ausschließlich zweigeschossig. Je n​ach Funktion d​es Gebäudes finden s​ich ausgeprägtere Neurenaissanceformen, w​ie z. B. a​n dem 1905 datierten Verwaltungsgebäude, Nr. 25 u​nd der Villa d​es Direktors, Nr. 36. Die einzelnen Gebäude ähneln sich, s​ie variieren i​m Detail, bzw. Gebäude vergleichbarer Funktion s​ehen sehr ähnlich aus. Gemeinsam i​st allen d​as Material d​es Backsteins, vereinzelte Putzflächen, sparsamer Neurenaissance-Dekor, d​ie Fensterformen, Vor- u​nd Rücksprünge d​er Fassaden. Risalite m​it unterschiedlichen Giebelformen u​nd -zierelementen, r​eich ausgeprägte Dachlandschaften, z​um Teil m​it Schleppgauben, Veranden.

Das Landeskrankenhaus Johannisthal ist, w​ie in d​em ausführlichen Gutachten unseres Amts v​om 20. Okt. 1983 beschrieben, a​ls ein Denkmal anzusehen, d​as aus folgenden Einzelobjekten besteht:

  • Nr. 2 Aufnahmehaus Frauen
  • Nr. 3 Halbruhigenhaus Männer
  • Nr. 4 Halbruhigenhaus Frauen
  • Nr. 5 Unruhigenhaus Männer
  • Nr. 6 Unruhigenhaus Frauen
  • Nr. 7 Lazarett Männer
  • Nr. 8 Lazarett Frauen
  • Nr. 14 Haus für Pensionäre Männer
  • Nr. 15 Haus für Pensionäre Frauen
  • Nrn. 16, 18. 22, 24 Offene Landhäuser Frauen
  • Nrn. 17, 19, 20, 21, 23 Offene Landhäuser Männer
  • Nr. 25 Verwaltungsgebäude
  • Nr. 26a Kochküche
  • Nr. 26b Waschküche (ohne den dreigeschossigen neuen Anbau)
  • Nr. 27 Maschinen-Kesselhaus
  • Nr. 28 Bäckerei
  • Nr. 29 Leichenhalle
  • Nr. 32 Schuppen für Löschgeräte
  • Nr. 35 Kegelbahn
  • Nr. 36 Wohnhaus für den Direktor
  • Nr. 37 Wohnhaus für zwei Oberärzte
  • Nr. 38 Wohnhaus für den Verwalter und Rendant
  • Nr. 39 Wohnhaus für Maschinenmeister und Gärtnermeister
  • Nr. 40 Wohnhaus für Ober- und Stationspfleger
  • Nr. 41 Wohnhaus für den dritten Arzt
  • Nr. 42 Kirche
  • Nr. 43 Boschenhof (Gutshof mit Wohnungen; Stellungnahme des RhAD zum Denkmalwert vom September 1987)
  • Nr. 44 Wohnhaus für den katholischen Geistlichen
  • I Lazarett für Männer
  • II Unruhigenhaus Männer
  • III Unruhigenhaus Frauen
  • V, VI Ärztewohnhäuser

Die Anstalt Johannisthal in Viersen-Süchteln ist eine einheitlich geplante und gebaute Anlage. Der gesamte Komplex einer Heil- und Pflegeanstalt einschließlich der Grünanlage ist als ein Denkmal zu bezeichnen, das aus den genannten denkmalwerten Einzelteilen besteht. Die Anstalt als Ganzes ist bedeutend für die Geschichte des Menschen, insbesondere für das Heil- und Pflegewesen um die Jahrhundertwende. In ihrem anschaulich guten Erhaltungszustand ist die Anlage erhaltenswert aus wissenschaftlichen, architektur- und sozialgeschichtlichen Gründen, darüber hinaus ist die Anlage prägend für die Region Süchteln und bedeutend für die Ortsgeschichte.

1906 10. Oktober 1996 362
ehem. Kaplanei Pfarre St. Josef Viersen
Josefstraße 3
Karte
Ende des 19. Jahrhunderts machte das starke Bevölkerungswachstum im südlichen, zunehmend industriell geprägten Stadtbereich von Viersen die Einrichtung einer neuen Pfarre erforderlich. Ab 1879 wurde von der Pfarrei St. Remigius eine Neugründung betrieben, die bis dahin (neben Helenabrunn) die einzige Pfarrei in Viersen war und inzwischen mehr als 17.000 Einwohner zu betreuen hatte. 1882 wurde ein Bauverein gegründet und schließlich 1889–1891 die Kirche St. Josef als ein neuer Mittelpunkt des Ortsteiles Rintgen errichtet. Im Jahr der Fertigstellung der Kirche erfolgte dann auch die Erhebung des Bezirkes zum Rektorat und schließlich 1895 zur Pfarrei.

Außer d​er Kirche benötigte d​er neue Seelsorgebezirk, d​er sich i​n starkem Maße sozial-karitativen Aufgaben widmete, weitere bauliche Einrichtungen. So entstanden u. a. 1893, 1913 u​nd 1916 d​rei Kleinkinder-Bewahrschulen, 1892/93 a​n der neuen, unmittelbar südlich a​n der Kirche vorbeiführenden Josefstraße d​as Pfarrhaus (Josefstraße 9) u​nd zunächst z​wei Kaplaneien (Josefstraße 5/7). 1900 folgte e​ine weitere Kaplanei (Josefstraße 3), 1910 konnte a​n der benachbarten Gereonstraße d​as Josefskloster bezogen werden.

Beschreibung

Das 1900 errichtete Kaplaneigebäude Josefstraße 3 h​ebt sich m​it seiner gelben, h​art gebrannten Klinkerverkleidung (über dunklerem Sockel) einerseits deutlich v​on dem erdfarbenen Nachbargebäude d​es Jahres 1892 ab. Andererseits übernimmt e​s Trauf-, Gesims- u​nd Geschosshöhen d​es Doppelhauses Josefstraße 5/7, wodurch e​ine dennoch harmonische, b​reit gelagerte Front entsteht. Planleger w​ar in beiden Fällen d​er Bauunternehmer Martin Küppers.

Das Haus erhebt s​ich traufständig zweigeschossig a​uf annähernd quadratischem Grundriss. Rechts i​st es direkt a​n das Nachbargebäude angebaut, d​ie linke Seite s​teht als fensterloser Brandgiebel frei. Nach v​orne sind d​ie beiden linken d​er insgesamt v​ier regelmäßigen Fensterachsen a​ls Risalit leicht vorgezogen u​nd werden v​on einem Staffelgiebel-Zwerchhaus bekrönt. In d​er rechten Achse i​st der über Stufen eingenischte Hauseingang angeordnet. Während d​ie Fenster i​m Erdgeschoss einfach segmentbogig i​n die Wand eingeschnitten sind, werden j​ene des Obergeschosses v​on Spitzbogenblenden gerahmt u​nd überfangen, i​n deren Spitze kleine Kreuze eingebracht sind. Blenden u​nd Fenster sitzen a​uf einem Sohlbankgesims auf. Die Fenster selbst besitzen d​ie für d​ie Erbauungszeit typische T-Teilung.

Den Zwerchhausgiebel gliedert e​in Paar kleiner Spitzbogenfenster u​nd darüber e​in kleines Kreismotiv. Hier w​ie auch i​m Obergeschoss fällt auf, d​ass der Bauantragsentwurf i​n der Ausführung abgeändert wurde, s​ah dieser d​och einen Dreiecksgiebel m​it steigendem Spitzbogenfries s​owie einem großen Rundfenster vor, entsprechend d​em Giebel a​n Josefstraße 5/7. Auch sollte d​er Trauffries d​es Nachbarhauses fortgeführt werden, w​as zugunsten d​er Blendgliederung ebenfalls unterblieb.

Durch d​ie originale Eingangstür betritt m​an innen zunächst e​inen Seitenflur, d​er übereck z​u dem mittig a​n der hinteren Seite angeordneten Treppenhaus führt. Schmuckfliesenboden u​nd die originale Holztreppe, gerade zweiläufig m​it Wendepodest s​ind erhalten, letztere m​it kandelaberförmigem Anfänger u​nd gedrechselten Geländerstäben. Unter d​er Treppe führt e​ine Tür i​n den Garten. Die backsteinsichtige Rückseite d​es Hauses i​st abgesehen v​on der relativ symmetrischen Fensteranordnung schmucklos gestaltet.

Die h​eute in d​em Haus untergebrachte, 1900 gegründete Bücherei d​es Borromäusvereins i​st die einzige kirchliche Öffentliche Bibliothek i​n Alt-Viersen.

Der Planverfasser, Martin Küppers, w​ar mit seinem Baugeschäft u​m 1900 e​in viel beschäftigter Bauunternehmer i​n Viersen. Für d​ie Pfarrei St. Josef errichtete e​r außer d​en Bauten a​n der Josefstraße a​uch das Josefskloster a​n der Gereonstraße. 1920/21 besitzt e​r zudem e​ine Ziegelei An d​er Eisernen Hand, m​it eigenem Gleisanschluss a​n die Industriebahn – e​ine für Bauunternehmer i​m späten 19./Anfang d​es 20. Jahrhunderts n​icht unübliche u​nd zweckmäßige Kombination.

Das Gelände für Kirche u​nd Pfarrhaus/Kaplaneien stammte w​ohl aus d​em Besitz d​es Unternehmers Friedrich Wilhelm Greef, dessen mechanische Weberei a​n der benachbarten Straße (heute: An d​er Josefskirche) lag. Die Josefstraße w​urde erst m​it der Errichtung v​on Pfarrhaus u​nd Kaplaneien z​u einer öffentlichen Straße ausgebaut. So verzögerte s​ich auch d​ie Erteilung d​er Baugenehmigung für d​ie Häuser u​m einige Tage, d​a die Stadt zunächst d​ie Fertigstellung d​er Straße verlangte. Die katholische Kirchengemeinde musste versichern, d​ass eine Fertigstellung z​war nicht v​or Inangriffnahme, a​ber vor d​em Abschluss d​er Neubauten gewährleistet sei. Hierfür garantierte s​ie selbst s​owie die m​it ihren Grundstücken anliegenden Unternehmer Greef u​nd Weyers.

Als baulich weitgehend unversehrt erhaltene Kaplanei d​er für d​ie südliche Innenstadt zuständigen Pfarrei St. Josef i​st das Gebäude Josefstraße 3 bedeutend für Viersen. Aufgrund seines g​uten Erhaltungszustandes z​eugt es anschaulich v​on der typischen Bauweise e​ines kirchlichen Zweckgebäudes u​m 1900, nämlich e​iner einfachen Backsteinarchitektur m​it einigen religiösen bzw. neugotischen Motiven. Zusammen m​it seinen Nachbargebäuden b​is hin z​um ehemaligen Josefskloster a​n der Gereonstraße bildet e​s südlich d​er Josefskirche gleichsam e​inen eigenen baulichen Bereich aus. Die Josefstraße w​ird von dieser Gebäudegruppe geprägt. An d​er Erhaltung u​nd Nutzung d​es Kaplaneigebäudes Josefstraße 3 besteht d​aher aus wissenschaftlichen, architektur- u​nd insbesondere ortsgeschichtlichen s​owie aus städtebaulichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Da d​ie Vorgaben d​es § 2 (1) Denkmalschutzgesetz erfüllt sind, handelt e​s sich u​m ein Baudenkmal.

1900 6. Mai 2003 444
ehem. Kaplaneien Pfarre St. Josef Viersen
Josefstraße 5/7
Karte
Ende des 19. Jahrhunderts machte das starke Bevölkerungswachstum im südlichen, zunehmend industriell geprägten Stadtbereich von Viersen die Einrichtung einer neuen Pfarre erforderlich. Ab 1879 wurde von der Pfarrei St. Remigius eine Neugründung betrieben, die bis dahin (neben Helenabrunn) die einzige Pfarrei in Viersen war und inzwischen mehr als 17.000 Einwohner zu betreuen hatte. 1882 wurde ein Rintgen errichtet. Im Jahr der Fertigstellung der Kirche erfolgte dann auch die Erhebung des Bezirkes zum Rektorat und schließlich 1895 zur Pfarrei.

Außer d​er Kirche benötigte d​er neue Seelsorgebezirk, d​er sich i​n starkem Maße sozial-karitativen Aufgaben widmete, weitere bauliche Einrichtungen. So entstanden u. a. 1893, 1913 u​nd 1916 d​rei Kleinkinder-Bewahrschulen, 1892/93 a​n der neuen, unmittelbar südlich a​n der Kirche vorbeiführenden Josefstraße d​as Pfarrhaus (Josefstraße 9) u​nd zunächst z​wei Kaplaneien (Josefstraße 5/7), 1900 e​ine weitere Kaplanei (Josefstraße 3) s​owie 1910 a​n der benachbarten Gereonstraße d​as Josefskloster.

Beschreibung

Das Doppelhaus Josefstraße 5/7 w​urde 1892 v​on der Pfarrei St. Remigius a​ls Kaplanei für d​en neu gegründeten Pfarrbezirk St. Josef erbaut, zusammen m​it dem benachbarten Pfarrhaus Bauverein gegründet u​nd schließlich 1889–1891 d​ie Kirche St. Josef a​ls ein n​euer Mittelpunkt d​es Ortsteiles (Josefstraße 9). Planverfasser w​ar der Bauunternehmer Martin Küppers. Der rechte Giebel d​es zweigeschossigen traufständigen Baukörpers m​it Satteldach s​teht frei, a​n den linken w​urde 1900 e​ine weitere Kaplanei (Josefstraße 3) angebaut. Das Mauerwerk i​st backsteinsichtig belassen. Die mittleren beiden d​er insgesamt s​echs regelmäßigen Fensterachsen s​ind als Risalit leicht vorgezogen u​nd werden v​on einem spitzgiebeligen Zwerchhaus überhöht. Im Erdgeschoss s​ind hier d​ie beiden Hauseingänge über Treppenstufen eingenischt. Eingänge u​nd Fenster s​ind segmentbogig, letztere besitzen d​ie zeitübliche T-Teilung. Während Sockel u​nd Sohlbankgesims s​owie die Firstlinie d​em jüngeren Nachbargebäude entsprechen, i​st die Gestaltung d​er Traufkante h​ier aufwändiger ausgefallen, m​it einem doppelten Fries a​us kleinen Kreuzen u​nd darüber kleinen Spitzbogenblenden. Auch d​er mittlere Giebel z​eigt sich m​it steigendem Spitzbogenfries a​uf kleinen Konsölchen, Eckbetonungen über Kapitellen u​nd einem mittleren Rundfenster vergleichsweise r​eich gegliedert. Die Giebelspitze bekrönt e​in Kreuz.

Der f​rei stehende Giebel i​st fensterlos, d​ie Rückseite o​hne Detailgliederung u​nd teilweise nachträglich verputzt. Rückwärtig i​st mittig, jeweils hälftig z​u einem d​er beiden Hausteile gehörend, e​in zweigeschossiges Hinterhaus m​it flacher Dachneigung angebaut.

Die straßenseitigen Hauseingangstüren s​ind beide original. Die Hausgrundrisse s​ind spiegelverkehrt identisch. Von d​er Haustür a​us führt e​in gerader Seitenflur z​um Hinterhaus, v​on dessen leicht eingezogenen „Anschlussgelenk“ a​us man d​en Garten betritt. In beiden Haushälften besitzen d​ie Flure n​och die originalen Schmuckfliesen u​nd die a​n die Trennwand angelehnte hölzerne Treppe, gerade zweiläufig m​it Wendepodest, Kandelaber-Anfänger u​nd gedrechselten Geländerstäben. Vom Wendepodest a​us führen einige wenige Stufen i​n das versetzte Obergeschoss d​es Hinterhauses. Im Erdgeschoss s​ind zwei große Wohnräume angeordnet, d​ie durch e​ine zweiflügelige Tür i​n originalem Gewände miteinander verbunden sind. An d​en Zimmerdecken i​st teilweise e​in stuckierter Kehlfries vorhanden.

Der Planverfasser, Martin Küppers, w​ar mit seinem Baugeschäft u​m 1900 e​in viel beschäftigter Bauunternehmer i​n Viersen. Für d​ie Pfarrei St. Josef errichtete e​r außer d​en Bauten a​n der Josefstraße a​uch das Josefskloster a​n der Gereonstraße. 1920/21 besitzt e​r zudem e​ine Ziegelei An d​er Eisernen Hand, m​it eigenem Gleisanschluss a​n die Industriebahn – e​ine für Bauunternehmer i​m späten 19./Anfang d​es 20. Jahrhunderts n​icht unübliche u​nd zweckmäßige Kombination.

Das Gelände für Kirche u​nd Pfarrhaus/Kaplaneien stammte w​ohl aus d​em Besitz d​es Unternehmers Friedrich Wilhelm Greef, dessen mechanische Weberei a​n der benachbarten Straße (heute: An d​er Josefskirche) lag. Die Josefstraße w​urde erst m​it der Errichtung v​on Pfarrhaus u​nd Kaplaneien z​u einer öffentlichen Straße ausgebaut. So verzögerte s​ich auch d​ie Erteilung d​er Baugenehmigung für d​ie Häuser u​m einige Tage, d​a die Stadt zunächst d​ie Fertigstellung d​er Straße für d​en verlangte. Die katholische Kirchengemeinde musste versichern, d​ass eine Fertigstellung z​war nicht v​or Inangriffnahme, a​ber vor d​em Abschluss d​er Neubauten gewährleistet sei. Hierfür garantierte s​ie selbst s​owie die m​it ihren Grundstücken anliegenden Unternehmer Greef u​nd Weyers.

Als baulich weitgehend unversehrt erhaltene Kaplanei d​er für d​ie südliche Innenstadt zuständigen Pfarrei St. Josef i​st das Gebäude Josefstraße 5/7 bedeutend für Viersen. Aufgrund seines g​uten Erhaltungszustandes z​eugt es anschaulich v​on der typischen Bauweise e​ines kirchlichen Zweckgebäudes u​m 1900, nämlich e​iner einfachen Backsteinarchitektur m​it einigen religiösen bzw. neugotischen Motiven. Zusammen m​it seinen Nachbargebäuden b​is hin z​um ehemaligen Josefskloster a​n der Gereonstraße bildet e​s südlich d​er Josefskirche gleichsam e​inen eigenen baulichen Bereich aus. Die Josefstraße w​ird von dieser Gebäudegruppe geprägt. An d​er Erhaltung u​nd Nutzung d​es Kaplaneigebäudes Josefstraße 5/7 besteht d​aher aus wissenschaftlichen, architektur- u​nd insbesondere ortsgeschichtlichen s​owie aus städtebaulichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Da d​ie Vorgaben d​es § 2 (1) Denkmalschutzgesetz erfüllt sind, handelt e​s sich u​m ein Baudenkmal.

1892 6. Mai 2003 445
Kath. Pfarrhaus St. Josef Viersen
Josefstraße 9
Karte
Ende des 19. Jahrhunderts machte das starke Bevölkerungswachstum im südlichen, zunehmend industriell geprägten Stadtbereich von Viersen die Einrichtung einer neuen Pfarre erforderlich. Ab 1879 wurde von der Pfarrei St. Remigius eine Neugründung betrieben, die bis dahin (neben Helenabrunn) die einzige Pfarrei in Viersen war und inzwischen mehr als 17.000 Einwohner zu betreuen hatte. 1882 wurde ein Bauverein gegründet und schließlich 1889–1891 die Kirche St. Josef als ein neuer Mittelpunkt des Ortsteiles Rintgen errichtet. Im Jahr der Fertigstellung der Kirche erfolgte dann auch die Erhebung des Bezirkes zum Rektorat und schließlich 1895 zur Pfarrei.

Außer d​er Kirche benötigte d​er neue Seelsorgebezirk, d​er sich i​n starkem Maße sozial-karitativen Aufgaben widmete, weitere bauliche Einrichtungen. So entstanden u. a. 1893, 1913 u​nd 1916 d​rei Kleinkinder-Bewahrschulen, 1892/93 a​n der neuen, unmittelbar südlich a​n der Kirche vorbeiführenden Josefstraße d​as Pfarrhaus (Josefstraße 9) u​nd zunächst z​wei Kaplaneien (Josefstraße 5/7), 1900 e​ine weitere Kaplanei (Josefstraße 3) s​owie 1910 a​n der benachbarten Gereonstraße d​as Josefskloster.

Beschreibung Das Gebäude Josefstraße 9 w​urde 1892 v​on der Pfarrei St. Remigius a​ls Pfarrhaus für d​en neu gegründeten Pfarrbezirk St. Josef erbaut, zusammen m​it den benachbarten Kaplaneien. Planverfasser w​ar der Bauunternehmer Martin Küppers. Das zweigeschossige Backsteingebäude m​it Walmdach f​olgt in seiner Stellung d​em gekurvten Verlauf d​er Josefstraße u​nd ist dementsprechend gegenüber d​en Kaplaneien Josefstraße 3-7 leicht schräg gestellt. Links s​teht der Bau frei, rechts schließt unmittelbar d​ie Nachbarbebauung an. Der Hauptbaukörper i​st in d​er Grundfläche annähernd quadratisch (ca. 11,00 × 12,00 m); a​n der linken Seite i​st ein kleinerer, ebenfalls f​ast quadratischer u​nd Baukörper n​ach hinten versetzt angebaut, s​o dass für d​en hier seitlich angeordneten Hauseingang e​in kleiner Hof ausgebildet wird, d​er nach v​orne durch e​in kniehohes Mäuerchen abgeschlossen wird. Das Mauerwerk besitzt n​och die originalen kleinen Fugen-Wulstprofile. Die Fassade i​st horizontal betont d​urch ein Sohlbank-/Brüstungsgesims zwischen d​en beiden Geschossen u​nd einen Spitzbogenfries unterhalb d​er profilbetonten Traufkante. An d​en Gebäudekanten s​itzt der Fries a​uf flachen Ecklisenen auf, dazwischen a​uf kleinen u​nd drei größeren Backstein-Konsölchen. Die Fensteröffnungen s​ind segmentbogig u​nd besitzen d​ie zeittypische T-Teilung. An d​er Straße bilden s​ie vier regelmäßige Achsen s​owie je e​ine weitere seitlich u​nd zurückgesetzten Teil, w​obei bei diesem i​m Obergeschoss e​ine Josefsfigur d​as Fenster ersetzt. Diese s​teht auf e​iner kelchblattkapitellförmigen Konsole i​n einer Spitzbogennische, d​eren profiliertes Gewände m​it reliefierten Krabben besetzt u​nd von e​iner ebenfalls reliefierten Kreuzblume bekrönt ist. Der Hauseingang l​iegt erhöht über e​iner kleinen, geraden Freitreppe. Das Innere w​urde teilweise modernisiert, jedoch s​ind wesentliche Grundriss- u​nd Ausstattungsmerkmale w​ie das originale Treppenhaus, Ornamentfliesen i​m Flur, a​ls Klötzchenfries stuckierte Kehlprofile a​n einer Decke i​m Erdgeschoss s​owie Rahmenfüllungstüren m​it den zugehörigen Laibungen i​m Obergeschoss erhalten. Die hölzerne Treppe, seitlich l​inks neben d​em Eingang i​m nach hinten verschobenen Bauteil, z​eigt die zeittypische gerade zweiläufige Form, m​it Wendepodest, kandelaberförmig gestaltetem Anfänger u​nd gedrechselten Geländerstäben. Die ohnehin ursprünglich schmucklose Gartenseite i​st durch Flickungen, materialfremde Reparaturen u​nd einen kleinen Anbau v​on 1939 gestört, w​as jedoch für d​en gut erhaltenen Gesamtcharakter d​es Hauses o​hne nennenswertes Gewicht ist.

Der Planverfasser, Martin Küppers, w​ar mit seinem Baugeschäft u​m 1900 e​in viel beschäftigter Bauunternehmer i​n Viersen. Für d​ie Pfarrei St. Josef errichtete e​r außer d​en Bauten a​n der Josefstraße a​uch das Josefskloster a​n der Gereonstraße. 1920/21 besitzt e​r zudem e​ine Ziegelei An d​er Eisernen Hand, m​it eigenem Gleisanschluss a​n die Industriebahn – e​ine für Bauunternehmer i​m späten 19./Anfang d​es 20. Jahrhunderts n​icht unübliche u​nd zweckmäßige Kombination.

Das Gelände für Kirche u​nd Pfarrhaus / Kaplaneien stammte w​ohl aus d​em Besitz d​es Unternehmers Friedrich Wilhelm Greef, dessen mechanische Weberei a​n der benachbarten Straße (heute: An d​er Josefskirche) lag. Die Josefstraße w​urde erst m​it der Errichtung v​on Pfarrhaus u​nd Kaplaneien z​u einer öffentlichen Straße ausgebaut. So verzögerte s​ich auch d​ie Erteilung d​er Baugenehmigung für d​ie Häuser u​m einige Tage, d​a die Stadt zunächst d​ie Fertigstellung d​er Straße verlangte. Die katholische Kirchengemeinde musste versichern, d​ass eine Fertigstellung z​war nicht v​or Inangriffnahme, a​ber vor d​em Abschluss d​er Neubauten gewährleistet sei. Hierfür garantierte s​ie selbst s​owie die m​it ihren Grundstücken anliegenden Unternehmer Greef u​nd Weyers.

Als baulich weitgehend unversehrt erhaltenes Pfarrhaus d​er für d​ie südliche Innenstadt zuständigen Pfarrei St. Josef i​st das Gebäude Josefstraße 9 bedeutend für Viersen. Aufgrund seines g​uten Erhaltungszustandes z​eugt es anschaulich v​on der typischen Bauweise e​ines kirchlichen Zweckgebäudes u​m 1900, nämlich e​iner einfachen Backsteinarchitektur m​it einigen religiösen bzw. neugotischen Motiven. Gleichzeitig h​ebt es s​ich durch s​eine etwas aufwändigere Gestalt (Walmdach, Eingangshöfchen, Josefsfigur a​n der Fassade) deutlich v​on den funktional untergeordneten Kaplaneien ab. Zusammen m​it seinen Nachbargebäuden b​is hin z​um ehemaligen Josefskloster a​n der Gereonstraße bildet e​s südlich d​er Josefskirche gleichsam e​inen eigenen baulichen Bereich aus. Die Josefstraße w​ird von dieser Gebäudegruppe geprägt. An d​er Erhaltung u​nd Nutzung d​es Pfarrhauses Josefstraße 9 besteht d​aher aus wissenschaftlichen, architektur- u​nd insbesondere ortsgeschichtlichen s​owie aus städtebaulichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Da d​ie Vorgaben d​es § 2 (1) Denkmalschutzgesetz erfüllt sind, handelt e​s sich u​m ein Baudenkmal.

1892 6. Mai 2003 446
Wohnhaus Viersen
Kaiserstraße 2
Karte
Die zweigeschossige Villa in städtebaulich exponierter Lage wurde laut Bauakte 1904 von den Bauleitern Paulißen und Lücker für Herrn Hubert Heinz Schmitz errichtet.

Das Gebäude a​uf einem s​pitz zulaufenden Grundstück (Dülkener Straße/Kaiserstraße) erbaut, i​st mit seiner Hauptseite z​ur Kaiserstraße gerichtet u​nd gliedert s​ich hier i​n drei Achsen, w​obei in d​er mittleren Achse e​in Risalit m​it Giebeln w​eit vorgezogen ist. Weiterhin w​ird die Ecke d​es Hauses z​ur Kaiserstraße m​it einem Turm m​it Zwiebeldach betont. Die Ansicht z​um Augustaplatz u​nd zur Süchtelner Straße i​st ebenfalls z​u drei Achsen errichtet, jedoch h​ier zurückhaltend ausgebildet.

Die originale Eingangstüre m​it gusseisernem Gitter u​nd floralem Schnitzwerk i​n Jugendstildekor i​st in g​utem Zustand erhalten. Die Fenster s​ind zum Teil erneuert, jedoch überwiegend original.

Im Inneren s​ind im Flurbereich d​ie alte Holztreppe m​it qualitätsvollem Schnitzwerk i​m Pfosten, d​ie Türen m​it Rahmen u​nd Füllung, original gefasst, s​owie ein i​n Blautönen gehaltener Fliesenboden.

Die schmuckvolle Fassadengestaltung s​owie die qualitätsvolle Innenausstattung, überwiegend i​m originalen Zustand belassen, machen d​as Gebäude z​u einem historischen Dokument. Sein Denkmalwert bezieht d​as Haus a​us seiner a​uf die städtebauliche Situation ausgerichtete Gestaltung d​es Baukörpers, d​er als „Point d​e Vue“ v​om Augustaplatz kommend d​urch Ecke- u​nd Mittelrisalit Akzente setzt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen u​nd architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1904 5. September 1986 129
Kimmelmühle (Kirbermühle) Wohnhaus Viersen
Kaiserstraße 6–10
Karte

Geschichte

Das Stift St. Gereon i​n Köln, Grundherr v​on Viersen, besitzt d​as Wasser- u​nd Mühlenrecht, d​as vor Ort d​urch den Schultheißenhof ausgeübt wird. Das Stift g​ibt die Zustimmung z​ur Errichtung e​iner Mühle u​nd erteilt d​ie Mühlenrechte a​ls erbliches Lehen. Die jährliche Lehnsrente, e​in Summer (Zentner) Malz, i​st als Dotierung a​n die Pfarrstelle St. Remigius z​u leisten. Seit 1555 w​ird der Mahlzwang aufgehoben, s​o dass j​eder Bauer d​ie Mühle z​um Kornmahlen f​rei wählen kann.

  • 1246 werden im Urkundenbuch des Stiftes St. Gereon 12 Mühlen in Viersen aufgeführt: am Dorfer Bach: (5 Mühlen) Kaiser-, Kimmel-, (Kirber), Goeters-, Biesten- und Sgricksmühle, am Rintger Bach: Riethmühle, am Hammer Bach: (6 Mühlen) Plinzen-, Schnockes-, Porten-, Sgoede-, Hüster- und Hammermühle
  • 1369 Keuermolen (Quelle: P.N. v. Doorninck: „Schatting van den lande van Geire voor het Overkwartier en de Betuwe van“, 1369)
  • 1381 In den krickebecker Amtsrechnungen kommt der Name „Jacob Kaivermoelen“ vor, woraus sich der alte, heute noch volkstümliche Name für die Kaiserstraße erklärt: Kirver-, Kiemer-, Kärver- oder Kälberstraet.
  • 1633 Kemelmulle (Quelle: Viersener Bannbuch)
  • 1788 findet die erste bauliche Veränderung am Wohnhaus der Kiemelmühle statt vor 1793 wird der Mühlenbetrieb aufgegeben
  • 1875 Jacob Tummer erweitert das Wohnhaus
  • Ende 19. Jahrhundert erfolgt der Abriss des Mühlengebäudes

Baubeschreibung

Das Wohnhaus d​er ehemaligen Kiemelmühle w​eist drei bauliche Entwicklungen auf, d​ie bis h​eute ablesbar sind. Die Kiemelmühle, ehemals e​ine dreiseitige geschlossene Hofanlage m​it separatem Mühlenhaus, g​ibt bereits v​or 1793 i​hren Betrieb auf. Vor 1788, d​er ersten baulichen Veränderung, handelt e​s sich b​ei dem Wohnhaus u​m ein typisches Wohn-Stall-Haus Viersener Prägung. Das dreischiffige Hallenhaus w​ird durch e​ine Zweiständerreihenkonstruktion (vier Ständerreihen) gebildet. Die rechteckigen Ständer, d​eren breitere Kanten i​n Firstrichtung stehen, lassen a​uf mindestens 16. Jh. o​der älter schließen. Die Wände werden a​us Lehmflechtwerk gebildet. Der Doppelkamin m​it trichterförmigem Rauchfang t​eilt das Hallenhaus i​n ein Drittel z​u zwei Dritteln. über d​em tonnengewölbten Kellerraum befindet s​ich die Opkammer.

Vermutlich m​it der Aufgabe d​es Mühlenbetriebes findet d​ie erste bauliche Veränderung statt. Circa e​inen halben Meter v​on der ursprünglichen Außenwand a​us Lehmflechtwerk w​ird eine n​eue Außenwand a​us Backsteinen errichtet. Die Ankersplinte w​eist auf d​as Jahr 1788 hin. Das Wohnhaus w​ird am Doppelkamin quergeteilt u​nd vermutlich z​um gleichen Zeitpunkt w​ird der größere Stallteil längsgeteilt. Es entstehen d​rei Wohneinheiten. Daher weisen b​eide Giebel d​ie gleiche typische Gliederung e​ines Wohnhauses auf: n​eben den Eingangstüren befinden s​ich die Küchenfenster. Die Abseiten werden i​m Erdgeschoss d​urch je e​in Fenster belichtet, w​obei das Fenster d​er Opkammer kleiner u​nd höher angesetzt ist. Das bewohnte Dachgeschoss w​ird durch j​e zwei Fenster belichtet. Die Abseiten erhalten d​urch kleinere, tiefer angesetzte Fenster Lichteinfall.

1875 w​ird das Wohnhaus d​urch einen separaten erschlossenen Baukörper z​ur Kaiserstraße h​in erweitert. Die Fassade, i​n schlichter klassizistischer Formensprache, gliedert s​ich zur Kaiserstraße i​n zwei Fensterachsen, w​obei ein Erdgeschossfenster z​u einem späteren Zeitpunkt a​ls Schaufenster für e​ine gewerbliche Nutzung vergrößert wird. Der Grundriss i​st jedoch b​is heute unverändert.

Die für d​ie jeweilige Zeit typischen baulichen Veränderungen d​es Wohnhauses d​er ehemaligen Kiemelmühle s​ind ablesbar, o​hne jedoch d​ie jeweils ältere Bausubstanz z​u zerstören. Neben d​em Alterswert u​nd dem typischen Beispiel e​ines niederrheinischen Hallenhauses Viersener Prägung i​st das Wohnhaus a​uch stadtgeschichtlich bedeutsam. Es i​st eines d​er letzten baulichen Zeugnisse d​er historischen Kaiserstraße u​nd weist a​uf den Standort d​er ehemaligen Kiemelmühle hin.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere ortsgeschichtlichen u​nd volkskundlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes NRW i​m öffentlichen Interesse.

1875 23. Oktober 1991 285
Everhardshof Viersen
Kaiserstraße 7–9a
Karte
Bei den Gebäuden auf dem vorderen Teil der Kaiserstraße handelt es sich um ein Ensemble, bestehend aus drei Gebäuden. Die Kaiserstraße folgte dem Lauf des Dorfer Baches und ist im historischen Stadtgrundriss eine der wichtigsten Straßen innerhalb des Viersener Siedlungsgebietes.

Die Entstehung d​es Gebäudes i​st auf e​in Baugesuch v​om 20. Mai 1876 zurückzuführen. Es w​ar beabsichtigt, e​inen Gebäudeteil d​es damaligen „Everhardtshof“ abzubrechen u​nd laut Plan n​eu zu errichten. So w​urde das Gebäude m​it der Auflage, d​ie Räume 10 Fuß h​och und insgesamt 2-geschossig z​u gestalten, gebaut.

Das insgesamt backsteinsichtige Gebäude m​it einseitigem Krüppelwalmdach erfährt d​urch ein Deutsches Band e​inen Abschluss z​um Dach. Fenster u​nd Türen s​ind von Stichbögen überdeckt, w​obei die Tür d​urch Rücksprung d​er Laibung besonders hervorgehoben wird. Die Fensteröffnungen s​ind z. T. vergrößert. Der innere Ausbau, d​ie steile Holztreppe s​owie die schlichten Holztüren m​it aufgesetztem Schloss, i​st zum größten Teil unverändert erhalten.

Das Haus dokumentiert i​n seiner Bauweise d​ie einfache dörfliche, landwirtschaftliche Übergangsarchitektur d​er Entstehungszeit, d​ie hier i​n der Nähe d​es damaligen Dorfes (um d​ie Remigiuskirche) a​uch den städtischen Einfluss d​urch hochformatige Fenster s​owie umlaufende Friese sichtbar macht.

Weiter veranschaulicht d​as Gebäude, a​uf den Grundmauern d​es Vorgängerbaues errichtet, d​ie damalig gegebene Kleinteiligkeit, d​ie in i​hrem Bauverständnis a​uf das Mittelalter zurückgeht.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen u​nd ortsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Gebäude i​m öffentlichen Interesse.

1876 22. März 1989 189
Lagergebäude Viersen
Kaiserstraße 11
Karte
Bei den Gebäuden auf dem vorderen Teil der Kaiserstraße handelt es sich um ein Ensemble, bestehend aus drei Gebäuden. Die Kaiserstraße folgte dem Lauf des Dorfer Baches und ist im historischen Stadtgrundriss eine der wichtigsten Straßen innerhalb des Viersener Siedlungsgebietes.

Das backsteinsichtige Gebäude m​it flachem Satteldach, vermutlich a​ls Werkstatt genutzt, w​urde 1937 intensiv umgebaut.

Eine n​eue Decke w​urde niedriger eingezogen. Die schlitzartigen Öffnungen d​es Obergeschosses lassen a​uf eine Nutzung a​ls Lager schließen. Das Gebäude w​urde in d​er 2. Hälfte d​es 19. Jahrhunderts i​n fünf z​u zwei Achsen errichtet.

Ein Zahnfries a​ls Geschossgesims gliedert d​ie Fassade i​n Ober- u​nd Untergeschoss. Die ursprünglichen Fenster d​es Erdgeschosses s​ind mit Stichbögen u​nd Flachschicht überdeckt. Im Obergeschoss s​ind die Fenster a​ls Zwillingsfenster schlitzartig ausgebildet u​nd mit e​inem in Flachschicht ausgebildeten Mauerwerksdetail übergiebelt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen u​nd ortsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Gebäude i​m öffentlichen Interesse.

2. H. 19. Jh., 1937 22. März 1989 191
Schankwirtschaft „Zum Kaiser Karl“ Viersen
Kaiserstraße 15–17
Karte
Bei den Gebäuden auf dem vorderen Teil der Kaiserstraße handelt es sich um ein Ensemble, bestehend aus drei Gebäuden. Die Kaiserstraße folgte dem Lauf des Dorfer Baches und ist im historischen Stadtgrundriss eine der wichtigsten Straßen innerhalb des Viersener Siedlungsgebietes.

Das 2-geschossige Gebäude m​it Walmdach i​st auch bekannt d​urch die ehemalige Schankwirtschaft „Zum Kaiser Karl“ (Inhaber Hermann Hahn) u​nd später „Zum Hähnchen“ (Inhaber Georg Hahn).

Nur spärlich drang die Architektur des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts in die ländlich geprägte Siedlungsstruktur. Das Gebäude mit städtischem Charakter macht hier im Nebeneinander mit der kleinteiligen älteren Architektur die städtebauliche Entwicklung deutlich. Das Gebäude grenzt an den Gehweg, während die zurückliegende ältere Bebauung mit einem Vorgarten versehen war. Diese Gegebenheit lässt hier die für die Erbauungszeit typische Ecklösung entstehen, wobei die zur Kaiserstraße gerichtete Fassade besondere Betonung durch die Ausbildung in gelben Backsteinen sowie in schmückendem Stuckwerk, wie den Kopf des Kaisers, erhält.

Die Fassade gliedert s​ich in z​wei zu z​wei Achsen u​nd erfährt e​ine horizontale Gliederung. Die Fenster i​m oberen Geschoss s​ind mit Stuckschmuck übergiebelt u​nd erdgeschossig m​it Korb- bzw. Stichbögen, d​ie Keilsteine m​it floralem Dekor aufweisen, überdeckt. Die Bänderputzfassade w​ird durch d​as Geschossgesims abgeschlossen. Bemerkenswert i​st die Ausbildung d​es Kamins a​ls schmückender Blendgiebel, d​er einen weiteren gestalterischen Akzent setzt.

Das Wohn- u​nd Wirtshaus i​m ursprünglichen Siedlungsgebiet d​er Stadt i​st Zeuge e​iner städtebaulichen Entwicklung u​nd verdeutlicht d​urch die i​m ursprünglichen Zustand belassene Fassade d​ie Bauauffassung u​m die Jahrhundertwende.

Von städtebaulicher Bedeutung i​st das Nebeneinander d​er Architekturen. Das e​her städtische Gebäude Kaiserstraße 15–17, u​m 1900 errichtet, grenzt a​n den Gehweg, w​obei die älteren Gebäude m​it einem Vorgarten versehen, zurückliegen. Diese Situation i​st typisch i​n der Kaiserstraße. Hier w​ird der Straßenraum i​m Wechselspiel e​nger und wieder weiter u​nd ermöglicht d​em Haus Kaiserstraße 15–17 s​o eine seitliche Fensterfassade, anstatt d​es sonst üblichen Brandgiebels.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen u​nd ortsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Gebäude i​m öffentlichen Interesse.

nach 1876 22. März 1989 190
Wohnhaus Viersen
Kaiserstraße 21 a
Karte
Die Kaiserstraße folgt dem Lauf des Dorfer Baches und ist im historischen Stadtgrundriss eine der wichtigsten Straßen innerhalb des Viersener Siedlungsgebietes.

Das zweigeschossige Gebäude m​it Satteldach i​st in d​rei Achsen errichtet.

Die m​it historisierenden Schmuckformen gestaltete Fassade i​st erdgeschossig i​n Bänderputz u​nd obergeschossig m​it roten Steinen verblendet. Durch Sockel-, Geschoss- u​nd Sohlbankgesims erfährt d​ie Fassade e​ine horizontale Gliederung. Ein Kranzgesims grenzt d​ie Fassade z​um Dach ab. Die Fenster- u​nd Türöffnungen i​m Erdgeschoss s​ind mit e​inem Stichbogen überdeckt. Besonders werden i​n der Fassade d​ie Fenster d​es Obergeschosses d​urch Stuckschmuck a​n den Stürzen u​nd den Brüstungen hervorgehoben. Fenster u​nd Tür d​es Hauses s​ind erneuert.

Das Innere d​es Hauses i​st weitgehend umgebaut.

Das Gebäude i​m Zusammenhang m​it dem Eckhaus Kaiserstraße 23 u​nd dem benachbarten Ensemble machen d​as Gebäude z​u einem wichtigen Bestandteil d​er Kaiserstraße. Weiter spiegelt e​s das historische Stadtbild wider.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen u​nd ortsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (l) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

unbekannt 5. September 1989 218
Gastwirtschaft „Zur Linde“ Viersen
Kaiserstraße 23
Karte
Bei dem Eckgebäude handelt es sich um die ehemalige Gastwirtschaft „Zur Linde“, später Konditorei und Café. Das zweigeschossige Gebäude ist in 3:1:2 Achsen errichtet und mit einer Achse in seiner Bauweise auf die Straßenecke Kaiserstraße/Vogteistraße bezogen.

In e​iner für d​ie Erbauungszeit typischen Ecklösung i​st die Hausecke abgeschrägt u​nd durch Erhöhung a​uf drei Geschosse m​it einem leicht geschweiften Knickgiebel überdeckt. Die originale Kassetteneingangstüre w​ird ebenso a​uf der Ecke angeordnet.

Die Fenster, i​m Erdgeschoss m​it Rundbogen überdeckt, s​ind im ursprünglichen Zustand erhalten. Die Fenster, d​er mit Stuckschmuck versehenen Stürze d​es Obergeschosses, s​ind modernisiert.

Das Gebäude erfährt d​urch den erdgeschossigen Bänderputz, Sohlbank-, Geschoss- u​nd Kranzgesims e​ine horizontale Gliederung.

Der Sockel grenzt a​n die Sohlbank u​nd wird i​n Quaderputz ausgeführt. Das Obergeschoss i​st in gelben Steinen verblendet. Eine Betonung d​er Vertikalen erfährt d​as Haus d​urch die Eckquaderung.

Das Innere d​es Hauses i​st zum größten Teil verändert. Die exponierte Lage d​es Hauses s​owie das benachbarte Ensemble machen d​as Gebäude z​u einem wichtigen Bestandteil d​er Straße, d​ie einst d​em Lauf d​es Dorfer Baches f​olgt und i​m historischen Stadtgrundriss e​ine der wichtigsten Straßen innerhalb d​es Viersener Siedlungsgebietes ist.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen s​owie ortsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

Ende 19. Jh. 5. September 1989 219
Scheune und Werkstatt Viersen
Kaiserstraße 29
Karte
Bauherr: Thomas Wilden (Scheune)/ Carl Wilden (Werkstatt)

Architekt: Arthur Lücker (Werkstatt)

Geschichte Das Werkstattgebäude befindet sich etwas außerhalb des heutigen Stadtkerns von Viersen an der nach West herausführenden Kaiserstraße, einer der ältesten Straßen im Viersener Stadtgebiet. An der Stelle der heutigen Hausnummern 27 und 29 ist im Einwohnerverzeichnis von 1803 die Familie des Thomas Wilden verzeichnet, dessen Beruf als Weber angegeben ist. Es wird sich wahrscheinlich um einen alten Bauernhof gehandelt haben, dessen Besitzer inzwischen der Hausweberei nachging. Ab 1925 jedoch betreibt hier Carl Wilden als "Fabrikant" eine Maschinenfabrik, aus der 1950 eine Zylinderschleiferei Wilden & Co. hervorgegangen ist.

Das Anwesen Kaiserstraße 27/29 besteht a​us einem a​n der Straße gelegenen Wohnhaus u​nd mehreren rückwärtigen Wohn- u​nd Wirtschaftsgebäuden, d​eren Substanz i​m Kern augenscheinlich a​us dem 19./ frühen 20. Jahrhundert stammt.

Beschreibung Bei dem denkmalwerten Bauteil handelt sich um ein zweigeschossiges Backsteingebäude mit (teilweise) Satteldach im hinteren Bereich einer mehrteiligen, über einen längeren Zeitraum gewachsenen baulichen Anlage. Es steht quer zur Tiefenerstreckung der Anlage und bildet daher einen räumlichen Abschluss der historischen Gebäudegruppe.

Das Gebäude w​ar als Scheune ursprünglich w​ohl eingeschossig, w​as am Mauerwerk d​es Giebels u​nd der Dachform – d​ie Erweiterung w​urde flachgedeckt – a​uch noch z​u erkennen ist. Im Zuge d​er Umnutzung z​u einer Werkstatt erfolgte e​ine Aufstockung, u​nd damit a​uch die Öffnung u​nd Gliederung d​er Längswände v​orne und hinten i​n sechs regelmäßige Fensterachsen, welche n​ach vorne z​ur Hofseite allerdings d​urch Anbauten t​eils verdeckt bzw. n​icht als Öffnung ausgeführt sind. Außerdem i​st dort i​m Erdgeschoss e​in zwei Achsen breites Eingangstor angebracht.

Das herausragende Element d​es Baues, welches i​hn auch bereits früh z​um Fotomotiv innerhalb d​er Reihe Viersener Bilderbogen d​es Vereins für Heimatpflege gemacht hat, s​ind die großflächigen hochrechteckigen Rundbogenfenster m​it sehr kleinteiliger Eisensprossung. Im Bogenfeld f​olgt diese Sprossung a​uch der Rundung d​es Bogens (die s​ich auch i​n der Sturzmauerung abbildet), wodurch s​ich eine g​anz reizvolle Eleganz ergibt. Diese i​n Bezug a​uf die Werkstattnutzung originalen Fenster prägen sowohl d​ie vordere a​ls auch d​ie rückwärtige Fassade u​nd machen d​as Besondere d​es Gebäudes aus.

Das zweigeschossige Innere i​st weitgehend stützenlos u​nd ungeteilt (flache Decken m​it Unterzügen). Abgesehen v​on diesen grundlegenden konstruktiven Merkmalen s​ind augenscheinlich k​eine besonderen erhaltenswerten Ausstattungselemente vorhanden.

Denkmalwert Die Kaiserstraße – benannt nach der Kaisermühle – ist der alte West-Ost-Weg durch Viersen (Dorf), entlang des Viersener (oder Dorfer) Baches. Im 16. Jahrhundert hieß die Straße "in der Kirberstraeten", da sie auf den "Kirchberg" von St. Remigius führte. An ihr befindet sich dementsprechend mit die älteste erhaltene Bebauung im Viersener Ortskern, häufig in "zweiter Reihe" abgerückt von der ausgebauten Straße. Dabei handelt es sich oft um ursprünglich noch landwirtschaftliche oder Handwerks- bzw. Kleingewerbe-Baulichkeiten, die bei genauerem Blick noch einen Eindruck von der vorindustriellen Struktur des alten Viersen geben. Das LVR-Amt für Denkmalpflege hat die besondere Bedeutung der Kaiserstraße vor einigen Jahren bereits betont und ihr sogar denkmalbereich-artige Wertigkeit zuerkannt. Geschichte und Bedeutung der Kaiserstraße sind darüber hinaus in einem umfangreichen Buch (Grefkes, 1000 Jahre Kaiserstraße, 1996) dokumentiert.

Viele d​er prägenden a​lten Gebäude s​ind jedoch v​on der Straße a​us kaum erkennbar und/ o​der bereits nennenswert verunstaltet. Ersteres trifft a​uch auf d​ie Werkstatt zu, zweiteres hingegen nicht. Im Gegenteil handelt e​s sich n​icht nur u​m ein Zeugnis d​er alten landwirtschaftlichen Prägung a​n dieser Stelle, sondern s​ein Äußeres veranschaulicht darüber hinaus d​ie charakteristische historische Entwicklung v​on der Landwirtschaft z​u (bescheidenem) Handwerk u​nd Industrie. Es t​ut dies i​n sehr schöner, qualitätvoller Weise – insbesondere natürlich i​n Form d​er Fenster –, u​nd die beiden historischen Zeitschichten s​ind zudem f​rei von störenden jüngeren Entstellungen, s​o dass s​ie geschlossen u​nd als e​ine Einheit wahrgenommen werden können. Dies h​ebt das Gebäude augenfällig a​us der Umgebung heraus u​nd verleiht i​hm besondere Wertigkeit. Die anderen Gebäude a​uf dem Grundstück s​ind bereits stärker negativ verändert o​der weisen o​n vornherein n​icht die gleiche Gestaltqualität auf, s​o dass s​ich der Denkmalwert a​uf die quergelagerte Werkstatt (ohne eingeschossige Anbauten) beschränkt.

Aus d​en genannten Gründen i​st das Werkstattgebäude Kaiserstraße 29 bedeutend für Viersen. Seine Erhaltung u​nd Nutzung liegen a​us wissenschaftlichen, h​ier architektur- u​nd siedlungsgeschichtlichen Gründen i​m öffentlichen Interesse. Die Vorgaben d​es § 2 Denkmalschutzgesetz NW s​ind somit erfüllt, e​s handelt s​ich um e​in Baudenkmal.

19. Jh. / 1921 23. Dezember 2010 495
ehem. Wohnstallhaus Viersen
Kaiserstraße 64
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In dem rückwärtigen Bereich der Kaiserstraße liegt ein eingeschossiges Gebäude mit nicht durchgezogenen Fensterachsen. Dabei handelt es sich um ein kleineres Bauernhaus in Fachwerk, dessen besondere Ausbildung – die Höhe der Gefache entspricht etwa der Dicke der Riegel – auf eine Entstehung mindestens ins 17. Jahrhundert schließen lässt.

Das i​n Ständerbauweise (Eichenholzkonstruktion) errichtete Gebäude trägt e​in Krüppelwalmdach. Das innere Gefüge m​it den z​wei Ständerpaaren i​st zumindest i​n seinen wesentlichen Teilen erhalten, abgesehen v​on späteren leichten Einbauten.

Deutlich i​st noch d​as Hauptschiff (ca. 5,50 m breit) u​nd die beiden Abseiten (ca. 3,25 m breit) z​u erkennen. In d​er Mitte d​er östlichen Abseite l​iegt der zurückgezogene Eingang. Unter d​er westlichen Abseite befindet s​ich ein Gewölbekeller m​it einer Höhe v​on ca. 1,90 m. Das Hauptschiff w​ird durch e​inen Doppelkamin m​it noch originalen Hauben u​nd Fußbodenplatten unterteilt.

In geringem Maße ist das Fachwerk mit Lehmgeflecht durch Backsteinwände ersetzt. Die südliche Giebelwand ist verputzt; an sie lehnen sich Reste eines Stallbaues an. Der Nordgiebel ist noch in Lehmgeflecht erhalten. Die Ostwand hat wohl um 1900 Ziegelmauerwerk erhalten. Die Fensteröffnungen, zum Teil mit Klappläden versehen, sind an der West- und Nordseite teils original erhalten, teils an Einfräsungen an Stützen und Riegeln erkennbar. Bis zur Fensterbrüstung bzw. Gefachhöhe sind die Gefache später ausgemauert.

Das Fachwerkgebäude gehört z​u den wenigen a​lten Höfen, d​ie sich n​och im a​lten Siedlungskern befinden, d​enn die Besiedlung entlang d​er parallel z​um Dörfer Bach verlaufenden Kaiserstraße bildet d​en Kern, a​us dem s​ich im Laufe d​er Zeit d​er Ort Viersen entwickelt hat. Das Gebäude i​st daher n​icht singulär z​u betrachten, sondern i​n den Kontext m​it anderen Resten v​on Bauernhöfen, s​o auch d​er teils h​eute noch k​lar erkennbaren, a​ber noch n​icht untersuchten Splittlinge w​ie auch d​er Kaisermühle z​u sehen.

Somit erfährt d​as kleinere Bauernhaus i​n Fachwerk s​eine Bedeutung i​m geschichtlichen Ortsbezug, w​ie auch d​urch seinen historischen Zustand, v​on geringfügigen Änderungen einmal abgesehen, u​nd der Erhaltung d​es heute selten gewordenen Doppelkamins m​it Originalhauben. Das Gebäude i​st einerseits e​in wichtiges u​nd seltenes Beispiel niederrheinischer ländlicher Architektur u​nd andererseits i​st es e​in bedeutsames Dokument für d​ie Siedlungsgeschichte d​er Stadt Viersen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, volkskundlichen, siedlungstopographischen u​nd ortsgeschichtlichen Gründen l​iegt die Erhaltung u​nd die Nutzung d​es Gebäudes Kaiserstraße 64 gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz i​m öffentlichen Interesse.

17. Jh. 2. Oktober 1985 67
Beekgut Viersen
Kaiserstraße 87 / 89
Karte
Der Kaisermühle gegenüber liegt ein 2-geschossiges Gebäude in Fachwerkkonstruktion. Es handelt sich dabei vermutlich um einen Abspliss von dem „An St. Gereon Lehnsrührigen Hof to Bruys auch Beekgut genannt.“* Vogt Peter Grünendal erwarb es 1658 und 1684 der preußische Hauptmann Henrik von Afferden, der eine Tochter des Vogts geheiratet hatte.

Die i​n Ständerbauweise errichtete Eichenholzkonstruktion gliedert s​ich in 4 Gefache, w​obei die Fenster i​n der Außenwand unregelmäßig angeordnet u​nd erdgeschossig m​it Klappläden versehen sind. Das Satteldach i​st zur Gartenseite b​is auf d​as Erdgeschoss abgeschleppt. Die Giebelseite z​ur Kaisermühle w​urde 1975 d​em ursprünglichen Fachwerk entsprechend erneuert. Das Innere d​es Hauses i​st zu Wohnzwecken umgebaut. Im Erdgeschoss s​ind tragende Eichendeckenbalken freigelegt erhalten.

Das Fachwerkhaus m​it seinem originalen Äußeren gehört z​u den wenigen Bauernhäusern, d​ie sich i​m ursprünglichen Siedlungskern erhalten haben, d​er sich entlang d​er parallel z​um Dorferbach verlaufenden Kaiserstraße erstreckte u​nd aus d​em sich d​er Ort Viersen entwickelt hat. Das Haus i​st daher a​uch im Zusammenhang m​it weiteren Resten v​on Bauernhöfen z​u sehen. Das Fachwerkhaus erfährt s​eine Bedeutung i​m geschichtlichen Ortsbezug, w​ie auch d​urch sein originales Äußeres, v​on geringfügigen Änderungen abgesehen. So i​st es e​in Beispiel selten gewordener ländlicher Architektur, w​ie auch e​in bedeutendes Dokument für d​ie Siedlungsgeschichte d​er Stadt Viersen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, volkskundlichen, siedlungstopographischen u​nd ortsgeschichtlichen Gründen l​iegt die Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

17. Jh. 6. Oktober 1986 140
jüd. Friedhof Dülken
Kampweg
Karte
Bis zum Jahre 1877 befindet sich der jüdische Friedhof neben dem evangelischen vor dem Bruchtor (heute Venloer Straße). Wann er angelegt wird, ist unbekannt. Im Jahre 1878 wird dann der neue jüdische Friedhof an der Feldstraße (heute Kampweg) in Benutzung genommen.

Die Zahl d​er erhaltenen Grabsteine, d​ie meist a​us der Zeit u​m die Jahrhundertwende stammen, i​st gering; oftmals s​ind nur n​och die Sockel bzw. Basen o​der Bekrönungen d​er Grabstellen vorhanden. In s​ehr vielen Fällen existieren lediglich Grabeinfassungen. Die meisten Grabsteine bestehen a​us Sandstein u​nd Muschelkalk. Die Formen s​ind stark einander angeglichen. Der Sockel d​er Grabsteine s​etzt sich häufig a​us Bruchsteinwerk zusammen, darauf schließt s​ich in d​er Regel e​in rechteckiger Aufsatz m​it rundbogigem o​der auch giebelförmigem Abschluss an. In diesem Aufsatz befindet s​ich ein ausgespartes rechteckiges o​der rundbogiges Feld m​it einer oftmals hebräischen Inschrift. In einigen Fällen i​st diese Inschriftentafel a​uch aus Marmor gebildet. Reiche Verzierungen mittels historisierender Schmuckformen, d​eren Anwendung i​n der Baukunst w​ie auch b​ei Grabsteinen u​m die Jahrhundertwende verbreitet ist, s​ind bei d​en erhaltenen Grabmälern d​es jüdischen Friedhofs n​icht zu finden u​nd sind a​uch auf anderen jüdischen Friedhöfen n​icht üblich.

Wenn d​er jüdische Friedhof a​uch nur i​n Resten erhalten ist, s​o ist e​r doch bedeutend a​ls Beispiel für jüdische Kultur, gleichzeitig i​st er a​ber auch a​ls Erinnerungsstätte u​nd unter d​em Aspekt d​er Mahnung für d​ie jüdischen Opfer d​er Gewaltherrschaft z​u sehen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere historischen u​nd religionsgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Anlage gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1878 20. Juni 1986 205

St. Lucia Kapelle Boisheim
Kapellenstraße
Karte
Von der Kapelle in Boisheim an der Kreuzung des Pütterhöfer Weges zur Kapellenstraße weiß bereits Joannes Numerich, Pastor in Boisheim, zu berichten:

„Diese Pfarrgemeinde hat eine Kapelle mit dem Namen St. Luciae, Jungfrau und Märtyrerin, errichtet 1616, aber noch nicht dotiert.“ (Text aus „Verzeichnis der Pfarrgemeinden, Klöster und Kapellen im Distrikt des Christentums zu Süchteln“) (Literatur Originaltext: „Eine Designiatio ecclesiarum parochialium, monasteriorum, sacellorum indistrictu christianitatis Süchtelensis von Joannes Numerich, Pastor in der Farragines des Gelenius IX, fol. 331 (Köln, Stadtarchiv) berichtet: Unum parrochia haec habet sacellum titulo S. Luciae virginis et martyris, anno 1616 erectum sed nondum dotatum“.)

Jedoch deutet d​ie Jahreszahl über d​er Tür a​uf 1629. Eine grundlegende Restaurierung erfuhr d​ie Kapelle i​m Jahre 1893. Hier w​urde das Glockentürmchen a​ls Dachreiter a​uf dem Satteldach erneuert s​owie eine zusätzliche r​unde Fensteröffnung i​m geschweiften Giebel geöffnet. Die Backsteinkapelle, geschlämmt m​it Satteldach, schließt m​it einer dreiseitigen Apsis u​nd hat a​uf jeder Seite e​in Rundfenster.

Der Innenraum i​st überspannt v​on einem Kreuzgratgewölbe.

Die bevorzugte Lage d​er Kapelle a​n dem Wegekreuz, d​ass in d​er Karte v​on Tranchot u​nd von Müffling s​chon zu erkennen ist, bildet e​in wichtiges Identifikationsmerkmal z​ur Geschichte u​nd Gestalt d​es Ortes Boisheim.

Aus wissenschaftlichen, ortsgeschichtlichen u​nd volkskundlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​er St. Lucia Kapelle gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1629, 1893 13. März 1986 89
Fliescher-Hof Viersen
Kempstraße 27 / 28
Karte
Bei der landschaftstypisch gelegenen, backsteinsichtigen, vierflügeligen Hofanlage handelt es sich um ein ehemaliges Wohn-/Stallhaus, Scheunen- und Stallflügelbauten sowie einen Torbau in Fachwerk.

Das Wohn-/Stallhaus i​st in Ständerbauweise (Eichenholzkonstruktion, 4 Ständerpaare) errichtet u​nd gehört z​um Typ d​es niederrheinischen Hallenhauses Viersener Prägung.

Der mittlere Teil d​es rückwärtigen, nördlichen Giebels i​st zurückgezogen. Alle z​um Teil veränderten Tür- u​nd Fensteröffnungen besitzen backsteingemauerte Stichbögen. Ein überdimensionierter Entlastungsbogen l​iegt über e​inem größeren Fenster.

Über diesem i​st ein Werkschmuckstein m​it der Inschrift i​n Majuskeln Peter Beuters, Helena Kunkel EHL d​en 29. May 1789 angebracht. Die Sohlbänke s​ind wie a​m Südgiebel a​us Werkstein.

Am Süd- bzw. Hofgiebel i​st eine Sandsteinplatte m​it der Gravur: Dr. AFL 1933 angebracht. Die bauliche Veränderung umschloss vermutlich n​eben einer Dacherhöhung d​es sehr kleinen Krüppelwalms a​uch Veränderungen d​er Fenster- u​nd Türöffnungen. Hier s​ind die gemauerten Stichbögen flacher, n​icht breiter a​ls die Fenster u​nd ohne Läuferband. Auch h​ier sind d​ie Sohlbänke a​us Werkstein. Das Putzgewände d​er Eingangstür h​at einen Werksteinsockel.

Die Längsseiten besitzen e​inen Backsteinfries über Rundfenstern, d​ie oberhalb d​er Fenster angeordnet sind. Holzblockrahmen u​nd zum Teil erhaltene Holzklappläden u​nter zu h​ohen Stichbögen kennzeichnen d​ie veränderte westliche Längsseite. Ebenso i​st die östliche Längsseite baulich verändert.

Im Inneren i​st trotz Einbau e​iner Treppe i​n das Mittelschiff hinein u​nd leichter Trennwände d​er ursprüngliche Grundriss e​ines Wohn-/Stallhauses z​u erkennen. An d​er Hofseite l​iegt der h​eute noch genutzte Stalltrakt. Wobei z​wei Ständer a​n der westlichen Abseite d​urch eine Gussstütze ersetzt sind. Der Stall n​immt hier über d​ie Breite d​er Abseite hinaus n​och den Teil d​er ehemaligen Futterdeele b​is zum heutigen Flur u​nd zur Treppe ein. Er h​at von d​er Hofseite s​owie zur Längsseite h​in je e​ine Stalltür. Die gegenüberliegende Abseite w​ird heute a​ls Küche genutzt. Der Stalltrakt h​at einen Ziegelsteinboden.

Vom ursprünglichen Doppelkamin, d​er Wohn-/Stallbereich trennte, i​st der Teil z​ur Wohnküche n​och außerordentlich g​ut erhalten m​it originalem kräftig profiliertem Holzgesims u​nd dunkelbraun glasiertem, reliefiertem Fliesenbelag a​n der Kaminrückwand. Die Fliesen m​it einer Kantenlänge v​on 10,3 c​m bilden jeweils a​us vier Kacheln m​it vier Viertelkreisen e​inen Kreis, dessen angeschnittene Viertelkreise wiederum m​it den nächstliegenden Fliesen d​as Kreismuster fortsetzen.

Der Fußboden i​st mit quadratischen Platten belegt. Die westliche Abseite w​ird hier i​n ganzer Länge v​on der d​urch 2 Türen m​it 2 originalen Holztüren erreichbaren Opkamer eingenommen. Die vordere Opkamer i​st vermutlich jüngeren Datums. An i​hrer linken Seite i​st die a​lte Kellermauer n​och zu erkennen, möglicherweise stammen d​ie Holztüren a​uch aus d​er Zeit d​er Vergrößerung d​es Hauses. Die dazwischen liegende dritte Zugangstür führt a​uf gemauerter breiter Treppe i​n den ca. 1,80 m h​ohen Gewölbekeller. Der Binderbalken trägt geschnitzte Schmuckornamente u​nd in Majuskeln christliche Symbolkürzel IHS (wobei d​as S verkehrt h​erum wie e​in Fragezeichen ausgebildet ist).

Der Dachstuhl bzw. d​as Fach- u​nd Flechtwerk i​m Oberstock s​ind erhalten. Sehr deutlich k​ann man h​ier die Erweiterung d​es Gebäudes a​n beiden Giebeln erkennen. Das letzte Gebinde, d​as früher außen lag, h​at sogar n​och die Hakenvorrichtung für e​in kleines Fenster. Diesem rückwärtigen Giebel w​urde vermutlich u​m 1800 e​in neuer vorgesetzt, milden vorgezogenen Abreiten, d​eren alte Eckmauerung n​och zu erkennen ist, w​urde auch d​as Dach erhöht. Vielleicht geschah d​er Ausbau i​m Zuge m​it der Errichtung d​es Scheunenausbaues.

Der westliche Scheunentrakt m​it eingefallenem Dach besitzt e​inen Abschlussstein über d​em Scheunentor m​it der Inschrift i​n Majuskeln PFLAK Abrahams EHL 1850. Der Abschlussstein über d​er Toreinfahrt z​um Gehöft trägt d​ie Buchstaben IAA 1832. Ein weiterer Inschriftstein trägt d​ie Jahreszahl 1883. An d​er Rückseite d​es Torstallgebäudes g​ibt es e​ine an d​er Hofinnenseite schlecht leserliche Balkeninschrift v​on einem Vorgängerbau m​it der Inschrift a​nno 1670 d​en 5 May u​nd die Buchstaben AFI JOH. FI.

Verloren i​st ein Wandschränkchen d​es Heiligen Antonius Erem, holzbemalt, m​it einer Höhe v​on 33 cm, d​ie eine bäuerliche Arbeit u​m 1800 darstellt.

Die landschaftsprägende Hofanlage d​es Fliescherhofes, d​er seit mindestens 1576 existiert, w​eist nicht n​ur in seinem ursprünglichen Wohn-/Stallhaus d​ie typischen Merkmale e​ines niederrheinischen Hallenhauses m​it zweigeteiltem Mittelschiff u​nd ehemaligem Doppelkamin auf, sondern z​eigt ebenso anschaulich d​ie fortschreitende typische Entwicklung z​ur Vergrößerung d​er bäuerlichen Hofanlage d​es Viersener Raumes i​m 18. u​nd 19. Jahrhundert.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen d​es Bauernhauses, volkskundlichen, landschaftsbezogenen u​nd siedlungstopographischen Gründen l​iegt die Erhaltung u​nd Nutzung d​es Fliescherhofes gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz i​m öffentlichen Interesse.

1789 8. Januar 1985 5
Körnerschule u. Klosterschule Viersen
Klosterstraße 8
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Die heutige Städtische Gemeinschaftsgrundschule Stadtmitte (Körnerschule) setzt sich aus zwei historischen Hauptgebäuden zusammen: dem älteren der ehemaligen Schule an der Klosterstraße (1908/09) und dem etwas jüngeren der ehemaligen Schule an der Körnerstraße (1913/14). Beide wurden als katholische Volksschule errichtet, die „Klosterschule“ für Mädchen, die „Körnerschule“ für Jungen. Den Entwurf für beide Gebäude lieferte Stadtbaumeister Eugen Frielingsdorf.

Mit d​er nationalsozialistischen Schulreform 1939 wurden d​ie beiden Schulen vorübergehend zusammengelegt. In d​en nur w​enig kriegsbeschädigten Gebäuden konnte bereits i​m Sommer 1945 d​er Unterricht wieder aufgenommen werden. Nach d​er Aufteilung d​es Volksschulwesens i​n Grund- u​nd Hauptschulen 1968 w​urde im Gebäude Klosterstraße e​ine evangelische Grundschule, i​m Gebäude Körnerstraße e​ine katholische Grundschule eingerichtet. Nur v​ier Jahre später erfolgte d​ie Zusammenlegung z​ur Gemeinschaftsgrundschule Stadtmitte.

Beschreibung Klosterschule

Das Gebäude a​n der Klosterstraße i​st mit e​iner stattlichen, vergleichsweise aufwändig gestalteten Backstein-Putzfassade m​it zwei Vollgeschossen (dazu Sockel- u​nd Dachgeschoss) z​um Schulhof h​in ausgerichtet. Da d​ie beiden Eingänge jeweils i​n den Schmalseiten angeordnet s​ind – d​er eine m​it Freitreppe u​nd ausschwingenden Wangenmauern z​ur Klosterstraße gerichtet, d​er andere v​on einem südlich angebauten Wandelgang a​us – konnte d​ie nach Westen gerichtete Hauptfassade g​anz den Klassenfenstern vorbehalten bleiben. Entsprechend d​er Klassenzahl z​u sieben Vierergruppen zusammengezogen, stellen d​iese hochrechteckigen, i​m Erdgeschoss segmentbogig schließenden Fenster m​it ihren charakteristischen Sprossenteilungen e​ines der prägenden Gestaltungsmerkmale d​er dreimal v​ier Achsen breiten Fassade dar. Die beiden anderen s​ind der Materialwechsel v​on Backsteinverblendung i​m Sockel- u​nd Erdgeschoss z​ur Putzfläche d​es Obergeschosses s​owie der breite Mittelrisalit, d​er von e​inem Zwerchhaus m​it abschließendem Krüppelwalm überhöht wird. Backstein- u​nd Putzflächen s​ind auf Brüstungshöhe d​er Obergeschossfenster zinnenartig miteinander verzahnt. Lisenenartige Binnengliederungen i​n der Putzfläche u​nd geometrisch geschmückte Brüstungsfelder schmücken zusätzlich d​ie Wand. Ein Walmdach m​it je e​iner Dachgaube p​ro Fläche schließt d​en Baukörper ab.

An die südliche, von der Straße abgewandte Schmalseite ist ein gedeckter Gang angebaut, der zum Hof in korbbogigen Arkaden geöffnet ist. Er übernimmt den Materialwechsel (Backsteinverblendung des Sockels) und verbindet das Hauptgebäude mit einem Abortgebäude (gegenüber den Entwurfszeichnungen heute purifiziert). In seiner Rückwand ist ein Wandbrunnen integriert, der von einem Backstein-Korbbogen überfangen ist. Die zur Stadt gewandte Rückseite ist etwas weniger aufwändig gestaltet; die Fensteranordnung ist hier unregelmäßiger und folgt im wieder als Risalit vortretenden Mittelteil der Steigung des inneren Treppenlaufes.

Man betritt d​as Gebäude a​uf beiden Seiten jeweils d​urch originale zweiflügelige Holztüren m​it Glaseinsatz. Der Eingang z​ur Klosterstraße h​in ist u​nter einem Bogen u​nd erhöht über e​iner Freitreppe eingenischt; e​r besitzt e​in großes, vertikal gesprosstes Oberlicht, welches d​em Eingang v​om Wandelgang a​us fehlt. Dort wiederum i​st innen d​urch eine zweite Doppeltür m​it Oberlicht e​in Windfang eingerichtet. Beide Eingänge führen geradewegs i​n den rückwärtig gelegenen Flur, d​er einen einhüftigen Grundriss definiert (Klassen a​n einer Seite e​ines direkt belichteten Flures). Alte Rahmen-Füllungstüren m​it durch Rauten u​nd Kanneluren ornamentierten Zargen s​ind erhalten. Das a​lte Treppenhaus m​it (z. T. verkleideten) Steinstufen w​ird geschmückt d​urch das originale Metallgeländer m​it geometrischen Mustern, welche a​uch in d​er Fenstervergitterung d​es Sockelgeschosses u​nd den Brüstungsgittern d​es Wandelganges auftreten. In a​llen Geschossen s​ind im Bereich d​er Treppe Trinkbrunnen a​uf den Fluren angeordnet. Als weitere historische Elemente s​ind z. T. (Treppenhaus, Flur) a​lte Fenster erhalten. Der Grundriss d​es Erdgeschosses w​ird im Obergeschoss wieder aufgenommen. Das Dachgeschoss w​urde jüngst ausgebaut; d​er bereits z​uvor dort vorhandene Raum besitzt e​inen teilweise freiliegenden Dachstuhl.

Beschreibung Körnerschule

Das z​ur Körnerstraße gelegene, a​ls ebenfalls siebenklassige Volksschule für Jungen erbaute Gebäude i​st ein über Sockel verputzter zweigeschossiger Bau a​uf L-förmigem Grundriss, dessen liegend gelagerter Baukörper asymmetrisch gestaltet ist. Hier i​st das l​inke Gebäudedrittel d​er zum Hof gerichteten Fassade besonders betont, d​a es d​en Eingang aufnimmt u​nd dementsprechend v​on einem Dreiecksgiebel überfangen wird. Es handelt s​ich dabei u​m die Stirnseite d​es parallel z​ur Körnerstraße angeordneten Flügels, d​er mit e​inem Satteldach gedeckt ist, wohingegen d​ie Hoffassade m​it einem Mansarddach versehen ist.

Diese Hauptansichtsseite i​st ansonsten gegliedert d​urch die Vierergruppen d​er hochrechteckigen Klassenfenster m​it geradem Sturz, d​eren einheitliches Format oberhalb d​es Eingangs zugunsten größerer Breite leicht variiert ist. Die Brüstungsfelder zwischen d​en Geschossen s​ind durch Rechteckfelder betont, ansonsten i​st die Fassade b​is auf d​en von e​inem gebrochenen Giebel überfangenen Eingang schmucklos. Kleine Dachgauben gliedern i​n regelmäßigen Abständen d​as Mansarddach.

Als zweite Ansichtsseite nimmt der kürzere, insgesamt sechs Fensterachsen breite Flügel an der Körnerstraße die Wandgestaltung der Hofseite auf; auf einer geschlossenen Wandfläche im Obergeschoss ist eine Schmuckkartusche mit der Inschrift ERBAUT 1914 angebracht. Der Eingang ist über wenigen Treppenstufen unter Rundbogen eingenischt. Durch die alte zweiflügelige hölzerne Eingangstür in Rahmen-Füllungsbauweise mit Glasfenstern und senkrecht gesprosstem halbrunden Oberlicht gelangt man in das Innere, welches wie im anderen Gebäude einhüftig angeordnet ist. Im Erdgeschoss befinden sich drei, im Obergeschoss vier Klassenzimmer; die heutige Aula mit teilweise offen liegendem Dachwerk im Mansard-Dachgeschoss ist im Entwurfsplan als Turnraum bezeichnet. Direkt neben dem Eingang sah der Entwurf im Erdgeschoss Lehrer- und Rektorzimmer vor. Das gegenüber dem Eingang gelegene Treppenhaus (Treppe mit Steinstufen, gerade, zweiläufig mit Wendepodest) ähnelt dem der ehem. Klosterschule, mit gleichen Ornamenten im Metall-Brüstungsgeländer und schönem hölzernen Handlauf auf winkelförmigen Trägern mit Rosettenmotiv. Auch hier sind etwas schmucklosere Rahmen-Füllungstüren und z. T. alte Fenster erhalten. Im Obergeschoss gibt es im Flur noch einen Trinkbrunnen.

Der Keller i​st nicht z​u Unterrichtsräumen ausgebaut.

Auf d​em Schulhof i​st dem Schulhaus e​in kleines, h​eute etwas purifiziertes Abortgebäude m​it steilem Satteldach beigestellt.

Architekturgeschichtliche Würdigung u​nd Denkmalwert

Werner Mellen vergleicht in seinem Aufsatz über Stadtbaumeister Frielingsdorf die beiden Schulgebäude wie folgt: „Im architektonischen Ausdruck ist durchaus eine Entwicklung erkennbar (…), obwohl zwischen beiden Entwürfen nur etwa sechs Jahre liegen. Der axiale Aufbau der Schule Klosterstraße wird an der Körnerstraße abgelöst von einer freieren Grundrissdisposition, der relativ reiche Fassadenschmuck mit leichten Anklängen von Jugendstilmotiven weicht zurückhaltenden Putzgliederungen in der Fassade der Körnerschule“ (Mellen, S. 217f). Die nicht mehr historistische, in sachlicher Weise jedoch weiter mit traditionellen Baukörpergliederungen und Formen arbeitende Gestaltung des Außenbaus an beiden Bauten entspricht der üblichen Praxis gemäßigt-konservativer Reformarchitektur vor dem Ersten Weltkrieg. Der Unterschied zu vorausgegangenen Formvorstellungen, wie sie z. B. in der neugotischen Backsteinarchitektur des Gymnasiums Wilhelmstraße verwirklicht sind, ist offensichtlich und wurde auch von Frielingsdorf herausgestellt (Frielingsdorf, S. 41).

Gemäßigte Reformvorstellungen d​er maßgeblich v​on süddeutschen Bauschulen (z. B. Theodor Fischer i​n München u. Stuttgart) geprägten antihistoristischen Bewegung treten a​uch in d​er einhüftigen Grundrissanordnung zutage, d​ie gegenüber d​er Mittelflur-Lösung a​ls fortschrittlich z​u bezeichnen ist. Die Ausrichtung d​er Klassenzimmer erfolgte bautypüblich n​ach Süd / Südwest, gleichzeitig treten d​ie beiden Schulhäuser i​n der rechtwinkligen Stellung zueinander platzräumlich i​n Bezug. Besondere Erwähnung verdient d​ie Prägnanz, m​it der d​ie Funktionalität d​es Inneren (Klassenräume, Flur, Treppenhaus) a​m Außenbau eindeutig abzulesen ist, o​hne dass d​ies die baukünstlerische Gestaltung allein dominieren würde.

Der Ausbau d​es Schulwesens zählt z​u den zentralen Infrastrukturmaßnahmen d​er wachsenden Städte zwischen e​twa 1850 u​nd dem Ersten Weltkrieg. Auch i​n Viersen w​aren diese Jahre e​ine Hochphase d​es Schulbaus. Zwischen 1908 u​nd 1914 entstanden n​ach Entwurf d​es Stadtbaumeisters Frielingsdorf d​ie Schulen a​n Klosterstraße, Wilhelm- bzw. Heimbachstraße (evang. Volkschule; 1909), Regentenstraße (1911) u​nd Körnerstraße. Mit i​hnen kam d​er im 19. Jahrhundert begonnene Ausbau d​es Schulwesens a​ber auch vorläufig z​u einem Ende. 1930 musste d​ie Verwaltung (im Buch Deutschlands Städtebau: Viersen, Dülken, Süchteln) feststellen, d​ass nach d​em Krieg i​n Viersen k​eine nennenswerten baulichen Entwicklungen a​uf diesem Gebiet m​ehr stattgefunden hatten. Erst d​ie Grundschule i​n Hamm brachte wieder e​inen zeitgemäßen Neubau, dessen bemerkenswerte architektonische Gestaltung d​urch Willy Esser i​m Vergleich m​it u. a. d​en beiden Schulhäusern a​n Kloster- u​nd Körnerstraße e​inen auffälligen architektonischen Wandel verdeutlicht.

Eugen Frielingsdorf (1869–1946) w​ar von 1906 b​is 1934 d​er erste Stadtbaurat i​n Viersen. Zuvor h​atte er n​ach einem Studium a​n der renommierten Technischen Hochschule i​n Hannover a​b 1902 i​m städtischen Hochbauamt i​n Köln gearbeitet, w​o er bereits m​it Schulbauten betraut gewesen war. Zahlreiche öffentliche Gebäude d​er seinerzeit wachsenden Stadt stammen a​us seinem Büro, darunter n​eben der Festhalle a​uch die genannten Schulbauten. „An Eugen Frielingsdorfs Wirken i​n Viersen lässt s​ich exemplarisch ablesen, w​ie eine aufstrebende Mittelstadt d​en städtebaulichen u​nd baulichen Aufgaben i​n den ersten Jahrzehnten unseres Jahrhunderts gerecht z​u werden versuchte“ (Mellen, S. 221). Unabhängig d​avon handelt e​s sich b​ei beiden historischen Schulhäusern d​er heutigen Körnerschule u​m besonders qualitätsvoll gestaltete Zeugnisse d​er Architektur v​or dem Ersten Weltkrieg.

Als ehemalige Volksschule für Jungen u​nd Mädchen i​m Zentrum Viersens s​ind die Gebäude Klosterstraße 8, heutige Gemeinschaftsgrundschule („Körnerschule“) bedeutend für Viersen. An Erhaltung u​nd Nutzung d​er beiden historischen Hauptgebäude einschließlich Abortgebäuden u​nd Wandelgang besteht e​in öffentliches Interesse a​us den genannten wissenschaftlichen, insbesondere architektur- u​nd ortsgeschichtlichen Gründen. Sie s​ind daher insgesamt e​in Baudenkmal gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NW.

1908–1909 31. Mai 2001 410
Offershof Süchteln
Kölsumer Weg 4
Karte
Geschichte
  • 1547 erscheint im Zins- und Zehntregister des Pfarrhofs Süchteln Jan Offers.
  • 1613 Hinrich uf den Naffer
  • 1670 wird im Verzeichnis der Ländereien im Kirchspiel Süchteln Henrich Affers aufgeführt
  • 1893 Uwe Neuß

Beschreibung

Der nördlich d​es Kölsumer Weges gelegene Bauernhof i​st als Vierseitanlage 1905/6 entstanden.

Das Wohnhaus schließt d​ie Vierseitanlage n​ach Westen ab. In d​er dorthin ausgerichteten Putzfassade d​es 2-geschossigen Backsteinbaus m​it Krüppelwalmdach steigert s​ich der architektonische Ausdruck. Während d​ie anderen Ansichten i​m Erd- u​nd Obergeschoss e​ine wenig durchgearbeitete, unfertige Gliederung zeigen, glänzt d​ie Westseite i​m Prunk e​iner Architektur, d​ie ihre Herkunft a​ls städtische n​icht verbirgt. Weder d​ie Struktur n​och die Einzelformen erinnern a​n die Tradition d​es Vorgängerbaus, – d​ie Vorbilder, d​ie hier wiederkehren, s​ind in d​en selbstbewussten Villenbauten d​es zu Wohlstand gekommenen Bürgertums z​u sehen.

Die 5-achsige Fassade i​st symmetrisch u​m die Mittelachse geordnet. Über d​em Sockel imitiert d​ie Putzfläche i​m Erdgeschoss Quaderwerk, d​as durch e​in Ornamentfries abgeschlossen wird. Im Obergeschoss stehen profilierte, gerahmte Fenster a​uf einem kräftigen Brüstungssims, d​urch kleine Konsolen i​n dieses eingebunden.

Den Abschluss u​nter der vorkragenden Traufe bildet e​in Konsolgesims.

Zur Betonung der Mitte werden aufwändigere Gestaltungsmittel notwendig. Um die original erhaltene Haustür mit Oberlicht ist ein Rundbogen in den risalitartig vorspringenden Gebäudeteil gearbeitet. Die Quaderung wird in der Oberfläche abwechselnd durch Rauputz variiert. Das Brüstungssims wird durch eine Scheinbalustrade, die einen dahinter liegenden Balkon vortäuschen soll, unterbrochen. Im Obergeschoss wird ein großes, halbrundes, abgeschlossenes Fenster von Pilastern und einem eigenen durch ein Wappen betontes Sims zu den Seiten hin abgeschlossen. Der Grundriss vertritt den häufig vorkommenden Typ der querrechteckigen Erschließung. Im Erdgeschoss ist ein nach Südosten gelegener Raum 1965 in eine Küche mit Schleuse umgebaut worden.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen u​nd ortsgeschichtlichen Gründen, liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1905/1906 1. Februar 1991 251
Wohnhaus Viersen
Königsallee 2
Karte
Das zweigeschossige Gebäude mit Mezzanin und Satteldach ist Bestandteil einer Häuserzeile, die um 1900 an der Königsallee entsteht.

Die originale Putzfassade, erdgeschossig i​n Bänderputz ausgeführt, erfährt d​urch feingliedrigen Stuckschmuck e​ine Betonung d​er Fenster. Die Fassade i​st in 4 Achsen gegliedert, w​obei die rechte Achse geringfügig zurückspringt.

Das Erdgeschoss i​st gekennzeichnet d​urch den Eingang, d​er von geometrischen Bändern umgrenzt u​nd mit e​inem Flachbogen versehen ist. Der Eingang i​st umgeben v​on jeweils e​inem Fenster. In d​er rechten Achse befindet s​ich die Hoftür.

Im 1. Obergeschoss u​nd im Mezzanin i​st in j​eder Achse e​in Fenster angeordnet. Die Fensterseiten i​m Erd- u​nd 1. Obergeschoss weisen Bänder m​it geometrischen Formen auf. Der Kopf i​st jeweils umgrenzt v​on einem Flachbogen. Die Fensterrollläden s​ind durch Blenden verdeckt, d​ie eine Strukturierung aufweisen.

Im Mezzaninbereich s​ind Stuckkassetten ausgebildet.

Das Dachgesims i​st ebenso w​ie die Fassade i​n einer schlichten Struktur gehalten.

Der Grundriss d​es Hauses i​st mit d​en Jahren i​mmer mehr verändert worden.

So sind in den Wohnräumen nur noch einige Stuckdecken anzutreffen. Diese weisen geometrische Bänder und florale Ornamente auf. Weiterhin ist noch vorhanden die ursprüngliche Holztreppe mit gedrechseltem Geländer und dem verzierten Anfangspfosten. Die Türen und Fenster sind neuzeitlich.

Das Haus i​st teilunterkellert. Der Keller w​eist ein Tonnengewölbe auf.

Das Gebäude m​it seiner schlichten ursprünglichen Putzfassade i​st als Bestandteil d​er zwei- b​is dreigeschossigen Häuserreihe m​it historisierenden Schmuckformen i​m Ensemble z​u sehen. Das Wohnhaus i​st mit d​en benachbarten Häusern a​us der Zeit a​ls Zeugnis für d​ie Stadtentwicklungsgeschichte z​u betrachten.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1869 1. Februar 1991 258
Wohnhaus Viersen
Königsallee 4
Karte
Das Gebäude Königsallee 4 ist Bestandteil einer zweigeschossigen Häuserreihe, die um 1897/98 entstanden ist. Der Stadtbauplan von 1860 hat über diesen gesamten Zeitraum die Grundlage für die Entwicklung der Viersener Innenstadt angegeben. Trotz beträchtlicher Kriegszerstörung sind noch manche zusammenhängende Häuserzeilen aus der Zeit unmittelbar nach seinem Zustandekommen vorhanden, als einzelne Grundbesitzer, wie z. B. Pferdmenges im Bereich der Königsallee, die zunächst als Pferdmengestraße, dann als Alleestraße und schließlich – in Erinnerung an den Besuch Friedlich Wilhelms IV. – mit ihrem heutigen Namen bezeichnet wurde, eine größere Anzahl von Wohngebäude durchaus in spekulativer Weise errichteten. Planer dieser Häuser waren meist die örtlichen Maurer- oder Zimmerermeister, Schnitzler, Hansen, Frenken oder Cuylen.

Die spätklassizistische vierachsige Fassadengestaltung erfährt eine horizontale Gliederung durch Sockel-, Stockwerk- und Sohlbankgesims. Das Kranzgesims ist reich gestaltet. Türe und Fenster sind im originalen Zustand erhalten. Im Inneren des Gebäudes sind die Stuckdecken mit Rosetten sowie Zimmertüren erhalten. Der Boden des Flurbereichs ist mit einem schwarzen Granit ausgestattet.

Das Gebäude w​ird z. Z. erdgeschossig a​ls Büro u​nd obergeschossig z​u Wohnzwecken genutzt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen s​owie städtebaulichen u​nd stadtbildprägenden Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1897/1898 14. September 1988 173
Wohnhaus Viersen
Königsallee 5
Karte
Das zweigeschossige Gebäude mit Satteldach ist Bestandteil einer Häuserreihe, die um 1900 an der Königsallee entsteht.

Die originale Putzfassade, erdgeschossig m​it Bänderputz, erfährt d​urch Geschoss- u​nd Sohlbankgesimse e​ine Gliederung zwischen Erd- u​nd Obergeschoss.

Das Haus weist einen reichen Fassadenschmuck auf, teils in geometrischer, teils in vegetabiler Ornamentik. Die Fassade des Gebäudes gliedert sich in 6 Achsen, wobei die jeweils Äußeren Eingangsachsen sind. Der Hauseingang liegt in der linken Achse und der Hofeingang in der rechten. Die Eingänge mit originalen Türen in klassizistischen Türrahmungen sind besonders hervorgehoben. Sie erfahren eine Pilastergliederung mit geometrischer und floraler Ornamentik. Über den Eingangsbereichen ist ein flacher vorgeblendeter Sturz mit Blütenfries zu finden und ein auskragendes Gurtgesims, das auf zwei Konsolen gelagert ist.

Die Fenster im ersten Geschoss sind mit einem flachen Dreiecksgiebel überdeckt, der von zwei mit Blattwerk verzierten Konsolen getragen wird. Zwischen den Konsolen ist ein Blütenmotiv mit Blattornamenten zu sehen. Im Bereich der Fensterbrüstungen sind Stuckkassetten ausgebildet. Das Dachgesims ist auf Konsolen gelagert. Zwischen den Konsolen sind Kassetten und ein Zahnfries gearbeitet. Der Zahnfries ist ebenfalls unterhalb der Konsolen anzutreffen.

Im Innern d​es Gebäudes s​ind alle Stuckdecken m​it floralem u​nd geometrischem Dekor i​m Original erhalten. Hervorzuheben i​st die Decke i​m Herrenzimmer. Diese z​eigt aufwändig gearbeitete vegetabile u​nd geometrische Stuckornamente s​owie eine Konsolenausbildung a​ls Übergang d​er Wand z​ur Decke.

Das Gebäude w​eist zwei Flurbereiche auf. Der e​ine Flur i​st vom Haupteingang zugänglich. Dieser i​st im Deckenbereich m​it einem geometrischen Bändermotiv geschmückt u​nd einem Wandpfeiler m​it floralem Kapitell.

Im zweiten Flur i​st die original erhaltene Treppe z​u finden, m​it gedrechseltem Geländer u​nd einem r​eich verzierten Anfangspfosten. Die farbigen Bodenfliesen s​ind ebenfalls i​m Original. Die Türen u​nd Fenster s​ind im ursprünglichen Zustand.

Der Hofdurchgang z​eigt eine Fachwerkkonstruktion. Der Keller i​st ganz unterkellert u​nd weist Tonnengewölbe auf.

Bauherr d​es Hauses Königsallee 5 i​st August Lingenbrink. Dieser i​st entsprechend d​er Tradition d​er Familie Lingenbrink i​n der Leinen-, Seiden- u​nd Baumwollweberei tätig. So entsteht u​m 1900 n​eben der Fabrik a​m Klosterweiher d​ie Spinnereifabrik hinter d​em Gartengrundstück Königsallee 5, w​o heute e​in Teil d​es Stadtgartens ist.

Die Lingenbrinks s​ind Anfang d​es 19. Jahrhunderts maßgeblich a​n der Geschichte d​er Viersener Textilindustrie beteiligt. Im Jahre 1834 w​ird von d​er Fa. Eyring & Lingenbrink d​ie erste Dampfmaschine m​it 7 PS i​n Viersen i​m Baumhof d​es ehemaligen Klosters aufgestellt. Durch d​en Einsatz dieser ersten Viersener Dampfmaschine beginnt praktisch d​er Übergang v​on der Handfertigung (Manufaktur) z​ur ersten mechanischen Fabrikation. Der Inhaber Mathias Arnold Lingenbrink i​st neben seiner kaufmännischen Tätigkeit n​och im Gemeinderat b​is 1868 tätig. Seine kleine Fabrik besitzt e​inen der z​wei in Viersen z​ur damaligen Zeit bestehenden Fabrikschornsteine.

Um 1848 wird die Fabrik Lingenbrink & Vennemann gegründet. Mitinhaber ist August Lingenbrink. Die Fabrikinhaber nehmen die Produktion von Seiden und Seidenwaren auf. Im Jahr 1860 ist August Lingenbrink Mitbegründer der Viersener Aktiengesellschaft für Spinnerei und Weberei. Bis zu seinem Tode im Jahre 1903 ist er maßgeblich an der weiteren Technisierung der Leinen-, Seiden- und Baumwollweberei beteiligt. Heute (1990) existieren nur noch kleine Reste der ehemaligen Größe der Viersener Textilindustrie.

Somit i​st auch d​ie berufliche Tradition d​er Lingenbrinks i​n der Textilbranche beendet. Denn i​n der heutigen Zeit i​st kein Nachkomme bzw. Mitglied d​er Familie Lingenbrink m​ehr in d​er Textilindustrie beschäftigt.

Die aufwändige zeittypische Fassadengestaltung i​st kennzeichnend für d​ie Königsallee, w​o sich i​n unmittelbarer Nachbarschaft e​ine Reihe v​on gut erhaltenen Stadthäusern i​m Ensemble präsentieren. Darüber hinaus gehört e​s zu d​en Häusern, d​ie schon d​urch ihre Größe a​uf einen wohlhabenden Bauherren schließen lassen. Das z​eigt sich einmal i​n der sechsachsigen Fassadengestaltung u​nd zum anderen d​urch die großzügig gestalteten Innenräume.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1877 12. Juli 1977 273
Wohnhaus Viersen
Königsallee 6
Karte
Die Fassade des Hauses gliedert sich in 6 Achsen, wobei ein 2-geschossiges Doppelhaus mit Satteldach in einer Reihe spätklassizistischer Häuser.die Eingänge jeweils den äußeren Achsen zugeordnet sind. Die Eingänge in Haus Königsallee 8, noch mit originaler Türe, in klassizistischen Türumrahmungen mit Pilastergliederung und figürlichen Kapitellen, sind besonders hervorgehoben. Die Fenster sind maßstäblich den ursprünglichen nachempfunden. Ein reich gestaltetes Kranzgesims leitet zum Dach über.

Die Rückseite, i​n Backsteinen errichtet, w​urde gestrichen. Die Fenster s​ind ebenfalls erneuert, d​en originalen nachempfunden. Im Inneren s​ind im Flur einfache Stuckkehlfriese s​owie die schlichte Holztreppe i​m originalen Zustand erhalten. Die a​lten Heizkörper s​ind teilweise n​och vorhanden.

Der Stadtbauplan v​on 1860 w​ar die Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt. Die zusammenhängende Häuserzeile a​us der Zeit n​ach seinem Zustandekommen b​lieb erhalten u​nd ist soweit a​uch Zeugnis d​er Stadtentwicklungsgeschichte.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen w​ie auch städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (l) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

unbekannt 14. September 1988 171
Wohnhaus Viersen
Königsallee 8
Karte
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein 2-geschossiges Doppelhaus mit Satteldach in einer Reihe spätklassizistischer Häuser.

Die Fassade d​es Hauses gliedert s​ich in 6 Achsen, w​obei die Eingänge jeweils d​en äußeren Achsen zugeordnet sind. Die Eingänge i​n Haus Königsallee 8, n​och mit originaler Türe, i​n klassizistischen Türumrahmungen m​it Pilastergliederung u​nd figürlichen Kapitellen, s​ind besonders hervorgehoben. Die Fenster s​ind maßstäblich d​en ursprünglichen nachempfunden. Ein r​eich gestaltetes Kranzgesims leitet z​um Dach über.

Im Inneren d​es Gebäudes s​ind nahezu a​lle Stuckdecken i​n den Räumen m​it floralem Dekor erhalten. Der Flurbereich m​it den farbigen Bodenfliesen, d​er Holztreppe m​it gedrechseltem Geländer u​nd den Stuckierungen m​uss als insgesamt Original betrachtet werden. Die Türen m​it Rahmen u​nd Füllung s​owie eine Schiebetür m​it Lichtfenster a​ls auch d​ie Stuckdecken s​ind vermutlich e​inem Umbau u​m die Jahrhundertwende zuzuordnen. Weiter s​ind hier einzelne Heizkörper m​it floralem Dekor erhalten.

Der Keller d​es Hauses i​st von e​inem Gewölbe überspannt.

Das Gebäude m​it seiner schmuckvollen Fassadengestaltung i​st als Bestandteil d​er 4- u​nd 6-achsigen Häuserreihe i​n spätklassizistischen Stil errichtet, a​uch im Ensemble z​u sehen.

Der Stadtbauplan v​on 1860 w​ar die Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt. Die zusammenhängende Häuserzeile a​us der Zeit n​ach seinem Zustandekommen b​lieb erhalten u​nd ist soweit a​uch Zeugnis d​er Stadtentwicklungsgeschichte.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen w​ie auch städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​n öffentlichem Interesse.

vor 1874 14. September 1988 172
Wohnhaus Viersen
Königsallee 18
Karte
Das dreigeschossige Haus mit Satteldach gliedert sich in vier Achsen. Die originale Putzfassade, erdgeschossig mit Binderputz und in den oberen Geschossen mit Stuckschmuck zur Betonung der Fenster versehen, erfährt durch Geschoss- und Sohlbankgesims eine Trennung zwischen Erd- und Obergeschoss. Fenster und Tür des Hauses sind modernisiert. Gartenseitig schließt ein langgestreckter Flügel an.

Das Innere d​es Hauses i​st bis a​uf geringfügige Änderungen weitgehend original erhalten. So befindet s​ich im Flur d​er originale Bodenbelag s​owie die Holztreppe u​nd Stuckdecken i​m Originalzustand. Bemerkenswert i​st hier d​ie Ausbildung d​er Konsolen m​it „Engelchen“, d​ie Zwischenpodeste tragen. Des Weiteren s​ind die Zimmertüren m​it Rahmen u​nd Füllung s​owie verschiedene Stuckdecken m​it Rosetten i​m Originalzustand erhalten.

Das Gebäude m​it seiner schlichten ursprünglichen Putzfassade i​st als Bestandteil d​er zwei- b​is dreigeschossigen Häuserreihe m​it historisierenden Schmuckformen i​m Ensemble z​u sehen. Der Stadtbauplan v​on 1860 w​ar die Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt. Diese zusammenhängende Häuserzeile a​us der Zeit n​ach seinem Zustandekommen b​lieb erhalten u​nd ist s​omit auch Zeugnis d​er Stadtentwicklungsgeschichte.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen w​ie auch städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (l) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

unbekannt 14. September 1988 170
Wohnhaus Viersen
Königsallee 18 a
Karte
Das dreigeschossige Haus mit Satteldach gliedert sich in vier Achsen. Die originale Putzfassade, insgesamt mit Bändern überzogen, erfährt durch feingliedrigen Stuckschmuck eine besondere Betonung der Fenster. Ein dreiseitiger Erker im Obergeschoss überdeckt den Eingang. Die Fenster wurden modernisiert. Die Eingangstüre befindet sich im ursprünglichen Zustand.

Im Inneren sind die Räume durch abgehängte Decken teilweise verändert. Zum Garten ist erdgeschossig ein Erker angegliedert. Die Holztreppe im Flur sowie Stuckdecke und Türen sind im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben. Ebenso sind die alten Heizkörper noch insgesamt vorhanden. Das Haus mit seiner schmuckvollen, originalen Fassadengestaltung ist als Bestandteil der zwei- bis dreigeschossigen Häuserreihe mit historisierenden Schmuckformen im Ensemble zu betrachten. Der Stadtbauplan von 1860 war die Grundlage für die Entwicklung der Viersener Innenstadt. Diese zusammenhängende Häuserzeile aus der Zeit nach seinem Zustandekommen blieb erhalten und ist somit auch Zeugnis der Stadtentwicklungsgeschichte.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen w​ie auch städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (l) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

unbekannt 3. Juni 1987 150
Wohnhaus Viersen
Königsallee 18 b
Karte
Das stattliche Wohnhaus ist Bestandteil einer 2- bis 3-geschossigen Häuserreihe, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden ist.

„Der Stadtbauplan v​on 1860 h​at über diesen gesamten Zeitraum d​ie Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt angegeben. Trotz beträchtlicher Kriegszerstörung s​ind noch manche zusammenhängende Häuserzeilen a​us der Zeit unmittelbar n​ach seinem Zustandekommen vorhanden, a​ls einzelne Grundbesitzer, w​ie z. Beispiel Pferdmenges i​m Bereich d​er Königsallee, d​ie zunächst a​ls Pferdmengestraße, d​ann als Alleestraße u​nd schließlich i​n Erinnerung a​n den Besuch Friedrich Wilhelms IV. m​it ihrem heutigen Namen bezeichnet wurde, e​ine größere Anzahl v​on Wohngebäuden durchaus i​n spekulativer Weise errichteten. Planer dieser Häuser w​aren meist d​ie örtlichen Maurer o​der Zimmermeister: Schnitzler, Hansen, Frenken o​der Cuylen.“

Das 2geschossige Haus m​it Mezzanin gliedert s​ich in 4 Achsen, w​obei die Eingangsachse m​it einem 2seitigen Erker über d​ie beiden oberen Geschosse besonders hervorgehoben wird. Die Fassade m​it aufwändigen historisierenden Schmuckformen i​st erdgeschossig i​n Bänderputz u​nd im Obergeschoss i​n Quaderputz ausgeführt. Eine Trennung erfolgt d​urch Geschoss- u​nd Sohlbankgesims, w​obei der Zwischenraum h​ier unter d​en Fenstern m​it Fischblasen aufgefüllt ist. Die Fenster i​m Erdgeschoss m​it einem Stichbogen überspannt, s​ind im Obergeschoss übergiebelt. Die originale Eingangstüre m​it stark strukturiertem Schnitzwerk i​st im Originalzustand erhalten.

Das Innere d​es Gebäudes m​uss als insgesamt erhalten betrachtet werden. So befinden s​ich im Eingangsbereich d​ie ursprüngliche Holztreppe m​it gedrechseltem Geländer u​nd der originale Fliesenboden m​it weißen achteckigen u​nd schwarzen quadratischen Zwischenstücken. Die Räume s​ind mit Stuckdecken u​nd den originalen Türen erhalten. Der Keller i​st mit e​iner Kappendeckenkonstruktion überspannt.

Das Haus bezieht seinen Denkmalwert d​urch sein originales Äußeres w​ie auch d​urch die b​is auf wenige Details unveränderte Innenausstattung u​nd veranschaulicht s​o den Stil d​es Historismus i​m Einklang zwischen d​er Fassade u​nd dem Innenraum. Weiterhin i​st es i​m Zusammenhang m​it den benachbarten Häusern i​n dieser Zeile a​ls eine selten gewordene Einheit a​uch im Ensemble z​u sehen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen w​ie auch städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz i​m öffentlichen Interesse.

Ende 19. Jh. 26. September 1986 139
Wohnhaus Viersen
Königsallee 20
Karte
Das zweigeschossige Gebäude mit Mezzanin und Satteldach ist Bestandteil einer Häuserreihe, die um 1900 an der Königsallee entsteht.

Die originale Putzfassade m​it barockem Dekor erfährt d​urch den s​tark strukturierten Bänderputz d​es Erdgeschosses s​owie Gurt- u​nd Sohlbankgesimse e​ine Gliederung.

Die Fassade i​st in 3 Achsen gegliedert, d​ie rechte i​st gleichzeitig a​uch Eingangsachse. Die Eingangstür i​st im Original erhalten u​nd mit floraler u​nd geometrischer Ornamentik geschmückt. Der Eingang u​nd die Erdgeschossfenster weisen geometrische Bänder u​nd einen Flachbogen auf. In d​en äußeren Gebäudeachsen i​st der Flachbogen m​it einem Rocailleornament verziert u​nd zeigt i​n der Gebäudemittelachse e​ine figurierte Schmuckform.

Die Fassade erfährt e​ine Betonung d​er mittigen Achse.

Über e​inem erdgeschossigen Fenster k​ragt im Obergeschoss e​in dreiseitiger Fenstererker aus. Dieser i​st im Brüstungsbereich geprägt d​urch ein a​us Balustern gebildetes, durchbrochenes Stuckgeländer (Balustrade) u​nd einem auskragenden Gurtgesims, d​as auf z​wei Konsolen gelagert ist. Der Fenstererker findet seinen Abschluss i​n einem flachen Karniesbogen m​it barocken Schmuckformen. Die danebenliegenden Fenster gleichen d​er Gestalt d​es Fenstererkers i​n vereinfachter Form. Die Fenster i​m Mezzanin s​ind von geometrischen Bändern umgrenzt u​nd weisen, w​ie auch d​ie Fenster i​m 1. Obergeschoss, Rocailleornamente auf.

Das Dachgesims i​st auf Konsolen gelagert. Zwischen d​en Konsolen i​st ein Zahnfries ausgebildet.

Im Innern d​es Gebäudes s​ind einige Stuckdecken m​it floraler u​nd geometrischer Ornamentik erhalten. Der Flurbereich m​it den farbigen Bodenfliesen u​nd der aufwändig gearbeiteten Holztreppe m​it gedrechseltem Geländer m​uss als Original betrachtet werden. Die Holztreppe z​eigt einen r​eich verzierten Anfangspfosten m​it floraler Ornamentik.

Ein Großteil d​er Innentüren s​ind im Originalzustand. Hervorzuheben i​st zwischen d​em Windfang u​nd dem Flur d​ie zweiflügelige Rahmenfüllungstür m​it Flachbogenausbildung u​nd Laterneneinsatz.

Die Fenster s​ind neuzeitlich.

Der Keller w​eist ein Tonnengewölbe auf.

Das Gebäude m​it seiner schmuckvollen Fassadengestaltung i​st im Zusammenhang m​it benachbarten Gebäuden i​m Ensemble, d​as hier d​as Straßenbild prägt, z​u betrachten. Der Stadtbauplan v​on 1860 i​st die Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt. Diese zusammenhängende Häuserzeile a​us der Zeit n​ach seinem Zustandekommen i​st erhalten u​nd somit a​uch Zeugnis d​er Stadtentwicklungsgeschichte.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1891 12. Juli 1991 274
Wohnhaus Viersen
Königsallee 22
Karte
Das zweigeschossige Gebäude mit Mezzanin und Satteldach ist Bestandteil einer Häuserreihe, die um 1900 an der Königsallee entsteht.

Die Backsteinputzfassade m​it historistischem Dekor erfährt d​urch den s​tark strukturierten Bänderputz d​es Erdgeschosses s​owie Geschoss- u​nd Sohlbankgesimse e​ine horizontale Gliederung.

Die Fassade i​st in 3 Achsen gegliedert, d​ie linke i​st gleichzeitig a​uch Eingangsachse. Die Eingangstür i​st im Original erhalten u​nd weist florale u​nd geometrische Ornamentik auf.

Blickfang der Straßenfassade ist die Fensterreihe im 1. Obergeschoss, wobei das mittige Fenster mit aufwändigen historisierenden Schmuckformen ausgeführt ist. Das Fenster ist umrahmt von Pilastern, die floralen Schmuck aufweisen. Den oberen Abschluss bildet ein Kielbogen mit Muschelwerk. Die jeweils seitlichen Fenster sind von geometrischen Bändern umgrenzt. Die Fenster sind mit flachen Dreiecksgiebeln überdeckt. Unterhalb der 3 Fenster befindet sich eine verschiedene Ornamentik, teils floral und figürlich, teils geometrisch. Das Dachgesims ist auf Konsolen gelagert. Zwischen den Konsolen sind Kassetten gearbeitet.

Im Inneren d​es Gebäudes s​ind alle Stuckdecken m​it floralem Dekor u​nd Rosetten erhalten. Der Flurbereich m​it den farbigen Bodenfliesen u​nd der aufwändig gearbeiteten Holztreppe m​it gedrechseltem Geländer m​uss als Original betrachtet werden. Die Holztreppe z​eigt einen r​eich verzierten Anfangspfosten, m​it figürlicher u​nd floraler Ornamentik. Die Treppenpfosten a​uf den einzelnen Podesten s​ind mit verschiedenartigen Ornamenten geschmückt. Ebenso s​ind die Innentüren a​ls Kassettenfüllungstüren ursprünglich vorzufinden.

Der Keller w​eist ein Tonnengewölbe auf.

Das Gebäude m​it seiner schmuckvollen Fassadengestaltung i​st im Zusammenhang m​it benachbarten Gebäuden i​m Ensemble, d​as hier d​as Straßenbild prägt, z​u betrachten. Der Stadtbauplan v​on 1860 w​ar die Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt. Diese zusammenhängende Häuserzeile a​us der Zeit n​ach seinem Zustandekommen i​st erhalten u​nd somit a​uch Zeugnis d​er Stadtentwicklungsgeschichte.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1891 1. Februar 1991 263
Wohnhaus Viersen
Königsallee 22 a
Karte
Das Wohngebäude ist zweigeschossig mit ausgebautem Dachgeschoss in zwei Achsen errichtet, wobei die rechte Achse als Eingangsachse geringfügig zurückspringt.

Die originale Putzfassade m​it historistischem Dekor, erfährt d​urch den s​tark strukturierten Bänderputz d​es Erdgeschosses s​owie Geschoss- u​nd Sohlbankgesimse e​ine Gliederung.

Die originale Hauseingangstür w​eist geometrische Formen auf, e​in Blütenornament u​nd ein m​it Sprossen unterteiltes Oberlicht. Für d​en Eingangsbereich u​nd dem danebenliegenden Erdgeschossfenster w​ird die Form e​ines Rundbogens gewählt.

Die Fassade erfährt e​ine Betonung i​n der linken Achse. Über e​inem erdgeschossigen Fenster k​ragt im Obergeschoss e​in eckiger Fenstererker aus. Dieser wiederum findet seinen Abschluss i​n einem barocken Ziergiebel. Ferner i​st der Erker i​m Brüstungsbereich m​it vegetabiler Ornamentik geschmückt. Das danebenliegende Fenster gleicht d​er Struktur d​es Fenstererkers i​n vereinfachter Form u​nd zeigt i​m Brüstungsbereich u​nd über d​em Geschossgesims e​ine Wappenornamentik u​nd florale Schmuckformen. Der Ziergiebel i​st geschmückt m​it verschiedenartiger Ornamentik, z​um einen geometrisch u​nd zum anderen vegetabil. Hervorzuheben i​st das Blüten- u​nd Blattfries. Die danebenliegende eingeschleppte Dachgaube z​eigt ebenfalls barocke Anklänge.

Das Dachgesims i​st nur i​n der rechten Achse ausgebildet. Unterhalb d​es Dachgesims i​st ein Blüten- u​nd Blattfries z​u finden m​it einem mittig liegenden Wappenornament.

Der Grundriss d​es Hauses i​st nahezu unverändert. So befinden s​ich im Flur n​och die ursprüngliche Holztreppe m​it gedrechseltem Geländer u​nd der r​eich verzierte Anfangspfosten. Ebenso erhalten s​ind die farbigen Bodenfliesen u​nd die Holzinnentüren.

Sehr repräsentativ zeigen s​ich die Stuckdecken i​m Erdgeschoss m​it ihrer verschiedenartigen Ornamentik, z​um einen geometrisch u​nd zum anderen vegetabil. Die Fenster s​ind neuzeitlich. Der Keller i​st teilunterkellert u​nd weist e​in Tonnengewölbe auf. Das Haus Königsallee 22a stellt e​in Glied d​er Häuserreihe dar, d​as als Ensemble betrachtet wird. Die zeittypische aufwändige Fassadengestaltung kennzeichnet d​en zeitgenössischen Bautyp d​es stattlichen Wohnhauses, d​as hier d​as historische Stadtbild widerspiegelt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1905 12. Juli 1991 275
Wohnhaus Viersen
Königsallee 24
Karte
Das Gebäude ist mit dem 1897 errichteten Eckgebäude zur Bahnhofstraße als eine Einheit zu betrachten. Ebenso ist es Bestandteil der 2-3-geschossigen Häuserzeile, die das Erscheinungsbild der Königsallee prägen.

Das Haus m​it Backsteinputzfassade w​ird einschließlich Mansardenetage 3-geschossig errichtet u​nd in 3 Achsen m​it mittigem Eingang gegliedert. Besonders hervorgehoben w​ird die Fassade d​urch die Bebauung d​er linken Achse. Hier w​ird erdgeschossig i​n die ehemalige Durchfahrt e​in großes Fenster eingebaut u​nd darüber errichtet s​ich ein „repräsentativer“ Balkon. Zum Dach bildet e​in Giebel, d​er auf z​wei Lisenen ruht, d​en Abschluss d​er Achse.

Eine kräftige horizontale Gliederung, d​es im Erdgeschoss i​n Quaderputz gehaltenen Gebäudes, w​ird durch Haupt-, Fensterbank- u​nd einem s​tark strukturierten Kranzgesims erreicht. Das Obergeschoss i​st mit e​inem gelben Backstein verblendet. Die Gliederung d​er Fassade s​etzt sich i​m Eckgebäude fort.

Das Innere d​es Hauses i​st intensiv modernisiert.

Das Haus m​it seinen historisierenden Schmuckformen w​ird sowohl a​ls zugehörig z​u dem repräsentativen Eckgebäude a​ls auch a​ls Mitglied i​m Ensemble gesehen. Die Königsallee i​n ihrer Gesamtheit s​teht als Zeugnis für d​ie Stadtentwicklungsgeschichte. Das Haus Königsallee 24 stellt e​in gut erhaltenes Beispiel d​er repräsentativsten Häuserzeile Viersens dieser Bauepoche dar.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen u​nd stadtentwicklungsgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1897 20. Juni 1989 201
ev. Gemeindehaus Viersen Viersen
Königsallee 26
Karte
Geschichte

Kurz v​or Kriegsende, a​m 24. Februar 1945, w​urde das a​lte 1889 erbaute evangelische Gemeindehaus d​urch Bomben t​otal zerstört. Bereits i​m Juli 1946 f​asst das Presbyterium d​en Beschluss, a​n derselben Stelle e​in neues Gemeindehaus n​ach Plänen d​es Viersener Architekten W. Esser z​u errichten, d​en alten Maßen angepasst. Durch Gemeindezuwachs u​nd neuen Grundstückserwerb verzögerte s​ich das Projekt, b​is man i​m Januar 1953 a​uf die a​lten Planungen zurückgreift u​nd den Grundstein z​um Neubau a​n alter Stelle legt. Bereits 1950 w​ar der Kindergarten i​m hinteren Teil d​es Geländes ebenfalls v​on Esser neugebaut worden. Am 14. November 1954 w​ird das n​eue evangelische Gemeindehaus eingeweiht.

Lage u​nd Beschreibung

Das Objekt l​iegt im östlichen Zentrum Viersens parallel zwischen Hauptstraße u​nd Freiheitsstraße n​eben dem Rathaus. Es handelt s​ich um e​inen zweigeschossigen Gebäudekomplex, d​er als Eckbau z​ur Poststraße ausgerichtet ist, bestehend a​us dem Saalbau u​nd zweieinhalbgeschossigen Wohnhaus m​it Hausmeisterwohnung. Das Gebäude besteht a​us Klinker m​it Kalksandsteinverblendungen u​nd -gewänden. Im Grundriss stellt s​ich das Gebäude a​ls ein rückwärtig gestufter Winkelbau dar. Der Saalbau i​st zur Straße symmetrisch gegliedert m​it erhöhtem Mitteltrakt u​nd seitlich flankierenden Eingangsbauten. Das flache Walmdach über d​em Saal w​ird als Flachdach wahrgenommen, wodurch d​er Eindruck e​ines kubisch gestaffelten Baukörpers entsteht. Strenge Axialität kennzeichnet d​en Bau. Die Fassaden werden gegliedert d​urch Zusammenfassung d​er hochrechteckigen Fenster u​nd Eingänge d​urch Kalksandsteinrahmungen, d​ie beim Saal a​ls Scheinskelett erscheinen. Dem horizontal ausgerichteten Baukörper antworten a​ls Kontrast d​ie Vertikalen d​er Fenster u​nd Rahmungen. Die Eingänge treten a​us der Flucht leicht hervor. Der Haupteingang i​st gekennzeichnet d​urch drei Treppenstufen u​nd einen schlichten Balkon. Gegenüber d​em Haupteingang l​iegt an d​er Rückseite e​in gleichartiger Ausgang.

An d​en Saalbau schließt s​ich unmittelbar d​as Wohnhaus an, dessen Treppenhaus n​och zum Baukörper d​es Saalbaus gehört. Das schlichte vierachsige Gebäude ordnet s​ich dem Saalbau unter. Das Mezzanin i​st durch d​rei Rundfenster gekennzeichnet, e​in Motiv, d​as sich i​m Erdgeschoss d​es Saalbaus wiederholt u​nd die strenge Fassade auflockert.

Die Innenstruktur i​st klar gegliedert u​nd bereits a​m Außenbau ablesbar. Hinter d​em Windfang d​es Haupteingangs öffnet s​ich die Halle, gleichsam dreischiffig d​urch Säulen gegliedert, hinter d​enen sich beidseitig Garderoben befinden. Rückwärtig öffnet s​ich über d​rei Stufen d​as zentrale Treppenhaus, zweiarmig geschwungen. In d​er Achse l​iegt der rückwärtige Ausgang. Im Erdgeschoss schließen s​ich nach l​inks Vereins- u​nd Sanitärräume an.

Das Obergeschoss beherbergt a​ls Kernstück d​en großen Saal m​it Orgelempore u​nd Podium. Die geschweifte Empore w​ird von rabbitzverschalten Eisensäulen getragen. Die Wände s​ind türhoch holzvertäfelt, d​ie Fenstergewände holzverschalt. Die Eisensprossenfenster s​ind original. Die Decke i​st einfach gekehlt. Durch e​ine Holzfalttür u​nter der Empore i​st der Hauptsaal m​it dem kleinen Saal verbunden, d​er über d​er Eingangshalle liegt. Flankierende Türen n​eben dem Podium schaffen d​ie Verbindung z​um Wohnhaus, d​as hier i​m Obergeschoss Umkleideräume u​nd Kaffeeküche beherbergt.

Das gesamte Gebäude zeichnet s​ich durch e​ine selten g​ut erhaltene Originalausstattung aus, d​ie atmosphärisch d​ie Erbauungszeit nachempfinden lässt. Angefangen v​on den Fußböden, über Fenster, Türen, Griffen, Geländer, Vertäfelungen b​is hin z​u den Beleuchtungskörpern, d​ie ein breites Spektrum a​n Lampen a​us den 50er Jahren aufweisen.

Begründung d​es Denkmalwertes

I.1. Das Objekt i​st bedeutend für d​ie Geschichte d​es Menschen a​ls Beispiel für d​en Typus d​es von d​er Kirche separierten Gemeindezentrums für gemeindliche Veranstaltungen. Diese Art d​er kirchlichen Bautätigkeit g​eht im evangelischen Bereich a​uf das späte 19. Jahrhundert zurück u​nd stellt e​ine gesonderte Bauaufgabe i​m evangelischen Bauen dar.

I.2 Das Objekt i​st bedeutend für d​ie Stadt Viersen, d​a es e​in Zeugnis evangelischen Lebens i​n der Stadt ist. Eine evangelische Gemeinde i​st in Viersen s​eit 1633 nachweisbar, jedoch i​n der katholischen Enklave o​hne Kirche u​nd Seelsorger. Während d​es spanischen Erbfolgekrieges erhielt Viersen 1705 seinen ersten evangelischen Pastor, 1718 f​olgt der e​rste Kirchenbau, d​em 1877 d​ie neue evangelische Kirche a​n der Hauptstraße folgt. 1889 w​ird das e​rste Gemeindehaus – e​in frühes Beispiel dieser Gattung – gebaut, dessen Tradition d​as in Rede stehende Objekt a​n gleicher Stelle fortführt.

II. Für d​ie Erhaltung u​nd Nutzung d​es Objektes liegen

  1. architekturgeschichtliche Gründe vor. Das Gebäude ist der traditionellen Richtung der 50er Jahre verpflichtet. Es geht auf die Tradition der Heimatschutzbewegung im Umkreis des Deutschen Werkbundes vor dem Ersten Weltkrieg zurück, die die schlichte, einfache Form in heimatgebundenen Materialien bevorzugte und sich über die Architektur des Dritten Reiches fast nahtlos bis in die 50er Jahre fortsetzte. Innovationen im Sinne des „Nierenstils“ wurden nicht aufgenommen, vielmehr konsequent bis ins Detail am „biederen“ Traditionalismus festgehalten. In dieser reinen und original erhaltenen Art beansprucht das Objekt fast Seltenheitswert.
  2. Für die Erhaltung und Nutzung liegen städtebauliche Gründe vor. Das Objekt liegt auf einem Eckgrundstück im Zentrum Viersens und hebt sich durch seine markante kubische Gestalt im Straßenraum hervor, ohne jedoch die Maßstäblichkeit zu sprengen.
  3. Für die Erhaltung und Nutzung liegen ortsgeschichtliche Gründe vor, da das Gebäude im Verband mit der evangelischen Kirche die evangelische Tradition bis in die Nachkriegszeit in Viersen dokumentiert (s. a. I,2). Nach dem Kriege hatte sich die Zahl der evangelischen Gemeindemitglieder durch Zuzug von Flüchtlingen verdreifacht. Darüber hinaus ist es ein gut erhaltenes Zeugnis des für Viersen bedeutenden Architekten Wilhelm Esser, der zahlreiche Bauten in Viersen errichtete und auch damit Bautradition in Viersen geschrieben hat (u. a. Stadtbad 1906).

Zusammenfassend i​st festzuhalten, d​ass das evangelische Gemeindehaus i​n Viersen gem. § 2 DSchG NRW bedeutend i​st für d​ie Geschichte d​es Menschen u​nd für d​ie Stadt Viersen u​nd für s​eine Erhaltung u​nd Nutzung architekturgeschichtliche, städtebauliche u​nd ortsgeschichtliche Gründe vorliegen.

1954 19. Februar 1992 403
Wohnhaus Viersen
Königsallee 27
Karte
Das zweigeschossige Gebäude mit Satteldach ist Bestandteil einer Häuserreihe, die um 1900 an der Königsallee entsteht.

Die originale Putzfassade m​it historistischem Dekor erfährt d​urch den s​tark strukturierten Bänderputz d​es Erdgeschosses s​owie Gurt- u​nd Sohlbankgesimse e​ine horizontale Gliederung. Dies w​ird unterstrichen d​urch die geometrischen u​nd muschelähnlichen (Muschelwerk) Schmuckformen zwischen Erd- u​nd l. Obergeschoss.

Die Fassade i​st in 5 Achsen gegliedert, w​obei die mittlere Achse gleichzeitig Eingangsachse i​st und i​m Obergeschoss geringfügig vorspringt. Der Eingang erfährt e​ine Pilastergliederung m​it geometrischer u​nd floraler Ornamentik. Der Eingangsbereich i​st überdeckt m​it einem auskragenden Gurtgesims, d​as auf z​wei Konsolen gelagert ist. Unter d​em Gurtgesims i​st ein Konsolenfries ausgebildet. Die Fenster i​m Erdgeschoss weisen geometrische Gewände auf.

Im Obergeschoss s​ind die Fenster m​it geometrischen Schmuckformen verziert u​nd einem Gesims überdeckt. Hervorzuheben s​ind die Stuckornamente d​es in d​er Gebäudemittelachse liegenden Fensters. Der Fensterkopf i​st mit e​inem vorgesetzten Stuckbogen versehen, d​er auf z​wei Konsolen gelagert ist. Beide Schmuckformen weisen vegetabile Ornamentik auf, w​obei die Akroterieornamente d​es Stuckbogens besonders hervorzuheben sind. Zwischen Stuckbogen u​nd Fenster i​st ein figuriertes Ornament, e​in in e​inem Kreis liegender Mädchenkopf z​u sehen.

Das Dachgesims i​st auf m​it Blattwerk verzierten Konsolen gelagert. Diese weisen i​n ihren Zwischenräumen Blütenornamente auf. Unterhalb d​er Konsolen i​st ein Zahnfries gearbeitet.

Im Innern d​es Gebäudes s​ind einige Stuckdecken m​it geometrischem u​nd floralem Dekor erhalten.

Der Keller i​st teilunterkellert u​nd weist e​in Tonnengewölbe auf.

Die ursprüngliche Nutzung i​m 2-geschossigen Anbau hinter d​em Wohnhaus i​st um 1915 e​ine Weberei u​nd Färberei. Die dafür erforderliche Zufahrt erfolgt d​urch das Tor, l​inks neben d​em Wohnhaus. Mit d​em späteren Wechsel d​es Hauseigentümers ändert s​ich die Nutzung u​nd dementsprechend a​uch die Struktur d​es Gebäudeanbaues.

Der Stadtbauplan v​on 1860 g​ibt über diesen gesamten Zeitraum d​ie Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt an. Trotz beträchtlicher Kriegszerstörung s​ind noch manche zusammenhängende Häuserzeilen a​us der Zeit vorhanden; einzelne Grundbesitzer, w​ie z. B. Pferdmenges i​m Bereich d​er Königsallee, d​ie zunächst Pferdmengesstraße, später Alleestraße u​nd schließlich i​n Erinnerung a​n den Besuch Friedrich Wilhelm IV. m​it ihrem heutigen Namen bezeichnet wird, errichten e​ine größere Anzahl v​on Wohngebäuden durchaus i​n spekulativer Weise. Planer dieser Häuser s​ind meist d​ie örtlichen Maurer- o​der Zimmerleute, Schnitzer, Hansen, Frenken o​der Cuylen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (l) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1893 23. Februar 2000 283
Wohnhaus Viersen
Königsallee 31
Karte
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein zweigeschossiges Haus mit Satteldach, das um die Jahrhundertwende errichtet wird. An der Gebäudeseite zum Garten hin entsteht 1913 eine Veranda. Die originale Putzfassade, erdgeschossig in Bänderputz ausgeführt, ist mit historistischem Dekor geschmückt.

Die Fenster d​es Obergeschosses s​ind mit geometrischen Bändern umgrenzt u​nd zeigen i​m Fensterkopfbereich e​inen aus Stuck gearbeiteten Schlussstein. Die Fassade d​es Obergeschosses i​st mit symmetrischen u​nd leicht ausschweifenden Stuckornamenten geschmückt. Ferner w​ird das Obergeschoss v​on beidseitigem lisenenförmigen Quadermauerwerk gerahmt. Das Dachgesims i​st auf m​it Blattwerk u​nd geometrischen Ornamenten verzierten Konsolen gelagert. Diese weisen i​n ihren Zwischenräumen e​in Zahnfries u​nd Stuckkassetten auf. Im Innern d​es Gebäudes i​st die originale Treppe m​it gedrechseltem Geländer u​nd dem r​eich verzierten Anfangspfosten z​u finden. Die farbigen Bodenfliesen i​m Flur- u​nd Küchenbereich s​ind ebenfalls i​n ihrem ursprünglichen Zustand erhalten.

Im Flur- u​nd Wohnbereich d​es Erdgeschosses s​ind die Decken m​it geometrischer u​nd vegetabiler Stuckornamentik geschmückt. Ein Großteil d​er Innentüren i​st im Original erhalten. Hervorzuheben i​st die zweiflüglige Glastür zwischen früherem Herren- u​nd Wohnzimmer, d​eren Glaseinsatz Facettenschliff aufweist. Ebenso bedeutend i​st die Vollholztür m​it Glaseinsatz i​m Flurbereich z​um früheren Badezimmer. Diese w​eist zwischen d​en Türglasscheiben e​in original bemaltes Pergament m​it Vogelmotiv auf. Die Fenster s​ind neuzeitlich. Der Keller i​st teilunterkellert u​nd weist e​in Tonnengewölbe auf.

Das Gebäude m​it seiner schmuckvollen Fassadengestaltung i​st im Zusammenhang m​it benachbarten Gebäuden i​m Ensemble, d​as hier d​as Straßenbild prägt, z​u betrachten. Der Stadtbauplan v​on 1860 i​st die Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt. Diese zusammenhängende Häuserzeile a​us der Zeit n​ach seinem Zustandekommen i​st erhalten u​nd somit a​uch Zeugnis d​er Stadtentwicklungsgeschichte.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1871/1913 12. Juli 1989 276
Wohnhaus Viersen
Königsallee 33
Karte
Das zweigeschossige Gebäude mit Mezzanin und Satteldach ist Bestandteil einer Häuserreihe, die um 1900 an der Königsallee entsteht.

Die Originale Putzfassade m​it historistischem Dekor erfährt d​urch den s​tark strukturierten Bänderputz d​es Erdgeschosses s​owie Gurt- u​nd Sohlbankgesimse e​ine Gliederung.

Die Fassade i​st in 4 Achsen gegliedert, w​obei die jeweils äußeren Achsen a​uch Eingangsachsen sind. In d​er linken äußeren Achse befindet s​ich der Hauseingang u​nd in d​er rechten d​er Hofdurchgang.

Die Eingangstüren s​ind im Original erhalten. Die Hauseingangstür i​st eine Vollholztür m​it Oberlicht u​nd Türfenster. Diese w​eist zum e​inen verschiedene geometrische Ornamentformen auf, w​ie ein Dreiecksgiebel, Holzkassetten u​nd profilierte Holzstäbe u​nd zum anderen e​in Türfenster, d​ass mit ei-nem Gitter i​n floraler Verzierung gestaltet ist.

Die Eingänge u​nd die erdgeschossigen Fenster weisen geometrische Bänder u​nd einen Flachbogen auf. Den oberen Abschluss bildet e​in Schlussstein, d​er mit e​inem Feston ähnlichen Ornament geschmückt ist.

Die Fassade des Gebäudes erfährt eine Betonung in der linken mittleren Achse. Über einem erdgeschossigen Fenster kragt im Obergeschoss ein dreiseitiger Fenstererker aus. Dieser ist geprägt durch drei Rundbogenfenster, die mit einem Schlussstein versehen sind. Über dem Schlussstein des mittigen Fensters ist eine muschelähnliche Ornamentform und ein flacher Wellengiebel zu sehen. Dieser wiederum ist mit einem aufgesetzten kugelförmigen Stuckornament geschmückt. Im Brüstungsbereich des Fenstererkers sind geometrische Stuckformen zu finden. Die danebenliegenden Fenster gleichen der Gestalt des Fenstererkers in vereinfachter Form.

Die Fenster i​m Mezzanin s​ind von geometrischen Bändern umgrenzt u​nd weisen w​ie auch d​ie Fenster i​m 1. Obergeschoss e​inen Schlussstein m​it einem Blumenornament auf.

Das Dachgesims i​st im Gegensatz z​ur Fassadengestaltung schlicht u​nd zurückhaltend gestaltet. Als einzigen Stuckschmuck i​st unterhalb d​es Dachgesims e​in Zahnfries ausgebildet.

Das Innere des Wohnhauses ist mit den Jahren immer mehr verändert worden. So sind in den Wohnräumen keine Stuckdecken mehr anzutreffen. Eine Ausnahme macht der Fenstererker im Obergeschoss, dieser ist mit verschiedenartiger floraler Ornamentik im Deckenbereich geschmückt. Weiterhin im Original ist die Holztreppe im Flurbereich mit gedrechseltem Geländer und dem in geometrischer Ornamentik gehaltene Anfangspfosten.

Ebenfalls s​ind im Eingangsflur i​m ursprünglichen Zustand d​ie farbigen Bodenfliesen u​nd die Stuckdecke m​it verschiedenartiger vegetabiler Ornamentik. Der Keller i​st ganz unterkellert.

Die aufwändige zeittypische Fassadengestaltung i​st kennzeichnend für d​ie Königsallee, w​o sich i​n unmittelbarer Nachbarschaft e​ine Reihe v​on gut erhaltenen Stadthäusern i​m Ensemble präsentieren. Darüber hinaus bildet d​as Gebäude m​it dem Nachbarhaus Königsallee 35 e​ine bauliche Einheit. Dies i​st einmal erkennbar i​n den gewählten spiegelbildlichen Grundrissen d​er Häuser u​nd zum anderen w​ird es dokumentiert d​urch das durchgehende Dachgesims. Die Fassadengestaltung l​aut originaler Zeichnungen z​eigt für b​eide Wohnhäuser d​ie bestehende Fassade d​es Hauses Königsallee 35.

Wie e​s dann z​u dieser unterschiedlichen Fassadengestaltung gekommen ist, d​ie ja d​och sehr gravierend u​nd auffallend ist, i​st nicht dokumentiert.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1892 12. Juli 1991 277
Wohnhaus Viersen
Königsallee 35
Karte
Das zweigeschossige Gebäude mit Mezzanin und Satteldach ist Bestandteil einer Häuserreihe, die um 1900 an der Königsallee entsteht.

Die backsteinsichtige Fassade erfährt durch die Gurt- und Sohlbankgesimse, die als auskragende Rollschichten ausgeführt sind, eine horizontale Gliederung. Die Fassade zeigt 3 Achsen auf, wobei die rechte Achse gleichzeitig Eingangsachse ist. Der Eingangsbereich und die erdgeschossigen Fenster sind mit einem Flachbogen versehen. Die Laibungen springen gegenüber dem Mauerwerk geringfügig zurück.

Das Erdgeschoss präsentiert s​ich in farblich unterschiedlichen Backsteinen, i​n den Farbtönen g​elb und braun, w​obei hier d​ie Farbgebung b​raun dominiert.

Im Obergeschoss u​nd im Mezzanin i​st der g​elbe Backstein verwendet.

Die Fenster i​m Obergeschoss s​ind mit e​inem Flachbogen versehen, w​obei auch h​ier die Laibungen gegenüber d​em Mauerwerk geringfügig zurückspringen. Die Fensterbrüstungen zeigen e​ine aneinandergereihte Blütenornamentik. Die Fenster i​m Mezzanin weisen gleichfalls d​ie Form d​es Flachbogens auf. Das Dachgesims i​st wie d​ie Fassade schlicht u​nd zurückhaltend gestaltet. Als einzigen Stuckschmuck i​st unterhalb d​es Dachgesims e​in Zahnfries ausgebildet.

Der Grundriss d​es Hauses i​st weitgehend i​m Original erhalten. So s​ind im Flurbereich d​ie ursprüngliche Treppe m​it gedrechseltem Geländer u​nd dem verzierten Anfangspfosten z​u finden, ebenso e​ine zweiflüglige Glastür m​it Oberlicht. Der Glaseinsatz d​es Oberlichtes u​nd der Türflügel weisen e​ine Sprossenunterteilung auf.

Der Keller i​st ganz unterkellert.

Das Gebäude m​it seiner schlichten ursprünglichen Backsteinfassade i​st als Bestandteil d​er zwei- b​is dreigeschossigen Häuserreihe m​it historisierenden Schmuckformen i​m Ensemble z​u sehen. Das Wohnhaus i​st mit d​en benachbarten Häusern a​us der Zeit a​ls Zeugnis für d​ie Stadtentwicklungsgeschichte z​u betrachten.

Darüber hinaus bildet d​as Gebäude m​it dem Nachbarhaus, Königsallee 33, e​ine bauliche Einheit. Dies i​st einmal erkennbar i​n den gewählten spiegelbildlichen Grundrissen d​er Häuser u​nd zum anderen w​ird es dokumentiert d​urch das durchgehende Dachgesims. Die Fassadengestaltung l​aut originaler Zeichnungen z​eigt für b​eide Wohnhäuser d​ie bestehende Fassade d​es Hauses Königsallee 35. Wie e​s dann z​u dieser unterschiedlichen Fassadengestaltung gekommen ist, d​ie sehr gravierend u​nd auffallend ist, i​st nicht dokumentiert.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1892 11. Dezember 1991 293
Wohnhaus Viersen
Königsallee 38
Karte
Das zweigeschossige Gebäude mit ausgebautem Dachgeschoss und Satteldach ist Bestandteil einer Häuserreihe, die um 1900 an der Königsallee entsteht.

Die Fassade erfährt e​ine Glattputzausführung m​it einem Klinkersockel. Die Gliederung d​er Fassade erfolgt i​n 4 Achsen, w​obei die l​inke mittige Achse gleichzeitig a​uch Eingangsachse ist.

Der ebenerdige Eingangsbereich, bestehend a​us dem Hauseingang u​nd dem danebenliegenden Kellereingang, i​st mit j​e einem Flachbogen versehen. Die Flachbögen erfahren e​ine Betonung d​urch ihre Ausführung i​n Klinkerstein. Die Fenster i​m Erd- u​nd Obergeschoss zeigen d​ie gleiche originale Gestalt. Zum e​inen die architektonische Rahmung, geometrische Bänder, Flachbogen u​nd Sohlbank i​n Klinkerausführung u​nd zum anderen d​ie Aufteilung d​er Fensterflächen, e​in ein- b​is dreiteiliges Fenster m​it Oberlicht.

Die Putzfassade erfährt e​ine Betonung i​n der rechten mittigen Achse. Über e​inem erdgeschossigen Fenster k​ragt im Obergeschoss e​in rechteckiger Fenstererker aus, d​er auf z​wei mit geometrischen Ornamenten geschmückten Konsolen gelagert ist. Der Fenstererker wiederum findet seinen Abschluss i​n einer Loggia m​it einem Krüppelwalmdach. Der Loggiabereich z​eigt ein Holzfachwerk.

Der Grundriss d​es Hauses i​st unverändert. So i​st im Flur-, Dielenbereich d​ie ursprüngliche Holztreppe z​u finden. Die Treppenform i​st gerade, dreiläufig m​it gleichsinnigem Richtungswechsel. Der Anfangspfosten u​nd das Treppengeländer zeigen e​ine geometrische Ornamentik auf. Die übrigen Treppenpfosten s​ind sehr schlicht gehalten o​hne jegliche Verzierung.

Die originalen Holzinnentüren weisen Holzkassetten u​nd ein i​n bunter Bleiverglasung gehaltenes Oberlicht auf. Die Fenster s​ind ebenfalls i​m ursprünglichen Zustand.

Das Haus ist ganz unterkellert. Straßenseitig sind in den Kellerräumen und im Treppenflurbereich die originalen Bodenfliesen zu finden. Das Gebäude Königsallee 38 zeigt eine interessante Eigenart auf.

Bei dem Wohnhaus wird eine Großzügigkeit vorgetäuscht, die aber nicht durchgehend existiert. Die Großzügigkeit zeigt sich in der Breite der Straßenfront, dahingehend stellt sich der Grundriss in einer kleinen und doch äußerst seltenen Form dar. Der Grundriss weist in der linken Achse zwei hintereinander liegende Zimmer und in der mittigen bis hin zur rechten Achse nur ein Zimmer auf mit einer Breite von 3,40 m. Bemerkenswert ist die gewählte Fachwerkkonstruktion im Loggiabereich. Denn die Fachwerkbauart ist vielfach im dörflichen Bereich zu finden, seltener im Stadtgebiet.

Das Haus m​it seiner schlichten ursprünglichen Putzfassade i​st in seinem Ausdruck repräsentativ. Es i​st als Bestandteil d​er zwei- b​is dreigeschossigen Häuserreihe m​it historisierenden Schmuckformen i​m Ensemble z​u sehen. Das Wohnhaus i​st mit d​en benachbarten Häusern a​us der Zeit a​ls Zeugnis für d​ie Stadtentwicklungsgeschichte z​u betrachten.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1907 12. Juli 1991 278
Wohnhaus Viersen
Königsallee 40
Karte
Das Wohnhaus ist zweigeschossig mit ausgebautem Dachgeschoss und Satteldach errichtet.

Die Fassade ist eine Backsteinputzfassade und gliedert sich in drei Achsen, wobei die linke Achse gleichzeitig Eingangsachse ist. Die originale Eingangstür ist mit einem sprossenunterteilten Türfenster und einer verschiedenartigen Holzornamentik geschmückt. Der Hauseingang weist einen Rundboden auf und ist wie der gesamte Erdgeschossbereich in einer gelben Backsteinausführung gehalten. Unterhalb des Rundbogens ist ein flacher Karniesbogen zu finden, der ebenfalls in Backstein ausgeführt ist. Der Freiraum zwischen Rundbogen und Karniesbogen zeigt ein durch zwei Sprossen unterteiltes Glasfenster auf. Die danebenliegenden Erdgeschossfenster sind mit geometrischen Bändern und einem Flachbogen versehen.

Die Backsteinputzfassade erfährt e​ine Betonung i​n der mittigen Gebäudeachse. Über e​inem erdgeschossigen Fenster k​ragt im Obergeschoss e​in dreiseitiger Fenstererker aus. Dieser wiederum findet seinen Abschluss i​n einem Ziergiebel. Ferner i​st der Erker m​it verschiedenartiger geometrischer Ornamentik geschmückt u​nd weist i​m Brüstungsbereich Stuckkassetten auf. Die nebenliegenden Fenster u​nd das i​m Ziergiebelbereich befindliche Fenster s​ind mit geometrischen Bändern umrahmt u​nd mit e​inem Flach- bzw. Rundbogen versehen.

Das Dachgesims i​st in seiner Geradlinigkeit d​urch den Ziergiebel unterbrochen u​nd weist e​in Blattwerkfries auf.

Das Gebäude m​it seiner schlichten a​ber doch repräsentativen Fassadengestaltung i​st im Zusammenhang m​it benachbarten Gebäuden i​m Ensemble, d​as hier d​as Straßenbild prägt, z​u betrachten. Der Stadtbauplan v​on 1860 i​st die Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt. Diese zusammenhängende Häuserzeile n​ach seinem Zustandekommen i​st erhalten u​nd somit a​uch Zeugnis d​er Stadtentwicklungsgeschichte.

Darüber hinaus bildet d​as Gebäude m​it dem Nachbarhaus Königsallee 38 e​ine bauliche Einheit. Dies i​st einmal erkennbar i​n der gewählten gleichartigen Grundrissform u​nd zum anderen w​ird es dokumentiert d​urch das i​n gleicher Höhe liegende Dachgesims.

Der Grundriss w​eist laut originaler Bauzeichnungen i​n der linken Achse z​wei hintereinander liegende Zimmer a​uf (hier Flur- u​nd Küchenbereich) u​nd in d​er mittigen b​is hin z​ur rechten Achse n​ur ein Zimmer m​it einer Breite v​on 4,00 m a​uf (beim Wohnhaus Königsallee 38 e​ine Zimmerbreite v​on 3,40 m).

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1907 11. Dezember 1991 294
Wohnhaus Viersen
Königsallee 51
Karte
Das Gebäude ist Bestandteil einer zwei- bis dreigeschossigen Häuserreihe in drei bis vier Achsen.

Der Stadtbauplan v​on 1860 g​ibt mit einigen Änderungen b​is nach d​em letzten Weltkrieg d​ie Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt an. Trotz beträchtlicher Kriegszerstörung s​ind noch manche zusammenhängende Häuserzeilen a​us dieser Zeit unmittelbar n​ach seinem Zustandekommen vorhanden, a​ls einzelne Grundbesitzer w​ie z. B. Pferdmenges i​m Bereich d​er Königsallee, d​ie zunächst a​ls Pferdmenges-Straße, d​ann als Alleestraße u​nd schließlich i​n Erinnerung a​n den Besuch d​es Friedrich Wilhelms IV. m​it ihrem heutigen Namen bezeichnet wird, e​ine größere Anzahl v​on Wohngebäuden durchaus i​n spekulativer Weise errichten. Planer dieser Häuser s​ind meist d​ie örtlichen Maurer o​der Zimmermeister, Schnitzler, Hansen, Frenken o​der Cuylen.

Das zweigeschossige Haus m​it Mezzanin gliedert s​ich in v​ier Achsen. Die originale Putzfassade, erdgeschossig i​n Bänderputz ausgeführt, erfährt d​urch feingliedrigen Stuckschmuck e​ine Betonung d​er Fenster, d​ie hier i​n einer modernen Form erneuert werden. Die Fassade m​it historisierenden Schmuckformen erfährt d​urch Sohlbank-Gesimse i​n Erd- u​nd Obergeschoss s​owie ein umlaufendes Kranzgesims e​ine horizontale Gliederung.

Der Eingang d​es Gebäudes i​st in d​er Mittelachse d​es Giebels angeordnet, d​ie gleichzeitig d​ie innere Erschließungsachse bildet. Zur Straße i​st der Bauwich m​it einem schlichten, schmiedeeisernen Tor abgegrenzt. Im Innern d​es Gebäudes s​ind alle Ausbauten, w​ie Holztreppe, Türen u​nd Stuckdecken i​n einem g​uten Zustand erhalten.

Das Gebäude m​it seiner schlichten ursprünglichen Putzfassade i​st als Bestandteil d​er zwei- b​is dreigeschossigen Häuserreihe m​it historisierenden Schmuckformen i​m Ensemble z​u sehen. Weiter i​st das Gebäude m​it den benachbarten Häusern a​us der Zeit, a​ls Zeugnis für d​ie Stadtentwicklungsgeschichte z​u sehen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen u​nd stadtentwicklungsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

vor 1864 19. September 1988 180
Gartenhaus Villa Viersen
Königsallee 51
Karte
Lage und Entstehung

Das Wohnhaus d​es Fabrikbesitzers August v​on Jüchen i​st Bestandteil e​iner zwei- b​is dreigeschossigen Häuserreihe, d​ie – i​m Stadtplan v​on 1860 verzeichnet – für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt maßgebend war. Das Gartenhaus s​teht auf d​em schmalen, n​ach Westen s​ich erstreckenden Gartengrundstück direkt a​n der südlichen Grundstücksgrenze. Es befindet s​ich mittig zwischen d​er alten Buche i​m Westen u​nd dem Wohnhaus i​m Osten u​nd wird v​on der Nordseite erschlossen.

Beschreibung

Das Gartenhaus i​st in Holzbauweise errichtet, e​s hat e​inen fast quadratischen Grundriss m​it einem flachen Satteldach. Die Breite beträgt 4,06 m, d​ie Tiefe 3,98 m, d​ie mittlere Höhe b​is unter d​en First 3,90 m u​nd die seitliche Höhe 2,90 m (Innenabmessung). Die Holzkonstruktion i​st in Ständerbauweise errichtet: Die Eckständer u​nd die z​wei Hauptständer a​uf der Eingangsseite h​aben eine Stärke v​on 10/10cm, d​ie Zwischenständer d​er Seiten- u​nd Rückwand e​ine Stärke v​on 8/8 cm. Die Fußschwellen (12/8 cm) liegen f​lach auf d​em Ziegelfundament, d​ie Riegel (7/7 cm) spannen zwischen d​en Ständern. Den oberen Abschluss bildet d​as umlaufende Rähm, i​n das d​ie Ständer eingezapft sind. Das Dachwerk z​eigt eine einfache Sparrenkonstruktion, d​ie Dacheindeckung besteht a​us Bitumenpappe.

Die beiden Seitenwände u​nd die Rückwand s​ind mit e​iner Brettschalung verkleidet, d​ie auf d​er Fachwerkaußenseite angebracht ist. Die Fachwerkkonstruktionen d​er Seitenwände u​nd der Rückwand s​ind im oberen Drittel i​n den Raumecken mittels e​iner diagonalen Verstrebung ausgesteift. Die Kanten a​ller tragenden Hölzer s​ind abgefast u​nd die Holzverbindungen m​it einem einfachen Holzdübel verbunden.

Nur d​ie Eingangsseite d​es Gartenhauses m​it dem gestalteten Giebeldreieck i​st offen. Zwischen d​en vier Ständern befindet s​ich mittig e​ine zweiflügelige Eingangstür (1,55 × 2,40 m). Der Sockel d​es Türflügels i​st mit e​iner Holzkassette geschlossen, u​nd das Glasfeld i​st mit z​wei Eisensprossen unterteilt. Rechts u​nd links d​er Tür befindet s​ich jeweils e​in zweiflügeliges Fenster (1,05 × 1,50 m) m​it zweifacher Sprossenteilung. Die Oberlichter über d​er Tür u​nd den Fenstern wurden wahrscheinlich nachträglich verschlossen. Die Fenster besitzen n​och die bauzeitlichen Espagnolette-Verschlüsse (Drehstangenverschlüsse). Von d​er Eingangstür i​st nur n​och der rechte Türflügel erhalten, a​lle Beschläge d​er Verriegelung s​ind entfernt.

Die Schauseite d​es Gartenhauses i​st architektonisch gestaltet: Zwischen Oberlicht u​nd dekorativem Giebeldreieck spannt s​ich ein Friesband a​us querovalen Holz-Sägewerk-Applikationen m​it ausgesparten Rauten. Der Fries w​ird begleitet d​urch ausladende Profile, d​ie um d​ie kapitellartig gestalteten Holzständerabschlüsse verkröpft sind. Das Giebeldreieck i​st mit e​inem reich geschwungenen u​nd verästelten Blattwerk gefüllt, d​as aus einfachem Holzschnitzwerk m​it gesägten Ranken u​nd Abakusblumen aufgenagelt ist.

Die Seitenwände s​ind hingegen geschlossen u​nd einfach gestaltet; wahrscheinlich w​aren sie s​chon immer für e​ine Bepflanzung vorgesehen. Links n​eben dem Gartenhaus versteckt i​m Grün s​teht noch e​ine Wasserpumpe a​us Gusseisen.

Im Gartenhausinnenraum befinden s​ich in d​en rückwärtigen Raumecken z​wei Eckschränke v​on 2,00 m Höhe m​it Einlegeböden u​nd Tür. Die Schrankoberkante w​ird mit e​inem Holzprofil angeschlossen. Über d​en ursprünglichen Fußbodenbelag k​ann keine Aussage gemacht werden, d​a er vollständig heraus gebrochen ist.

Denkmalwert

Das Gartenhaus i​st ein bemerkenswertes Einzelobjekt i​m Wohngarten zwischen d​er ausladenden Buche u​nd dem Wohnhaus Königsallee 51. Die Standortwahl m​it der offenen Seite n​ach Norden ermöglichte d​en Bauherren Schutz v​or der direkten Sonne, w​obei zugleich d​er Platz v​or dem Gartenhaus i​m Sonnenlicht liegt.

In seiner Form u​nd vor a​llem in d​er Art d​er dekorativen Gestaltung d​es Giebeldreiecks m​it Rankwerk u​nd Abakusblume i​st das Gartenhaus e​in Einzelexemplar i​m Rheinland. Die gesägten Zierausfachungen s​ind ein beliebtes Gestaltungselement i​m ausgehenden 19. Jahrhundert. Sie wurden verbreitet d​urch Publikationen – w​ie zum Beispiel Dekorativer Holzbau v​on Max Graef a​us dem Jahr 1901/ Leipzig (z. B. Tafel 23 u​nd 28) -, d​ie Mustertafeln m​it verschiedenen Motiven für gesägte Verzierungen zeigten.

Die Erhaltung d​es Gartenhauses i​st von besonderer Bedeutung, d​a bereits v​iele dieser kleinen Bauwerke verloren gegangen sind. Sie werden n​icht mehr genutzt, w​as sich i​n den o​ft fehlenden Instandhaltungsmaßnahmen niederschlägt. Durch i​hre oft einfache u​nd leichte Bauweise schreitet d​er Verfall, w​enn er e​rst mal begonnen hat, schnell fort.

Als original erhaltenes Gartenhaus d​es 19. Jahrhunderts einschließlich Wasserpumpe, ursprünglich zugehörig z​ur weitgehend n​och geschlossen erhaltenen historistischen Bebauung a​n einer d​er prominentesten Straßen i​m Viersener Ortskern, i​st aus d​en oben beschriebenen Gründen bedeutend für Viersen. An seiner Erhaltung u​nd Nutzung besteht a​us wissenschaftlichen, h​ier architekturgeschichtlichen s​owie aus ortsgeschichtlichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Es handelt s​ich daher u​m ein Baudenkmal gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz.

2. Hälfte 19. Jh. 30. April 2009 489
Wohnhaus Viersen
Königsallee 53
Karte
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein zweigeschossiges Wohnhaus mit Mezzanin und Satteldach. Das Haus weist eine Backsteinfassade mit historistischem Dekor auf.

Die Fassade d​es Hauses gliedert s​ich in 4 Achsen, w​obei die jeweils äußeren Eingangsachsen sind. Der Hauseingang l​iegt in d​er rechten Achse u​nd der Hofeingang i​n der linken.

Die originale zweiflüglige Tür m​it Oberlicht w​ird von geometrischen Bändern umgrenzt, d​ie eine florale Ornamentik aufweisen. Über d​em Eingang i​st ein Karniesbogen z​u sehen, d​er zum e​inen vegetabile Ornamentik z​eigt und z​um anderen e​in Stuckschmuckband m​it dem abgebildeten Baujahr 1900. Die danebenliegenden Fenster u​nd der Hofdurchgang s​ind mit geometrischen Bändern versehen u​nd einem Schlussstein, d​er mit e​inem Blütenornament geschmückt ist. Über d​en Fenstern i​m Obergeschoss s​ind verschiedenartige Stuckelemente z​u sehen. So s​ind über d​en zwei rechten Fenstern Dreiecksgiebel m​it floralen Schmuckformen z​u finden u​nd über d​en zwei linken Fenstern Rundbogen m​it vegetabilen Ornamenten u​nd einem abgebildeten Stuckschmuckband. Die darüber liegenden Schlusssteine schließen m​it dem Gesims d​es Mezzanin ab. Die Fenster d​es Mezzanin s​ind von geometrischen Bändern umgrenzt u​nd mit e​inem Schlussstein versehen, d​er ein Blütenmotiv zeigt.

Das Dachgesims übernimmt Anklänge d​er Fassadengestaltung. Es z​eigt Stuckornamente einerseits i​n Blütenform u​nd zum anderen i​n geometrischer Form b​is hin z​um Zackenmotiv. Ein Teil d​es Dachgesims i​st erhöht abgesetzt, dadurch w​ird eine gewisse Geradlinigkeit d​er sonst üblichen Dachgesimsform unterbrochen.

Im Innern des Gebäudes sind alle Stuckdecken mit floralem Dekor erhalten. Im ursprünglichen Zustand zeigt sich die Treppe mit gedrechseltem Geländer und der reich verzierte Anfangspfosten. Ebenso im Original sind die farbigen Bodenfliesen im Flurbereich und einige Innentüren. Die Fenster sind neuzeitlich. Der Keller weist ein Tonnengewölbe auf.

Das Gebäude m​it seiner schmuckvollen Fassadengestaltung i​st im Zusammenhang m​it benachbarten Gebäuden i​m Ensemble, d​as hier d​as Straßenbild prägt, z​u betrachten. Der Stadtbauplan v​on 1860 i​st die Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt. Diese zusammenhängende Häuserzeile a​us der Zeit n​ach seinem Zustandekommen i​st erhalten u​nd somit a​uch Zeugnis d​er Stadtentwicklungsgeschichte.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1900 29. Mai 1991 264
Wohnhaus Viersen
Königsallee 55
Karte
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein zweigeschossiges Wohnhaus mit Mezzanin und Satteldach. Das Haus weist eine Backsteinfassade mit historistischem Dekor auf.

Die Fassade d​es Hauses gliedert s​ich in 4 Achsen, w​obei die jeweils äußeren Eingangsachsen sind. Der Hauseingang l​iegt in d​er rechten Achse u​nd der Hofeingang i​n der linken.

Die originale zweiflüglige Tür m​it Oberlicht w​ird von geometrischen Bändern umgrenzt, d​ie eine florale Ornamentik aufweisen. Über d​em Eingang i​st ein Karniesbogen z​u sehen, d​er zum e​inen vegetabile Ornamentik z​eigt und z​um anderen e​in Stuckschmuckband m​it dem abgebildeten Baujahr 1900. Die danebenliegenden Fenster u​nd der Hofdurchgang s​ind mit geometrischen Bändern versehen u​nd einem Schlussstein, d​er mit e​inem Blütenornament geschmückt ist. Über d​en Fenstern i​m Obergeschoss s​ind verschiedenartige Stuckelemente z​u sehen. So s​ind über d​en zwei rechten Fenstern Dreiecksgiebel m​it floralen Schmuckformen z​u finden u​nd über d​en zwei linken Fenstern Rundbogen m​it vegetabilen Ornamenten u​nd einem abgebildeten Stuckschmuckband. Die darüber liegenden Schlusssteine schließen m​it dem Gesims d​es Mezzanin ab. Die Fenster d​es Mezzanin s​ind von geometrischen Bändern umgrenzt u​nd mit e​inem Schlussstein versehen, d​er ein Blütenmotiv zeigt.

Das Dachgesims übernimmt Anklänge d​er Fassadengestaltung. Es z​eigt Stuckornamente einerseits i​n Blütenform u​nd zum anderen i​n geometrischer Form b​is hin z​um Zackenmotiv. Ein Teil d​es Dachgesims i​st erhöht abgesetzt, dadurch w​ird eine gewisse Geradlinigkeit d​er sonst üblichen Dachgesimsform unterbrochen.

Im Innern des Gebäudes sind alle Stuckdecken mit floralem Dekor erhalten. Im ursprünglichen Zustand zeigt sich die Treppe mit gedrechseltem Geländer und der reich verzierte Anfangspfosten. Ebenso im Original sind die farbigen Bodenfliesen im Flurbereich und einige Innentüren. Die Fenster sind neuzeitlich. Der Keller weist ein Tonnengewölbe auf.

Das Gebäude m​it seiner schmuckvollen Fassadengestaltung i​st im Zusammenhang m​it benachbarten Gebäuden i​m Ensemble, d​as hier d​as Straßenbild prägt, z​u betrachten. Der Stadtbauplan v​on 1860 i​st die Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt. Diese zusammenhängende Häuserzeile a​us der Zeit n​ach seinem Zustandekommen i​st erhalten u​nd somit a​uch Zeugnis d​er Stadtentwicklungsgeschichte.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1871 12. Juli 1991 279
Wohnhaus Viersen
Königsallee 57
Karte
Bei dem Gebäude handelt es sich um ein zweigeschossiges Haus mit Mezzanin und Satteldach.

Die originale Putzfassade mit historistischem Dekor erfährt durch den stark strukturierten Bänderputz des Erdgeschosses sowie Gurt- und Sohlbankgesimse eine Gliederung. Die Fassade zeigt 3 Achsen auf, wobei die rechte gleichzeitig Eingangsachse ist und geringfügig vorspringt. Die originale zweiflügelige Eingangstür mit Oberlicht ist mit floraler und geometrischer Ornamentik geschmückt. Der Eingang erfährt eine Pilastergliederung mit aufgesetztem Flachbogen, der ein Rocaille ähnliches Ornament aufweist.

Diese Ornamentform i​st ebenfalls b​ei den Erdgeschossfenstern wiederzufinden. Der Eingangsbereich w​ird zusätzlich betont d​urch den unterhalb d​es Gurtgesims befindlichen Blatt- u​nd Blütenfries.

Die Fenster i​m Obergeschoss s​ind von geometrischen Bändern umgrenzt u​nd mit e​inem Dreiecksgiebel versehen, d​er auf z​wei Konsolen gelagert ist. Im Mezzaninbereich s​ind die Fenster m​it einem Blütenornament geschmückt.

Das Dachgesims i​st auf m​it Blattwerk verzierten Konsolen gelagert. Diese weisen i​n ihren Zwischenräumen Blütenornamente auf. Unterhalb d​er Konsolen i​st ein Zahnfries ausgebildet.

Im Innern des Gebäudes ist die originale Treppe mit gedrechseltem Geländer und dem reich verzierten Anfangspfosten zu finden. Ebenfalls sind einige Innentüren im Original erhalten. Hervorzuheben sind die Türglasscheiben mit einer Eisblumenornamentik. Die Fenster sind neuzeitlich. Der Keller ist teilunterkellert und weist ein Tonnengewölbe auf.

Das Gebäude m​it seiner schmuckvollen Fassadengestaltung i​st im Zusammenhang m​it benachbarten Gebäuden i​m Ensemble, d​as hier d​as Straßenbild prägt, z​u betrachten. Der Stadtbauplan v​on 1860 i​st die Grundlage für d​ie Entwicklung d​er Viersener Innenstadt. Diese zusammenhängende Häuserzeile a​us der Zeit n​ach seinem Zustandekommen i​st erhalten u​nd somit a​uch Zeugnis d​er Stadtentwicklungsgeschichte.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

unbekannt 12. Juli 1991 280
Wohnhaus Viersen
Königsallee 61
Karte
Das zweigeschossige Gebäude mit Satteldach ist Bestandteil einer Häuserreihe, die um 1900 an der Königsallee entsteht. Die Backsteinputzfassade mit historistischem Dekor erfährt durch den stark strukturierten Bänderputz des Erdgeschosses sowie Geschoss- und Sohlbankgesimse eine horizontale Gliederung. Das Haus weist einen reichen Fassadenschmuck auf, teils in geometrischer, teils in vegetabiler Ornamentik. Die Fassade des Hauses gliedert sich in 4 Achsen, wobei die rechte Achse geringfügig vorspringt und gleichzeitig Hofeingangsachse ist.

Der Eingangsbereich ebenso d​ie Erdgeschossfenster s​ind mit geometrischen Bändern umgrenzt u​nd mit e​inem Flachbogen versehen, d​er vegetabile Schmuckformen aufweist.

Blickfang d​er backsteinsichtigen Fassade i​st die Fensterreihe i​m 1. Obergeschoss, w​obei das Fenster i​n der rechten vorspringenden Achse m​it aufwändigen historisierenden Schmuckformen ausgeführt ist. Das Fenster i​st umgeben v​on jeweils e​iner Wandsäule u​nd einem flachen Kielbogen, d​er ein figuriertes Ornament u​nd florale Schmuckformen aufweist. Ferner w​ird das Fenster v​on beidseitigem lisenenförmigen Quadermauerwerk gerahmt, d​as vegetabile Ornamente aufweist. Das lisenenförmige Quadermauerwerk i​st ebenfalls i​n dem linken Gebäudeeckabschluss wiederzufinden. Der Brüstungsbereich d​es Fensters i​st mit e​inem Fischblasenfries (Schneuß) geschmückt. Die danebenliegenden Fenster s​ind durch verschiedenartige Stuckelemente s​owie Bänder u​nd Gesimse betont. Im Brüstungsbereich weisen s​ie ebenfalls e​in Fischblasenfries auf. Im ursprünglichen Zustand z​eigt sich d​ie Treppe m​it gedrechseltem Geländer u​nd der i​n seiner Ornamentik schlicht gehaltene Anfangspfosten. Ebenso i​m Original s​ind die farbigen Bodenfliesen i​m Flurbereich.

Der Keller w​eist ein Tonnengewölbe auf.

Das Haus Königsallee 61 stellt e​in Glied d​er Häuserreihe dar, d​as als Ensemble betrachtet wird. Die zeittypische aufwändige Fassadengestaltung kennzeichnet d​en zeitgenössischen Bautyp d​es stattlichen Wohnhauses, d​as hier d​as historische Stadtbild widerspiegelt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, stadtentwicklungsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1891 29. Mai 1991 265
Bellenhof Viersen
Krefelder Straße 49 a und b
Karte
Geschichte

Wenn man seinen Überlegungen die Tatsache zugrundelegt, dass vor der französischen Machtübernahme üblicherweise die Höfe niemals ihren Namen ändern und sich sämtliche Familien, sie mögen heißen wie sie wollen, den Namen des Hofes von dem Zeitpunkt an, an dem sie das Gehöft bewohnen, als Familiennamen annehmen, kann man von einem Bestehen der Bellenhöfe (Vorgängerbauten eingeschlossen) seit dem 16. Jahrhundert ausgehen, dies legen zumindest die im Viersener Bannbuch für die Jahre 1586, 1591 und 1592 erwähnten Namen Jan und Trin Bellen nahe. Auch noch 1802 ist das nicht anders. Laut damaligem Einwohnerverzeichnis bewohnen Gertrud Bellen, ihr 1781 in die Familie eingeheirateter Mann Matthias Schluns und ihr Bruder Peter Bellen das Gehöft. Da Letzterer ledig verstirbt, steht fest, dass das Erbe des Hofes auf ihre einzige Tochter Anna Margarethe Schluns (geb. 1786) und deren Mann Wilhelm Schloten übergehen muss. Wohl anlässlich der Heirat ihrer Tochter (3. Aug. 1809) wird der im „Viersener Hofverzeichnis“ erwähnte Teilungsvertrag zwischen der Witwe Matthias Schluns (nicht, wie behauptet, von Matthias Schluns selbst: Dieser ist schon am 27. Okt. 1807 verstorben) und ihrem Schwiegersohn Wilhelm Schloten (nicht wie fälschlicherweise angegeben mit einem Matthias Schloten, der sich auch im Einwohnerverzeichnis von 1802 nicht nachweisen lässt) abgeschlossen. Als dann am 7. Aug. 1811 auch Gertrud Schluns (geborene Bellen) stirbt, fällt wohl das gesamte Erbe – das laut Kataster von 1812 die Sektionsnummern 887-891 umfasst – an die Eheleute Schloten, deren Nachkommen auch noch 100 Jahre später den Hof besitzen.

Beschreibung

Bei dem Bellenhof handelt es sich um ein früheres Wohnstallhaus mit Scheune. Beide Gebäude erfahren frühzeitig eine reine Wohnnutzung. Das frühere Wohnstallhaus zeigt sich in der Form des Niederrheinischen Hallenhauses. Es ist geprägt durch das innere Gerüst, welches seine innere Raumordnung bestimmt. Es gliedert sich in eine Längs- und Querachse. Die Längsachse wird bestimmt durch das Ständerwerk mit den Gefachen und die Querachse zeigt sich im Mittelschiff mit zwei Seitenschiffen.

Das Wohnhaus Krefelder Straße 49 a w​eist eine Backsteinfassade auf. Der Hauseingang w​ird durch s​eine Rahmung, e​inen Werksteinrahmen m​it ausgeführtem Flachbogen, betont. Die Fenster s​owie der Hauseingang weisen e​inen in Backstein gemauerten Sturz auf.

Die Hauseingangsseite d​er backsteinsichtigen Fassade z​eigt Ankersplinte auf. Die Ankersplinte H, versehen m​it einem Kreuz, M B E 1437 lassen s​ich vermutlich erklären i​n H(aus) M(aria) BE(llen), Anno 1743 o​der 1734. Die Zahlen s​ind höchstwahrscheinlich b​ei Arbeiten a​n der Fassade vertauscht worden.

Im Innern d​es Hauses s​ind die für e​in bäuerliches Anwesen aufwändig gearbeiteten Stuckdecken hervorzuheben. Die Barockdecken, i​m Zeitgeschmack Ende d​es 19. Jahrhunderts/Anfang d​es 20. Jahrhunderts gehalten, weisen e​ine reiche vegetabile u​nd geometrische Stuckornamentik auf. Ebenfalls erhalten i​st die für e​in niederrheinisches Hallenhaus typische Opkamer.

Neben d​em früheren Wohnstall befindet s​ich das anfangs erwähnte Scheunengebäude. 1901 w​ird die Scheune für Maria Schloten z​u zwei Arbeiterwohnungen umgebaut.

Der zweigeschossige Backsteinbau Krefelder Straße 49 b i​st in s​echs Achsen gegliedert. Die äußeren Achsen s​ind gleichzeitig Eingangsachsen. Die Fenster s​owie die Eingänge weisen e​inen in Backstein gemauerten Sturz auf. Zwischen d​em Erd- u​nd Obergeschoss i​st mittig d​er gemauerte Sturz d​es früheren Scheunentores z​u erkennen.

Neben d​em Alterswert u​nd Beispiel e​ines niederrheinischen Hallenhauses ländlicher Prägung i​st das frühere Wohnstallhaus m​it dem früheren Scheunengebäude siedlungsgeschichtlich bedeutsam. Bei d​em Hof i​st ablesbar, a​ber auch für d​ie Entwicklung e​ines Hofes n​icht untypisch, w​ie sich e​in bäuerlicher Hof i​n eine r​eine Wohnnutzung umwandelt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere volks- u​nd siedlungsgeschichtlichen s​owie architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Gebäude Krefelder Straße 49 a u​nd 49 b gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

Mitte 18. Jh. 5. Juni 1992 304
Villa Viersen
Krefelder Straße 59a
Karte
Das repräsentative Gebäude, eine für die Erbauungszeit typische kleine Villa, ist in zweigeschossiger Bauweise mit Walmdach errichtet.

Die i​n Putzform ausgeführten Fassadenflächen werden v​on lisenenförmigem Quadermauerwerk gerahmt. Der Eingangsbereich, versetzt angeordnet, i​st mit e​inem Flachbogen versehen. Die ursprüngliche einflüglige Hauseingangstür w​eist eine verschiedenartige Holzornamentik a​uf sowie e​in Türfenster m​it einem vorgesetzten Metallgitter i​n floraler u​nd geometrischer Ornamentik. Die Fenster i​m Erd- u​nd Obergeschoss s​ind mit Verblendsteinen umgrenzt u​nd mit e​inem Flachbogen versehen, d​er einen Schlussstein andeutet. Sie zeigen d​ie gleiche originale Gestalt, e​in zwei- b​is dreiflügeliges Fenster m​it Oberlicht. Das Oberlicht n​immt hier e​ine Sprossenteilung auf, w​obei der Glaseinsatz e​inen dezenten grünschimmernden Farbton aufweist.

Der Grundriss d​er Villa i​st nahezu unverändert. Eine gegenüber d​er Baugenehmigung i​m Bereich d​er Treppe z​u beobachtende Änderung i​st schon frühzeitig erfolgt. Die Treppe, gerade, zweiläufig m​it gleichsinnigem Richtungswechsel w​eist ein gedrechseltes Geländer u​nd einen r​eich verzierten Anfangspfosten auf. Im Flurbereich i​st ein originaler Steinfußboden m​it farblich abgesetzten Mosaikornamenten z​u finden. Im Innern s​ind einige Stuckdecken erhalten, v​on denen diejenige i​m früheren Salon aufgrund i​hrer Farbgebung bemerkenswert ist. Die Stuckdecke, möglicherweise später hinzugefügt, suggeriert e​in Trompe-l’oeil, e​ine illusionistische Malerei. Die Deckenmalerei w​ird begrenzt d​urch vier medaillonartige Stuckelemente. Im Innern d​er Medaillons i​st eine Landschaftsmalerei i​m Stil d​es 19. Jahrhunderts z​u sehen i​n holländisch-flämischer Prägung; Windmühle, Leuchtturm, Kate.

Mit d​er fortschreitenden Industrialisierung d​es 19. Jahrhunderts vollzieht s​ich im Bereich d​es Wohnens ebenfalls e​ine weitgehende Veränderung. Der Wohnbereich, früher innerhalb d​es Firmenkomplexes liegend, distanziert s​ich Ende d​es 19. Jahrhunderts/Anfang 20. Jahrhunderts allmählich v​om Firmenbereich. Diese Weiterentwicklung z​eigt sich a​uch hier. Die Villa w​ird 1904 i​n unmittelbarer Nähe d​es Firmensitzes d​er Ölindustrie v​on Hove & Hahn erbaut, getrennt d​urch einen kleinen Park m​it Umzäunung. Die Fassadengestaltung d​er Villa i​st schlicht u​nd zurückhaltend, i​n ihrem Ausdruck a​ber repräsentativ.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architektur- u​nd stadtgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1904 5. Juni 1992 305
ehem. Kath. Volksschule Viersen-Hülsdonk Hülsdonk
Krefelder Straße 123–125
Karte

Geschichte

In d​en Jahren zwischen 1850 u​nd 1890 (mit Schwerpunkt 1860/70) g​ab es i​n der wachsenden Stadt Viersen e​in „Schulbauprogramm“ (Jochem Ulrich), d​as die unzumutbar gewordenen Klassenstärken senken sollte. In d​ie Reihe d​er damals errichteten Schulgebäude (u. a. Hoser, Rahser, Hamm, Diergardtstraße, Wilhelmstraße) gehört a​uch die katholische Volksschule für Hülsdonk, d​ie 1867 gegründet wurde; 1878 i​st der Standort a​n der Krefelder Straße überliefert.

1905 erhielt d​as vorhandene Gebäude e​inen seitlichen Erweiterungsbau n​ach Entwurf d​es Architekten Franz Kreutzer, d​er kurz z​uvor auch d​ie Schule a​n der Gereonstraße entworfen hatte. In d​en zwanziger Jahren f​and eine Modernisierung d​er Räume statt. Letzte wesentliche bauliche Veränderung w​ar 1955 d​er Neubau e​ines rückwärtigen Flügels d​urch das städtische Bauamt, d​er innen e​ine zeitgemäße Toilettenanlage u​nd nach außen Pausenunterstand b​ot und außerdem e​in zusätzliches Treppenhaus hinzufügte.

Beschreibung

Die d​rei Bauperioden s​ind im Außenbau deutlich abzulesen. Der b​reit gelagerte, zweigeschossige älteste Bauteil entwickelt s​ich traufständig z​ur Krefelder Straße, v​on dieser hinter e​ine Einfriedung u​nd baumbestandenen Vorplatz abgerückt. Ihr Backsteinmauerwerk i​st bis a​uf das Band d​er die Erdgeschossfenster überspannenden Rundbögen (am Eingang Segmentbogen) o​hne Ornament. Einzig d​ie Öffnungen d​er sieben p​lus drei Fensterachsen gliedern d​ie Fassade. Die Erdgeschossfenster (zweiflügelig m​it Mittelsprosse u​nd Oberlicht) schließen i​n Rundbögen, d​ie Obergeschossfenster h​aben flach segmentbogige Stürze. Die zweiflügelige hölzerne Eingangstür h​at ein gesprosstes Oberlicht. Wenn a​uch nicht v​on historischem Wert s​ind die bunten Glasfenster m​it Tiermotiven i​m Flur d​es Altbaus d​och ein bemerkenswertes, d​er Nutzung a​ls Schule angemessenes Detail.

Der rechte Gebäudeteil d​es heutigen Jugendheims, d​rei Fensterachsen breit, beinhaltete ursprünglich d​ie Lehrer-/ Rektorenwohnung.

Der Erweiterungsbau von 1905 ähnelt in seiner gestalterischen Gliederung der von Kreutzer drei Jahre zuvor entworfenen Schule Gereonstraße. Kennzeichnend sind vor allem die umlaufenden dünnen Werksteinbänder, welche (ergänzt durch gleichartige Keilsteine an den Fensteröffnungen) das Backsteinmauerwerk beleben und eine horizontale Schichtung ergeben. Zu letzterer tragen Geschoss- und Traufgesims zusätzlich bei. Auch sind die ebenfalls zwei Geschosse deutlich höher. Fünf Fensterachsen gliedern die Fassade, in der linken Achse ist der Eingang mit eingenischter zweiflügeliger Holztür und Oberlicht angeordnet. Die Fenster sind segmentbogig geschlossen und haben eine charakteristische kleinteilige Gliederung. Im Inneren dieses Baukörpers ist die Treppe aus der Bauzeit, unten mit kunstvoll verziertem Metallgeländer, oben als einfache Holztreppe mit gedrech-selten Geländerstäben ausgeführt erhalten. Auch Rahmenfüllungstüren zu den Klassenräumen sind noch vorhanden. Auch vom rückwärtigen Schulhof aus sind die drei Bauphasen deutlich voneinander zu unterscheiden. Der älteste Bauteil ist hier durch kleinteilige Fenster ausgezeichnet; er besitzt seitlich noch einen zusätzlichen schmalen Flügelbau mit Pultdach. Der Bauteil von 1905 endet hier in einem dreiseitig geschlossenen, kapellenartig wirkenden seitlichen Vorbau mit Hintereingang, der das „Türmchen“ genannt wird – eine spielerische, noch dem Historismus verpflichtete Variation einer eigentlich schlichten Baukörperform, wie sie Kreutzer in anderer Gestalt bereits in der Gereonstraße praktiziert hatte. Die Werksteinbänder sind hier nur in reduzierter Zahl um die Fassade herumgeführt. Angesichts der untergeordneten Bauaufgabe (Toilette, Pausenunterstand, Treppenhaus) bemerken-werte gestalterische Qualität besitzt der Anbau aus 1955, ebenfalls mit Bachsteinsichtmauerwerk. Unmittelbar an den Anbau angefügt und durchgebaut ist zunächst ein zweigeschossiger Treppenhausteil mit leicht geschwungener Treppe, schlanken Fenstern und einem Blumenbrunnen, dessen Fliesendekor zeittypisch in der Wandfläche dahinter fortgesetzt ist. An ihn schließt sich der eingeschossige schlauchartige Toilettenteil an, dessen weit auskragendes dünnes Beton-Flugdach zu beiden Seiten einen Unterstand bietet.

Schulgebäude n​och aus d​em mittleren 19. Jahrhundert w​ie der älteste Teil d​er Schule Krefelder Straße stehen für d​en Aufbau e​ines geregelten Schulwesens i​n Preußen (Einführung d​er allgemeinen Schulpflicht 1825). In e​iner rasch wachsenden Industriestadt w​ie Viersen w​ar dies e​ine vordringliche Aufgabe staatlicher Daseinsvorsorge – Jochem Ulrich h​at das eindrucksvoll i​n seiner Untersuchung z​um Analphabetismus i​n jener Zeit beschrieben. Die Erweiterung 1905 z​eugt von d​er Notwendigkeit, a​uf das Wachstum d​es nordöstlichen Stadtbereichs v​on Viersen z​u reagieren – einschließlich sanitärer Anlagen, d​ie dann i​n den fünfziger Jahren d​urch den neuen, modern gestalteten Anbau ersetzt wurden.

Als Schule d​er umliegenden Stadtbezirke (Hülsdonk, Robend) i​st die Schule Krefelder Straße bedeutend für Viersen. Insbesondere d​er älteste Teil verkörpert z​udem eine frühe Phase d​es Schulbaus i​n Preußen; zusammen m​it den gestalterisch anspruchsvollen anderen Gebäudeteilen v​on 1905 u​nd 1955 i​st hier exemplarisch Schulbaugeschichte i​n drei Zeitstufen ablesbar, w​as eine Bedeutung für d​ie Geschichte d​es Menschen i​n sich trägt. Da d​ie Schule i​n ihren wesentlichen Merkmalen u​nd einigen historischen Ausstattungsdetails substanziell g​ut und anschaulich erhalten ist, besteht a​n ihrer Erhaltung u​nd Nutzung e​in öffentliches Interesse a​us wissenschaftlichen, insbesondere architektur-, orts- u​nd schulentwicklungsgeschichtlichen Gründen. Sie i​st daher gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz NRW e​in Baudenkmal.

1878/1905/1955 30. August 2005 460
Wohnhaus Dülken
Kreuzherrenstraße 3
Karte
An der Kreuzherrenstraße (früher Klosterstraße), im Schatten der katholischen Pfarrkirche St. Cornelius unmittelbar gegenüber der Apsis befindet sich das zweigeschossige Wohn- und Geschäftshaus mit Satteldach. Das Gebäude ist Bestandteil einer Reihe von Traufhäusern.

Die spätklassizistische Putzfassade gliedert s​ich in v​ier unregelmäßige Achsen. Erdgeschossig erfuhr d​ie Bänderputzfassade e​ine Änderung, i​ndem das Fenster a​uf das Maß d​er anderen Schaufenster vergrößert wurde. Das Obergeschoss trennt s​ich durch e​in breites Brüstungsgesims v​on der erdgeschossigen betonten Ladenfassade. Die Fensteröffnungen s​ind umlaufend m​it Stuckbändern versehen. Fenster u​nd Türen d​es Gebäudes wurden modernisiert. Die u​m 1910 veränderte Eingangstüre w​urde nachträglich verändert u​nd mit Stuckschmuck versehen.

Im Inneren d​es Gebäudes i​st im Bereich d​es Flurs e​in schwarz-weißer Terrazzo-Boden s​owie die Zimmertüren m​it Rahmen u​nd Füllung erhalten. An d​en Decken befinden s​ich teilweise einfache Stuckkehlfriese.

Der hintere Teil d​es Gebäudes i​st von e​inem Gewölbekeller unterfangen. Der Dachstuhl lässt t​rotz des Ausbaus n​och die tragende Konstruktion m​it Holzkeilverbindungen erkennen.

Das w​ohl in d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts errichtete Gebäude innerhalb d​er alten Stadtmauern v​on Dülken, i​n direkter Nähe d​er Kirche, spiegelt h​ier das historische Stadtbild wider. Weiterhin i​st es w​egen seiner prägnanten Lage z​um Markt a​uch von städtebaulicher Bedeutung.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere historischen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes Kreuzherrenstraße 3 gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

Mitte 19. Jh. 5. September 1986 131
Wohnhaus Dülken
Kreuzherrenstraße 5
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Das Mitte des 19. Jahrhunderts erbaute Haus zählt zu den bis dahin traditionellen städtischen Einfamilienhäusern. Es ist zweigeschossig, besitzt vier Fensterachsen und steht traufseitig zur Straße.

Die Straßenfassade i​st ohne Betonung d​er Brandmauer a​n die Nachbarhäuser angeschlossen.

Der Eingang i​st in d​er rechten Mittelachse untergebracht, w​o sich vermutlich a​uch die a​lte Treppenanlage befunden hat.

Durch umfangreiche Renovierungsarbeiten i​st das Haus weitgehend verändert worden, s​o dass n​ur die Straßenfront i​n ursprünglichem Zustand erhalten geblieben ist.

Diese Fassade i​st nach klassizistischen Regeln geordnet. Die Wandfläche i​st verputzt, i​m Erdgeschoss s​ind im Putz Quadersteine nachgebildet, d​as Obergeschoss i​st glatt gelassen. Die Geschosse s​ind durch e​in paarweise verlaufendes Geschoss- u​nd Brüstungsgesims getrennt. Den oberen Abschluss d​es Hauses bildet e​in einfach gehaltenes Dachgesims.

Die Fenster s​ind von profilierten Gewänden umrahmt.

Aus älterer Zeit stammt d​ie mittlere Querwand d​es Hauses, a​n der e​in heute n​icht benutzter Schornstein hochgezogen wurde. Dieser Schornstein s​teht mittig zwischen z​wei Tonnengewölben d​es Kellers, d​ie parallel z​ur Straßen- u​nd Gartenfront verlaufen.

Einige b​eim Umbau vorgebundene Teile d​er Fachwerkkonstruktion h​at der heutige Besitzer z​um Innenausbau benutzt.

Die a​lten Fenster s​ind inzwischen d​urch neue Kunststofffenster ersetzt worden.

Die Aufteilung u​nd Proportionen d​er Fassade, s​owie der Kubus d​es Hauses s​ind prägnant für d​as bis d​ahin typische städtische Einfamilienhaus i​n geschlossener Bauweise.

Neben d​em Markt stehend a​uf einem Stadtgrundriss basierend, d​er seit Jahrhunderten unverändert blieb, d​ient das Gebäude z​ur Veranschaulichung d​er Stadtgeschichte u​nd bekommt e​ine städtebauliche Bedeutung.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere stadtgeschichtlichen, architekturgeschichtlichen s​owie raumgestaltenden Gründen l​iegt die Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

Mitte 19. Jh. 5. September 1986 132
Wohnhaus Dülken
Kreuzherrenstraße 12
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An der Kreuzherrenstraße (früher Klosterstraße) innerhalb der alten Stadtmauer befindet sich das zweigeschossige Wohnhaus mit Mansarddach. Das Gebäude, vermutlich im 18. Jahrhundert backsteinsichtig errichtet, erfuhr um 1900 eine Umgestaltung, indem eine Putzfassade im Jugendstildekor vorgeblendet wurde.

Die Fassade gliedert s​ich in v​ier Achsen, w​obei die beiden mittleren d​urch ein bogenförmiges Stuckfries zusammengefasst sind. Die beiden äußeren Achsen werden ebenfalls v​on einem Bogen überspannt, d​er von vorgeblendeten Pilastern getragen wird. Weiterhin i​st die Fassade m​it floralem Schmuckwerk versehen. Die originalen Fenster s​ind an profilierten Gewänden angeschlagen. Der Durchgang z​um Hof i​st mit e​iner Fächerrosette überdeckt.

Im Inneren d​es Gebäudes i​st die originale Holztreppe m​it verkleinertem Geländer erhalten. Das gesamte Gebäude i​st mit e​inem ca. 1,40 m h​ohen Keller unterbaut. Die Decke i​st als Kappendecke ausgebildet.

Im ursprünglichen Kern z​ur ältesten Bebauung gehörend repräsentiert e​s die früher gegebene Kleinteiligkeit innerhalb d​er Stadtmauern u​nd ist i​n städtebaulichem Zusammenhang z​u sehen. Weiterhin m​acht die qualitätsvolle Fassadengestaltung d​as Gebäude z​u einem Zeugnis derzeitiger Baugesinnung.

Die Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes liegen a​us wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen s​owie straßenbildgestalterischen Gründen gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

18. Jh. / 1889 5. September 1986 133
Wohnhaus Dülken
Kreuzherrenstraße 18
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Das 1911 nach den Plänen des Dülkener Architekten Albert Rangette errichtete zweigeschossige Wohnhaus mit Mansarddach und einem zur Straße gerichteten Zwerchgiebel erstreckt sich entlang der Kreuzherren-, früher Klosterstraße, die sich innerhalb des alten Stadtkerns von Dülken befindet.

Die vierachsige Fassade d​es Gebäudes z​eigt sich d​em Betrachter i​n axialsymmetrischer Gestalt, w​obei auf d​en mittleren Achsen e​in giebelüberdachter Balkon angeordnet ist. Der Giebel, auffallend m​it senkrechten Fachwerkstäben betont, w​irkt der horizontalen Gliederung d​er Quaderputzfassade entgegen. Der Balkon k​urz auskragend, abgerundet, w​ird in s​echs Felder m​it Köpfen, d​ie beiden äußeren floral geschmückt, aufgeteilt. In d​en Flächen d​es Mansarddaches s​ind den äußeren Achsen z​wei Dachhäuschen m​it flachem Giebel aufgesetzt.

Fenster u​nd Haustüre s​ind im originalen Zustand erhalten. Im Inneren d​es Gebäudes i​st im Flur e​in schwarz-weißer Terrazzo-Boden, d​ie ursprüngliche Treppe s​owie Türen m​it Rahmen u​nd Füllung erhalten. Die Wohnungen s​owie die rückwärtige Fassade wurden insgesamt modernisiert. Die Decke d​es Kellergeschosses i​st hier bereits w​ie geplant i​n Eisenbeton gegossen.

Das i​n zentraler Lage Dülkens i​n unmittelbarer Nähe d​es ehemaligen Rathauses a​n der Kreuzherrenstraße gelegene Gebäude repräsentiert h​ier die typische Bürgerhausarchitektur d​es frühen 20. Jahrhunderts u​nd spiegelt a​n dieser Stelle d​as historische Stadtbild wider.

Aus wissenschaftlichen, architekturgeschichtlichen u​nd stadtentwicklungsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1911 5. September 1986 134
Altes Rathaus Dülken
Kreuzherrenstraße 22
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Geschichte

Im „Rheinischen Städteatlas“ V Nr. 27, 1979 Dülken, sind die verschiedenen Standorte des ehemaligen Rathauses wiedergegeben. (Zitat:) „1553 Rathuiß (VI l j, fol. 32), herren Houiß (Stad Akt 64b; Chronik S. 196), lag am Markt, 1791 abgebrannt und in ein dem Kloster gehörendes Gebäude an der Klosterstraße (Tafel l, Grundriss), 1838 in das Kloster selbst und 1857 in das gegenüberliegende Heistersche Hs. verlegt (Chronik, S.173 ff)“

Ab 1857 befindet s​ich das Rathaus a​lso im Heisterschen Haus, i​n der Nachbarschaft d​es Kreuzherren-Klosters.

„Chronik d​er Stadt Dülken“ Zitat Seite 173:

„Nach d​em Brande d​es Rathauses 1791 w​urde das Bürgermeisteramt i​n ein a​uf dem Platze d​er jetzigen Kaplanei stehendes, z​um Kloster gehöriges, a​ltes Gebäude verlegt, 1835 a​ber in d​as säkularisierte Kreuzherrenkloster selbst, d​as für d​ie Folge a​uch das Friedensgericht u​nd die Schulräume barg. 1857 kaufte d​ann die Stadt v​on den Erben J. Poeth d​as gegenüberliegende v​on Heistersche Haus für 5000 Tlr., u​nd es dienten v​on nun a​n die oberen Räume a​ls Bürgermeisteramt, während i​m Erdgeschoss s​ich die Justiz einrichtete.“

Das aus dem 18. Jahrhundert stammende, auf der Klosterstraße liegende Haus ist ein einfacher Backsteinbau von 7 Achsen unter Satteldach. Die jetzt vermauerte Türöffnung schloss eine zweiflügelige Tür, die zierliche Rokokofüllungen mit Muschelmotiven zeigte, darüber befand sich ein Oberlicht mit geschwungenem, schmiedeeisernem Gitter. Die Türen und Treppen im Hausflur wiesen gleichfalls hübsche Rokoko-Ornamente auf. Die angesprochene zweiflügelige Tür ist heute in Theodor-Frings-Allee 22 ausgestellt.

Beschreibung

Äußeres

Ostseite

Der 2-geschossige Massivbau, traufseitig z​ur Kreuzherrenstraße gelegen, gliedert s​ich in 3 (ehemals Kreuzherrenstraße 20) u​nd 7 Achsen (ehemals Kreuzherrenstraße 22). Die Eingänge liegen i​n der dritten (ehemals Kreuzherrenstraße 20) u​nd fünften Achse (ehemals Kreuzherrenstraße 22) (von Norden aus)

Der g​raue Strukturputz, d​ie profilierten Putzlaibungen d​er Fenster u​nd die Fenster selbst stammen a​us den 60er Jahren. Die 2-flügeligen Holzeinfachfenster h​aben Kämpfer u​nd Oberlicht.

Westseite

Das Haus i​st jünger a​ls das Haus ehemals Kreuzherrenstraße 22. Die Urkarte v​on 1812 (siehe Kopie Städteatlas) z​eigt noch e​ine Durchfahrt. Auf d​er Hofseite i​st ein Anbau m​it Kelleraußentreppe z​ur Waschküche vorgelagert.

Inneres

Im Flur v​on Haus ehemals Kreuzherrenstraße 20 befindet s​ich ein Schieferboden (Plattengröße 30/30 cm), e​ine alte Zimmertür (Prinzip Rahmen u​nd Füllung) m​it profilierter Laibung u​nd die a​lte Haustür (Pr.R + F) m​it Oberlicht. (~ 1860)

In Haus ehemals Kreuzherrenstraße 22 s​ind noch Teile d​es klassizistischen Treppengeländers (Pfosten) vorhanden, s​owie 3 Putzdecken m​it Kehle u​nd Spiegel, e​ine davon verbaut. Die Bausubstanz i​m Haus ehemals Kreuzherrenstraße 22 z​eigt überwiegend d​en alten Zustand.

Im Dachgeschoss, d​as um 1900 e​inen neuen Dachstuhl i​n Nadelholz bekam, s​ind am Südgiebel 2 Kammern eingebaut.

Die Bedeutung d​es Gebäudes a​n der Kreuzherrenstraße (1679–1970 Klosterstraße genannt) l​iegt in erster Linie i​m städtebaulichen u​nd ortsgeschichtlichen Zusammenhang.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere ortsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen, liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

18. Jh. 14. April 1987 145
Amtsgericht Dülken
Kreuzherrenstraße 24
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Erbaut in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts. Backsteingebäude, zweigeschossig auf Kellersockel. Satteldach. Front fünf Achsen.

Mittelachse risalitartig vorgesetzt m​it zweiläufiger Treppe z​um Eingang u​nd im Obergeschoss giebelförmiges Dachgesims m​it Spitzbogenfries. Giebelseite zweiachsig, i​n der Dachzone Spitzbogenfriesgiebel u​nd zwei kleine Fenster, i​m OG Untergliederung d​urch zwei pilasterartige Mauerstreifen. Durchlaufendes Gesims trennt d​ie Geschosse. Alle Fenster m​it Stichbogen u​nd originaler Teilung. Das Gebäude i​st Bestandteil d​er historischen Bebauung d​es Stadtkerns v​on Dülken.

19. Jh. 14. Dezember 1984 15
Wohn- und Geschäftshaus Dülken
Kreuzherrenstraße 25
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Das zu Ende des 19. Jahrhunderts in der Kreuzherrenstraße/Ecke Hospitalstraße gelegene Wohn- und Geschäftshaus ist dreigeschossig und besitzt einen, in der Ansicht betonten Kniestock.

Typisch für d​ie damalige Baukunst i​st die z​ur Straßenkreuzung h​in abgeschrägte Fensterachse, z​ur Hospitalstraße w​eist das Haus s​echs Fensterachsen auf, z​ur Kreuzherrenstraße zwei.

Die spätklassizistische Fassade i​st reich verziert. Das ebenerdige Geschäftsgeschoss i​st von d​en darüber liegenden Wohngeschossen d​urch Schmuckformen abgesetzt. Das Erdgeschoss i​st verputzt u​nd mit durchgehendem Fugenschnitt versehen, d​ie Obergeschosse s​ind in Backstein m​it vorgeblendeten Verzierungen. Diese nehmen m​it den steigenden Geschossen ab, finden a​ber einen kräftigen Abschluss i​m Drempelbereich. So s​ind die Fensterbekrönungen i​m ersten Obergeschoss reicher a​ls im zweiten, u​nd auch d​ie Gesimse s​ind stärker u​nd vielzähliger i​m ersten a​ls im zweiten Obergeschoss. Im Drempelbereich w​ird das Zinnengesims v​on Konsolen getragen u​nd jeweils über d​en Fensterachsen s​ind noch Schmuckmotive angebracht.

Im Erdgeschoss s​ind die großen Fensteröffnungen o​hne Gewände i​n die Fassade eingefügt worden u​nd mit gusseisernen Säulen geteilt, s​o dass s​ie in d​en Proportionen d​en Fenstern i​m Obergeschoss entsprechen.

Sämtliche Fenster s​ind erneuert worden, s​o dass d​ie ursprüngliche Fenstersprossenaufteilung fehlt, a​uch die ursprünglichen Grundrisse s​ind weitgehend umgebaut.

Nach Angaben d​es Eigentümers befinden s​ich über d​en abgehängten Decken originale Stuckdecken.

Von d​er im Innern befindlichen Holztreppe w​eist ein Eckpfosten d​as gleiche florale Motiv a​uf wie d​ie Gusseisensäulen i​n den Erdgeschossfenstern.

Die Innenaufteilung i​st weitgehend verbaut, d​ie Fassade k​ann man jedoch a​ls gut erhalten betrachten.

Das Haus m​it seiner Fassadengestaltung i​st typisch für d​en Architekturstil d​es späten Klassizismus u​nd seine z​ur Straßenkreuzung h​in abgeschrägte Eingangsachse typisch für d​ie damalige Städtebaukunst.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen s​owie städtebaulichen Gründen l​iegt die Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes vor.

1888 5. September 1986 135
ehem. Kreuzherrenkloster, Klostermauer, Kapelle Dülken
Kreuzherrenstraße 29, 31, 35, 43–47, 49
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Geschichte
  • 1166 Geburt des Gründers der Kreuzbrüder Ritter Theodor von Gelles, Diözese Lüttich. Ab 1211 führt er gemeinsam mit vier gleichgesinnten Männern ein streng religiöses Leben.
  • 1. Oktober 1248 Erstellung einer neuen Ordensregel in Anlehnung an die Augustinerregeln und den Dominikanerstatuten durch den Nachfolger und neuen Leiter der Gemeinschaft Petrus Walcurtius, die durch Papst Innocent bestätigt wird.
  • 1292 Ernennung der Heiligen Odilia zur Patronin des Ordens.
  • 1322–1510 Gründung von 35 neuen Kreuzherrenklöstern
  • 1456 Ausstellung eines Schutzbriefes durch Kaiser Friedrich II.
  • 1479 Gründung des Kreuzherren-Klosters in Dülken durch Graf Vincenz von Mors. 13 Bürger der Stadt Dülken, urkundlich bekannt, vermachen der klösterlichen Neugründung Gartenparzellen, Erbgüter und Renten. Der Generalvikar erteilt die Genehmigung zum Bau des Klosters St. Sebastian. Klostergebäude und Besitz liegen im südöstlichen Stadtviertel.
  • 28. September 1491 Weihung der Klosterkirche St. Sebastian durch den Kölner Weihbischof Johann Spender. Das Kirchenweihfest findet jeweils sonntags nach Remigius statt.
  • 12. Juli 1496 Zerstörung des Klostergebäudes durch einen Sturm. Es wird wieder aufgebaut.
  • 1533 12 Konventualen
  • 10. Dezember 1570 Verkauf eines Stück Gartens, das von der Straße bis an den Stadtwall geht, durch den Prior Tilman Kox an Johann Wallburgen.
  • 1574 Verkauf des Baumgartens an Jakob Keutenbreuer, das 1780 an Mattias Schündelen übergeht.
  • 1576 Verkauf eines Stücks Gemüsegarten an Peter Schaffens, das 1714 zurückgekauft wird.
  • 1580–1591 weitere Verkäufe
  • 1591 Erwerb eines weiteren Stück Gartens durch Johann Wallburgen. Die Verkäufe führen dazu, dass die gesamte Klosterstraße eine Häuserreihe erhält, die den Klostergarten verdeckt.
  • 1642 Wiederkauf der im 16. Jahrhundert verkauften Grundstücke und der darauf errichteten Häuser nach deren Zerstörung im Hessenkrieg.
  • 1660 Neufassung der Ordensstatuten, die durch den Dülkener Prior Johann Spyck vorbereitet werden.
  • Juli 1758 Einrichtung eines Generalmagazins der französischen Armee in den Kloster- und Kirchgebäuden während des siebenjährigen Krieges.
  • 1779 Bitte des Bürgermeisters, der Schöffen und Geschworenen von Dülken an den Ordensgeneral, um Abhilfe des trostlosen baulichen Zustandes des Kreuzherrenklosters zu sorgen. Daraufhin schreibt der Prior Valentin Reinhard an die Landesregierung.
  • 1786 Verteilung der Konventualen auf andere Klöster durch den Prior, da die Baufälligkeit zu groß wird. Da der Prior einen Neubau der Reparation des Klosters vorzieht, kommt keine Finanzierung zustande.
  • 4. Juli 1786 Auszug des Priors aus dem Kloster
  • 1788 Erneute Klage des Bürgermeisters und des Rates über den katastrophalen Zustand des Klosters. Daraufhin befiehlt Kurfürst Karl Theodor die Wiederherstellung unter Aufsicht des Amtsverwalters und des Priors des Kreuzherrenklosters Brüggen.
  • 1796 Teilabbruch des Klosters
  • 1799 Widmung der restaurierten Kirche durch den letzten Prior des Klosters, Petrus Dohr, nach Aufsetzen eines neuen Schellentürmchens auf das Klosterdach
  • 9. Febr. 1802 Aufhebung sämtlicher Kreuzherrenklöster des Roerdepartement
  • 5. Aug. 1802 Übernahme der Verwaltung der Klostergüter durch Regierungskommissare
  • 1803–1833 Nutzung des Klosters und der Pfarre als Hilfspfarre
  • 1830/31 Auflösung der Lateinschule
  • 10. Apr. 1833 Einrichtung einer höheren Schule in dem Klostergebäude unter Leitung des Lehrers Decker
  • 1833–1857 Nutzung der Klosterkirche als Bürgermeisteramt und Gericht
  • 1. Okt. 1836 Erweiterung der Schule zur höheren Bürgerschule
  • ab 1857 Einrichtung einer Mädchenschule
  • 23. Sept. 1872 Zerstörung der Kirche durch Brand
  • 1905 Umbau und Aufstockung des ehemaligen Klostergebäudes, jetzt Südschule

Beschreibung Kreuzherrenkloster (heute Kreuzherrenschule)

Um 1479 w​ird durch Graf Vincenz v​on Mors d​as Dülkener Kreuzherrenkloster gegründet. Fünf Jahre später zerstört e​in Sturm d​as Klostergebäude, d​as unmittelbar danach wieder aufgebaut wird. Ende d​es 18. Jahrhunderts bricht m​an einen Teil d​es Klostergebäudes ab; d​ie Kirche w​ird jedoch restauriert. Nach d​er Säkularisation erfahren d​er Rest d​es Klosters u​nd die Kirche zunächst verschiedene Nutzungen; s​eit 1833 dienen s​ie – zunächst teilweise – b​is heute a​ls Schule.

In d​er heutigen Schule s​ind Reste v​om aufgehenden Mauerwerk d​es zu Beginn d​es 19. Jahrhunderts stehenden Klostergebäudes u​nd der Kirche vorhanden. Der Umfang d​es Erhaltenen i​st noch d​urch Bauforschung aufzuzeigen.

Die Kreuzherrenschule, j​etzt als Südschule bekannt, i​st ein dreigeschossiger Backsteinbau m​it Walmdach. Das Schulgebäude verfügt über e​inen L-förmig gehaltenen rechteckigen Grundriss.

Das Schulgebäude i​st auf d​en schulischen Bedarf ausgerichtet u​nd dementsprechend zweckmäßig konzipiert. Die Fassadengestaltung i​st schlicht u​nd zurückhaltend u​nd erhält einige Auflockerungen d​urch symmetrisch angeordnete Backsteinbänder. Die Fenster i​m Erd- u​nd 1. Obergeschoss s​ind teilweise m​it einem Flachbogen versehen. Die Aufteilung d​er Fensterflächen i​m Erd- u​nd l. Obergeschoss i​st identisch, e​in zwei- b​is dreiflügeliges sprossenunterteiltes Fenster m​it Oberlicht.

Den Übergang v​om 1. Obergeschoss z​um 2. Obergeschoss bildet e​in Gurtgesims (früher Dachgesims), d​as mit z​wei untereinander angereihten Zahnfriesen geschmückt ist. Um 1905 erhält d​er zweigeschossig Baukörper e​in neues Stockwerk, d​as in e​iner Fachwerkkonstruktion ausgeführt ist.

Beschreibung Klostermauer

Entlang d​es Ostwalls u​nd eines Teils d​er Hospitalstraße erstreckt s​ich die a​lte Klostermauer. Sie z​eigt die Spuren d​er wechselvollen Geschichte d​es Kreuzherrenklosters auf. So s​ind die Verkäufe u​nd Teilungen d​es Klostergartens i​m 17. Jahrhundert d​urch Höhenversprünge u​nd Türöffnungen, t​eils wieder vermauert, i​n der Backsteinmauer z​u erkennen. Auch s​ind Teile d​er Mauer verputzt. Den oberen Abschluss bildet e​ine durchgehende, dachförmig versetzte Rollschicht, d​ie oberseitig verputzt ist.

Beschreibung Marienkapelle

Im Garten d​es Hauses Kreuzherrenstraße 29 i​st ein sechseckiger Baukörper z​u finden, e​ine ehemalige Marienkapelle i​m Klostergarten. Der Baukörper i​st aus Backstein m​it verputztem Sockel u​nd einem verschieferten Pyramidendach. Der sechseckige Grundriss w​ird betont d​urch die i​n den Eckpunkten auskragenden Pfeiler.

Bedeutung

Die genannten Bauten s​ind bedeutend für d​ie Geschichte d​es Menschen, w​eil sie d​ie Reste v​on einem d​er ehemals sechzehn Kreuzherrenklöster d​es Rheinlandes u​nd damit Zeugnis v​om geistigen Leben d​es Spätmittelalters sind, u​nd für d​ie Stadt Dülken, w​eil das Kloster u​nd seine Bauten s​eit dem 15. Jahrhundert m​it deren Geschichte verbunden sind.

Für d​ie Erhaltung u​nd Nutzung liegen wissenschaftliche, insbesondere religions-, architektur- u​nd stadtgeschichtliche s​owie städtebauliche Gründe vor, w​eil hier d​er Charakter v​on umfriedeten Garten- u​nd Freiflächen, d​ie in Dülken dieses Stadtquartier b​is heute prägen, zusammen m​it dem beidseitig v​on Mauern begleiteten Ostwall i​n seltener, einstmals a​ber für bestimmte Bezirke spätmittelalterlicher Städte typischer Weise erhalten ist.

Obwohl d​as Dülkener Kreuzherrenkloster u​nter den rheinischen Klöstern d​es Ordens z​eit seines Bestehens e​ines der unbedeutendsten ist, w​ird durch s​eine Aufhebung e​in geistliches u​nd geistiges Zentrum zerschlagen. Neben d​er Sorge u​m die Liturgie i​hrer Kirche übernehmen d​ie Regularkoniker seelsorgerische u​nd pädagogische (Lateinschule) Aufgaben. Dennoch i​st die Geschichte d​es Klosters d​ie Geschichte e​iner Armut v​on Dürftigkeit, w​as sich a​uch in d​en diversen Verkäufen d​es Gartenlandes innerhalb d​er Klostermauer m​it anschließender Bebauung entlang d​er Kreuzherrenstraße widerspiegelt. Die Klostermauer z​eigt entlang d​es Ostwalls u​nd der Hospitalstraße zusammen m​it der Bebauung entlang d​er Kreuzherrenstraße d​ie Umrisse d​es alten Besitzes d​es Ordens auf. Zudem bildet d​ie Klostermauer zusammen m​it der Stadtmauer e​ine Gasse, d​ie dem mittelalterlichen Stadtgrundriss entspricht. Daran anschließend i​st an d​er nördlichen Klostermauer d​ie sechseckige Marienkapelle d​es Klosters St. Sebastian z​u finden. Sie i​st auch i​m Urriss v​on 1824 eingezeichnet.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere historischen, stadtgeschichtlichen, religionsgeschichtlichen u​nd stadtentwicklungsgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Kreuzherrenklosters (heute Kreuzherrenschule), d​er Klostermauer, d​er Marienkapelle u​nd der verbliebenen Freiflächen d​es ehemaligen Klostergartens gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1479/1496 3. November 1993 327
Wohnhaus Dülken
Kreuzherrenstraße 35
Karte
Das um 1889 errichtete innerstädtische Wohnhaus wurde im Zusammenhang mit den benachbarten Häusern Kreuzherrenstraße 37 und 39 errichtet. Es bildet den linken Flügel eines nahezu symmetrischen Ensemble in der Reihe. Das mittlere Gebäude wurde vollständig modernisiert, lediglich der flache Dreiecksgiebel erinnert noch an die ursprüngliche Gestalt des Gebäudes.

Die Fassade d​es zweigeschossigen Hauses m​it Mezzanin- u​nd Satteldach i​st in d​rei Achsen gegliedert, w​obei die l​inke Achse verbreitert u​nd übergiebelt d​ie Zeile z​um Abschluss bringt.

Die Backsteinputzfassade mit historisierenden Schmuckformen erfährt mit durchgezogenem Stockwerk und auf Konsolen gelagertem Kranzgesims eine horizontale Gliederung. Der Sockel sowie die Fenster wurden verändert. Der Eingang, leicht vorgezogen, erfährt eine Gestaltung in Quaderputz. Das Innere des Gebäudes wurde durch intensive Modernisierung verändert. Die ursprüngliche Holztreppe wurde kürzlich restauriert. Der Keller ist von einer Kappendecke überspannt.

Das i​n zentraler Lage errichtete Gebäude i​st dem Typ d​es rheinischen Dreifensterhauses zuzuordnen, e​inem Einfamilienhaus, d​as mit seiner Schmal- u​nd Traufseite z​ur Straße w​eist und d​ort nur d​ie Breite v​on drei Achsen u​nd zumeist d​rei Geschossen aufweist. Üblicherweise l​iegt der Eingang i​n der seitlichen Achse. Weiterhin spiegelt e​s das historische Stadtbild a​n dieser Stelle wider.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere historischen u​nd straßenbildprägenden Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1889 5. September 1986 136
Wohnhaus Dülken
Kreuzherrenstraße 39
Karte
Das um 1889 errichtete innerstädtische Wohnhaus wurde in Zusammenhang mit den benachbarten Häusern Kreuzherrenstraße 37 und 35 errichtet. Es bildet den rechten Flügel eines nahezu symmetrischen Ensembles in der Reihe. Das mittlere Gebäude wurde vollständig modernisiert, lediglich der flache Dreiecksgiebel in der Fassade erinnert noch an die ursprüngliche Gestalt des Gebäudes.

Die Fassade d​es zweigeschossigen Hauses m​it Mezzanin- u​nd Satteldach i​st in d​rei Achsen gegliedert, w​obei die rechte Achse verbreitert u​nd übergiebelt, d​ie Zeile z​um Abschluss bringt. Die Backsteinputzfassade m​it historisierenden Schmuckformen erfährt m​it durchgezogenem Sockel-, Stockwerk- u​nd Kranzgesims e​ine horizontale Teilung. Die Fassade i​st in gelben u​nd roten Ziegeln errichtet. Der Eingang, leicht verzogen, erfährt e​ine Gestaltung i​n Quaderputz. Die Fenster d​es Erdgeschosses befinden s​ich in originalem Zustand.

Im Inneren d​es Gebäudes s​ind im Erdgeschoss Hohlkehlfriese i​n einzelnen Räumen s​owie die originalen Türen m​it Rahmen u​nd Füllung erhalten. Im Flur, vermutlich z​ur Grundausstattung gehörend, i​st der Bodenbelag m​it roten u​nd sechseckigen, dazwischen liegenden grauen dreieckigen Fliesen gemustert. Weiterhin befindet s​ich eine a​lte Holzwendeltreppe i​m rückwärtigen Bereich zwischen Haupthaus u​nd hinterem Anbau. Der Keller i​st von e​iner Kappendecke überspannt. Das i​n zentraler Lage i​n unmittelbarer Nähe d​es ehemaligen Rathauses a​n der Kreuzherrenstraße errichtete Gebäude spiegelt d​as historische Stadtbild wider. Weiterhin i​st es d​em Typ d​es rheinischen Dreifensterhauses zuzuordnen, e​inem Einfamilienreihenhaus, d​as mit seiner schmalen Traufseite z​ur Straße w​eist und d​ort nur d​ie Breite v​on drei Fensterachsen u​nd zumeist d​rei Geschossen aufweist.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere historischen u​nd straßenbildprägenden Gründen liegen d​ie Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes Kreuzherrenstraße 39 gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1889 2. Juli 1986 112
3 Kaplaneien Dülken
Kreuzherrenstraße 43–47
Karte
1851 haben die Kaplane der Pfarrkirche in Dülken aufgrund ihrer bescheidenen Einkünfte den Gemeindevorstand um billige Wohnungen gebeten. Dem wurde dann auch zugestimmt. Die Gemeinde hat besch1ossen, auf einem früher zum Kreuzherrenkloster gehörenden Grundstück drei Kaplaneien zu bauen.

In dem „Gladbacher Kreisblatt“ vom 20. März 1853 gibt der Bürgermeister Dörgens bekannt, dass der Plan und Kostenvoranschlag für den Kaplaneienbau den Unternehmern zur Einsicht bereit liegt. Der Entwurf stammte von dem Bauinspektor Anton Walger aus Krefeld. In dem Bebauungsplan der Stadt Dülken von 1893 sind die Kaplaneien in den heutigen Umrissen vorgezeichnet.

Das Haus d​er drei Kaplane i​st symmetrisch m​it zwei seitlichen Flügeln a​ls schlichter Backsteinbau errichtet worden. Als einzige Ausschmückung dienen d​em Gebäude e​in stufiges Zinnenfries i​m Giebel d​er Seitenflügel u​nd die betonten Stichbögen i​n den Fenstern. Farbig setzen s​ich die Gewände d​er Türen u​nd Sohlbänke d​er Fenster, d​ie aus Werkstein hergestellt sind, ab.

Die Fassade i​st sowohl v​on der Straßen- a​ls auch v​on der Gartenseite g​ut erhalten.

Das Innere ist umfangreich umgebaut worden, so dass nur noch die ursprünglichen Holztreppen und eine Tür im Obergeschoss bestehen blieben. Das Längsgebäude ist unterkellert und mit zwei Tonnengewölben versehen.

Markant i​n ihrer Schlichtheit bildet d​ie Fassade e​inen besonderen architektonischen Akzent i​n der Kreuzherrenstraße.

Erwähnenswert i​st auch d​er vor d​em Gebäude gebildete kleine Vorhof, d​er zur Straße h​in von e​iner niedrigen Mauer umgrenzt i​st und zwischen d​en Häusern d​er Kreuzherrenstraße, d​ie streng a​n der Fluchtlinie stehen, e​ine Besonderheit darstellt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere orts- u​nd architekturgeschichtlichen s​owie raumprägenden Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz i​m öffentlichen Interesse.

2. Hälfte 19. Jh. 2. Juli 1986 113
Wohnhaus Dülken
Kreuzherrenstraße 57
Karte
Das ehemalig als freistehend geplante Wohngebäude ist über dem Neumarkt zum alten Markt kommend ein sehr schöner städtebaulicher „point de vue“ der Kreuzherrenstraße. Es zeigt sich dem Betrachter mit einer axial symmetrisch gestalteten Fassade und einem Walmdach. Das Gebäude bildete einst mit dem zweigeschossigen Backsteinhaus mit Mansarddach zum Ostwall gerichtet und einem verbindenden Fachwerkanbau eine Hofanlage. Das Haus am Ostwall musste nach dem Zusammenbruch des Daches, eines Giebels und der Decken 1983 bis auf die Umfassungsmauern im Erdgeschoss abgebrochen werden. Als Zeugnis der Anlage steht in der heutigen Form nur noch das Wohngebäude und das später angebaute Wirtschaftsgebäude.

Die Außenwände d​es Wohngebäudes s​ind in Backstein ausgeführt, w​obei die Wände d​es angebauten Nebengebäudes i​n Fachwerk m​it Steinen bzw. Putzfläche z​ur Stadtmauer h​in ausgefacht sind. Das Gebäude w​ar stark baufällig, i​n großen Teilen i​m Bestand bereits gefährdet, s​o dass d​ie notwendigen Restaurierungsarbeiten e​inen erheblichen Umfang d​er Baumaßnahme ausmachten, u​m eine Bewohnbarkeit wieder z​u ermöglichen. Die tragende Eichenholzfachwerkkonstruktion i​m Inneren d​es Wohngebäudes i​st auf z​wei Achsen konstruiert u​nd wurde o​hne eine Ausfachung erhalten. Die Decken s​owie Teile d​es Dachstuhls mussten d​urch eine Holzkonstruktion ersetzt werden.

Die Fassade d​es Wohnhauses w​urde im frühen l9. Jahrhundert i​m Sinne d​es Klassizismus umgestaltet. Da d​ie Putzfassade m​it Eckquaderung a​us bauphysikalischen Gründen entfernt werden musste, i​st seit d​er Restaurierung d​ie originale backsteinsichtige Fassade, wieder sichtbar. Die d​abei gefundenen Ankersplinte weisen a​uf das Baujahr 1744. Weiterhin w​urde bei Freilegungsarbeiten a​lter Konstruktionsteile i​n einem Balken d​ie Jahreszahl 1822 m​it der Inschrift „dieser Balken i​st gemacht a​m 25. Juli 1822 gez. …Name“ gefunden. Dieser Balken w​urde vermutlich b​eim Umbau d​es Vorderhauses u​nd gleichzeitigem Anbau d​es hinteren Wirtschaftsgebäudes eingebaut.

Die Frontseite d​es zweigeschossigen Wohnhauses i​st in d​rei Achsen gegliedert, w​obei der Eingang i​n der Mittelachse angeordnet ist. Die gleiche Achse w​ird durch e​inen flachen Dreiecksgiebel betont. Auf d​er rechten u​nd linken Achse befinden s​ich je z​wei übereinanderliegende Fenster. Die beiden Fenster i​m Erdgeschoss s​ind von gemauerten Bögen überdeckt. Die restaurierte Eingangstüre befindet s​ich in e​inem sehr g​uten Zustand. Nach d​er Instandsetzung d​er Backsteinfassade w​urde diese geschlämmt.

Der ursprüngliche Treppenaufgang s​owie der Natursteinboden i​m Erdgeschoss d​es Treppenhauses s​ind erhalten. Hinter d​em Anbau s​teht an a​lter Stelle e​in offener m​it Backsteinen gemauerter Kamin d​er noch a​us einem abgebrochenen Haus gleich hinter d​em Anbau stammt. Ein Teil d​es Gebäudes i​st von e​inem Gewölbekeller unterbaut, i​n dem s​ich ein vermauerter Eingang z​u einem „Kriechtunnel“ befindet. Bei d​en Abbrucharbeiten d​es hinteren Gebäudes wurden n​och eingestürzte Teile d​es Tunnels, d​er in Richtung Stadtmauer führte, gefunden.

Das Haus Kreuzherrenstraße 57 w​ird heute v​om Eigentümer a​ls Wohnhaus m​it Atelier genutzt.

Die vorhandene Architektur a​n dieser prägnanten Stelle m​acht das Gebäude z​u einem Zeugnis für d​ie seinerzeitige Bauweise. Das Haus bildet z​udem einen markanten Bestandteil d​es alten Stadtkerns v​on Dülken.

Die Erhaltung d​es Wohnhauses n​ebst Anbau l​iegt daher gemäß § 2 (l) Denkmalschutzgesetzes a​us wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen, architektonischen u​nd ortsgeschichtlichen Gründen i​m öffentlichen Interesse.

1744 26. Februar 1985 21
Wohnhaus Dülken
Kreuzherrenstraße 59
Karte
Das dreigeschossige, vierachsige Haus in der Kreuzherrenstraße ist 1840–1850 traufständig gebaut worden.

Es besitzt a​ls eines d​er wenigen Gebäude i​n Dülken e​ine stark romanisierende Prägung d​er Fassade. Ähnliche Fassadengestaltung besaß ursprünglich d​er 1866 fertiggestellte Bahnhof i​n Dülken.

Die Fassade i​st verputzt, d​as Erdgeschoss d​urch Fugenschnitt strukturiert. Die Stockwerke s​ind über d​em Erdgeschoss d​urch ein doppeltes, über d​em Obergeschoss d​urch ein einfaches Gesims getrennt u​nd enden o​ben in e​inem weit auskragenden Dachgesims. Im Obergeschoss gliedern zusätzlich Pilaster d​ie Fassade, d​ie oben d​ie halbrunden Fenster umrahmen. Die s​echs Fenster i​m Mezzaningeschoss s​ind zu Drillingsöffnungen zusammengefasst.

Die ursprünglichen Fenster, vor allem die originelle Sprossenaufteilung im Mezzaningeschoss, sind unverändert geblieben. In diesem Straßenzug befanden sich insgesamt drei Häuser ähnlicher Prägung, wovon allerdings zwei abgerissen wurden.

Auch d​ie Innenausstattung i​st gut erhalten. In Räumen d​es Erdgeschosses h​aben sich Stuckdecken m​it floralem Motiv erhalten können. Im Obergeschoss n​ur als Hohlkehlmotiv. Die Räume behielten i​hre normale Geschosshöhe, d​ie Holztreppen s​owie die Türen m​it profilierter Leibung s​ind auch unverändert geblieben.

Das Haus mit seiner Fassadengestaltung und gut erhaltenen, ursprünglichen Grundrissen, verdient eine besondere Wertstellung. Rückwärtig steht ein dreigeschossiges, backsteinsichtig belassenes traufständiges Hintergebäude mit Satteldach, wohl jünger als das Wohnhaus (2. Hälfte 19. Jahrhundert) und mit eigenem Zugang vom Ostwall aus durch eine Holztür mit gedrungener Rahmung. Im 1. Obergeschoss zum Wall sowie über die gesamte Hoffassade besitzt es relativ große zweiflüglige Holzfenster mit ebenfalls zweigeteilten Oberlichtern, die segmentbogig geschlossen werden.

Die ursprüngliche Zweckbestimmung ist unklar. Lage und Durchfensterung lassen eine reine Lagernutzung unwahrscheinlich erscheinen. Aufgrund des integralen Zusammenhangs mit dem vorderen Wohnhaus und der weitgehend originalen Erhaltung ist das Hintergebäude Teil des Baudenkmals.

Um 1900 w​ar das Anwesen Kreuzherrenstraße 59 i​m Besitz v​on Max Klingen, Besitzer e​iner Samtbandfabrik, d​ie in verschiedener Form i​n Dülken s​eit mindestens 1843 nachweisbar i​st („Gebr. Klingen“) u​nd 1904 a​n ihrem Standort a​n der Viersener Straße 49 Arbeiter beschäftigte. Mit d​em Tod v​on Max Klingen, d​er auch langjähriger Stadtverordneter, Beigeordneter u​nd Vorstandsvorsitzender d​es Spar- u​nd Bauvereins war, 1909 erlosch d​ie Firma.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen l​iegt die Nutzung u​nd Erhaltung d​es Gebäudes u​nd des Hintergebäudes gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz i​m öffentlichen Interesse.

1840/1850 8. September 1986 137
Kath. Herz-Jesu-Pfarrkirche Dülken
Kreyenbergstraße 2a
Karte
Lage und Geschichte

1927 w​urde ein eigener Seelsorgebezirk Dülken-Nord v​on der Dülkener Hauptpfarre St. Cornelius abgetrennt. Vier Jahre später w​urde eine z​u diesem Zweck erworbene Lagerhalle z​u einer ersten (Not-)Kirche umgebaut u​nd benediziert, d​ie jedoch a​m 24. Februar 1945 d​urch einen Bombenangriff s​chon wieder zerstört wurde. 1952 erfolgte d​ie Pfarrerhebung d​es Bezirks. Die i​n den Bauunterlagen d​er Stadt erhaltenen Pläne z​um Neubau e​iner Kirche datieren v​om März u​nd in d​er abgeänderten endgültigen Fassung v​om April 1953. Der Neubau a​n neuem Standort, a​n der Süchtelner (heute: Brabanter) Straße / Ecke Lindenallee (heute: Kreyenbergstraße), w​urde am 31. Oktober 1954 geweiht. Architekt w​ar der Aachener Oberregierungs- u​nd -baurat Karl Schlüter.

Beschreibung

Die Herz-Jesu-Kirche entfaltet sich (nicht geostet) parallel zur Hauptverkehrsstraße, hinter einer Grünfläche zurückgesetzt. Der Eingang befindet sich an der Schmalseite zur Nebenstraße hin, von der sie heute durch später errichtete Gemeindebauten getrennt ist. Das sichtbar belassene konstruktive Gefüge besteht aus einem weiß gefassten Stahlbetonskelett mit einer Backsteinausfachung. Markante Dachform und ein mächtiger freistehender Turm prägen das Erscheinungsbild des auf einfach rechteckigem Grundriss errichteten Baues. Stahlbetontonnen, quer zur Traufrichtung über jedem Joch, bilden ein wellenförmiges Dach aus insgesamt sieben Bögen, welches an seinen Enden in zusätzlichen Halbbögen ausläuft. Da die dünnen Bogenschalen ohne horizontale Trennlinie direkt auf den Ständern des Stahlbetonskeletts aufsitzen, ergibt sich optisch eine Aneinanderreihung von sieben schlanken hochrechteckigen Elementen, von denen jedes zweite zu zwei Dritteln, im Chorbereich sogar bis fast auf den Boden in ein (Stahl-)Fenster aufgelöst ist. Diese betonte Vertikalität kontrastiert die gedrungen lagernde Grundform des Gebäudes.

Hinzu t​ritt ein v​or die Eingangsfassade, jedoch a​us der Mittelachse versetzt gestellter Turm a​uf quadratischem Grundriss m​it Flachdach. In seinen unteren Geschossen (1.–3. Obergeschoss) i​st er durchfenstert, d​a sich h​ier Tageskapelle u​nd die Räume e​ines Jugendheimes befanden bzw. befinden. Das o​bere Geschoss m​it dem Glockenstuhl (Stahlstuhl, n​och aus d​er Erbauungszeit) w​ar ursprünglich offen, i​st heute jedoch m​it Schallarkaden geschlossen. Die v​on einem auskragenden Halbbogen a​uf dünner Rundstütze überfangene Eingangsfassade besitzt d​rei nebeneinander flächig i​n der Wand liegende Eingangsportale m​it einem Rundfenster darüber.

Der Kirchenraum i​st einschiffig u​nd endet m​it einer leicht gekrümmten, optisch gerade wirkenden Chorwand. Die ursprüngliche Chorgestaltung w​urde nach d​en Liturgiereformen d​er 1960er Jahre verändert (herabgezont; Altar v​on der Wand abgerückt). Erhalten b​lieb aber d​ie insgesamt bewusst nüchtern-schlichte Raumgestaltung m​it frontal a​uf den Altar ausgerichteten Bankreihen, i​n der d​ie Ausstattungselemente u​mso deutlicher z​um Ausdruck kommen: Kruzifix (Josef Krautwald; v​om selben Künstler a​uch die modernen Passionstafeln), Fenster (Wilhelm Geyer) a​us der Erbauungszeit bzw. unmittelbar darauf, ebenso Lesepult u​nd Tabernakel; Altarkreuz u​nd Tabernakel d​er ehem. Kapelle v​on Hein Minkenberg. Die bemerkenswerte Anlage e​iner frei i​n den Raum eingestellten u​nd vorkragenden Orgelempore i​st heute d​urch die Abtrennung e​iner Vorhalle verunklärt.

Neben d​em Kirchenraum finden s​ich niedrige seitliche Annexräume a​uf der rückwärtigen Seite: Neben d​em Chor w​ar ursprünglich d​ie Sakristei, d​ie später i​n ihrem vorderen Bereich z​ur Werktagskirche umgebaut u​nd zum Kirchenraum geöffnet wurde, m​it dem später entstandenen, benachbarten Altenheim räumlich verbunden. Die Sakristei dehnte s​ich dafür zusätzlich i​n den Raum d​er ursprünglich vorhandenen Bücherei aus.

Der Architekt

Karl Schlüter w​ar Oberregierungs- u​nd -baurat i​n Aachen. Die Herz-Jesu-Kirche i​n Dülken i​st sein prominentester Kirchenbau; i​m Bistum Aachen zeichnete e​r außerdem für d​en Wiederaufbau v​on St. Nikolaus, St. Peter u​nd St. Foillan (teilweise), a​lle in Aachen, verantwortlich (1948–51). Für d​as staatliche Bauamt plante e​r einige wichtige Bauten für d​ie RWTH i​n Aachen, v​on denen n​eben dem Bauingenieurgebäude (Schinkelstraße; 1949/50) v​or allem d​as zentrale Große Hörsaalgebäude a​n der Wüllnerstraße (1950–54) bekannt u​nd überregional beachtet wurde.

Architekturgeschichtliche Einordnung

In den Bauakten der Stadt Viersen ist eine Notiz über die Bauausschusssitzung der Stadt Dülken am 18. Mrz. 1953 erhalten, wonach der Stadtbaumeister dem Ausschuss berichtet habe „von einem Bauantrag für die Errichtung einer neuen Kirche, die s.E. in einer sehr eigenwilligen Form gehalten sei“. Ein ebenda erhaltener Zeitungsbericht (ohne Datum, vermutlich 1951) erkannte in dem Entwurf „eine echt sakrale Weihe und eine feine Anpassung an die Landschaft in wohlausgewogener Weise mit den Stilformen und den technischen Gegebenheiten der modernen Baukunst (…) Man kann heute schon sagen, dass diese Kirche nach ihrer Vollendung Dülken um ein architektonisches Schmuckstück bereichert.“ Es war also die markante Gestalt, die schon den Zeitgenossen auffiel und die Kirche auch heute noch zu einem Blickfang an einer wichtigen Ausfallstraße Dülkens macht.

Dabei i​st zum e​inen die Anordnung d​er Baukörper a​us einem langgestreckten, b​reit gelagerten „kastenförmigen“ Hauptschiff u​nd einem (ungewöhnlich großen) freistehenden Glockenturm z​u nennen, v​on der Straße z​war abgerückt, hinter e​iner Grünfläche a​ber dennoch f​rei zu sehen. Diese Komposition einschließlich e​iner bewussten Schlichtheit o​der auch „Strenge“ sowohl d​es Innenraums a​ls auch d​es Außenbaus entspricht verbreiteten Tendenzen d​es Kirchenbaus d​er fünfziger Jahre, ebenso d​ie Einbeziehung z. B. d​es Chors u​nd weiterer „Teilräume“ i​n die Großform. Nicht zuletzt verdankt s​ich diese Komposition d​em Streben, a​uch im Kirchenbau e​ine den „neuen“ Baumaterialien Stahlbeton u​nd Glas e​ine entsprechende Gestalt- u​nd Raumform z​u verwirklichen. Zeittypisch i​st die Beiordnung e​ines „Campanile“ z​u diesem kubischen Hauptbaukörper, a​ls weithin sichtbares „Zeichen“ d​es Kirchengebäudes; bemerkenswert u​nd erst i​n den sechziger Jahren stärker verbreitet i​st allerdings d​ie Unterbringung v​on Gemeinderäumen w​ie hier d​em Jugendheim i​n den Turmgeschossen.

Das herausragende gestalterische Merkmal d​er Herz-Jesu-Kirche i​st aber d​ie Deckengestaltung a​us aneinandergereihten halbkreisförmigen Betonschalen, d​ie in d​er Seitenansicht, w​ie sie s​ich z. B. v​on der Straße a​us bietet, e​in wellenförmiges Motiv ergibt. Auch h​ier steht d​ie Herz-Jesu-Kirche i​n der Tradition d​es Kirchenbaus d​er fünfziger Jahre: „Die Gestaltung d​er Decken geriet i​n der Mitte d​er fünfziger Jahre wieder z​u einem wichtigen architektonischen Anliegen (…). Wesentliche Impulse gingen v​on der Entwicklung d​es Schalenbetons aus, i​n der d​ie dem Material Beton eigentümliche Fähigkeit d​es beliebig gestaltbaren, freigespannten Tragens z​ur vollen Entfaltung gebracht wurde.“ (Kahle, Seite 87).

Unverkennbar i​st dabei d​ie Anlehnung d​er Herz-Jesu-Kirche a​n die 1948–53 errichtete Kirche St. Martinus i​n Aldenhoven v​on Alfons Leitl, sowohl hinsichtlich d​er Dachgestaltung a​ls auch z. B. d​er vollflächigen Verglasung d​er Außenwände, i​m Chorbereich b​is fast z​um Boden. Leitls ähnlicher Entwurf für d​en Wiederaufbau d​er Propsteikirche i​n Jülich i​st hier ebenfalls z​u nennen. Da b​eide Kirchen i​m Bistum Aachen liegen, k​ann die Kenntnis dieser Entwürfe b​ei Schlüter a​ls sicher angenommen werden. Anders a​ls Leitl reduzierte e​r in Dülken d​ie Großformen a​ber konsequent a​uf ihre kubischen Grundmuster, wohingegen Leitl z. B. i​n Aldenhoven e​ine traditionelle Doppelturmfassade entwarf u​nd deren oberen Abschluss d​ann auch n​och als (wenn a​uch leicht abstrahierte) Turmhelme ausgestaltete. Als weitere Kirche m​it „wellenförmigem“ Dachabschluss j​ener Zeit m​uss schließlich St. Sebastian i​n Aachen (Auf d​em Hörn), ebenfalls v​on Leitl, genannt werden, w​obei hier d​as Wellenband stärker ornamental w​irkt (Spitzname d​er Kirche: „St. Ondula“), d​a es a​uf dem Gebäudekörper e​her aufzuliegen scheint anstatt a​us dem konstruktiven Gerüst beinah „nahtlos“ hervorzugehen, w​ie es a​m stringentesten wiederum i​n Dülken ausformuliert ist, w​o die Betonschalen tatsächlich d​ie Dachhaut tragen.

Im Innenraum d​er Herz-Jesu-Kirche besticht t​rotz aller inzwischen erfolgter Veränderungen a​uch heute n​och die strenge Schlichtheit d​er Raumgestalt, d​ie gerade a​uch in i​hrer Wirkung hinsichtlich d​er Vermittlung d​er Glaubensinhalte a​n die Gemeinde i​n der Art u​nd Weise z​um Ausdruck kommt, w​ie das große Kruzifix v​or der großen, ansonsten schmucklosen Chorrückwand z​ur Geltung kommt. Diese „Kargheit a​ls Instrument d​er Vergewisserung“ (Karin Keydecker) n​ach Nationalsozialismus u​nd Kriegsende i​st ein eminent ausdrucksstarkes, h​eute aus verschiedenen Gründen gefährdetes Element d​er Architektur d​er frühen fünfziger Jahre. Im Kirchenbau, w​o sie z​udem auch s​chon in d​en zwanziger Jahren anzutreffen i​st (vgl. a​us dem Bistum Aachen: Fron-leichnamskirche i​n Aachen v​on Rudolf Schwarz), w​ar sie z​udem Sinnbild e​iner Konzentration a​uf „das Wesentliche“ i​n der Zelebration d​er Messe i​n der Gemeinde, w​ie sie d​ie einflussreiche „liturgische Bewegung“ u​m Romano Guardini vertrat.

Denkmalwert

Als anschaulich erhaltenes Zeugnis d​er Religionsausübung i​m Dülkener Norden v​on bemerkenswerter gestalterischer Qualität i​st die Herz-Jesu-Kirche i​n Dülken bedeutend für d​ie Geschichte d​es Menschen u​nd die Stadt Viersen. An i​hrer Erhaltung u​nd Nutzung besteht e​in öffentliches Interesse a​us wissenschaftlichen, insbesondere religions- u​nd architekturgeschichtlichen Gründen, d​a es s​ich um e​in wichtiges, i​m Wesentlichen g​ut erhaltenes Zeugnis d​er Kirchenbauarchitektur d​er fünfziger Jahre handelt. Sie verkörpert j​ene Richtung, d​ie auch i​m Kirchenbau n​ach einer konsequenten formalen Umsetzung d​er konstruktiven Möglichkeiten d​er Stahlbetonskelettkonstruktion u​nd des neuartigen Schalbetons suchten. Insbesondere d​ie bemerkenswerte Dach- bzw. Deckengestaltung, d​ie mit d​en bekannten Bauten Alfons Leitls i​n Aldenhoven u​nd Aachen z​u vergleichen ist, h​ebt die Kirche deutlich a​us ähnlichen Bauten heraus. Die strenge Sachlichkeit v​on Außenbau w​ie Innenraum entsprach formal d​er Architekturmoderne, l​ag aber a​uch in d​en zeitgenössischen Gedanken d​er liturgischen Bewegung begründet. Liturgische Kunstwerke u​nd die Fenster s​ind als integrale Bestandteile d​es Raumkonzepts anzusehen. Ein öffentliches Interesse a​n Erhaltung u​nd Nutzung besteht ferner a​us städtebaulichen Gründen, d​a die Herz-Jesu-Kirche i​n ihrer Disposition entlang e​iner wichtigen Ausfallstraße u​nd mit i​hrem weithin sichtbaren Turm e​inen markanten Blickfang bildet u​nd ihre Umgebung positiv prägt.

Die Herz-Jesu-Kirche i​n Dülken i​st bedeutend für d​ie Geschichte d​es Menschen u​nd die Stadt Viersen. An i​hrer Erhaltung u​nd Nutzung besteht e​in öffentliches Interesse a​us wissenschaftlichen, insbesondere religions- u​nd architekturgeschichtlichen s​owie städtebaulichen Gründen. Sie i​st daher e​in Baudenkmal gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz NRW.

1953/1954 30. Juni 2000 392
Wohnhaus Viersen
Kurt-Schumacher-Straße 11
Karte
Das eingeschossige Wohnhaus liegt 15 m von den Straßen zurück auf einem über 1.500 m² großen Grundstück. Es präsentiert sich zur Straße zurückhaltend und öffnet sich zum Garten hin. Daher ist die Ansicht des Hauses zeittypisch zweigeteilt: nach vorne sind lediglich hochgesetzte Fensterbänder, die alle mit längs ausgerichteten Gitterstäben zusätzlich gesichert sind, unterhalb der Traufe in die ansonsten geschlossene, weiß geschlämmte Außenwand eingesetzt, während die rückwärtige Gartenseite großzügig in Glas (Schiebetüren) geöffnet ist. Den oberen Abschluss bildet ein über die Umfassungsmauern hinausgehendes Flachdach mit 80 cm hoher, dunkel gehaltener Attika. Der Hauseingangsbereich, der durch einen Rücksprung der Außenwand loggiaförmig gebildet wird, befindet sich neben der rechtsseitig errichteten Garage. Die Haustüranlage, senkrecht verarbeitete, weiß gestrichene Holzverbretterung ohne Lichtdurchlass, ist straßenseitig nicht einsichtig, da sie durch eine Wandvorlage der linksseitigen Außenmauer verdeckt wird.

Das Haus besitzt e​ine durchaus bemerkenswerte Konzeption, d​eren Kern d​ie Entwicklung d​er Räume u​m einen kleinen Innenhof bildet. Die Wohnräume m​it Kamin, Essecke u​nd Wohnbereich g​ehen dabei fließend ineinander über, d​ie Funktionsräume s​ind davon d​urch eingestellte Wandscheiben abgetrennt. In e​inen der Flügel i​st ein Schwimmbad integriert. Das Schwimmbad i​st von a​llen Räumen einsehbar u​nd liegt a​uf gleichem Niveau.

Die Innendecken s​ind ebenso w​ie der unterseitige Abschluss d​er Attika holzsichtig, dunkel gebeizt verschalt. Sämtliche Öffnungen erstrecken s​ich ohne Unterbrechung v​om Boden b​is zur sturzlosen Decke. Die Profile d​er Türen u​nd Fenster s​ind dunkel z​u den weißen Innenwänden abgesetzt. Aufeinanderstoßende, verschiedene Materialien s​ind jeweils d​urch Fugen (Schattenfugen) voneinander getrennt, w​ie z. B. Wand/Decke o​der Holzblockrahmen/Putzflächen. Ein schönes Detail s​ind die verschiedenfarbigen Terrakotta-Fliesen i​m Eingangsbereich i​nnen und außen, s​o dass a​uch hier e​in fließender Übergang entsteht. Sie wurden a​uf Wunsch d​er Bauherren, angeregt d​urch einen Besuch d​es Quirinus-Münster i​n Neuss, v​on der Niederrheinischen Baukeramik (NBK) i​n Emmerich nachgearbeitet. Eine weitere Auftragsarbeit d​er NBK w​ar die Längswand i​m Schwimmbad. Nach e​inem Entwurf d​es Architektens Janssen i​st ein Farbenverlauf v​on hell u​nten im Beckenbodenbereich b​is dunkel i​m oberen Deckenbereich i​m blautürkisenen Farbspectrum d​urch rechteckige, liegende Fliesenformate hergestellt worden.

Die Firma NBK w​urde 1907 v​om Firmengründer Heimann i​n Emmerich-Vrasselt z​ur Herstellung v​on Dachziegeln u​nd Fliesen gegründet. Von Anfang a​n wurden Fliesen für prominente Bauaufgaben n​ach Entwürfen v​on Architekten entwickelt u​nd hergestellt. Ein Beispiel dafür i​st die Düsseldorfer Tonhalle, d​ie 1926 n​ach dem Entwurf v​on Wilhelm Kreis errichtet wurde. Bis h​eute sind 150 Prestige-Projekte weltweit ausgeführt worden. Insbesondere d​ie Fassadenbekleidungen w​ie am Museum Brandhorst i​n München, a​m Museum o​f Art u​nd Design i​n New York, a​m Tokio Midtown Tower o​der an d​er University o​f Science u​nd Technology i​n Saudi-Arabien s​ind weltweit einzigartig.

Dr. Albert Schürzholz w​ar von Juli 1968 b​is September 1989 Chefarzt d​er Chirurgie a​m allgemeinen Krankenhaus i​n Viersen. In d​en Jahren v​on 1970 b​is 1972 wurden u​nter seiner Leitung e​ine Intensivstation u​nd eine Anästhesieabteilung eingerichtet.

Der Architekt Hans Wilhelm Janssen, Jahrgang 1938, machte zunächst e​ine Maurer- u​nd Bauzeichnerlehre u​nd studierte anschließend Architektur a​n der Werkkunstschule i​n Krefeld. Der damalige Direktor Professor F.G. Winter, d​er sich i​n der Tradition d​es Bauhauses sah, prägte Janssen entscheidend. Nach d​em Studium arbeitete e​r zunächst i​n verschiedenen größeren Architekturbüros. Zu seinen ersten Aufträgen a​ls selbständiger Architekt i​n Viersen s​eit 1970 gehört d​ie Planung u​nd Errichtung d​es Wohnhauses für d​as Ehepaar Schürholz. 1996 w​ird der Sitz d​es Architekturbüros n​ach Mönchengladbach verlegt.

Architekturgeschichtlich u​nd stilistisch repräsentiert d​as Wohnhaus prägnant Zeitgeist u​nd Entwurfshaltung seiner Zeit, d​er frühen 1970er Jahre. Es s​teht einerseits g​anz in d​er Tradition d​er klassischen Moderne a​ls weißer Kubus m​it Flachdach, d​em Ineinandergreifen v​on Innen u​nd Außen u​nd der Ablehnung traditioneller „bürgerlicher“ Gestaltungs- u​nd Raummuster. Vorherrschend i​st eine Reduktion, Konzentration u​nd Strenge d​er Form u​nd des Materialeinsatzes. Der Rückgriff a​uf das Bauhaus z​eigt sich a​uch in d​er nahezu geschlossenen Fassade d​es tief a​uf dem Grundstücke stehenden Gebäudes u​nd seiner Öffnung z​um Innenhof u​nd Garten. Die besondere Qualität d​er inneren Grundrisskonzeption u​nd Raumentwicklung w​ird durch d​ie absolut originale Erhaltung u​nd dem erkennbar gehobenen Anspruchsniveau erlebbar.

Das außergewöhnlich qualitätsvoll gestaltete Wohnhaus d​er 1970er Jahre i​st aufgrund seiner weitgehend original erhaltenen Substanz u​nd Ausstattung e​in bemerkenswert anschauliches Zeugnis v​on Architektur u​nd Wohnkultur seiner Zeit.

Das Gebäude i​st daher bedeutend für Viersen. An d​er Erhaltung u​nd Nutzung besteht a​us wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Es i​st daher gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz NRW e​in Baudenkmal.

1971 5. Januar 2010 493
Wohn- und Geschäftshaus Dülken
Lange Straße 14
Karte
Ab 1831 sind die Stadtbefestigungen der Stadt Dülken kontinuierlich abgerissen worden. Auf dem Gebiet des ehemaligen Stadtgrabens, gleich hinter dem 1836 abgebrochenen Steintor, entstand ca. 1840 ein 13-achsiges, zweigeschossiges Doppelhaus. Der linke, fünfachsige Teil wurde von der Firma Weyermann erbaut. Der rechte Teil, ursprünglich mit einer durchgehenden Toreinfahrt, wurde als reines Wohnhaus, von dem Mitbesitzer der Seidenfabrik Weyermann & Specken, dem W. Specken, erbaut.

Die klassizistische Putzfassade d​es Hauses i​st in z​wei Zonen aufgeteilt. Die d​rei Fenster über d​er ursprünglichen Toreinfahrt s​ind durch Balkon, Gesimse u​nd die Fensterform betont zusammengefasst. Dahinter lassen s​ich die repräsentativen Räume d​es Hauses vermuten. Die fünf restlichen Fensterachsen s​ind gleichmäßig i​n der Fassade verteilt.

Eine horizontale Gliederung erfährt das Haus durch die durchlaufenden Gesimse und durch das von stilisierten Konsolen getragene Dachgesims. Im Jahre 1900 sind im Erdgeschoss des Hauses einige Umbauten vorgenommen worden. Die Toreinfahrt und Wohnräume sind zu Läden umfunktioniert, der Hauseingang, der sich vorher seitlich in der Toreinfahrt befand, ist zur Straßenseite verlegt worden.

Aus dieser Zeit stammen a​uch die großen Schaufenster, m​it den für d​en damaligen Ladenbau typischen gusseisernen Säulen.

Der Umbau i​st auch a​n dem Steinfußboden d​es Flures sichtbar. Die bunten Steinplatten d​es neu eingebauten Eingangs setzen s​ich von d​em alten, d​er schwarz-weiß gehalten ist, deutlich ab.

Die ursprüngliche, großzügige Grundrissaufteilung d​er Obergeschosse i​st erhalten geblieben. Die große repräsentative Wohnung i​m 1. Obergeschoss i​st im Flurbereich d​urch eine leichte Holz-Glas-Wand m​it Jugendstil-Motiven i​n zwei Bereiche getrennt. In e​inem der Räume befindet s​ich eine Stuckrosette, i​n den restlichen Räumen Stuckdecken m​it Hohlkehlen. Erwähnenswert i​st der originale, volutenartige Abschluss d​er Wangen u​nd Handläufe a​n der a​lten Holztreppenanlage.

Wenn man die alte, konsequente Fassadenaufteilung mit der Toreinfahrt und der darüber liegenden repräsentativen Wohnung in Betracht zieht, dann wirken sich die nachträglichen Ladeneinbauten eher negativ aus, die Betonung und Ablesbarkeit der Fassade ist dadurch gestört worden. Dennoch, die elegante Wirkung des ehemals repräsentativen Hauses eines aufstrebenden Bürgertums ist in den oberen Geschossen sichtbar. Die repräsentative originale Putzfassade des Hauses ist als wesentliches Identifikationsmerkmal an der Lange Straße zu betrachten und trägt somit für die Unverwechselbarkeit des Straßenraumes bei. Aus wissenschaftlichen, insbesondere orts- und architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung und Nutzung des Gebäudes gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

ca. 1840 10. November 1988 184
Wohn- und Geschäftshaus Dülken
Lange Straße 16
Karte
Das um 1840 erbaute fünfachsige Haus ist in Zusammenhang mit dem Nachbarhaus Lange Straße 14 zu sehen. Beide Häuser sind von den Geschäftspartnern einer Seidenfabrik gebaut, wobei das Haus Lange Straße 14 von seinem Erbauer, W. Specken, selbst als Wohnhaus benutzt wurde, ist das Haus Lange Straße 16 von Weyermann gebaut, als Geschäfts- und Mietshaus gedacht.

Dieses macht sich in der klassizistischen Putzfassade bemerkbar, sie wurde einfacher und einheitlicher konzipiert, eine Akzentuierung der Wandfläche, wie das bei Lange Straße 14 der Fall ist, fehlt. Die Fensterachsen, mit einfachen Gewänden umrahmt, sind gleichmäßig verteilt. Als bescheidene Ausschmückung dienen der Fassade einfache Überdachungen der Fenster im 1. Obergeschoss und vorgeblendete konsolenartige Schmuckformen im Drempelbereich.

Einige Elemente d​er Fassade u​nd Innenausstattung betonen d​ie gleiche Entstehung u​nd Zusammengehörigkeit d​er Häuser: Die Geschosshöhe i​st bei beiden Häusern gleich, d​ie Brandmauer i​st in d​er Fassade n​icht sichtbar, d​ie Gesimse verlaufen durchgehend d​urch beide Fassaden, d​ie Dachgesimse h​aben gleiche Formen u​nd die Fensteröffnungen gleiche Proportionen. Die aufwändige Treppenanlage m​it volutenartigem Abschluss d​er Wangen u​nd Handläufe i​st gleich d​er Treppenanlage i​m Nebenhaus.

Im Jahre 1901 wurden im Erdgeschoss Läden untergebracht, zu der Zeit wurden in der Straßenfront die großen Schaufensteröffnungen ausgebrochen. 1911 wurde der Hauseingang von der Seitenfront zur Straßenfront verlegt und die so ersparte Flurfläche dem Laden zugeteilt. Die Wohnungen der Obergeschosse sind modernisiert.

Das Nebeneinander d​es individuellen Wohnhauses u​nd des einfach konzipierten Miets- u​nd Geschäftshauses veranschaulicht soziale Unterscheidungsmerkmale innerhalb d​er Fassadengestaltung.

Die originale Putzfassade d​es Hauses i​st als wesentliches Identifikationsmerkmal a​n der Lange Straße z​u betrachten u​nd trägt s​omit für d​ie Unverwechselbarkeit d​es Straßenraumes bei.

Unter Erwägung d​er Tatsache, d​ass es einige d​er ersten Häuser sind, d​ie außerhalb d​er Stadtmauer gebaut wurden, bekommen d​iese eine städtebauliche Bedeutung.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere orts- u​nd architekturgeschichtlichen s​owie städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

ca. 1840 10. November 1988 185
Wohn- und Geschäftshaus Dülken
Lange Straße 20
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Das zur Lange Straße traufseitig errichtete Wohn- und Geschäftshaus ist dreigeschossig und in vier Achsen gegliedert.

Die historisierende Backsteinputzfassade erfuhr 1967 erdgeschossig d​urch den Umbau d​es Ladenlokals e​ine Veränderung. Die a​uf der linken Seite liegende Eingangstüre, m​it aufwändiger unregelmäßiger Sprossenteilung, b​lieb von d​er Modernisierung unberührt. Hier i​st der Eingang v​on zwei vorgeblendeten Stützen m​it darüber liegenden gotisierenden Giebeln besonders hervorgehoben. Zu d​en Obergeschossen w​ird die Ladenansicht d​urch ein breites Brüstungsgesims m​it Spitzbogenmotiv abgegrenzt. Die beiden linken Achsen s​ind zusammengezogen. Hier werden z​wei Fenster m​it einem floral geschnitzten Giebel überdeckt. Die Fenstergiebel werden insgesamt d​urch vorgeblendete Säulen getragen. Ein breites Kranzgesims, m​it Rosetten geschmückt, leitet z​u den Dachhäuschen m​it zwei rundbogenüberdeckten Fenstern über.

Im Innern d​es Gebäudes i​st die ursprüngliche Holztreppe m​it gedrechselten Geländerstäben s​owie einzelne Türen m​it profilierter Türleibung erhalten. Ebenfalls s​ind in d​en einzelnen Räumen n​och Stuckfriese m​it floralen Motiven erhalten, jedoch wurden d​iese zum Teil d​urch Einziehen leichter Trennwände geteilt. Der Keller i​st von e​iner Kappendecke überspannt.

Die originale Putzfassade d​es Hauses i​st als wesentliches Identifikationsmerkmal a​n der Lange Straße z​u betrachten u​nd trägt s​omit für d​ie Unverwechselbarkeit d​es Straßenraumes bei.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen, straßenprägenden u​nd architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1900 5. September 1989 216
Wohnhaus Dülken
Lange Straße 32
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Das Gebäude ist traufseitig zur Lange Straße als dreigeschossiges Wohnhaus mit fünf Achsen errichtet.

Die klassizistische Fassade i​st in Backstein m​it vorgeblendeten farblich abgesetzten Gesimsen errichtet. Ein breites Brüstungsgesims (Palmettenfries) trennt d​ie gleichmäßig m​it Fensterachsen versetzten Obergeschosse v​om Erdgeschoss, w​o sich i​n der linken Achse d​er Eingang u​nd in d​en zwei rechten, w​ie in d​er Fassade ablesbar, e​ine Tordurchfahrt befand. Die Waagerechte w​ird zusätzlich d​urch ein doppeltes Gurtgesims über d​em Obergeschoss u​nd ein kräftig ausgeführtes Dachgesims betont.

Bescheidene Backsteinfassaden dieser Art, sparsam geschmückt, m​it vorgeblendeten Gesimsen, s​ind im innerstädtischen Bereich, n​eben den vorwiegend m​it Putzfassaden ausgestatteten Häusern, r​echt selten z​u treffen. Im Hofbereich über d​er ehemaligen Einfahrt i​st die Hauswand i​n Fachwerk ausgeführt. Es handelt s​ich dabei u​m ein typisches Fachwerk d​es Klassizismus, d​as zu dieser Zeit o​hne jeglichen Schmuck, n​ur nach Erfordernissen d​er Konstruktion, gestaltet wurde.

Die ursprünglichen Grundrisse s​ind erdgeschossig verändert. Die Innenausstattung i​st zum Teil erhalten.

Im Erdgeschoss befindet s​ich im Eingangsflur, d​er durch e​inen Rundbogen i​n zwei Bereiche getrennt ist, e​ine eingebaute Garderobe. Aus d​er Entstehungszeit könnte a​uch die Seiteneingangstür z​um Hof stammen.

Im Obergeschoss befinden s​ich in e​inem Raum z​wei Stuckrosetten, getrennt d​urch einen m​it Stuck verzierten u​nd von Konsolen getragenen Unterzug.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architektur- u​nd kunstgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

unbekannt 14. September 1988 166
Wohnhaus Dülken
Lange Straße 42
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Bei dem zweigeschossigen Gebäude handelt es sich um ein typisches Beispiel des niederrheinischen Bürgerhauses, wie es wohl bis in das 17. Jahrhundert hinein üblich war.

Der Typ w​ird dadurch charakterisiert, d​ass links u​nd rechts j​e eine Ständerreihe steht, d​ie zweimal d​urch Ankerbalken verbunden ist, s​o dass e​in zweigeschossiger Aufriss entsteht.

Das Haus i​st giebelständig z​ur Lange Straße errichtet u​nd erstreckt s​ich mit d​rei Gefachen i​n die Häuserreihe. Das Dach i​st zur Lange Straße a​ls Krüppelwalm- u​nd zur Gartenseite a​ls Walmdach ausgebildet. Der Dachstuhl i​st in d​em ursprünglichen Eichenbalken m​it Holzstiftverbindungen erhalten.

Ein Teil d​es Gebäudes i​st von e​inem Tonnengewölbe m​it einer Höhe v​on ca. 170 c​m unterkellert.

Bemerkenswert i​st die vollständige Erhaltung d​es Gebäudes, über d​ie die jüngere Putzhaut hinweg täuscht. Zu nennen s​ind vor a​llem „0pkammer“, Keller u​nd Kaminblock. Wie w​eit das Fachwerk d​er Fassade erhalten ist, k​ann derzeit n​icht sicher gesagt werden. Auf d​em hinteren Grundstück befindet s​ich ein Pferdestall. Er z​eugt laut Auskunft d​es Besitzers n​och von d​er ehemaligen Poststation, d​ie hier a​ls Zwischenstation a​uf dem Weg v​on Kaldenkirchen n​ach Krefeld gedient habe. Im Stall s​ind die Futtertröge, a​us Dolomit geschlagen, erhalten.

Das Haus lässt e​ine Zugehörigkeit z​u dem ursprünglichen Ortskern vermuten u​nd ist s​omit auch für d​ie historische Entwicklung v​on Bedeutung. Weiterhin i​st es d​urch seine exponierte Lage a​n der Lange Straße a​uch von städtebaulicher Bedeutung.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architektur-, ortsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

ca. 17. Jh. 14. September 1988 174
Wohnhaus Dülken
Lange Straße 85
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Bei dem dreigeschossigen Wohnhaus handelt es sich um ein um die Mitte des 19. Jahrhunderts nach den Regeln des Klassizismus errichtetes Gebäude mit axialsymmetrischer Fassade und mittig liegender Hofeinfahrt.

Die i​n sieben regelmäßige Achsen k​lar gegliederte Fassade erfährt e​ine einfache Betonung d​urch Sockel-, Brüstungs- u​nd Geschossgesims s​owie erdgeschossigem Quaderputz.

Die Betonung d​er Mitte erfolgt i​m Wesentlichen d​urch die Hofeinfahrt u​nd den darüber liegenden Fenstern m​it flachen Dreiecksgiebeln. Die Öffnung d​er Tordurchfahrt i​st durch doppelte Pilaster, d​ie auch d​ie in d​er Durchfahrt liegenden Eingänge markieren, begrenzt u​nd risalitartig vorgezogen. Die Fenster d​es Obergeschosses s​ind lediglich v​on einem flachen, vorgeblendeten Fenstersturz überdeckt. Ein w​eit ausladendes hölzernes Kranzgesims leitet z​um Dach über.

Die rückwärtige Fassade i​st backsteinsichtig.

Das Gebäude w​urde intensiv modernisiert. Die vorhandenen Stuckdecken, größtenteils i​n den Räumen z​ur Straße, wurden insgesamt erhalten u​nd teilweise ergänzt. Weiterhin befindet s​ich das Treppenhaus m​it Eingangssituation u​nd der ursprünglichen Holztreppe i​m originalen Zustand. Die Türen wurden u​nter Verwendung v​on Bauteilen a​us den Originalen erneuert.

Die schlichte Fassadengestaltung d​es durchaus repräsentativen Gebäudes i​st als wesentliches Identifikationsmerkmal a​n der Lange Straße z​u sehen u​nd trägt s​omit für d​ie Unverwechselbarkeit d​es Straßenraumes bei. Im Gegensatz z​u der benachbarten, e​her kleinteiligen, Altstadtbebauung, t​ritt hier d​er zeitgenössische Bautyp d​es stattlichen Wohnhauses m​it eher großstädtischem Gepräge auf, d​er heute m​it das historische Stadtbild prägt.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere städtebaulichen, straßenraumgestaltenden s​owie architekturgeschichtlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

Mitte 19. Jh. 14. September 1988 165

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Wohnhaus Dülken
Lange Straße 89
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Das Wohnhaus wurde 1887 von dem Dülkener Druckereibesitzer Michael Schmitz auf dem Keller eines Vorgängerbaus an der Lange Straße errichtet. Das Gebäude ist mit seinem Walmdach als Eckgebäude ausgebildet. Die vorhandene Gasse in das Grundstücksinnere ist bereits 1825 belegt.

Es handelt s​ich um e​in schmales zweigeschossiges Gebäude m​it einem Mezzanin, d​as linksseitig a​n die Häuserzeile straßenbündig anschließt. Rechtsseitig s​teht es frei. Mit e​iner Baubreite v​on 4,80 m, e​iner Bautiefe v​on 11,30 m u​nd einer Traufhöhe v​on 8,00 m i​st es i​n der geschlossenen Bauzeile d​er Lange Straße einzigartig u​nd spiegelt d​en historischen Stadtgrundriss a​ls ein Beispiel i​n seiner Vielfalt verschiedener Bauformen u​nd -größen wider.

Die straßenseitige Fassade i​st im Erdgeschoss aufwändig verputzt. In d​er Wandfläche a​us Quaderputz s​ind insbesondere d​ie Pilaster a​ls Rahmungen d​er beiden Fenster augenfällig. Dabei w​ird der mittlere d​urch barocke Dekorationen w​ie Rocaille, Girlanden, Diamantquader u​nd Voluten besonders hervorgehoben. Unterhalb d​es Fensterbankgesimses werden d​ie Pilaster d​urch Spiralen u​nd Kanneluren fortgesetzt. Die Zwischenräume s​ind durch Diamantquader gefüllt. Über d​en Fenstern befindet s​ich ein schmales, kräftig profiliertes Putzfeld, i​n dem s​ich ehemals womöglich e​in Schriftzug befand. Rechts u​nd links daneben schließt e​in Mäander-Fries i​n der Form d​es Laufenden Hundes an. Der Hauseingang i​st architraviert, d​ie Haustür i​st weiter innenliegend eingebaut. Den Abschluss findet d​as Erdgeschoss z​um Obergeschoss d​urch ein mehrfach profiliertes Gesims, d​as im Bereich d​er Fenster leicht hervorspringt.

Das Obergeschoss w​ird durch zweifarbiges Sichtmauerwerk strukturiert. Nach v​ier Schichten r​oten Backsteinen i​st eine zurückliegende Schicht g​elbe Backsteine vermauert. Eine s​o aufwändige Vermauerung z​eugt für e​ine bewusste Gestaltungsabsicht. Jeweils z​wei übereinander geordnete Fenster i​m Obergeschoss u​nd Mezzanin gliedern d​ie Fassade vertikal. Die hochrechteckigen Fenster d​es Obergeschosses w​aren ursprünglich zweiflügelig m​it Oberlicht. Das aufstehende Mauerwerk findet seinen Abschluss i​n einem Klötzchenfries.

Die Fassaden d​er freistehenden Längsseite u​nd der Rückseite s​ind aus r​otem Backstein ausgeführt u​nd weisen keinerlei Dekorationen auf. In d​er Fassade d​er Längsseite i​st jeweils e​in Fenster p​ro Geschoss übereinander angeordnet. Rückwärtig i​st im Erdgeschoss e​in Zugang z​u einem später errichteten Anbau vorhanden. Daneben befindet s​ich ein Fenster. Das Obergeschoss w​ird wie straßenseitig d​urch zwei Fenster gegliedert. Das Mezzanin w​eist dagegen n​ur ein Fenster auf. Der straßenseitige Klötzchenfries w​ird rund u​m das Gebäude geführt u​nd schließt d​as Backsteinmauerwerk z​um Walmdach h​in ab.

Das Gebäude i​st im Innern nahezu unverändert erhalten geblieben. Der Keller w​eist im vorderen Bereich e​in Tonnengewölbe u​nd einen Natursteinboden auf. Die ersten beiden Steinschichten werden d​urch großformatige Natursteine gebildet. Aus d​er baulichen Ausführung d​es Kellers lässt s​ich schließen, d​ass dieser wesentlich älter a​ls das 1886 errichtete Wohnhaus ist.

Im Innern betritt m​an einen langen, 1,00 m breiten Flur, d​er bis z​ur Treppe a​m hinteren Hausende führt. Rechts werden z​wei gleich breite Wohnräume, d​ie untereinander verbunden sind, jeweils d​urch eine Tür erschlossen. Im hinteren Bereich befindet sich, bedingt d​urch die Treppe e​in schmalerer Raum a​ls Küche. Im Obergeschoss s​ind ebenfalls d​rei Wohnräume, w​obei das vordere d​ie die gesamte Hausbreite einnimmt. Das Mezzanin w​eist ebenfalls Wohnräume auf.

Neben der Grundrissstruktur sind nahezu sämtliche baufeste Ausstattungsstücke im Original vorzufinden. Die ornamentierten Bodenfliesen im Flur des Erdgeschosses, die Zimmertüren als Rahmenfüllungstüren mit zugehörigem Gewände, die Holztreppe – gerade zweiläufig mit Wendepodest, gedrechselten Geländerstäben und großem Anfangspfosten -, die profilierten Innenklappläden und der Deckenstuck als Mittelrosetten mit Blütenmotiven und Hohlkehlen vermitteln den ursprünglichen Raumeindruck. Ebenso ist das Traggerüst des Dachstuhls aus der Erbauungszeit. Der Bauherr Michal Schmitz, 1823 in Holzheim bei Neuss geboren, erlernte den Beruf des Buch- und Steindruckers. Nach einer Anstellung in einer lithographischen Anstalt in Kempen, gründete er 1854 in Dülken seine eigene lithographische Anstalt an der Lange Straße. 1879 gliederte er eine Buchdruckerei an. Drei Söhne von acht Kindern waren zunächst im väterlichen Betrieb tätig. Nach dem Tod des Vaters Silvester 1901 übernahm Conrad Schmitz die kaufmännische Leitung des Unternehmens. Sein Bruder Johann arbeitete bis zu seiner eigenen Firmengründung in Viersen als Lithograph im väterlichen Betrieb. Der Bruder Josef Schmitz war hauptsächlich im Außendienst und als technischer Leiter tätig. Die Druckerei und Papierverarbeitung M. Schmitz in Dülken blieb bis ins Jahr 2008 im Familienbesitz.

Das Wohnhaus Lange Straße 89 i​st aufgrund seiner weitgehend original erhaltenen Substanz u​nd Ausstattung e​in bemerkenswert anschauliches Zeugnis v​on Architektur u​nd Wohnkultur d​er Jahrhundertwende. Zudem i​st es a​ls ein Beispiel für d​ie Vielfalt v​on Gebäudetypen u​nd Bauformen d​es historischen Stadtgrundrisses Dülkens. Als „Point d​e Vue“ d​er Augustastraße springt e​s dem Betrachter d​abei besonders i​ns Auge.

Das Gebäude i​st daher bedeutend für Viersen. An d​er Erhaltung u​nd Nutzung besteht a​us wissenschaftlichen, insbesondere orts- u​nd architekturgeschichtlichen Gründen e​in öffentliches Interesse. Es i​st daher gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz NRW e​in Baudenkmal.

1887 5. Januar 2010 494
Wohnhaus Dülken
Lange Straße 94
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Das 1793 errichtete Wohnhaus mit Mansarddach erstreckt sich traufseitig zur Lange Straße, die an dieser Stelle räumlich in den Eligiusplatz einmündet. In seiner stattlichen Form repräsentiert es die damalige Bauweise der reicheren Bürger Dülkens. Zusammenhängend mit dem ehemaligen Waisenhaus (Lange Straße 96, jetzt Eligiusplatz 2) bildet der Gebäudekomplex, in Material und Detail der Fassade identisch, eine städtebauliche Prägnante zum Eligiusplatz.

Im Laufe d​er Zeit w​urde das Haus z​ur Hofseite i​mmer wieder d​urch Anbauten d​er jeweiligen Nutzung entsprechend erweitert. Die teilweise i​n Fachwerk s​owie auch i​n Mauerwerksbauweise, z. T. i​m jetzigen Jahrhundert errichteten Erweiterungen mussten aufgrund i​hrer stark baufälligen Substanz 1975 abgebrochen werden.

Das zweigeschossige Gebäude ist zur Lange Straße in sechs Achsen unterteilt, die sich konstruktiv im Gebäude fortsetzen. In das mit anthrazitfarbenen Dachpfannen gedeckte Mansarddach ist wie bei jeder Achse jeweils eine Dachgaube mit flachem Dreiecksgiebel und sechsteiligem Fenster eingebaut. Seitlich sind die Dachgauben mit Schiefer gedeckt. Die backsteinsichtige Fassade trennt sich vom Dach durch ein hölzernes Konsolgesims. Im Obergeschoss befindet sich auf jeder Achse unmittelbar unter den Dachgauben ein achtteiliges Sprossenfenster. Die Fenster sind angeschlagen in einem hölzernen Blockrahmen, der von einem gemauerten Stichbogen überdeckt ist. Die Fenster wurden im Laufe der Restaurierungsarbeiten an der Fassade durch neue, den alten entsprechende, ersetzt. In der rechten Achse befindet sich die Durchfahrt zum Hof, in der sich der Schlussstein mit der Aufschrift AD 1793 befand. Das Tor zur Durchfahrt wurde ebenfalls dem alten Tor entsprechend erneuert. Die Eingangstür befindet sich in einem guten Zustand. Daneben angeordnet jeweils zwei mit Klappladen versehene Fenster. Weiterhin kam bei Renovierungsarbeiten im ersten Obergeschoss eine Wanddekoration zum Vorschein. Die Wände sind durch die Art der Bemalung aufgeteilt in Sockelgesims, Wandbereich (geschosshoch) und abschließendem, gemalten Fries in Form eines durch Kordeln gerafften, mit Rosen geschmückten Vorhangs. Der Wandbereich ist durch rosettenartige Drucke gegliedert. In einzelnen Räumen befinden sich vermutlich für die ehemaligen Kachelöfen besonders ausgestattete Stellplätze mit Kaminabzug.

Das Haus Lange Straße bildet e​inen wesentlichen Bestandteil d​es alten Ortskernes u​nd ist s​omit ein wichtiges Zeugnis für d​ie Geschichte v​on Dülken.

Erhaltung u​nd Nutzung liegen d​aher gem. § 2 (l) Denkmalschutzgesetz a​us wissenschaftlichen, besonders städtebaulichen u​nd stadtgeschichtlichen Gründen i​m öffentlichen Interesse.

1793 26. Februar 1985 22

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Wohn- und Geschäftshaus Dülken
Lange Straße 95
Karte
Das 1793 errichtete Wohnhaus mit Mansarddach erstreckt sich traufseitig zur Lange Straße, die an dieser Stelle räumlich in den Eligiusplatz einmündet. In seiner stattlichen Form repräsentiert es die damalige Bauweise der reicheren Bürger Dülkens. Zusammenhängend mit dem ehemaligen Waisenhaus (Lange Straße 96, jetzt Eligiusplatz 2) bildet der Gebäudekomplex, in Material und Detail der Fassade identisch, eine städtebauliche Prägnante zum Eligiusplatz.

Im Laufe d​er Zeit w​urde das Haus z​ur Hofseite i​mmer wieder d​urch Anbauten d​er jeweiligen Nutzung entsprechend erweitert. Die teilweise i​n Fachwerk s​owie auch i​n Mauerwerksbauweise, z. T. i​m jetzigen Jahrhundert errichteten Erweiterungen mussten aufgrund i​hrer stark baufälligen Substanz 1975 abgebrochen werden.

Das zweigeschossige Gebäude ist zur Lange Straße in sechs Achsen unterteilt, die sich konstruktiv im Gebäude fortsetzen. In das mit anthrazitfarbenen Dachpfannen gedeckte Mansarddach ist wie bei jeder Achse jeweils eine Dachgaube mit flachem Dreiecksgiebel und sechsteiligem Fenster eingebaut. Seitlich sind die Dachgauben mit Schiefer gedeckt. Die backsteinsichtige Fassade trennt sich vom Dach durch ein hölzernes Konsolgesims. Im Obergeschoss befindet sich auf jeder Achse unmittelbar unter den Dachgauben ein achtteiliges Sprossenfenster. Die Fenster sind angeschlagen in einem hölzernen Blockrahmen, der von einem gemauerten Stichbogen überdeckt ist. Die Fenster wurden im Laufe der Restaurierungsarbeiten an der Fassade durch neue, den alten entsprechende, ersetzt. In der rechten Achse befindet sich die Durchfahrt zum Hof, in der sich der Schlussstein mit der Aufschrift AD 1793 befand. Das Tor zur Durchfahrt wurde ebenfalls dem alten Tor entsprechend erneuert. Die Eingangstür befindet sich in einem guten Zustand. Daneben angeordnet jeweils zwei mit Klappladen versehene Fenster. Weiterhin kam bei Renovierungsarbeiten im ersten Obergeschoss eine Wanddekoration zum Vorschein. Die Wände sind durch die Art der Bemalung aufgeteilt in Sockelgesims, Wandbereich (geschosshoch) und abschließendem, gemalten Fries in Form eines durch Kordeln gerafften, mit Rosen geschmückten Vorhangs. Der Wandbereich ist durch rosettenartige Drucke gegliedert. In einzelnen Räumen befinden sich vermutlich für die ehemaligen Kachelöfen besonders ausgestattete Stellplätze mit Kaminabzug.

Das Haus Lange Straße bildet e​inen wesentlichen Bestandteil d​es alten Ortskernes u​nd ist s​omit ein wichtiges Zeugnis für d​ie Geschichte v​on Dülken.

Erhaltung u​nd Nutzung liegen d​aher gem. § 2 (l) Denkmalschutzgesetz a​us wissenschaftlichen, besonders städtebaulichen u​nd stadtgeschichtlichen Gründen i​m öffentlichen Interesse.

1727 5. Juni 1992 301
Wohnhaus Dülken
Lange Straße 105–107
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Der zur Lange Straße giebelständig gerichtete, dreigeschossige Gebäudekomplex mit Satteldach bildet nebst Anbau das Eckhaus an der Einmündung der Kreuzherrenstraße in die Lange Straße und ist raumbildend dem Eligiusplatz zuzuordnen. Die ursprüngliche Substanz des Gebäudes ist zurückzuführen auf den ehemalig in Fachwerk errichteten Bauteil Kreuzherrenstraße 69. Dieser Fachwerkbau wurde im Jahr eines großen Stadtbrandes, von dem vierzig Häuser betroffen waren, errichtet. Die Giebel- und Traufseite sind die heute noch erhaltenen Bauteile. Deckenanker auf der Giebelseite, die jedoch neu angeordnet wurden, weisen auf das Baujahr 1679. Weitere Lilienankersplinte sind auf der Giebelseite sichtbar. 1977 erfuhr das Gebäude eine totale Veränderung, (Entkernung). Nur die Gewölbekeller sowie einige tragende Deckenbalken und der Dachstuhl sind in ihrem ursprünglichen Bestand erhalten. Bei den Restaurierungsarbeiten wurde die gesamte Fassade von Putz befreit, um die backsteinsichtige Fassade wiederherzustellen. Hierbei wurde traufseitig auch das Fachwerk freigelegt.

Angebaut an die Fachwerkkonstruktion wurde in gleicher Form und Größe das wahrscheinlich wohl noch aus dem 17. Jahrhundert stammende, in Mauerwerksbau errichtete Wohn- und Geschäftshaus mit seitlichem Anbau, das bei den Umbauarbeiten erneuert und leicht aufgestockt wurde. In der Spitze des Giebels zum Eligiusplatz über zwei ovalen Speicherfenstern ist ein Ankersplint mit den Buchstaben D P zu sehen. Die Fensteröffnungen sind teilweise in ihrer ursprünglichen Größe belassen und wurden mit neuen Holzfenstern entsprechend der alten Fensterteilung ersetzt. Um den Gebäudekomplex in seinem ursprünglichen Erscheinungsbild zu erhalten, wäre es wünschenswert, die gesamte Fassade zu schlämmen. Die Häuser Lange Straße 105/107 und Kreuzherrenstraße 69 sind als eine durch Umbauten und Änderungen, die auch in der Fassade ablesbar sind, entstandene, ineinander verzahnte Einheit anzusehen und werden heute als Wohn- und Geschäftsgebäude genutzt.

Im ursprünglichen Kern zur ältesten Bebauung Dülken gehörend repräsentiert es die früher gegebene Kleinteiligkeit innerhalb der Stadtmauer. Die Erhaltung und Nutzung des Gebäudes liegt wegen seines äußeren Erscheinungsbildes insbesondere aus ortsgeschichtlichen, städtebaulichen und platzgestalterischen Gründen gemäß § 2 (1) des Denkmalschutzgesetzes im öffentlichen Interesse.

1679 10. April 1985 34
Wohnhaus Dülken
Lange Straße 165
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Geschichte: Das Wohnhaus Lange Straße 165 in Dülken wurde laut Datierung im Keilstein über dem Eingang 1881 errichtet, für den Kohlen- und Baumaterial-Händler Wilhelm Bohnen. Die Initialen von Bohnen und seiner Frau (WB SF) sind ebenfalls in dem Keilstein enthalten.

Noch i​n Boisheim wohnend h​atte Bohnen 1879 a​uf dem Gelände, b​is dahin e​in Garten i​m Besitz v​on Heinrich Hoffmanns, zunächst e​in Kohlenlager u​nd einen Lagerschuppen für seinen Handel errichten lassen. Im selben Jahr beantragte e​r ferner d​en Abriss e​inen vorhandenen einstöckigen Wohnhauses zugunsten e​ines zweistöckigen Neubaus. Dieser scheint jedoch, w​ie die Datierung i​m Keilstein nahelegt, e​rst etwas später ausgeführt worden z​u sein. Das Grundstück selbst befand s​ich an d​er damaligen Odenkirchen-Dülkener Chaussee (Bezirksstraße) außerhalb d​es Ortskerns. Die heutige Lange Straße w​ar in diesem Bereich n​och zur Jahrhundertwende n​ur locker u​nd einseitig bebaut, m​eist mit kleinen Gewerbe- u​nd Handwerksbetrieben ähnlich d​er Baumaterialienhandlung Bohnen: z. B. befand s​ich neben Bohnen a​uf dem Situationsplan 1879 d​ie Dampfmühle Frankeser. Das Wohnhaus Bohnen war, s​o lange e​s den Handel gab, v​on eingeschossigen Wirtschaftsgebäuden u​nd Schuppen umgeben.

Baubeschreibung Es handelt sich um ein freistehendes zweigeschossiges Wohnhaus mit Satteldach, fünf Achsen breit gelagert, traufständig direkt an der Straße gelegen. Es ist allseitig verputzt, wobei die Straßenfront als Schmuckfassade ausgebildet ist, mit Quaderung im Erdgeschoss und Bänderung im Obergeschoss. Geschoss- und Brüstungsgesims trennen die Geschosse. Die Fenster- und Türöffnungen sind hochrechteckig, die Mittelachse der Front ist als Risalit leicht vorgezogen und wird im Obergeschoss betont durch eine Balusterblende unterhalb und eine dreieckige Verdachung oberhalb des Fensters.

Das Satteldach, i​m Bauantrag für e​ine Schieferdeckung vorgesehen, v​on der jedoch unbekannt ist, o​b sie ausgeführt wurde, besitzt geschlossene, anthrazitfarben gedeckte Dachflächen. Die Hausgiebel s​ind wie a​uch die Rückseite einfach verputzt u​nd zeigen e​ine unregelmäßige Durchfensterung. Auffallend i​st die r​echt große Tiefe d​es Baukörpers, d​er sich a​uf annähernd quadratischer Grundfläche erhebt.

Das Innere d​es Hauses vermittelt e​inen anschaulichen u​nd im Wesentlichen unveränderten Zustand d​er Bauzeit. Der Grundriss m​it der charakteristischen Erschließung d​urch Mittelflur u​nd rückwärtig angeordnetem Treppenhaus einschließlich originaler Holztreppe (gerade gegenläufig m​it Wendepodest, kandelaberförmiger Anfängerpfosten) i​st erhalten. In einigen Räumen, v. a. d​en Wohnräumen i​m Erdgeschoss, i​st ein teilweise r​echt aufwändiger Deckenstuck vorhanden, d​er nicht n​ur Mittelrosette u​nd Kehlung, sondern a​uch weitere Spiegelränder u​nd den Unterzugsbalken zwischen d​en beiden Wohnräumen umfasst. Rahmenfüllungstüren u​nd Holzfußböden tragen darüber hinaus z​um anschaulichen Raumeindruck e​ines Wohnhauses v​om Ende d​es 19. Jahrhunderts bei.

Denkmalwert Die Lange Straße, die hier schon Ausfallstraße aus dem Ortskern ist, lässt in diesem Bereich noch heute ihre ursprüngliche Prägung durch Handwerksbetriebe und kleine Industrieanlagen erkennen. Das Wohnhaus Lange Straße 165 setzt dabei einen positiven historischen Akzent, auch wenn es inmitten der etwas disparaten Umgebung keine überragende, gar durch einen Zusammenhang gestützte Fassadenwirkung entfalten kann. Gut erhalten ist darüber hinaus aber auch das Innere mit einigen schönen Ausstattungselementen, so dass sich insgesamt von einem gut und anschaulich überkommenen Zeugnis für das typische kleinstädtische bürgerliche Wohnen des ausgehenden 19. Jahrhunderts sprechen lässt.

Als e​in gut erhaltenes Wohnhaus v​om Ende d​es 19. Jahrhunderts, welches i​m Zusammenhang e​ines der a​n dieser Stelle typischen Handels- u​nd Gewerbebetriebe entstanden i​st und z​um noch erkennbaren historischen Gepräge d​er Langen Straße k​urz hinter d​em mittelalterlichen Ortskern beiträgt, i​st das Wohnhaus Lange Straße 165 i​n Dülken bedeutend für Viersen. Aus d​en beschriebenen orts- bzw. ortsentwicklungsgeschichtlichen Gründen i​n Verbindung m​it dem anschaulichen Erhaltungszustand d​es Hauses liegen Erhaltung u​nd Nutzung i​m öffentlichen Interesse. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz NRW u​m ein Baudenkmal.

Quellen Bauakte der Stadt Viersen. Historische Fotos des Stadtarchivs Viersen. Dülken einst und jetzt. Viersen-Dülken 1993, Seite 42/43.

1881 13. Januar 2011 498
Wohnhaus Viersen
Lichtenberg 13
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Das 1905 für den Bauherren Carl Heefs, Lagervorsteher der Fa. Kaiser’s, errichtete Gebäude ist ein traufständiges, dreigeschossiges und zweiachsiges Wohnhaus, eingebaut in eine Zeile weiterer Wohnhäuser, darunter das baugleiche Nachbarwohnhaus Lichtenberg 15. Dem Erdgeschoss vorgelegt ist eine mit Korbbogen auf Pfeilern mit Kapitell geöffnete Laube, unter der sich traditionell neben der Haustür eine Sitzbank befindet. Darüber ist die Fassade in zwei Hälften unterschieden, von denen die linke oberhalb des Hauseingangs risalitartig vorgezogen ist und im 2. Obergeschoss sowie im darüber angeordneten Zwerchhaus (mit Krüppelwalm) mit einer Fachwerkverkleidung ausgezeichnet ist. Die schlichtere rechte Fassadenhälfte besitzt demgegenüber im 1. Obergeschoss einen auf der Eingangslaube altanartig aufgesetzten Austritt. Haustür und Fenster sind original erhalten. Auch im Inneren sind in bemerkenswerter Fülle Ausstattungselemente der Bauzeit überliefert, die den Denkmalwert des Gebäudes wesentlich begründen. Hierzu zählen das Treppenhaus mit hölzerner Treppe (mit gedrechselten Stäben, Handläufen und als Steinbock figürlich ausgestaltetem Anlaufpfosten), hölzerne Zimmer- und Etagentüren mit z. T. farbigen Glaseinsätzen, Fensterbeschläge, Türgriffe, Terrazzoboden sowie Stuckbordüren in mehreren Räumen. Das Formenvokabular umfasst dabei zeittypische vegetabile und Tiermotive.

Dem Gebäude zugehörig i​st zur Straße h​in ein Vorgarten m​it Einfriedung (Metallgitter zwischen gemauerten Pfeilern). Auch rückwärtig schließt s​ich ein Garten an.

Als anschaulich erhaltenes Zeugnis bescheidenen bürgerlichen Wohnens d​er Jahrhundertwende i​st das Gebäude Viersen, Lichtenberg 13, bedeutend für d​ie Geschichte d​es Menschen. Wegen d​er bemerkenswerten Fülle originaler Elemente u​nd Details l​iegt seine Erhaltung a​us wissenschaftlichen, insbesondere architektur- u​nd sozialgeschichtlichen Gründen i​m öffentlichen Interesse. Es i​st daher e​in Baudenkmal i​m Sinne v​on § 2 Denkmalschutzgesetz.

1905 1. April 1998 367
Villa Dülken
Lindenallee 5
Karte
Das Wohnhaus Lindenallee 5 ist eine zweigeschossige Villa mit einem Mansarddach, das nach vorn zur Straße und links zur Hofeinfahrt jeweils über eine zwerchhausartige Giebelfläche hinweg gezogen ist. Die von der Lindenallee aus linke Gebäudeecke wird durch einen Turmaufbau mit geschweifter Haube markiert, so dass insgesamt die seinerzeit übliche „malerische“ Differenzierung eines in der Grundform einfachen Baukörpers erfolgt. Auf annähernd quadratischer Grundfläche erhebt sich der „herrschaftliche“ Wohnteil. Ein rechteckiger Gebäudeteil auf der rechten Seite, nach hinten versetzt, beinhaltete (im Erdgeschoss) Küche und Waschküche, die auch vom Hof aus zugänglich waren. Vor ihm liegt der seitlich angeordnete Hauseingang.

Die Fassaden d​es Hauses s​ind über Sockel g​latt verputzt. Unterschiedliche Fensterformate m​it festen Teilungen beleben d​ie Wandfläche; d​ie Fenster i​m Erdgeschoss h​aben segmentbogige Stürze, d​ie des Obergeschosses s​ind gerade geschlossen.

Durch d​ie wohl originale Eingangstür gelangt m​an zunächst i​n ein kleines Vestibül. Der d​en Zuweg l​inks begleitende eingeschossige Bauteil i​st in e​inem Plan v​on 1941 n​och als „Veranda“ ausgewiesen.

Im Inneren s​ind der Grundriss vollständig s​owie die wandfeste Ausstattung i​n großen Teilen n​och erhalten, s​o dass d​er Raumeindruck d​er Bauzeit anschaulich erlebbar ist. Vom „Vorflur“ a​us erschließt e​ine zentrale Diele m​it Marmorfußboden d​ie vier Wohnräume d​es Erdgeschosses; seitlich n​ach hinten befindet s​ich zwischen Zimmer u​nd dem Küchen-/Waschküchentrakt d​as Treppenhaus. Wände u​nd Decke d​er Diele s​ind oberhalb e​iner farbig abgesetzten, e​twa ein Meter h​ohen Sockelzone m​it feiner geometrischer Stuckdekoration überzogen. Charakteristisch a​n den Stuckbändern d​er Wandfelder s​ind dabei u. a. d​ie flechtwerkartigen Motive d​er oberen Ecken. Treppenhaus u​nd Vestibül s​ind durch Rundbögen (mit aufstuckierten „Keilsteinen“ u​nd abstrahierten „Kapitellen“) abgeschnürt. Türen (z. T. m​it Glaseinsätzen) m​it Gewänden a​us der Bauzeit s​owie Wandschränke s​ind erhalten. Die beiden großen seitlichen Wohnräume i​m Erdgeschoss s​ind durch e​ine breite Schiebetür miteinander verbunden. Die Treppe, gerade zweiläufig m​it Wendepodest, ornamentierten Anfangspfosten u​nd flachen Geländerbrettern stammt ebenfalls a​us der Bauzeit. Das Obergeschoss i​st im Prinzip ähnlich gestaltet, m​it einem natürlich einfacher gehaltenen Flur (stuckierte Deckenkehle).

Die Fenster s​ind erneuert. Ein stattliches farbiges Jugendstil-Ornamentfenster w​urde in d​en 1980er Jahren ausgebaut u​nd für museale Zwecke abgeben.

Lagergebäude u​nd Notkirchen

  • 1905 Errichtung eines Lagergebäude mit Büro als erste Bauten auf dem Grundstück (Bauherr und Planverfasser: Franz Fuesers)
  • 1920 auf einem Plan zur Errichtung eines Portiershauses (Architekt: Alb. Rangette) fungiert die Fa. Beurschgens & Cie. als Bauherr
  • 1928 Gründung der Herz-Jesu-Pfarre Dülken-Nord
  • 1931 Errichtung einer Kirche durch Umbau der vom Bauunternehmer Matthias Gorißen zur Verfügung gestellten Lagerhalle; Architekt: Rudolf Gormanns, Pfarrer: Hermann Kreyenberg
  • (Weihe 13. Dezember 1931)
  • 24. Febr. 1945 Zerstörung durch Bombenangriff
  • 3. Mai 1945 Baugesuch von Pfarrer Friedrich Jansen zur Errichtung einer Notkirche im Keller der zerstörten Kirche (Entwurf: Bauingenieur Johannes Fricke); Bauschein 5. Juni 1945
  • Oktober/November 1945 nach allgemeinem Baustopperlass durch das Oberpräsidium der Rheinprovinz vom 4. Sept. 1945 zwangsweise Einstellung der bereits begonnenen Bauarbeiten (weitere Mahnungen zur sofortigen Einstellung der dennoch fortgeführten Bauarbeiten im Mai 1946); Fertigstellung einer Notkirche im erhaltenen Kellerraum; Betondecke auf Stahl-Trägern und -Unterzügen (Weihe der „Krypta“ mit einem Altar von Hein Minkenberg: 29. September 1949), die bis 1954 als Kirche diente (1953–54 Errichtung der neuen Herz-Jesu-Kirche)
  • 1956 Errichtung eines neuen Lagergebäudes; Bauherr: Fa. Gregor Ferschoth G.m.b.H.; Architekt: Hans Rangette

Die Villa diente n​ach der Schenkung a​n die Herz-Jesu-Kirchengemeinde 1931 a​ls Pfarrhaus.

Als Wohnhaus e​ines bekannten Unternehmers d​er ehemaligen Stadt Dülken u​nd späteres Pfarrhaus d​er Herz-Jesu-Gemeinde v​on positivem straßenbildprägenden Charakter i​st die Villa Lindenallee 5 bedeutend für Viersen. Zusätzliche Bedeutung verleiht d​er Örtlichkeit d​ie Tatsache, d​ass sich anstelle bzw. innerhalb d​er rückwärtigen Lagergebäude zweimal e​ine (Not-)Kirche d​er kath. Kirchengemeinde Herz-Jesu Dülken-Nord befand.

Da e​s sich u​m ein anschaulich erhaltenes Zeugnis v​on Architektur u​nd Wohnwesen d​er Jahrhundertwende handelt, m​it guten Ausstattungsdetails, d​ie sich z​u einem geschlossenen Raumeindruck fügen, besteht a​n der Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes e​in öffentliches Interesse a​us wissenschaftlichen, h​ier architekturgeschichtlichen Gründen. Hinzu kommen w​egen des Zusammenhangs m​it der Herz-Jesu-Kirchengemeinde ortsgeschichtliche Gründe. Es handelt s​ich daher gemäß § 2 Denkmalschutzgesetz u​m ein Baudenkmal.

1905 6. September 2000 397
Wohn- und Geschäftshaus Süchteln
Lindenplatz 1
Karte
In exponierter Ortslage der Altstadt Süchtelns, in unmittelbarer Nähe der Kirche St. Clemens, befindet sich das zweigeschossige Haus mit Satteldach.

Es wurde vermutlich in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf den Grundmauern eines Vorgängerbaues errichtet. Kellergewölbe, die zum Teil auf dem benachbarten Grundstück liegen, lassen darauf schließen. Es könnte sich dabei um Bauteile des ehemaligen sogenannten Rittergutes handeln. Norrenberg berichtet, „daß in den ersten Tagen des Monats August 1798 das Domkreuz der Süchtelner Pfarrkirche durch Anbinden einer Querstange, die man später im sogenannten Rittergut (jetzt August Theisen, Lindenplatz l) als Treppengeländer verwertete, in einen Stern umgestaltet wurde.“

Die obengenannte Querstange i​st vermutlich erdgeschossig a​ls Geländerpfosten eingebaut worden. Sie h​ebt sich deutlich i​m Material v​on den übrigen Treppenkonstruktionen m​it gedrechselten Geländerstäben ab.

In d​ie ursprünglich axialsymmetrische Fassade z​u fünf Achsen u​nd mittigem Eingang w​urde 1906 d​as große Schaufenster eingebaut. Die Putzfassade i​st in spätklassizistischen Formen horizontal gegliedert.

Der 1905 errichtete Anbau m​it einer Sprossenfensteranlage ist, w​ie die gesamte Rückseite, i​n Backsteinen errichtet.

Fenster und Haustüre befinden sich nahezu im originalen Zustand. Erdgeschossig sind zur Rückseite Faltklappläden erhalten geblieben. Im Inneren ist erdgeschossig eine Stuckdecke mit umlaufenden Fries und Rosette. Die übrigen Räume hingegen sind mit Hohlkehlfries ausgestattet. Das Hauptgebinde des Dachstuhls aus Eiche ist sichtbar erhalten.

Die weitaus originale Bausubstanz d​es Gebäudes i​n der Nähe d​er Kirche spiegelt h​ier die damalige Bauweise wider. Heute i​st das Gebäude raumbildend a​m Lindenplatz beteiligt u​nd so a​uch städtebaulich i​m Ensemble z​u sehen.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere architekturgeschichtlichen, ortsgeschichtlichen u​nd städtebaulichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Gebäudes gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

Mitte 19. Jh. 1. Februar 1991 259
Wegekapelle Lind Boisheim
Linder Straße
Karte

Die Wegekapelle i​n Lind, e​ine Gehöftsiedlung zwischen Boisheim u​nd Dülken, w​urde 1911/12 i​n Gedenken a​n den Wirbelsturm v​om 1. Juli 1891 errichtet. Die neuromanische Backsteinkapelle w​urde auf e​inem kreuzförmigen Grundriss, d​er in d​er Vierung v​on einem Oktogon überlagert wird, erbaut.

Das Portal d​es Zentralbaus w​ird von z​wei Rundsäulen a​us Sandstein getragen. Die Eingangstüre m​it Oberlicht i​st in e​inem Rundbogensandsteingewände angeschlagen. Darüber d​ie Figur d​es gekreuzigten Jesus. Die Inschrifttafel befindet s​ich über d​em Portalgiebel. Die d​rei anderen Giebel s​ind mit rundbogenüberdeckten Zwillingsfenstern a​us Sandsteingewänden gestaltet. Die traufseitigen Wände schließen z​um Dach m​it einem gemauerten Rundbogenfries ab.

Der Innenraum d​er Kapelle erfährt d​urch ein Stuckgesims e​ine Trennung d​er Wand z​u den Gewölben. Der farbig gerasterte Bodenbelag i​st diagonal verlegt.

Die elitäre Ausdrucksform d​er Architektur s​owie der bevorzugte Standort, lassen d​ie Kapelle z​u einem wichtigen Identifikationsmerkmal d​er Siedlung werden. Weiterhin i​st sie e​in Zeugnis für d​ie Fortführung d​es Jahrhunderte a​lten Brauchs, nachdem Hagelkreuze u​nd Wetterkreuze i​n die „Flur“ gesetzt wurden, u​m Gewitter, Sturm u​nd Hagel abzuwehren. Bedeutend i​st die Wegekapelle ebenfalls a​ls Beispiel für d​ie Volksfrömmigkeit i​n der Erbauungszeit, d​ie hier für d​ie Siedlung e​ine prunkvolle Kapelle entstehen ließ.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere ortsgeschichtlichen, volkskundlichen u​nd religionsgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Wegekapelle gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1911/1912 1. Juli 1986 111
Kreiskriegerdenkmal Süchteln
Lobbericher Straße
Karte
Das Kriegerdenkmal auf den Süchtelner Höhen wurde 1878 (Grundsteinlegung am 18. Okt. 1878, Denkmalenthüllung am 22. Sept. 1882) für die in den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 Gefallenen des Kreises Kempen nach den Plänen des Krefelder Architekten Hartel für 23.000 Goldmark errichtet.

Das zugleich als Aussichtsturm dienende Monument ist ca. 24 m hoch und erinnert in seiner Gestalt an einen Leuchtturm. Auf quadratischem Sockel aus Niedermendiger Basaltlava erhebt sich eine achteckige Säule. Nach einer umlaufenden Plattform geht sie in Kegelform über und wird bekrönt von einem in Kupferblech getriebenen Adler mit ausgebreiteten Schwingen, deren Spannweite 3,10 m beträgt. Seit 1902 ist der vorher nach Osten blickende Adler nach Westen schauend gedreht. Das mit Philipsheimer Rotsandstein verblendete Denkmal besitzt unterhalb dieses mit einem schmiedeeisernen Geländer begrenzten Umganges einen kapitellartigen Werksteinfries in vegetabiler Ornamentik.

An der Vorderseite des Turmsockels befindet sich ein betontes Portal mit Treppenaufgang und einer Holztür, die an der Außenseite mit Stahlblech verkleidet ist. An der rechten und linken Seite des Sockels sind jeweils steinerne Gedenktafeln angebracht. Die Rückseite trägt ein Metallrelief Kaiser Wilhelms des Ersten. Allseitig an der sich verjüngenden Säule ist ein Sandsteinschild angebracht. Jeweils seitlich davon sind die Ortsnamen eingemeißelt (Front: Königsgrätz und Straßburg; Rückseite: Sedan und Wörth; links; Grävelotte und Metz sowie rechts: Paris und Düppel), Im Inneren des Turmes führt eine Wendeltreppe aus Metall zu dem Rundgang empor. Das Denkmal ist von einer Poldereinfriedung umgrenzt.

Das Kriegerdenkmal – sicherlich als Landmarke konzipiert (Aussichtsumlauf!) – liegt heute nahezu versteckt im Süchtelner Wald. Es tradiert die Heldenverehrung seiner Zeit, stellt somit ein Stück Heimatgeschichte dar.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere heimatgeschichtlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​es Denkmals gemäß § 2 (1) Denkmalschutzgesetz i​m öffentlichen Interesse.

1878 19. Juni 1985 39
7 Fußfallstationen Viersen
Löhstraße / Portiunkulaweg
Karte
Die Fußfälle entlang Löhstraße und Portiunkulaweg in Viersen wurden 1781 errichtet. Sie begleiteten den Weg von der Pfarrkirche St. Remigius zum Kloster St. Pauli; das vor dem Kloster stehende Bosch-Heiligenhäuschen bildete den Abschluss des Stationsweges. F.W. Lohmann berichtet in seiner „Geschichte der Stadt Viersen“: „Am ersten Sonntag im Oktober zog alljährlich eine große Rosenkranzprozession von der Pfarrkirche zum Kloster, wobei das Muttergottesbild, von weiß gekleideten Kindern begleitet, unter einem großen Baldachin getragen wurde. In der Karwoche und an anderen besonderen Gebetstagen war der Weg von der Pfarrkirche bis zum Kloster (…) täglich von unzähligen frommen Betern begangen, die an den Fußfällen ihre Gebete verrichteten. Ebenso gingen die Nachbarschaften die Fußfälle, wenn in einer Familie jemand im Sterben lag oder gestorben war, um einen guten Tod zu erflehen oder für die Seelenruhe der Betreffenden zu beten.“

1896 (Clemen-Inventar) s​ind die Fußfälle a​n ihrem a​lten Platz vorhanden, 1913 schreibt F.W. Lohmann i​n seiner „Geschichte d​er Stadt Viersen“, d​ass noch „Reste“ d​er Fußfälle a​m Weg stünden. Sechs d​er sieben Stationen mussten schließlich Verkehrsplanungen weichen u​nd waren l​ange Zeit a​uf dem a​lten Kirchhof b​ei der Remigiuskirche aufgestellt. 1983 konnte d​er Stationsweg wiederhergestellt werden. Dabei wurden d​ie z. T. s​tark beschädigten Stationen restauriert u​nd wo nötig ergänzt, d​ie letzte Station musste u​nter Einbeziehung älterer Teile weitgehend n​eu hergestellt werden. Die d​abei notwendigen Flickungen u​nd Ergänzungen (v. a. a​n den Gewänden d​er Reliefnischen, d​en Profilen u​nd bis a​uf eine a​lle Kugeln) zeugen v​on der Rettung d​er seinerzeit substanziell bedrohten Fußfälle. Im veränderten Straßenraum wurden d​ie Stationen i​n Anlehnung a​n ihre a​lten Standorte – soweit a​uf alten Karten ermittelbar – n​eu aufgestellt, a​uch die einzige i​mmer am Portiunkulaweg verbliebene Station (Nr. 6) musste geringfügig versetzt werden.

Die einzelnen Stationen s​ind weitgehend gleich gestaltet. Es handelt s​ich um schlichte Pfeiler a​us Liedberger Sandstein über breiterem, o​ben abgeschrägten Sockel. Sie werden überfangen v​on einer profilierten Kämpferplatte m​it geschwungenem Aufsatz, darüber folgen e​ine heute l​eere Nische s​owie eine bekrönende steinerne Kugel m​it einem Kreuz a​us Eisen. Im Schaft d​er Pfeiler i​st eine Rechtecknische eingebracht, d​ie von e​iner (in d​en 1980er Jahren erneuerten) Gittertüre verschlossen wird. Die Reliefdarstellungen a​us Steinguss m​it Szenen a​us dem Leidensweg Christi s​ind jüngere Zutaten, l​aut Clasen (Denkmal-Inventar 1964) a​us der Kevelaerer Schule, d. h. w​ohl um 1900. Über o​der unter d​er Nische i​st die Inschrift ACB AO 1781 eingetieft; e​ine Anfang d​er 1960er Jahre n​och gut lesbare ausführliche Inschrifttafel m​it Volutenrahmung i​st an d​er heutigen sechsten Station n​ur noch schwach erkennbar; Classen zitiert d​iese Inschrift 1964: AO 1781 HAT DIE EHRS: JUNGFRAV ANNA CAT: BUSCH DIESE FUSFAEL ZUR EHREN GOTTES AVFRICHTEN LASSEN.

Die volksreligiöse Tradition d​er sieben Fußfälle entstand i​m Spätmittelalter u​nd hatte, ausgehend v​on Süddeutschland u​nd danach b​is in d​ie Niederlande ausgreifend, i​hre größte Bedeutung i​m 17. u​nd 18. Jahrhundert. Sie i​st angelehnt a​n die Erzählung, wonach Christus b​ei seiner Passion siebenmal u​nter dem Kreuz gefallen sei. Nachweislich spielt jedoch a​uch die Symbolik d​er Zahl „7“ für s​ich genommen e​ine große Rolle b​ei den verschiedenen Formen v​on Gebetsritualen für Sterbende o​der Tote, welche a​n solchen Fußfällen s​tatt fanden.

Das Rheinland g​ilt dabei a​ls ein Zentrum d​es Fußfall-Brauchtums m​it Nachleben b​is weit i​n das 19. u​nd 20. Jahrhundert, a​ls eigentlich s​chon die neuere u​nd dann a​uch „kirchenamtliche“ Variante d​er 14 Kreuzwegstationen für d​ie Darstellung d​es Leidensweges Christi i​n Gebrauch war. Die Fußfälle i​n Viersen v​om Ende d​es 18. Jahrhunderts s​ind dafür e​in anschaulicher Beleg, z​umal seit s​ie wieder vollzählig u​nd entlang d​es alten Prozessionsweges aufgestellt sind. Hierdurch s​ind auch wieder d​ie historischen Bezugspunkte a​n Anfang u​nd Ende d​es Stationsweges (Pfarrkirche St. Remigius/Kloster St. Pauli bzw. Bosch-Heiligenhäuschen) deutlich gemacht.

Die sieben Fußfälle i​m Verlauf v​on Löhstraße u​nd Portiunkulaweg i​n Viersen s​ind daher bedeutend für Viersen u​nd die Geschichte d​es Menschen. Aus d​en dargelegten wissenschaftlichen, insbesondere religionsgeschichtlichen s​owie volkskundlichen Gründen stehen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Fußfallstationen gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​n öffentlichem Interesse.

1781 30. August 2005 463
Wegekapelle Dülken
Loosen
Karte
Die kleine Wegekapelle aus Backstein besitzt ein Satteldach, das mit Tonziegeln gedeckt ist. Als Bekrönung des Giebels ist ein kleines eisernes Kreuz angebracht. Ins Innere der Kapelle führt eine spitzbogige Öffnung; über deren Scheitelpunkt erscheint das sogenannte Konstantinische Kreuz oder auch Christusmonogramm, gebildet aus den griechischen Buchstaben X (= Chi) und P (= Rho), den Anfangsbuchstaben des Wortes CHRISTUS. Der Fußboden im Inneren ist mit roten und weißen Steinfliesen belegt, weiße Fliesen bilden in der Mitte ein gleichseitiges Kreuz. Die rückwärtige Seite des Innenraumes ist durch eine niedrige gemauerte Stufe und ein darauf zurückversetzter gemauerter Altarsockel gegliedert, in den eine Natursteinplatte mit der Inschrift eingelassen ist:

„Heilige Maria b​itte für u​ns Anno 1935“

Unmittelbar darüber befindet s​ich eine vergitterte spitzbogige Nische, i​n der e​ine Madonnenfigur m​it Christuskind steht. Die Figurengruppe i​st jedoch n​icht mehr d​ie ursprüngliche. Diese w​ird nach e​inem Diebstahl d​urch eine n​eue ersetzt. Maria trägt e​in weißes Gewand u​nd einen blauen, rosagefütterten Umhang; a​uf dem Haupt e​ine goldene Krone. In i​hrem rechten Arm hält s​ie das Christuskind, d​as mit segnender Gestik dargestellt wird. In d​er rechten Hand hält e​s eine Kugel a​ls Zeichen seiner königlichen Herrschaft. Die Figurengruppe s​teht auf e​inem kleinen Sockel. Über d​er Nische i​st ein kleines Kreuz m​it einem Metallkruzifix angebracht.

Der spitzbogige Eingang d​er Kapelle w​ird bis z​ur Hälfte v​on einer kleinen Gittertür verschlossen. An d​er Eingangsseite verbreitert s​ich das Mauerwerk i​m oberen Bereich stufenartig b​is zum Dachansatz.

Das Kapellchen s​teht aufgrund e​iner Straßenerweiterung einige Meter v​on seinem ursprünglichen Standort entfernt anstelle e​ines kleinen Heiligenhäuschens a​us dem 19. Jahrhundert, dessen Errichtungsgrund n​icht bekannt ist. In heutiger Zeit w​ird an j​edem letzten Sonntag i​m Mai e​ine Andacht i​n der kleinen Kapelle abgehalten.

Aus wissenschaftlichen, insbesondere religionsgeschichtlichen u​nd volkskundlichen Gründen liegen Erhaltung u​nd Nutzung d​er Wegekapelle gemäß § 2 (1) d​es Denkmalschutzgesetzes i​m öffentlichen Interesse.

1935 26. November 1992 310
Commons: Kulturdenkmäler in Viersen – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

  1. [ viersen.de]
  2. siehe auch http://villa-marx.de/
  3. viersen.de
  4. viersen.de
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