Letná
Letná (ehemals als Sommerberg bzw. Belvedere bekannt) ist der Flurname eines Prager Hügels nördlich des Stadtzentrums und häufig auch die Kurzbezeichnung einer erhöhten Ebene, die Letenská pláň (Letná-Ebene) heißt und sich an den Letenské sady (Letná-Park) anschließt. Die Letná-Höhe liegt in den Prager Katastralgemeinden Bubeneč und Holešovice. Trotz seiner zentrumsnahen Lage ist dieses Gebiet großenteils noch immer eine Freifläche mit wechselnden Nutzungen und ist ein beliebter Naherholungsort.
Letná | ||
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Letná-Höhe von Süden, Čechův most im Vordergrund | ||
Höhe | 265 m n.m. | |
Lage | Tschechien | |
Koordinaten | 50° 5′ 58″ N, 14° 25′ 15″ O | |
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Lage
Letná ist eine Gegend von Prag nordwestlich des Stadtzentrums im Bezirk Prag 7, die einen der sieben umliegenden Hügel zum Mittelpunkt hat. Die südliche Hälfte der Letná gehört zur Prager Katastralgemeinde (katastrální území) bzw. Distrikt Holešovice und die nördliche Hälfte zum Distrikt Bubeneč, wobei die Ul. Milady Horákové (Milada-Horáková-Straße) die Trennlinie darstellt. Die Malá Strana (Kleinseite) und Hradčany sind die anliegenden Distrikte im Südwesten und Westen, während der Stromovka-Park von Norden her an die Letná angrenzt. Der Fluss Moldau trennt die Letná von der Prager Altstadt (Pražské Staré Město) im Norden und der Prager Neustadt (Pražské Nové Město) im Süden.
Der Park
Der Park von Letná (Letenské sady) grenzt an den Chotek-Park, der Teil der Königlichen Gärten der Prager Burg ist. Heute wird er durch einen Steg über der Straße Chotkova silnice mit dem Chotek-Park verbunden.
Im Park befindet sich seit 1898 als Gartenrestaurant der historistische Hanavský-Pavillon der Prager Jubiläumsausstellung 1891 und das ehemalige Aussichtsrestaurant Praha Expo 58, das ursprünglich auf der Expo 58 in Brüssel stand.
Der Letná-Park ist trotz seiner zentrumsnahen Lage nach wie vor ein beliebter Naherholungsort der Prager Bevölkerung.
Der Versammlungsort
Von 1955 bis 1962 stand auf der Letná Höhe das Stalin-Denkmal. Auf der großen freien Fläche anschließend an die Gärten wurden bis 1989 auch die kommunistischen Massenversammlungen zum Ersten Mai sowie Militärparaden der Tschechoslowakischen Volksarmee abgehalten.
Während der Samtenen Revolution am 25. und 26. November 1989 fanden auf dem Letná-Plateau Demonstrationen im Vorfeld des Generalstreiks am 27. November statt, an denen mehr als eine halbe Million Menschen teilnahmen.
Dort, wo 1955–1962 das Stalin-Denkmal stand, wurde 1991 als Symbol des Wandels der Zeiten ein riesiges Metronom aufgestellt, das der Bildhauer Vratislav Karel Novák (1942–2014) schuf. Später fanden hier auch große Konzerte statt (etwa das erste Konzert von Michael Jacksons HIStory World Tour 1996). Papst Johannes Paul II. zelebrierte hier anlässlich seines Pastoralbesuchs 1990 eine Feldmesse.
Das Fußballstadion von AC Sparta Praha mit dem Namen Generali Arena, auch bekannt als Letná-Stadion und Sparta-Stadion befindet sich ebenfalls hier auf diesem Gebiet.
Verkehrsgeschichte
Seit dem 18. Juli 1891 wurde das Gebiet von der Letná-Standseilbahn (Lanová dráha na Letnou oder kürzer Lanovka na Letnou) von der Altstadt am westlichen Moldau-Ufer aus erschlossen. Diese Standseilbahn stand von Anbeginn im Eigentum der Stadt Prag und wurde jedoch schon im Jahre 1916 in der Folge des Energiemangels während des Ersten Weltkrieges wieder eingestellt und 1922 für endgültig stillgelegt erklärt. Einige Jahre später wurde die Bahn zum großen Teil abgebaut und auf deren Trasse eine große Fahrtreppe errichtet, die noch bis zum 27. August 1935 in Betrieb stand. Danach wurden alle Anlagen auf dem Gelände endgültig abgetragen. Einige Reste sind auch heute noch besonders bei der ehemaligen Bergstation zu sehen.
Unmittelbar gegenüber der Bergstation der Standseilbahn lag die obere Endstelle der von František Křižík gebauten Letná-Straßenbahn (Elektrická dráha na Letné v Praze oder kürzer Letenská elektrická dráha). Sie war die erste elektrische Straßenbahn in Prag und zugleich die erste gebaute tschechische elektrische Bahn überhaupt. Sie wurde mit der Letná-Standseilbahn und der Petřín-Standseilbahn im Rahmen der Großen Prager Jubiläumsausstellung 1891 am selben 18. Juli 1891 eröffnet und 1897 an die neu gegründeten städtischen Verkehrsbetriebe verkauft. Die Straßenbahn verkehrte bis zum Spätsommer 1900, als sie eingestellt und im unteren Abschnitt in das neue städtische Straßenbahnnetz integriert wurde, während ihr weiterführender oberer Teil bis auf die Letná-Höhe abgebaut wurde.
In den Jahren 1949–1951 wurde als Ersatz für die bisherigen auf den Hügel führenden öffentlichen Verkehrsmittel sowie zur besseren Anbindung der Prager Innenstadt mit den Bezirken Letná und Dejvice der Letná-Tunnel mit einer Länge von 426 m erbaut. Im September 2015 wurde der Blanka-Tunnelkomplex in Betrieb genommen, zu dem nördlich der Letná-Höhe eine Zufahrt besteht.
Aktuell offene Fragen
Für die weite Freifläche (Letenská pláň) gibt es immer wieder verschiedenste Nutzungsvorschläge. Derzeit steht im Vordergrund der Debatte das Projekt einer neuen Nationalbibliothek des tschechischen Architekten Jan Kaplický, ein heftig diskutiertes Beispiel der Blob-Architektur. Frühere Vorschläge betrafen unter anderem ein neues großes Fußballstadion oder ein Aquarium.
Weblinks
- Geschichte und Informationen über Letná (tschechisch) (Memento vom 28. Februar 2008 im Internet Archive)