Leonid Toptunow
Leonid Fedorowytsch Toptunow (ukrainisch Леонід Федорович Топтунов, russisch Леонид Фёдорович Топтунов Leonid Fjodorowitsch Toptunow; * 16. August 1960 in Mykolajiwka, Ukrainische SSR, Sowjetunion; † 14. Mai 1986 in Moskau) war ein sowjetisch-ukrainischer Ingenieur. Er war zur Zeit der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl leitender Reaktorsteuerungsingenieur der Reaktorabteilung des Kernkraftwerk Tschernobyl und wurde posthum als Liquidator geehrt.
Leben
Leonid Toptunow kam im Dorf Mykolajiwka (Миколаївка) im Rajon Buryn der Oblast Sumy zur Welt.[1] Seine Kindheit verbrachte er in der Stadt Leninsk in der Oblast Qysylorda, dem heutigen Baikonur und vom 6. bis zum 10. Schuljahr lebte er im estnischen Tallinn. Anschließend studierte Toptunow am Institut für Atomenergie Obninsk des Moskauer Instituts für Technische Physik, das er 1983 mit einem Abschluss mit dem Hauptfach „Kernkraftwerke und -anlagen“ absolvierte.[2] Nach seinem Abschluss lebte er in Pripjat[3] und war vom 31. März 1983 an als Ingenieur im nahegelegenen Kernkraftwerk Tschernobyl tätig. In der Nacht des 26. April 1986 arbeitete er zusammen mit Alexander Akimow im Kontrollraum von Block 4 des Kraftwerks.[4]
Während seiner Schicht wurden er und seine Kollegen zum Zweck eines Experiments zum Auslaufen eines Turbinengenerators angewiesen, den Reaktor planmäßig abzuschalten.[3] Nachdem jedoch das Kühlwasser des Reaktors zu kochen begann und erste hydraulische Schläge zu hören waren, wollten Toptunow und der Schichtleiter Akimow den Test abbrechen, doch der Versuchsleiter Anatoli Djatlow verlangte die weitere Durchführung des Tests,[5] was letztendlich zur Kernschmelze führte.[3]
Während der Katastrophe führte er Maßnahmen zur Lokalisierung des Unfalls durch und beteiligte sich an der Organisation der Wasserversorgung des Reaktorkerns. Bei diesem Einsatz zog er sich eine Strahlendosis von 7 Sv zu, weshalb man ihn mit Symptomen einer akuten Strahlenkrankheit zunächst in das Krankenhaus in Prypjat und daraufhin in die sechste Klinik des Moskauer Instituts für Biophysik einlieferte, wo er am 14. Mai 1986 an der Strahlenkrankheit starb. Er wurde auf dem Mitinskoje-Friedhof (Митинское кладбище) in Moskau bestattet.[1]
Ehrungen
- Ihm wurde 2008 posthum der ukrainische Orden für Tapferkeit verliehen[6]
- Auf dem Denkmal der Liquidatoren des Unfalls von Tschernobyl auf dem Moskauer Mitinskoje-Friedhof ist er namentlich genannt[7]
In der Fernsehserie Chernobyl wird er vom Schauspieler Robert Emms dargestellt.
Weblinks
- Artikel zur Nuklearkatastrophe mit Hintergründen (russisch)
- Artikel zum Hergang der Katastrophe auf tagesspiegel.de vom 24. April 2006
Einzelnachweise
- Liquidatoren auf der Webseite des Nationalen Tschornobyl-Museum in Kiew; abgerufen am 10. März 2021 (ukrainisch)
- Kurzbiografie Leonid Toptunow auf coolschool1.at.ua; abgerufen am 10. März 2021 (russisch)
- Leonid Toptunows Wohnung in Pripjat gefunden auf zen.yandex.ru; abgerufen am 10. März 2021 (russisch)
- Biografien von Liquidatoren auf Helden-Liquidatoren; abgerufen am 10. März 2021 (russisch)
- Sigrid Totz: Tschernobyl: Protokoll eines Super-GAU (Memento vom 12. August 2013 im Internet Archive). 28. März 2006, www.greenpeace.de, (abgerufen am 5. Mai 2021).
- Dekret des Präsidenten der Ukraine Nr. 1156/2008 vom 12. Dezember 2008; abgerufen am 10. März 2021 (ukrainisch)
- Denkmal für die Liquidatoren des Unfalls von Tschernobyl; abgerufen am 10. März 2021 (ukrainisch)