Leapfrog-Verfahren

Das Leapfrog-Verfahren i​st eine einfache Methode z​ur numerischen Integration e​iner gewöhnlichen Differentialgleichung v​om Typ

.

beziehungsweise allgemeiner von konservativen Systemen die dem 2. Newtonschen Axiom der klassischen Dynamik folgen und beispielsweise die Bewegung eines oder mehrerer Objekte in einem Potentialfeld beschreiben:

Die Leapfrog-Integration i​st eine Methode zweiter Ordnung u​nd liefert deshalb i​m Allgemeinen genauere Ergebnisse a​ls zum Beispiel d​as eulersche Polygonzugverfahren, d​as nur v​on erster Ordnung ist. Außerdem i​st es invariant u​nter Zeitumkehr u​nd erhält i​n physikalischen Problemstellungen Größen w​ie den Impuls u​nd Drehimpuls, d​ie auch Erhaltungsgrößen d​es Originalsystems sind, exakt. Des Weiteren w​ird eine gestörte Energiefunktion i​n Ordnung 3 erhalten, während d​as Verfahren d​ie globale Konvergenzordnung 2 hat.

Darstellung als Leapfrog-Verfahren

Die Leapfrog-Integration berechnet abwechselnd die Positionen und die Geschwindigkeiten zu unterschiedlichen Zeitpunkten, ähnlich wie beim Bockspringen (engl. leapfrog). Die Schritt-Gleichungen für das Verfahren lauten:

mit den Startwerten und .

Darstellung als Einschrittverfahren

Durch lineare Interpolation v​on Zwischenwerten k​ann das Leapfrog-Verfahren a​ls Kombination d​er zwei Varianten d​es symplektischen Eulerverfahrens betrachtet werden:

Jeder einzelne Schritt u​nd damit a​uch die Zusammensetzung i​st eine symplektische Transformation u​nd erhält d​aher Volumina i​m Phasenraum. Daraus f​olgt auch d​ie exakte Erhaltung v​on Impuls u​nd Winkelgeschwindigkeit, soweit d​as exakte System d​iese erhält. Einsetzen v​on (SE1) u​nd (SE2) ineinander führt zu:

D. h., dass der neue Ort durch Taylorentwicklung bis zur zweiten Ordnung ausgehend vom alten Ort im Phasenraum projiziert wird und die neue Geschwindigkeit bis zur ersten Ordnung; allerdings mit einer modifizierten Beschleunigung, die der Mittelwert der beiden Beschleunigungen zu den Zeitpunkten und ist.

Darstellung als Mehrschrittverfahren

Eliminiert m​an aus d​er Leapfrog-Version d​ie Geschwindigkeitsberechnungen, s​o ergibt sich

das Verlet-Verfahren das als symmetrische Diskretisierung von auch direkt hergeleitet werden kann. Diese Diskretisierung hat einen lokalen Fehler von und damit (wegen der zweifachen Integration) einen globalen Fehler der Größe für die Differenz zwischen exakter und Näherungslösung zur Endzeit . Eine weitere Variante ist unter dem Namen Velocity-Verlet bekannt[1].

Geschichte

Eine e​rste Beschreibung dieses Verfahrens w​urde von Richard Feynman i​n Isaac Newtons Principia v​on 1687 i​n einem Argument z​ur Herleitung d​er Keplerschen Gesetze a​us den Bewegungsgleichungen gefunden. Neben anderen wurden Varianten dieses Verfahrens 1860 v​on J. F. Encke u​nd 1907 v​on C. Störmer verwendet.[2]

Beispiel

Betrachtet man die Schwingungsgleichung mit der exakten Lösung , so erhält man für in der Einschrittformulierung den Übergang

Es stellt sich heraus, dass das modifizierte Energiefunktional exakt erhalten wird. Genauer gilt Damit hat der Fehler in der Energie eine globale Schranke der Ordnung . Die Näherungslösung verläuft für alle Zeiten auf den durch das konstante modifizierte Energieniveau definierten Ellipsen.

Quellen

  1. Michael Griebel, Stefan Knapek, Gerhard Zumbusch, Attila Caglar: Numerische Simulation in der Moleküldynamik. Springer, 2004.
  2. Ernst Hairer, Christian Lubich, Gerhard Wanner: Geometric numerical integration illustrated by the Störmer/Verlet method. In: Acta Numerica. 12, 2003, S. 399–450. doi:10.1017/S0962492902000144.
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