Lazarus Adler

Lazar(us) Levi Adler (geboren a​m 10. November 1810 i​n Unsleben, Rhön; gestorben a​m 5. Januar 1886 i​n Wiesbaden) w​ar Landesrabbiner v​on Hessen-Nassau u​nd Schriftsteller.

Leben

Er war der Sohn des Lehrers Naftali Hirsch Adler ha-Kohen, eines emeritierten kurhessischen Landesrabbiners, und der Deila Rosenberg.

Adler studierte fünf Jahre l​ang den Talmud a​n der Jeschiwa d​es Rabbi Hirsch Kunreuter i​n Gelnhausen. 1824 g​ing er a​n die Jeschiwa v​on Oberrabbiner Abraham Bing i​n Würzburg u​nd erhielt Privatunterricht i​n den Gymnasialfächern. 1830 absolvierte e​r die Reifeprüfung a​ls Externer. Danach studierte e​r an d​er Universität Würzburg insbesondere b​ei Johann Jakob Wagner (1775–1841). Im Wintersemester 1832/33 studierte e​r an d​er Universität München u​nd dann a​n der Universität Erlangen, w​o er a​m 17. Dezember 1833 z​um Dr. phil. promoviert wurde.

Danach w​urde er i​n Unsleben Assistent seines Vaters. Er l​egte die Staatsprüfung ab. 1836 n​ahm er a​n der Würzburger Kreissynode teil. Im März 1838 gehörte e​r zu d​en Unterzeichnern d​er Münchner Petition v​on 17 stellungslosen Rabbinatskandidaten.

Von März 1840 b​is 1852 w​ar Adler Rabbiner d​es Distriktsrabbinats Bad Kissingen für Bad Kissingen u​nd 23 Landgemeinden m​it insgesamt 2467 Mitgliedern.[1] Im Jahre 1852 w​urde er z​um Rabbiner sowohl i​n Mainz a​ls auch i​n Kassel gewählt. Er entschied s​ich für Kassel u​nd war e​r ab 1852 Landesrabbiner i​n Kurhessen, d​er späteren preußischen Provinz Hessen-Nassau m​it Sitz i​n Kassel, w​o er h​ohes Ansehen genoss.[2] Als Landesrabbiner w​ar er Mitglied d​er „Alliance Israélite Universelle“.[3] Im Jahre 1884 g​ing er i​n den Ruhestand.

Adler w​ird zum gemäßigten Reformjudentum gerechnet. Er w​ar Mitglied d​er Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. Im Jahre 1868 w​ar er Gastgeber d​er Rabbiner-Versammlung i​n Kassel. Er n​ahm an d​en Reformsynoden i​n Leipzig (1869) u​nd Augsburg (1871) teil.

Adler w​ar mit Berta Sander (geboren 1827 i​n Sommerhausen) verheiratet. Er s​tarb in Wiesbaden u​nd ist a​uf dem dortigen jüdischen Friedhof „Schöne Aussicht“ beigesetzt (Reihe 18 Nr. 6).[4]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • De philosophia in libro Iobi effulgente cum adiecta disquisitione de auctore aetateque huius libri. Dissertation Erlangen 1833.
  • Berichte aus München über Rabbinatskandidaten und Rabbiner in Bayern in: Allgemeine Zeitung des Judenthums. Ein unpartheiisches Organ für alles jüdische Interesse. Hrsg. von Dr. Ludwig Philippson, Leipzig 1837, S. 224, 450f.
  • Als Herausgeber: Die Synagoge. Eine jüdisch-religiöse Zeitschrift zur Belehrung und Erbauung für Israeliten. 1838.
  • Welchen Einfluss soll die allg. Landestrauer auf die Gesinnungen und Handlungen der Landeskinder haben? Eine Predigt bei dem in der Synagoge zu Kissingen am 19. Dec. 1841 stattgefundenen Trauer-Gottesdienst für die höchstselige Königin Witwe F. W. Caroline von Bayern.Würzburg 1841.
  • Gutachten zugunsten Abraham Geigers, 23. November 1842, in: Rabbinische Gutachten über die Verträglichkeit der freien Forschung mit dem Rabbineramte. Band II, Breslau 1843, S. 70–82.
  • Verhandlungen der isralitischen Kreis-Synode zu Würzburg im Jahre 1836. In: David Fränkel (Hrsg.): Sulamith. Zeitschrift zur Beförderung der Kultur und Humanität unter der jüdischen Nation. Jahrgang VIII, Heft 2, Leipzig 1843, S. 19–23 (Digitalisat bei Compact Memory).
  • Die bürgerliche Stellung der Juden in Baiern. Ein Memorandum an die Abgeordneten-Kammer. Verlag Weiß, München 1846.
  • Deutsches Lesebuch für israelitische Schulen. Kassel 1864.
  • Die Hauptlehren der jüdische Religion. Ein kurzgefaßter Leitfaden für den Confirmanden-Unterricht. 1872.
  • Hillel und Schamai, oder, Die conservative Reform und der stabile Conservatismus: Eine Friedensstimme an die Gemeinden Israels und ihre Führer. Straßburg 1878.

Literatur

  • Meyer Kayserling (Hrsg.): Bibliothek jüdischer Kanzelredner. Eine chronologische Sammlung der Predigten, Biographieen und Charakteristiken der vorzüglichsten jüdischen Prediger. Band II, Berlin 1872, S. 222–238.
  • Emanuel Schreiber: Der fortschreitende Rabbinismus. Zum 25jährigen Jubiläum des Herrn Landrabbiner Dr. Lazarus Adler in Cassel. Königsberg 1877.
  • David Chaim Lippe: Bibliographisches Lexicon der gesammten jüdischen Literatur der Gegenwart, und Adress-Anzeiger. Ein lexicalisch geordnetes Schema mit Adressen von Rabbinen, Predigern, Lehrern, Cantoren, Förderern der jüdischen Literatur in der alten und neuen Welt, nebst bibliographisch genauer Angabe sämmtlicher von jüdischen Autoren der Gegenwart publicirten, speciell die jüdische Literatur betreffenden Schriftwerke und Zeitschriften. Wien 1879–1881, S. 3–5.
  • Salomon Wininger: Große jüdische National-Biographie. Chernivtsi (Czernowitz) 1925, Band I, S. 70f.
  • Jacob de Haas: The Encyclopedia of Jewish knowledge. Seite 13, Verlag Behrman's Jewish Book House, 1946 (Auszug)
  • Eintrag ADLER, Lazarus Levi,Dr. In: Michael Brocke und Julius Carlebach (Herausgeber), bearbeitet von Carsten Wilke: Biographisches Handbuch der Rabbiner. Teil 1: Die Rabbiner der Emanzipationszeit in den deutschen, böhmischen und großpolnischen Ländern 1781–1871. K·G·Saur, München 2004, S. 128 f.

Einzelnachweise

  1. Artikel in der Allgemeinen Zeitung des Judentums vom 25. April 1840
  2. Artikel in der Allgemeinen Zeitung des Judentums vom 8. November 1852
  3. Die Allgemeine israelitische Allianz. Bericht des Central-Comités über die ersten fünfundzwanzig Jahre 1860-1885, Band 2, Seite 72, Alliance israélite universelle (Hg.), Commissionsverlag J. Kauffman, Frankfurt am Main 1885 (Auszug)
  4. Artikel in der Allgemeinen Zeitung des Judentums vom 19. Januar 1886
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