Meyer Kayserling
Meyer Kayserling (auch: Meir Kayserling und Moritz Kayserling[1] sowie Moritz Meyer Kayserling;[2] geboren am 17. Juni 1829 in Gleidingen (heute Laatzen bei Hannover); gestorben am 21. April 1905 in Budapest) war ein deutscher Rabbiner[3] und Historiker, der insbesondere über Literatur und Geschichte der sephardischen Juden gearbeitet hat.
Leben
Familie
Meyer Kayserling wurde zur Zeit des Königreichs Hannover in Gleidingen geboren[3] als Sohn des Kaufmanns Abraham Jakob Kayserling[4] und der Ester oder Emma.[3] Sein Bruder Simon Abraham Kayserling (1834–1898) wirkte als Lehrer am Lehrerseminar zu Hannover.[4]
Kayserling heiratete Berta Phillipson, eine Tochter des in Magdeburg tätigen Rabbiners[5] und Herausgebers der Allgemeine Zeitung des Judentums, Ludwig Philippson (1811–1889).[4]
Werdegang
Seine erste Bildung erwarb Meyer Kaiserling im Haus seiner Tante Seelig. Er absolvierte das Gymnasium in Hannover[5] und durchlief anschließend seine Ausbildung in Halberstadt, Nikolsburg, Prag, Würzburg und Berlin, um sich dann der Geschichte und der Philosophie zu widmen. Von Leopold von Ranke in seinen historischen Studien bestärkt, konzentrierte er sich auf die Geschichte und Literatur der iberischen Halbinsel, wobei ihn auch der Anteil der Juden an der Entdeckung Amerikas interessierte.
1861 wurde er von der aargauischen Kantonsregierung zum Rabbiner von Endingen und Lengnau ernannt und übte das Amt bis 1870 aus. Während seiner Zeit in der Schweiz entwickelte er große Aktivitäten zur Emanzipation der Juden und musste sich deshalb starker Angriffe erwehren. Im Jahr 1870 nahm er einen Ruf als Rabbiner in Pest an.
Werke (Auswahl)
- Moses Mendelssohn’s philosophische und religiöse Grundsätze mit Hinblick auf Lessing. 1856 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Sephardim. Romanische Poesien der Juden in Spanien. 1859 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Geschichte der Juden in Navarra, den Baskenländern und auf den Balearen (Geschichte der Juden in Spanien). 1861 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Menasse ben Israel. Sein Leben und Wirken. Zugleich ein Beitrag zur Geschichte der Juden in England. 1861.
- Der Dichter Ephraim Kuh. Ein Beitrag zur Geschichte der Deutschen Literatur. 1864.
- Geschichte der Juden in Portugal. 1867 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Die Rituale Schlachtfrage, oder ist Schächten Thierquälerei? 1867.
- Bibliothek Jüdischer Kanzelredner. Eine Chronologische Sammlung der Predigten, Biographien und Charakteristiken der Vorzüglichsten Jüdischen Prediger. Nebst einem Homiletischen und Literarischen Beiblatte. 2 Bände. 1870–1872 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Die Judeninsel und der Schiffbruch bei Koblenz. 1871.
- Die Jüdischen Frauen in der Geschichte, Literatur und Kunst. 1879 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Das Moralgesetz des Judenthums in Beziehung auf Familie, Staat und Gesellschaft (anonym publiziert). Wien 1882.
- Die Blutbeschuldigung von Tisza-Eszlár Beleuchtet. Budapest 1882.
- Der Wucher und das Judenthum. 1882.
- Moses Mendelssohn. Ungedrucktes und Unbekanntes von Ihm und über Ihn. Leipzig 1883 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Handbuch der Israelitischen Geschichte von der Zeit des Bibel-Abschlusses bis zur Gegenwart. 6., verm. u. verb. Aufl., Engel, Leipzig 1888 (Digitalisat).
- Refranos é Proverbios de los Judios Españoles. Budapest 1889.
- Biblioteca Española-Portugueza-Judaica. Dictionnaire Bibliographique. Straßburg 1890.
- Dr. W. A. Meisel. Ein Lebens- und Zeitbild. 1891.
- Sterbetage aus Alter und Neuer Zeit. Prag 1891.
- Gedenkblätter. Hervorragende Jüdische Persönlichkeiten des Neunzehnten Jahrhunderts. In Kurzen Charakteristiken. 1892.
- Christopher Columbus and the Participation of the Jews in the Spanish and Portuguese Discoveries (translated from the author's manuscript by Charles Gross). New York 1894 (Digitalisat; auch übersetzt ins Deutsche und Hebräische).
- Die Jüdische Litteratur von Moses Mendelssohn bis auf die Gegenwart. Berlin 1896 (Digitalisat).
- Ludwig Philippson. Eine Biographie. 1898 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
- Die Juden als Patrioten. Berlin 1898.
- Die Juden von Toledo. Leipzig 1901 (Digitalisat der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg).
- Isaak Aboab III. Sein Leben und Seine Dichtungen (hebräisch). Berditschew 1902.
Literatur
- Cecil Roth: KAYSERLING, MEYER. In: Encyclopaedia Judaica. 2. Auflage. Band 12, Detroit/New York u. a. 2007, ISBN 978-0-02-865940-4, S. 42–43 (englisch).
- Hans Lamm: Kayserling, Meyer. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 386 (Digitalisat).
- Robert Uri Kaufmann: Kayserling, Meyer. In: Historisches Lexikon der Schweiz.
- John F. Oppenheimer (Red.) u. a.: Lexikon des Judentums. 2. Auflage. Bertelsmann Lexikon Verlag, Gütersloh u. a. 1971, ISBN 3-570-05964-2, Sp. 371.
- Salomon Wininger: Große Jüdische National-Biographie. Band 3. Cernăuţi, Druck Orient 1928.
Weblinks
Einzelnachweise
- Susanne Blumesberger: 5053: Kayerling, Moritz. In: Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert, hrsg. von der Österreichischen Nationalbibliothek, München: K. G. Saur Verlag, 2002, ISBN 978-3-598-11545-5 und ISBN 3-598-11545-8, Bd. 1, S. 662; Vorschau über Google-Bücher
- Carsten Schapkow: Moritz Meyer Kayserling, in ders.: Vorbild und Gegenbild. Das iberische Judentum in der deutsch-jüdischen Erinnerungskultur 1779–1939, Köln; Weimar; Wien: Böhlau, 2011, ISBN 978-3-412-20766-3 und ISBN 3-412-20766-7, S. 351–363; Vorschau über Google-Bücher
- Uri Kaufmann: Meyer Kayserling. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 7. August 2007, abgerufen am 29. November 2018.
- Hans Lamm: Kayserling, Meyer. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 11, Duncker & Humblot, Berlin 1977, ISBN 3-428-00192-3, S. 386 (Digitalisat).
- Kayserling, Meyer (Moritz). In: Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, Bd. 13, S. 333; Vorschau über Google-Bücher