Lauseeiche (Werra-Meißner-Kreis)
Die Lauseeiche ist ein rund 250 Jahre alter Baum, der einst im Bereich dreier Gemarkungen als Grenzmarkierung gepflanzt worden sein soll. Bereits im Jahr 1936 wurde die im Kreuzungsbereich mehrerer Waldwege stehende Eiche als ein Naturdenkmal ausgewiesen.[1]
Lauseeiche | |||
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Seit mehr als 80 Jahren wird die Lauseeiche als ein Naturdenkmal geschützt. | |||
Ort | Zwischen Wichmannshausen, Bischhausen und Hoheneiche im nordhessischen Werra-Meißner-Kreis. | ||
Land | Hessen, Deutschland | ||
Höhe ü.d.M. | 350 m | ||
Geographische Lage | 51° 6′ 56″ N, 9° 56′ 32,5″ O | ||
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Status Naturdenkmal | Ausgewiesen als Naturdenkmal am 21. Juli 1936. | ||
Alter | etwa 250 Jahre | ||
Stammumfang (Brusthöhe) |
rund vier Meter | ||
Baumhöhe | mehr als 20 m |
Standort
Der alte Baum steht westlich des 383 m hohen Großen Steinbergs, rund zweieinhalb Kilometer südöstlich von Bischhausen und zwei Kilometer nordwestlich von Wichmannshausen. An seinem Standort stoßen die Gemarkungen der ursprünglich selbständigen Dörfer Wichmannshausen, Bischhausen und Hoheneiche aufeinander, die Anfang der 1970er Jahre in die Städte Sontra und Waldkappel sowie in die Gemeinde Wehretal eingegliedert wurden. Rund vierhundert Meter weiter westlich der Lauseeiche, trifft noch die Gemarkung von Mitterode, ein Ortsteil der Stadt Sontra, auf die Gemarkungen von Wichmannshausen und Bischhausen.[2]
Naturräumlich wird der Bereich der Haupteinheitengruppe des „Osthessischen Berglands“ zugeordnet und gehört dort zu der Untereinheit „Hosbach-Sontra-Bergland“ des „Fulda-Werra-Berglands“.[3]
Die Lauseeeiche steht in einer der zahlreichen Teilflächen des Flora-Fauna-Habitat-Gebiets „Werra- und Wehretal“, das mit der Gebietsnummer 4825-302 zu dem europaweiten Schutzgebietssystem Natura 2000 gehört. In dem FFH-Gebiet, mit mehr als 24.000 Hektar Gesamtfläche, sollen die großen zusammenhängenden Buchenwälder als Jagdhabitate des Großen Mausohrs und der Bechsteinfledermaus geschützt werden. Beide Fledermausarten werden als „Arten von gemeinschaftlichem Interesse“ gelistet, für die nach den Gesetzen der Europäischen Union besondere Schutzgebiete ausgewiesen werden müssen.[4]
Die Lauseeiche
Nach der Chronik „800 Jahre Mitterode“, die der örtliche Festausschuss zur Jubiläumsfeier im Jahr 1995 herausgegeben hatte, wurde die Lauseeiche in der Zeit um 1750 bis 1780 gepflanzt. Der Name des alten Baumes, schreibt Adam Ackermann in dieser Chronik, habe nichts mit den Läusen zu tun. Vielmehr deute der Name auf die Bestimmung des Baumes als Grenzzeichen hin. Die ursprüngliche Bezeichnung lautete wahrscheinlich „Loseiche“, und „Los“ nannte man eine Fläche, die markiert oder abgesteckt wurde, um eine klare Abgrenzung zu angrenzenden Parzellen erkennen zu können. Die Benennung kennzeichne daher die Eiche als Grenzbaum und tatsächlich verlaufen die Gemarkungsgrenzen von Wichmannshausen, Bischhausen und Hoheneiche in der Nähe des Wuchsortes.
In der örtlichen Mundart wurde der Baum in Wichmannshausen und Mitterode seit jeher „Luseeiche“ genannt und in Bischhausen und Oetmannshausen „Lüseeiche“. „Lus“ und „Lüs“ sind die ortsüblichen Namen für die parasitisch lebenden Insekten.
Nach dem Deutschen Krieg 1866 wurde die Region, die zum Kurfürstentum Hessen gehörte, durch Preußen besetzt und schließlich annektiert. Für die annektierten Gebiete bedeutete dies, dass sie 1868 eine Verwaltung nach preußischem Muster erhielten. Bei der Anfertigung der neuen Katasterunterlagen haben die preußischen Beamten aus „Lus“ und „Lüs“ eine Laus gemacht. Seitdem erscheint der Name Lauseeiche auf allen Landkarten.[2]
Im Gebiet des Werra-Meißner-Kreises gab oder gibt es noch weitere „Lause-Bäume“. So stand bis Mitte der 1960er Jahre eine „Lausebuche“ an der Straße von Gertenbach nach Hedemünden. Die Gemarkungsgrenze der beiden Orte ist hier außerdem noch die Kreis- und Landesgrenze. Eine weitere „Lausebuche“ steht noch heute an der Grenze zwischen Blankenbach und Süß im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Der noch relativ junge Baum war eine Ersatzpflanzung für eine ältere Buche.[5]
Eine „Lausebuche“ stand auch an der Straße von Germerode nach Rodebach. Der Verfallsprozess des als Naturdenkmal geschützten alten Baumes galt als so alarmierend, dass die Verkehrssicherheit der nahen Landesstraße 3334 als gefährdet galt. Trockenheit und Hitze, Wurzelkappungen beim Straßenbau sowie die Versalzung des Bodens durch Streusalzauswaschungen hatten der „Lausebuche“ so zugesetzt, dass sie Anfang 2020 gefällt werden musste.[6][7]
Besucherhinweis
- Die Lauseeiche ist ein beliebtes Wanderziel. Sie steht direkt am Fernwanderweg X8, der hier auf gleicher Wegesstrecke wie der Barbarossaweg und der Elisabethpfad 2 verläuft.
- Seit rund drei Jahrzehnten feiert das Kirchspiel Wichmannshausen, zu dem die Gemeinden Wichmannshausen, Hoheneiche und Mitterode gehören, bei der Lauseeiche am ersten Sonntag im Juli einen „Gottesdienst im Grünen“. Umrahmt wird diese Veranstaltung von einem Gesangverein, Posaunenchor oder einer Flötengruppe.[2]
Literatur
- Adam Ackermann: Chronik 800 Jahre Mitterode, 1195–1995. Herausgeber: Festausschuss Mitterode, 1995.
- Thomas Wiegand: Bäume aus dem Werraland – Eine Fotodokumentation. Herausgeber: Kreissparkasse Eschwege, 1984.
Weblinks
Einzelnachweise
- In der Liste der Naturdenkmale des Werra-Meißner-Kreises hat die Lauseeiche die Nummer ND 636.139 mit dem Ausweisungsdatum 21. Juli 1936.
- Adam Ackermann: 800 Jahre Mitterode, S. 116 f.
- Naturräumliche Gliederung nach der Geographischen Landesaufnahme des Instituts für Landeskunde. Blatt 112 Kassel. Bearbeitung abgeschlossen im August 1968 durch Hans-Jürgen Klink.
- Steckbrief des FFH-Gebiets 4825-302 „Werra- und Wehretal“ auf der Website des Bundesamtes für Naturschutz (BfN); abgerufen am 14. April 2021.
- Thomas Wiegand: Bäume aus dem Werraland.
- Emily Spanel: Lausebuche wird gefällt. In: Werra-Rundschau vom 25. Januar 2020.
- Die „Lausebuche“ an der Straße zwischen Germerode und Rodebach hatte in der Liste der Naturdenkmale des Werra-Meißner-Kreises die Nummer ND 636.129 und mit dem 21. Juli 1936 das gleiche Ausweisungsdatum wie die „Lauseeiche“.