Landesvertretung Baden-Württemberg (Bonn)
Die Vertretung des Landes Baden-Württemberg beim Bund hatte von 1954 bis 2000 ihren Sitz im Bonner Parlaments- und Regierungsviertel. Der Standort liegt im Ortsteil Gronau zwischen Schlegelstraße und Willy-Brandt-Allee (B 9) im Zentrum des Bundesviertels, unmittelbar südlich des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung und gegenüber dem Haus der Geschichte. Ein Großteil der ehemaligen Vertretung wurde 2011 für das neue Bürogebäude brandtelf abgerissen.
Geschichte
Die drei Gründungsländer von Baden-Württemberg – Baden, Württemberg-Baden und Württemberg-Hohenzollern – unterhielten ab 1949/50 in Bonn eigene Landesvertretungen in getrennten Gebäuden: Baden in Kessenich (Scharnhorststraße 9; heute Aloys-Schulte-Straße), Württemberg-Baden in der Südstadt (Lennéstraße 8) und Württemberg-Hohenzollern ebenfalls in der Südstadt (Marienstraße 6).[1] 1952 kaufte der neu gegründete Südweststaat das Grundstück an der Schlegelstraße. Nach dem Baubeginn 1953 wurde die Landesvertretung 1954 fertiggestellt und am 25. Januar 1955 eingeweiht. Eine Erweiterung und ein Umbau aus dem Jahre 1972 nach Plänen des Staatlichen Hochbauamts in Stuttgart verdoppelte die Größe der Liegenschaft in etwa. Der zwei- bis dreigeschossige Bau war deutlich von der Straßenfront abgerückt und umschloss von drei Seiten einen für Veranstaltungen genutzten Innenhof. 1987 erfolgte ein Umbau und eine Erweiterung des Gebäudes.[2] Im Jahre 1991 wurde auf dem Grundstück als Eckbau zur Heussallee ein Gästehaus errichtet.
Im Zuge der Verlegung des Parlaments- und Regierungssitzes (1999/2000) zog die Vertretung Baden-Württembergs mit zuletzt 71 Mitarbeitern[3] im Juni 2000 nach Berlin um. 2001 konnte die Liegenschaft an einen Investor verkauft werden, der das vormalige Gästehaus an eine Schönheitsklinik vermietete, jedoch die ehemalige Vertretung nach einer Insolvenz 2008 zwangsversteigern musste.[4] Der neue Eigentümer errichtete dort 2011/12 ein viergeschossiges Bürogebäude namens brandtelf mit einer Bürofläche von 12.000 Quadratmetern. Die ehemalige Landesvertretung wurde dabei bis auf die nunmehrige Klinik abgerissen, der denkmalgeschützte Altbau[5] ist mit einem zur Schlegelstraße gelegenen Teil seiner Fassade in den Neubau integriert worden. Nach der Grundsteinlegung im Mai 2011 und dem Richtfest im November 2011 wurde das Bauprojekt im Sommer 2012 fertiggestellt.[6][7]
Siehe auch
Literatur
- Angelika Schyma: Die Häuser der Landesvertretungen in Bonn. In: Kerstin Wittmann-Englert, René Hartmann (Hrsg.): Bauten der Länder: Die Landesvertretungen in Bonn, Berlin und Brüssel, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2013, S. 17–55 (hier: S. 20–22). ISBN 978-3-89870-796-1.
- Ingeborg Flagge: Architektur in Bonn nach 1945: Bauten in der Bundeshauptstadt und ihrer Umgebung. Verlag Ludwig Röhrscheid, Bonn 1984, ISBN 3-7928-0479-4, S. 58.
Weblinks
- Eintrag zu Landesvertretung von Baden-Württemberg beim Bund (Schlegelstraße, Ecke Welckerstraße) in der Datenbank „KuLaDig“ des Landschaftsverbands Rheinland (mit Kurzbeschreibung des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland, 2013), abgerufen am 8. August 2017.
- Eintrag beim Weg der Demokratie
Einzelnachweise
- Stadt Bonn, Stadtarchiv (Hrsg.); Helmut Vogt: „Der Herr Minister wohnt in einem Dienstwagen auf Gleis 4“: Die Anfänge des Bundes in Bonn 1949/50. Bonn 1999, ISBN 3-922832-21-0, S. 182, 235.
- Beschlussvorlage, Bonner Ratsinformationssystem
- Verkaufen, vermieten, verwerten: Abschied der Länder, General-Anzeiger, 9. Februar 1998, Stadtausgabe Bonn, S. 3
- Bernd Leyendecker: Kein Angebot für ehemalige "BaWü"-Landesvertretung, General-Anzeiger, 6. Juni 2008
- Denkmalliste der Stadt Bonn (Stand: 15. Januar 2021), S. 50, Nummer A 3871
- Riesiger Büro-Neubau im Bundesviertel, General-Anzeiger, 22. Oktober 2010
- brandtelf: Richtfest für das Bonner Büroprojekt, PARETO, 4. November 2011