La caja
La caja (internationaler englischsprachiger Titel The Box) ist ein Filmdrama von Lorenzo Vigas, das im September 2021 bei den Internationalen Festspielen von Venedig seine Premiere feierte.
Film | |
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Originaltitel | La caja |
Produktionsland | USA, Mexiko |
Originalsprache | Spanisch |
Erscheinungsjahr | 2021 |
Länge | 92 Minuten |
Stab | |
Regie | Lorenzo Vigas |
Drehbuch | Paula Markovitch, Lorenzo Vigas |
Produktion | Michel Franco, Jorge Hernandez Aldana, Michael Hogan |
Kamera | Sergio Armstrong |
Schnitt | Pablo Barbieri Carrera, Isabela Monteiro de Castro |
Besetzung | |
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Handlung
Hatzín lebt mit seiner Großmutter in Mexiko-Stadt. Sein Vater Esteban, der bei einem Bergwerksunfall ums Leben kam, soll einer der Menschen sein, deren Leichen kürzlich im Norden des Landes exhumiert wurden. So fährt der Teenager mit dem Zug alleine dorthin, um die sterblichen Überreste abzuholen. Nachdem er die erforderlichen Unterlagen vorgelegt und die Papiere unterschrieben hat, erhält Hatzín einen bei dem Leichnam gefundenen Personalausweis sowie eine rechteckige Metallbox von etwa 60 cm Länge, die die sterblichen Überreste seines Vaters enthält. Hatzín bleibt ungerührt und versichert seiner Großmutter am Telefon, dass es ihm gut geht.
Als er am nächsten Tag die Rückfahrt antritt, sieht Hatzín auf der Straße durch das Busfenster einen Mann, der dem Foto im Ausweis seines Vaters bemerkenswert ähnlich sieht. Doch als er aus dem Bus steigt und ihn anspricht, stellt sich der Fremde als Mario Enderle vor. Weil Hatzín jedoch weiterhin davon überzeugt ist, der Mann sei sein Vater, beginnt er ihn zu stalken. Erst will Mario ihn loswerden, doch bald gibt er seine Widerstände wegen Hatzíns Entschlossenheit auf. Mario arbeitet als Beschaffer von Arbeitskräften für die Fabriken in der Gegend. Er nimmt ihn mit auf seine täglichen Touren, und Hatzín erlebt einen fürsorglichen Menschen, der den Arbeitern kostenlos Kleidung gegen die Kälte zur Verfügung stellt. Mario betraut Hatzín damit, die Zahl der angeworbenen Arbeiter zu dokumentieren und deren angemessene Bezahlung in den Fabriken zu überprüfen.
Als Mario damit beauftragt wird, 1.500 Arbeiter für eine neue Fabrik zu finden, wird Hatzín zu einem unverzichtbaren Mitglied seines kleinen Teams, und er lässt ihn bei sich und seiner schwangeren Frau einziehen. Wenn Hatzín mit seiner Großmutter telefoniert, versichert er ihr, alles sei in bester Ordnung, doch seine Arbeit geht oft über moralische Grenzen hinaus. Er wirft jedoch seine Bedenken über Bord und hilft Mario, solche hoffnungslosen Menschen für die Arbeit in den Fabriken zu finden, die keine andere Möglichkeit sehen, ihre Familien zu ernähren. Über die harten Bedingungen dort lassen sie die Arbeiter im Dunkeln.[1][2][3]
Produktion
Filmstab und Besetzung
Regie führte der Venezolaner Lorenzo Vigas, der gemeinsam mit Paula Markovitch auch das Drehbuch schrieb.[3] La caja ist der letzte Teil einer Trilogie von Vigas über die Beziehung von Vätern und Söhnen in Lateinamerika.[4] Aus dem ersten Teil heraus, dem Kurzfilm Los elefantes nunca olvidan, hatte er den zweite Teil, sein Spielfilmdebüt Caracas, eine Liebe, entwickelt.[5] Sowohl in Mexiko als auch im restlichen Lateinamerika gebe es unzählige zersplitterte Familien, in denen das Fehlen einer Vaterfigur der häufig zu beobachtende Lebensrealität entspreche, so Vigas. Viele junge Menschen würden beim Heranwachsen durch diese Abwesenheit geprägt, obwohl die Vaterfigur ein Individuum grundlegend definiere. Es sei kein Zufall, dass Lateinamerika, wo Phänomene wie Peronismus oder Chavismus so tiefe soziale, politische und menschliche Spuren hinterlassen haben, die Figur eines Führers aus psychologischer Sicht diese Leere, die durch einen abwesenden Vater entstanden ist, zu füllen versucht.[5]
Der Nachwuchsschauspieler Hatzín Navarrete gibt in der Rolle von Hatzín Leyva sein Schauspieldebüt. Hernán Mendoza spielt Mario Enderle, von dem Hatzín nicht glauben will, dass er nicht sein Vater ist.[2] Cristina Zulueta spielt dessen schwangeren Frau Norita.[1]
Dreharbeiten
Der Film wurde in der Gegend um Chihuahua gedreht, wo sich Hunderte von Fabriken in ausländischem Besitz befinden, die billige Waren und Kleidung direkt hinter der Grenze zu den Vereinigten Staaten herstellen. Diese werden als Maquiladoras bezeichnet und haben Mexiko zu einem wichtigen Exporteur gemacht, jedoch auf Kosten seiner armen und ungebildeten Arbeiter, von denen viele in Sweatshop-Arbeitsverhältnissen für Tiefstlöhne arbeiten. Der Zugang zu diesen Maquiladoras sei die größte Herausforderung bei den Dreharbeiten gewesen, so Vigas. Das Produktionsteam verbrachte fast ein Jahr damit, eine Maquiladora zu finden, die es erlaubte, dort zu drehen. Letztlich erhielten sie die Genehmigung in einer Fabrik, die wegen Insolvenz schließen musste.[6] Als Kameramann fungierte Sergio Armstrong, der zuvor mit Pablo Larraín arbeitete und La caja auf 35-mm-Film drehte.[1]
Veröffentlichung
Die Premiere erfolgte am 6. September 2021 bei den Internationalen Festspielen von Venedig.[7] Ebenfalls im September 2021 wurde er beim Toronto International Film Festival gezeigt.[8] Ende Januar, Anfang Februar 2022 wird er beim Göteborg International Film Festival vorgestellt.[9]
Rezeption
Kritiken
Von den bei Rotten Tomatoes aufgeführten Kritiken sind 88 Prozent positiv.[10]
Auszeichnungen
Internationales Filmfestival Thessaloniki 2021
- Special Jury Award für die Beste Regie – Bronze Alexander (Lorenzo Vigas)[11]
Internationale Filmfestspiele von Venedig 2021
- Nominierung für den Goldenen Löwen
- Auszeichnung mit dem Leoncino d'Oro Award „Cinema for UNICEF“
- Auszeichnung mit dem Sfera 1932 Award[7]
Miami Film Festival 2022
- Nominierung für den Knight Marimbas Award[12]
Palm Springs International Film Festival 2022
- Nominierung für den Ibero-American Award (Lorenzo Vigas)[13]
San Sebastián International Film Festival 2021
- Nominierung für den Horizons Award (Lorenzo Vigas)
Weblinks
- La caja in der Internet Movie Database (englisch)
- La caja im Programm der Filmfestspiele von Venedig (englisch/italienisch)
- La caja – Trailer von Cine maldito bei YouTube (Video, spanisch)
Einzelnachweise
- David Rooney: 'The Box' ('La Caja'): Film Review. In: The Hollywood Reporter, 6. September 2021.
- Anna Smith: Venedig-Rezension: Lorenzo Vigas' 'La Caja'. In: deadline.com, 6. September 2021.
- Eric Kohn: 40 Movies We Hope to See at Cannes 2021, from Jane Campion to Claire Denis. In: indiewire.com, 10. Mai 2021.
- Xan Brooks: La Caja review – mystery box of bones ignites brooding surrogate-father tale. In: The Guardian, 6. September 2021.
- La caja. In: labiennale.org. Abgerufen am 31. August 2021.
- 'The Box' gets inside Mexican sweatshop at Venice film festival. In: france24.com, 6. September 2021.
- The films selected for the 78th Venice Film Festival. In: cineuropa.org, 26. Juli 2021.
- Anthony D'Alessandro: TIFF Unveils Docs, Midnight Madness & Wavelengths Lineup With Palme d’Or Winner ‘Titane’, Liz Garbus’ ‘Becoming Cousteau’ & More. In: deadline.com, 4. August 2021.
- The Box. In: goteborgfilmfestival.se. Abgerufen am 12. Januar 2022.
- The Box. In: Rotten Tomatoes. Abgerufen am 28. Februar 2022.
- Vassilis Economou: Softie scoops Thessaloniki’s Golden Alexander. In: cineuropa.org, 15. November 2021.
- Shalini Dore: Miami Film Festival Announces 2022 Lineup for Hybrid Event. In: Variety, 1. Februar 2022.
- Patrick Hipes: Palm Springs Film Festival Sets 2022 Lineup; Roger Michell’s Final Film 'The Duke' To Close Fest. In: deadline.com, 7. Dezember 2021.