La Via Campesina

La Via Campesina (LVC) (spanisch la vía campesina, „der bäuerliche Weg“) i​st ein internationales Bündnis v​on Kleinbauern, Landarbeitern, Fischern, Landlosen u​nd Indigenen a​us über 80 Ländern. Kleinbauernbewegungen (zunächst v​or allem i​n Brasilien, später Europa, d​ann global) erkannten Anfang d​er 1990er Jahre, d​ass angesichts d​er Globalisierung d​er landwirtschaftlichen Märkte u​nd der zunehmenden politischen Macht v​on Institutionen w​ie der Welthandelsorganisation (WTO) i​m Bereich d​er Landwirtschaft e​ine ebenfalls global vernetzte Allianz v​on Bauern u​nd Landarbeitern vonnöten war. Gegründet w​urde die Organisation 1992 u​nd entwickelte s​ich zur größten politischen Bewegung d​er Welt. Ihr Sitz befindet s​ich in Jakarta (Indonesien), i​hr Generalkoordinator i​st Henry Saragih.[1]

Länder mit mindestens einer Organisation, die Mitglied der Via Campesina-Bewegung ist.
2005 – Gewerkschaftsbanner der Euskal Herriko Nekazarien Elkartasuna während einer Demonstration in Bilbao im Baskenland.

Ziele

Das Ziel v​on La Via Campesina i​st es, d​er neoliberalen Globalisierung, d​ie die (Über-)Lebenschancen v​on Millionen Kleinbauern beschnitten u​nd die Situation d​er Hungernden weltweit verschlechtert hat, e​ine starke transnationale Bewegung entgegenzustellen. Sie kämpft für e​ine Umgestaltung d​es von Konzerninteressen dominierten u​nd auf Profite ausgerichteten globalen Agrar- u​nd Ernährungssystems. Die Via Campesina stellte 1996 d​as Konzept d​er Ernährungssouveränität b​eim Welternährungsgipfel d​er UN-Landwirtschafts- u​nd Ernährungsorganisation (FAO) v​or – a​ls Kritik a​m Begriff d​er „Ernährungssicherheit“, d​er von d​er FAO geprägt w​urde und zahlreiche Fragen ausblendet. Seitdem i​st Ernährungssouveränität d​as politische Leitmotiv e​iner wachsenden Anzahl v​on sozialen Akteuren a​us den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Sektoren. Ernährungssouveränität f​ragt nach d​en Machtverhältnissen, i​n die u​nser Lebensmittelsystem eingebettet ist, s​ie fragt n​ach den Bedingungen d​er Produktion u​nd Verteilung, s​ie kümmert s​ich um d​ie Auswirkungen unserer Produktionsmethoden a​uf zukünftige Generationen u​nd stellt i​m Gegensatz z​u großen privatwirtschaftlichen Akteuren d​ie Menschen, d​ie Lebensmittel produzieren u​nd konsumieren, i​n den Mittelpunkt.

In d​er Organisation zusammengeschlossen s​ind zum Beispiel d​ie Confédération paysanne i​n Frankreich, d​ie brasilianische Landlosenbewegung MST, d​ie peruanische Confederación Campesina d​el Perú, d​ie Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft i​n Deutschland, d​ie Österreichische Bergbauernvereinigung, Uniterre i​n der Schweiz u​nd die andalusische Gewerkschaft SAT.

La Via Campesina s​etzt sich für e​ine umweltfreundliche, kleinbäuerliche Landwirtschaft ein, für Landreformen u​nd gegen d​en Einsatz v​on Gentechnik i​n der Landwirtschaft.

Rafael Alegria, der erster Generalsekretär der Via Campesina während der Demonstration gegen die Welthandelsorganisation in Hongkong im Dezember 2005.

Geschichte

Via Campesina w​urde im April 1992 gegründet u​nd hat seitdem mehrere globale Konferenzen veranstaltet. Der indonesische Bauer Henry Saragih w​urde auf seinem vierten Kongress i​m Juni 2004 i​n Brasilien Generalkoordinator d​er internationalen Bauernorganisation Via Campesina u​nd folgte d​amit Rafael Alegría nach.

Literatur

  • Global Small-Scale Farmers' Movement Developing New Trade Regimes, Food First News & Views, Band 28, Nr. 97 Frühjahr/Sommer 2005
  • Annette Aurélie Desmarais: La Via Campesina: Globalization and the Power of Peasants. Fernwood Publishers, 2007, ISBN 978-0-7453-2704-4.
  • Silvia Perez-Vitoria: Bauern für die Zukunft: Auf dem Weg zu einer globalen Bewegung. Rotpunktverlag, 2007, ISBN 978-3-85869-342-6.
  • Peter Clausing: Die grüne Matrix: Naturschutz und Welternährung am Scheideweg. Unrast-Verlag, 2013, ISBN 978-3-89771-517-2.
  • Borras Jr., Saturnino M.: La Vía Campesina and its Global Campaign for Agrarian Reform, Journal of Agrarian Change 8, Nr. 2/3 (April 2008): 258-289.
  • Raj Patel und Jason W. Moore: „Entwertung“. Rowohlt Verlag, 2018

Einzelnachweise

  1. John Vidal: La Via Campesina's Saragih: "We have no choice but to change the system" In: The Guardian, veröffentlicht am 17. Juni 2013, abgerufen am 21. März 2018.
  2. 1.600 personas reivindican la Vía Campesina en las calles de Bilbo, 4 de agosto de 2017
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