L’italiano
L’italiano (italienisch für Der Italiener) ist ein Lied des italienischen Sängers Toto Cutugno aus dem Jahr 1983. Cutugno schrieb es zusammen mit Cristiano Minellono und erreichte damit beim Sanremo-Festival 1983 den fünften Platz.
L’italiano | |
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Toto Cutugno | |
Veröffentlichung | 4. Februar 1983[1] |
Länge | 3:56 |
Genre(s) | Pop |
Text | Cristiano Minellono |
Musik | Toto Cutugno |
Album | L’italiano |
Veröffentlichung und Entstehung
Die Musik komponierte Cutugno, den Text verfasste Cristiano Minellono, der bereits an Erfolgen wie Felicità des Duos Al Bano & Romina Power mitgewirkt hatte. Cutugno schrieb immer auch für andere Interpreten. Ursprünglich war das Lied für Adriano Celentano gedacht, der jedoch ablehnte und Cutugno das Lied nun selbst veröffentlichte. Die Singleauskoppelung zum gleichnamigen Album auf dem Label Carosello enthielt auf der B-Seite den Titel Sara.
Im Rahmenprogramm zum Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft 2006, in der Italien den Titel gewann, trat Cutugno in Rom mit dem Lied auf, was dem Stück in seiner Heimat erneut sehr große Popularität verschaffte.
Text
Der Text des Liedes gibt die Stimmung und den Zeitgeist im Italien der 1980er wieder. Während die Melodie weltweit kulturell übertragbar ist, kann der Originaltext nur vor dem Hintergrund des damaligen Italiens verstanden werden.[2] Mit Beginn des Jahrzehntes verlor der wirtschaftliche Aufschwung Italiens an Fahrt, stagnierte und führte zu einer Depression mit Krisen in den großen Staatsunternehmen und einer hohen Inflation, was sich auf die Stimmung im Land und bei der Bevölkerung auswirkte.[3]
Original (Auszug) | Übersetzung | Erläuterung[4],[5],[6] |
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Buongiorno Italia, gli spaghetti al dente. E un partigiano come presidente. | Guten Tag, Italien. Die Spaghetti bissfest und ein Partisan als Präsident. Mit dem Autoradio immer zur Rechten und einem Kanarienvogel oberhalb des Fensters. | Die bissfeste Pasta als Stereotyp für Italien. Der amtierende und beliebte Staatspräsident Sandro Pertini war im zweiten Weltkrieg ein Partisan im Kampf gegen den Faschismus. Die Erwähnung des Autoradios ist eine Anspielung auf dieses Statussymbol zu Beginn der 1980er – vergleichbar dem des Smartphones heute. |
[...] con troppa America sui manifesti, [...] con amore, con il cuore, con più donne sempre meno suore. | Guten Tag, Italien. Mit deinen Künstlern, zu viel Amerika auf den Plakaten, mit Liebesliedern, mit dem Herzen, mit immer mehr Frauen – immer weniger Nonnen. | Anfang der 1980er nahm die Kritik an den USA, die für Amerikanisierung bzw. Kommerzialisierung in Italien verantwortlich gemacht wurde, zu. Dies Kritik findet sich zum damaligen Zeitpunkt auch in anderen Werken – wie den Texten des späteren Literaturnobelpreisträgers Dario Fo – wieder. Die Kirche verlor an Bedeutung und die Emanzipation der Frauen begann an Fahrt. |
Lasciatemi cantare. Con la chitarra in mano. Lasciatemi cantare. Una canzone piano piano. [...] Un italiano vero. | Guten Tag, Italien. Guten Tag, Maria, mit Augen voller Schwermut. Guten Tag, Gott – Du weißt, dass es auch mich gibt?
Lasst mich singen. Mit der Gitarre in der Hand. Lasst mich ganz leise ein Lied singen. Lasst mich singen. Denn ich bin stolz darauf. Ich bin ein Italiener. Ein echter Italiener. |
Im Refrain spielt der Text erneut mit Stereotypen, Widersprüchen und Klitsches – betont aber den Patriotismus eines echten Italieners – allen Widersprüchen und einer gewissen Melancholie hinsichtlich der weiteren wirtschaftlichen Zukunft zum Trotz. Auch Gott wird indirekt um Beistand in der momentanen Lage bemüht. |
con caffè ristretto, le calze nuove nel primo cassetto, con la bandiera in tintoria e una seicento giù di carrozzeria. | Guten Tag, Italien, das sich nicht scheut, die Rasiercreme mit Mentol, mit blauen Nadelstreifenanzügen und der Seifenoper sonntags im Fernsehen. Guten Tag, Italien. Mit starkem Kaffee, neuen Strümpfen in der obersten Schublade, der Fahne in der Reinigung und einem verbeulten/rostigen 600er. | Erneut werden einige Stereotyp aus dem Alltag, wie dem typischen Ristretto (extra starker Espresso), bemüht um dann den Zeitgeist wiederzugeben: Im TV starten die ersten Telenovelas, die bald Teil der Alltagskultur werden. Im Fußball ist es oft üblich, die Flagge des eigenen Teams am Sonntag zu waschen, damit sie wieder sauber für das Spiel am kommenden Samstag ist. Im Text ist die Fahne aber in der Wäscherei. Der Fiat 600 – das Symbol des wirtschaftlichen Aufschwungs analog dem des VW Käfer in Deutschland – ist in keinem guten Zustand. Es ist nicht gut bestellt um die Gegenwart. |
Rezeption
Cutugno nahm 1983, nachdem er bereits 1980 das Sanremo-Festival gewonnen hatte, mit L’italiano erneut am Wettbewerb teil, belegte aber nur den vierten Platz. Neben der Chartspitze der Schweizer Hitparade erreichte das Lied auch Platz eins in Frankreich.[7]
ChartsChartplatzierungen | Höchstplatzierung | Wochen |
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Deutschland (GfK)[8] | 23 (15 Wo.) | 15 |
Italien (FIMI)[9] | 2 (17 Wo.) | 17 |
Schweiz (IFPI)[8] | 1 (11 Wo.) | 11 |
Das Lied wird bis heute immer wieder auf Samplern veröffentlicht und dient als Hintergrundmusik in Film und Funk.[10] Zeitweise hatte es, vergleichbar mit Adrianos Celentanos Azzurro, den Charakter einer inoffiziellen Hymne.[11]
„Von Big-Band-Stimmungen bis Soul-Funk reicht Cutugnos Spektrum, und seine italophilen Chansons bekommen schon mal schummrige Untertöne und eine tiefgründige Schwere. „L’italiano“ etwa, Cutugnos heiter-melancholischer Blick auf das eigene Land und seine Schrullen, überzeugt mit kräftigem rhythmischem Punch statt schunkeligem Beat...“
Adaptionen
Der Finne Kari Tapio veröffentlichte seine Version Olen suomalainen (Deutsch: Ich bin Finne) 1983 in seiner Heimat und erreichte dort Goldstatus. Der Israeli Doron Mazar verwendetet 1984 Cutugnos Musik in seinem Lied Ani Hozer HaBayta (Deutsch: Ich kehre heim).[12] Die ungarische Band Happy Gang veröffentlichte 1998 eine Hip-Hop-Version unter dem Titel Sokáig voltam távol (Deutsch: Ich war lange fort) auf ihrem Album Te+én (Deutsch: "Du+Ich").[13] Das in Frankreich sehr bekannte Lied wurde von der dortigen Coverband The Gypsy Queens 2011 erfolgreich neu veröffentlicht.[14] Der Franzose Hervé Vilard nahm seine Version unter dem Titel Méditerranéenne, der brasilianische Sänger José Augusto seine portugiesische Version Namens Faz de Conta, der Austroitaliener Patrizio Buanne eine englische Version mit dem Titel The Italian[15] und der Vietnamese Đàm Vĩnh Hưng seine Interpretation unter dem Namen Say Tình[16] auf.
Weblinks und Quellen
- "L’Italiano" auf discogs.com (englisch)
- Platzierung beim Sanremo Festival in 1983 (italienisch)
- Christof Hammer "1b-Giganten unter grün-weiß-roter Flagge", Stuttgarter Zeitung vom 20. Januar 2020
Einzelnachweise
- In: discogs.com. Abgerufen am 8. Ferbruar 2022 (englisch).
- Pietari Kääpä:"The National and Beyond. The Globalisation of Finnish Cinema in the Films of Aki and Mika Kaurismäki", P. Lang, Frankfurt am Main, 2010, S. 89f, ISBN 978-3-03911-966-0.
- Paolo Borioni, Ronny Mazzocchi: "Die globale Krise in Italien. Entstehung, Eigenart, Gefahren", Internationale Politikanalyse der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin, 2012, S. 3f, ISBN 978-3-86498-436-5
- Die Amerikakritik in „La signora è da buttare“. grin.com. Abgerufen am 8. Februar 2022.
- L’italiano. musicaitalianadicarlo. Abgerufen am 9. Februar 2022.
- Una seicento giù di carrozzeria. wordreference.com. Abgerufen am 9. Februar 2022.
- Eintrag 7999. infodisc.com. Abgerufen am 8. Februar 2022.
- Chartquellen: DE CH
- Guido Racca: M&D Borsa Singoli 1960-2019. Selbstverlag, 2019, ISBN 978-1-09-326490-6, S. 173.
- Grüße an Toto Cutugno, den beliebtesten italienischen Sänger im Ausland? italiani.it. Abgerufen am 9. Februar 2022.
- Marcello Butzzanca:"Periodischer Patriotismus. Erfahrungen eines provisorischen Italieners.", Epubli, 2012, S. 50
- Ani Hozer HaBayta. hebrewsongs.com. Abgerufen am 9. August 2022.
- Te+én. discogs.com. Abgerufen am 9. August 2022.
- https://www.youtube.com/watch?v=T2H5D58kAd0 auf: youtube.com Abgerufen am 08. Ferbraur 2022.
- https://www.youtube.com/watch?v=EJjYw-UuApg auf: youtube.com Abgerufen am 8. Februar 2022.
- https://www.youtube.com/watch?v=SSszeIGD6I8 auf: youtube.com Abgerufen am 8. Februar 2022.