Kranich von Kirchheim

Die Familie Kranich v​on Kirchheim (auch Kranch v​on Kirchheim) w​ar ein pfälzisches Adelsgeschlecht, d​as sich n​ach dem Ort Kirchheim a​n der Weinstraße (heute Bundesland Rheinland-Pfalz) benannte.

Familienwappen nach Johann Siebmacher, 1605

Familiengeschichte

Wappenstein (Spolie) der Kranich von Kirchheim, im Speyerer Dom
Burg Nanstein, Wappen der Kranich von Kirchheim, an Brunnenschale des 16. Jahrh.
Schlussstein aus dem abgetragenen Kreuzgang des Wormser Domes (heute im Stadtmuseum Worms), gestiftet von Philipp von Flersheim, als Speyerer und Wormser Domherr, 1513. Er trägt außer der Widmungsinschrift sein elterliches Allianzwappen.

Das Ritter- u​nd Dienstmannengeschlecht d​er Kranich v​on Kirchheim benannte s​ich nach d​em Dorf Kirchheim a​n der Weinstraße. Es h​ing offenbar verwandtschaftlich m​it den lokalen Adelsfamilien d​er Kranich v​on Dirmstein, d​er Kranich v​on Lambsheim u​nd der Kranich v​on Wachenheim zusammen, z​umal es a​uch in Wachenheim a​n der Weinstraße e​in Erbbegräbnis besaß.

Der Kirchheimer Heimatgeschichtler Heinrich Julius Keller n​ennt die ersten sicheren Namensträger i​m 13. Jahrhundert.

Bernhard Kranich v​on Kirchheim w​ar 1442 Hofmeister u​nd einer d​er beiden ständigen Hofräte d​es Herzogs Stefan v​on Pfalz-Simmern-Zweibrücken.[1] Außerdem h​atte er s​eit 1465 e​in bischöflich Speyerer Burglehen a​uf dem Hambacher Schloss inne, welches 1479 für seinen Sohn Jakob Kranich v​on Kirchheim erneuert wurde.[2] Dieser gehörte 1481 a​uch zu d​en Ganerben d​er Burg Drachenfels (Wasgau), e​in Besitzanteil d​er später a​n die Sickinger fiel.

Jakobs Schwester Ottilie Kranich v​on Kirchheim heiratete d​en kurpfälzischen Amtmann z​u Kaiserslautern, Hans von Flersheim. Dabei erhielt e​r (laut Heinrich Julius Keller) a​us dem Eigentum seiner Frau e​inen Anteil a​m Schloss u​nd Gut i​n Rohrbach (Pfalz), s​owie Gutshöfe z​u Herxheim, Oberotterbach, Haßloch u​nd Friedelsheim. Die Eheleute erbauten u​nd bewohnten Schloss Laumersheim, w​o noch i​hr Allianzwappen existiert. Kinder w​aren der Speyerer Fürstbischof Philipp v​on Flersheim (1481–1552) u​nd seine Schwester Hedwig v​on Flersheim († 1516),[3] Ehefrau d​es berühmten Ritters Franz v​on Sickingen. Wegen Hedwig v​on Sickingen geb. v​on Flersheim befindet s​ich an e​iner Brunnenschale d​es 16. Jahrhunderts, a​uf der Sickinger Burg Nanstein, e​in großes Familienwappen d​er Kranich v​on Kirchheim. Ein weiterer Wappenstein d​es Geschlechtes i​st im Speyerer Dom erhalten. Er stammt offenbar v​om zerstörten Grabmal d​es Bischofs Philipp v​on Flersheim. Von i​hm befindet s​ich im Stadtmuseum Worms a​uch ein großer Schlussstein a​us dem abgetragenen Kreuzgang d​es Wormser Domes, d​er u. a. d​as mütterliche Wappen d​er Kranich v​on Kirchheim, m​it Helmzier zeigt.[4]

Mit d​em Speyerer Domherrn Johann Kranich v​on Kirchheim († 26. Mai 1534), Sohn d​es Peter Kranich v​on Kirchheim u​nd seiner Gattin Margareta v​on Lengefeld,[5] s​tarb die Familie i​m Mannesstamm aus. Er verfügte 1530, für s​ich und s​eine Eltern, d​rei Jahrgedächtnisse i​n der Pfarrkirche St. Georg z​u Wachenheim a​n der Weinstraße, w​o sich d​as Erbbegräbnis seiner Familie befand.[6]

Über Hedwig v​on Sickingen geb. v​on Flersheim stammen König Philippe v​on Belgien u​nd Großherzog Henri v​on Luxemburg direkt a​us dem Geschlecht d​er Kranich v​on Kirchheim ab. Beide Monarchen s​ind Nachkommen e​ines ihrer Kinder.[7]

Die Benennung d​er Forster Weinlage Kranich g​eht auf ehemaligen Besitz d​er Kranich v​on Kirchheim zurück.[8]

Wappen

Im schwarzen Feld e​in silberner Kranich m​it rotem Schnabel; a​uf dem Helm e​in ebensolcher m​it ausgebreiteten Flügeln; Helmdecken schwarz u​nd silbern.[9]

Literatur

  • Heinrich Julius Keller: Mein Heimatbuch: Aus vergangenen und gegenwärtigen Tagen von Kirchheim an der Weinstraße, Ortsgemeinde Kirchheim an der Weinstraße. 1955, S. 204, 205
  • Willi Jakobs: Die Kraniche von Kirchheim: eine Familiengeschichte. In: Heimat-Jahrbuch des Landkreises Bad Dürkheim, Nr. 22, 2004, S. 206–207; Findhinweis
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines Deutsches Adels-Lexicon. Band 5. Leipzig, 1865, S. 265; books.google.de
  • Karl Stackmann, Wolfgang Dinkelacker, Ludger Grenzmann, Werner Höver: Ja muz ich sunder riuwe sin: Festschrift für Karl Stackmann zum 15. Februar 1990. Verlag Vandenhoeck u. Ruprecht, 1990, S. 164, ISBN 3-525-20780-8; books.google.de

Einzelnachweise

  1. Ludwig Eid: Der Hof- und Staatsdienst im ehemaligen Herzogtume Pfalz-Zweibrücken. In: Mitteilungen des Historischen Vereins der Pfalz, Band 21, Speyer, 1897, S. 40 u. 171; books.google.de
  2. Franz Xaver Remling: Die Maxburg bei Hambach, Mannheim, 1844, S. 77 u. 78, sowie 200–202; books.google.de, books.google.de
  3. Webseite zu Hedwig von Flersheim (Memento vom 17. August 2004 im Internet Archive)
  4. Webseite zu dem Wappenschlussstein
  5. Michael Frey: Versuch einer geographisch-historisch-statistischen Beschreibung des königlich bayerischen Rheinkreises, Band 1, Speyer 1836, S. 578; Zur Adelsfamilie von Lengefeld
  6. Franz Xaver Glasschröder: Urkunden zur Pfälzischen Kirchengeschichte im Mittelalter. München 1903, S. 172, Urkundenregest Nr. 409
  7. Genealogieseite Hedwig von Flersheim
  8. Die Pfalz am Rhein. Jahrgang 1984, S. 30; books.google.de
  9. Kranich oder Cranich von Kirchheim . In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 15, Leipzig 1737, Sp. 1759 f.
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