Kraftwerk Heegermühle
Das Kraftwerk Heegermühle (manchmal auch Kraftwerk Finow genannt) ist ein stillgelegtes Kraftwerk am Finowkanal in Eberswalde, Ortsteil Finow-Heegermühle, in Brandenburg.
Kraftwerk Heegermühle | |||
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Lage | |||
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Koordinaten | 52° 50′ 27″ N, 13° 44′ 50″ O | ||
Land | Brandenburg, Deutschland | ||
Gewässer | Finowkanal | ||
Daten | |||
Typ | Kohlekraftwerk | ||
Primärenergie | Fossile Energie | ||
Brennstoff | Kohle | ||
Leistung | [1] | ||
Betreiber | Märkisches Elektrizitätswerk (MEW)[2] | ||
Betriebsaufnahme | 1909 | ||
Stilllegung | 1991 |
Geschichte
Planung und Bau
Die Überlandcentrale Heegermühle wurde 1909 erbaut, finanziert von der Berliner AEG und der Zürcher Elektrobank. Das Kraftwerk war die Versorgungsbasis und Keimzelle des neu gegründeten Märkischen Electricitätswerkes (MEW), später das größte Energieversorgungsunternehmen in der Mark. Von hier aus sollte die Region elektrifiziert werden; insbesondere hoffte man auf die Ansiedlung energieintensiver Industrie entlang des neu gebauten Oder-Havel-Kanals.[1]
Geplant wurde das Werk von Georg Klingenberg, Direktor bei AEG; der architektonische Entwurf stammte von Werner Issel. Mit dem Kraftwerk, das – für die damalige Zeit ungewöhnlich – als Steifrahmenkonstruktion ausgeführt wurde, setzten die Planer erstmals ein innovatives Konzept um, bei dem sich Aufbau und Anordnung der Gebäude streng sachlich an der technischen Funktion orientierten. Dieses Konzept wurde in den nächsten Jahren auf zahlreiche weitere, von AEG und anderen erbaute Kraftwerke angewandt. Das Kraftwerk Heegermühle war so Vorbild für Kraftwerksarchitektur im In- und Ausland.[3][4][5]
Betrieb
Das Werk startete mit drei Dampfkesseln, die zwei Dampfturbinen mit je 3,6 Megawatt versorgten. Schnell wurde die Leistung ausgebaut: 1912 auf 15,2 MW; 1916 auf 19,2 MW. Die Anlieferung der Kohle erfolgte über einen Anschluss an die Eberswalde-Finowfurter Eisenbahn.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde aus dem MEW die Brandenburgisch-Mecklenburgische Elektrizitätswerke AG (BMEW), aus der kurz darauf der DDR-Staatsbetrieb Energiebezirk Nord wurde. Hieraus entstand 1958 der VEB Energieversorgung und einige Zeit später ein Energiekombinat, das das Kraftwerk führte. Nach der „Wende“ kam das ehemalige MEW mit dem Kraftwerk Heegermühle in die Verwaltung der Treuhandanstalt und wurde an die PreussenElektra verkauft, aus der schließlich E.DIS wurde.
Das Kraftwerk kam in die Hände der Stadtwerke Eberswalde, später der stadteigenen Technischen Werke Eberswalde.
Stilllegung und Verfall
1991 wurde das Kraftwerk endgültig stillgelegt. Die Ruine steht unter Denkmalschutz;[6] verfällt aber zusehends. Im Jahre 2006/2007 musste bereits das Kesselhaus abgerissen werden. Ob wenigstens die historische Maschinen- und Schalthalle erhalten werden kann, ist wegen der enormen Kosten einer Sanierung ungewiss.[1][7] Das Kraftwerk soll in das EFRE-Projekt Industriekulturpfad „Finowkanal erleben“ eingebunden werden.[8]
- Schaufassade (2006)
- Ruinen (2006)
Literatur
- Christian Tetzlaff: Das ehemalige Kraftwerk Heegermühle. In: Eberswalder Jahrbuch für Heimat-, Kultur- und Naturgeschichte 1996/1997, S. 126–137.
- Oliver Ruch, Petra Domke: 100 Jahre Strom. Die Geschichte der Elektrizität in Eberswalde 1906–2006. Spree-Presse- und PR-Büro, 2006, ISBN 978-3-933039-24-8.
Weblinks
- Eintrag zur Denkmalobjektnummer 09175589 in der Denkmaldatenbank des Landes Brandenburg
Einzelnachweise
- Das Märkische Elektrizitätswerk (PDF) (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: Stadtwerke Journal, 2/2006, Stadtwerke Eberswalde, Eberswalde 2006
- Die Landensversorgung (Memento des Originals vom 20. Dezember 2010 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. eon-edis.com
- Elke Mittmann: Architektur und Elektrizität – Kraftwerke in Deutschland 1885–1945. Jovis Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-939633-41-9.
- Finowkanal-Rundschau, Ausgabe 1/2001 (PDF; 1,0 MB)
- Maria Curter: Ein Kraftwerksbauer: Der Ingenieur Georg Klingenberg (1870–1925). In: Berlinische Monatsschrift (Luisenstädtischer Bildungsverein). Heft 8, 2000, ISSN 0944-5560, S. 71–76 (luise-berlin.de).
- Denkmalliste des Landes Brandenburg. (Memento des Originals vom 1. Februar 2014 im Internet Archive; 4,6 MB) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. bldam-brandenburg.de
- Beteiligungsbericht 2008/2009 (PDF; 2,3 MB) Stadt Eberswalde
- Ramona Schönfelder, Walter Bitzer: Namhafte Baumeister der Hauptstadtregion und ihre Bauten in Eberswalde, Wanderausstellung des Museums in der Adlerapotheke Eberswalde. (PDF; 3,2 MB) In: MIR Aktuell, 1/2009, Vierteljahresschrift des Ministeriums für Infrastruktur und Raumordnung des Landes Brandenburg