Konrad Viktor Schneider
Konrad Viktor Schneider (auch Conrad Victor Schneider; * 18. September 1614 in Bitterfeld; † 10. August 1680 in Wittenberg) war ein deutscher Mediziner.
Leben
Schneider war der Sohn des Bitterfelder Amtschössers Michael Schneider und seiner Frau Maria (geborene Reuter), Tochter des Bitterfelder Bürgermeisters Konrad Reuter. Er wurde bereits in frühester Kindheit schulisch ausgebildet. Gemeinsam mit seinen Brüdern, unter ihnen auch Michael Schneider, immatrikulierte er sich am 17. September 1621 an der Universität Wittenberg. Hier studierte er zunächst, gefördert durch ein kurfürstliches Stipendium, an der philosophischen Fakultät und erwarb am 25. September 1632 den akademischen Grad eines Magisters. Er verließ Wittenberg, promovierte zum Doktor der Medizin und avancierte 1636 zum Professor der Medizin an der Universität Jena.
1638 wechselte er in gleicher Funktion wieder nach Wittenberg und übernahm am 23. Juni 1640 die Professur der Anatomie und Botanik. In seiner Eigenschaft als Lehrkörper der Wittenberger Hochschule verwaltete er mehrfach das Dekanat der Medizinischen Fakultät und bekleidete in Personalunion in den Wintersemestern 1641, 1645, 1649, 1655, 1661, 1667, 1673 und 1679 das Rektorat der Akademie. Im Februar 1646 heiratete er Anna Barbara Strauch, die Tochter von Aegidius Strauch I.
Angeregt vom Jenaer Professor Werner Rolfinck, veröffentlichte Schneider sein Hauptwerk Von den Schleimflüssen oder Katarrhen, das 1660 und 1664 erschien. Darin widerlegte er die bis dahin geltende Lehrmeinung, dass Schleim in der Nase, entsprechend den humoralpatholigschen Vorstellungen vom phlegma, durch das Gehirn gebildet werde. Vielmehr entdeckte er die Schleimhäute in der Nase, die noch heute nach ihrem Entdecker als Membrana Schneideriana beziehungsweise Schneider-Membran oder Schneider’sche Haut bezeichnet werden. Auch seine weiteren Schriften, die nach genauer Beobachtung entstanden waren, gewannen in der weiteren Forschung Bedeutung, besonders auf dem Gebiet der Anatomie, der Physiologie und der allgemeinen Pathologie. So widerlegte er unter anderem die Lehrmeinung der Ortssetzung der Geisteskräfte und veröffentlichte Arbeiten zum Schlagfluss und über Krämpfe. Schneider, der ein Schüler seines Vorgängers Daniel Sennert war, hatte so einen Ruf als einer der bedeutendsten Mediziner des 17. Jahrhunderts, nicht nur Wittenbergs, erlangt.
Schneider verstarb nach vierzigjähriger Wirkungszeit an der Wittenberger Akademie und wurde am 9. September in der Wittenberger Schlosskirche beigesetzt. Dort erinnert eine bronzene Grabplatte mit lateinischer Inschrift an ihn.
Familie
Schneider hatte sich am 7. April 1646 mit Anna Barbara Strauch (* 20. August 1627 in Dresden; † 24. April 1673 in Wittenberg), die Tochter des Aegidius Strauch I. und der Euphrosyna Cranach verheiratet. Aus der Ehe stammen sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter. Von den Kindern kennt man:
- Michael Conrad Schneider († vor Vater)
- Konrad Viktor Schneider († vor Vater)
- Aegidius Conrad Schneider († vor Vater)
- Euphrosyne Schneider (* 18. Mai 1649 in Wittenberg; † 16. März 1673 in Wittenberg) ⚭ 30. März 1668 mit dem Prof. math. Uni. Wittenberg Michael Walther der Jüngere
- Anna Barbara Schneider ⚭ mit dem brandenburgisch pommerischen Hof- und Gerichtsrat, Erbsassen auf Freienwalde, Mölln und Sillgsdorf Friedrich Wilhelm von Wedel
- Marie Elisabeth Schneider (* 13. August 1655 in Wittenberg; † 9. Juni 1673 ebd.)
Werkauswahl
- Dissertationes academicas de patribus principalioribus.
- Liberum de osse cribriformi & sensu ac organo odoratus, & morbis ad utrumque spectantibus. Wittenberg 1655.
- Disp. Osteologicas.
- Libores de catarrhis. Wittenberg 1660.
- Librum de catarrhis specialissimum. 1664.
- De morbis capitis s. cephalicis soporofis. Wittenberg 1669.
- De nova gravissimorum trium morborum curatione, nimirum de apoplexia, lipopsychia & paralysi. Frankfurt 1681.
- De spasmorum natura, subjecto & causis. Wittenberg 1677.
- Orationes de aequitate & justitia natuarae, de bellis naturalibus….
Literatur
- Abraham Calov: Victor exercitum infernalem discutiens, et Muros Morttis Transcendens. Wittenberg 1680 (digital.slub-dresden.de Leichenpredigt).
- Julius Pagel: Schneider, Konrad Victor. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 134.
- Schneider, Conrad Victor. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 35, Leipzig 1743, Sp. 538–540.
- Schneider (Conrad Victor). In: Christian Gottlieb Jöcher (Hrsg.): Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band 4: S–Z. Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1751, Sp. 312 (Textarchiv – Internet Archive – ohne Lebensdaten).
- Karl Friedrich Heinrich Marx: Konrad Victor Schneider und die Katarrhe. Dieterichsche Buchhandlung, Göttingen 1873.
- Familiengeschichte Blütter. 1914, S. 239.
- Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917.
- Schneidervs (Conradvs Victor). In: Christian Wilhelm Kestner: Medicinisches Gelehrten-Lexicon. Meyer, Jena 1740, S. 763–764 (digitale-sammlungen.de).
- Barbara I. Tshisuaka: Schneider, Konrad Viktor. In: Werner E. Gerabek: Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, 2005. S. 1303.
- Hans Theodor Koch: Die Wittenberger Medizinische Fakultät (1502–1652) – Ein biobibliographischer Überblick. In: Stefan Oehmig: Medizin und Sozialwesen in Mitteldeutschland zur Reformationszeit. Evangelische Verlagsanstalt, 2007 Leipzig, ISBN 978-3-374-02437-7, S. 327.
Weblinks
- Werke von und über Konrad Viktor Schneider in der Deutschen Digitalen Bibliothek
- Schneider, Konrad Victor in der Deutschen Biographie