Michael Schneider (Philosoph)
Michael Schneider (* 20. September 1612 in Bitterfeld; † 18. April 1639 in Wittenberg) war ein deutscher Gelehrter.
Leben
Geboren als Sohn des Bitterfelder Amtschöffen Michael Schneider und seiner Frau Maria, die Tochter des Bitterfelder Bürgermeisters Konrad Reuter, wurde er in frühsten Kindesbeinen schulisch ausgebildet. Er wurde nach Wittenberg geschickt, wo sein Vater für Privatlehrer keine unerhebliche Summe für ihn ausgab. Dort schrieb er sich am 17. Oktober 1621 gemeinsam mit seinem Bruder Konrad Viktor und Wolfgang in die Matrikel der Universität Wittenberg ein, beteiligte sich schon im 14. Lebensjahr an Disputationen und erwarb sich in seinem 17. Lebensjahr bereits am 26. März 1629 den akademischen Grad eines Magisters der Philosophie.
Daraufhin fand er eine Anstellung bei Wilhelm Nigrinus und beschäftigte sich nebenbei mit einem Studium der Theologie. Ostern 1631 ging er an die Universität Jena, wo er bei Johann Gerhard im Haus Aufnahme fand und zwei Jahre blieb. Im Anschluss begab sich der kurfürstliche Stipendiat auf eine Bildungsreise an die Universitäten in Frankreich, Holland und England, wo er sich die Kenntnisse der Sprachen der Länder aneignete und bald neun Sprachen beherrschte. Zurückgekehrt in die Heimat, hielt er private Vorlesungen, fand am 1. Mai 1636 als Adjunkt Aufnahme in die philosophische Fakultät der Akademie und wurde nach dem Tod von Nigrius, am 29. Oktober 1638 dessen Nachfolger.
Seine Vorlesungen erstreckten sich über Theologie und Philosophie, alte und neue Sprachen. Sein ureigenstes Anliegen war es jedoch, einen theologischen Bildungsweg zu verfolgen, daher war es seine Absicht, zum Doktor der Theologie zu promovieren. Seine gesundheitliche Konstitution ließ dies jedoch nicht zu. Die Ärzte schickten ihn auf Kuren nach Sauerbrunnen in Eger, jedoch half dies nichts. Aufgrund seiner schwindenden Gesundheit musste er die Vorlesungen einstellen und verstarb drei Wochen später, in seinem 27. Lebensjahr. Er wurde am 21. April in Wittenberg beigesetzt.
Werkauswahl
- Uebersetzungen von Prudentii Logesange auf die Weisen aus dem Morgenland, Torquati Amynta Hervaults Tafel der Verleumdung.
- Ein Lobgesang Jesu Christi.
- Dissertationesm de temperantis.
- De societate conjugali.
- An & quousque principi liceat simulare & dissimulare.
- De immortalitate animarum.
- De morbis nonnullis, qui publicas saepe res insestare, Galliaeque cumrimis regnum misere vaxare solent.
- Explicationem cantici CXXXVII in libri Psalmorum. Wittenberg 1626.
Literatur
- Walter Friedensburg: Geschichte der Universität Wittenberg. Max Niemeyer, Halle (Saale) 1917.
- Schneider (Michael). In: Christian Gottlieb Jöcher (Hrsg.): Allgemeines Gelehrten-Lexicon. Band 4: S–Z. Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1751, Sp. 314–315 (Textarchiv – Internet Archive).
- Fritz Roth: Restlose Auswertungen von Leichenpredigten und Personalschriften für genealogische und kulturhistorische Zwecke. Band 7, R 6461, S. 293.
- Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1502–1817 (= Mitteldeutsche Forschungen. Band 117). Böhlau, Köln / Weimar / Wien 2002, ISBN 3-412-04402-4.
- Walther Killy: Literaturlexikon. Autoren und Werke deutscher Sprache (15 Bände). Bertelsmann-Lexikon-Verlag, Gütersloh / München 1988–1991 (CD-ROM: Berlin 1998, ISBN 3-932544-13-7)
- Schneider, Michael. In: Johann Heinrich Zedler: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und Künste. Band 35, Leipzig 1743, Sp. 557.
- Johannes Bolte: Schneider, Michael. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 32, Duncker & Humblot, Leipzig 1891, S. 142.
- Ulrich Bornemann: Michael Schneider. Ein vergessener deutscher Dichter des 17. Jahrhunderts. In: Daphnis. 8, 1979, S. 265–308.