Kommunale Konflikte in Nigeria

Kommunale Konflikte in Nigeria sind bewaffnete Auseinandersetzungen zwischen Mitgliedern verschiedener Gemeinden und Kommunen, die oftmals in kulturellen und ethnischen Differenzen oder Streitigkeiten um Land begründet sind. Die Konflikte, welche religiös, kulturell oder ethnisch motiviert sind, werden als ethno-religiöse Konflikte bezeichnet; darunter gibt es viele Fälle von religiöser Gewalt zwischen Christen und Muslimen in Nigeria. Darüber hinaus gibt es auch sogenannte Bauern-Hirten-Konflikte, die von Streitigkeiten um Land und Vieh verursacht werden: diese finden statt zwischen den nomadischen Hirtenvölkern der Fulbe und Hausa und den sesshaften Bauern, meist Adara, Berom, Tiv und Tarok.[1]

Gründe

Nigeria ist, w​ie der gesamte afrikanische Kontinent, besonders s​tark vom Klimawandel betroffen. Diese klimatischen Veränderungen verursachen Desertifikation, Dürren, Sandstürme, Erdrutsche, Umweltverschmutzungen u​nd neue Krankheiten. Diese führen dazu, d​ass viele nomadische Viehhirten d​er Fulbe i​hre Gemeinden verlassen, u​m nach n​euem Weideland z​u suchen. Dabei stoßen d​ie nomadischen Hirten, d​ie sich gewaltvoll Weideland aneignen, m​it Bauern zusammen, d​ie ihre Acker verteidigen wollen.[2][3]

Konflikte zwischen Bauern und Hirten

Die Konflikte zwischen sesshaften, meist christlichen Landwirten und nomadischen muslimischen Hirten in Nigeria sind hauptsächlich begründet in Streitigkeiten um Acker- und Weideland. Während der Konflikt zunächst rein wirtschaftlich und ökologisch motiviert war, fand mittlerweile eine Ausdehnung auf die religiöse Dimension statt. Aufgrund ihrer hohen Verwundbarkeit sind ländliche Gemeinden häufig Ziel von Angriffen, bei denen laut der International Crisis Group allein 2016 2.500 Menschen starben.[3] Eine Ausweitung des Konflikts auf andere westafrikanische Länder wird befürchtet, obwohl die Konflikte von den Regierungen häufig verharmlost werden.[4][5][6] Die nigerianische Regierung wird beschuldigt, auf Angriffe nicht schnell und angemessen genug zu reagieren, und häufig der Zusammenarbeit mit gewaltbereiten Fulani-Hirten verdächtigt. Die bewaffneten Auseinandersetzungen werden bisweilen als religiöser Konflikt interpretiert, da die sesshaften Bauern meist Christen und die nomadischen Viehhirten hauptsächlich muslimischen Glaubens sind, und als Dschihad der ethnischen Fulani-Hirten gegen christliche Bauern dargestellt. In den nigerianischen Medien werden Fulani-Hirten negativ präsentiert, ein Beispiel dafür ist die Verbreitung von Bildern, auf denen die Hirten statt mit den traditionellen Stöcken mit einer Kalaschnikow dargestellt sind. Das daraus resultierende Bild des "gefährlichen Hirten" und die als untätig wahrgenommenen Sicherheitskräfte haben zur Gründung von Bürgerwehren geführt.[4]

Zur Lösung des Konflikts wurde von nordnigerianischen Anwälten die Schöpfung eines Weidekorridors vorgeschlagen, was im Süden des Landes jedoch auf Ablehnung stieß, die Bemühungen waren wenig erfolgreich.[7] 2019 schlug Präsident Muhammadu Buhari vor, sogenannte "Rural Grazing Area" (RUGA)-Siedlungen zu gründen, der Vorschlag rief allerdings heftige Kritik hervor.[8][9]

Ethno-religiöse Konflikte

Religiöse u​nd ethnische Konflikte entladen s​ich oftmals i​n bewaffneten Auseinandersetzungen u​nd Ausschreitungen.[10] Im Jahr 2000 starben b​ei ethnisch motivierten Unruhen i​n Lagos f​ast hundert Menschen.[11]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Nigeria's deadly battle for land: Herdsmen v farmers. In: British Broadcasting Corporation. 10. August 2016, abgerufen am 16. Februar 2021 (englisch).
  2. Climate Change and Inter-Ethnic Conflict in Nigeria. Abgerufen am 16. Februar 2021 (englisch).
  3. Tausende Tote im Streit um Land: Nomaden kämpfen gegen Bauern in Nigeria. In: n-tv. 1. Februar 2018, abgerufen am 16. Februar 2021 (englisch).
  4. Stopping Nigeria’s Spiralling Farmer-Herder Violence
  5. The Deadliest Conflict You’ve Never Heard of
  6. Herdsmen and Farmers Conflict in Nigeria: A Threat to Peacebuilding and Human Security in West Africa
  7. Senators fight over grazing land for Fulani herdsmen. In: The Punch. 21. Juli 2012, archiviert vom Original am 1. April 2021; abgerufen am 1. April 2021 (englisch).
  8. Ruga Settlement: Is The Rising Fulaniphobia A Protest Against Buhari? By Fredrick Nwabufo. In: Sahara Reporters. 28. Juni 2019, abgerufen am 1. April 2021 (englisch).
  9. Nigeria: Fulani-Dörfer als Politikum. In: Deutsche Welle. 11. Juli 2019, abgerufen am 1. April 2021.
  10. Nigeria: Special Report on Ethnic Violence
  11. Lagos calm after city centre riots. In: British Broadcasting Corporation. 18. Oktober 2000, abgerufen am 1. April 2021 (englisch).
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