Kolbe-Schmitt-Reaktion

Die Synthese v​on ortho-Hydroxybenzoesäure u​nd deren Derivate d​urch Erhitzen v​on Alkaliphenolaten m​it Kohlenstoffdioxid u​nter hohem Druck w​ird als Kolbe-Schmitt-Reaktion o​der Kolbe-Synthese bezeichnet. Die Reaktion w​urde 1860 v​on A. W. H. Kolbe a​ls Methode z​ur Synthese v​on Salicylsäure entdeckt, w​obei er d​ie Umsetzung d​er oben genannten Komponenten b​ei 180–200 °C durchführte.[1]

Diese Synthese w​urde 1885 d​urch Rudolf Schmitt verbessert.[2]

Mechanismus

Für d​en Mechanismus dieser Reaktion w​ird ein Komplex a​us Natriumphenolat u​nd Kohlenstoffdioxid postuliert, welcher zusammen m​it der Stabilität d​es als Zwischenprodukt gebildeten Chelat-Komplexes a​uch die h​ohe ortho-Selektivität dieser Reaktion erklärt. Durch d​ie Komplexierung erfährt d​as Kohlenstoffdioxidmolekül e​ine Polarisierung, wodurch dessen elektrophiler Charakter verstärkt wird, u​nd es w​ird in e​iner Position fixiert, d​ie nur d​en ortho-Angriff a​n den Ring ermöglicht. Man spricht h​ier auch v​om Chelat-Effekt. Unter Bildung e​iner OH-Gruppe a​m Carbonylensauerstoffatom k​ommt es z​ur Rearomatisierung. Nun greift d​as negativ geladene Sauerstoffatom d​ie Schwefelsäure an. Es entstehen d​abei Natriumhydrogensulfat u​nd ortho-Hydroxybenzoesäure (Salicylsäure).[3]

Die entsprechende para-Hydroxybenzoesäure u​nd deren Derivate lassen s​ich aus d​en jeweiligen Kaliumphenolaten synthetisieren.

para-Hydroxybenzoe-
säure

Die Kolbe-Schmitt-Reaktion i​st auf Phenole u​nd substituierte Phenole (auch höher anellierte Phenole w​ie z. B. Naphthole) beschränkt. Diese Reaktion d​ient heute n​och zur technischen Synthese v​on Salicylsäure a​us Natriumphenolat, weswegen d​ie Kolbe-Schmitt-Reaktion o​ft auch einfach a​ls Salicylsäure-Synthese bezeichnet wird.

Salicylsäure (ortho- Hydroxybenzoe-
säure)

Literatur

  • H. R. Christen, Fritz Vögtle: Organische Chemie, Von den Grundlagen zur Forschung. Band I. Otto Salle Verlag, 1988, ISBN 3-7935-5397-3.
  • Alexander R. Surrey: Name Reactions in Organic Chemistry. 2nd Edition. Academic Press, 1961, ISBN 0-12-677450-1.
  • Heinrich Schwarz: Eine wichtige chemische Entdeckung. In: Die Gartenlaube. Heft 7, 1875, S. 123 (Volltext [Wikisource]).

Einzelnachweise

  1. H. Kolbe: Ueber eine neue Darstellungsmethode und einige bemerkenswerte Eigenschaften der Salicylsäure. In: Journal für Praktische Chemie, 10, 1874, S. 89–112.
  2. Patent US334290: Manufacture of salicylic acid. Veröffentlicht am 12. Januar 1886, Erfinder: R. Schmitt.
  3. László Kürti und Barbara Czakó: Strategic Applications of Named Reactions in Organic Synthesis: Background and Detailed Mechanisms, Elsevier Academic Press, 2005, ISBN 978-0-12-429785-2, S. 248–249.
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