Knud Jacobsen (Maler)
Knud Jacobsen (* 5. Februar 1928 in Algier; † 9. Juli 2019) war ein dänisch-schweizerischer Maler, Grafiker, Zeichner, Holzschneider und Plastiker. Er trat auch mit Kunst am Bau und mit Reliefs in Erscheinung.[1]
Leben
Knuds Vater Christian Jacobsen war Däne. Die ersten fünf Lebensjahre verbrachte Knud in Montreal. Seine Mutter Mathilde, geborene Lehmann, war Thunerin, sie zog 1933 zusammen mit Knud nach Thun. Bei der Schulausbildung in Thun war Fritz Bütikofer Knuds Lehrer. Während seiner Keramikerlehre ab 1944 ging er bei dem Glasmaler Robert Schär in die Schule. Dieser brachte ihn 1947 in die Malschule im Kornhaus in Bern zu Max von Mühlenen. Nach zwei Semestern wechselte er an die Kunstgewerbeschule in Bern in die Grafikerklasse von Eugen Jordi.
Ab 1949 hatte Knud Jacobsen ein eigenes Atelier im Dachgeschoss des «Thunerhofs» in Thun, in dem heute das Kunstmuseum Thun untergebracht ist. 1954 bezog er ein neues Atelier im Künstlerhaus an der Freienhofgasse 7 in Thun. Dort waren auch Etienne Clare und Paul Gmünder. So entstand die Thuner Künstlergruppe, zu der auch Roman Tschabold und Hans Ittig gehörten. Zusammen mit dem Vergolder Emil von Gunten gründeten sie 1958 die Galerie am Aarequai in Thun. Die Gruppe hatte auch regelmässig Kontakt zu Cuno Amiet in Oschwand. Aus den Begegnungen mit Emil von Gunten und Etienne Clare wurde eine feste Freundschaft.[2]
1954 konnte Knud Jacobsen erstmals an der Weihnachtsausstellung im «Thunerhof» teilnehmen. Danach stellte er über 20 Jahre lang fast an jeder dieser Ausstellungen aus.[3] Die erste national bedeutende Ausstellung war 1958 die IX. Schweizerische Ausstellung Alpiner Kunst der GSMBA in St. Gallen. Die Jury hatte vier seiner Gemälde ausgesucht.[4] 1961 folgte eine Ausstellung im Kunstmuseum Braunschweig,[5] danach gab es Ausstellungen in Stuttgart, Wolfsburg und Südfrankreich. Auch eine Ausstellung mit Fred Stauffer in Lenk ist dokumentiert.
1979 fertigte er im Auftrag des Buchhändlers Markus Krebser sechs grosse Holzschnitte mit Thuner Stadtansichten an. Das Schneiden und Drucken wurde in Thun auf einem öffentlichen Platz inszeniert. Im öffentlichen Raum der Stadt Thun ist Knud Jacobsen mit acht Werken vertreten.[6] 2003 hatte er eine Einzelausstellung in der «Galerie Rosengarten» in Thun. In den Folgejahren wurde diese Galerie zu seinem festen Ausstellungsort. 2010 entwarf er für die BLS Schifffahrt und die Niesenbahn ein Plakat mit dem Motiv Dampfschiff Blümlisalp mit Niesen. 2012 erhielt Knud Jacobsen den Grossen Kulturpreis der Stadt Thun für sein Lebenswerk.[7] 2014 wurden seine Werke in der Kunstsammlung Hans & Marlis Suter in Steffisburg zusammen mit Etienne Clare und Werner Engel gezeigt. 2018 erschien anlässlich der Ausstellung zum 70-jährigen Jubiläum des Kunstmuseums Thun eine Monografie über Knud Jacobsen von Thomas Seilnacht.[8][9]
Jacobsen starb am 9. Juli 2019 im Alter von 91 Jahren.[10]
Werk
Knud Jacobsens Werk zeichnet sich durch Vielfältigkeit aus: Neben graphischen Arbeiten wie Gebrauchsgraphik, Zeichnung, Lithographie und Holzschnitt sind besonders die Gemälde und die Werke im öffentlichen Raum von Bedeutung. 1973 schuf er zusammen mit Etienne Clare für den Thuner Kursaal ein Wandgemälde, das Gaukler, Tänzer und Musiker zeigt. Das Metall-Relief Apokalyptische Reiter (1968) ist am Brunnen der Johanneskirche in Thun zu sehen. Zu den öffentlichen Werken zählen auch das Relief am Alters- und Pflegeheim Sonnmatt oder die Glasfenster im Krematorium am Thuner Stadtfriedhof.[6] Bei den Holzschnitten sind die sechs grossen Holzschnitte mit den Thuner Stadtansichten von Bedeutung. Sie wurden in einer Auflage von nur zehn Stück gedruckt. Je eine Serie ist in der Kunstsammlung Hans & Marlis Suter und im Kunstmuseum Thun vorhanden.
Die ersten abstrakten Gemälde entstanden um 1950. Beispiele dafür sind die Werke Ernte (1958) oder Mondnacht (1963), die sich beide im Kunstmuseum Thun befinden.[11] Später wurden die Darstellungen wieder gegenständlicher.
Im Spätwerk setzte ab 1990 eine Phase ein, in der die Malerei Knud Jacobsens immer farbiger wurde. Dieser Prozess fand ab 2003 seine Vollendung. Jacobsen hielt sich trotz der Gegenständlichkeit stets an die Maxime von Henri Matisse: «Die Plenair-Maler um Matisse konnten sich über das Detail-Getreue in der Natur hinwegsetzen. Sie sind selbst auf der Suche, sie staunen in der Natur, werden aber niemals Sklave von ihr» (Knud Jacobsen). Er zitierte gerne auch seinen Lehrer Max von Mühlenen: «Warum kann man nicht das Wasser rot malen und das Schiff blau?» Seine Aquarelle «spielen mit der Ausdruckskraft kräftiger Farben. Es sind Strassen-Cafés in Saint-Rémy, Stimmungsbilder am Hafen von Sète oder südliche Landschaften. Leuchtende Sonnenschirme und farbige Menschen bilden einen farbenfrohen Qualitätskontrast zum Grau im Himmel oder zum Grau-Ocker der Hauswände. Farbflächen bilden stabilisierende Begrenzungen. Die Schatten sind farbig, nicht dunkel.»[12] Beispiele dafür sind die Aquarelle Vor dem Café MIDI (1994) oder Markt in der Provence (1991). Ein zentrales Motiv ist das Thuner Schloss über dem Aarequai. Es wurde in mehreren grossen Öl- und Acryl-Gemälden verwirklicht. Eine bedeutende Version ist Aarequai (2008), die 2008 in der Galerie Rosengarten ausgestellt war. Das Gemälde ist das Titelbild von Seilnachts Monografie über Knud Jacobsen, und es wurde im Kunstmuseum Thun anlässlich der Buchvernissage 2018 gezeigt. Immer wiederkehrende Motive sind der Niesen, das Emmental oder der Garten in der Nervenheilanstalt Saint-Rémy, in der Vincent van Gogh einst lebte.[13]
Ausstellungen (Auswahl)
- 1954: 1. Teilnahme an der Weihnachtsausstellung im Thunerhof, heute Kunstmuseum Thun (auch: 1955, 1958, 1959, 1960, 1970, 1971, 1972, 1975)
- 1958: 1. Ausstellung in der Galerie Aarequai, Thun (mit den Gründungsmitgliedern)
- 1958: IX. Schweizerische Ausstellung Alpiner Kunst, Gesellschaft Schweizerischer Maler und Architekten (GSMBA), St. Gallen
- 1961: Städtisches Museum Braunschweig, Künstler aus Thun, Braunschweig
- 1964: Thuner Kunst im 20. Jahrhundert, Kunstsammlung Thunerhof, Thun
- 1965: Galerie Aarequai, Thun (auch 1970, 1976 und 1978, 1981)
- 1974: Kunstsammlung der Stadt Thun (mit Mariann Grunder und Gottfried Tritten)
- 1976: Galerie Antoinette Bally-Rothlin, Kirchdorf BE (mit Fritz Gottardi, Peter Willen u. a.)
- 1978: Peintres et sculpteurs de l’Oberland bernois, Manoir, Martigny (Gruppe)
- 1983: Zeichnungen und Graphik des 20. Jahrhunderts, graphisches Kabinett der Kunstsammlung Thun, Schloss Schadau, Thun
- 1999: Hondrich
- 2003: Erste Einzelausstellung in der Galerie Rosengarten, Thun (auch 2008, 2011, 2014)
- 2013: Galerie Rosengarten, Thun (mit Arthur Loosli und Gottfried Keller)
- 2014: Kunstsammlung Hans & Marlis Suter, Steffisburg (mit Etienne Clare und Werner Engel)
- 2016: Galerie Rosengarten, 70 Jahre bildnerisches Schaffen Knud Jacobsen
- 2017: Bilder erzählen, Kunstmuseum Thun, Bilder mit Werken aus der Sammlung
- 2018: Kunstmuseum Thun, Wir feiern 70 Jahre, mit alten und neuen Bekanntschaften aus der Sammlung (dort wurde erstmals Jacobsens grosses Gemälde Einsamer Boy in Montreal aus dem Jahr 1972 gezeigt)
- 2018: Galerie Rosengarten, Thun
Literatur
- Steffan Biffiger: Roman Tschabold, 1900–1990: Leben und Werk. Benteli Verlag, Wabern/Bern 2000, ISBN 978-3-71651235-7.
- Kunstkommission der Stadt Thun (Hg.): Thuner Kunst im 20. Jahrhundert. Begleitheft zur Sonderausstellung 1964.
- Thomas Seilnacht: Knud Jacobsen – Monografie. Mit einem Vorwort von Hans Suter. Seilnacht Verlag & Atelier, Bern 2018, ISBN 978-3-95228926-6.
- Franziska Streun und Jon Keller: Thun, ein Lesebuch. Zytglogge Verlag, Basel 2014, ISBN 978-3-72960884-9.
- Hans Suter: Knud Jacobsens ungebrochene Schaffenskraft. In: Thunersee Liebi. 1/2014, S. 64.
Weblinks
- Jacobsen, Knud. In: Sikart
- Grosser Kulturpreis an Knud Jacobsen, Filmpreis an Luki Frieden. In: Website der Stadt Thun (zur Preisverleihung).
- Sylvia Kälin: Malen ist sein Lebenselixier. In: Berner Zeitung. 30. September 2016.
Einzelnachweise
- Sikart-Beitrag über Knud Jacobsen, abgerufen im November 2017.
- Thomas Seilnacht: Knud Jacobsen - Monografie. Seilnacht Verlag & Atelier, Bern 2018, ISBN 978-3-9522892-6-6.
- Kunstmuseum Thun (Hg.): Ausstellungsprospekte und Kataloge. Thun 1955 bis 2017.
- Werner Weiskönig, Kurt Zürcher (Hg. GSMBA): IX. Schweizerische Ausstellung Alpiner Kunst, St. Gallen, 17. Mai–15. Juni 1958. Ausstellungskatalog.
- Städtisches Museum Braunschweig: Künstler aus Thun. Ausstellungskatalog zur Ausstellung vom 9. April bis zum 7. Mai 1961.
- Hans Suter: Knud Jacobsens ungebrochene Schaffenskraft. In: Thunersee Liebi. 1/2014, S. 64.
- Marianne Flubacher: Knud Jacobsen: «Der erste Natureindruck ist wichtig für mich». In: thun! das magazin, November 2012, S. 28.
- Thomas Seilnacht: Knud Jacobsen – Monografie. Mit einem Vorwort von Hans Suter. Seilnacht Verlag & Atelier, Bern 2018, ISBN 978-3-95228926-6.
- Programmflyer des Kunstmuseums Thun: Wir feiern 70 Jahre, 18.08.2018 – 18.11.2018, mit alten und neuen Bekanntschaften aus der Sammlung.
- Berner Zeitung: Thuner Maler Knud Jacobsen gestorben, abgerufen am 13. Juli 2019
- Kunstkommission der Stadt Thun (Hg.): Thuner Kunst im 20. Jahrhundert. Begleitheft zur Sonderausstellung 1964.
- Zitat in Seilnacht: Knud Jacobsen. S. 54.
- Zitate und Bildbeschreibungen in Seilnacht: Knud Jacobsen. 2018.