Kleinlinden
Kleinlinden ist ein Stadtteil der mittelhessischen Universitätsstadt Gießen. Geografisch zählt die ehemalige Gemarkung des Orts zum Hüttenberger Land.
Kleinlinden Stadt Gießen | |
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Höhe: | 180 (163–197) m ü. NHN |
Einwohner: | 4777 (31. Dez. 2019)[1] |
Eingemeindung: | 1. April 1939 |
Postleitzahl: | 35398 |
Vorwahl: | 0641 |
Lage von Kleinlinden in Gießen | |
Geographie
Kleinlinden liegt südwestlich der Gießener Kernstadt. Durch den Ort verläuft die Landesstraße 3475, im Norden und Osten führen die Bundesstraße 49 und die Bundesautobahn 485 an Kleinlinden vorbei.
Geschichte
Die älteste bekannte schriftliche Erwähnung von Kleinlinden erfolgte unter dem Namen de Lindehe in einer Stiftsurkunde aus dem Jahre 1269.[2] Besiedelt wurde das Dorf als Waldsiedlung zwischen dem 9. und 12. Jahrhundert. Um 1350 wurde eine Burg erbaut, im Jahr 1866 die Evangelische Kirche Kleinlinden fertiggestellt.
Die Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen berichtet 1830 über Kleinlinden:
„Kleinlinden (L. Bez. Giessen) evangel Filialdorf; liegt an der Chaussee von Giessen nach Frankfurt 1⁄2 St. von ersterem Orte entfernt; auch führt von hier eine Chaussee nach Wetzlar. Dieser Ort, gewöhnlich nur Linnes genannt, hat 1 Kirche, 1 Burg, 60 Häuser und 365 Einwohner, die alle evangelisch sind. Kleinlinden ist ohne Zweifel spätern Ursprungs. Im Jahr 1280 willigte Landgraf Heinrich I. ein in die Schenkung eines Guts an das Kloster Arnsburg.“[3]
Nach dem Bombenangriff auf Gießen in der Nacht vom 6. zum 7. Dezember 1944 waren in Kleinlinden 108 Opfer zu beklagen.
Kleinlinden wurde 1939 nach Gießen eingemeindet, was mit einer kleinen Unterbrechung so bis heute fortbesteht. Vom 1. Januar 1977 bis 31. Juli 1979 war Gießen und damit auch der Stadtteil Kleinlinden Teil der kreisfreien Stadt Lahn. Nach Auflösung der Stadt Lahn wurde Kleinlinden wieder Stadtteil der Stadt Gießen. Die Stadt Gießen erlangte jedoch ihre Kreisfreiheit nicht mehr zurück und ist damit Teil des Landkreises Gießen. Für die Stadtteile Gießen-Allendorf, Gießen-Kleinlinden, Gießen-Lützellinden, Gießen-Rödgen und Gießen-Wieseck werden Ortsbezirke mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung gebildet.[4]
Territorialgeschichte und Verwaltung
Die folgende Liste zeigt im Überblick die Territorien, in denen Kleinlinden lag, bzw. die Verwaltungseinheiten, denen es unterstand:[2][5][6]
- vor 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen, Amt Gießen
- ab 1567: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Marburg, Amt Gießen[7]
- 1604–1648: Heiliges Römisches Reich, strittig zwischen Landgrafschaft Hessen-Darmstadt und Landgrafschaft Hessen-Kassel (Hessenkrieg)
- ab 1648: Heiliges Römisches Reich, Landgrafschaft Hessen-Darmstadt, Oberfürstentum Hessen, Oberamt Gießen (ab 1789), Gericht Heuchelheim
- ab 1806: Rheinbund, Großherzogtum Hessen, Oberfürstentum Hessen, Stadtamt Gießen[8][9]
- ab 1815: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Stadtamt Gießen[10]
- ab 1821: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Gießen (Trennung zwischen Justiz (Landgericht Gießen) und Verwaltung)
- ab 1832: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1848: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Gießen
- ab 1852: Deutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1867: Norddeutscher Bund, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1871: Deutsches Reich, Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- ab 1918: Deutsches Reich, Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Landkreis Gießen
- am 1. April 1939 wurde Kleinlinden in die damals noch kreisfreie Stadt Gießen eingemeindet.
- ab 1945: Amerikanische Besatzungszone, Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Stadt Gießen
- ab 1949: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen (seit 1946), Regierungsbezirk Darmstadt, Stadt Gießen
- am 1. Januar 1977 wurde Kleinlinden als Stadtteil von Gießen der neu gegründeten Stadt Lahn eingegliedert.
- ab 1977: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Stadt Lahn
- am 1. August 1979 wurde die Stadt Lahn aufgelöst und die Stadt Gießen wurde wieder eigenständige Stadt mit dem Stadtteil Gießen. Die Kreisfreiheit der Stadt Gießen wurde wegen der Einwohnerzahl von unter 100.000 nicht wieder hergestellt.
- ab 1979: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- ab 1981: Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen, Regierungsbezirk Gießen, Landkreis Gießen
Einwohnerentwicklung
• 1669: | 123 Seelen[2] |
• 1742: | ein Geistlicher/ Beamte, 55 Untertanen, 17 Junge Mannschaften, 3 Beisassen/ Juden[2] |
• 1791: | 305 Einwohner[11] |
• 1800: | 281 Einwohner[12] |
• 1806: | 329 Einwohner, 59 Häuser[9] |
• 1829: | 365 Einwohner, 65 Häuser[3] |
• 1867: | 626 Einwohner, 88 Häuser[13] |
Kleinlinden: Einwohnerzahlen von 1791 bis 2019 | ||||
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Jahr | Einwohner | |||
1791 | 305 | |||
1800 | 302 | |||
1806 | 329 | |||
1829 | 365 | |||
1834 | 404 | |||
1840 | 423 | |||
1846 | 458 | |||
1852 | 479 | |||
1858 | 522 | |||
1864 | 568 | |||
1871 | 702 | |||
1875 | 823 | |||
1885 | 973 | |||
1895 | 1.294 | |||
1905 | 1.642 | |||
1910 | 1.837 | |||
1925 | 1.985 | |||
1946 | ? | |||
1956 | ? | |||
1980 | ? | |||
1990 | ? | |||
2002 | 4.325 | |||
2009 | 4.468 | |||
2011 | 4.458 | |||
2017 | 4.722 | |||
2019 | 4.777 | |||
Datenquelle: Historisches Gemeindeverzeichnis für Hessen: Die Bevölkerung der Gemeinden 1834 bis 1967. Wiesbaden: Hessisches Statistisches Landesamt, 1968. Weitere Quellen: [2]; Stadt Gießen[14][15][16][1]; Zensus 2011[17] |
Politik
Ortsbeirat
Für Kleinlinden besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Kleinlinden) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung. Der Ortsbeirat besteht aus neun Mitgliedern.[4]
Bei der Wahl des Ortsbeirats am 14. März 2021 ergab sich folgende Sitzverteilung.[18]
Ortsbeirat – Kommunalwahlen 2021 | |
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Ortsvorsteher
Ortsvorsteher des Gießener Stadtteils Kleinlinden ist Klaus-Dieter Greilich (FDP).[20]
Persönlichkeiten
- Ludwig Lenz (1764–1833), hessischer Landtagsabgeordneter und Schultheiß in Kleinlinden
- Wilhelm Lenz (1897–1969), hessischer Landtagsabgeordneter
- Hermann Stein (1919–1995), Politiker (FDP), Landtagsvizepräsident
- Peter Moraw (1935–2013), Historiker und Professor der Justus-Liebig-Universität Gießen, starb in Kleinlinden
Literatur
- Literatur über Kleinlinden In: Hessische Bibliographie[21]
- Suche nach Kleinlinden In: Archivportal-D der Deutschen Digitalen Bibliothek
Weblinks
- Kleinlinden im Internetauftritt der Stadt Gießen.
- Klein-Linden, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Linneser Backschießer, das Dorfblättchen für Kleinlinden von 1987–2018
Einzelnachweise
- Einwohner mit Hauptwohnung nach statistischen Bereichen. (PDF; 48 kB) Stadt Gießen, abgerufen im Januar 2021.
- Klein-Linden, Landkreis Gießen. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 19. Mai 2017). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
- Georg Wilhelm Justin Wagner: Statistisch-topographisch-historische Beschreibung des Großherzogthums Hessen: Provinz Oberhessen. Band 3. Carl Wilhelm Leske, Darmstadt August 1830, OCLC 312528126, S. 147 (Online bei google books).
- Hauptsatzung. (PDF; 21 kB) § 3. In: Webauftritt. Stadt Gießen, abgerufen im Januar 2021.
- Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- Grossherzogliche Centralstelle für die Landesstatistik (Hrsg.): Beiträge zur Statistik des Großherzogtums Hessen. Band 13. G. Jonghause's Hofbuchhandlung, Darmstadt 1872, DNB 013163434, OCLC 162730471, S. 12 ff. (google books).
- Die Zugehörigkeit des Amtes Gießen anhand von Karten aus dem Geschichtlicher Atlas von Hessen: Hessen-Marburg 1567–1604., Hessen-Kassel und Hessen-Darmstadt 1604–1638. und Hessen-Darmstadt 1567–1866.
- Wilhelm von der Nahmer: Handbuch des Rheinischen Particular-Rechts: Entwickelung der Territorial- und Verfassungsverhältnisse der deutschen Staaten an beiden Ufern des Rheins : vom ersten Beginnen der französischen Revolution bis in die neueste Zeit. Band 3. Sauerländer, Frankfurt am Main 1832, OCLC 165696316, S. 6 (Online bei google books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1806. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1806, S. 220 (Online in der HathiTrust digital library).
- Neuste Länder und Völkerkunde. Ein geographisches Lesebuch für alle Stände. Kur-Hessen, Hessen-Darmstadt und die freien Städte. Band 22. Weimar 1821, S. 413 (online bei Google Books).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1791. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1791, S. 172, 271 (Online in der HathiTrust digital library).
- Hessen-Darmstädter Staats- und Adresskalender 1800. Im Verlag der Invaliden-Anstalt, Darmstadt 1800, S. 181 (Online in der HathiTrust digital library).
- Ph. A. F. Walther: Alphabetisches Verzeichniss der Wohnplätze im Grossherzogtum Hessen. G. Jonghaus, Darmstadt 1869, OCLC 162355422, S. 48 (Online bei google books).
- Bevölkerungsstand. (PDF; 2 MB) In: Statistischer Jahresbericht 2006. Stadt Gießen, S. 9, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2019.
- Bevölkerungsstand. (PDF; 2,4 MB) In: Statistischer Jahresbericht 2009. Stadt Gießen, S. 14, archiviert vom Original; abgerufen im Januar 2019.
- Einwohnerstatistik. In: Webauftritt. Stadt Gießen, archiviert vom Original; abgerufen im Februar 2018.
- Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt
- Ergebnis der Ortsbeiratswahlen 2016 in Kleinlinden In: votemanager-gi.ekom21cdn.de
- Ergebnis der Ortsbeiratswahlen 2016 in Kleinlinden In: votemanager-gi.ekom21cdn.de
- Ortsbeirat Kleinlinden. In: Webauftritt. Stadt Gießen, abgerufen im Januar 2021.
- Info: Bitte auf Vorlage:HessBib umstellen, um auch nach 2015 erfasste Literatur zu selektieren!