Kleiner Turmbau zu Babel
Der Kleine Turmbau zu Babel ist ein Gemälde Pieter Bruegels des Älteren von um 1563 im Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam. Thema ist der im Ersten Buch Mose geschilderte Turmbau zu Babel. Es ist eine Ölmalerei auf Holz mit den Maßen 60 × 74,5 cm. Eine zweite auf 1563 datierte Version ist der Große Turmbau zu Babel im Kunsthistorischen Museum Wien.
Kleiner Turmbau zu Babel |
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Pieter Bruegel der Ältere, um 1563 |
Öl auf Holz |
60 × 74,5 cm |
Museum Boijmans Van Beuningen |
Das Gemälde
Aufbau und Inhalt
Der Betrachter blickt von einer Anhöhe auf eine riesige Turmbaustelle in einer Polderlandschaft. Die Baustelle besitzt einen eigenen Hafen an einer Flussmündung oder Meeresbucht mit vorgelagerter Insel und überragt bereits tief liegende Wolken. An der Basis des Turmes erhebt sich, gesichert durch ein Torbauwerk, eine Rampe, die sich anschließend spiralförmig höherschraubt. Zahlreiche Bauhütten sind auf ihr errichtet und Baumaschinen wie Tretkräne sind im Einsatz. Diese sind, wie auch die meisten Menschen, winzig und nur bei genauerem Hinsehen zu erkennen. Der Bau ist weiter fortgeschritten als bei seinem Gegenstück Der Große Turmbau in Wien.[1] Wie dieser neigt er sich nach links, da die Bauleute die Vertikalen der Geschosse im rechten Winkel auf die Rampe gesetzt haben.[2]
Galerie
- Torbauwerk
- Bauhütte in den Wolken
- Vorgelagerte Insel
Deutung
Thema ist der im Ersten Buch Mose geschilderte Turmbau zu Babel:
„Und sie sprachen: Auf, wir wollen uns eine Stadt und einen Turm bauen, und seine Spitze bis an den Himmel! So wollen wir uns einen Namen machen, damit wir uns nicht über die ganze Fläche der Erde zerstreuen! Und der HERR fuhr herab, um die Stadt und den Turm anzusehen, die die Menschenkinder bauten. Und der HERR sprach: Siehe, ein Volk sind sie, und eine Sprache haben sie alle, und dies ist erst der Anfang ihres Tuns. Jetzt wird ihnen nichts unmöglich sein, was sie zu tun ersinnen. Auf, lasst uns herabfahren und dort ihre Sprache verwirren, dass sie einer des anderen Sprache nicht mehr verstehen! Und der HERR zerstreute sie von dort über die ganze Erde; und sie hörten auf, die Stadt zu bauen. Darum gab man ihr den Namen Babel; denn dort verwirrte der HERR die Sprache der ganzen Erde, und von dort zerstreute sie der HERR über die ganze Erde.“
Bruegel setzt das biblische Geschehen in seine Zeit und Heimat – so steht sein Turmbau in einer niederländischen Polderlandschaft und die Bauleute benutzen die Techniken des 16. Jahrhunderts. An der Horizontlinie, knapp unterhalb der Bildmitte, zieht eine kirchliche Prozession unter einem roten Baldachin die Rampe hinauf. Dies bedeutet, dass auch die Kirche nicht vor Hochmut gefeit ist.[3]
Einzelnachweise
- Christian Vöhringer: Pieter Bruegel. 1525/30–1569. Tandem Verlag, 2007 (h.f.ullmann imprint), ISBN 978-3-8331-3852-2, S. 73 (Baufortschritt).
- Siehe auch die Ausführungen von Klaus Demus zur Wiener Version: Der Turmbau zu Babel in Pieter Bruegel d. Ä. im Kunsthistorischen Museum Wien. Hg. Wilfried Seipel. skira editore, Milano 2008, ISBN 978-3-85497-133-7, S. 56f.
- Rose-Marie und Rainer Hagen: Pieter Bruegel d. Ä. – um 1525–1569. Bauern, Narren und Dämonen. Benedikt Taschen Verlag, Köln 1999, ISBN 3-8228-6590-7, S. 20 (Die Prozession).