Kleiner Sauerampfer
Der Kleine Sauerampfer (Rumex acetosella), auch Zwerg-Sauerampfer oder Kleiner Ampfer genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Ampfer (Rumex).
Kleiner Sauerampfer | ||||||||||||
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Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella), Habitus | ||||||||||||
Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Rumex acetosella | ||||||||||||
L. |
Beschreibung
Vegetative Merkmale
Der Kleine Sauerampfer ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die Wuchshöhen von 10 bis 40 Zentimetern erreicht. Aus einem horizontalen Rhizom treiben für gewöhnlich mehrere Stängel bogig bis aufrecht aufsteigend aus. Die Stängel sind in der unteren Hälfte unverzweigt, oben aber oft verzweigend und rötlich überlaufen.
Die Laubblätter sind in Größe und Form sehr variabel, von 1,5 bis 5 Zentimeter lang, das Verhältnis zwischen Länge und Breite liegt zwischen drei und acht. An der Pflanzenbasis sind die Blätter oft lang gestielt, oberhalb der Stängelmitte aber nur kurzstielig oder sitzend. Die Grundblätter haben häufig eine deutlich spießförmige Basis mit zwei waagerecht abstehenden Basallappen, wohingegen bei den Stängelblättern oder inneren Rosettenblättern der Blattgrund oft abgestutzt ist. An den Blättern, die eine spießförmige Basis haben, ist der Mittellappen lanzettförmig und häufig spitz, keinesfalls aber eiförmig. Die Nebenblattscheiden haben eine lanzettlich zerschlitzte Spitze. Die Blätter haben einen bitteren Geschmack.
Generative Merkmale
Die Blütezeit reicht von Mai bis Juli. Der rispige Blütenstand besitzt zahlreiche aufrechte oder leicht bogig abstehende, wenig verzweigten Seitenästen. Die Blüten sind in locker stehenden Knäueln angeordnet und entspringen in der Regel nicht der Achsel eines Tragblattes. Die Blüten sind meist eingeschlechtig und sehr selten zwittrig. In der Regel stehen männliche und weibliche Blüten auf verschiedenen Pflanzen.
Die Valven sind nicht oder nur kaum größer als die Frucht und mit dieser nicht verwachsen. Die Valven tragen erhabene Nerven und keine Schwielen. Die dunkelbraun-glänzende Nüssfrüchte sind mit einer Länge von 1,3 bis 1,5 Millimetern immer länger als breit. Die Fruchtreife beginnt erst ab Ende Juni, ein wichtiges Detail zur Abgrenzung vom Hüllfrüchtigen Sauerampfer (Rumex angiocarpus).
Vorkommen
Der Kleine Sauerampfer ist in fast ganz Europa beheimatet. Die Südgrenze des Verbreitungsgebietes ist Kreta, die Nordgrenze das Nordkap. Nach Osten hin ist Rumex acetosella durch ganz Sibirien bis zur Mandschurei und nach Japan verbreitet. Teilareale gibt es im Atlasgebirge, in Südwest- und Zentralasien sowie im nordöstlichen Kleinasien. In den USA gibt es neophytische Vorkommen, dort breitet sich Rumex acetosella invasiv aus und gilt als schädliches Unkraut („noxious weed“). Weiter ist die Art ein Neophyt in Australien, Neuseeland, Indien, Indonesien, Sri Lanka, den Philippinen, Hawaii, Mexiko, in der Karibik und in Südamerika.[1]
Der Kleine Sauerampfer braucht nährstoffarme, am besten leicht saure Böden, die optimalerweise eher locker als fest sind. Am häufigsten gedeiht der Kleine Sauerampfer in Heiden, auf sandigen Wiesen, Schotterflächen, sauren Matten, sauren Äckern oder Mauerritzen. In den Alpen steigt der Kleine Sauerampfer meist bis in Höhenlagen von etwa 1500 Metern auf. In den Allgäuer Alpen kommt er in Bayern am Südosthang des Fellhorns in einer Höhenlage von 1950 Metern vor.[2] Er kommt in Pflanzengesellschaften der Klasse Sedo-Scleranthetea, Nardo-Callunetea und der Verbände Polygonion avicularis, Epilobion angustifolii und des Unterverbands Digitario-Setarienion vor.[3]
Systematik
Die morphologischen Unterschiede zwischen Hüllfrüchtigen Sauerampfer (Rumex angiocarpus), Schmalblättrigem Ampfer (Rumex tenuifolius), Kleinem Sauerampfer (Rumex acetosella) und Rumex graminifolius sind nicht scharf herauszuarbeiten und rechtfertigen so kaum eigene Arten. Genetisch bilden die vier aber eine polyploide Reihe:
- Rumex angiocarpus Murb., 2n = 14 (diploid)
- Rumex tenuifolius (Wallr.) A.Löve, 2n = 28 (tetraploid)
- Rumex acetosella L., 2n = 42 (hexaploid)
- Rumex graminifolius Georgi ex Lamb., 2n = 56 (oktoploid)
Diese verschiedenartigen Chromosomensätze und existierende Sterilitätsbarrieren rechtfertigen jedoch eine Einordnung in vier verschiedene Arten. Gelegentlich werden sie jedoch dennoch in eine Sammelart Rumex acetosella agg. zusammengefasst.
Es gibt von Rumex acetosella etwa vier Unterarten:[1]
- Rumex acetosella L. subsp. acetosella
- Rumex acetosella subsp. acetoselloides (Balansa) Den Nijs: Sie kommt in Griechenland, Bulgarien, auf der Krim, in der Türkei, in Syrien und im Libanon vor.[1]
- Rumex acetosella subsp. multifidus (L.) Schübl. & G. Martens: Sie kommt in Italien, Albanien, Bulgarien, Mazedonien und in Griechenland vor.[1]
- Rumex acetosella subsp. pyrenaicus (Pourr. ex Lapeyr.) Akeroyd: Sie kommt in Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, in Marokko und in Algerien vor.[1]
Kleiner Sauerampfer und der Mensch
Der Kleine Sauerampfer gehört je nach Naturraum zu den häufigen bis sehr häufigen oder nur zerstreut auftretenden Arten. Aufgrund seiner breiten ökologischen Valenz und der Eigenschaft sich gut auf von Menschen neu geschaffenen Standorten anzusiedeln und zumindest vorübergehend auch zu behaupten, ist die Art weder rückläufig noch schutzbedürftig. Der Kleine Sauerampfer verträgt eine zweifache Mahd ab Juni und ist gegen Brände nur wenig empfindlich.
Pflanzenteile enthalten reichlich Oxalsäure, die in größeren Mengen für den Menschen, besonders für Nierenkranke, gesundheitsschädlich ist. Wird er vom Vieh in großen Mengen gefressen, verursacht er Durchfall.
Der älteste fossile Nachweis der Kleine Sauerampfer stammt aus dem Boreal/Atlantikum und wurde 1931 bei Moosburg (Federsee) gefunden. Die älteste literarische Erwähnung für Baden-Württemberg ist von Johann Bauhin aus dem Jahr 1592. Auch Hieronymus Harder sammelte diese Art in Baden-Württemberg schon im 16. Jahrhundert.
Quellen
Einzelnachweise
- Rumex acetosella im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland. Abgerufen am 15. August 2017.
- Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 1, IHW, Eching 2001, ISBN 3-930167-50-6, S. 443–444.
- Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 330–331.
Literatur
- Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. Band 2: Eibengewächse bis Schmetterlingsblütengewächse. Franckh-Kosmos, Stuttgart 1994, ISBN 3-440-06192-2.
- Oskar Sebald, Siegmund Seybold, Georg Philippi (Hrsg.): Die Farn- und Blütenpflanzen Baden-Württembergs. Band 1: Allgemeiner Teil, Spezieller Teil (Pteridophyta, Spermatophyta). 2., ergänzte Aufl., Eugen Ulmer, Stuttgart 1993, ISBN 3-8001-3322-9.
- Sergei L. Mosyakin: Rumex. In: Flora of North America Editorial Committee (Hrsg.): Flora of North America North of Mexico. Volume 5: Magnoliophyta: Caryophyllidae, part 2. Oxford University Press, New York / Oxford u. a. 2005, ISBN 0-19-522211-3 (englisch). (online) (in englischer Sprache).
- Li Anjen, Alisa E. Grabovskaya-Borodina, Sergei L. Mosyakin: Rumex. In: Wu Zhengyi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 5: Ulmaceae through Basellaceae. Science Press/Missouri Botanical Garden Press, Beijing/St. Louis 2003, ISBN 1-930723-27-X, S. 335 (englisch). (online) (in englischer Sprache).
Weblinks
- Rumex acetosella L. s. l., Kleiner Sauer-Ampfer. FloraWeb.de
- Steckbrief und Verbreitungskarte für Bayern. In: Botanischer Informationsknoten Bayerns.
- Kleiner Sauerampfer. In: BiolFlor, der Datenbank biologisch-ökologischer Merkmale der Flora von Deutschland.
- Rumex acetosella bei Plants For A Future
- Rumex acetosella s. l. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 4. Oktober 2017.
- Rumex acetosella s. str. In: Info Flora, dem nationalen Daten- und Informationszentrum der Schweizer Flora. Abgerufen am 4. Oktober 2017.
- Verbreitung auf der Nordhalbkugel nach: Eric Hultén, Magnus Fries: Atlas of North European vascular plants 1986, ISBN 3-87429-263-0.
- Thomas Meyer: Datenblatt mit Bestimmungsschlüssel und Fotos bei Flora-de: Flora von Deutschland (alter Name der Webseite: Blumen in Schwaben).