Klaus Ritter (Politikberater)
Klaus Ritter (* 18. September 1918 in Kassel; † 27. Januar 2015 in Agatharied) war ein deutscher Politikberater und Jurist. Er war Gründer und langjähriger Leiter der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP).
Familie
Klaus Ritters Vater Karl Bernhard Ritter war Theologe und DNVP-Politiker, sein Onkel Hellmut Ritter Orientalist, ein anderer Onkel, Gerhard Ritter, war Historiker.
Lebensweg
Klaus Ritter war ab 1938 Soldat. Während des Zweiten Weltkrieges war er Hauptmann der Artillerie und von 1942 bis Anfang 1944 im Oberkommando des Heeres (OKH) tätig, wo er zu der von Generalmajor Reinhard Gehlen geleiteten Aufklärungsabteilung „Fremde Heere Ost“ gehörte, deren Aufgabe die Analyse der Stärke und des Zustands der sowjetischen Streitkräfte war. Ritter lernte dort u. a. Richard von Weizsäcker kennen. Auf der baltischen Halbinsel Sworbe gelang es Ritter 1944, sich mit seiner Truppe aus sowjetischer Einkesselung zu befreien, eine militärische Leistung, für die er mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet wurde.
Im Jahr 1946 heiratete er Margarete, geborene Hachtmann,[1] mit der er fünf Kinder hatte: Michael, Anke, Amadé, Manuel und Nikolai.
Nach dem Krieg studierte Ritter Jura und Philosophie in Göttingen und Marburg und schloss sein Studium nach dem juristischen Staatsexamen im Jahr 1951 mit einer rechtsphilosophischen Dissertation über Naturrecht und Rechtspositivismus ab.
Ritter war jahrelang Mitglied der „Organisation Gehlen“, aus der im Jahr 1956 der Bundesnachrichtendienst (BND), also der bundesdeutsche Auslandsgeheimdienst, hervorging. Zuletzt war er dort Leiter der politischen Auswertung. Unter dem Decknamen „Dr. Röhl“ legte Ritter im Jahr 1953 für die CIA ein Dossier über vermeintlich oder tatsächlich „linke“ Journalisten in der Bundesrepublik an, in dem er eine „genauerer Überprüfung der Redaktionsstäbe“ empfahl.[2]
1960 kehrte Ritter von einem USA-Aufenthalt als Harvard-Stipendiat nach Deutschland zurück.
Ritter gehörte zu den Gründern der „Arbeitsgemeinschaft Wissenschaft und Politik“ (AWP), die 1962 von einer Gruppe von Politikern und Wirtschaftsvertretern ins Leben gerufen worden war. Die AWP brachte die Gründung der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) sowie ihres Instituts für internationale Politik und Sicherheit auf den Weg, dessen Direktor Ritter von 1962 bis März 1988 war. Bis 1995 war er Mitglied des Vorstands der SWP. Seit 1969 war Ritter zudem Honorarprofessor am Geschwister-Scholl-Institut der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Die von Ritter mitbegründete AWP firmiert mittlerweile als „Forum Ebenhausen e.V. – Freundeskreis der Stiftung Wissenschaft und Politik“.
Im April 1988 wurde Ritter in den Ruhestand verabschiedet. Sein Nachfolger als Direktor des Forschungsinstitutes der Stiftung Wissenschaft und Politik wurde der Historiker Michael Stürmer.
Am 27. Januar 2015 verstarb Klaus Ritter im Alter von 96 Jahren. Er wurde am 5. Februar 2015 auf dem Waldfriedhof in Gauting bestattet.
Veröffentlichungen
- Klaus Ritter, „Zwischen Naturrecht und Rechtspositivismus. Eine erkenntnistheoretische Auseinandersetzung mit neueren Versuchen zur Wiederherstellung einer Rechtsmetaphysik“, Luther-Verlag, Witten 1956, 128 Seiten, (Dissertation)
- Hans Maier, Klaus Ritter, Ulrich Matz, „Politik und Wissenschaft“, Beck, 1971, 573 Seiten
- Klaus Ritter, „Die Dominanz des Ost-West-Konfliktes“, in: Europa-Archiv, Band 40, Wilhelm Cornides (Hg.), Verlag für Internationale Politik, 1985, S. 1
Weblinks
- Literatur von und über Klaus Ritter im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- mehrere Fotos von Klaus Ritter sind in der von der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin im Jahr 2012 herausgegebenen Broschüre: „50 Jahre SWP 1962–2012“ unter https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/sonstiges/50-Jahrfeier/Broschuere_50_Jahre_SWP_Web.pdf zu finden.
Einzelnachweise
- so der Eintrag „Ritter, Klaus“ in Munzinger – Internationales Biographisches Archiv, http://www.munzinger.de/document/00000018788 . Laut Archiv-Informationssystem Hessen, Hessisches Staatsarchiv Marburg (HStAM), Bestand 340 Ritter b, https://arcinsys.hessen.de/arcinsys/windowprintdetail.action?detailid=b1014, war Margarethe Hachtmann (* 1893) hingegen nicht die Ehefrau von Klaus Ritter, sondern die seines Vaters Karl Bernhard Ritter, also Klaus Ritters Mutter
- Willi Winkler, „Das braune Netz: Wie die Bundesrepublik von früheren Nazis zum Erfolg geführt wurde“, Rowohlt-Verlag, 2019, S. 93, https://books.google.de/books?id=M95XDwAAQBAJ&pg=PT93&lpg=PT93
Quellen
- Eintrag „Ritter, Klaus“, in: Munzinger – Internationales Biographisches Archiv, http://www.munzinger.de/document/00000018788Munzinger , http://www.munzinger.de/search/portrait/Klaus+Ritter/0/18788.html
- Albrecht Zunker, „Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) – Entwicklungsgeschichte einer Institution politikbezogener Forschung“, BWV (Berliner Wissenschafts-Verlag), Berlin 2007, S. 289–295, ISBN 978-3-8305-1474-9