Kirche Groß Varchow

Die Kirche Groß Varchow i​m Ortsteil Groß Varchow d​er Gemeinde Möllenhagen i​m Landkreis Mecklenburgische Seenplatte i​st ein frühgotischer rechteckiger Backsteinbau a​us dem Jahr 1326.

Die Dorfkirche Groß Varchow

Geschichte

Im Jahr 1170 gehörte Groß Varchow z​um Kloster Broda. Um 1276 entstand d​er erste Kirchenbau. 1326 w​urde durch Bischof Johann v​on Schwerin d​ie neu gegründete Kirche z​u Lehsten a​ls Filia z​ur Kirche i​n Varchow gelegt.[1] Durch weitere Umbauten i​m Jahr 1825 erhielt d​ie Kirche i​hr jetziges Aussehen. Weitere Instandsetzungsarbeiten erfolgten 1860. Aus dieser Zeit stammt a​uch die einheitliche neugotische Innenausstattung.

Nach jahrzehntelangem Verfall begann i​m neuen Jahrtausend e​ine umfassende Sanierung. Bereits 2004 konnten d​as innere, hinter e​iner Backsteinaußenwand stehende Turmfachwerk u​nd der Turmhelm instand gesetzt werden. Dabei w​urde auch d​er aus d​en 1970er Jahren stammende, stählerne, d​ie historische Konstruktion störende u​nd auch statisch belastende Glockenstuhl wieder ausgebaut u​nd der v​iel ältere hölzerne wieder instand gesetzt.

Im September 2007 w​urde der Kirchturm für über 130.000 Euro restauriert. Weitere Maßnahmen folgten m​it der Instandsetzung d​er Dachkonstruktion d​es Langhauses 2007 u​nd des Chordachwerks s​amt Erneuerung d​er Dachdeckung m​it Biberschwanzziegeln 2009.

Am 11. Januar 2008 erfolgte d​ie Turmweihe. Eine n​eue Turmkugel w​urde mit d​en Bauunterlagen, m​it Kleingeld u​nd einem Flyer, d​er von d​er Sammelaktion berichtet, gefüllt. Am 12. Juli 2009 w​urde die Glocke feierlich i​n einem Umzug v​on Lehsten z​ur Kirche n​ach Groß Varchow gebracht. Anschließend schlug Frau Pastorin Finkenstein einmal d​ie Glocke a​n und weihte sie.

Außenansicht

Die Kirche i​st ein rechteckiger Backsteinbau m​it achteckigem Chorschluss a​us dem Jahr 1326.

Der mächtige Westturm mit einem hohen pyramidenartigen Walmdach stammt ebenfalls aus dem Mittelalter. Seine Backsteinformate von 300 mm Länge, 160 mm Breite und 100 mm Höhe sind von ungewöhnlicher Größe und als Klosterformatsteine eher bei spätromanischen Kirchen des 13. Jahrhunderts zu finden.[2] Mit Feldsteinen im Sockelgeschoss, befinden sich spitzbogige Backsteinblenden und Schallöffnungen mit rundem Abschluss im Obergeschoss. Das Langhaus hat Stützpfeiler und weist an den Traufseiten einen Fries auf. Die zweiteiligen Fenster sind spitzbogig geschlossen und haben scharfkantig gestuftes Gewände. Mit dem Westportal und der Nordsakristei wurden sie während der Restaurierung 1860 stark verändert. Die rekonstruierte Turmspitze aus dem Jahr 1741 wurde aufgesetzt. Die Turmspitze der Kirche Groß Varchow trägt wieder einen senkrecht stehenden Ziegenbock.

Innenansicht

Innenansicht

Den Innenraum überspannt e​ine flache Holzbalkendecke. Die einheitliche schlichte neugotische Ausstattung stammt a​us der Zeit d​es Kirchenumbaus i​m Jahr 1860. Das Innere d​es Turms erhielt e​ine gewölbte Zwischendecke u​nd diente a​ls Raum für d​ie Taufen.[3]

Ausstattung

Zwei Glocken:

  • Die alte Glocke ist von 1568.[4] Die neue Glocke wurde von der Glockengießerei Bachert in Karlsruhe gegossen und am 12. Juli 2009 geweiht. Die Glocken wurden während der Turmrestaurierung entnommen. Zwei Stahlglocken aus dem Jahr 1959 wurden danach nicht mehr eingehängt und befinden sich im Turm. Ihr Läuten hatte den Turm durch die erhöhten Schwingungen, resultierend aus der hohen Masse, in Mitleidenschaft gezogen. Die Glocke aus dem Jahr 1568 wurde restauriert und wieder eingehängt. Sie trägt den Glockenspruch: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein.“ Auf der Rückseite steht: „Ev. Kirche Groß Varchow“; als Zeichen ist ein Jerusalem-Kreuz vorhanden.
  • Gestühl, Altar, Patronatslogen von 1825.
  • Sauer-Orgel aus dem Jahr 1861 mit 11 Registern auf zwei Manualen und Pedal, nicht spielbar.[5]
  • Zwei Pastorenbilder: Auf der Südseite Nikolaus Breddin († 1738) und auf der gegenüberliegenden Seite sein Schwiegervater und Vorgänger Friedrich Steinhagen († 1703). Sie wirkten nach dem Dreißigjährigen Krieg im Ort.
  • Altar von 1860 mit Bild Jesus am Kreuz mit Landschaft mit Hügel rechts im Hintergrund vom Maler Wilhelm Greve (Vater von Fritz Greve) aus Malchin
  • Über der rechten Patronatsloge sieben gotische Schnitzfiguren aus einem Triptychon aus dem 15. Jahrhundert.
  • Wandtexte auf beiden Seiten.
    Text links: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will Euch erquicken
    Text rechts: Selig sind die das Wort Gottes hören und bewahren in einem, feinen guten Herzen und bringen Frucht in Geduld
  • Die Deckenbalken haben eine Blumenbemalung.
  • Die Chorfenster bestehen aus Buntglas.
  • Die Tauffünte hat acht Ecken. Im Text ist je ein Kreuz an den Ecken angebracht. Die Taufschale und der Taufständer stammen wohl auch aus der Zeit um 1860. Um das Taufbecken der Text: Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn solcher ist das Reich Gottes. Die Taufschale zeigt Adam und Eva neben dem Apfelbaum mit der Schlange.[4]

Friedhof

Der Friedhof i​st um d​ie Kirche angelegt u​nd wird v​on einer Feldsteinmauer m​it Backsteinaufsatz umgeben.

Gemeinde

Die Kirche i​st eine Filialkirche v​on Möllenhagen u​nd gehört m​it dieser z​ur verbundenen Kirchgemeinde Möllenhagen-Ankershagen. Sie i​st Teil d​er Kirchenregion Stavenhagen i​n der Propstei Neustrelitz, Kirchenkreis Mecklenburg d​er Evangelisch-Lutherischen Kirche i​n Norddeutschland.[6]

Literatur und Quellen

Literatur

  • Friedrich Schlie: Die Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Grossherzogthums Mecklenburg-Schwerin. V. Band: Die Amtsgerichtsbezirke Teterow, Bützow, Malchin, Stavenhagen, Penzlin, Waren, Malchow und Röbel. Schwerin 1902, S. 216–219 (Neudruck: 1993, ISBN 3-910179-08-8).archive.org
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Mecklenburg-Vorpommern. München/Berlin 2000, ISBN 3-422-03081-6, S. 212.

Gedruckte Quellen

Commons: Church in Gross Varchow – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. MUB VII. (1872) Nr. 4749.
  2. Jens Amelung: Groß Varchow, Lkr. Mecklenburgische Seenplatte, Dorfkirche. In: KulturERBE in Mecklenburg und Vorpommern. Band 8/2012. Schwerin 2014, ISBN 978-3-935770-42-2, S. 184.
  3. Hermann Rönnberg: Die Kirche zu Gr. Varchow. MJB XL (1875), S. 211.
  4. Friedrich Schlie: Das Gut und Kirchdorf Varchow. 1902, S. 218.
  5. Eintrag im Mecklenburgischen Orgelinventar, Orgelmuseum Malchow
  6. Kirchenregionen

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