Kiesgrube Stettbach
Die Kiesgrube Stettbach ist ein Naturschutzgebiet in Dübendorf, Kanton Zürich, Schweiz. Es liegt zwischen dem alten Weiler Stettbach und dem Siedlungsrand von Schwamendingen am nordöstlichen Stadtrand von Zürich. Die kleine Kiesgrube ist Lebensraum seltener Amphibien und ist von einem Waldstück umgeben – zusammen ein Schutzgebiet von etwa drei Hektar.
Kiesgrube Stettbach
Kiesgrubenareal bei Stettbach / Böszelg | |
Blick in die Kiesgrube | |
Lage | Dübendorf, Kanton Zürich, Schweiz |
Fläche | 3,1 ha |
WDPA-ID | 555694945 |
Geographische Lage | 47° 24′ N, 8° 36′ O |
Meereshöhe | 448 m |
Einrichtungsdatum | 7. April 1995 |
Geschichte
Der Hügel Böszelg wurde vom Kanton in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts[1] als Kiesgrube genutzt. Abgebaut wurde Schotter, der unter einem Moränenhügel zu Tage tritt.[2]
Das Areal war Ende 1963 stark überwuchert und vermüllt. Modellflieger säuberten das Gelände und erstellten ein Flugfeld: Sie betonierten eine kreisrunde Piste für Fesselflieger. Aber noch in den 1960er Jahren gaben sie die Kiesgrube wieder auf.[3]
Etwas mehr als ein Jahrzehnt später wurde die Kiesgrube unter Schutz gestellt.[4]
Lage
Die Kiesgrube liegt in der Nordostflanke des rund 30 Meter hohen Moränenhügels Böszelg (476 m), der den Weiler Stettbach im Südosten von Schwamendingen im Norden trennt. Im Osten besteht zwischen den Hügeln ein schmaler Ausgang aus der Kiesgrube zum Bahnhof Stettbach.
Die Grube ist am oberen Rand etwas mehr als 100 Meter lang. Am Boden haben sich mehrere Tümpel gebildet. Umgeben ist die Kiesgrube heute von einem Waldstreifen, der sich nach Osten noch etwas dem Hügel entlangzieht.
Der Hügel wird östlich vom Sagentobelbach umflossen – das Sagentobel an den Hängen von Zürich- und Adlisberg ein wenig südlich ist ebenfalls ein Schutzgebiet.
Schutzstatus
«Kiesgrubenareals bei Stettbach» im Natur- und Landschaftsschutzinventar 1980
Die Kiesgrube und der umgebende Wald wurden 1980 als Feuchtgebiet von regionaler Bedeutung in das kantonale «Inventar der Natur- und Landschaftsschutzobjekte von überkommunaler Bedeutung» aufgenommen,[4][5] um einen für Kleintiere wertvollen Standort zu erhalten. Die Beschreibung des Eintrags unter der Bezeichnung «Kiesgrubenareal bei Stettbach» lautete:
«Ruderalfläche mit Bäumen und Büschen. Tümpel und Weiher. Das Gelände bietet durch seine topographische Vielfalt eine grosse Anzahl Kleinbiotope, besonders für Insekten und andere Wirbellose. Es ist überdies einer der reichsten Amphibienstandorte der Gegend.»
Besonders häufig waren Grasfrösche. Zudem gab es Bergmolche. Die Kiesgrube – damals wurden 1,8 Hektar ausgewiesen – stellte der einzige Lebensraum in der Gemeinde Dübendorf von Kreuzkröten, Unken, und Fadenmolche dar.[6]
«Kiesgrube Stettbach» – Schutzverordnung
Basierend auf dem Bundesgesetz über den Natur- und Heimatschutz und dem kantonalen Planungs- und Baugesetz erliess der Kanton 1995 eine Verordnung über den «Schutz von Natur- und Landschaftsschutzgebieten mit überkommunaler Bedeutung in der Gemeinde Dübendorf». Neben dem Glattufer oberhalb von Dübendorf wurde darin auch die Kiesgrube unter Schutz gestellt. Das Schutzgebiet wurde ein wenig erweitert mit dem umgebenden Wald und einem Landstreifen im Osten. Wiederum ging es um die Erhaltung von Lebensräumen seltener Tier- und Pflanzenarten.[7]
«Böszelg» – Waldstandort von naturkundlicher Bedeutung
Mit der Schaffung des Inventars von Waldstandorten von naturkundlicher Bedeutung wurde der Wald rund um die Kiesgrube unter dem Namen Böszelg (Objekt-Nr. 191.02; WNB ID 721 und 723) als „naturkundlich bedeutsam“ qualifiziert. Der Waldstandorte von naturkundlicher Bedeutung hat eine Fläche von 1,26 Hektar. Es gehe um den Schutz und die „langfristige Erhaltung standortgemässer Waldgesellschaften – schutzwürdiger Waldformen und -typen sowie stufig aufgebauter Waldränder“ (GIS-Browser).[8][9]
Landschaftspflege und Rezeption
Das Naturschutzgebiet ist nicht öffentlich zugänglich. Im Norden des Areals führt ein Spazierweg entlang. Westlich anschliessend finden sich auf dem Stadtzürcher Teil des Böszelg-Hügels Picknicktische.
Der Ornithologische Verein Schwamendingen kümmert sich um die Pflege der Kiesgrube.[10]
In Petra Ivanovs Lokalkrimi «Tiefe Narben» findet die Polizei einen Toten in der Kiesgrube Stettbach.[11]
Weblinks
Einzelnachweise
- Geoserver der Schweizer Bundesverwaltung (Hinweise)
- Eduard Brückner: Die Vergletscherung des Salzachgebietes nebst Beobachtungen über die Eiszeit in der Schweiz. In: Albrecht Penck (Hrsg.): Geographische Abhandlungen. Band 1, Heft 1. Eduard Hölzel, Wien 1887, S. 152 (Volltext in der Google-Buchsuche).
- Fritz Kleisli: Das Meisterstück. Wie die Modellfluggruppe Skyblazers zu ihrer eigenen Flugpiste kam. 1959–1966. (PDF) In: webfritz.ch. 2013, abgerufen am 28. Dezember 2021.
- Natur- und Landschaftsschutzinventar 1980 im GIS-Browser. Kanton Zürich, abgerufen am 28. Dezember 2021.
- Landschaftsschutz. Kanton Zürich, abgerufen am 28. Dezember 2021.
- Inventar der Natur- und Landschaftschutzobjekte von überkommunaler Bedeutung – Dübendorf. (PDF) In: maps.zh.ch. Dezember 1979, abgerufen am 28. Dezember 2021.
- Direktion der öffentlichen Bauten des Kantons Zürich: Schutz von Natur- und Landschaftsschutzgebieten mit überkommunaler Bedeutung in der Gemeinde Dübendorf. In: maps.zh.ch. 7. April 1995, abgerufen am 28. Dezember 2021.
- Inventar der Waldstandorte von naturkundlicher Bedeutung (WNB). Geodatensatz. In: Geolion. Kanton Zürich, 31. Mai 2000, abgerufen am 28. Dezember 2021.
- Waldstandorte von naturkundlicher Bedeutung (WNB) im GIS-Browser. Kanton Zürich, abgerufen am 28. Dezember 2021.
- Ornithologischer Verein Schwamendingen. Abgerufen am 28. Dezember 2021.
- Petra Ivanov: Tiefe Narben: Flint und Cavalli ermitteln gegen einen Insider. Unionsverlag, Zürich 2017, ISBN 978-3-293-30638-7.