Katherine of York
Katherine of York oder Katherine Plantagenet (auch Katheryn oder Catherine geschrieben; * August 1479 wahrscheinlich in Eltham Palace; † 15. November 1527 in Tiverton) war eine englische Prinzessin aus dem Haus York und somit eine Angehörige des königlichen Hauses Plantagenet. Als Tochter König Eduards IV. und der Elizabeth Woodville war sie eine jüngere Schwester der späteren Königin Elizabeth of York und somit die Tante Heinrichs VIII. und seiner Geschwister. Unter ihrem Schwager Heinrich VII. fiel ihre Familie in Ungnade, ihr Neffe Heinrich VIII. hingegen hielt sie stets in Ehren und gestattete ihr nach dem Tod ihres Mannes William Courtenay, 1. Earl of Devon, sämtliche Ländereien, die zu dessen Titel gehörten, aus eigenem Recht zu behalten.
Leben
Kindheit
Katherine wurde als sechstes der sieben überlebenden Kinder von Eduard IV. und Elizabeth Woodville geboren. Als ihr Geburtsort wird der Eltham Palace vermutet.[1] Ihr genaues Geburtsdatum ist nicht bekannt, doch gehen Historiker von einem Datum kurz vor oder im August 1479 aus, da in der königlichen Buchhaltung um diese Zeit Ausgaben für den Bau ihres Taufbeckens aufgelistet werden.[2] Ihre erste Amme war Joan Colson, die für ihre Dienste fünf Pfund pro Jahr bekam. Bereits im zarten Kindesalter begannen die Heiratsverhandlungen für die Prinzessin. Der bevorzugte Kandidat war Johann von Aragón und Kastilien, Sohn von Isabella von Kastilien und Ferdinand von Aragón und somit der ältere Bruder der späteren Königin von England, Katharina von Aragón. Am 28. August 1479 wurde ein entsprechendes Abkommen unterzeichnet und am 2. März 1482 wurde es von den spanischen Botschaftern ratifiziert.[2] Dennoch wurde die Verlobung wieder gelöst.
König Eduard IV. starb im April 1483 und Katherines älterer Bruder wurde von Wales zurück nach England geschickt. Obwohl er später als Eduard V. bekannt wurde, wurde er nie gekrönt. Er wurde trotz Elizabeth Woodvilles heftigen Widerstands in die Obhut seines Onkels gegeben, des späteren Richard III. Gemeinsam mit ihrer Mutter und ihren Schwestern nahm Katherine während der Unruhen das Kirchenasyl in Westminster Abbey wahr. Nur wenig später verkündete der Bischof von Bath und Wells, dass die Ehe zwischen Katherines Eltern aufgrund einer früheren Verlobung ihres Vaters ungültig gewesen wäre. Damit wären Katherine und ihre Geschwister samt und sonders illegitim,[1] was sie von der Thronfolge ausgeschlossen hätte. Der rechtmäßige Erbe wäre demzufolge ihr Onkel Richard. Katherines Brüder wurden in den Tower gebracht, wo sie später spurlos verschwanden, und Richard ließ sich zum neuen König krönen. Elizabeth Woodville wurde der Rang als Königswitwe aberkannt und Katherine selbst mit ihren Schwestern zu Bastarden erklärt. Dennoch ließ Richard III. seine Nichten später an den Hof rufen.
Unter Heinrich VII.
Nach dem Sieg Heinrichs VII. wurden Katherine und ihre Geschwister wieder legitimiert. Als Schwester der neuen Königin Elizabeth of York wurde Katherine zu einer guten Partie auf dem Heiratsmarkt. Heinrich versuchte zunächst eine schottische Ehe für sie zu arrangieren. Im November 1487 schlug er vor, Katherine mit James Stewart Lord Ross zu verheiraten, dem zweiten Sohn des schottischen Königs Jakob III. Gleichzeitig erhoffte er sich eine Eheschließung zwischen einer weiteren Schwägerin und Stewarts Bruder, dem Kronprinzen Jakob[3], der später stattdessen Heinrichs Tochter Margaret Tudor heiraten sollte. Bevor allerdings ein Abkommen geschlossen werden konnte, starb Jakob III. im Juni 1488.
1495, im Alter von 16 Jahren, heiratete Katherine schließlich Lord William Courtenay (1475–1511). Sein Vater, der Earl of Devon, stand für seine Dienste gegen Richard III. hoch in der Gunst des Königs. Ihre Eheschließung wurde vom selben Parlament ratifiziert, das auch die Ehe zwischen Katherines Schwester Anne und dem jungen Thomas Howard bestätigte. Im Zuge dieser Parlamentssitzung übertrug der Earl of Devon seine wichtigsten Ländereien einer Gruppe von Verwaltern, so dass William und Katherine vollen Nutzen aus ihnen ziehen konnten.[4] Königin Elizabeth war ihrer jüngeren Schwester und deren Ehemann offensichtlich sehr wohl gesinnt, denn sie bezahlte Kleidung für William Courtenay und übernahm sämtliche Kosten, um die Kinder ihrer Schwester großzuziehen.[4] Das junge Paar ließ sich bei Hofe nieder.[1] Möglicherweise diente Katherine ihrer Schwester als Hofdame, denn Elizabeth zahlte ihr als principal lady 50 Pfund pro Jahr.[4]
1501 wohnte Katherine der Hochzeit ihres Neffen Arthur Tudor mit der jungen Prinzessin Katharina von Aragón bei, sowie ein Jahr später der Verlobung ihrer Nichte Margaret Tudor. Im selben Jahr geriet William Courtenay unter Verdacht, mit Edmund de la Pole, 3. Duke of Suffolk, gegen Heinrich VII. zu konspirieren, was zu seiner Verhaftung in Calais und der Aberkennung seiner Titel und Besitztümer führte. Damit fielen seine Ländereien und Titel nach dem Tod seines Vaters zurück an die Krone. Katherine, völlig auf sich gestellt und mit drei kleinen Kindern, fand Unterstützung bei ihrer Schwester Elizabeth. Die Königin holte u. a. Katherines Sohn Henry Courtenay an den Hof und ließ ihn vom gleichen Tutor unterrichten wie ihre eigenen Kinder. Katherines kleiner Sohn Edward starb jedoch am 12. oder 13. Juli desselben Jahres. Aus den Ausgaben der königlichen Buchhaltung wird geschlossen, dass Katherine in dieser Zeit zum permanenten Gefolge ihrer Schwester gehörte.[5] Zu Elizabeths Beerdigung im Februar 1503 führte Katherine den Trauerzug an.[1]
Unter Heinrich VIII.
Nach dem Tod ihrer Schwester lebte Katherine im Haushalt ihres Neffen Heinrich, der nun offizieller Thronfolger war. Ihre Lebensumstände waren nach wie vor bescheiden, wie die kleinen Geschenke an ihren Neffen bezeugen, aber zumindest gesichert. Als Heinrich seinem Vater auf den Thron folgte, war Katherine auf der Beerdigung ihres Schwagers die erste Hofdame ihrer Nichte, Prinzessin Mary. Heinrich zeigte sich seiner Tante gegenüber äußerst großzügig. Nicht nur erhielt sie im Zuge ihrer Jahresrente die offizielle Anerkennung als Tante des Königs, sondern er entließ auch ihren Ehemann William aus der Haft in Calais und umging den Parlamentsakt, der besagte, dass einzig Heinrich VII. Williams Titel wiederherstellen konnte.[6] Stattdessen benutzte er im Mai 1511 eine königliche Gründungsurkunde, um William wieder zum Earl of Devon zu ernennen. Im Gegenzug verzichtete Katherine auf die Grafschaft March, die ihr aus dem Erbe ihres Vaters zustand und die nun an die Krone zurückfiel. Doch bevor eine offizielle Zeremonie William zum Earl of Devon machen konnte, starb er an einer Rippenfellentzündung, nur einen Monat nach Verfassung der Gründungsurkunde.[1]
Verwitwet mit zweiunddreißig Jahren entschied Katherine sich gegen eine Wiederverheiratung. Stattdessen legte sie am 13. Juli in Gegenwart des Bischofs von London ein Keuschheitsgelübde ab:
„Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes: ich, Katherine Courtenay, Gräfin von Devonshire, Witwe und unverheiratet sowie keinem Mann versprochen, verspreche und schwöre vor Gott, unserer Herrin und der Gemeinschaft des Himmels in Eurer Gegenwart, ehrwürdiger Vater in Gott, Richard Bischof von London, von nun an für den Rest meines Lebens körperlich keusch zu leben und wahrhaftig und hingebungsvoll keusch zu bleiben, entsprechend dem Gesetz des heiligen Paulus. In nomine Patris et Filii et Spiritus Sancti.[7]“
Am 3. Februar 1512 sprach Heinrich seiner Tante sämtliche Ländereien, die zum Titel ihres Mannes gehört hatten, aus eigenem Recht zu. Damit hatte sie bis an ihr Lebensende freie Verfügungsgewalt über das Vermögen, obwohl ihr Sohn Henry im November desselben Jahres offiziell den Titel seines Vaters erbte. Fortan unterzeichnete und siegelte sie ihre Briefe als „die erlauchte Fürstin Katherine, Tochter, Schwester und Tante von Königen.“[1] Thomas More, der sie im Zuge des Abkommens mit Heinrich als Rechtsgelehrter unterstützt hatte, schrieb über Katherine:
„Sie, lange Zeit hin und hergeschleudert von wechselndem Geschick, manchmal in Reichtum, oftmals in Widrigkeit, ist nun schließlich durch die Güte ihres Neffen, König Heinrich VIII., in wohlhabenden Umständen, würdig ihrer Abkunft und Tugend.[8]“
Obwohl sie hin und wieder bei Hofe weilte, zum Beispiel zur Taufe ihres Patenkindes Maria im Jahr 1516, lebte sie bevorzugt im Tiverton Castle in Devon. Durch ihre Ländereien bezog Katherine ein fürstliches Jahreseinkommen von 2750 Pfund, welches ihr ein Leben als reiche, unabhängige Witwe ermöglichte. Zu ihrem Haushalt gehörten Sänger und drei Narren, deren Namen in Katherines Buchhaltung als Dick, Mug und Kit aufgelistet werden.[1] Bei den Prälaten von Devon war sie offensichtlich beliebt, denn sie erhielt Geschenke des Bischofs von Exeter sowie von den Äbten von Ford, Buckland und Newenham Abbey.
Tod
Über Katherines letzte Jahre ist wenig bekannt. Historiker vermuten eingeschränkte Mobilität, denn in ihrem Nachlass taucht eine Sänfte auf.[1] Am 2. Mai 1527 setzte sie ihr Testament auf. Darin verfügte sie, dass drei Priester in Anwesenheit von drei armen Menschen täglich drei Messen und wöchentlich ein Requiem für ihre Seele in der St. Peterskirche in Tiverton lesen sollten. Für diesen Dienst sollten die Priester 21 Pfund pro Jahr erhalten und die armen Menschen acht Schilling pro Woche.[1] Laut dem Chronisten Edward Hall starb sie am 15. November 1527 um drei Uhr nachmittags in Tiverton Castle.[9] Anlässlich ihres Todes erhielten ihre Bediensteten einen Jahreslohn und schwarze Trauerkleidung. Zu den Trauergästen ihrer Beisetzung am 3. Dezember 1527 in der St. Peterskirche in Tiverton gehörten die Äbte von Ford, Montacute und Torre. Der Gottesdienst wurde von einem Domherren von Exeter abgehalten. Zusätzlich erhielten achttausend Arme zwei Schillinge im Gegenzug für Gebete für Katherines Seele.
Nachkommen
Die Ehe mit William Courtenay brachte drei Kinder hervor:
- Edward Courtenay (gestorben 12. oder 13. Juli 1502)
- Henry Courtenay, 1. Marquess of Exeter (ca. 1498 – 9. Dezember 1538) ∞ Gertrude Blount
- Margaret Courtenay (ca. 1499 – ca. 1525) ∞ Henry Somerset, 2. Earl of Worcester
Um Margaret Courtenay rankt sich die Legende, sie wäre als Kind 1512 an einer Fischgräte erstickt. Auf einer Gruft in Colyton befindet sich die Inschrift: „Margaret war die Tochter von William Courtenay, Earl of Devon und der Fürstin Katherine. Sie starb in Colcombe, erstickt an einer Fischgräte A.D. 1512“.[10] Allerdings wird Margaret als eine Hofdame der kleinen Prinzessin Maria im Jahr 1520 aufgeführt. Da die Inschrift zudem später hinzugefügt wurde, ist sie mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Fälschung.
Ahnentafel
Literatur
- Oxford Dictionary of National Biography. Band 30: Jenner – Keayne. Oxford University Press, Oxford 2004, ISBN 0-19-861380-6, S. 891f.
- Nicholas Harris Nicolas: Privy Purse Expenses of Elizabeth of York: Wardrobe accounts of Edward the Fourth. With a Memoir of Elizabeth of York and Notes. William Pickham, London 1830.
Weblinks
Einzelnachweise
- Margaret R. Westcott: Katherine. In: Oxford Dictionary of National Biography. Band 30: Jenner – Keayne. 2004, S. 891f.
- Nicholas Harris Nicolas: Privy Purse Expenses of Elizabeth of York: Wardrobe accounts of Edward the Fourth with a Memoir of Elizabeth of York and Notes. William Pickham, London 1830, S. xxiv.
- Nicholas Harris Nicolas: Privy Purse Expenses of Elizabeth of York: Wardrobe accounts of Edward the Fourth with a Memoir of Elizabeth of York and Notes. William Pickham, London 1830, S. xxv.
- David Starkey: Henry. Virtuous prince. Harper Perennial, London u. a. 2009, ISBN 0-00-724772-9, S. 108.
- Nicholas Harris Nicolas: Privy Purse Expenses of Elizabeth of York: Wardrobe accounts of Edward the Fourth with a Memoir of Elizabeth of York and Notes. William Pickham, London 1830, S. xxvi.
- David Starkey: Henry. Virtuous prince. Harper Perennial, London u. a. 2009, ISBN 0-00-724772-9, S. 310.
- Nicholas Harris Nicolas: Privy Purse Expenses of Elizabeth of York: Wardrobe accounts of Edward the Fourth with a Memoir of Elizabeth of York and Notes. William Pickham, London 1830, S. xxvii.
- David Starkey: Henry. Virtuous prince. Harper Perennial, London u. a. 2009, ISBN 0-00-724772-9, S. 312: „She, long time tossed in either fortune, sometime in wealth, oft in adversity, at the last [...] is by the benignity of her nephew, King Henry VIII, in very prosperous estate, and worthy of her birth and virtue.“
- Edward Halle: Hall's Chronicle. Containing the history of England, during the reign of Henry the Fourth, and the succeeding monarchs, to the end of the reign of Henry the Eighth. In which are particularly described the manners and customs of those periods. Carefully collated with the edition of 1548 and 1550. J. Johnson u. a., London 1809, S. 345.
- Catherine Plantagenet (C. Devon). Zugriff am 6. Januar 2012.