Karl Selb
Karl Selb (eigentlich Martin Christian Karl Selb, auch Carl Selb; * 12. November 1760[1] in Stockach, heute Teil der Gemeinde Bach, Tirol; † 15. Juni 1819 in Stockach) war ein österreichischer Maler.
Leben
Seine Eltern Thomas und Maria Katharina Selb (geb. Kropf) betrieben eine Landwirtschaft und hatten insgesamt zwölf Kinder.[2] Selb lernte zunächst bei Johann Jakob Zeiller in Reutte. Vielleicht war auch Josef Anton Schueler, ein Maler aus dem Lechtal, sein erster Lehrmeister.[3] Erst mit 39 Jahren setzte er seine Ausbildung fort. Gemeinsam mit seinem 24 Jahre jüngeren Bruder Josef Anton Selb ging Karl Selb von 1799 bis 1801 auf die Kunstakademie Düsseldorf. Nach einem Zwischenaufenthalt in Tirol wirkte er ab 1806 in München, bis er durch die Ereignisse des Jahres 1809 und den Tiroler Freiheitskampf gegen Bayern und Frankreich endgültig in seine Heimat zurückkehrte. Neben kirchlichen Aufträgen malte Selb auch Porträts von Mitgliedern aus bedeutenden Familien im Lechtal, womit er seinen Lebensunterhalt bestritt. Diese Bilder sind vor allem deshalb interessant, weil sie Lechtaler Trachten aus dem beginnenden 19. Jahrhundert dokumentieren. Er gilt als typischer Vertreter des Klassizismus. Sein bedeutendster Schüler war der Lithograf und Heimatforscher Johann Anton Falger (1791–1876).
Werke (Auswahl)
Fresken
- Bach – Pfarrkirche (1792): Fresken, 1865 durch ein Erdbeben zerstört (nur Chorfresko erhalten)
- Häselgehr – Pfarrkirche (1896): komplette Freskenausstattung (zusammen mit seinem Bruder Josef Anton, Hauptfresko ist Kopie von Martin Knoller)
- Lampferding – Kirche (1803): kompletter Freskenzyklus mit Mariensinnbildern (Vorlage ebenfalls von Martin Knoller)[4]
Altarblätter und Gemälde
- Bach – Pfarrkirche (um 1795): drei Altarblätte
- Breitenwang – Pfarrkirche (1809): Seitenaltarblätter (hl. Sebastian und Hl. Familie)
- Elmen – Pfarrkirche (1814): ehemaliges Hochaltarblatt mit Anbetung der Heiligen Drei Könige
- Hägerau – Kirche (1819): Linkes Seitenaltarblatt mit dem hl. Sebastian (Kopie von Breitenwang)
- Häselgehr – Pfarrkirche (1813): Hochaltarblatt mit dem hl. Martin
- Innsbruck – Tiroler Volkskunstmuseum (vor 1819): Tiroler Volkskunstmuseum: Porträts des Josef Anton Falger mit Familie, der Maria Johanna Falger und der Johanna Falger[5]
- Reutte – Museum im Grünen Haus: Selbstporträt, Porträt der Eltern, Kopie einer Madonna mit Jesusknaben[6]
- Stanzach – Expositurkirche: 14 Kreuzwegstationen, ehemaliges Hochaltarblatt (verschollen)[7]
Literatur
- Josef Ringler: Selbstbildnisse Außerferner Maler. In: Außerferner Buch. Innsbruck 1955, S. 317–319.
- Gert Ammann: Die Mobilität der Außerferner Maler und Bildhauer. In: Tiroler Schwaben in Europa. Ausstellungskatalog Reutte 1989, S. 400–441
- Klaus Wankmiller: Karl Selb – vom Bauernsohn zum gefragten Maler. Zum 250. Geburtstag des Stockacher Künstlers. In: Extra Verren – Jahrbuch des Museumsvereins des Bezirkes Reutte. Band 5, 2010, S. 163–171.
- Klaus Wankmiller: Karl Selb – ein Maler aus Stockach. Zum 250. Geburtstag des Lechtaler Malers. In: Tiroler Heimatblätter. Band 86, 2011, Nr. 1, 38–39.
- Klaus Wankmiller: Ergänzungen zum Werkverzeichnis des Stockacher Malers Karl Selb. In: Extra Verren – Jahrbuch des Museumsvereins des Bezirkes Reutte. Band 8, 2013, S. 33–48.
- Klaus Wankmiller: Die Familie des Malers Karl Selb (1760 – 1819) und neu entdeckte Werke. Zum 200 Todestag des Stockacher Künstlers, in: Extra Verren – Jahrbuch des Museumsvereins des Bezirkes Reutte 14 (2019), S. 137–166.
- R. Lipp: Selb, Karl; eigentl. Martin Christian Karl. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 12, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2005, ISBN 3-7001-3580-7, S. 150 f. (Direktlinks auf S. 150, S. 151).
Einzelnachweise
- Das Geburtsjahr ist eindeutig 1760 und nicht, wie in der älteren Literatur nachzulesen 1774. Eintrag im Taufregister der Pfarre Elbigenalp.
- Wankmiller (2019), S. 139–150, führt Großeltern, Eltern und Geschwister und deren Schicksal ausführlich an.
- Wankmiller (2019), S. 151.
- Wankmiller (2013), 35–42.
- Wankmiller (2013), S. 33–35.
- Wankmiller (2019), S. 156.
- Ausführlich bei Wankmiller (2019), S. 156–158.