Karl Löwenberg
Karl Löwenberg (auch: Carl Loewenberg; * 23. Juni 1896 in Düsseldorf; † 14. Oktober 1975 in Hamburg) war ein deutscher Theaterregisseur. Nach Hitlers Machtergreifung erhielt er kein Engagement mehr und emigrierte zunächst nach Italien und von dort aus 1939 weiter nach Ecuador, wo er in Quito Gründer und künstlerischer Leiter des deutschsprachigen Emigrantentheaters Kammerspiele war. Diese waren zusammen mit der Freien Deutschen Bühne in Buenos Aires und der Theatergruppe Die Komödie in Montevideo die bekanntesten deutschsprachigen Emigrantentheater in Südamerika. Karl Löwenberg kehrte in den 1950er Jahren nach Deutschland zurück und lebte zuletzt in Hamburg.
Leben vor dem Jahr 1933
Der familiäre Hintergrund von Karl Löwenberg konnte mit Hilfe der Stadtarchive der Städte Wuppertal und Düsseldorf geklärt werden. Moritz Löwenberg (* 25. September 1852 in Czersk im Kreis Schwetz – 14. Oktober 1912 in Düsseldorf), von Beruf Fabrikant, und seine Frau Clementine (geborene Calmer, * 22. November 1865 in Düsseldorf – Todesdatum unbekannt), beide Mitglieder der israelitischen Religionsgemeinschaft, waren die Eltern von drei Kindern[1]:
- Alice Löwenberg (* 25. August 1890 in Elberfeld – † 19. September 1938 in Gardone Riviera)
- Else Irma Löwenberg (* 3. Oktober 1891 in Düsseldorf).
Sie war seit dem 12. Februar 1913 mit dem jüdischen Kaufmann Georg Loewy (* 20. Mai 1882 in Culm) verheiratet, der am 22. Juli 1909 aus Berlin kommend in Düsseldorf zugezogen war. Das Ehepaar, das sich am 23. April 1924 nach Dortmund abgemeldet hatte, hatte eine Tochter: Lieselotte Ruth Loewy (* 23. November 1919). - Karl Walter Löwenberg (* 23. Juni 1896 in Düsseldorf – † 14. Oktober 1975 in Hamburg).
Die Familie Löwenberg war am 29. November 1890, kurz nach der Geburt ihrer Tochter Alice, von Elberfeld kommend in Düsseldorf zugezogen.[1] Im Adressbuch der Stadt Düsseldorf von 1893 ist Moritz Löwenberg mit dem Zusatz „Fabrikant“ erstmals eingetragen. Aus dem Eintrag von 1910 ergibt sich dann, dass er eine „mechanische Weberei“ betrieben hat. Fünf Jahre später, 1915, gibt es für das Unternehmen wie auch für die Privatadresse aufgrund des Todes von Moritz Löwenberg nur noch den Eintrag „Loewenberg, Moritz, Wwe., geb. Calmer, Inhab. der Firma M. Loewenberg“; 1920 gibt es keinen Eintrag mehr. Ob dieser Nicht-Eintrag von 1920 besagt, dass inzwischen auch Clementine verstorben war, kann man nur vermuten.
Über Else Irma Löwenberg liegen über die zuvor genannten Fakten hinaus keine weiteren Informationen vor. Die beiden anderen Löwenberg-Kinder sind promoviert, Karl zum Dr. phil., doch wo deren akademischen Ausbildungen stattfanden und abgeschlossen wurden, ist nicht bekannt. Und während sich Karls Karriere als Mitarbeiter an deutschen Theatern für die Zeit von 1920 bis 1933 nahezu lückenlos nachvollziehen lässt, gibt es zu Alices beruflichen und privaten Werdegang keine Hinweise. Bekannt ist lediglich, dass sie mit dem im Bankgewerbe tätigen Kaufmann Ernst Nathan Jacobi (* 22. Juni 1885 in Berlin – am 19. Februar 1943 nach Auschwitz deportiert, wo sich seine Spur verliert.[2]) seit dem 17. Mai 1919 verheiratet war. Die in Berlin-Charlottenburg geschlossene Ehe wurde hier auch im Jahre 1929 geschieden[1]; aus ihr ging die Tochter Marion Doria (* 22. Mai 1920 in Berlin; † 1. Dezember 1987 in Australien) hervor.
Bei Karl Löwenberg kann man aufgrund seines Alters annehmen, dass er im Ersten Weltkrieg Militärdienst geleistet hat. Ein Indiz hierfür ist eine kurze Erzählung aus dem Jahre 1916 in der expressionistischen Monatszeitschrift Die weißen Blätter. Unter dem Titel Lazarett beschreibt darin ein nicht weiter gekennzeichneter Karl Löwenberg aus der Beobachterperspektive einen Tag in einem Krankenrevier und die Sehsüchte und Hoffnungen der verletzten Soldaten.[3] Ebenfalls von einem nicht weiter vorgestellten Karl Löwenberg stammt der kurze Text Das Pferd in der Zeitschrift Die Rheinlande.[4]
Belastbare Lebensdaten liegen erst ab dem Beginn von Löwenbergs beruflicher Laufbahn vor[5], woraus sich die folgenden Engagements bis zum Jahre 1933 ergeben:
- Spielzeit 1920/1921: Sein erstes Engagement als Regisseur und Schauspieler soll Karl Löwenberg laut dem Biographischen Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (siehe Quellen) in Bamberg gehabt haben.
Dieser Aufenthalt in Bamberg ist im Melderegister der Stadt Darmstadt nicht aufgeführt; dort beginnen die Einträge mit dem Jahr 1921 und dem Wohnort Bonn.[6] Das deckt sich wiederum mit der Auskunft des Stadtarchivs der Landeshauptstadt Düsseldorf, wonach Karl Löwenberg sich am 31. August 1921 von Düsseldorf nach Bonn abgemeldet habe.[1] - Spielzeit 1921/1923: Oberspielleiter am Theater Bonn.
- Spielzeit 1923/1924: Regisseur und Dramaturg am Stadttheater Hamburg.
- Spielzeit 1924/1925: Oberspielleiter und Dramaturg am Stadttheater Lübeck.
Laut Melderegister der Stadt Darmstadt haben Karl Löwenberg und die Schauspielerin Hildegard (Hilde) Stefanie Paula Freiin von Zedtwitz (* am 29. Oktober 1899 in Ungarn – † 29. Januar 1988 in Tegucigalpa)[7] am 11. Juni 1925 in Lübeck geheiratet.[6] - Spielzeit 1925/1926: Spielleiter am Landestheater Darmstadt.
Laut Melderegister war das Ehepaar Löwenberg am 20. August 1925 in Darmstadt zugezogen und wohnte in der Bruchwiesenstraße 17 im gutbürgerlichen Paulusviertel.[6] (Lage) Hier wurde auch der einzige Sohn des Paares, Wolfgang Georg Johann geboren (* 31. Januar 1926 in Darmstadt – † 11. Februar 1998 in Tegucigalpa). Als letzter Eintrag im Melderegister ist vermerkt, dass die Familie am 15. Juni 1926 nach Stuttgart verzogen sei.[6] - Zeitraum 1926/1928: Was die Familie Löwenberg in Stuttgart machte, ist nicht bekannt. Im Biographischen Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 ist für diesen Zeitraum kein Engagement vermerkt.
- Spielzeit 1928/1930: Engagement am Theater Erfurt.
Für den Zeitraum von 1930 bis 1933 liefert das Biographische Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 keine präzisen Angaben. Im Anschluss an Löwenbergs Engagement in Erfurt heißt es nur: „daneben auch Berlin u. Frankfurt a. M. (Deutsches Schauspielhaus, dort Assistent → Alwin Kronachers“). Kronacher war 1929 zum Intendanten des Schauspiels Frankfurt berufen worden, zuvor war er seit 1921 Schauspielleiter in Leipzig. Die Formulierung „daneben“ im Biographischen Handbuch lässt offen, ob Löwenberg schon vor Kronachers Wechsel nach Frankfurt oder erst danach als dessen Assistent gearbeitet haben soll.
In den Akten im Institut für Stadtgeschichte finden sich zu Löwenbergs Tätigkeit in Frankfurt keine Belege.[8] Dagegen schreibt Albert Richard Mohr in Bezug auf die Frankfurter Römerberg-Festspiele von 1932: „Wie aus der Presse hervorgeht, hatten Intendant Dr. Alwin Kronacher und sein Assistent Dr. Karl Löwenberg, verantwortlich für die Massenszenen, mit der zweiten Inszenierung auf dem Römerberg durchschlagenden Erfolg.“[9] Es ist dies allerdings die einzige Erwähnung Löwenbergs in dem umfangreichen Werk, und Mohrs Quellen bleiben unerwähnt.
Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden die Städtischen Bühnen gleichgeschaltet. In einem Magistratsbeschluss No. 222 vom 10. Mai 1933[10] wird die „Beurlaubung vor Vertragsablauf“ von Intendant Kronacher, Regisseur Fritz Buch, den Schauspielern Kurt Katsch und Lothar Rewalt (Regensteiner) sowie der Schauspielerin Lydia Buch festgelegt, weil diese Juden waren oder einer kommunistischen Gesinnung verdächtig. Auch in diesem Zusammenhang findet sich kein Hinweis auf Karl Löwenberg. Zu der Beurlaubung mit anschließender Entlassung Kronachers gibt es weitere Unterlagen in einer anderen Akte, da sich Kronacher gegen seine Entlassung energisch zur Wehr setzte. Aus diesem Kontext stammt ein undatiertes Papier, das den Titel Notizen über die Tätigkeit Kronachers als Intendant trägt. Verfasst wurde es vermutlich in der zweiten Märzhälfte 1933, und in ihm wird ausführlich die Arbeit Kronachers in Frankfurt dargestellt, inklusive aller Personalentscheidungen in seinem Umfeld. Wiederum fällt der Namen von Karl Löwenberg nicht[11]
Die sehr ausführliche Studie von Bettina Schültke über die Frankfurter Städtischen Bühnen in den Jahren 1933 bis 1945 enthält ebenfalls keine direkten Hinweise auf ein Engagement Löwenbergs in Frankfurt. Sie erwähnt ihn lediglich als „ehemaligen Kronacher-Assistenten“ im Zusammenhang mit der Nathan-Aufführung des Kulturbundes Deutscher Juden,[12] bleibt aber den Beleg dafür schuldig, woher die Information über den „ehemaligen Kronacher-Assistenten“ stammt. Es bleibt somit unklar, was Karl Löwenberg nach seinem Engagement in Erfurt und vor seiner Mitarbeit beim Kulturbund Deutscher Juden getan hat.
Gastregisseur beim Kulturbund Deutscher Juden
Im Juni 1933 wurde in Berlin der Kulturbund Deutscher Juden gegründet „als Gegenreaktion auf den Ausschluss der Künstler und Intellektuellen mit jüdischen Wurzeln aus dem staatlichen deutschen Kulturleben“.[13] Die Initiatoren des Kulturbundes verfolgten ein doppeltes Ziel: Sie wollten den ausgegrenzten jüdischen Kulturschaffenden die Möglichkeit geben, weiterhin aufzutreten und ihrem Beruf nachzugehen, und es ging ihnen gleichermaßen auch um ein Publikum, „dem, wenn auch noch nicht per Gesetz, die Teilhabe an Theater, Konzert und anderen kulturellen Angeboten indirekt abgesprochen wurde – es ging um das geistige und kulturelle Selbstverständnis, das man sich mit dem willkürlichen Akt der Ausgrenzung nicht nehmen lassen wollte.“[13]
Den Verantwortlichen des Kulturbundes gelang es, in kürzester Zeit eine effiziente Organisation aufzubauen und ein anspruchsvolles Programm zusammenzustellen. So war es dann möglich, dass bereits am 1. Oktober 1933 im voll besetzten Berliner Theater die Premiere von Gotthold Ephraim Lessings Schauspiel Nathan der Weise stattfinden konnte. Die Aufführung, in der Titelrolle Kurt Katsch, war „ein voller Erfolg, der das neu gegründete Ensemble bestätigte und weiter anspornte und im Publikum den Funken des Miteinanders zündete“.[13]
Der Mensch, der an diesem Erfolg einen großen Anteil hatte, aber in dem Buch von Fritsch-Vivié noch nicht einmal erwähnt wird, war der Regisseur der Nathan-Aufführung: Karl Löwenberg. Mit dieser Nichtbeachtung des Regisseurs steht Fritsch-Vivié nicht alleine. Im Ausstellungskatalog Geschlossene Vorstellung wird Löwenberg ebenso wie in dem Buch von Herbert Freeden zwar nebenbei als Regisseur erwähnt, doch während ausführlich auf die Aufführung eingegangen wird, erfährt man über ihn nichts weiter.[14] Einige Anhaltspunkte über Löwenbergs Regiearbeit ergeben sich dagegen aus den zeitgenössischen Rezensionen der ersten Aufführung. Die Jüdische Rundschau schrieb über sie: „Der Regisseur Dr. Karl Löwenberg hat die jüdische Note, die früher häufig zu kurz kam, unterstrichen. Man hat dabei freilich manche überlieferte Vorstellung von Nathans Wesen aufgeben müssen.“ Dies wiederum scheint der CV-Zeitung eher missfallen zu haben, denn dort lautete die Frage: „Woher aber kam der Regieeinfall, an den Schluß des Ganzen einen wuchtigen, tragischen Akzent zu setzen? Warum läßt der Regisseur Nathan nachdem der Familienring im Hause Saladins geschlossen ist, in die Einsamkeit wanken, wie ein Zusammengebrochener, so daß man das Schlimmste für ihn befürchten muß? Sollte diese Nuance wirklich dem Lebensgefühl des weisen Nathans, seiner heiteren, fest in Gott ruhenden Resignation entsprechen, die er sich unter den furchtbarsten Schicksalsschlägen bewahrt hat?“[15]
Die gegensätzlichen Ansichten über die Regiearbeit Löwenbergs taten dem Erfolg des Stückes keinen Abbruch. Es wurde im Oktober 1933 insgesamt zehn Mal in Berlin aufgeführt und ging dann auf Tournee. Im November 1933 fanden zwei Aufführungen im Komödienhaus in Dresden statt; es folgten, vermutlich in den ersten Monaten des Jahres 1934, zwei Aufführungen im Neuen Theater in Frankfurt am Main und weiteren in Breslau und Gleiwitz.[16] Die Ende 1933 angekündigte Aufführung in Leipzig[17] scheint dagegen nicht stattgefunden zu haben, denn sie findet in dem zuvor zitierten Artikel über den Kulturbund auf Reisen keine Erwähnung. Dafür aber kehrte das Stück im Februar 1934 noch einmal für zwei Aufführungen nach Berlin zurück.[18]
Ob Karl Löwenberg bei diesen Aufführungen noch anwesend war, oder ob er den für den 3. März 1934 angekündigten Vortrag zum Thema „Regieprobleme“ im Rahmen des vom Kulturbund organisierten Vortrags-Zyklus „Von der Arbeit des Theaters“[19] noch gehalten hat, ist ungewiss. 1934 war das Jahr, in dem Karl Löwenberg mit seiner Familie in die Emigration ging[20], und zwar nach Italien, wo sich bereits seine Schwester mit ihrer Tochter aufhielt.
Stationen des Exils
Italien
Es ist nichts bekannt darüber, weshalb Löwenberg sich entschloss, nach Italien zu emigrieren, und auch nicht darüber, welche Pläne er damit verband. Außer seiner Frau und seinem Sohn tat das auch seine geschiedene Schwester Alice Jacobi zusammen mit ihrer Tochter Marion Doria. Das Meldebüro der Stadt Gardone Riviera bestätigte, dass Marion Jacobi seit dem 5. Oktober 1933 dort lebte und seit dem 31. August 1937 auch formal registriert war. Für wen der Familien Löwenberg und Jacobi diese Meldedaten zeitlich noch zutreffen, ist nicht bekannt.[21]
Indirekt gibt es einen Hinweis darauf, dass Karl Löwenberg Alice Jacobi bei der Gründung ihrer Schule am Gardasee in Gardone Riviera unterstützte. Der Hamburger Pädagoge Fritz C. Neumann, der unter den Nazis Berufsverbot hatte, berichtete in seinen Memoirs davon, dass ihn Anfang 1935 ein Brief aus Italien erreicht habe. Ein ihm unbekannter „Herr Löwenberg“ ließ ihn darin wissen, dass seine Schwester Alice Jacobi plane, in Gardone Riviera ein Internat für jüdische Kinder aus Deutschland zu eröffnen. Für eine Stelle dort sei er, Fritz C. Neumann, von dem inzwischen in der Schweiz lebenden Paul Geheeb vorgeschlagen worden.[22] Weitere Belege über Löwenbergs Aktivitäten in Italien sind nicht bekannt. Es gibt auch keine Hinweise darauf, über wen die Verbindung zu Paul Geheeb zustande gekommen war, und ebenso gibt es keine Anhaltspunkte dafür, ob sein Sohn die Schule seiner Tante besuchte.
Italien hatte am 7. September 1938 ein Rassengesetz verabschiedet, das allen ab 1919 in Italien eingebürgerten Juden die Staatsbürgerschaft aberkannte und die Ausweisung aller nicht-italienischen Juden androhte. Damit war absehbar, dass ein Aufenthalt für die Löwenbergs und für Alice Jacobi und ihre Tochter in Italien nur noch übergangsweise möglich war. Für Alice Jacobi hatte dies allerdings keine Bedeutung mehr: sie starb am 19. September 1938 und wurde in Gardone Riviera begraben.[23] Die Löwenbergs reisten 1939 zusammen mit der inzwischen neunzehnjährigen Nichte Marion aus Italien ab. Auch hier gibt es wiederum nur eine Bestätigung für die Nichte, Marion Jacobi. Diese, so das Meldeamt von Gardone Riviera, habe am 21. Januar 1939 Italien mit dem Ziel New York verlassen.[21] Die Datenbank von Ellis Island verzeichnet jedoch für den nachfolgenden Zeitraum weder für Marion Jacobi noch für die Familie ihres Onkels entsprechende Einträge.
Ecuador
„Ecuador gehörte zu den Ländern Lateinamerikas, in die eine vergleichsweise geringe Zahl von Verfolgten des NS-Regimes flüchtete. [..] Für die meisten der 3500-4000 Menschen, die bis 1942 Zuflucht fanden, war Ecuador ein Exilland zweiter Wahl, das sie in Kauf nahmen, weil sie keine Chance sahen, rechtzeitig in einem bevorzugten Land Asyl zu finden. Die Mehrzahl kam aus Deutschland und Österreich und hatte erst nach der Pogromnacht im November 1938 die letzte Hoffnung aufgegeben, doch noch in ihrer Heimat bleiben zu können. Ein Teil ließ sich in Guayaquil nieder, der größten Stadt des Landes im tropisch-heißen Klima am Pazifik. Die überwiegende Mehrzahl zog die in den Anden auf über 2800 m gelegene Hauptstadt Quito vor.“[24]
Ob auch für Löwenberg „Ecuador ein Exilland zweiter Wahl“ war, als er hier im März 1939 eintraf[25], ist nicht bekannt, auch nicht, ob er Verbindungen hierher besaß. Seine Nichte, Marion Doria Jacobi, zog jedenfalls weiter und übersiedelte nach Australien. Sie war dort verheiratet mit Herbert Marx (* 16. Juni 1923 – † 24. Juni 2006).
Trotz der relativ geringen Zahl an Emigranten pflegten diese in Quito ein reichhaltiges Vereinswesen, das religiöse Gruppierungen ebenso umfasste wie weltlich-politische. Nach Kreuter bildete die Jüdische Gemeinde die größte Gruppe unter den Flüchtlingen.[26] Aus ihr ging 1938 der Verein Asociatión de Beneficencia Israelita (kurz: Beneficencia) hervor, ursprünglich ein Hilfsverein[27], der aber auch kulturelle Angebote machte. Auf weltlich-politischer Seite war das 1942 gegründete Movimiento Alemán Pro Democracia y Libertad (kurz: Movimiento) die mitgliederstärkste Organisation, vor allem für die Menschen, „die sich weder religiös noch kulturell dem Judentum verbunden fühlten. [..] Wie in anderen Ländern fanden auch in Ecuador in Anlehnung an die beiden bedeutendsten Vereinigungen des lateinamerikanischen Exils, die Bewegung ‚Freies Deutschland‘ (Mexiko) und Das Andere Deutschland (Buenos Aires), Richtungskãmpfe statt. Die Auseinandersetzungen um die Überparteilichkeit der Vereinigung führten 1944 dazu, daß die Befürworter des Anschlusses an die Mexiko-Richtung eine eigene Organisation, das Komitee ‚Freies Deutschland‘, gründeten.“[28] Dieses Komitee verfügte über eine eigene Zeitschrift, das von Bobby Astor[29] herausgegebene Demokratisches Deutschland, in dem immer wieder Artikel über die Kammerspiele erschienen. Astor selbst trat dort auch auf.[30]
In diesem Spannungsfeld zwischen den religiösen und politischen Emigrantenmillieus bewegte sich auch Karl Löwenberg. Er war seit 1943 Mitglied des Movimiento[31], dessen Kulturabteilung von Alfred Graf geführt wurde[32], aber einen ersten Vortrag über seine Absicht, in Quito ein Theater zu gründen, hielt er bereits am 6. August 1942 als Veranstaltung der Beneficencia, deren Kulturreferent Paul Benedick (1894–1953) war[33], der ehemalige Mitinhaber der Berliner Immobilienfirma Israel Schmidt Söhne.[34] Nach Kreuter waren Löwenberg und sein Theater „ein kulturelles Bindeglied zwischen verschiedenen Immigrantengruppen [..]. Hier spielten nicht nur Deutsche mit, und Akteure wie Zuschauer kamen sozusagen aus zwei ›Lagern‹, dem der Jüdischen Gemeinde und dem der politischen Vereinigungen.“[35]
Die Kammerspiele
Die Gründung
Der Titel des zuvor erwähnten Vortrages von Löwenberg lautete: „Das Theater als Kulturgut“; in Klammern steht unter dem Titel „Jüdische Theaterleiter und Schauspieler“, er selber wird als Oberregisseur vorgestellt.[36] Es scheint, als sei dieser Vortrag noch stärker an ein jüdisches Publikum adressiert gewesen zu sein, wie sich aus einer zeitgenössischen Rezension ergibt: „Der Vortragende verfechtet die Auffassung, daß die hiesige jüdische Gemeinde sich der Pflege der jüdischen Theaterkunst widmen und in regelmäßigen Abständen Darstellungen jüdischer Dichter stattfinden sollten. Nur auf diese Weise könnte es gelingen, das Kulturleben aufrecht zu erhalten und die Jugend, die echtes Theaterleben nie kennengelernt habe, fruchtbare Anregungen zu vermitteln.“[37]
Zwar wurde nach dieser Veranstaltung ein Komitee zur Vorbereitung von Theaterabenden gegründet, doch die erste Vorstellung fand nicht als Theater der Jüdischen Gemeinde statt, sondern als Theater des Movimiento. Die Gruppe nannte sich Das Spiel und führte im Clubhaus des Movimiento Ende August oder Anfang September 1943 Einakter von Hugo von Hofmannsthal (Die Frau im Fenster )[38] und Arthur Schnitzler (Anatols Hochzeitsmorgen) auf. Die drei Rollen in dem Stück von Hofmannsthal spielten Hildegard Löwenberg, Huberta Reuscher-Heimann und Karl Löwenberg; in dem Schnitzler-Stück traten ausschließlich Laienschauspieler auf.[39]
Die Gruppe Das Spiel scheint im Clubhaus des Movimiento nur noch zwei weitere Stück aufgeführt zu haben, nämlich im Dezember 1943 Lady Windermeres Fächer von Oscar Wilde, und danach Anton Tschechows Einakter Der Heiratsantrag. Parallel dazu fand offenbar hinter den Kulissen ein Umstrukturierungs- und Klärungsprozess statt, aus dem ein neues Theater und ein neuer Spielort hervorgingen: Die Kammerspiele Quito. Freies Unabhängiges Theater, die fortan in einem Raum des Privathauses der Familie Löwenberg spielten. Nach einem Artikel im Demokratisches Deutschland vom Oktober 1944 sollte der Untertitel „darauf hinweisen, daß die Leitung sich von jeder politischen Bindung losgesagt hat und nur künstlerische Ziele verfolgen will“.[40] Ob sich Löwenberg damit auch von seiner Mitgliedschaft im Movimiento lossagte beziehungsweise von dessen Hinwendung in Richtung Komitee Freies Deutschland, ist nicht überliefert.
Am 1. Oktober 1944 fand die erste Aufführung des neuen Theaters an seinem neuen Spielort statt, wo etwa 60 Zuschauer Platz fanden. Als Eröffnungsstück wurde Oscar Wildes The Importance of Being Earnest (Burnbury) gespielt. Ihm vorangestellt war ein Prologgedicht von Hans Heiman, das „sich mit der Frage auseinandersetzte, wieso in diesen Zeiten des Grauens die Eröffnung eines Theaters ihre Berechtigung habe“.[41] Die letzte Strophe lautete: „Und wie in Furcht und Mitleid heut Sie mit erleben/All der Bedrückten Not, den Jubel der Befreiten,/So mag die Lebensbilder, die wir wiedergeben/Ihr menschlich anteilnehmend Mitgefühl begleiten./Vom Druck des Alltags soll befreiend Sie erheben/Der Bühne Spiegel Anblick eigner Menschlichkeiten:/Daß sich in solcher Zeit der Mensch auf sich besinne/Ist unser Ziel und Wunsch. Wohlan! Das Spiel beginne!“[42]
Exkurs: Hanns Heimann
Der Katalog der Deutschen Nationalbibliothek (DNB) kennt einen „Schriftsteller“ Hanns Heiman, für den als weitere Namen Hanns Guzman und Hanns Heiman Guzman angegeben werden. Seine Publikationen umfassen volkswirtschaftliche und juristische Titel ebenso wie Veröffentlichungen über Immigrationsthemen und Gedichte.[43] Weitere Bücher, die mit dem Namen Hanns Heimann verbunden sind, beschäftigen sich mit der Neckarschifffahrt[44], sind aber im Katalog der DNB nicht enthalten. Bei einem davon mit dem Titel Die Neckarschiffahrt seit Einführung der Schleppschiffahrt handelt es sich um die 1905 in Berlin erschienene Dissertation Heimans an der Hohen Philosophischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Der im Anhang abgedruckte Lebenslauf besagt: „Ich wurde in Breslau am 14. Februar 1879 geboren, als Sohn des Kaufmanns Leo Heiman und seiner Frau Emma, geb. Guttsmann. Nachdem ich die erste Erziehung im elterlichen Hause genossen, besuchte ich in meiner Vaterstadt das humanistische Gymnasium zu St. Maria Magdalena. Ich verliess 1896 dessen Prima, um in mehr als dreijähriger kaufmännischer Tätigkeit praktische Vorkenntnisse für meine volkswirtschaftlichen Studien zu gewinnen; diese begann ich mit dem Wintersemester 1898/99 an der Breslauer Universität. Meiner militärischen Dienstpflicht genügte ich Oktober 1899/1900 in München. Zur Fortsetzung und zum Abschluss meiner Studien bezog ich im Wintersemester 1900/01 die Heidelberger Universität. Anfangs auch literarisch tätig widmete ich mich hier vom Spätsommer 1901 bis Frühjahr 1902 der Spezialuntersuchung zu einer grösseren Abhandlung über Die ‚Neckarschiffer‘. Deren einen vorliegenden Teil reichte ich zur Erlangung der philosophischen Doktorwürde an der Rupert-Carola der hohen Fakultät ein; am 19. Juli 1902 bestand ich das Promotionsexamen.“[45] Als weitere Lebensstationen von ihm sind bekannt: Er war Wirtschaftsberater und Mitglied im Hauptausschuss des Reichsverbandes der deutschen Industrie; er konnte nach Ekuador emigrieren und war von 1940 bis 1944 an der Universität Quito tätig.[46] Der in Ecuador zeitweilig benutzte Namenszusatz Guzman verweist auf den im Lebenslauf erwähnten Geburtsnamen der Mutter.
Maria-Luise Kreuter zählt Hanns Heimann zu den führenden Intellektuellen in Quito. Er habe sich „um die Tradierung europäischer Geisteswissenschaft in der Immigration“ bemüht.[47] Heimann, dem es gelungen sei, seine umfangreiche Privatbibliothek nach Ecuador bringen, habe es hier nicht zu materiellem Erfolg gebracht. „In den ersten Jahren des Exils war er an verschiedenen Lehranstalten tätig, darunter an der Universidad Central und verdiente dabei ›zu viel um zu sterben und zu wenig, um davon zu leben‹.“[47] Er arbeitete für das pharmazeutische Unternehmen LIFE (siehe unten), hielt Vorträge und publizierte ein Buch über die Immigration in Ecuador[48] , das von Carlos G. Liebmann verlegt wurde und mit dem dieser 1942 sein Debüt als Verleger in Quito gab.[49]
Aus Anlass seines achtzigsten Geburtstages erhielt Hanns Heiman 1959 das Bundesverdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland. Er sei froh darüber gewesen, „daß der erste der diesen Orden in Quito erhalte, ein Jude sei, was aber keineswegs als Vergessen der Vergangenheit mißdeutet werden dürfe. Heiman gehörte zu denjenigen, die eine Brücke schlugen zwischen den jüdischen und nichtjüdischen Verfolgten des Nazi-Regimes.“[47]
Seine Frau, Huberta Reuscher-Heiman, eine Nichtjüdin, gehörte zum Ensemble der Kammerspiele.
Die Akteure der Anfangszeit
„Bis auf Huberta Reuscher-Heiman und Hildegard Löwenberg, die allerdings nur in den ersten Stücken auf die Bühne trat, begannen alle als Laiendarsteller und wurden von Löwenberg an die Schauspielerei herangeführt.“[50] Patrik von zur Mühlen spricht in diesem Zusammenhang davon, dass die Bühne in Quito „trotz der Mitwirkung von professionellen Schauspielern und Regisseuren niemals den Rahmen eines Liebhabertheaters überschritten“ habe, und „die Umwandlung in ein sich selbst tragendes, selbständiges Theater angesichts der vergleichsweise geringen Zahl von Emigrantenvon vornherein auszuschließen war. Allerdings organisierte Regisseur Karl Löwenberg später auch spanischsprachige Aufführungen für ein breiteres Publikum und unterbreitete mit der von ihm gegründeten Schauspielschule in Quito auch Einheimischen ein Angebot.“[51] In der Emigrantenpresse wurde ausdrücklich davor gewarnt, angesichts der erzielten Leistungen von Dilettanten-Theater zu sprechen. Man verglich die Ausbildung an den Kammerspielen selbewusst mit der „Schulung in den europäischen Theatern“ und verwies darauf, dass „die bedeutendsten russischen Theater auf diese Weise entstanden“ seien.[52] Löwenbergs Inszenierungen, „seine auf Tempo und Kontrastierung setzende Regieleistung“, fanden „Anerkennnung“.[53]
Huberta Reuscher-Heiman und Hildegard Löwenberg hatten noch vor der Eröffnung der Kammerspiele im Juni 1944 in der Jüdischen Gemeinde unter dem Titel Verfolgte Menschen eine Szenenfolge aufgeführt, die sich um das Schicksal christlicher Frauen und ihrer jüdischen Ehemänner drehte. Begleitet wurde die Aufführung mit Musik von Chopin, Beethoven und Mendelssohn.[54] Warum sie beide später in den Kammerspielen nicht mehr auf der Bühne standen, ist nicht bekannt. Zum Kern des Ensembles zählt Kreuter:
- Gerti Goldmann
Außer, dass sie eine „tragende Rolle“ in den Kammerspielen innehatte, gibt es über sie kaum weitere Informationen. Sie hatte Quito 1948 verlassen und starb 1950 an denFolgen eines Autounfalls.[55] - Vera Kohn-Kagan (1912–2012)
Kreuter preist sie als einen Star der Kammerspiele, die „später auch vor ecuadorianischem Publikum in spanischer Sprache Erfolge erzielte“.[56] - Inge Friedberg
Wenzel Goldbaum, der sich in Ecuador auch als Theaterkritiker betätigte, bezeichnete Inge Friedberger zusammen mit Huberta Reuscher-Heiman, Vera Kohn-Kagan und Gerti Goldmann „als ein Quartett weiblicher Spielkräfte, um das manche große Bühne das Ensemble beneiden könne“.[57] - René Taube & Renate Aron
Nach Kreuter war René Taube der „herausragende Schauspieler jener Anfangsjahre“ und stammte aus Wien.[58] Auf Renate Aron, die mindestens in zwei Stücken mitspielte, geht sie nicht weiter ein.
Zu dieser anfänglichen Kerntruppe der Kammerspiele gesellten sich weitere Schauspielerinnen und Schauspieler, die fast alle aus dem Umfeld der Jüdischen Gemeinde kamen. Einer, der von Kreuter nicht erwähnt wird, war Egon Schwarz, der auf seiner Odyssee durch Südamerika 1945 nach Ecuador kam und nach Quito ging. Bei der Aufzählung seiner Aktivitäten in der Antwort auf die selbstgestellte Frage, was er in dieser Zeit in Quito getrieben habe, heißt es unter anderem: „Ich habe als Schauspieler an einem Emigrantentheater mitgewirkt, wo wir von Curt Götz bis zurück zu Schiller alles, was lustig oder bühnenwirksam ist im deutschen Drama, aufführten.“[59]
Ein auf einem völlig anderen Gebiet ausgewiesener Fachmann war Heinrich Tietz, der ab 1948 „vor allem mit komischen Rollen hervortrat“.[60] 1940 wurden die Laboratorios Industriales Farmacéuticos Ecuatorianos (LIFE) gegründet[61], die nach Kreuter in den 1940er Jahren das größte von Immigranten gegründete Unternehmen in Ecuador waren. Die eng mit staatlichen Stellen zusammenarbeitende Firma sollte mit ihren pharmazeutischen Laboratorien dazu beitragen, „die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung zu verbessern und die völlige Abhängigkeit von importierten Medikamenten abzubauen. Es gab bis dahin nur einige kleine Laboratorien, die wenige Medikamente herstellten. Schlieíšlich standen 1937 Gelder zur Verfügung, um die notwendige Ausrüstung in Deutschland zu erwerben und den Chemiker und Pharmazeuten Heinrich Tietz, der aus rassischen Gründen von der Berliner Firma ›HAGEDA‹ entlassen worden war, zu engagieren. Tietz kam im März 1938 in Ecuador an und installierte in mühsamer Kleinarbeit, fast nur auf sich allein gestellt, die aus Deutschland angekommene Ausrüstung und begann mit der Produktion einiger Medikamente. Er blieb bis zu seinem frühen Tod 1965 der verantwortliche Pharmazeut, dessen Hauptaufgabe auf dem Gebiet der Galenik lag, dem Prozeß, bei dem die Wirkstoffe in eine Form gebracht werden, die sie für den menschlichen Körper verwertbar machen.“[62]
Als einen weiteren Regisseur der Anfangszeit erwähnt Kreuter Gerardo Gotthelf, einem Musikwissenschaftler, der vorrangig Musikstücke in Szene gesetzt haben dürfte. Er zeichnete im Dezember 1945 verantwortlich für einen Festlichen Chanukka-Abend, bei dem unter anderem Partien aus Georg Friedrich Händels Oratorium Judas Maccabaeus aufgeführt worden seien, „gespielt und gesungen von einem aus Musikliebhabern und Musikern der jüdischen Gemeinde und des Konservatoriums zusammengesetzten Chor und Orchester“. Danach zeichnete er Anfang 1946 zusammen mit Karl Löwenberg verantwortlich für die Aufführung von Jean Racines Tragödie Esther. „Im Juni 1946 verabschiedete sich Gotthelf mit der Inszenierung von Szenen aus Jaques Halevys Oper Die Jüdin. Gotthelf ging zunächst nach Uruguay und starb 1949 in der Schweiz.“[63]
In Bernhard Hetzenauers Dokumentarfilm erwähnt Vera Kohn, dass auch ihr Mann, Karl Kohn, in die Theaterarbeit involviert gewesen sei: er habe Kulissen gemalt.[64] Kreuter erwähnt als Bühnenbildner allerdings nur Werner Rosenthal, der dies in der Anfangszeit der Kammerspiele getan habe, und Oswaldo Guayasamín, der 1947 Bühnenbilder gestaltet habe.[65]
Das Repertoire der Kammerspiele
In den Anfangsjahren – bis zum Mai 1948 – „waren rund dreißig Stücke in deutscher Sprache aufgeführt worden. Im Schnitt kam man ungefähr alle zwei Monate mit einer neuen Inszenierung heraus. Den größten Anteil am Spielplan hatten Lustspiele und Komödien, die vor allem in der ersten (1944/45) und der vierten (1947/48) Spielzeit überwogen. Franz Molnar gehörte neben Schnitzler, Tschechow und Shaw zu den meistgespielten Autoren. Abgesehen von je einer Aufführung von Molière, Racine, Kotzebue und Schiller, dessen »Kabale und Liebe« das einzige klassische Drama war, entstammten die Autoren der zweiten Hälfte des 19. und dem 20. Jahrhundert.“[66] Es spricht einiges dafür, dass die Beschränkung auf Lustspiele und Komödien bewusst geschah, doch war häufig auch von recht banalen Gründen her eine Repertoireausweitung nicht möglich: „Die Beschaffung deutschsprachiger Bühnentexte war ein Problem ersten Ranges. Selbst in Buenos Aires wurde es spürbar und fand seinen unmittelbaren Ausdruck darin, daß die ‚Freie Deutsche Bühne‘ ein Archiv in mühsamer Eigenarbeit maschinenschriftlich vervielfältigter Bühnentexte aufbaute.“[67] Am 20. August 1945 schrieb Löwenberg deshalb zunächst an Albert Maurer (1890–1969)[68] in Montevideo, wo dieser im September 1941 zusammen Fred Heller (1889–1949)[69] Die Komödie aufgebaut hatte, und am 26. März 1946 folgte ein Brief an Paul Walter Jacob in Buenos Aires: „Ich habe hier ein kleines Kammertheater (deutsch), aber wir leiden sehr unter dem Mangel an Stücken. [..] Würden Sie nicht die große Liebenswürdigkeit haben, mir auf meine Kosten je ein Exemplar von Dreimal Hochzeit, Die fünf Frankfurter und Dreigroschenoper zu senden? Die Sachen würden Ihnen, nachdem ich sie habe abschreiben lassen, sofort wieder zugehen.“[67]
Das Stück Die fünf Frankfurter, eine „historisierende Komödie von Carl Rössler“ um die fünf Söhne von Mayer Amschel Rothschild[70], wurde wie viele ähnliche Stücke auch, vermutlich aus Mangel an zeitgemäßen Stoffen aufgeführt. Das änderte sich erst ab etwa 1948.
Von November 1947 bis März 1948 legten die Kammerspiele, unterbrochen von zwei Aufführungen in den Räumen der Beneficencia, eine Spielpause ein und starteten dann die neue Spielzeit im April 1948 mit Stücken von Hofmannsthal und Georges Courteline. Im Mai 1948 kam „zum erstenmal ein zeitgenössisches französisches Drama zur Aufführung, »Die Wilde« von Jean Anouilh, der ein Jahr später »Antigone« folgte und kurz darauf die Komödie »Die ehrbare Dirne« von Jean Paul Sartre. Dieses Stück, in der Hauptrolle mit Hanka Wasiel, spielte man jedoch nicht unter dem Originaltitel, sondern als »Schwarz und Weiß«, um nicht bereits durch den Titel die »mimosenhafte Moral« der Immigranten zu verletzen. Das Publikum zeigte sich so mirnosenhaft nicht, es »geizte nicht mit dem Beifall«.“[71] Darauf, dass auch die Anouilh-Stücke beim Publikum angekommen waren, weist Karl Löwenberg in einem Brief vom 28. Oktober 1948 an Paul Walter Jacob hin, dem er nun seinerseits ein Stück anbieten konnte: „Ich stehe Ihnen selbstverständlich gerne auch mit dem zur Verfügung, was ich hier habe. Unter anderem dürfte Sie ein Werk von Anouilh interessieren, das hier mit großem Erfolg aufgeführt wurde.“[67] In der Antigone-Aufführung hatte Löwenberg neben der Regie auch noch die Rolle eines Sprechers übernommen; die Titelrolle spielte Vera Kohn-Kagan, René Taube gab den Kreon.
Wenn zuvor aus den genannten Gründen Lustspiele und Komödien im Repertoire überwogen, heißt das nicht, dass politischere Stücke nicht zur Aufführung gelangt wären. Allerdings fanden sich Gegenwartsprobleme häufig in Veranstaltungen wieder, die die Kammerspiele außerhalb ihres regulären Spielplans gestalteten.[72] Es handelte sich dabei häufig nicht um Theateraufführungen, sondern um Kleinkunst- und Rezitationsabende oder Lesungen, die auch an anderen Spielstätten stattfanden. Anlässlich einer Sonderveranstaltung Lessing 1945 wurde Löwenberg attestiert, dass er mit seinem Theater nicht nur amüsieren wolle, und im Dezember 1945 fand in den Kammerspielen eine Uraufführung zu einem dezidiert politischen Thema statt. Es handelte sich dabei um eine szenische Lesung von Wenzel Goldbaums Drama Dorothea erzieht die Deutschen. „In vier Akten hatte Goldbaum seine Vorstellung von der Sinnlosigkeit, das deutsche Volk zur Demokratie erziehen zu wollen, entwickelt. Wie in den politischen Debatten brachte er hier seine These zum Ausdruck, daß es das »andere Deutschland« nicht gebe.“[73]
Etwas verworren ist die Geschichte um eine Aufführung aus dem Jahre 1945. Die in New York erscheinende Emigrantenzeitschrift Aufbau berichtete am 13. Juli 1945 auf Seite 8: „Der frühere deutsche Regisseur Dr. Karl Löwenberg hat in Quito, Ecuador, ein Kammerspieltheater errichtet, in dem er kürzlich Szenen aus Bert Brechts 'Leben der Herrenrasse' und aus Ferdinand Bruckners 'Die Befreiten' zur Aufführung gebracht hat.“[74] Exakt dies, allerdings ohne Bezug auf den Aufbau-Artikel, wiederholte auch Fritz Pohle.[75] Kreuter zitiert dagegen das Demokratische Deutschland vom Januar 1945, in dem Löwenberg vorgeworfen wurde, er hielte das Stück Das Leben der Herrenrasse, das in dem Artikel alleine Brecht zugeschrieben wird, für überholt. Kreuter lässt offen, ob das Stück gespielt wurde.[76] Da der Aufbau-Artikel aber ein halbes Jahr nach dem Artikel im Demokratischen Deutschland erschienen ist, muss man wohl davon ausgehen, dass Löwenberg das Stück doch zur Aufführung gebracht hat. Brechts Leben der Herrenrasse steht in dem Falle für die 1942/43 entstandene amerikanische Fassung seines Stückes Furcht und Elend des Dritten Reiches, die in den USA unter dem Titel The Private Life of the Master Race zur Aufführung kam.
Vermutlich ist der zuvor zitierte Vorwurf aus dem Demokratische Deutschland eher vor dem Hintergrund von Forderungen des Komitees Freies Deutschland zu sehen, Theater zu expliziten politischen Stellungnahmen zu bewegen, sich in dessen Sinne antifaschistisch zu äußern, das heißt eine prokommunistische Politik zu propagieren. Ob sich Löwenberg im Zusammenhang mit dem Brecht-Bruckner-Stück diesem Druck gebeugt hat, ist nicht zu klären. In den Kammerspielen fanden in der Regel aber derartige Appelle nach einem politischeren Theater kein Gehör. Kreuter verweist stattdessen auf dortige Veranstaltungen zu eher „politisch-philosophischen Zeitfragen“, so aus Anlass von Goethes 200. Geburtstag im Jahre 1949 oder zum Gedenken an den 1950 verstorbenen George Bernard Shaw im Februar 1951.
Sehr gegenwartsbezogen war allerdings ein Stück, das im August 1950 aufgeführt wurde: Igal Mossinsohns[77] Drama In den Steppen des Negev.[78] Das Stück spielt im Jahre 1948 in einem von palästinensischen Arabern eingeschlossenen Kibbuz und wollte Israel als einzigen diskriminierungsfreien Zufluchtsort für Juden zeigen. „Obwohl der Aufführung, die von der zionistischen Organisation finanziert wurde, wochenlange Proben vorausgingen, wurde das Stück nur einmal im Teatro Espejo in Quito vor ausverkauftem Haus aufgeführt.“[79]
Das Jahr 1951 markierte einen Einschnitt in der Geschichte der Kammerspiele. Bis dahin waren etwa 50 Stücke aufgeführt worden, doch „1951 hatten die Kammerspiele als deutschsprachiges Theater praktisch aufgehört zu existieren“.[80]
Von den Kammerspielen zum Teatro de Camara
Einen ersten Versuch in spanischer Sprache wagten die Kammerspiele im Sommer 1946 mit der Aufführung von Blanca Nieves y los Siete Enanos – Schneewittchen und die sieben Zwerge. Dem folgte 1947 eine Aufführung im Teatro Nacional Sucre unter Mitwirkung von ecuadorianischen Schauspielern. Gespielt wurde Nora oder Ein Puppenheim von Henrik Ibsen mit Gerti Goldmann in der Titelrolle.[81]
Kreuter zählt es zu den besonderen Leistungen Löwenbergs, „in Quito ein Theater europäischen Stils in spanischer Sprache aufzubauen“. Das Ibsen-Stück sei der erste Schritt in diese Richtung gewesen. Damit einher ging auch ein Abschied von den bisherigen Schauspielern der Kammerspiele, denn Löwenberg arbeitete fortan mit Darstellern „aus Ecuador und anderen lateinamerikanischen Staaten. Die aufgeführten Stücke, soweit sie vorliegen, erforderten eine relativ kleine Schauspielerzahl, die sich zwischen drei und maximal acht Personen bewegte.“ Aus dem alten Stamm blieb nur Vera Kohn-Kagan übrig, die die spanische Sprache erlernte, Sprach und Gesangsunterricht nahm und für einige Zeit auch zum Schauspielunterricht in die USA ging.[82]
Kreuter berichtet von einer durchaus wechselvollen Geschichte des sich nun als Teatro de Camara präsentierenden Theaters, wobei Löwenberg jedoch auf die Unterstützung von offizieller Seite zählen konnte.
„Theaterliebhaber aus dem universitären Bereich, aus dem Institut Casa de la Cultura Ecuatoriana, zeitweise aus dem Erziehungsministerium und aus den Reihen der verantwortlichen Politiker der Stadt unterstützten die Bemühungen des Löwenbergschen Teatro de Camara, im Rahmen einer von ihm gegründeten Asociación Teatro Moderno Werke der Weltliteratur in Quito aufzuführen. Auch von ecuadorianischer Seite entstanden verschiedene Theatervereinigungen, in deren Aufführungen Löwenberg Regie führte und denen er als künstlerischer Direktor vorstand. Seine Inszenierungen erschienen als Präsentationen des Teatro Experimental Universitario, des Teatro Intimo oder des Teatro Moderno. Obwohl man sich mit der Auswahl der Stücke und der Art der Inszenierung in erster Linie nicht an ein breites Publikum wandte, sondern an den kleinen Kreis der künstlerisch interessierten Intellektuellen, gab es Aufführungen, die einer größeren Öffentlichkeit zugänglich wurden. Einzelne Schulen, die Post oder die Zentralbank kauften für die Schüler bzw. ihre Angestellten ganze Aufführungen, die Casa de la Cultura Ecuatoriana und die »LIFE« übernahmen die Schirmherrschaft über Vorstellungen und trugen so finanziell wie propagandistisch zum Gelingen bei. Die Aufführungen fanden das Interesse der Presse, und Löwenberg erschien hier als die Person, die dem Theater in Quito überhaupt erst zum Durchbruch verholfen hatte und Vera Kohn-Kagan als »Gestalt im Vordergrund der ecuadorianischen Theater Welt«, die über alle Mittel des modernen Theaters verfügte.[82]“
Anders als in den Kammerspielen experimentierte Löwenberg nun mit Arbeitstechniken und Darstellungsformen; auf dem Spielplan standen zeitgenössische Stücke von Charles de Peyret-Chappuis, Eugene O’Neill, Thornton Wilder, Ugo Betti und Tennessee Williams, daneben aber auch Stücke von William Shakespeare oder Anton Tschechow. Zur Aufführung kamen darüber hinaus Stücke des ecuadorianischen Autors Demetrio Aguilera Malta und des Mexikaners Rodolfo Usigli[83]. Nach Kreuter orientierte sich Löwenberg bei der Rollengestaltung an Konstantin Sergejewitsch Stanislawski und setzte auf „innere Wahrhaftigkeit“. Sich auf eine Veröffentlichung Löwenbergs aus dem Jahre 1954 stützend schreibt sie: „Es sollte ein »Theater ohne Illusion« sein, in dem die Schauspieler weder das Leben noch die Gefühle kopieren, sondern die Rolle ohne Ausschmückung vor dem Publikum leben.“[84]
1955 inszenierte Karl Löwenberg Graham Greenes Stück The Living Room. Das dazugehörige Programmheft enthält eine der letzten Äußerungen Löwenbergs über seine Vorstellungen von Theater.
„Wenn das Theater kein ›Spiegel der Zeit‹ ist, ist es kein Theater. Damit meine ich nicht nur das Bühnenstück, sondern noch mehr die Darstellung. Ich weiß, daß die Kunst niemals wirklich ›experimentel‹ ist. Experiment ist etwas Unvollkommenes in den Augen des Publikums. Aber während meines Lebens für das Theater habe ich immer neue Erfahrungen gesucht, vom Realismus bis hin zum Expressionismus. Das was unser Ensemble unter außerordentlichen Opfern in zwei Monaten mit Proben erreicht hat, kann das Publikum erleben. ›Living Room‹ wirft ein Problem unserer Tage auf: zwei fundamentale Kräfte, die Religion und die Wissenschaft, beide mit unserem politischen und sozialen Leben verbunden.[84]“
Hamburg
Kreuter stellt abschließend fest, dass Löwenbergs „Bemühungen um ein modernes Theater im europäischen Stil in Quito [..] kein dauernder Erfolg beschieden [blieb]. In der Erinnerung der Immigranten gehören die Kammerspiele jedoch bis heute zu den stolzen Ergebnissen des kulturellen Überlebenswillen im Exil.“[85] Ob diese Einschätzung aus dem Jahr 1995, dem Erscheinungsjahr ihres Buches, auch heute noch Gültigkeit besitzt, ist fraglich. Auf der Webseite JEWS OF ECUADOR kann man zwar durchaus noch vereinzelte Hinweise auf Personen finden, die zu den Akteuren der Kammerspiele gehörten, einen direkten Hinweis auf sie oder auf Karl Löwenberg sucht man dort aber vergebens.[86] Und auch in dem schon erwähnten Dokumentarfilm AN UNKNOWN COUNTRY werden in dem Interview mit Vera Kohn-Kargan die Kammerspiele zwar kurz erwähnt, aber der Name Löwenbergs kommt dabei nicht vor.
Spärlich sind auch die Informationen über sein Privatleben. Obwohl Schauspielerin, spielte Hilde Löwenberg ja bereits in den Kammerspielen keine Rollen mehr, und die spätere Eheschließung in Hamburg belegt, dass es zu einer Scheidung des Paares gekommen sein muss. Vermutlich nach dieser Trennung übersiedelte Hilde Löwenberg zusammen mit dem gemeinsamen Sohn Georg Wolfgang nach Honduras, wo sie auch starb und wo heute zahlreiche Nachkommen der Familie Löwenberg leben.[87]
Was Karl Löwenberg bewogen hat, aus Ecuador wegzugehen und sich in Hamburg niederzulassen, ist nicht bekannt, eben so wenig das, womit er sich in seinen Hamburger Jahren beschäftigt hat. Kreuter stützt sich bei ihren Ausführungen über das Teatro de Camara auf dessen Spielpläne bis zum Jahre 1956[84], was nahelegt, dass sich Karl Löwenberg zu dieser Zeit auch noch in Ecuador aufgehalten hat. 1959 taucht der Name Karl Löwenberg erstmals im Hamburger Adressbuch auf. Das letzte vor seinem Tod erschienene Adressbuch stammt aus dem Jahre 1970. Unter der gleiche Adresse wie zuvor wird er hier noch einmal als Regisseur aufgeführt. Davor lag allerdings die schon erwähnte zweite Eheschließung: Laut dem Archiv der Landeshauptstadt Düsseldorf hat er am 19. Februar 1969 in Barmbeck-Uhlenhorst Wilma Elma Anna Gatzke geheiratet.[1] Über sie sind zwar keine weiteren Lebensdaten bekannt, doch finden sich im Internet viele Hinweise auf eine Schauspielerin Wilma Gatzke, die 1941 zum Ensemble der Hamburger Niederdeutschen Bühne gehörte[88], aus der später das Ohnsorg-Theater hervorging. Auch hier gehörte sie zu den Schauspielerinnen.[89] Von Oktober 1963 bis Januar 1968[90] spielte Gatzke am Jungen Theater in Hamburg. In der Spielzeit 1966/1967 hatte sie hier eine Rolle in Lessings Nathan der Weise, und später wirkte Wilma Gatzke auch in verschiedenen TV-Filmen mit, unter anderem in der im Juli 1988 gesendeten Tatort-Folge 207 mit dem Titel Spuk aus der Eiszeit.
Quellen
- Stadtarchiv der Stadt Wuppertal: Schriftliche Auskunft vom 23. April 2019.
- Stadtarchiv der Landeshauptstadt Düsseldorf: Schriftliche Auskunft vom 18. Juni 2019.
- Stadtarchiv Darmstadt: Bestand ST 12/18, Ältere Melderegister, Nr. 593–595.
- Adressbücher der Stadt Düsseldorf.
- Frithjof Trapp (Hrsg.): Biographisches Lexikon der Theaterkünstler, Teil 2, L – Z, Saur, München, 1999, ISBN 978-3-598-11375-8 (= Handbuch des deutschsprachigen Exiltheaters 1933–1945, Band 2/2). Hierzu siehe auch:
- Hannah Caplan (Hrsg.): Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933, Volume 2: The arts, sciences, and literature, Saur, München, 1999.
- Kulturbund Deutscher Juden: Monatsblätter, Jahrgang 1, Heft 1–5 (1933), Archiv des Leo Baeck Instituts.
- Hamburger Adressbuch: Liste aller Bände.
- Staatsarchiv Hamburg: Generalregister Sterbefälle Loe-Mac 1972–1977 (Best. 332-5 Nr. 49190: Verzeichnis der Sterbefälle Jan. 1972 - Dez. 1977, Blatt 6063).
- Institut für Stadtgeschichte (Frankfurt am Main)
- Akte Städtische Bühnen 189: Gagenberechnung, Gehalts- und Personalangelegenheiten 1930–1940.
- Magistratsakten 7.965: Städtische Bühnen: Bühnenmitglieder (unter anderem: Vertragsverhältnisse verschiedener Bühnenangehöriger 1930–1935).
- Magistratsakten 7.970: Städtische Bühnen: Intendanten und Direktoren.
Literatur
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador? Exil in einem unbekannten Land 1938 bis zum Ende der fünfziger Jahre, Metropol, Berlin, 1975, ISBN 3-926893-27-3.
Unter dem Titel Donde queda el Ecuador? Exilio en un país desconocido desde 1938 hasta fines de los años cincuentas ist das Buch 1997 in Quito auf Spanisch erschienen. - Maria-Luise Kreuter: Ecuador, in: Claus-Dieter Krohn, Patrik von zur Mühlen, Gerhard Paul, Lutz Winkler (Hrsg.): Handbuch der deutschsprachigen Emigration 1933–1945. Sonderausgabe, 2., unveränderte Auflage, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2008, ISBN 978-3-534-21999-5, S. 208–212.
- Gabriele Fritsch-Vivié: Gegen alle Widerstände. Der Jüdische Kulturbund 1933–1941, Hentrich & Hentrich, Berlin, 2013, ISBN 978-3-95565-005-6.
- Akademie der Künste (Hrsg.): Geschlossene Vorstellung. Der Jüdische Kulturbund in Deutschland 1933–1941, Berlin, 1992 (Katalog zur gleichnamigen Ausstellung vom Januar bis April 1992).
- Herbert Freeden: Jüdisches Theater in Nazideutschland, Ullstein Materialien, Frankfurt/Berlin, 1985, ISBN 3-548-35233-2.
- Fritz Pohle: Emigrationstheater in Südamerika abseits der "Freien Deutschen Bühne", Buenos Aires, Schriftenreihe des P.-Walter-Jacob-Archivs, Nr. 2, Hamburg, 1989, ISBN 978-3-9802151-0-7.
- Patrik von zur Mühlen: Fluchtziel Lateinamerika. Die deutsche Emigration 1933–1945: politische Aktivitäten und soziokulturelle Integration, Verlag Neue Gesellschaft, Bonn, 1988, ISBN 978-3-87831-472-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- Stadtarchiv der Stadt Wuppertal: Schriftliche Auskunft vom 23. April 2019; Stadtarchiv der Landeshauptstadt Düsseldorf, Schriftliche Auskunft vom 18. Juni 2019
- Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945
- Die Weissen Blätter, Volume 1, Number 3, March 1916
- Die Rheinlande, Vierteljahrsschrift des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein — 25.1915, S. 424
- Die nachfolgenden Stationen seiner Theatertätigkeiten folgen der Darstellung im Biographischen Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 (siehe Quellen)
- Stadtarchiv Darmstadt: Bestand ST 12/18, Ältere Melderegister, Nr. 593–595
- Stammbaum Hildegard Stefanie Paula von Zedtwitz
- Institut für Stadtgeschichte, Akte Städtische Bühnen 189. Hier befindet sich eine Gagenberechnung zum 1. Oktober 1931 für das gesamte künstlerische Personal, zu dem auch der Intendant und sein direktes Umfeld zählte. In dieser und einer weiteren mit dem Stand vom 5. Oktober 1932 kommt Karl Löwenberg nicht vor.
- Albert Richard Mohr: Das Frankfurter Schauspiel 1929–1944. Eine Dokumentation zur Theatergeschichte mit zeitgenössischen Berichten und Bildern, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main, 1974, ISBN 978-3-7829-0153-6, S. 59
- Institut für Stadtgeschichte: Magistratsakten 7.965
- Institut für Stadtgeschichte: Magistratsakten 7.970
- Bettina Schültke: Theater oder Propaganda? Die Städtischen Bühnen Frankfurt am Main 1933–1945, Verlag Waldemar Kramer, Frankfurt am Main, 1997, ISBN 3-7829-0464-8, S. 96
- Gabriele Fritsch-Vivié: Gegen alle Widerstände, S. 11
- Auch die Datenbank der Akademie der Künste in Berlin enthält in ihrer Sammlung „Juedischer-Kulturbund“ keinen Hinweis auf Löwenberg.
- Zitiert nach Monatsblätter, Heft 2 (1933), S. 10–12
- Der Kulturbund auf Reisen, in: Monatsblätter, Heft 5 (1934), S. 20–21
- Monatsblätter, Heft 5 (1933), S. 15
- Monatsblätter, Heft 1 (1934), S. 10
- Monatsblätter, Heft 5 (1933), S. 15
- Frithjof Trapp (Hrsg.): Biographisches Lexikon der Theaterkünstler
- CITTA’ DI GARDONE RIVIERA, Servizi Demografici: Auskunft über Meldedaten der Familien Jacobi & Löwenberg vom 22. Februar 1919
- Fritz C. Neumann: Memoirs of a contemporary, unveröffentlichtes Manuskript in englischer Sprache, ediert von Lisel Mueller, Libertiville, 1965, S. 192. Eine Kopie des Manuskripts wurde freundlicherweise zur Verfügung gestellt von der Bibliothek des German Historical Institute in Washington.
- Schriftliche Mitteilung ihrer in Perth lebenden Enkeltochter Madeleine Ausbruch vom 19. April 2019
- Maria-Luise Kreuter: Ecuador, S. 208–209. Patrik von zur Mühlen spricht gar nur von 2500 deutschsprachige EmigrantInnen in Ecuador. (Patrik von zur Mühlen: Deutsches Exil in Lateinamerika. Kulturtelle und politische Aktivitäten nach der Flucht, Lateinamerika Nachrichten, Nummer 251, Mai 1995).
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 251
- Mit ihr und ihren Nachkommen beschäftigt sich Eva Zeligs Dokumentarfilm AN UNKNOWN COUNTRY aus dem Jahre 2015 (in englischer Sprache). Hintergrundmaterial zu dem Film ist zu finden auf der Website An Unknown Country. Telling the story of European Jews who escaped Nazi persecution to find refuge in an unlikely destination.
- Maria-Luise Kreuter: Ecuador, S. 210
- Maria-Luise Kreuter: Ecuador, S. 211
- Bobby Astor wurde am 17. März 1908 in Idar-Oberstein als Heinz Alfred Stern geboren, er starb am 2. Februar 1983 in Bern und war Musiker und Kabarettist. (Lexikon verfolgter Musiker und Musikerinnen der NS-Zeit: Bobby Astor) Mehr zu ihm bei Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 214 ff. und S. 224 ff. und in der Biographischen Datenbank der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur: Handbuch Wer war wer in der DDR?: Stern, Heinz Alfred
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 225
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 252. Laut einer Mitteilung des Archivs der sozialen Demokratie vom 8. Mai 2019 befinden sich in deren Besitz die Beitrittserklärungen von Karl und Hilde Löwenberg zum Movimiento aus dem Jahre 1943.
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 231
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 235
- Christoph von Schwanenflug: DRÖLL & SCHEUERMANN, VORMALS ISRAEL SCHMIDT SÖHNE, Immobilien Zeitung, 12. August 2010
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 230
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 239
- Zitiert mnach Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 250–251
- Siehe hierzu: Figurenlexikon zu Die Frau im Fenster
- Zitiert nach Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 252
- Zitiert nach Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 252
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 253
- Zitiert nach Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 253
- Hanns Heimann im Katalog der DNB (1) und Hanns Heimann im Katalog der DNB (2)
- Heimans Bücher über Neckarschiffer und Neckarschifffahrt
- Hanns Heimann: Neckarschiffer
- Verein für die Geschichte Berlins e.V.: 1938 - Bausteine zu einer Geschichte des Vereins im Nationalsozialismus
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 289–290
- Eine ausführliche Übersicht über Bücher von Hanns Heimann gibt es im WorldCat: Autor Hanns Heiman
- LBI-Database – Jewish Publishers of German Literature in Exile, 1933–1945: Casa Editora Liebmann: „Carlos G. Liebmann gründete 1942 die Casa Editora Liebmann in Ecuador. Der Verlag spezialisierte sich zunächst auf juristische Bücher, darunter die von Alfred Karger, begann aber schließlich mit der Veröffentlichung einer Vielzahl von südamerikanischen Autoren. Das Unternehmen und die angeschlossene Buchhandlung prägten das intellektuelle Leben Ecuadors in den 1950er und 1960er Jahren.
Zuvor war Liebmann im Verlagswesen in München und Berlin tätig. Während der Nazizeit wurde er vorübergehend in einem Konzentrationslager interniert. 1939 wanderte er mit seiner Familie nach Frankreich und dann nach Ecuador aus, wo er zunächst mit deutschsprachigen gebrauchten Büchern, Briefmarken und Schreibwaren handelte. Während er in einer assimilierten Familie in Berlin aufwuchs, spielte er eine aktive Rolle in der jüdischen Gemeinde in Ecuador.“ - Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 254
- Patrik von zur Mühlen: Fluchtziel Lateinamerika, S. 99
- Zitiert nach Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 254
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 260
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 241–242
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 262
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 253
- Wenzel Goldbaum, zitiert nach Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 253
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 253–254
- Egon Schwarz: Keine Zeit für Eichendorff. Chronik unfreiwilliger Wanderjahre, Büchergilde Gutenberg, 1992, ISBN 3-7632-4059-4, S. 220–221
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 254
- LIFE-Homepage
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 279–280
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 242. Bei Kreuter bleibt leider unerwähnt in welcher Form dieses aufwändige Werk mit den beschränkten Möglichkeiten der Kammerspiele in Quito in Szene gesetzt wurde.
- Bernhard Hetzenauer: Und in der Mitte der Erde war Feuer, 2013 (1h 18min).Auf youtube steht ein Trailer zur Verfügung.
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 255
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 255
- Fritz Pohle: Emigrationstheater in Südamerika, S. 10–11, und Anmerkungen 8 und 9 auf S. 89
- „Albert Maurer, geb. am 31. Januar 1890 in Wiesbaden, Schauspieler Regisseur und Theaterdirektor, war seit 1918 an zahlreichen deutschen Bühnen, u.a. in München und Heidelberg, und für den Film tätig. 1926 wurde er Direktor des Bochumer Operettentheaters, 1930 künstlerischer Leiter des Schumanntheaters in Frankfurt am Main. Nach seinem Ausschluß aus der Reichskulturkammer im Jahre 1936 emigrierte er mit seiner jüdischen Frau nach Uruguay, wo er 1941 zusammen mit Fred Heller die „Komödie“ gründete. Maurer starb am 26. April 1969 in Montevideo.“ (Fritz Pohle: Emigrationstheater in Südamerika, S. 21)
- „Der Schriftsteller, Journalist und Theaterkritiker Fred Heller, geb. am 16. April 1889 in Obersiebenbrunn, Niederösterreich, emigrierte 1938 über Italien und die Tschechoslawakei nach Uruguay, wo er u.a. als Mitarbeiter des Argentinischen Tageblatts und der Jüdischen Wochenschau tätig wurde. Bei Editorial Cosmopolita in Buenos Aires veröffentlichte er zwei Bücher, Das Leben beginnt noch einmal: Schicksale der Emigration (1945) und den Roman Familienalbum einer Stadt (1948). Die Bonaerenser Aufführung der Komödie Der Vorhang fällt erfolgte, wie auch die anderer Stücke Hellers, in der “Freien Deutschen Bühne”. Heller starb am 12. April 1949 in Montevideo.“ (Fritz Pohle: Emigrationstheater in Südamerika, S. 19)
- Die fünf Frankfurter
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 255
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 256
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 258
- Digitalisierte Ausgabe des in New York herausgegebenen Aufbau von 1934–2004 online
- Fritz Pohle: Emigrationstheater in Südamerika, S. 9
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 256–257
- The Institute For The Translation Of Hebrew Literature: Igal Mossinsohn. Siehe auch: en:Yigal Mossinson
- Im WorldCat wird als einzige nicht-hebräische Ausgabe das Stück unter dem Titel Sands of the Negev aufgeführt (als eine Übersetzung für eine New Yorker Aufführung im Jahre 1954). (Sands of the Negev)
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 256. Mit dem Teatro Espejo ist vermutlich das Teatro Bolívar gemeint, das sich im Pasaje Espejo im Centro Histórico von Quito befindet. (El Teatro Bolívar)
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 258
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 255–256, 261
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 261–262
- Encyclopedia.com: Usigli, Rodolfo (1905–1979)
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 264
- Maria-Luise Kreuter: Wo liegt Ecuador?, S. 265
- JEWS OF ECUADOR
- Stammbaum Georg Wolfgang Loewemberg von Zedtwitz
- Schauspielerinnen der Niederdeutschen Bühne 1941
- Schauspielerinnen und Schauspieler des Ohnsorg-Theaters
- Mitteilung der Ernst Deutsch Theater GmbH vom 13. August 2019