Karl Heinrich von Gleichen
Karl Heinrich von Gleichen (* 1733 in Nemmersdorf, Markgraftum Brandenburg-Bayreuth; † 5. April 1807 in Regensburg) war ein deutscher Diplomat und unter anderem dänischer Botschafter in Paris. Er hinterließ Memoiren.
Leben
Von Gleichen stammte aus dem Markgraftum Bayreuth und war der einzige Sohn des Oberjägermeisters des Markgrafen von Bayreuth Ernst von Gleichen und von Cordula Barbara, geborene Domlin von Kronenschild. Er stammte aus dem thüringischen Freiherrengeschlecht Gleichen, studierte um 1750 in Leipzig (wo er Christian Fürchtegott Gellert kennenlernte und sich mit ihm befreundete) und war dann zunächst als Kammerjunker in Diensten des Markgrafen von Bayreuth. 1753 besuchte er mit dem befreundeten Dichter Johann Friedrich von Cronegk erstmals Paris und knüpfte Kontakte unter anderem zu Madame de Graffigny. 1755 begleitete er den Markgrafen und die Markgräfin nach Italien, wurde 1755 Kammerherr der Markgräfin Wilhelmine von Bayreuth, deren Vertrauen er fortan genoss. 1756 kam es zu einem Zwischenfall, als von Gleichen nach Rom geschickt worden unter anderem um Kunstwerke zu erwerben und beim Papst vorstellig zu werden. Er war bei dem späteren französischen Außenminister Étienne-François de Choiseul in dessen Villa in Frascati eingeladen, begegnete diesem aber scharf, als dieser eine spöttische Bemerkung über die Markgräfin machte. Die Ehefrau von Choiseul besänftigte den Konflikt und von da an genoss von Gleichen auch das Vertrauen und die Freundschaft von Choiseul, in dessen Kreis in Paris er sich später häufig einfand. Er war auch mit der Ehefrau von Choiseul befreundet und weiteren Mitgliedern des Kreises wie dem Abbé Barthelemy. 1758 kehrte er über Genf und Avignon nach Bayreuth zurück und wurde noch im selben Jahr auf Empfehlung von Choiseul Gesandter des Markgrafen in Paris. Auf Empfehlung des Außenministers Choiseul wurde er 1760 Gesandter Dänemarks in Madrid, wobei er mit einer Pension und in Gnaden aus Bayreuther Diensten schied und fortan den Titel eines Barons tragen durfte (das alles war eine Folge eines von Choiseul veranlassten Schreibens von Ludwig XV. an den Markgrafen, den er bei dieser Gelegenheit Cousin nannte). 1759 besuchte er vor Antritt seines Diplomatenpostens auch Kopenhagen. 1763 wurde er dänischer Botschafter in Paris und es gelang ihm die nach dem Frieden von Hubertusburg zugesagten Gelder von Frankreich an Dänemark zu Auszahlung zu bringen. Erfolgreich verlief auch dank von Gleichen der Besuch des dänischen Königs Christian VII. in Paris 1768 (in Begleitung des Ministers Johann Hartwig Ernst von Bernstorff und von Johann Friedrich Struensee). Bei dieser Gelegenheit erhielt er den Danebrog-Orden. Allerdings erregte er das Missfallen von Bernstorff, der ihn 1770 abberief und als dänischen Gesandten im Juli nach Neapel versetzte. 1771 gab man in Dänemark allerdings diesen diplomatischen Posten auf. Gleichen hatte sich in Neapel mit Ferdinando Galiani befreundet und überlegte eine Weile ganz dort zu bleiben. Seine Zukunftspläne in Frankreich endeten mit dem Sturz von Choiseul. Eine Pension wollte man ihm in Dänemark nur zahlen, wenn er sich dort niederließ, Gleichen war aber durch sein Erbe (sein Vater war 1761 verstorben und er war Alleinerbe) nicht darauf angewiesen und unabhängig. Er bereiste 1771 bis 1779 die Schweiz, Italien, die Niederlande, England und Frankreich. Unter anderem besucht er auch seinen Freund Choiseul auf dessen Landsitz Chateloup. In Paris verkehrte in Paris im Sallon der Madame Du Deffand und der Madame Geoffrin und verkehrte mit Buffon, Marmontel, Denis Diderot, d’Alembert und Holbach und besuchte mehrfach Voltaire in Ferney sowie Jean-Jacques Rousseau. In England lernte er Horace Walpole kennen und in Nordrhein-Westfalen Frans Hemsterhuis und Friedrich Heinrich Jacobi. 1779 zog er nach Regensburg, das ihn durch die Anwesenheit von Reichstagsgesandten und anderen Diplomaten anzog. Gelegentlich nahm er auch seine Reisen wieder auf.
In seinen Memoiren schildert er unter anderem den Grafen von Saint-Germain, den er in Paris sehr gut kannte, da sein Auftreten ihn faszinierte (er folgte ihm ein halbes Jahr). Er porträtiert auch Alessandro Cagliostro, Louis Claude de Saint-Martin und Johann Caspar Lavater. Allgemein interessierte er sich für Geisterseherei und Magie und veröffentlichte darüber zwei Bücher in unbeholfenem Deutsch (das im Gegensatz zu seinem vollendeten Französisch steht). Er warnt davor allerdings vor Ausartungen der Freimaurerei und des Rosenkreuzertums (und lobt die Loge der Amis Reunis in Paris als Ausnahme). Er selbst gehörte der Freimaurerloge der Amis Reunis (gegründet 1773) an, ebenso wie den Illuminati. In Bezug auf Geisterseherei teilt er auch ein Interesse mit der Markgräfin von Bayreuth. Walpole lobte seine Rechtschaffenheit, rügte aber auch eine gewisse Oberflächlichkeit (mit dem Bonmot, dass dieser im Bemühen, den Dingen auf den Grund zu gehen, sich in einem Löffel Wasser ertränke).
Er war eine bekannte Persönlichkeit in Regensburg, dem vor dem St. Emmeraner Tor ein Denkmal mit einer Sphinx gesetzt wurde.
Sein Cousin Wilhelm Friedrich von Gleichen-Rußwurm (1717–1783) war Oberstallmeister des Markgrafen von Bayreuth und Biologe.
Schriften
- Denkwürdigkeiten des Barons Carl Heinrich von Gleichen. Hirschfeld, Leipzig 1847[1](Archive)
- eine erste französische Ausgabe (die Memoiren sind im Original in Französisch) erschien 1813: Mémoires de M. le Baron de Gleichen Ministre de Danemark à differentes cours depuis 1760–1771. (Herausgeber A. W. , das ist der Graf Alexander von Westerholt), J. E. Seidel, Sulzbach 1813.
- Souvenirs de Charles Henri Baron de Gleichen. Techenot, Paris 1868 (Vorwort Paul Grimblot, Übersetzung der deutschen Ausgabe von 1847 mit Übernahme der originalen französischen Texte)
- Metaphysische Kezereien oder Versuche über die verborgensten Gegenstände der Weltweisheit und ihre Grundursachen. 2 Bände, 1791/92
- Schöpfung durch Zahlen und Worte. Etwas über Magie, Cabala und geheime Gesellschaften von dem Herrn Verfasser der Metaphysischen Kezereien. 1792
Literatur
- Anton Bettelheim: Gleichen, Karl Heinrich von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 49, Duncker & Humblot, Leipzig 1904, S. 381–385.
Einzelnachweise
- 234 Seiten. Mit Auszügen aus dem Briefwechsel. Anton Bettelheim wusste in der ADB nicht, wohin der Nachlass ging. Die Denkwürdigkeiten sind nur ein Teil seiner Memoiren