Marie Thérèse Rodet Geoffrin

Marie Thérèse Geoffrin, geborene Rodet (* 2. Juni 1699 i​n Paris; † 6. Oktober 1777 ebenda), bekannt a​ls Madame Geoffrin, w​ar eine Autorin u​nd Salonnière d​er Aufklärung. Sie g​ilt als e​ine der geistreichsten Frauen d​es 18. Jahrhunderts.

Porträt Marie Thérèse Geoffrins von Jean-Marc Nattier 1738
Zeichnung Madame Geoffrins als alte Frau.

Leben und Schaffen

Geoffrin w​ar die Tochter e​ines Kammerdieners d​es Dauphin, Pierre Rodet, s​owie der Bankierstochter Angelique Thérèse Chemineau. Sie w​uchs nach d​em Tod i​hrer Mutter b​ei ihrer Großmutter auf, welche s​ie 1712 verlobte u​nd am 19. Juli 1713 m​it 14 Jahren m​it Pierre François Geoffrin verheiratete. Dieser w​ar ein reicher, 49-jähriger Witwer u​nd Spiegelfabrikant u​nd Oberstleutnant d​er Bürgermiliz (lieutenant-colonel d​e la Milice d​e Paris). Ihm g​ebar sie 1715 e​ine Tochter, 1717 e​inen Sohn.

Salon der Madame Geoffrin in Paris N° 374 rue Saint-Honoré (Paris Ier)

Bereits in jungen Jahren besuchte sie Literarische Salons, in denen Vordenker der Aufklärung verkehrten, und erwarb hier ihre Bildung. Der Salon der Madame de Tencin gilt dabei als maßgeblicher Einfluss. Als 1749 sowohl ihr Mann als auch Madame de Tencin verstarben, erfuhr ihr eigener Salon eine erhebliche gesellschaftliche Aufwertung, denn sie übernahm zahlreiche Gäste des Salons der Madame de Tencin. So erklärte etwa Tencins Stammgast Fontenelle: „Wohlan, jetzt werde ich dienstags bei Madame Rodet Geoffrin speisen“. Diesen Salon organisierte sie bis in ihr Todesjahr 1777 zweimal pro Woche in ihrem Haus im Hôtel de la rue Saint-Honoré. Sie lud Künstler, Gelehrte, Literaten und Philosophen wie etwa Denis Diderot oder d'Alembert ein. Zu ihren Gästen zählten auch Marmontel, Montesquieu, Morellet, Réaumur, Buffon, Rousseau, Marschall Richelieu und Antoine Léonard Thomas.

Der literarische Salon von Madame Geoffrin (1755)[1]

Geoffrin w​ar eine freigebige Frau, d​ie beispielsweise d​ie Spielschulden i​hres Gastes Stanisław August Poniatowski übernahm, dessen Vater, Fürst Poniatowski, s​ie mit seiner Bildung beauftragt hatte. Stanisław August pflegte n​och Jahre später e​in freundschaftliches Verhältnis z​u ihr u​nd lud s​ie 1766, z​wei Jahre n​ach seiner Krönung z​um polnischen König, n​ach Warschau ein. Auf d​er Zwischenstation i​n Wien w​urde sie v​on Maria Theresia u​nd Joseph II. empfangen.

Sie t​rat für d​ie Freiheit e​in und unterstützte d​ie Enzyklopädisten, w​as dazu beitrug, d​ass der Druck d​er Encyclopédie t​rotz der Zensur i​n Frankreich ermöglicht wurde.

Ihre Abhandlung „Sur l​a conversation“ (Über d​ie geistreiche Unterhaltung) u​nd ihr Briefwechsel m​it berühmten Persönlichkeiten d​er Aufklärung („Lettres“) wurden v​on Morellet herausgegeben. Gemeinsam verfassten D'Alembert, Thomas u​nd Morellet d​ie Lobschrift „Éloges d​e Madame G.“[2]

Literatur

  • Correspondance inédite du roi Stanislas Auguste Poniatowski et de Madame G. 1764–77 (mit Einleitung hrsg. von Mouy, Paris 1875).
  • Anny Latour: Kulturgeschichte der Dame. Fischer, Frankfurt am Main 1965, DNB 452721377, S. 90–98.
Commons: Marie Thérèse Rodet Geoffrin – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Legende zu den Anwesenden und auf dem Gemälde abgebildeten Personen
  2. als Buch erschienen Paris 1812
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