Kantonales Geologiemuseum
Das Kantonale Geologiemuseum (französisch Musée cantonal de géologie) ist ein naturwissenschaftliches Museum des Schweizer Kantons Waadt. Es ist eine öffentliche Einrichtung der kantonalen Dienststelle für Kultur und gehört zu den Kulturgütern von nationaler Bedeutung. Es ist ein Mitglied des Netzwerks Réseau Romand Science & Cité.
Das Geologiemuseum in Lausanne ist neben dem Museum FocusTerra der ETH Zürich das einzige staatliche Spezialmuseum für Geologie in der Schweiz. Diesem Fachgebiet sind in einigen andern Kantonen sonst nur untergeordnete Abteilungen von allgemeinen staatlichen oder kommunalen Naturkundemuseen und lokale Themenmuseen gewidmet.
Die Verwaltung, das Laboratorium und das Sammlungsmagazin des Geologiemuseums befinden sich am Standort der Universität Lausanne im Campus Dorigny. Die Dauerausstellung des Museums im Palais de Rumine im Stadtzentrum von Lausanne behandelt das Thema der Fossilien, zeigt die umfangreiche Kristallsammlung des Instituts sowie weitere Mineralien und Gesteine und erklärt den geologischen Aufbau der Alpen. Dazu veranstaltet das Museum regelmässig Sonderausstellungen.
Geschichte
Die Einrichtung entwickelte sich seit der Gründung 1818 zu einem führenden geologischen Museum in der Schweiz. Der Beginn hängt mit dem Ankauf der Mineraliensammlung des Chemie- und Mineralogieprofessors Henri Struve (1751–1826) zusammen. In der Anfangszeit handelte es sich um eine nur für Forscher zugängliche Studiensammlung mit Gesteinsproben. Mit Schenkungen von Johann von Charpentier, Direktor des Salzbergwerks Bex im Chablais, und Frédéric-César de La Harpe wurde die Sammlung vermehrt. Sie bildete den Kernbestand des damaligen kantonalen Naturkundemuseums.
Als die Regierung des Kantons Waadt unter dem einflussreichen Juristen und Politiker Louis Ruchonnet 1874 die kantonalen Museen in Lausanne reorganisierte, entstand das Geologiemuseum als selbständige Institution mit einer eigenen Ausstellung im Gebäude des ehemaligen Bischofssitzes in Lausanne (Ancien évêché de Lausanne). Bekannte Geologen und Paläontologen, die teilweise auch an der Akademie Lausanne und später der Universität Lausanne unterrichteten, wie Eugène Renevier (1831–1906) oder Maurice Lugeon (1870–1953), prägten die geologische Forschung in der Westschweiz und die Pflege der wissenschaftlichen Museumssammlungen. Der aktuelle Direktor des Museums ist Gilles Borel.[1]
Aufgaben
Mit der Sammlung geologischer Belegstücke aus dem Kanton Waadt dokumentiert das Geologiemuseum die Landschaftsgeschichte in einem wesentlichen Teil der Westschweiz. Die Genferseeregion und das Chablais bieten für die Quartärforschung gutes Anschauungsmaterial. Aufgrund der in diesem Gebiet entdeckten Findlinge und anderer glazialmorphologischer Relikte lieferten Westschweizer Forscher seit dem frühen 19. Jahrhundert wesentliche Beiträge zur Theorie der Inlandvergletscherung oder «Eiszeittheorie». Das Geologiemuseum in Lausanne dokumentiert die heute noch vorhandenen erratischen Blöcke, von denen einige durch die Société Vaudoise des Sciences Naturelles geschützt worden sind.[2] In der Meteoritensammlung hat das 1959 am Chasseron im Jura gefundene Exemplar einen besonderen Platz.[3][4]
In der Fossilienausstellung ist das gut erhaltene, in Fundlage präparierte Skelett eines Mammuts erwähnenswert. Es kam 1969 bei Arbeiten in einer Kiesgrube bei Le Brassus im Bezirk Jura-Nord vaudois zum Vorschein und konnte von den Fachleuten des Geologiemuseums (Heli Badoux, Jean Guex, Marc Weidmann) innert eines Monats intakt geborgen und danach konserviert werden. Das Mammut lag im Bereich einer späteiszeitlichen Moräne und wurde vom Kies teilweise zugedeckt, bevor sich das Gewebe zersetzte; nur einzelne Partien fielen Raubtieren zum Opfer. Das Präparat stellt das vollständigste Skelett dieser Tierart in der Schweiz dar.[5][6]
Gemeinsam mit der Fakultät für Umweltwissenschaften der Universität Lausanne führt das Museum eine geologische Fachbibliothek. Für die Veröffentlichung wissenschaftlicher Forschungen stehen den Geologen des Museums in Lausanne die Serie Bulletin des Laboratoires de Géologie, Minéralogie, Géophysique et du Musée géologique de l’Université de Lausanne, die Reihe der Mémoires de Géologie der Fakultät für Umweltwissenschaften sowie die Schriftenreihen der Société Vaudoise des Sciences Naturelles zur Verfügung. Für den Parc jurassien vaudois entwickelten die Spezialisten des Museums eine Reihe naturwissenschaftlicher Themenwege im Waadtländer Jura. Die Publikationen informieren darüber, wie die dort vorkommenden Gesteine entstanden und wie sich das Gebirge bildete.[7]
- Gipskristall aus dem Salzbergwerk Bex
- Mammut von Le Brassus
Literatur
- Gilles Borel: Musée cantonal de géologie. In: Collections cantonales. Héritage en devenir. 2018, S. 120–133.
- Michel Septfontaine: Catalogue des types paléontologiques déposés au Musée cantonal de Géologie. Mémoires de Géologie, 26. Lausanne 1995.
- Michel Septfontaine, Stefan Ansermet: Belles et utiles pierres de chez nous. Lausanne 1999.
Weblinks
Einzelnachweise
- Gilles Borel, auf proclim.ch, abgerufen am 20. September 2021.
- Daniel Aubert: La protection des blocs erratiques dans le canton de Vaud. In: Bulletin de la Société Vaudoise des Sciences Naturelles, 79, 1988–1989, S. 185–207.
- Tombée du ciel. Auf lausanne-musees.ch. Abgerufen am 21. September 2021.
- Trois nouvelles météorites suisses répertoriées. Auf rfj.ch. Abgerufen am 21. September 2021.
- Vallée de Joux VD. Auf der Website des Mammutmuseums Niederweningen.
- Marc Weidmann (Kantonales Geologiemuseum): Le mammouth de Praz-Rodet (Le Brassus, Vaud). Note préliminaire. In: Bulletin de la Société vaudoise des Sciences naturelles 70, 1969, S. 229–243. (Digitalisat)
- Roches et paysages du Parc jurassien vaudois. Auf unil.ch. Abgerufen am 21. September 2021.