Kamaldulenser
Die Kamaldulenser (Ordenskürzel OSBCam) sind ein eremitisch lebender Orden in der römisch-katholischen Kirche, der auf den heiligen Romuald von Camaldoli zurückgeht.
Geschichte und Entwicklung
Zu Beginn des 11. Jahrhunderts begründete der hl. Romuald von Camaldoli,[1] ein Benediktiner, eine Gemeinschaft, deren Regel die mönchische Lebensform mit Traditionen des Eremitentums verbinden sollte. Aus mehreren unabhängigen Klöstern und Einsiedeleien entstand der Orden der Kamaldulenser. Das von Romuald gegründete Mutterhaus und die Einsiedelei befinden sich in Camaldoli in Italien in der Provinz Arezzo, Toskana.
Im Jahr 1510 reformierte Paolo Giustiniani (1476–1528) die Regel der Kamaldulenser. P. Paolo verstärkte bei seiner Reform nicht die asketischen Elemente, sondern ging nach dem Motto vor: „Leben allein mit Gott und für Gott allein.“ In seiner Theologie begründete er, dass das Mysterium Christi und die Realität des sakramentalen Lebens alles durchdringe und den Mittelpunkt des christlichen Ordenslebens bilde.
Die Kamaldulenser schlossen sich als Congregatio Camaldulensis Ordinis Sancti Benedicti 1966 der Benediktinischen Konföderation an. Im Jahr 2005 lebten in den zehn Klöstern (in Italien, Brasilien, den Vereinigten Staaten und Indien) 107 Mönche[2]. In Deutschland besteht seit März 2019 eine kleine Niederlassung im Kloster Sankt Romuald auf dem Röderhof bei Hildesheim, das sich der Kongregation als ein vom Mutterkloster Camaldoli abhängiges Haus angeschlossen hat. Es ist die erste Niederlassung der Kamaldulenser in Deutschland[3].
Ferner entstand mit den Kamaldulenser-Eremiten von Monte Corona (lat. Congregatio Eremitarum Camaldulensium Montis Coronae, Ordenskürzel ECMC) ein neuer Zweig des Kamaldulenserordens. Diesem gehören heute 80 Mönche an, davon leben 25 in zwei polnischen Klöstern. Diese Kamaldulenser gründeten nicht nur Klöster, sondern halfen bei der Gründung einiger Städte in Polen und trugen zur Befreiung der Bauern von der Steuerzahlung bei. Ein berühmtes ehemaliges Kamaldulenserkloster in Litauen ist Kloster Pažaislis, das heute von Ordensschwestern bewohnt wird. Generalprior des Ordens ist Alessandro Barban. Einer seiner Vorgänger war Ambrogio Kardinal Bianchi.
Lebensform und Spiritualität
Die Kamaldulenser leben sowohl nach der Benediktsregel als auch den Ordensstatuten des hl. Romuald. Sie tragen einen weißen Habit, zu dem eine Kukulle gehört, und wohnen in einzelnen Zellenhäuschen mit kleinen Gärten, die von einer Klausurmauer eingefasst sind.[1]
Das Gebet, zu dem das Stundengebet gehört, das teils gemeinsam in der Kirche, teils allein in der Zelle verrichtet wird, die Arbeit und die geistliche Lesung füllen den Tag eines Kamaldulensers aus.[1] Das ganze Leben der Kamaldulenser konzentriert sich auf die Verbindung mit Gott im Gebet und der Kontemplation:
- Der Tag beginnt um 3:30 Uhr mit der Matutin.
- Um 6 Uhr werden der Engel des Herrn und die Laudes gebetet. Anschließend wird die Heilige Messe ohne Gesang und ohne Musikinstrumente gefeiert.
- Nach der Messe beten die Mönche bis zum Frühstück gegen 7:30 Uhr in der Zelle die Terz und den Rosenkranz.
- Dann beginnt die Arbeit und um 11:45 Uhr die Sext, dieser folgt der Angelus.
- Um 12 Uhr wird das Mittagessen eingenommen.
- Bis 14 Uhr haben die Mönche freie Zeit. Dann beginnt der Nachmittag mit der Non.
- Bis 17 Uhr wird gearbeitet; anschließend gibt es das Abendessen.
- Um 17:30 Uhr ist Zeit für die geistliche Lesung,
- um 18:30 Uhr schließen sich die Vesper und eine Litanei an.
- Der Tag endet mit der Komplet um 19:15 Uhr.
- Um 21 Uhr beginnt die Nachtruhe.
Bedeutende Kamaldulenser
- Einer der bedeutendsten Kamaldulenser, der zur Blüte und zur Entwicklung des Kamaldulenserordens beigetragen hat, war Petrus Damiani. Im Jahr 1828 erhob ihn Papst Leo XII. zum Kirchenlehrer.[4]
- Ein anderer wichtiger Ordensangehöriger war Ambrogio Traversari, der im 15. Jahrhundert als päpstlicher Legat maßgeblich das Konzil von Basel geprägt hat.
- Der als General der Kamaldulenser 1775 verstorbene Pater Ambrosius (Andreas Dubuisson; 1705–1775) war vor dem Ordenseintritt als Maler in der Werkstatt seines Schwagers Pesne in Berlin tätig.
- Der Kamaldulenser Fra Mauro (Bartolomeo Alberto Cappellari) wurde 1831 als Gregor XVI. Papst.
- René de Froulay de Tessé, vormals Marschall von Frankreich
Literatur
- Cécile Caby, Samuele Megli (Hrsg.): Congregazione camaldolese dell'Ordine di San Benedetto. Biblioteca Apostolica Vaticana, Città del Vaticano 2014, ISBN 978-88-210-0927-3.
- Richard Urban Butler, Leslie Toke: Camaldolese. In: Catholic Encyclopedia, Band 3, Robert Appleton Company, New York 1908.
- Lino Vigilucci: Camaldoli. Itinerario di storia e di spiritualita. Edizioni Camaldoli, Camaldoli 1988.
Weblinks
- Eintrag zu Kamaldulenser auf Orden online
Einzelnachweise
- Für Kinder erklärt: Was tragen Ordensmänner? Abgerufen am 19. Oktober 2018.
- Catalogus OSB 2005
- Kloster Sankt Romuald. Abgerufen am 27. August 2019.
- Fasziniert vom Geheimnis des Kreuzes: der hl. Petrus Damiani. (kath.net [abgerufen am 19. Oktober 2018]).