Kalicinit
Kalicinit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Carbonate und Nitrate“ (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate). Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der Zusammensetzung KH[CO3][1], ist also chemisch gesehen ein Kalium-Wasserstoff-Carbonat.
Kalicinit | |
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Allgemeines und Klassifikation | |
Andere Namen |
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Chemische Formel | KH[CO3][1] |
Mineralklasse (und ggf. Abteilung) |
Carbonate und Nitrate |
System-Nr. nach Strunz und nach Dana |
5.AA.20 (8. Auflage: V/B.01) 13.01.02.01 |
Kristallographische Daten | |
Kristallsystem | monoklin |
Kristallklasse; Symbol | monoklin-prismatisch; 2/m[2] |
Raumgruppe (Nr.) | P21/a[1] (Nr. 14) |
Gitterparameter | a = 15,17 Å; b = 5,63 Å; c = 3,71 Å β = 104,6°[1] |
Formeleinheiten | Z = 4[1] |
Physikalische Eigenschaften | |
Mohshärte | 1 bis 2[3] |
Dichte (g/cm3) | gemessen: 2,168 (synthetisch); berechnet: 2,15[4] |
Spaltbarkeit | nach {100}, {001} und {101} |
Farbe | farblos, weiß, hellgelb |
Strichfarbe | weiß |
Transparenz | durchsichtig |
Glanz | matt |
Kristalloptik | |
Brechungsindizes | nα = 1,380 nβ = 1,482 nγ = 1,578[5] |
Doppelbrechung | δ = 0,198[5] |
Optischer Charakter | zweiachsig negativ |
Achsenwinkel | 2V = 81° (gemessen); 82° (berechnet)[5] |
Weitere Eigenschaften | |
Chemisches Verhalten | wasserlöslich |
Kalicinit konnte bisher nur in Form feinkristalliner bis derber Mineral-Aggregate gefunden werden. In reiner Form ist er farblos und durchsichtig oder durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von polykristalliner Ausbildung weiß. Durch Fremdbeimengungen kann das Mineral aber auch eine hellgelbe Farbe annehmen.
Besondere Eigenschaften
Kalicinit ist leicht wasserlöslich und sollte daher vor Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt werden.
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde Kalicinit nahe Chippis im Schweizer Kanton Wallis und beschrieben 1865 durch den französischen Chemiker und Mineralogen Félix Pisani, der das Mineral nach seinem chemischen Bestandteil Kalium (kali) als Kalicine bezeichnete. Im Deutschen wurde der Name abgewandelt zu Kalicinit.
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Kalicinit zur Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Carbonate [CO3]2− ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Nahcolith die „Nahcolith-Kalicinit-Gruppe“ mit der System-Nr. V/B.01 und den weiteren Mitgliedern Natrit, Teschemacherit, Wegscheiderit und Zabuyelit bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kalicinit in die verkleinerte Klasse der „Carbonate und Nitrate“, dort allerdings ebenfalls in die Abteilung der „Carbonate ohne zusätzliche Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist jedoch weiter unterteilt nach der Zugehörigkeit der beteiligten Kationen zu bestimmten Elementgruppen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Alkali-Carbonate“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 5.AA.20 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Kalicinit wie die veraltete Strunz’sche Systematik in die gemeinsame Klasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort in die Abteilung der „Carbonate“ ein. Hier ist er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 13.01.02 innerhalb der Unterabteilung „Saure Carbonate mit verschiedenen Formeln“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Kalicinit bildet sich als Zersetzungsprodukt toter Bäume. Paragenesen sind bisher nicht bekannt.
Aufgrund seiner extremen Seltenheit konnten bisher (Stand: 2013) nur wenige Proben von Kalicinit an insgesamt fünf Fundorten gefunden werden und seine Typlokalität Chippis ist der bisher einzige bekannte Fundort in der Schweiz.
Weitere bekannte Fundorte sind die „Niobec Mine“ im Carbonatit-Komplex nahe Saint-Honoré in der kanadischen Provinz Québec, die Chibinen auf der russischen Halbinsel Kola, Alnön in der schwedischen Provinz Medelpad und Long Shop im Montgomery County (Virginia) in den USA.[6]
Kristallstruktur
Kalicinit kristallisiert monoklin in der Raumgruppe P21/a (Raumgruppen-Nr. 14, Stellung 3) mit den Gitterparametern a = 15,17 Å; b = 5,63 Å; c = 3,71 Å und β = 104,6° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Siehe auch
Literatur
- F. Pisani: Sur la kalicine, nouvelle espèce minérale de Chypis, en Valais, In: Comptes rendus de l’Académie des sciences de Paris, Band 60 (1865), S. 918–919 (online verfügbar als Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek)
- Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 719 (Kalicinit).
- Kalicinite, In: Philippe Roth (Autor): Minerals First Discovered in Switzerland and Minerals Named After Swiss Individuals, Kristallografik-Verlag, Achberg 2007, ISBN 3-980-7561-8-1 in der Google-Buchsuche
Weblinks
- Mineralienatlas:Kalicinit (Wiki)
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 285.
- Webmineral - Kalicinite
- Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
- Kalicinite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 63,4 kB)
- Mindat - Kalicinite
- Mindat - Fundortliste für Kalicinit