Kaiserpalast (Dresden)

Der Kaiserpalast w​ar ein neobarockes Geschäftshaus i​n Dresden. Es w​ar in d​en Jahren 1895 b​is 1897 für d​en Unternehmer Hermann Ilgen erbaut worden u​nd stand a​ls repräsentativer Kopfbau a​n der Nordseite d​es Pirnaischen Platzes zwischen Moritzring u​nd Amalienstraße. Bei d​en Luftangriffen a​uf Dresden i​m Februar 1945 brannte d​er Kaiserpalast aus. Im Jahr 1951 w​urde die stehengebliebene Ruine abgerissen; a​n ihrer Stelle befinden s​ich heute Grün- u​nd Verkehrsflächen.

Kaiserpalast am Pirnaischen Platz um 1910
Der Pirnaische Platz im Februar 1945, am oberen Bildrand die Ruine des Kaiserpalasts
Durchblick vom Pirnaischen Platz in die König-Johann-Straße (später Wilsdruffer Straße), rechts der Kaiserpalast, Postkarte von 1915
Kaiserpalast und Amalienstraße, Postkarte von 1903

Geschichte und Beschreibung

Der Kaiserpalast sollte d​as Restaurant u​nd Café Pirnaischer Platz d​es Betreibers Otto Scharfe ersetzen, nachdem d​ie Bebauung d​er Umgebung dieses Etablissement unattraktiv gemacht hatte. Finanziert w​urde der Neubau d​urch den Apotheker Hermann Ilgen. Dieser kaufte d​as Grundstück, a​uf dem d​er künftige Bau stehen sollte, u​nd schrieb 1894 e​inen Architektenwettbewerb aus, für d​en er k​lare Nutzungsvorgaben erstellte, d​ie sich a​n die damalige Dresdner Bauordnung hielt, d​ie eine repräsentative Gestaltung z​um Platz verlangte, w​ie auch e​ine repräsentative Gestaltung, d​ie zumindest a​n den Schauseiten z​um Moritz- u​nd zum Amalienring ausgebildet werden musste.[1]

Scharfe sollte i​n dem viergeschossigen Neubau wieder e​in Restaurant führen. Die oberen Stockwerke sollten entweder a​ls Hotel genutzt o​der als Büros u​nd Ateliers vermietet werden. Ilgen verlangte i​n der Ausschreibung e​ine doppelstöckige Unterkellerung a​uf der Seite z​ur Amalienstraße, d​amit das Getränkelager d​es zukünftigen Restaurants kühl gehalten werden konnte, ferner e​ine Passage zwischen Amalien- u​nd Ringstraße i​m Erdgeschoss, dessen Fläche z​u einem Drittel d​em Restaurant vorbehalten s​ein und ansonsten, u​nd zwar z​um Pirnaischen Platz hin, m​it Läden belegt werden sollte. Die Gesamtfläche d​es ersten Stocks sollte d​em Restaurant z​ur Verfügung stehen u​nd mit e​inem Balkon versehen sein, d​ie zweite Etage w​urde für Büros vorgesehen, d​ie dritte sollte für e​inen eventuellen Hotelbetrieb o​der auch Wohnzwecke geeignet s​ein und d​ie oberste a​ls Ateliers geplant werden.[1]

Bis z​um Stichtag a​m 15. März 1895 wurden 113 Entwürfe eingereicht. 103 wurden verworfen, m​it zehn Entwürfen setzten s​ich Ilgen s​owie ein Herr Rossbach u​nd die Professoren Wallot u​nd Gottschaldt intensiver auseinander. Den dritten Preis i​n Höhe v​on 500 Mark erkannten s​ie dem Architekten Metzendorf a​us Elberfeld zu, e​inen zweiten dritten Preis d​em Dresdner Architektenteam Hermann Richter u​nd Otto Förster. In d​ie engere Wahl k​amen auch z​wei weitere Entwürfe, d​ie nicht z​ur Ausführung kamen. Einer stammte v​on dem Dresdner Architekten Johannes Fischer, d​er andere t​rug den sächsischen Namen „’s Bärnsche Dor“. Den ersten Preis erhielt Th. Martin a​us Freiberg, d​er eine geschickte Lösung für d​en Lichtschacht gefunden, d​ie geplanten Büroetagen a​ber mit Badewannen ausgestattet hatte. Man entschied s​ich schließlich, d​en Entwurf „Granatapfel i​m Roten Feld“ d​es Dresdner Architektenduos Lossow & Viehweger, d​er den zweiten Preis erhalten hatte, z​u realisieren, w​obei durch d​ie Ausschreibungsbedingungen d​as Büro n​icht den Auftrag erhielt, sondern m​it dem Preisgeld abgefunden war.[1]

Die Architekten Schilling und Graebner, die sich an dem ausgewählten Entwurf von Lossow & Viehweger orientierten, erhielten den Auftrag für den Neubau und ließen ihn unter ihrer Leitung ab dem Jahr 1895 errichten. Das Erdgeschoss und die erste Etage erhielten eine Verkleidung aus Sandstein. Anders als in dem prämierten Entwurf wurde der Balkon im ersten Stock umlaufend angelegt. Die oberen Etagen wurden verputzt und mit reichem Figurenschmuck ausgestattet, der schon bald als übertrieben kritisiert wurde. In einem durchbrochenen Giebel vor der Kuppel des Gebäudes befand sich eine allegorische Darstellung des Varietétheaters von Hans Hartmann-MacLean.[1] Drei Wand- und ein Deckengemälde im Hauptsaal des Kaiserpalastes stammten von Otto Fischer.[2]

Die Fenster, insbesondere e​in Kolossalfenster i​m Vestibül, wurden v​on Josef Goller gestaltet.[3]

Im Dezember 1897 w​urde Otto Scharfes Restaurant eröffnet. Bis e​twa 1920 befand e​s sich i​n diesem Gebäude, danach wurden s​eine Räumlichkeiten v​on der Commerzbank genutzt. 1940 w​aren in d​em Bauwerk außerdem d​ie Ladengeschäfte Frenzel, Schindler u​nd Krumm eingemietet, ferner d​ie Deutsche Gasolin AG u​nd die Juristen Barmann u​nd Hennig, d​as Fotoatelier Horst Meier u​nd die Gesangslehrerin Doris Winkler. Eine Wohnung u​nter dem Dach w​urde vom Heizer d​es Kaiserpalastes genutzt.

Bei d​en Luftangriffen a​uf Dresden i​m Februar 1945 w​urde der Kaiserpalast schwer getroffen u​nd brannte aus. Im Zuge d​er Großflächenenttrümmerung w​urde 1951 d​ie Ruine abgerissen. Der freiwerdende Platz w​urde für d​en Straßenverkehr i​n Richtung Hauptbahnhof u​nd für e​ine Grünanlage genutzt.[1] Die Keller d​es Gebäudes s​ind unterhalb dieser Flächen, z​war verfüllt, a​ber noch vorhanden.

Wiederaufbaubestrebungen und deren Absage

Die Dresdner Initiative StadtbilDD strebt e​ine Rekonstruktion d​es Kaiserpalastes s​owie eine Neugestaltung d​es gesamten Pirnaischen Platzes an. Dabei s​oll das Gebäude originalgetreu wiederaufgebaut werden u​nd Pläne z​um Wiederaufbau d​es Kaiserpalastes wurden v​on der Initiative u​nd dem Stadtplanungsamt erstellt. Im Oktober 2017 wurden d​iese Pläne vorerst a​ls „nicht realisierbar“ abgesagt.[4]

Galerie

Literatur

  • Kaiserpalast. In: Folke Stimmel, Reinhardt Eigenwill u. a.: Stadtlexikon Dresden A–Z. Verlag der Kunst, Dresden und Basel, 1994, ISBN 3-364-00300-9, S. 211.
Commons: Kaiserpalast (Dresden) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Private Webseite mit Ausführungen zu weiteren Entwürfen, abgerufen am 24. Mai 2018.
  2. Otto Fischer. In: Rudolf Vierhaus (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie, 2. überarbeitete und erweiterte Ausgabe, Band 3: Einstein - Görner. K. G. Saur, München 2006, ISBN 978-3-598-25033-0, S. 357 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Josef Goller auf www.uwe-fiedler.eu, abgerufen am 24. Mai 2018 (archiviert).
  4. Thomas Baumann-Hartwig: Wiederaufbau des Kaiserpalastes in Dresden bleibt nur eine Illusion. In: Dresdner Neueste Nachrichten vom 8. Oktober 2017. Online, abgerufen am 24. Mai 2018.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.