Köttelbecke
Köttelbecke [ˈkœttəlbeːkə] ist im Ruhrgebiet eine umgangssprachliche Bezeichnung für ein kleines, ehemals natürliches aber heute stark kanalisiertes Fließgewässer, das für die Abwasserentsorgung von Industrie, Bergbau und Kommunen verwendet wird.
Die ruhrdeutsche Bezeichnung setzt sich aus den Begriffen Köttel, eine umgangssprachliche Bezeichnung für Kot (auch gebräuchlich in der Form Hundeköttel, Hasenköttel) und Becke, eine häufige und etymologisch verwandte, aus dem Niederdeutschen stammende Bezeichnung für Bach, zusammen.
Zu aktiven Zeiten des Bergbaus gab es keine Alternativen zu dieser Form der offenen Abwasserentsorgung, da unterirdische Kanäle ebenso wie Bachkanäle bedingt durch Bergschäden regelmäßig abgesunken beziehungsweise beschädigt worden wären.
Aus ökologischen Gründen wird seit einigen Jahren versucht, diese Art der oberflächigen Abwasserentsorgung zu beenden, da die kanalisierten Fließgewässer aus Sicherheitsgründen eingezäunt werden müssen, oft für starke Geruchsbelästigungen ursächlich und bei Kontakt gesundheitsgefährdend sind. Nicht zuletzt wird eine Renaturierung auch aus ästhetischen Gründen der Umfeldverbesserung angestrebt. Bergsenkungen und andere Gegebenheiten erschweren diese Bemühungen.
Die Emscher und viele ihrer Nebenbäche wie die Boye tragen bei der lokalen Bevölkerung diesen Namen, ebenso Lippezuflüsse im Osten des Ruhrgebiets wie der Körnebach durch den Osten Dortmunds und in Kamen, sowie die Seseke. Die beiden letztgenannten Flüsse werden seit Jahren mit einem ehemals 600 Mio. DM teuren Programm renaturiert, indem große Abwasserrohre parallel verlegt werden, die beton-begradigten Rinnen herausgenommen und die Bachläufe künstlich wieder in Mäander gelegt werden. Oft sind hierbei auch Spazierwege und Radwege im erneuerten Umfeld angelegt worden. Ein weiteres Beispiel für eine erfolgte Renaturierung ist der Läppkes Mühlenbach.
Auch die Emscher selbst wird (Stand 2012) im Rahmen des Projekts Umbau des Emschersystems verändert. Die klassische Köttelbecke soll bis etwa 2020 aus dem Landschaftsbild des Ruhrgebiets verschwunden sein.