Köbo-Haus
Das Köbo-Haus ist zusammen mit der Schwebebahnstation Hauptbahnhof ein unter Denkmalschutz stehendes Gebäude an der Alten Freiheit 26 im Ortsteil Elberfeld der Stadt Wuppertal. Es ist das einzige Haus der Stadt, das über die Wupper gebaut ist.[1]
Beschreibung
Der nördlich gelegene Teil des schwer und voluminös wirkenden Baukomplexes[2] im Stil der klassizistisch gefärbten Moderne[3] setzt sich aus dem zweigeschossigen Schwebebahnhof, einem massiven, lang gestreckten Bau mit flachgeneigten, verschiefertem Satteldach, und dem viergeschossigen Köbo-Geschäftshaus auf einem trapezförmigen Grundriss an der südlichen Längsseite zusammen. Der Bau ist verputzt, auch das ehemals unverputzte Erdgeschoss des Schwebebahnhofs. Der Teil der Schwebebahnstation wird im Wesentlichen bestimmt durch die mittigen, bogenförmigen westlich und östlich gelegenen Ein- und Ausfahrtsöffnungen an den Stirnseiten. Die hochrechteckigen, schmalen Fenstereinschnitte setzen sich im Geschäftshaus als Reihungen von Fensterachsen aus quadratischen Formaten fort.[2]
Geschichte
Ursprünglich stand an gleicher Stelle der 1900 errichtete Jugendstilbahnhof in Eisenkonstruktion,[2] die im Volksmund „Badewanne“ genannt wurde.[4] In den 1920er Jahren konnte dieser die ständig steigende Zahl an Fahrgästen nicht mehr bewältigen, ebenso wurde die Konstruktion als störend und hässlich empfunden. Anlässlich der Planung von 1923 zur Errichtung einer südlich gelegenen Ausstellungshalle[2] und im Rahmen des „Bebauungsplanes für den Brausenwerther Platz“[5] sollte der avantgardistische Stahlskelettbau einem massiven Stationsgebäude mit Geschäftshaus weichen, für das vom Elberfelder Hochbauamt klare Vorgaben in zeichnerischer Form vorlagen. Für die Neugestaltung des Brausenwerther Platzes wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben.[3]
Unter Verwendung der Ergebnisse dieses Wettbewerbs schuf der Barmer Architekt Clemens Julius Mangner einen Entwurf, der schließlich 1925/26 von der Siemens-Bauunion aus Berlin umgesetzt wurde.[2] Nach Mangners Plänen wurde dem Bahnhof seitlich ein Geschäftshaus angegliedert und nach dem Hauptmieter – dem alteingesessenen Autohändler Köhler & Bovenkamp – Köbo-Haus benannt,[5] der hier einen Autohandel mit den Marken Mercedes, BMW und GM betrieb.[1] Das Gebäude beherbergte neben Büros und Arztpraxen im Erdgeschoss einige Ladenlokale. Auch in der Passage des Bahnhofs waren neben einem Restaurant, einem Café und dem Verkehrsverein mehrere Geschäfte untergebracht.[5]
Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs unterbrach ab den 1950/60er Jahren im Zuge der städtischen Neukonzeption der Verkehrsführung am ehemaligen Brausenwerther Platz die Bundesstraße 7 die historische Struktur am Döppersberg, wobei das Köbo-Haus wie ein Keil in den Straßenraum ragte. In den 1980er Jahren war das im städtischen Eigentum stehende Gebäude völlig heruntergekommen,[6] wurde jedoch am 15. Februar 1991 unter Denkmalschutz gestellt (Denkmalnummer 1868).[2] Ab 1991 wurde der Bestand einzelner Schwebebahnhöfe und vor allem der des Köbo-Hauses kontrovers diskutiert. Die Diskussion bezog sich im Vorfeld der generellen Umbau- und Neubauplanung besonders auf den Denkmalwert des Gebäudeensembles,[3] bei der auch ein Abriss erwogen wurde.[6] Seit 1995 befindet sich die Döppersberg-Wache der Polizei im Köbo-Haus, die Wuppertals meistfrequentierte Polizei-Anlaufstelle ist.[7]
2014 wurde das Köbo-Haus von einer eigens hierfür gegründeten Gesellschaft übernommen, die dem Investor Signature Capital nahesteht. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart.[8] Das Gebäude ist Teil des Umbaus am Döppersberg, der 2010 begann und durch die Verzögerungen bei der Umgestaltung des KöBo-Hauses und des Gebäudes der ehemaligen Reichsbahndirektion immer noch andauert. Die Mietverträge im Haus für die Polizeistation[9] und das Café Cosa[10] der Suchthilfe liefen Ende 2017 aus. Beim 2018 vom Investor begonnenen Umbau sollen weitere Ladenlokale und Räume für Gastronomie entstehen,[9] die Wohnungen im obersten Stockwerk des Gebäudes bestehen bleiben.[11] Allerdings liegt der ursprünglich für das Jahresende 2018 vorgesehene und anschließend mehrfach verschobene Fertigstellungstermin auch im Frühjahr 2022 weiterhin in unbestimmter Ferne. Hauptgrund sind massive statische Probleme, die sich dadurch verschärft haben, dass es keine entsprechenden Baupläne mehr gibt.[12]
Weblinks
- Eintrag In: Wuppertaler Denkmalliste
Einzelnachweise
- Wuppertaler Spitznamen: Das KöBo-Haus steckt voller Besonderheiten. In: Westdeutsche Zeitung vom 14. Januar 2010
- Eintrag In: Wuppertaler Denkmalliste
- Hermann J. Mahlberg: Schwebebahn Gesamtbauwerk. (Memento des Originals vom 20. September 2017 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. In: architektur-wuppertal.de
- Die Schwebebahn. Das Wuppertaler Wahrzeichen. In: bahnen-wuppertal.de
- Kurt Schnöring: Wuppertal in alten Ansichten. Band 2. Peter Hammer Verlag, Wuppertal 1981. ISBN 978-9-02885-479-6. S. 45.
- Köbo-Haus – das falsche Haus am falschen Platz! In: njuuz, Sander, Schrader & Stötter Nachrichten GmbH vom 2. April 2014
- „Nah’ dran an 100 Prozent“. In: Wuppertaler Rundschau vom 2. Februar 2017
- Stefan Melneczuk: Das Köbo-Haus ist verkauft: Mehr Platz für Geschäfte. In: Westdeutsche Zeitung vom 28. März 2014
- Fertigstellung Ende 2018. Etappenziel beim Umbau des Döppersbergs erreicht. In: Remscheider General-Anzeiger vom 25. Juli 2017
- /Bildmaterial_Webseite/talwaerts_-_Ausgabe_21.pdf Das Recht auf Stadt. In: Talwärts vom 22. Mai 2015
- Jeanette Wölling, Lothar Leuschen:Arbeiten am Döppersberg gehen voran. In: Westdeutsche Zeitung vom 7. April 2016
- Andreas Boller:Das Köbo-Haus wird entkernt und muss komplett neu aufgebaut werden. In: Westdeutsche Zeitung vom 27. Juli 2020
- Filmstadt Wuppertal. In: filmstadt-wuppertal.de