Juncker von Oberkunreuth (Adelsgeschlecht)

Juncker v​on Oberkunreuth i​st der Name e​ines niederösterreichisch-böhmischen Adelsgeschlechts, d​as nach d​em Ort Oberkunreuth i​m Egerland benannt ist.

Herkunft

Die Juncker, a​uch Junckher o​der Junker stammen a​us einem a​lten Adelsgeschlecht i​n Niederösterreich. Sie w​aren seit d​em Jahr 1255 e​in Patriziergeschlecht d​er Reichsstadt Eger i​m Nordgau. Das Wappen d​es Sigmund v​on Junker, d​er 1266 i​n Eger geboren w​urde und 1338 d​ort als Unterbefehlshaber d​er Festung Eger verstorben war, h​at sich i​m Mauerwerk e​iner Fenstersäule u​nd in d​er Kapelle d​er Kaiserburg d​er Staufer i​n Eger erhalten. Es z​eigt auf e​inem Dreiberg e​inen Jungherrn (jungen Mann), d​er in j​eder Hand e​inen Streitkolben hält. Das Grab d​es Sigmund Junker befand s​ich im Chor d​er Dominikanerkirche i​n Eger. Dessen Nachkommen erwarben Großgrundbesitz i​m Egerland u​nd waren 1441 b​is 1497 m​it Kaspar Junker, d​er mit Anna Schlick v​on Passaun u​nd Weißkirchen verheiratet war, Burgherren a​uf Seeberg. 1483 erhielten s​ie von Kaiser Friedrich III. e​ine Bestätigung d​es altadeligen Herkommens u​nd des geführten Wappens. Im Jahre 1442 w​aren sie a​uf Schloss u​nd Gut Gehaag ansässig.

Die Juncker von Oberkunreuth im Egerland

Im Jahre 1447 übernahm Johann Juncker v​on den Egerer Patriziern Schirnding a​uf Altalbenreuth i​n der Frais d​en Herrensitz Oberkunreuth b​ei Eger, i​hren späteren langjährigen Wohnsitz, w​o sie 1563 e​in befestigtes, dreitürmiges Schloss erbauten. Durch diesen Besitz führten s​ie den Adelsprädikat „von Oberkunreuth“ u​nd erwarben d​as Lehensgut Oberpilmersreuth (Horní Pelhřimov) m​it der zugehörigen Herrschaft. Der Herrensitz Oberkunreuth w​urde im Jahr 1735 v​on einer verwitweten Juncker v​on Oberkunreuth – n​ach anderer Quelle v​on den Brüdern Georg Adam u​nd Johann Junker – m​it dem Gut Liebeneck, d​as seit 1688 d​en Juncker gehörte, s​owie dem Dorf Diemreuth u​nd dem Wohnhaus i​n Eger[1] für 40.000 Gulden a​n die Stadt Eger verkauft. Die Brüder Georg Adam u​nd Johann Juncker v​on Oberkunreuth w​aren seit d​em Jahr 1741 Reichsfreiherren i​m kurbayerischen Reichsvikariat. Von 1471 b​is Anfang d​es 16. Jahrhunderts w​aren Schloss u​nd Gut Pograth (Podhrad) i​n ihrem Besitz; 1569 erwarben s​ie das Gut Miltigau i​m altböhmischen Elbogener Kreis, d​as in d​ie Landtafel eingetragen wurde. Um d​as Jahr 1600 erwarben s​ie Höfe i​n Trogau, 1696 d​as Gut Oberndorf, 1701 d​es Gut Altenteich (Starý Rybník) u​nd 1703 Schloss u​nd Herrschaft Seeberg, d​as bereits v​on 1441 b​is 1497 i​n ihrem Besitz gewesen w​ar und v​on der Stadt Eger zurückgekauft wurde.

Von Georg Adam v​on Oberconreuth (* 1608) u​nd seiner Ehefrau Katharina Theresia Freiin v​on Sazenhofen (* u​m 1610) stammt e​in Ast d​es Egerer Patriziergeschlecht Juncker, dessen erster Zweig a​uf Schweißing m​it Ottokar Freiherr v​on Juncker u​nd Bigatto, d​er 1814 z​um Freiherrn erhoben wurde, a​m 13. Dezember 1828 i​m Mannesstamm erlosch.[2] Clemens Freiherr Junker v​on Bigatto w​ar 1823 Schlossherr v​on Schweißing u​nd in d​er Nachfolge d​es Stifts Tepl Eigentümer d​er Sankt-Amalien-Silberzeche i​n Sangerberg b​ei Marienbad. Der Militär Anton Carl Joseph v​on Junckher (* u​m 1780), erhielt a​m 16. März 1840 d​urch Kaiser Franz II. d​en erbländisch-böhmischen Freiherrnstand u​nd eine Vereinigung m​it dem Namen u​nd Wappen d​er erloschenen Familie „von Bigatto“, d​eren Besitz e​r geerbt hatte. Er w​ar ansässig a​uf Woppenhof i​n der Oberpfalz u​nd besaß i​m Egerland Großschüttüber (Velka Šitboř), Schweißing u​nd Oschelin.

Persönlichkeiten

  • Georg Ulrich Juncker von Oberkunreuth (* 5. November 1615 in Oberkunreuth; † 21. Mai 1684 in Königsaal) war Abt des Klosters Sedletz und von 1651 bis 1684 Abt des Klosters Königsaal in Böhmen. Er war ein Sohn des Egerer Bürgermeisters Paul Juncker, der 1659 als Oberstleutnant in kaiserlichen Diensten verstarb und im Kloster Königsaal bei Prag zu Grabe gelegt wurde. Georg Ulrich Juncker gehörte zunächst dem Zisterzienserorden im Kloster Waldsassen an. Später wurde er Prälat und Abt des Waldsassener Tochterklosters Sedletz in Ostböhmen und 1654 Abt des Sedletzer Tochterklosters Königsaal.
  • Woldemar Junker von Ober-Conreuth (* 26. April 1819 in Lyck, Ostpreußen; † 1898 in Kassel) war ein deutscher Verwaltungsjurist im Königreich Preußen.

Literatur

  • Heribert Sturm: Eger, Geschichte einer Reichsstadt, 1951, S. 404
  • Josef Weinmann: Egerländer Biografisches Lexikon mit ausgewählten Personen aus dem ehemaligen Regierungs-Bezirk Eger, Band 1, S. 249
  • Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder, Band II, herausgegeben im Auftrag des Collegium Carolinum (Institut) von Heribert Sturm, R. Oldenbourg Verlag München 1984, ISBN 3-486-52551-4, S. 69
  • Heimatkreis Eger: Geschichte einer deutschen Landschaft in Dokumentationen und Erinnerungen. Herausgeber: Egerer Landtag e.V. Amberg, 1981, S. 40, 346f.,350f., 380f., 431, 467–470 und 494
  • Lorenz Schreiner: Denkmäler im Egerland. Dokumentation einer deutschen Kulturlandschaft zwischen Bayern und Böhmen, Amberg, 2004, S. 98f.
  • J. Siebmachers Grosses Wappenbuch Band 30, Die Wappen des böhmischen Adels, Neustadt an der Aisch, 1979, S. 69 und 230, Wappentafeln S. 45 und 100f.
  • Genealogisches Taschenbuch der Ritter- und Adelsgeschlechter, Brünner Taschenbuch, 7. Jahrgang 1882, S. 213–227

Einzelnachweise

  1. Im Haus der Juncker in Eger wohnte 1459 der böhmische König Georg von Podiebrad, als der Vertrag von Eger unterzeichnet wurde. von 1702 bis 1711 war es bewachter Gefängnissitz des Banus von Serbien Georg Brankowicz und 1716 diente es als Quartier der Königin von Polen während einer Brunnenkur in Eger.
  2. Roman von Procházka: Genealogisches Handbuch erloschener böhmischer Herrenstandfamilien, Ergänzungsband, herausgegeben vom Vorstand des Collegium Carolinum (Institut) Forschungsstelle für die böhmischen Länder, R. Oldenbourg Verlag München 1990, ISBN 3-486-54051-3, S. 170f.
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