Julie Doucet
Julie Doucet (* 31. Dezember 1965 in Montréal, Québec, Kanada) ist eine kanadische Künstlerin, die hauptsächlich als Comiczeichnerin bekannt wurde. Als Vorbild für Doucets Stil gilt Robert Crumb. Bislang wurden ihre Werke ins Französische, Deutsche, Spanische und Finnische übersetzt und veröffentlicht, sowohl als eigenständige Publikationen als auch in Magazinen wie Weirdo, Nosotros Somos Los Muertos, Lapin oder Strapazin.
Leben
Doucet besuchte in ihrer Kindheit die katholische Klosterschule im Montréaler Stadtteil Saint-Lambert. Von 1983 bis 1987 studierte sie an der Université du Québec à Montréal (UQAM). Im letzten Jahr ihres Studiums begann sie mit der Veröffentlichung ihrer eigenen Minicomic-Reihe Dirty Plotte, ein frankokanadischer Slangausdruck und kein Kompliment, damals noch im Eigenverlag. Ihre Arbeiten wurden innerhalb kurzer Zeit bekannt, und so gewann sie im Jahr 1991 einen Harvey Award als bestes neues Talent. Der Montrealer Verlag Drawn and Quarterly nahm sie in sein Programm und zwölf Nummern ihres Dirty Plotte Heftes erschienen dort von 1991 bis 1998.
In den 90er Jahren zog Doucet mehrmals um (1991 nach New York City, 1992 nach Seattle, 1995 nach Berlin und 1998 wieder zurück nach Montréal), die Erfahrungen diesbezüglich finden sich in ihren fast immer stark autobiographisch geprägten Comics wieder. Der alte Kaufhof am Alex ist mit dem benachbarten Fernsehturm in Dirty Plotte Nr. 11 verewigt.
Ab etwa 1998 wollte Doucet keine Comics mehr schaffen, sondern sich mehr der nicht-narrativen Kunst widmen (aus dieser Zeit stammen auch einige Lithografien und Siebdrucke). Nur sporadisch kehrte sie zu den Comics zurück, veröffentlichte aber seit 2000 so gut wie kein neues Material mehr in diesem Medium. Eine ihrer letzten Arbeiten war ein Beitrag für die Anthologie Comix 2000 des französischen Autorenverlags L’Association. In einem Interview vom Juni 2006 erklärte sich Doucet glücklich über ihre Entscheidung, sich vollständig vom Zeichnen von Comics zurückgezogen haben und begründete dies sowohl mit den Eigenarten des Mediums als auch mit dem typischen Umfeld von Lesern und anderen Autoren.[1] Sie arbeitete hauptsächlich mit Linolschnitten und Collagen sowie an Liebesgedichten.
Am Fumetto, dem Internationalen Comix-Festival in Luzern, wurde 2017 ihr Schaffen in einer umfassenden Ausstellung gewürdigt.[2]
Comics (in Deutsch)
Die auf Deutsch erschienenen Publikationen von Doucet wurden von Reprodukt verlegt.
- Wahre Haushalts-Comics. 1995 ISBN 3-9803608-3-0
- Schnitte 1. 1996 ISBN 3-931377-03-2
- Schnitte 2. 1997 ISBN 3-931377-07-5
- Caricature of love. 1997 ISBN 3-931377-14-8
- Traumgeburten. 2002 ISBN 3-931377-48-2
- New Yorker Tagebuch. (365 days) Übers. Jutta Harms. 2004 ISBN 3-931377-26-1
- Julie Doucets allerschönste Comic Strips. 2020 (Auswahl aus dem Gesamtwerk, Original 2018 bei Dawn & Quarterly mit 600 S.)
Weblinks
- Website der Autorin
- Julie Doucet bei Reprodukt
- Julie Doucet bei Drawn & Quarterly - Englisch
- Julie Doucet bei L'Oie de Cravan (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) - Französisch
- Rezensionen in der deutschsprachigen Presse 1992–2000, Liste der Universität Innsbruck, Kanada-Zentrum
Einzelnachweise
- Plotte twists (Memento vom 1. Juli 2006 im Internet Archive) - Kurzer Artikel über Doucet mit einem Interview im Montreal Mirror auf Englisch
- Lars von Töre: Zeichen und Wunden. Tagesspiegel.de, 1. April 2017, abgerufen am 18. April 2017.