Jugendwiderstand (Berliner Gruppe)
Der Jugendwiderstand war eine von 2015 bis 2019 bestehende[2] maoistische,[3] militante und nach Einschätzung des Verfassungsschutzes linksextreme Gruppe aus Berlin. Ihr wurde vermehrt Antisemitismus vorgeworfen. Auf Graffiti wurde die Gruppe auch mit JW abgekürzt. Die Gruppe soll vor allem in Berlin-Neukölln aktiv gewesen sein. Andere linke Gruppierungen distanzierten sich von der Vereinigung.
Die Gruppe war vor allem für ihre Gewaltbereitschaft, für ihren aggressiven Antizionismus und Hass auf Antideutsche[4] bekannt.[5] Die Mitglieder der Gruppe sollen Gewalt auch gegen linke Gruppen verübt haben. Auch Menschen außerhalb der linksextremen Szene, die sich für das Existenzrecht Israels aussprechen, sollen attackiert worden sein. Zionisten wurde in einem Graffito mit Ermordung gedroht.[3] Die Gruppe nahm auch am jährlichen al-Quds-Tag in Berlin teil.[6]
Laut Berliner Verfassungsschutz soll der Jugendwiderstand aus dem Umfeld der Revolutionären Aktionszellen (RAZ) hervorgegangen, streng dogmatisch und kaderartig organisiert gewesen sein (siehe Kaderpartei). Gegen die RAZ wurde 2013 wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung aufgrund mehrerer Sprengstoffanschläge ermittelt.[7] Der Jugendwiderstand soll früher mit der maoistischen Gruppe Sozialistische Linke (SoL) aus Hamburg assoziiert gewesen sein. Jedoch habe sich daraus eine Fehde entwickelt, da sich die Berliner von der SoL gegängelt gefühlt haben sollen. Die Fehde wurde mit langen Veröffentlichungen über Interna im Internet sowie mit körperlichen Auseinandersetzungen ausgetragen.
Die Gruppe strebte in Deutschland einen Volkskrieg zur Überwindung des Systems an. Untypisch für eine als links firmierende Gruppe waren der positive Bezug der Gruppe auf Begriffe wie „Volk“, „Vaterland“, „Heimat“ sowie „Ruhm und Ehre“ oder die Beschimpfung von Gegnern als Volksfeinde. Ein Mitglied der Gruppe war auch früher in der NPD.[8]
Der Berliner Verfassungsschutz beobachtete die Gruppe und erwähnte sie im Berliner Verfassungsschutzbericht 2017 im Kapitel 6.4. Linksextremistischer Antisemitismus (S. 191–196).[2][9] Linke wie Grüne forderten einen repressiven Umgang mit der Kleingruppe, da ein Dialog mit ihr nicht möglich sei.[7]
Innerhalb der demokratisch orientierten Linken in Berlin galt die Gruppe als isoliert.[10]
Am 9. Juni 2019 verkündete die Gruppe ihre Auflösung.[11][12][13] Am Morgen des 26. Juni 2019 durchsuchten Polizei und Staatsanwaltschaft neun Wohnungen von sieben Mitgliedern der Gruppe in Berlin und Nordrhein-Westfalen,[14] wobei unter anderem Waffen, Datenspeicher, Mobiltelefone und Vermummungsgegenstände sichergestellt wurden. Die angekündigte Auflösung wird von Kennern der Szene als Taktik bewertet, um Ermittlungen zu erschweren.[15]
Weblinks
- Jugendwiderstand - Ehemaliger Blog des Jugendwiderstands
- Marcus Hammerschmitt: Der "Jugendwiderstand" - Identitäre von links?. In: heise.de vom 6. Juni 2018
- Israel-Hasser demonstrieren am 1. Mai in Neukölln, Berliner Morgenpost, 27. April 2018
- Gewalttätige Politsekte "Jugendwiderstand" Maos Schläger aus Berlin-Neukölln, Der Tagesspiegel, 10. Dezember 2018
Einzelnachweise
- Münster: Warum wir den MLM studieren und warum nicht 28. Februar 2019
- Maja Friedrich, Jan Werkener: Maos Schläger aus Berlin-Neukölln. In: Der Tagesspiegel. 10. Dezember 2018, abgerufen am 13. Dezember 2018.
- Steffi Orbach: Gruppe "Jugendwiderstand": Politisch schwer einzuordnen und gewaltbereit. Antisemitisch, links, in der Tradition von Mao und Stalin: Die Neuköllner Gruppe "Jugendwiderstand" ist für Behörden und Polizei schwer einzuordnen. Fest steht: Sie ist gewaltbereit. 7. Februar 2019, abgerufen am 27. März 2019.
- Julius Betschka: Israel-Hasser demonstrieren am 1. Mai in Neukölln. 27. April 2018, abgerufen am 13. Dezember 2018 (deutsch).
- Sebastian Weiermann: Stimmungsmache mit der Splittergruppe (neues deutschland). Abgerufen am 13. Dezember 2018.
- Frederik Schindler: Al-Quds-Tag in Berlin: Protest gegen Israelfeinde. In: www.taz.de. 2. Juni 2019, abgerufen am 2. Juni 2019.
- Erik Peter: Angriffe auf Andersdenkende in Berlin: „Was machst du hier? Du Zionist“. In: Die Tageszeitung: taz. 17. Mai 2018, ISSN 0931-9085 (taz.de [abgerufen am 13. Dezember 2018]).
- Maja Friedrich, Jan Werkener: Jugendwiderstand: Maos Schläger aus Berlin-Neukölln. In: Zeit Online. Zeit Online GMbH, 11. Dezember 2018, abgerufen am 13. Dezember 2018.
- Bericht 2017. (pdf) Verfassungsschutz Berlin, S. 194ff, abgerufen am 23. Dezember 2018.
- Linke Szene will nichts mit der Politsekte "Jugendwiderstand" zu tun haben. Abgerufen am 13. Dezember 2018.
- „Jugendwiderstand“: Das Ende des Jugendwiderstand. In: Blog des „Jugendwiderstandes“. 9. Juni 2019, abgerufen am 10. Juni 2019.
- Stefan Laurin: Schluss, aus, vorbei: Die maoistische Schlägerbande Jugendwiderstand hat ihre Auflösung bekannt gegeben. In: Ruhrbarone. 9. Juni 2019, abgerufen am 10. Juni 2019.
- Alexander Fröhlich: Maos Schläger aus Neukölln lösen sich auf. In: Tagesspiegel. 10. Juni 2019, abgerufen am 10. Juni 2019.
- Gruppe aus Neukölln: Polizei durchsucht Wohnungen bei linksextremem „Jugendwiderstand”. 26. Juni 2019, abgerufen am 27. Juni 2019 (deutsch).
- Razzia bei sieben „Jugendwiderstand“-Mitgliedern. Abgerufen am 27. Juni 2019.