Joseph von Huppmann-Valbella
Joseph Huppmann, später Joseph Freiherr von Huppmann-Valbella (* 26. August 1814 in Olesko, Galizien; † 2. Juni 1897 in Meran, Tirol)[1] war ein preußischer Tabakfabrikant und gilt als Begründer der deutschen Zigarettenindustrie.[2]
Leben
Huppmann betrieb seit 1852 eine Zigarettenfabrik in St. Petersburg. 1862 eröffnete er in Dresden die erste deutsche Zigarettenfabrik, die Compagnie Laferme, als Zweitniederlassung seines gleichnamigen St. Petersburger Betriebes. Er begründete diesen Schritt mit der hohen Tabaksteuer in Russland. Weitere Vorteile waren die gute Verkehrsanbindung Dresdens und das für die Lagerung von Rohtabak geeignete Klima.[3] Die Produktion in Dresden fand zunächst in Handarbeit in einem Raum in der Ostra-Allee 10 statt. Dafür stellte Huppmann einen russischen Tabakschneider, zwei russische und vier deutsche Arbeiterinnen ein.[4] Im ersten Geschäftsjahr produzierte Campagnie Laferme rund 1,8 Millionen Zigaretten.[5] Davon wurde ein großer Teil exportiert, unter anderem nach Italien.
1864 bezog das Unternehmen sieben Zimmer an der Kreuzkirche. Im Folgejahr wurden die ersten Handmaschinen eingesetzt und die Zahl der Arbeiterinnen stieg auf 20 bis 30, später über 100.[6] Die Marke Laferme entwickelte sich zu einem Synonym für die Zigarette.[3] Andere Unternehmer wurden von Huppmann beeinflusst, so arbeitete Georg Anton Jasmatzi zunächst 1868 als technischer Werkführer für ihn, bevor er sich selbständig machte.[7]
1874 verkaufte Huppmann das Unternehmen Campagnie Laferme an Wilhelm Stucken und Robert Spies. Es wurde in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und war danach in der Großen Plauenschen Straße 10 und Kleinen Plauenschen Gasse 7 ansässig.[6]
Huppmann wurde 1868 in Florenz geadelt und zum Baron ernannt. 1894 folgte die königlich sächsische Anerkennung in Dresden und zwei Jahre später eine Ausdehnung des Titels auf seine Nachkommen.[8]
Familie
Im Juni 1850 heiratete Joseph Huppmann in St. Petersburg Katharina Seemann (* 25. November 1818; † 1890). Sechs Jahre später kam in Paris die erste Tochter Catherine Huppmann-Valbella zur Welt.[9] In den 1870er Jahren gehörte der Familie ein viergeschossiges, im historistischen Stil errichtetes Eckhaus in der Berliner Mittelstraße, das heute nicht mehr erhalten ist.[10] Huppmann-Valbellas zweite Tochter Nadine (1858–1942) ehelichte 1884 in New York den Fideikommißherr und Reichsrat Leopold Kolowrat-Krakowsky (1852–1910). Eines ihrer Kinder war der Filmproduzent Sascha Kolowrat-Krakowsky.[11]
Einzelnachweise
- Weimarer historisch-genealoges Taschenbuch des gesamten Adels jehudäischen Ursprunges. Kyffhäuser-Verlag, Weimar 1912, S. 150.
- Stalke, Holger (Hrsg.): Tabakrausch an der Elbe Geschichten zwischen Orient und Okzident. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2020, ISBN 978-3-7319-1011-4.
- Leman Bilgic, Maike Fabian, Corinna Schwetasch, Robert Stock: Dresdner Orientalismus. In: Rolf Lindner (Hrsg.): Dresden: ethnografische Erkundungen einer Residenzstadt. Leipziger Univ.-Verlag, Leipzig 2006, ISBN 3-86583-118-4, S. 223 (online).
- Compagnie Laferme, Tabak- und Cigaretten-Fabriken Dresden. Ecksteins Biographischer Verlag, Berlin 1912, S. 6 (online).
- Blauer Dunst aus Dresden. In: Sächsische Zeitung. 28. Juli 2012. Abgerufen am 26. März 2021.
- Compagnie Laferme, Tabak- und Cigaretten-Fabriken Dresden. Ecksteins Biographischer Verlag, Berlin 1912, S. 22 (online).
- Herbert Pönicke: Jasmatzi, Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 10, Duncker & Humblot, Berlin 1974, ISBN 3-428-00191-5, S. 360 (Digitalisat).
- Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser. Julius Perthes, Gotha 1917, S. 430.
- Family tree of Josef Huppmann-Valbella. Abgerufen am 4. Februar 2021 (englisch).
- Wohnhaus des Baron von Huppmann-Valbella Mittelstraße/Neustädtische Kirchstraße, Berlin. Abgerufen am 6. Februar 2021.
- Hans Christoph Graf von Seherr-Thoß: Kolowrat, Alexander Graf von Kolowrat-Krakowský. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 474 (Digitalisat).