Joseph von Hommer

Joseph Ludwig Aloys v​on Hommer, a​uch Josef Ludwig Alois v​on Hommer, (* 4. April 1760 i​n Koblenz; † 11. November 1836 i​n Trier) w​ar von 1824 b​is 1836 Bischof v​on Trier.

Bischof Joseph von Hommer, vor dem Trierer Dom

Leben

Joseph v​on Hommer entstammte e​iner Koblenzer Familie, s​ein Vater w​ar der kurtrierische Geheimrat u​nd Archiv- u​nd Kanzleidirektor Johann Friedrich v​on Hommer (1703–1773). Seine Mutter Ursula (1724–1782) w​ar eine Tochter d​es kurkölnischen Reichskammergerichts-Assessors Johann Melchior Cramer v​on Clausbruch (1680–1740)[1] u​nd der Anna Maria Seraphina Edle v​on Solemacher a​us dem Hause Namedy (1695–1734), s​owie Schwester d​es kurkölnischen Reichskammergerichts-Assessors Arnold Heinrich Cramer v​on Clausbruch (1720–1792).

Wappen derer von Hommer
Wappen derer Cramer von Clausbruch

Sein Bruder Peter Melchior v​on Hommer (1743–1809) w​ar von 1796 b​is 1806 kurtrierischer Reichskammergerichts-Assessor, Schwiegervater d​es Verwaltungsjuristen Franz Joseph v​on Stein[2] u​nd Großvater v​on Karl v​on Mulzer (1805–1875).[3]

Joseph v​on Hommer erhielt s​eine Ausbildung a​ls Kleriker i​m Jesuitenkolleg, später i​m Diözesanseminar i​n Trier (1778). Danach folgten juristische Studien i​n Heidelberg, s​eit 1780 arbeitete e​r als praktischer Jurist i​n Wetzlar u​nd Koblenz. Im Jahre 1783 empfing e​r die Priesterweihe i​n Trier. Er übernahm i​m selben Jahr d​ie Pfarrei Wellersheim b​ei Trier. Es folgten aufsteigende Tätigkeiten i​m erzbischöflichen Dienst (Vikariat u​nd Offizialat) b​is zum "Geheimen Rat" (1786).

1794 f​loh er a​ls Vertrauter d​es Kurfürsten u​nd Erzbischofs Clemens Wenzeslaus v​on Sachsen v​or den einrückenden Franzosen über d​en Rhein u​nd wirkte a​ls Pfarrer i​n Schönberg/Westerwald. 1802 w​urde er v​om Erzbischof a​ls Seelsorger n​ach Ehrenbreitstein berufen, a​b 1816 w​ar er Generalvikar d​es Domkapitels für d​ie rechtsrheinischen Pfarreien d​es Bistums Trier.

Als 1821 d​as Bistum n​ach Übernahme d​urch Preußen n​eu formiert wurde, w​urde Hommer 1824 z​um Bischof v​on Trier ernannt – a​uf Vorschlag König Friedrich Wilhelms III. v​on Preußen – d​urch Papst Pius VII. Die Bischofsweihe a​m 24. August 1824 spendete i​hm Kaspar Max Freiherr Droste z​u Vischering, Bischof v​on Münster. Die feierliche Einsetzung (Inthronisation) f​and nach achtjähriger Sedisvakanz a​m 12. September 1824 statt.

Wirken

Sein Hauptanliegen war neben der Arbeit am Archivwesen im Bistum die Anhebung der geistlichen Ausbildung und die Förderung der Fortbildung der Geistlichen im Geiste der Aufklärung. Bischof von Hommer war ein Mann profunder Gelehrsamkeit und ein beim Volke sehr beliebter Hirte, der für seine Ziele selbst Mittel aus eigener Tasche einbrachte. Er unternahm zahlreiche Visitationen in seinem Bistum und gab den Pfarrern jeweils genaue Anweisungen und Ratschläge zur Verbesserung der Verhältnisse in ihrer Pfarrei, dabei war er um Ausgleich bemüht, konnte aber auch streng durchgreifen wenn es erforderlich war. Besonderes Anliegen war ihm auch die Ausstattung der Kirchen und ihre bauliche Instandhaltung. Hommer förderte die „Hermesianische Theologie“ (nach Georg Hermes; 1835 durch Papst Gregor XVI. verboten) in Trier, was starken Widerspruch der konservativen Kräfte hervorrief, der sich noch steigerte, als er sich für die interkonfessionelle Ehe einsetzte und der geheim gehaltenen „Berliner Konvention“ von 1834 zur „Mischehenfrage“ („Jede Trauung ist liturgisch möglich.“) beitrat; weitere Mitglieder waren: der Erzbischof von Köln, Graf Ferdinand August von Spiegel zum Desenberg und Canstein, und der preußische Gesandte in Rom, Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen. Unmittelbar vor seinem Tode bereute er diesen Schritt und widerrief. Gregor XVI. wurde durch den Widerruf früh über die Konvention in Kenntnis gesetzt und kündigte sie am 10. Dezember 1837. Ein bemerkenswertes Selbstzeugnis und eine wichtige Quelle für die Geschichte seiner Zeit sind die von Hommer verfassten „Meditationes in vitam meam peractam“, eine Mischung aus religiöser Betrachtung, Tagebuch und Autobiografie.

Literatur

  • Wilhelm Arnoldi: Trauerrede auf den Hochwürdigsten Hochwohlgeborenen Herrn Joseph Ludwig Aloys von Hommer. Blattau, Trier 1836
  • Franz Xaver Kraus: Hommer, Joseph Ludwig Aloys von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 13, Duncker & Humblot, Leipzig 1881, S. 59–63.
  • Johann Jakob Wagner: Joseph von Hommer, Bischof von Trier. Petrus-Verlag, Trier 1917
  • Alois Thomas: Die liturgische Erneuerungsbewegung im Bistum Trier unter Bischof von Hommer (1824–1836). In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 15 (1963), S. 208–238
  • Martin Persch: Josef von Hommer (1760–1836). In: Rheinische Lebensbilder 10 (1985), S. 47–66
  • Joseph von Hommer: Meditationes in vitam meam peractam. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Alois Thomas (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte 25). Selbstverlag der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte, Mainz 1976
  • Die Bischöfe von Trier seit 1802. Festgabe für Bischof Dr. Hermann Josef Spital zum 70. Geburtstag am 31. Dezember 1995. Im Auftrag des Bischöflichen Generalvikariates hrsg. v. Martin Persch u. Michael Embach. - Trier: Paulinus Verlag 1996 (=Veröffentlichungen des Bistumsarchivs Trier, Bd. 30).
  • Martin Persch und Bernhard Schneider (Hrsg.): Auf dem Weg in die Moderne - Geschichte des Bistums Trier, Band 4, Paulinus Verlag, Trier 2002, ISBN 3-7902-0274-6
  • Alois Thomas: Hommer, Josef von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 9, Duncker & Humblot, Berlin 1972, ISBN 3-428-00190-7, S. 592 f. (Digitalisat).
  • Friedrich Wilhelm Bautz: Hommer, Josef v.. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 2, Bautz, Hamm 1990, ISBN 3-88309-032-8, Sp. 1018–1020.

Einzelnachweise

  1. Neuer Nekrolog der Deutschen, Band 14, 1838, S. 716.
  2. Stein, Franz Bernhard Joseph von. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 26. Februar 2020). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  3. Das Reichskammergericht und seine Richter, Verwandtschaftstafel II, S. 558–559.
VorgängerAmtNachfolger
Charles MannayBischof von Trier
1824–1836
Wilhelm Arnoldi


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