Joseph Grossauer

Joseph Grossauer bzw. Großauer (* i​m 17. Jahrhundert i​n Wien; † i​m 18. Jahrhundert) w​ar ein i​n München tätiger Goldschmied. Sein Wirken i​st bis 1755 nachweisbar.

Leben

Grossauer w​ar ab 1717 i​n München a​ls Meister ansässig. Der Sohn e​ines Eisenhammerschmiedes w​urde in Wien b​ei Mathes Franz ausgebildet u​nd heiratete i​n München d​ie Goldschmiedetochter Maria Leismüller. In seinen späteren Jahren w​urde er a​ls Hofgoldschmied bezeichnet. Er bildete zahlreiche Lehrlinge aus,[1] darunter offenbar a​uch seinen Neffen Joseph Bonaventura Leismiller, e​inen Sohn v​on Franz Benedikt Leismiller.[2]

Neben profanen Werken[1] schuf Grossauer zahlreiche Goldschmiedearbeiten für Kirchen und verwendete das Monogramm „J G“ oder „I G“, das später auch von Ignatz Grünwald benutzt wurde, so dass die Zuschreibung der Arbeiten nicht immer sicher ist. Werke, die dieses Zeichen tragen und stilistisch ins frühe 18. Jahrhundert eingeordnet werden können, gelten als Schöpfungen Grossauers.[3] Grossauer schuf unter anderem für die Theatinerkirche zwei in Silber getriebene Brustbilder der Heiligen Kajetan und Andreas Avellinus, die nicht erhalten blieben. Sie stammten aus dem Jahr 1722.[4] Für die Au-Münchner Mariahilfkirche gestaltete er eine große Sonnenmonstranz und für die Marienkirche in Thalkirchen ebenfalls eine Monstranz. Für die Dreifaltigkeitskirche in München schuf er ein Ziborium und eine Kürbiskrone sowie ein Kreuzpartikel. Ein Missale in der Allerheiligenhofkirche in München trägt Beschläge, die Grossauer gestaltete.

In d​er Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist i​n Pfaffenhofen a​n der Ilm befinden s​ich zwei Silberbüsten d​es St. Joachim u​nd der St. Anna, d​ie Großauer u​m 1730 schuf,[5] ferner z​wei goldene u​nd silberne Statuetten v​on St. Sebastian u​nd St. Rochus a​us derselben Zeit[6] s​owie ein Kelch m​it Medaillondarstellungen z​um Leben Mariens a​us der Zeit u​m 1750[7] u​nd eine ebenfalls a​uf etwa 1750 datierte Monstranz.[8]

Im Jahr 1724 g​oss Grossauer e​ine Silberbüste d​er heiligen Anastasia für d​as Kloster Benediktbeuern.[9] Im Victoria a​nd Albert Museum befindet s​ich ein a​uf 1742 datierter Kelch, d​er Grossauer zugeschrieben wird.[10]

Ein Goldschmiedegeselle, d​er ebenfalls d​en Namen Joseph Großauer trägt, w​ird unter d​en Rompilgern e​iner Marianischen Kongregation aufgelistet, d​ie im Jahr 1750 z​u Papst Benedikt XIV. i​n die Heilige Stadt reisten.[11]

Literatur

Einzelnachweise

  1. Schokoladenkanne, Silber #518 (Memento vom 24. Januar 2016 im Internet Archive) helga-matzke.de (Mit Biographie Grossauers).
  2. Joseph Bonaventura Leismiller 1698–1737 (Memento vom 3. September 2013 im Internet Archive) cweishaupt.com.
  3. Grossauer, Joseph. In: Ulrich Thieme, Fred. C. Willis (Hrsg.): Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Begründet von Ulrich Thieme und Felix Becker. Band 15: Gresse–Hanselmann. E. A. Seemann, Leipzig 1922, S. 101 (Textarchiv – Internet Archive).
  4. Ferdinand Sterzinger: Merkwürdigkeiten der kurfürstlichen Hofkirche der P. P. Theatiner in München. Joseph Zängl, München 1789, S. 11 (books.google.com).
  5. Otto Baumgärtner, Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist. Pfaffenhofen an der Ilm. München / Zürich 1985, ISBN 3-7954-0461-4, S. 21.
  6. Otto Baumgärtner, Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist. Pfaffenhofen an der Ilm. München / Zürich 1985, ISBN 3-7954-0461-4, S. 44.
  7. Otto Baumgärtner, Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist. Pfaffenhofen an der Ilm. München / Zürich 1985, ISBN 3-7954-0461-4, S. 63.
  8. Otto Baumgärtner, Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist. Pfaffenhofen an der Ilm. München / Zürich 1985, ISBN 3-7954-0461-4, S. 65.
  9. Josef Hemmerle: Die Benediktinerabtei Benediktbeuern. Walter de Gruyter, Berlin / New York 1991, ISBN 3-11-012927-2, S. 255.
  10. Chalice Grossauer, Joseph Victoria and Albert Museum, London (Abbildung des Kelchs).
  11. Anton Baumgartner: Rückkehre des Pabstes Pius VII. nach Rom: von der bürgerlichen Congregation in München den 15. May 1814 gefeyert: nebst einer Beschreibung des Bürgersaales. Joseph Zängl, München 1814, S. 27 (books.google.com).
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