Joseph Elsner junior
Joseph Elsner jun. (* 26. März 1879 in München; † 24. Juli 1970 in Ottobrunn) war ein deutscher Architekt, Kirchenausstatter und Dekorationsmaler.
Leben
Joseph Elsner war der Sohn des gleichnamigen Münchner Architekten Joseph Elsner. Nach der Ausbildung an der Königlichen Kunstgewerbeschule in München setzte Elsner jun. seine Ausbildung im Architekturbüro und in der „Anstalt für Christliche Kunst“ seines Vaters fort. Nachdem er an verschiedenen Projekten seines Vaters mitbeteiligt war, trat er als Architekt und Bauleiter in die väterliche Firma ein. Nachfolgend spezialisierte er sich auf Kirchenrenovierungen und Erweiterungen von Landkirchen in Ober- und Niederbayern sowie im bayerischen Schwaben. Häufiger Auftraggeber war das Bistum Augsburg. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg wurde die Jugendstilkirche Maria Immaculata in Dietelskirchen nach seinen Plänen und unter seiner Bauleitung errichtet. Mit diesem Projekt gelang es ihm, die bisherigen Formen des Historismus zu überwinden. Auch die im Stil des Neubarock errichtete Pfarrkirche St. Michael in Schönberg, ein Gemeinschaftsprojekt von Vater und Sohn Elsner, enthält Elemente des Jugendstils.
Im Ersten Weltkrieg gehörte Joseph Elsner jun. der Königlich Bayerischen Reserve Pionier Kompanie 13 an und kam an die Westfront (Flandern, Elsass und Lothringen). Dort war er für den Bau von Mebu-Befestigungen (Mebu = monierter Eisenbetonunterstand) und Minierarbeiten zuständig. Mit zahlreichen Fotos aus dieser Zeit dokumentierte er den Bau der Befestigungen sowie das Leben in den Stellungen an der Front. Von Oktober 1917 bis Oktober 1918 gehörte er der Landwehrkompanie 3 an, die in der Nähe von Riga eingesetzt war.
Nach dem Ersten Weltkrieg entwarf Joseph Elsner jun. für die Liebfrauenfestspiele von Vilsbiburg (1922–1932) zwanzig Bühnenbilder, die von seiner Jerusalemreise inspiriert waren, die er kurz vor Kriegsbeginn unternommen hatte. Vermutlich deshalb unterhielt er Mitte der 1920er Jahre ein Büro in Vilsbiburg[1]. In einer Beschreibung über die Liebfrauenfestspiele ist zu lesen: „Den Bühnenbildnern stand ein Fachmann zu Rate, ein ausübender Künstler und ehemaliger Palästinapilger, Herr Architekt Joseph Elsner-München, der im Dekorations- und Kirchenmaler, Herrn Doll-München, verständnisvolle Unterstützung fand. Was hier in treuem Zusammenwirken mit dem Spielleiter geschaffen wurde, geht weit über das Durchschnittsmaß hinaus! Der Künstler Elsner war eben ganz von dem Gedanken durchdrungen, daß Dichter, Komponist und Maler sich gegenseitig ergänzen und vervollständigen müssen.“
Wegen der wirtschaftlich schwierigen Verhältnisse in den Nachkriegsjahren, in denen auch der ländliche Kirchenbau weitgehend zum Erliegen kam, wandte sich Joseph Elsner später dem Bau von Weihnachtskrippen zu. 1923 gründete er die Vilsbiburger Ortsgruppe im „Verein der bayerischen Krippenfreunde“. Für die Wallfahrtskirche Maria Hilf in Vilsbiburg entwarf er eine Weihnachtskrippe, die unter seiner Anleitung entstand. Sie bestand ursprünglich aus 52 biblischen Szenen, die ebenfalls seine Eindrücke aus Palästina wiedergaben.[2]
Joseph Elsner jun. war Mitglied des Vereins für Volkskunst, der sich u. a. für denkmalgerechte Restaurierungen einsetzte. Seit 1905 war er mit der Passauerin Olga Späth verheiratet. Der Ehe entstammten die Söhne Rudolf (1905–2003), Josef (1906–1989) und Hermann (1909–1943). Wegen der Namensgleichheit mit seinem Vater ist die Zuschreibung seiner eigenständigen Werke nicht immer gesichert.
Werke
- Seifriedswörth, Innenrestaurierung der Kirche St. Peter und Paul (1902)
- Johannesbrunn, Innenrestaurierung der Kirche Mariä Empfängnis (1906); Altäre, Kanzel und Orgel wurden nach Joseph Elsners Plänen renoviert und die Wände mit farbenprächtigen floralen Ornamenten im Stil der Neugotik ausgemalt. Sie wurden 1938 übertüncht, bei der Renovierung 1990 zum Teil wieder freigelegt und nach den ursprünglichen Vorlagen von 1906 aufwändig restauriert.
- Vilsbiburg: Entwurf für einen Um- und Neubau der Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt zu einem „Dom im Vilstal“ (1907), der jedoch nicht realisiert werden konnte[3]. 1925 erfolgte eine Innen- und Außenrenovierung der bestehenden Kirche durch Joseph Elsner junior, der einen Kostenvoranschlag über 12.500 Mark abgegeben hatte[4].
- Treidlkofen, Pfarrkirche St. Ulrich: Verlängerung (1908)[5]
- Waging, Pfarrkirche St. Martin: Wiederaufbau des Hl. Grabes (1910)
- Pauluszell, Pfarrkirche Pauli Bekehrung: Innenrestaurierung (1908/09)[6]
- Seyboldsdorf, Pfarrkirche St. Johannes: Decken- und Wandgemälde (1908/12; die 1956 übermalten Gemälde wurden 2003 freigelegt, retuschiert und wiederhergestellt). 1934 schenkte Elsner der Seyboldsdorfer Kirche die Figur „Christus in der Rast“.
- Wörishofen, Pfarrkirche St. Justina: Rebarockisierung und Erweiterung (1910/11)
- Schönberg, Pfarrkirche St. Michael: Neubau, gemeinsam mit seinem Vater Joseph Elsner (1912)
- Dietelskirchen, Jugendstilkirche Maria Immaculata, Neubau (1913/14)
- Saaldorf, Pfarrkirche St. Martin: Neubau (1914)
- Nassenbeuren, Kirche St. Vitus: Umgestaltung des Hauptaltars und der Seitenaltäre (1920)
- Zusamaltheim: Pfarrkirche St. Martin, Generalrestaurierung (1922)
- Bonbruck: Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, Ausmalung (1923)[7]
- Lichtenhaag, Umbau der Kirche (1926)
- Hohenzell: Teilneubau (1926/27), Deckengemälde von Oswald Völkel
- München-Lerchenau: Entwurf für die Kirche St. Agnes (1936), nicht realisiert, aber bereits 1932 Hilfe beim Umbau eines Schafstalls zur Notkirche[8][9]
Literatur
- Georg Brenninger: Dietelskirchen, ein seltenes Beispiel kirchlichen Jugendstils. In: Der Storchenturm, 1980, Heft 30, S. 64–71
- Michael Andreas Schmid: Moderner Barock und Stilimitatoren. Sakraler Neubarock und denkmalpflegerische Rebarockisierungen in der Diözese Augsburg. München 2007, ISBN 978-3-8316-0670-2
- Elsner, Joseph. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 33, Saur, München u. a. 2002, ISBN 3-598-22773-6, S. 399.
- Peter Käser: Kirchenführer Die Kirchen der Pfarrei Seyboldsdorf. Egglkofen 2004, S. 23.
Weblinks
Einzelnachweise
- Adreß- und Geschäftshandbuch für die Stadt Pfarrkirchen und die Märkte Vilsbiburg und Triftern 1925
- Gabi Schwarzhölzl, Barbara Wimmer: Hirten und Prunkzelte. Das Vilsbiburger Bergkripperl in der Wallfahrtskirche Maria Hilf. Eichendorf Verlag, Regensburg 1999, ISBN 3-930648-30-X, S. 13, 15–19 und 28.
- Peter Käser: Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt Vilsbiburg Attenkofer Verlag, 2006, S. 138, Anm. 214; Abbildung S. 139
- Peter Käser: Stadtpfarrkirche Mariä Himmelfahrt Vilsbiburg Attenkofer Verlag, 2006, S. 193
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- Pauluszell
- http://www.gemeinde-bodenkirchen.de/geschichte/Bonbruck/pfarrkirche-maria-himmelfahrt2.htm@1@2Vorlage:Toter+Link/www.gemeinde-bodenkirchen.de (Seite+nicht+mehr+abrufbar,+Suche+in+Webarchiven) Datei:Pictogram+voting+info.svg Info:+Der+Link+wurde+automatisch+als+defekt+markiert.+Bitte+prüfe+den+Link+gemäß+Anleitung+und+entferne+dann+diesen+Hinweis.+
- Festschrift (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven) Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- mit Entwurfszeichnungen zum 1936 geplanten Neubau.