Joseph Dettlinger

Joseph Dettlinger (* 10. September 1865 i​n Heuweiler[1]; † 5. April 1937 i​n Freiburg i​m Breisgau[2]) w​ar ein badischer Holzbildhauer, d​er in Freiburg i​m Breisgau wirkte u​nd vor a​llem für s​eine geschnitzten Altäre bekannt ist.[3] Seine Vorbilder w​aren spätgotische Meister w​ie Tilman Riemenschneider.[4]

Leben

Dettlinger w​urde bei Wilhelm Walliser (1831–1898) ausgebildet u​nd machte s​ich 1896 selbstständig. Dettlingers Freiburger Werkstatt i​n der Deutschordensstraße 5 i​n Freiburg-Herdern w​urde von seinem Sohn Josef Georg Dettlinger (1898–1975) u​nd seinem Enkel Josef Konrad Dettlinger (1930–2008) fortgeführt[5] u​nd besteht u​nter dem Namen „Dettlinger Bildhauer-Atelier Nachf. Helmut Kubitschek“ weiter.

Werk

Madonna am Grabmal der Architektenfamilie Meckel
Heilig-Grab-Altar der Ulmer Georgskirche

Dettlinger arbeitete häufig m​it dem Freiburger Architekten Max Meckel u​nd dessen Sohn Carl Anton Meckel zusammen. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit entstanden v​iele Werke Dettlingers, a​n denen teilweise a​uch die Freiburger Kirchenmaler Carl Philipp Schilling u​nd Franz Schilling beteiligt waren:

Für d​ie Pfarrkirche St. Mariä Himmelfahrt i​m Ehrenkirchener Ortsteil Kirchhofen s​chuf er, n​eben dem Herz-Jesu-Altar, e​inen Zyklus v​on Apostelfiguren n​ach dem Vorbild d​es Meisters v​on Blutenburg. Lediglich d​ie Figuren v​on Petrus u​nd Paulus stammen v​on seinem Kollegen Fidel Sporer.[20]

Für d​ie Pfarrkirche St. Michael i​n Haslach kopierte e​r 1909 d​ie Figuren a​m Triumphkreuz d​er Klosterkirche Wechselburg.

Teil des Kreuzwegs in Sydney

Für d​ie Freiburger Georgskirche kopierte Dettlinger d​en spätgotischen Flügelaltar a​us der Kirche Heiliges Kreuz i​n Kaysersberg i​m Elsass. Er w​ar im Jahr 1518 v​on Hans Bongart a​us Colmar gefertigt worden. Motive hiervon verwendete Dettlinger für d​en Kreuzweg i​n der Pfarrkirche Unserer Lieben Frau i​n der Karlsruher Südstadt, d​ie weitere Werke Dettlingers enthält. Eine Kopie d​es Kreuzwegs befindet s​ich in d​er Hausacher Stadtkirche St. Mauritius.[21] Die Kirche St. Francis Xavier i​n der Pfarrei Lavender Bay i​m australischen Sydney besitzt e​inen Kreuzweg Dettlingers a​us den 1860er-Jahren.[22]

Für d​en frühbarocken linken Seitenaltar d​er ehemaligen Wilhelmiten-Klosterkirche i​n Oberried bildete Dettlinger 1932 e​ine spätgotische Figur i​n der Pfarrkirche St. Felix u​nd Regula i​n Reute nach.[23]

Weitere Werke Dettlingers s​ind das Kreuz i​m großen Sitzungssaal d​es Erzbischöflichen Ordinariats i​n Freiburg,[24] d​as Mittelstück d​er Weihnachtstafel z​um Hochaltar d​er Schlosskapelle Stegen, h​eute im dortigen Schloss,[25] s​owie der Hochaltar d​es Kirchleins i​m Bonndorfer Ortsteil Brunnadern.[26] Die Konstanzer Kirche St. Stephan erhielt v​on Dettlinger i​m Zuge d​er Innenrenovation v​on 1905 b​is 1917 s​echs geschnitzte Hochreliefs für d​ie neue Decke a​us Lärchenholz.[27] Zu d​er gut erhaltenen, vorwiegend a​us den letzten Jahrzehnten d​es 19. Jahrhunderts stammenden Ausstattung d​er Pfarrkirche St. Hilarius i​n Bollschweil t​rug Dettlinger n​ach 1905 e​inen kreuztragenden Jesus, e​ine Ölberggruppe, e​ine Pietà s​owie Statuen d​er heiligen Antonius v​on Padua u​nd Franz v​on Assisi bei.[28] Die Heilig-Kreuz-Kirche i​n Knielingen, e​inem Stadtteil v​on Karlsruhe, erhielt 1925 e​ine Maria a​us Dettlingers Werkstatt.[29] In d​er Kirche St. Vinzenz i​n Liel hängen a​n der Stirnwand d​es Altarraums z​wei von i​hm geschaffene Skulpturen v​on Maria u​nd Johannes zuseiten e​ine Missionskreuzes.[30]

Literatur

  • Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X.
Commons: Joseph Dettlinger – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Heinrich Hansjakob: Meine Madonna in: Ausgewählte Erzählungen Band 4, Adolf Bonz & Comp., Stuttgart 1903, (Digitalisat).
  2. Manfred Hildenbrand, Werner Scheurer: Heinrich Hansjakob (1837–1916). Festschrift zum 150. Geburtstag, Selbstverlag der Stadt Haslach i. K., 1987, S. 67.
  3. Michael Klant: Vergessene Bildhauer. In: ders. (Hrsg.): Skulptur in Freiburg. Band 2: Kunst des 19. Jahrhunderts im öffentlichen Raum. Modo, Freiburg 2000, ISBN 3-922675-77-8, S. 164–172, insbesondere S. 169.
  4. Werbetext für den Vortrag über Josef Dettlinger, den Werner Brunner am 18. November 2010 in Teningen für die Volkshochschule hielt.
  5. Heuweiler Bürger mit Renommee. Der Bildhauer Joseph Dettlinger war im Breisgau zu Hause. In: Badische Zeitung 5. Juli 2016.
  6. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 193.
  7. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 217 f.
  8. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 263.
  9. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 348 f.
  10. Werner Wolf-Holzäpfel: Münster St. Jakobus im Schwarzwald, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2010, ISBN 978-3-89870-609-4.
  11. Eva Korinth: Titisee-Neustadt: Einblick: Führungen im Neustädter Jakobusmünster, Badische Zeitung, 14. Juli 2012, abgerufen am 21. Juli 2012.
  12. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 352.
  13. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 354.
  14. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 362.
  15. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 364.
  16. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 365.
  17. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 368.
  18. Werner Wolf-Holzäpfel: Der Architekt Max Meckel 1847–1910. Studien zur Architektur und zum Kirchenbau des Historismus in Deutschland. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2000, ISBN 3-933784-62-X, S. 386.
  19. Kurzführer, Pfarrkirche St. Martin. kath-sinzheim-huegelsheim.de, abgerufen am 26. Juni 2016 (Jahr der Weihe).
  20. Walter Uehlein: Die Pfarr- und Wallfahrtskirche St. Mariä Himmelfahrt in Kirchhofen (Gemeinde Ehrenkirchen) (Memento des Originals vom 10. Juni 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ehrenkirchen.de, Zugriff am 22. April 2011
  21. Kirche Unsere Liebe Frau (Karlsruhe) online
  22. History of St. Francis Xavier Church. North Sydney Catholics, archiviert vom Original am 23. März 2012; abgerufen am 12. Mai 2013.
  23. Karl Suso Frank: Oberried, Pfarrkirche Mariä Krönung. Schnell & Steiner, Regensburg 1999, ISBN 3-7954-6190-1.
  24. Bernd Mathias Kremer: Wie für die Ewigkeit gebaut. Das Erzbischöfliche Ordinariat in Freiburg wird 100 Jahre alt, Konradsblatt Nr. 48 vom 26. November 2006.
  25. Manfred Müller und Claudius Heitz: Schlosskapelle Stegen, Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg 2015, ISBN 978-3-89870-941-5, S. 21.
  26. brunnadern.de: Das Gotteshaus, Zugriff am 23. April 2011.
  27. Christina Egli: Geschichte des Chorherren-Stiftes St. Stephan in: St. Stephan Konstanz, Fink, Lindenberg (Digitalisat@1@2Vorlage:Toter Link/www.kath-musterhausen.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. ).
  28. Hermann Brommer: Kath. Pfarrkirche St. Hilarius Bollschweil. Regensburg, Schnell & Steiner 1994.
  29. Festschrift zum 75jährigen Bestehen der Gemeinde Hl. Kreuz Karlsruhe Knielingen, 1998.
  30. Hans-Otto Mühleisen: St. Vinzenz, Liel." In: Kirchen und Kapellen der Seelsorgeeinheit Schliengen", Lindenberg 2017, S. 30. online
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