Josefine Gallmeyer
Josefine Gallmeyer (* 27. Februar 1838 in Leipzig; † 3. Februar 1884 in Wien) war eine österreichische Schauspielerin und Theaterdirektorin deutscher Herkunft.
Leben
Josefine Gallmeyer war die uneheliche Tochter der Schauspielerin Katharina Tomaselli; ihr Vater war der Opernsänger Michael Greiner. 1842 nahm sie den Namen ihres Stiefvaters Christian Gallmeyer an.
Mit 15 Jahren debütierte Gallmeyer 1853 am Stadttheater in Brünn. Von dort aus wurde sie an die Vereinigten Deutschen Theater in Budapest engagiert. Dieser Vertrag wurde ihr schon nach kurzer Zeit wegen Unbotmäßigkeit und Insubordination fristlos gekündigt.
Zurück in Brünn trat sie verstärkt als Parodistin auf und wurde 1856 von Johann Nepomuk Nestroy entdeckt. Er holte sie nach einem Gastspiel am Theater in der Josefstadt 1857 ans Carltheater in Wien.[1] Die Zusammenarbeit gestaltete sich wohl sehr unerquicklich und Gallmeyer ging zurück nach Brünn.
Neben Auftritten in Brünn gastierte sie auch in Hermannstadt und Temesvár. Der dortige Direktor, Friedrich Strampfer, engagierte sie für sein Haus und verschaffte ihr auch eine Tournee nach Deutschland. Sie gab ein Gastspiel am Viktoriatheater in Berlin und am Hoftheater in Dresden, doch ihres cholerischen Verhaltens wegen blieb es bei einem Auftritt.
Als 1862 Friedrich Strampfer das Theater an der Wien übernahm, holte er Gallmeyer zu sich nach Wien. Mit den Possen von Ottokar Franz Ebersberg und Karl Costa erreichte Gallmeyer endlich ihren Durchbruch.
1865 wechselte sie ans Carltheater.[2][3][4] Jacques Offenbach, von dem sie sich eine Rolle versprach, weigerte sich, für sie auch nur eine Zeile zu schreiben. Ab 1875 leitete sie zusammen mit dem Schriftsteller Julius Rosen das Strampfer-Theater, welches 1884 aber wegen Insolvenz schließen musste.
Die Jahre 1882 bis 1883 gelang es ihr, sich mit einer Tournee durch die USA zu sanieren. Anschließend trat sie abwechselnd am Theater an der Wien, Carltheater, Hamburg, Berlin und Graz auf.
Charakteristisch und fast schon sprichwörtlich waren ihre zahllosen Affairen und ihre Verschwendungssucht. 1873 gab sie eine kurzzeitige Verlobung mit Franz Tewele bekannt, die nicht von Dauer war.[5] Zeitweilig galt Gallmeyer als sehr vermögend, aber durch ihre immense Wohltätigkeit bedingt, war sie verarmt, als sie im Alter von 46 Jahren am 3. Februar 1884 in Wien gestorben ist.
Ihr Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 32 A, Nummer 17). Im Jahr 1928 wurde in Wien-Döbling (19. Bezirk) die Gallmeyergasse nach ihr benannt.
Rollen (Auswahl)
- Marion – Der preußische Landwehrmann und die französische Bäuerin (Karl Haffner)
- Sternenjungfrau – Die Sternenjungfrau (Karl Haffner).
- Therese – Therese Krones (Karl Haffner)
- Christina – Pariser Leben (Jacques Offenbach)
- Lilly – Ihre Familie
- Desvarennes – Sergius Panin (Georges Ohnet)
- Rosa – Der Verschwender (Ferdinand Raimund).
- Tini – Die elegante Tini (Camillo Walzel)
- Agnes – Eine leichte Person (August Conradi)
Werke
- Novelle
- Aus is’ (1982)
- Parodie
- Die Schwestern (1982)
- Drama
- Aus purem Haß (1883)
- Sarah und Bernhard (1884)
Literatur
- Constantin von Wurzbach: Gallmeyer, Josephine. In: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 28. Theil. Kaiserlich-königliche Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1874, S. 340 (Digitalisat).
- Adolph Kohut: Die größten und berühmtesten deutschen Soubretten des neunzehnten Jahrhunderts. Mit ungedruckten Briefen von Josephine Gallmeyer, Marie Geistinger, Ottilie Genée. Bagel, Düsseldorf 1890 1885.
- Ludwig Eisenberg: Großes biographisches Lexikon der Deutschen Bühne im XIX. Jahrhundert. Verlag von Paul List, Leipzig 1903, S. 303 f., (Textarchiv – Internet Archive).
- Hermann Arthur Lier: Gallmeyer, Josephine. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 51, Duncker & Humblot, Leipzig 1906, S. 739–742.
- E. Döbler: Josefine Gallmeyer. Dissertation, Universität Wien 1935.
- Eduard P. Danzky: Die Gallmeyer: der Roman ihres Lebens. Wancura, Wien 1953.
- Blanka Glossy: Josefine Gallmeyer. Wiens größte Volksschauspielerin. Waldhein-Eberle, Wien 1954.
- Gallmeyer Josephine. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 1, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1957, S. 395 f. (Direktlinks auf S. 395, S. 396).
- Gertrud Doublier: Gallmeyer, Josephine. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 53 f. (Digitalisat).
- Pressemeldungen
- † Josephine Gallmeyer.. In: Neue Freie Presse, 4. Februar 1884, S. 1 (online bei ANNO). und die Folgeseiten 2 und 3
- "Die Auferstehung der 'feschen Pepi'". Die Wochenzeitschrift Wiener Bilder zur Exhumierung Gallmeyers im Oktober 1906
- Die Gallmeyer. Zum 50. Todestag der Künstlerin. In: Wiener Bilder, 4. Februar 1934, S. 10 (online bei ANNO).
Einzelnachweise
- Artikel in: Morgen-Post, 14. Oktober 1857, S. 3 (online bei ANNO).
- Artikel in: Neues Fremden-Blatt, 2. September 1865, S. 7 (online bei ANNO).
- Artikel in: (Der) Zwischen-Akt, 15. September 1865, S. 2 (online bei ANNO).
- Artikel in: Blätter für Musik, Theater und Kunst / Blätter für Theater, Musik und Kunst / Zellner’s Blätter für Theater, Musik und bildende Kunst, 26. September 1865, S. 2 (online bei ANNO).
- Artikel in: Illustrirtes Wiener Extrablatt, 15. Jänner 1873, S. 1 (online bei ANNO).