John Brown (Mediziner)
John Brown (* 1735 oder 1736 in Buncle, Berwickshire/Schottland; † 7. Oktober 1788 in London) war ein schottischer Arzt und Neurophysiologe in Edinburgh und London (Königreich Großbritannien).
Leben
Brown war in Duns aufgewachsen und hatte ursprünglich bis 1759 eine theologische Ausbildung verfolgt, wandte sich dann jedoch entsprechend der moralisch-praktischen Interessen seiner Zeit einer medizinischen Ausbildung und Tätigkeit zu. Brown war ein Schüler von William Cullen, der ihn zunächst als Hauslehrer anstellte. Bereits Cullen hatte seine Lehre von der Nervenkraft auf alle Krankheiten ausgedehnt. Diesen Weg verfolgte Brown weiter, indem er die zeitgenössischen neurophysiologischen Erkenntnisse auf die nervöse Erregbarkeit reduzierte und für alle Krankheiten verallgemeinerte. Durch die Überspitzung der Lehre Cullens zerstritt er sich jedoch mit seinem früheren Gönner. Seine unter der Bezeichnung des Brownianismus bekannt gewordene Lehre erinnert gemäß den Prinzipien der moralischen Behandlung an den angestrebten Mittelweg zwischen Erregung von Leidenschaften und Mäßigung durch die Vernunft.[1]
Meyers Konversationslexikon von 1892 berichtet zur Biografie Browns: „Brown (...) geriet durch ungeregeltes Leben, übermäßigen Gebrauch von Spirituosen und Opium in schwerste Bedrängnis, sank nach seiner Übersiedelung nach London 1786 immer tiefer und starb (7. Okt. 1788) daselbst am Schlagfluß.“ (Schlagfluß eine alte Bezeichnung für Schlaganfall oder Apoplexia cerebri)
Leistungen
Die Leistung Browns bleibt durch die Umstände seines Todes unbeeinträchtigt. Offensichtlich erfolgte sein zuletzt gepflegter Lebensstil in Übereinstimmung mit seiner Theorie. Die Begriffe der Sthenie und Asthenie haben sich im psychiatrischen Schrifttum bis heute erhalten, siehe auch den von George Miller Beard populär gemachten Begriff der Neurasthenie. - Klaus Dörner glaubt, dass die Leistung Browns schon zu einer anderen Epoche zählt, die er zweifelsfrei als Übergangsära zur romantischen Epoche qualifiziert, siehe auch die Rezeption des Brownianismus. Der Brownianismus sei nur deshalb auch auf die Psychiatrie bezogen, weil damit Anspruch auf Gültigkeit für die gesamte Medizin erhoben wird.[1] Diese allgemeine Gültigkeit kann jedoch andererseits auch als frühe Form von Psychosomatik betrachtet werden.
Krankheiten werden in der Nosologie von J. Brown als Ausdruck von zu starker oder auch zu geringer Erregung verstanden. Dieses sind wiederum durch ein Missverhältnis von äußeren wie inneren Reizen und der Erregbarkeit auf den Organismus selbst zurückzuführen. Unter Reize werden Bedingungen verstanden wie Temperatur, Luftverhältnisse, Nahrungsstoffe aber auch psychische Affekte. Er teilt die Krankheiten in asthenische Krankheiten und sthenische Krankheiten. Erstere sind die Folge eines zu geringen Reizzustandes und letztere die Folge eines zu starken Erregungszustandes.
Werk
- Elementa medicinae. Edinburgh 1780
Einzelnachweise
- Dörner, Klaus: Bürger und Irre. Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie. [1969] Fischer Taschenbuch, Bücher des Wissens, Frankfurt / M 1975, ISBN 3-436-02101-6; Seiten 64 f., 225 f.
Literatur
- Werner Leibbrand: Romantische Medizin. Hamburg 1937. Zu Browns Einfluss auf die Psychiatrie siehe Seiten 50–56.
- Dietrich von Engelhardt: Brown, John. In: Werner E. Gerabek u. a. (Hrsg.): Enzyklopädie Medizingeschichte. De Gruyter, Berlin/ New York 2005, ISBN 3-11-015714-4, S. 212.