Johannes Bürk
Johannes Bürk (* 3. Juli 1819 in Schwenningen am Neckar; † 29. November 1872 ebenda) war ein deutscher Erfinder, Unternehmer und Politiker.
Leben
Johannes Bürk war ein Sohn des Schwenninger Schusters Jakob Bürk (1790–1864) und dessen Frau Anna Oefinger (1796–1836).
Johannes Bürk wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Nachdem er sich in der Schreibkunst ausbilden lassen hat beschäftigte er sich mit der Herausgabe von Studien, unternahm Reisen um seinen Erfahrungshorizont zu erweitern und unterhielt ein „Commissions-Büro“. von hier aus gab er 1854 die Schrift „Gemeinfaßliche Anleitung zur Erzeugung und Bereitung des Leins und Hanfs“ heraus. Zwei Jahre später erschien seine Publikation „Anweisung zur Ausmessung stehender und liegender Bäume mittels neuer Meß-Instrumente“.[1]
Seit 1848 war er mit Katharina geb. Weiler (1822–1885) verheiratet.[2] Er war evangelischen Glaubens und hatte zehn Kinder, darunter Richard Bürk. Nach dem Tod des Vaters übernahm jener 1872 die Technische Leitung der bisher vom Vater geführten Uhrenfabrik.
Württembergische Uhrenfabrik
Durch die intensive Beschäftigung mit der Technologie der Uhrenherstellung erfand Johannes Bürk 1849 eine tragbare Nachtwächteruhr, mit der die Anwesenheit der Wächter zu bestimmten Zeiten dokumentiert – und damit überwacht werden konnte. Diese Uhren wurden ab 1855 produziert.[3] In den Jahren 1860 bis 1861 gründete er mit Unterstützung der Zentralstelle für Gewerbe und Handel seiner Region eine eigene Uhrenfabrik zur Herstellung der Kontroll-Uhren und zur Produktion von Uhrenteilen. Durch eine konsequente Arbeitsteilung und maschinelle Herstellungsweise nach dem Vorbild der französischen und schweizerischen Uhrenfabriken revolutionierte er die im deutschen Raum bisher übliche rein handwerkliche Fertigung. Zugleich diente diese Fabrik auch als allgemeine Lehrwerkstatt. Die Kontrolluhren waren bis 1996 in der Produktion.
Bereits 1854 meldete Bürk sich mit „mathematischen Geräten zur Weltausstellung in Paris an“.[4]
Auch in dieser Zeit dokumentierte er im Bereich der Uhrenherstellung die gesammelten Erfahrungen und auf seinen Reisen gewonnenen Eindrücke in dem 1857 erschienenen Artikel „Die Uhrenfabrikation von Schwenningen“, der im Württembergischen Gewerbeblatt erschien und dem Buch „Über die amerikanische Uhrenfabrikation“ von 1861.[5]
Gesellschaftliches Wirken
Bürk war Mitbegründer des Turngemeinde 1859 Schwenningen e.V.[6] Die Gründung von Turnvereinen war von 1819 bis 1842 Zeit verboten, weil sie als liberales Zentrum möglicherweise aufrührerischer Umtriebe gewertet wurden. Bürk setzte sich erfolgreich dafür ein, dass die 1869 eröffnete Bahnstrecke Rottweil–Villingen über Schwenningen geführt wurde. Der ursprüngliche Plan sah eine Trassenführung weiter nördlich, über Niedereschach, vor.[7] Johannes Bürk war gewähltes Mitglied der ersten Handels- und Gewerbekammer Rottweil 1866.
Politische Ämter
Nach seiner Ausbildung war Johannes Bürk zunächst „Schreibereiinzipient“ und „Ratsschreiber in Schwenningen“. In diesem Amt war er auch für die Kontrolle der städtischen Nachtwächter zuständig, wodurch er auf die Erfindung der Kontrolluhr kam.
Bereits 1848 nahm er häufig an Sitzungen der Frankfurter Nationalversammlung als Zuhörer teil. 1868 wurde er zum Abgeordneten des württembergischen Landtags gewählt. Er war gegen den Beitritt Württembergs zum Deutschen Bund.[2] Dieses Mandat hatte er bis 1870 inne.
Siehe auch
Literatur
- Franz Ludwig Neher: Johannes Bürk : ein schwäbischer Wegbereiter industrieller Fertigung; zum hundertjährigen Bestehen der Württembergischen Uhrenfabrik Bürk Söhne Schwenningen am Neckar 1855 / 1955, Schwenningen a.N.: Württembergische Uhrenfabrik Bürk 1956
- Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 109.
- Paul Gehring: Johannes Bürk und Erhard Junghans: ein Beitrag zur Frügeschichte [!] der Schwäbischen Uhrenindustrie in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte, Stuttgart: Kohlhammer, Bd. 14 (1955), 1, S. 145–161
- Paul Gehring: Bürk, Johannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 2, Duncker & Humblot, Berlin 1955, ISBN 3-428-00183-4, S. 747 f. (Digitalisat).
- Werner Schmid: Die Württembergische Uhrenfabrik in Schwenningen und ihre Erzeugnisse, PDF
- Richard Bürk: Die Schwenninger Uhrmacher bis um's Jahr 1929, Villingen-Schwenningen: Kuhn 1990.
- Michael J. H. Zimmermann: "Ungebeugt als treuer Streiter für Humanität und Gesetzlichkeit". Der Demokrat Johannes Bürk, ein vielfältiger Pionier des Fortschritts aus Schwenningen a. N. In: Schwäbische Heimat, Jg. 70, 2019, Heft 4, S. 421–425 (online)
Weblinks
Einzelnachweise
- Paul Gehring, Johannes Bürk, Neue Deutsche Biographie, Band 2, 1955, S. 747, In: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 1. November 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Frank Raberg: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Kohlhammer, Stuttgart 2001, ISBN 3-17-016604-2, S. 108.
- Kontrolluhren.de - Nachtwächter - (PDF - 344 kB)
- Historie von Bürk Mobatime. (Nicht mehr online verfügbar.) In: buerk-mobatime.de. Archiviert vom Original am 14. August 2012; abgerufen am 14. August 2012. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Paul Gehring, Johannes Bürk, Neue Deutsche Biographie, Band 2, 1955, S. 747, In: Archivierte Kopie (Memento des Originals vom 1. November 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Gründungsgeschichte der »Turngemeinde 1859 Schwenningen e.V.« (Memento vom 22. November 2010 im Internet Archive)
- Zeittafel für Schwenningen bis 1972 - Villingen-Schwenningen. (Nicht mehr online verfügbar.) In: villingen-schwenningen.de. Archiviert vom Original am 15. September 2013; abgerufen am 14. August 2012. Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.