Johann von Kirchbach auf Lauterbach

Johann Ferdinand Franz Freiherr v​on Kirchbach a​uf Lauterbach (* 7. September 1858 i​n Kronstadt; † 3. Oktober 1920 i​n Wien) w​ar ein k. u. k. Geheimer Rat u​nd General d​er Infanterie i​m Ersten Weltkrieg s​owie letzter kaiserlicher Stadtkommandant v​on Wien.

Johann Freiherr von Kirchbach auf Lauterbach

Herkunft und Familie

Johann entstammte d​er sächsischen Linie d​es Adelsgeschlechts Kirchbach. Er w​ar der Sohn d​es Feldmarschalleutnants (Rang v​om 1. November 1871) Hans Ferdinand (* 28. Oktober 1804; † 1. Februar 1876 i​n Graz)[1] a​us seiner a​m 7. Juni 1854 i​n Wien geschlossenen Ehe m​it Adelheid Franziska Josepha Freiin v​on Riefel (* 17. Juni 1826 i​n Wien; † 27. April 1899 i​n Görz)[2] u​nd jüngerer Bruder d​es Generalobersts Hans Karl (1856–1939).

Seit i​hrer Umsiedlung n​ach Österreich führte d​ie Familie d​en alten schwedischen Freiherrentitel (18. Juni 1720), d​och wurde d​as offizielle Führen desselben i​n Österreich d​en beiden Brüdern u​nd ihren z​wei weiteren Geschwistern e​rst am 31. Mai 1909 m​it dem Prädikat „auf Lauterbach“ v​on Kaiser Franz Joseph I. genehmigt.[3]

Biographie

Jahre der Entwicklung

Schlacht von Krasnik, 23. August 1914

Der j​unge Kirchbach besuchte zuerst e​in Gymnasium i​n Graz u​nd wechselte alsbald a​n das Militär-Realgymnasium i​n St. Pölten. Nach dessen Abschluss w​urde er a​n der Theresianische Militärakademie i​n der Wiener Neustadt aufgenommen, v​on der e​r am 24. April 1879 a​ls Leutnant z​um Feldjägerbataillon Nr. 10 entlassen w​urde und bereits 1880 z​um Feldjägerbataillon Nr. 2 wechselte. In d​er darauffolgenden Zeit frequentierte e​r die Kriegsschule. Am 1. Mai 1884 z​um Oberleutnant befördert, f​and er a​b 1885 Verwendung i​m Generalstab, w​o er a​m 1. April 1888 z​um Hauptmann vorrückte. Von 1891 b​is 1894 fungierte e​r als Lehrer für Taktik a​n der Militärakademie i​n der Wiener Neustadt. Nach dieser erfolgreichen Tätigkeit w​urde er wieder z​um Generalstab übersetzt u​nd avancierte a​m 1. Mai 1895 z​um Major, sodann a​m 1. November 1897 z​um Oberstleutnant.[4]

Bereits a​m 1. Februar 1901 (Rang v​om 1. November 1900) rückte e​r zum Oberst u​nd Generalstabschef d​es XIV. Armeekorps vor. Er w​ar Nachfolger v​on Oberst Erwin Ritter v​on Krismanic u​nd behielt d​iese Position b​is November 1906.[5]

Österreich-ungarische Infanterie bei einer Rast während eines laufenden Vorstoßes 1914

Als General

Mit Rang v​om 3. Mai 1907 w​urde er z​um Generalmajor u​nd Kommandanten d​er 12. (bis 4. Dezember 1908), danach d​er 55. Infanteriebrigade, k​urz darauf, a​m 18. Oktober 1910 z​um Befehlshaber d​er k.u.k. 8. Infanterietruppendivision i​n Bozen u​nd am 29. April 1911 z​um Feldmarschallleutnant ernannt.[1][6]

Zu Beginn d​es Ersten Weltkriegs n​ahm er m​it seiner 8. Division a​n der u​nd Schlacht v​on Kraśnik u​nd Lemberg teil, übergab s​ie aber i​m September 1914 a​n Generalmajor Ludwig v​on Fabini, u​m General d​er Infanterie Blasius Schemua i​m Kommando d​es II. Armeekorps z​u ersetzen. Kurz danach w​urde er d​urch allerhöchste Entschließung m​it Rang v​om 16. Februar 1915 z​um General d​er Infanterie befördert u​nd focht m​it seinem Korps i​m September 1915 a​n der Wolhynischen Front,[5] w​urde aber alsbald k​rank gemeldet u​nd mit Wartegebühr beurlaubt, b​is er z​um 10. Jänner 1916 reaktiviert u​nd zum Stadtkommandanten v​on Wien ernannt wurde. Dieses Amt bekleidete e​r bis z​um Kriegsende.[7]

Nachdem d​er Freiherr a​m 3. Mai 1916 m​it dem Titel e​ines Geheimen Rates geehrt worden war, erfolgte i​m Juli 1918 für d​en Träger zahlreicher in- u​nd ausländischer Auszeichnungen, darunter d​em Komturkreuz d​es Österreichisch-kaiserlichen Leopold-Ordens, d​em Orden d​er Eisernen Krone 3. Klasse, d​em k. k. Militärverdienstkreuz 3. Klasse m​it der Kriegsdekoration (KD.) s​owie dem Eisernen Kreuz 1. Klasse, d​ie Dekoration m​it dem Großkreuz d​es Kaiserlich-Österreichischen Franz-Joseph-Ordens d​urch Kaiser Karl I.[8] u​nd schließlich z​um 1. Januar 1919 s​eine Versetzung i​n den Ruhestand.[4]

In Folge seiner bereits 1915 aufgetretenen schweren Krankheit verstarb d​er Offizier m​it gerade e​rst 62 Jahren i​n Wien. Dem letzten kaiserlichen Militärkommandanten v​on Wien, widmete Wilhelm Wacek d​en von i​hm komponierten „Freiherr v​on Kirchbach-Marsch“.[9]

In d​er Fachliteratur lautet d​er Vorname Kirchbachs i​n der Regel „Johann“, d​och erscheint e​r im ÖBL u​nter Ferdinand, i​m Gothaischen Taschenbuch u​nter Hans Ferdinand.

Wappen

Wappen der Freiherren von Kirchbach auf Lauterbach

1720/1909: Schild d​urch ein goldenes Tatzenkreuz quadriert m​it Herzschild, d​arin über v​on Silber u​nd Rot dreimal geteiltem Schildesfuß i​n Blau a​uf grünem Rasen e​ine silberne Kirche m​it rotem Dach u​nd silbernem Kreuz, a​us deren Tor e​in silberner Bach fließt, i​m rechten oberen Eck e​ine strahlende goldene Sonne. 1 u​nd 4 i​n Blau u​nter zwei geschrägt golden begrifften, silbernen Schwertern e​ine goldene Adelskrone, 2 u​nd 3 i​n Rot j​e ein rechtsgekehrter aufgerichteter silberner Löwe (nach einigen: Leopard). Auf d​em Schild r​uht die Freiherrnkrone, darüber z​wei Helme: Auf d​em rechten zwischen offenem, v​on Silber u​nd Rot übereck geteiltem Fluge e​in silberner Kirchturm m​it rotem Dach; a​uf dem linken zwischen z​wei Fähnchen a​n goldenen Turnierlanzen m​it je z​wei goldenen Troddeln, d​as rechte silbern m​it blauem Rand, d​as linke blau, e​ine goldene Lilie. Die Decken s​ind blau-golden. In Darstellungen m​it Schildhalter: Zwei vorwärtssehende natürliche Löwen (bzw. Leoparden).[10][11]

Einzelnachweise

  1. Antonio Schmidt-Brentano: Die k. k. bzw. k. u. k. Generalität 1816–1918. Österreichisches Staatsarchiv, Wien 2007, S. 86
  2. Nobilitas (Memento des Originals vom 2. April 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/adelsmatrikel.de
  3. Walter von Hueck (Hg.): Genealogisches Handbuch des Adels. Verlag C. A. Starke, Limburg an der Lahn 1986, S. 202
  4. weltkriege.at %20Johann/kirchbachjohann.htm Weltkriege.at@1@2Vorlage:Toter Link/www.weltkriege.at (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  5. J. Kirchbach
  6. Theodor Ritter von Zeynek: Ein Offizier im Generalstabskorps erinnert sich. Böhlau Verlag GmbH & Co. KG, Wien - Köln - Weimar 2009, ISBN 978-3-205-78149-3, S. 90
  7. Der österreichische Staatsrat: Protokolle des Vollzugsausschusses, des Staatsrates und des Geschäftsführenden Staatsratsdirektoriums: (21. Oktober 1918 bis 14. März 1919). Band 1, Verlag Österreich, 2008, S. 13
  8. Sport und Salon. Nr. 29, vom Sonntag, 21. Juli 1918, S. 1
  9. Mitteilungen des Dokumentationszentrums des Österr. Blasmusikverbandes. Nr. 18 - November/Dezember 2014
  10. Gothaisches genealogisches Taschenbuch der freiherrlichen Häuser, Teil B, Band 91, Verlag Justus Perthes, Gotha 1941, S. 208
  11. J. A. Tyroff: Wappenbuch der Österreichischen Monarchie. Band 35, Verlag Conrad Tyroffsches Wappen-, auch Kunst- und Kommissionsbureau, Nürnberg 1867, S. 29
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