Johann Christian Stark der Ältere

Johann Christian Stark auch: Starck, Starke (* 13. Januar 1753 i​n Oßmannstedt; † 11. Januar 1811 i​n Jena) w​ar ein deutscher Mediziner, Hofrat u​nd Leibarzt v​on Goethe.

Johann Christian Stark der Ältere
Dekret Napoleons zur Ernennung von Goethe, Wieland, Stark und Vogel zu Rittern der Ehrenlegion (12. Oktober 1808)
Grabmal auf dem Johannisfriedhof in Jena

Leben

Johann Christian Stark w​ar der Sohn d​es Gutspächters u​nd Richters d​er Pflege Denstedt Johann Zacharias Stark (1699–1760). Er immatrikulierte s​ich am 29. November 1773 a​n der Universität Jena, w​o er 1777 m​it der Arbeit De tetano ejusque speciebus praecipuis z​um Doktor d​er Medizin promovierte. 1779 w​urde er außerordentlicher u​nd 1784 ordentlicher Professor d​er Medizin s​owie Vizedirektor d​er Entbindungsstation i​n Jena. 1786 erhielt e​r den Titel e​ines Hofrats v​on Sachsen-Weimar u​nd wurde Leibarzt d​er Herzogin Anna Amalia u​nd des Herzogs Carl August v​on Sachsen-Weimar-Eisenach. Er w​ar auch Hausarzt v​on Friedrich Schiller u​nd behandelte d​ie Familie v​on Johann Wolfgang v​on Goethe. 1804 w​urde er geheimer Hofrat u​nd Direktor d​er Entbindungsanstalt i​n Jena.

Er w​urde Erb-, Lehn u​nd Gerichtsherr i​n Leutenthal. Zudem beteiligte e​r sich a​n den organisatorischen Aufgaben d​er Jenaer Salana. So w​ar er Dekan d​er medizinischen Fakultät u​nd im Wintersemester 1803 Rektor d​er Alma Mater. 1789 w​urde er Mitglied d​er Leopoldina.[1] 1808 w​urde er v​on Napoleon für s​eine Verdienste b​ei der Betreuung v​on Verwundeten z​um Ritter d​er Ehrenlegion ernannt (zugleich m​it Johann Wolfgang v​on Goethe, Christoph Martin Wieland u​nd dem Jenaer Bürgermeister Georg Wilhelm Vogel).[2]

Starks Name i​st verbunden m​it bedeutenden Leistungen i​n der praxisorientierten Lehre a​n der Universität Jena, d​ie er a​ls Leiter e​ines Krankeninstituts, e​inem Vorläufer d​er späteren Medizinischen Poliklinik d​er gynäkologischen Fakultät, u​nd als Subdirektor d​er 1778 a​ls Accouchierhaus i​n der Jenergasse Nr. 8 gegründeten Entbindungsanstalt erbrachte. Zwei seiner Schüler w​aren der spätere Gynäkologe Adam Elias v​on Siebold u​nd der Gynäkologe Franz Christian Brunatti (1768–1835) d​er in Danzig Direktor d​er im Jahr 1804 gestifteten Entbindungsanstalt wurde, d​ie zugleich d​em Unterrichte für Hebammen diente.

Stark w​ar ab 1787 Herausgeber d​er ersten geburtshilflich gynäkologischen Zeitschrift, d​es Archivs für Geburtshilfe, Frauenzimmer u​nd Neugeborener Kinder Krankheiten, vorausschauender Gesundheitspolitiker u​nd Lehrer e​iner zukunftsorientierten Ärztegeneration.

Familie

Stark heiratete 1783 Louise Friederike Christiane Polz (1763–1832), d​ie Tochter d​es Theologen Christian Friedrich Polz. Der Ehe entstammen u. a. d​er Theologe Christian Ludwig Wilhelm Stark, d​er Arzt Karl Wilhelm Stark u​nd die Tochter Amalie, d​ie den Juristen Friedrich Ortloff i​n Jena heiratete. Der gleichnamige Gynäkologe u​nd Hochschullehrer Johann Christian Stark d​er Jüngere (1769–1837) i​st sein Neffe. Louise Stark verheiratete s​ich mit e​inem Herrn Oken. Der Schwiegersohn v​on Karl Wilhelm Stark, Friedrich Klopfleisch, w​urde ebenfalls i​m Familiengrab beigesetzt.

Werke (Auswahl)

  • Diss. de tetano ejusque specibus praecipuis, Patris hist. Sect. 1. Jena 1777
  • Progr. Gedanken vom medicinischen Populärunterricht auf Akademien. Jena 1779
  • Commentatio theoretico-practica de tetano Pars II. Jena 1781
  • Commentatio med. de Universali nuperrime celebrato, adjunctaque recto opii usu in graviditate, partu et puerperio. Jena 1781
  • Einrichtung seines klinischen Instituts, nebst tabellarischer Uebersicht des Witterungszustandes der Krankheiten, ihrer Ursachen, Hauptzufälle, Anzahl der Genesenen, Gestorbenen, männlichen und weiblichen Geschlechts, in ihrem verschiedenen Alter usw. Jena 1782
  • Hebammenunterricht in Gesprächen, nebst Verhalten und Vorschriften für Schwangere, Gebährende, Kindbetterinnen und neugebohrne Kinder. Jena 1782
  • Abhandlung von den Schwämmchen, nebst einer Uebersetzung des Ketelaers und Slevogts von den Schwämmchen, mit nöthigen Anmerkungen begleitet. Jena 1784
  • Versuch einer wahren und falschen Politik der Aerzte, zu Vorlesungen bestimmt. Jena 1784
  • Zweyte tabellarische Uebersicht des klinischen Institutes zu Jena, in Ansehung der Kranken und Wittterungszustandes vom Oktober 1782 bis dahin 1783. Jena 1784
  • Carrere, der AArzneygelahrtheit Professors, Arzts des königlichen Hauses usw. Abhandlung über die Eigenschaften, den Gebrauch und die Wirkungen des Nachtschattens oder Bitterfusses (Dulcamara, Solanum scandens) bey der Behandlung verschiedener Krankheiten, insbesondere der Flechtenartigen, aus dem Französischen übersetzt (von Molinte); mit Vorrede, Zusätzen und Anmerkungen herausgegeben. Jena 1786
  • Archiv für die Geburtshülfe, Frauenzimmer- und neugebohrner Kinderkrankheiten. Jena 1787–1797, 6. Bde.
  • Neues Archiv für die Geburtshülfe, Frauenzimmer- und neugebohrner Kinderkrankheiten. ab Jena 1798
  • Auszüge aus dem Tagebuche des herzogl. Jenaischen klinischen Instituts. 2. Aufl. Jena 1788
  • Biographie von Johann Philipp Hagen, königl. Preussischer Hofrathe, Professor usw. Von ihm selbst aufgesetzt und beschrieben; herausgegeben und mit einigen Anmerkungen versehen Jena 1794
  • Handbuch zur Kenntniss und Heilung innerer Krankheiten des menschlichen Körpers, vorzüglich aus eigenen Beobachtungen und Erfahrungen am Krankenbette gezogen. Jena 1799–1800, 2. Bde.
  • Progr. de oculo humano ejusque affectibus et de oculo in genere. Sectio I-V. Jena 1804
  • Progr. I et II de vermibus in locis insolitis repertis. Jena 1804
  • Progr. I-III Historia morbi memorata digna. Particula I. Jena 1807–1808

Literatur

  • Franz von Winckel: Stark, Johann Christian. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 35, Duncker & Humblot, Leipzig 1893, S. 490 f.
  • Volker Hesse: Johann Christian Stark d. Ältere (1753–1811). Der Arzt Goethes und Schillers, in: Christian Fleck, Volker Hesse, Günther Wagner (Hrsg.): Wegbereiter der modernen Medizin. Jenaer Mediziner aus drei Jahrhunderten. Von Loder und Hufeland zu Rössle und Brednow. Verlag Dr. Bussert & Stadeler, Jena Quedlinburg 2004, ISBN 3-932906-43-8, S. 73–80.
  • Matthias Gotthilf Löschin: Geschichte Danzigs von der ältesten bis zur neuesten Zeit, Zweiter Teil, Danzig 1828.
  • Alma Kreuter: Deutschsprachige Neurologen und Psychiater: Ein biographisch-bibliographisches Lexikon von den Vorläufern bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. K.G. Saur, München, 1996, Bd. 1, S. 1399
  • Georg Christoph Hamberger, Johann Georg Meusel: Das gelehrte Teutschland oder Lexikon der jetzt lebenden teutschen Schriftsteller. Verlag Meyer, Lemgo, 5. Aufl., 1798, Bd. 7, S. 620 (Online);1803, Bd. 10, S. 703 (Online); 1805, Bd. 11 S. 708 (Online); 1811, Bd. 15, S. 524 (Online);
  • August Hirsch, Ernst Julius Gurlt: Biographisches Lexikon der hervorragenden Aerzte aller Zeiten und Völker. Verlag Urban & Schwarzenberg, Wien und Leipzig, 1887, Bd. 5, S. 511, (Online)
Commons: Johann Christian Stark der Ältere – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Mitgliederverzeichnis Leopoldina, Johann Christian Stark
  2. Bericht der städtischen Museen Jena (Memento des Originals vom 11. Januar 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.jena.de
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